Beiträge von Caecilia Marcella

    Marcella ergriff die ihr dargebotene Hand und erhob sich mit ihrer Hilfe, ließ sie dann mit einem leise ausgesprochenen "Danke" aber schon wieder los, strich sich dann mit geschickten Händen die Palla glatt.
    Die Idee, die er hatte, musste Marcella gefallen. Sie liebte die Märkte, verbrachte gerne viel Zeit dort und das selbst, wenn sie keine einzige Sesterz bei sich hatte. Natürlich war es mit schöner, aber frau konnte eben nicht immer alles haben. Heute würde sie immerhin in netter Gesellschaft und eben keiner allzu großen Gefahr ausgesetzt sein.
    "Möchtest du zusehen, wie ich mich quäle, weil ich kein Geld bei mir habe?" fragte sie Mela mit einem einschätzenden Grinsen. Sie musste nun wieder zu ihmaufsehen musste, da er groß und schlank neben ihr herzugehen begann. Gleich wirkte sie noch ein wenig kleiner, als sie ohnehin schon war. Sie warf Mimithe einen raschen Blick zu, damit die Sklavin ihnen folgte und lächelte verwegen, als würde sie etwas im Schilde führen.
    "Gut, den Spaß werde ich dir nicht nehmen. Dafür musst du dann aber im Gegenzug versprechen, dass wir uns in den kommenden Tagen wieder einmal sehen werden."

    Dieser Soldat kam vielleicht auf Ideen. Die Thermen, ja. Leider konnte sie da wirklich nicht zusammen mit ihm hingehen, hinterher würden sie eh in separierten Becken schwimmen. Marcella zeigten sein Nachdenken jedoch, dass zumindest sein Kopf jetzt schon ein wenig freier war und er sich zutraute, wieder etwas zu unternehmen. Es freute sie aufrichtig, ihm dabei Gesellschaft leisten zu können. Er hatte etwas an sich, das sie an einen ihrer verstorbenen Brüder erinnerte, doch benennen konnte sie es nicht. Noch nicht. Vielleicht würden sie sich ja öfters treffen und den anderen allmählich besser kennenlernen.
    "Vom Einkaufen?" wiederholte Marcella und sah kurz zu Mimithe. "Nein, wir waren gerade auf dem Heimweg von den Mercati. Zum Einkaufen hatte ich leider gar kein Geld mit, weil mein Onkel befürchtet, ich würde irgendwann all sein Geld für neue Stoffe, Schmuck und Kinkerlitzchen verprassen."
    Das Mädchen schmunzelte, als würde sie kein Wässerchen trüben konnen, aber ein kesses Aufblitzen in ihren Augen verriet mehr über sie, auf die die Berufsbezeichnung "modebewusste Triebtäterin bei den Stoffhändlern" am ehesten zutraf. Nachdenklich schürzte sie die Lippen.
    "Er wird sich wahrscheinlich schon wieder Sorgen machen. Er ist sehr streng, weißt du?" seufzte sie und lächelte Mela im nächsten Moment schon wieder fröhlich an. "Aber du kannst mich gern noch nach Hause begleiten. Ich würde mich dann gleich viel sicherer fühlen."
    Sie zwinkerte.

    Was zum Hauen! Marcella sah hektisch umher und schob dabei das Kinn ein wenig vor, bis sie schließlich die Bürste in den Händen hielt und damit blindlinks nach hinten ausschlug, natürlich nicht doll. Wenn man die beiden so sah, konnte man sich glatt täuschen und denken, es wären Geschwister.
    "Bleib mir mit der Schere fern! Da wird nichts abgeschnitten, auch nicht vom Unterhaar." bestand Marcella. Sie war doch kein Schaf oder sonst ein puscheliges Tier, bei dem so ein Loch nicht auffiel. Für diese Anordnung folgte die Strafe zugleich. Mimithe ruckelte an ihrem Kopf herum, dass Marcella in der Tat die Tränen in die Augen stiegen. Immerhin verstopften ihre Ohren nicht, sodass sie Mimis Frage noch verstand.
    "Habt ihr... Autsch! Ob ihr zum Beispiel auch so große Häuser wie diesesdort habt. Au! Und wie groß eure Dörfer sind. Was machen Mädchen in meinem Alter in Germanien?"

    Seinem Blick nach zu urteilen hatte sie vielleicht genau die Worte getroffen, die Mela hatte hören müssen, um wieder zu sich zurück zu finden. So lächelte sie ihn warmherzig an, sogar als er sich zu ihrem Vater äußerte und sie leicht, gar ein wenig verträumt mit dem Kopf nickte.
    "Ja." Mehr antwortete sie nicht, sondern sah einen Moment in eine undefinierbare Ferne. Dass ihr Vater tot war, würde Mela vielleicht ein andernmal erfahren. In diesem Gespräch ging es jedoch um ihn, den Soldaten und selbstlosen Frauenretter.
    Sie schwiegen gemeinsam einen Moment, aber irgendwann wandte Marcella ihm wieder den Kopf zu, die Lippen immer noch fein zu einem aufmunternden Lächeln gekräuselt, als würde es ihrem Gesicht immer und zu jeder Zeit anhaften, und ihre dunklen Augen sahen ihn aufmerksam an.
    "Was wirst du nun tun?" fragte sie, denn je nachdem wie er auf die Frage antworten würde, würde sie erfahren, ob der gutaussehende Petronier bereits schon wieder so weit war und nach vorn blicken wollte.

    Während ihr Kopf beständig bearbeitet wurde, sah Marcella grimmig in den Spiegel und dort in Mimithes Gesicht. Die Sklavin war wohl von Natur her jemand, der den Tag so früh es ging begann.
    "Ich bin doch aber gar kein Vogel..." maulte sie im Scherze und seufzte dann geschlagen, schmollte gar ein wenig. "Ich müsste ja schon ganz schlaffe Haut haben, wenn das mit den Falten stimmt, wie du sagst.... Bevor du meine Sklavin wurdest, habe ich nämlich immer länger geschlafen. Und? Hat es mir geschadet? Ich find nicht." Sie sah sich genaustens im Spiegel an, kniff ihre Augen abwechselnd zusammen und stubste die Nase an. "Oder?"


    Marcella beobachtete Mimithe mit einem mütterlichen Lächeln, als sie vom Heimweh sprach und einen Moment tatsächlich so aussah, als würde sie leiden. Sie betrachtete die junge Frau einen Moment nachdenklich, dann sah sie irgendwo anders hin. Ehe sie aber irgendetwas über Germanien fragen konnte, zupfte Mimithe in ihren Haaren herum.
    "Abschneiden?" rief sie entgeistert und ertastete den Knoten. "Nie und nimmer. Wie sähe denn das dann aus? Mit einer so zerrupften Frisur könnte ich wirklich niemanden mehr beeindrucken. Versuch es bitte nochmal, Mimithe. Irgendwie muss das auch ohne die Schere zu machen sein. Ein paar Haare weniger, in Ordnung. Aber nicht gleich so viel weniger!"
    Was für ein Morgen. Marcellas Herz klopfte schon ganz schnell vor Aufregung.

    Mit ihren Augen verfolgte sie die Fingerbewegung Melas und verzog einen Moment das Gesicht, als würde sie den Schmerz spüren können, dann folgte sie jedoch wieder nach wie vor ernst seiner Erzählung. Was sie da hören musste, ließ sie eine Gänsehaut bekommen und einen Moment betreten zu Boden blicken. Schließlich atmete sie hörber ein und aus und sah Mela mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen an.
    "Verrückt, ja. Aber wie ich das sehe, hast du zu keinem Zeitpunkt etwas Falsches getan. Du warst aufrichtig und ehrlich und selbst wenn du nicht dafür gesorgt hast, dass euch jemand begleitet, trifft dich keine Schuld für das was geschehen ist. Du bist verliebt, da vergisst man solche Dinge nun einmal schnell." sprach sie mit weicher Stimme und neigte den Kopf ein wenig, um Mela besser und aufmunternder ansehen zu können.
    "Diese Frau darf sich glücklich schätzen, dass du bei ihr gewesen bist. Weißt du, warum ich das denke? Weil du ihr, trotzdem sie mit deiner Liebeserklärung nicht umzugehen gewusst hatte, wie ein Edelmann zur Seite gestanden hast und dich hinterher noch um sie sorgtest."


    Marcella machte eine Pause und musterte das Gesicht des Petroniers. Er war sehr traurig, das war ihm anzusehen. Sie war zwar selbst noch nicht verliebt gewesen, aber sie vermutete, dass diese Traurigkeit noch eine Weile lang anhalten würde.
    "Alles geht zu Ende, auch das Leiden wird enden. Das hat mein Vater gesagt, wenn ich einmal sehr traurig war."
    Weiter sagte sie nichts, sondern sah Mela mit einem lieben Lächeln an.

    Marcella war aus ihrem einfachen Nachtgewand geschlüpft und hatte die Sklavin ihre Tunika anlegen lassen. Bevor Mimithe den Stoff glatt strich, raffte sie den weichen Stoff unter den Brüsten und in der Taille mit je einem Band, sodass alles regelkonform saß. Und dann musste der Blick der Sklavin unweigerlich auf den Knoten fallen, der Marcella vom Kopf fiel. Tat er auch, wie Marcella am dramatischen Ausruf der Germanin erkannte und sich deshalb zu ihr drehte.
    "Das ist ganz allein deine Schuld, Mimithe! Wenn du mich nicht so gemein geweckt hättest, müsstest du auch nicht wieder so viel in Ordnung bringen müssen." antwortete Marcella ihrer Sklavin mit gespielter Entrüstung, grinste dann verspielt und setzte sich vor die kleine Kommode, auf der ein großer Spiegel stand. Mimithe würde sich sogleich hinter sie stellen und damit beginnen, ihr Haar zu pflegen. Sonst genoss sie diese Minuten immer, aber heute würde sie wohl einige Haare lassen. So ein Pech aber auch.


    Mittendrin fragte sie ihre Sklavin: "Magst du mir etwas über deine Heimat erzählen? Germanien. Wie ist es dort, wo du herkommst?"

    Marcella versuchte Melas Ausführungen zu folgen und machte sich gedanklich einige Notizen. Offensichtlich hatte er das alles einmal loswerden müssen, es sprudelte ja nur so aus ihm hervor. Unentwegt sah sie ihn an und nickte zum Zeichen, dass sie aufmerksam zuhörte und verstand, mit ihrem Kopf. Zum Ende war sie sogar leicht geschockt.
    Dann machte er eine Pause und sah sie an. Sie konnte sich nicht wirklich vorstellen, was es hieß, solch ein Erlebnis zu haben und zur gleichen Zeit jemanden zu lieben, der einen nicht wiederliebte. Sie hatte ein Gefühl wie Liebe bislang nur für ihre Brüder und ihren Vater sowie Crassus empfunden.
    Immer noich blinzelnd sah Marcella den Soldaten mit ihren großen, dunklen Augen kritisch an.
    "Aber es ist ihm nicht gelungen....?" fragte sie dann. Alle anderen Fragen waren gegen diese glatt unwichtig. Und dabei dachte sie gleichermaßen an die Frau wie an Mela. Mehr jedoch an ihn, der vor ihr saß.

    Es fiel ihm doch ganz schön schwer, offen und ehrlich zu reden. Marcella lächelte und hätte ihn am liebsten erlöst, doch da raffte er sich auf und sprach offen aus, was ihm momenten große Schmerzen bereiten musste. Er war wohl unglücklich verliebt. Wie unglücklich er darüber war, las sie in seinen Augen, die sie direkt ansahen.
    Crassus hatte ihr einmal gesagt, dass Frauen mit Blicken und Bewegungen viel aussagen konnten und das Männer ihnen soetwas schnell glaubten. Er hatte ihr empfohlen deswegen immer sparsam zu sein, wenn sie einem Mann gefiel (und andersrum) und er selbst nicht dabei war.
    "Woher weißt du das? Hat sie es dir gesagt?" fragte sie und stellte sich gleichzeitig die Frage, ob sie einem Mann vielleicht schonmal Blicke geschenkt hatte, die ihn mehr erhoffen ließen. Sie war sich keiner Schuld bewusst. Warum aber sollte sie ihm Aufmerksamkeit schenken, wenn es ihr gar nicht ernst war? Marcella verstand nicht.

    "Warum nicht. Weiße Palla." antwortete Marcella ihr gut gelaunt mit einem Nicken und einem Lächeln. Weinrot und weiß war eine schöne Farbkombination und sie hatte ihr immer ganz gut gestanden.
    Marcella legte das Handtuch beiseite und sah einen Moment hinaus. Die Sonne stand schon am Himmel und es versprach schon wieder ein sehr warmer Tag zu weren. Dieses Sommer hatte es in sich.
    Beinahe eine Woche lang war Mimithe nun ihre Sklavin. Crassus, Marcellas Onkel, hatte sie ihr gekauft. Eine bessere Sklavin hätte sie sich nicht wünschen können. Mimithe war etwa in ihrem Alter und stammte zwar aus ganz anderen Verhältnissen, war dafür aber eine ganz excellente Gesellschafterin. Wenn Langeweile aufkam, brauchte Marcella nun nur noch Mimithe rufen, zusammen fiel ihnen dann schon eine Beschäftigung ein. Ja, sie war ein Gewinn.

    Ah, nun also fing er an, sich ihr zu öffnen. Marcella erwiderte erst einmal gar nichts, sondern hatte sich unbemerkt einen Zipfel ihrer Tunika gegriffen und friemelte daran herum.
    Er hatte also gar nicht nachgedacht, sondern sich selbst bemitliedet. Die junge Frau nickte gedanklich, eigentlich hatte sie nichts anderes gedacht. Es sollte ja Menschen geben, die in den seltsamten Posen große Ideen hatte, aber so wie Mela vorhin dagesessen hatte, bezweifelte sie doch stark, dass er einfach nur nachgedacht hatte.
    Und es ging also tatsächlich um eine Frau. Wieder nickte Marcella gedanklich und betrachtete ihn von der Seite. Hatte er vielleicht Probleme mit seiner Ehefrau? War er unglücklich verliebt? War sie gestorben?


    Er sprach jedoch nicht weiter, was Marcella blinzeln ließ. Ah ja. Kam da noch etwas? Sie war versucht, sich hinter dem Ohr zu kratzen, unterließ das jedoch und neigte den Kopf ein wenig vor. Sollte sie ihn fragen oder würde er irgendwann von allein weitersprechen?
    "Was ist mit ihr?" fragte sie schließlich und legte beide Hände brav übereinander.

    Ihr Geist war eigentlich schon vom Boden aufgestanden, hatte sich eine Farbe ausgedacht und wartete darauf, dass Mimithe ihr die passende Tunika reichte. Ihr Körper jedoch verweilte auf dem Boden und ertarrte, als Mimithe die Vorhänge aufriss und gleißendes Licht ins Zimmer fiel. Reflexartig kniff Marcella die Augen zu, aber bald hatten sich ihre Augen an das Hell gewöhnt.
    "Keine Angst, Mimithe, ich bin ganz bestimmt hellwach..." kommentierte nun Marcella Mimithes Tun und erhob sich, denn der Boden war kühl. Dann ging sie zu einer Schüssel und wusch sich das Gesicht.
    "Emmm... Welche Farbe trug ich gestern?" fragte sie mehr sich selbst, als sie sich das Gesicht trocknete und sah sich um. "Ah, ich sehe. Dann werde ich heute.... heute weinrot tragen. Weinrot?"


    Das war dann also der Startschuss für die Sklavin, der Herrin die Tunika rauszusuchen, ihr beim Ankleiden zu helfen und sich hinterher an ihren Haaren zu schaffen zu machen. Marcella war schon gespannt, ob Mimithe das schaffen und wie lange es dauern würde, bis alles passabel saß.

    Nun musste sie doch mal ganz leise kichern. Sein Blick war wirklich bare Münze wert, als er zu ihr kam, die einladende Hand ausschulg und sie stattdessen flüchtig, eine Hand in ihrem Rücken, in Richtung Bank schob, zog, was auch immer. Er war gut erzogen, schloss sie daraus und setzte sich zu ihm auf die Bank, einen gewissen Anstandsabstand ganz von allein wahrend.


    "Wirklich?" hakte sie mit hochgezogenen Brauen nach, als er meinte, auch er habe keine Angst vor ihr. "Du kennst meinen angsteinflößenden Blick nur noch nicht!" Aber zeigen tat sie ihn jetzt nicht. Albern, allein die Vorstellung.
    Mela sah einen Moment zu Mimithe, die zurückhaltend ein paar Schritte neben der Bank wartete. Währenddessen studierte sie sein Profil, fragte sich, was nun kommen würde und nahm sich vor, ihm nach diesem Gespräch nicht ohne eine Verabredung zu entlassen. Sie hatte gerade noch Zeit auch kurz zu ihrer Sklavin zu sehen, dann sah Mela zu ihr zurück.
    "Ich weiß nicht." antwortete sie ihm ehrlich. "Vielleicht, weil du von mir beim Nachdenken gestört wurdest. Oder weil ich mich in der Casa nur langweile und ein wenig Gesellschaft nicht schaden könnte. Oder einfach, weil ich es nicht gut finde, wenn jemand mit seinem Kummer allein ist. Selbst, wenn er damit allein sein möchte und er fremd ist, kann man ihm doch zumindest ein Angebot machen."
    Sie dachte einen Moment nach und musterte dabei lächelnd sein Gesicht.
    "Zugestimmt hast ja du."

    Bei Marcella waren es meist die Brüder gewesen, die sie ins Balgen mit einbezogen hatten. Zumindest in den sehr frühen Jahren. Später hatten sie es sich anscheinend nicht mehr getraut, denn dann hatte Marcella irgendwann angefangen zu kreischen und alles zu petzen, wenn man sie nicht schnell wieder in Ruhe gelassen hatte. Und das war in der Regel bei drei Brüdern, die nicht wussten, wann Schluss ist, beinahe immer der Fall.


    Als Mimithe sich "übergab" (Marcella hatte vorher schon Schmerzen im Bauch gehabt, aber jetzt wurden sie noch schlimmer!), kniete Marcella mit ihren zwei flauschigen Waffen bei ihrer Sklavin, die ohne ein Kissen völlig ausgeliefert gewesen war. Das Schwenken der Decke als Zeichen der Kapitualtion akzeptierend, japste Marcella nach Luft und grinste hinterher ihre Sklavin an.
    "Wenn dann ergibst du dich..." verbesserte sie und strich sich die Haare hinter die Ohren. "Niederlage anerkannt. Dann kannst du ja gleich deine Schuld als Unterlegene begleichen und meine Haare bändigen."
    Marcella grinste und schüttelte den Kopf, sodass struppige, dunkle Strähnen wild umherflogen. Am Ende grinste sie zwischen ihnen hindurch Mimithe an. Na, das würde heute sicherlich ziepen.

    Marcella schmunzelte erneut. Sie fand es niedlich, wie er sich geradezu verlegen am Hinterkopf kratzte und offensichtlich in alle möglichen Richtungen dachte. Sie wartete noch seine Frage ab, dann sah sie hinüber zu der Bank und wieder zu ihm. Einen Moment überlegte sie, aber dann streckte sie unerschrocken ihre Hand in Melas Richtung aus, die Handfläche nach oben.
    "Einverstanden. Und ich versichere dir auch, dass ich keine Angst vor dir habe." Natürlich scherzte sie nur und zeigte ihm das, indem sie zwinkerte. Ihr selbst war auf den Straßen noch nichts zugestoßen und so konnte es gut sein, dass sie diese lauernde Gefahr unterschätzte.
    Ob er ihre Hand ergreifen würde? Im Grunde war es nur eine freundliche Aufforderung und der Versuch ihm ein wenig seiner Anspannung zu nehmen. Dass er vor ein paar Wochen so ein einschneidendes Erlebnis gehabt hatte, konnte sie ja nicht ahnen.

    Marcella grinste selbstgefällig, dann jedoch sah sie was weißes zurückfliegen und fing das Kissen gerade so noch mit Müh und Not. Amüsiert lupfte sie über den Rand des Kissens hinweg, da rauschte Mimithe schon auf sie zu. Im Grunde genommen konnte Marcella nichts anderes mehr tun, als ihrem Ende mit großen Augen und zuckenden Lidern entgegensehen. Dann hatte die Sklavin ihr das Kissen schon weggeschnappt und es ihr auf den Kopf gehauen.
    Im ersten Augenblick noch sichtlich verdattert, griff nun Marcella nach dem Kissen und versuchte es Mimithe wegzunehmen.
    "Na warte!" drohte sie ihr dabei und zerrte und machte, bekam das Kissen aber nicht aus der Hand der Germanin, dafür aber noch eine Kopfnuss oben drauf.
    Nun war Marcellas Kampfesgeist wiedererweckt. Sie schnappte sich ein zweites Kissen und pfefferte es mit Schmackes um die Ohren ihrer Sklavin.


    "Ätsch!" quietschte sie vergnügt und grinste Mimithe, das Kissen in ihrer Gewalt als Schutzschild nutzend, siesgessicher an.

    Sie grinste kess. Da hatte sie ihn nun aber ordentlich verblüfft. Jaja, sie wusste schon ganz genau, wie es unter Brüdern so zuging. Sie hatte zwischen Dreien von ihnen gesteckt und Tag ein, Tag aus ihre Spielchen studiert. Lange war es her. Inzwischen waren zwei ihrer Brüder verstorben und sie fehlten ihr sehr.
    Mela unterbreitete den Vorschlag mit der Taverne und Marcella sah ihn fragend an. War ihm das Treiben in den Tavernen nicht zu bund, wenn er ihr ihr Herz ausschütten wollte. Also Marcella würden schmatzende Händler am Nebentisch und gelangweilte Jünglinge beim Geldverprassen stören.
    "Meinetwegen. Aber wenn dir ein ruhiger Ort lieber wäre, dann würde ich auch mit der Revange zu unserem nächsten Treffen vorlieb nehmen." Wieder zwinkerte sie und überließ es somit ganz ihm, wohin sie gingen. Ihn von der Idee mit der Schuld abzubringen, daran dachte Marcella gar nicht. So würde es ein Wiedersehen geben, hoffte sie bereits. Und wenn er auf den Tavernenbesuch bestand, würde sie sich eben etwas andres einfallen lassen.
    "Hm?" hakte sie nach und lächelte ihm mit geneigtem Kopf zu.

    Wie sollte man denn da noch ernst irgendein Vorhaben verfolgen? Marcella sah Mimithe entgeistert an, lachte und schüttelte den Kopf.
    "Kohldampf?" lieferte sie ihr auch dieses Wort nach und streckte sich dann ausgiebigst, immer noch halb auf dem Bett sitzend. Hatte das Sklavenmädchen es mal wieder geschafft, sie ruckzuck aus den Federn zu vertreiben. Und das auf eine so angenehme Art und Weise. Marcella wusste hinterher immer gar nicht, ob sie Mimithe böse sein konnte oder nicht.


    Wieder musste Marcella schmunzeln, als die Sklavin ihr versprach, sie würde sie an den Bettentausch erinnern. Dem war Marcella sich gewiss.
    "Das hatte ich mir gedacht..." Es war also wirklich noch keiner wach und sie hätte auch noch tief und fest schlafen können. Mimithe fand das lustig. Natürlich fand sie das.
    Ehe Marcella aufstand, hatte sie ein Kissen genommen und warf das nun auf Mimithe. Hinterher grinste sie.

    Marcella schmunzelte und formte mit den Lippen ein stummes "Au!", was sie auf die geschüttelten Fäuste bezog und sah kurz zu Mimithe, die immer noch brav auf ihre Herrin wartete. Scheinbar würde sie das auch noch einen Moment tun müssen, denn doch noch nahm Mela ihr Angebot an. Wegen der Bemerkung betreffs seines Bruders zwinkerte sie und wiegte ihren Körper zweimal hin und her.
    "Keine Angst. Wir Mädchen neigen nicht dazu wie die Brüder einen hinterher mit dem, was man ihnen anvertraute, aufzuziehen."
    Dabei dachte sie nicht von ungefähr an ihre Brüder. Sie hatten ihrer kleinen Schwester zwar selten etwas erzählt, dafür aber sich gegenseitig, was wohl hin und weder ein Fehler gewesen war. Sie hatten sich damit nämlich eigentlich immer gegenseitig aufgezogen. Ja, und so hatte klein Marcella schließlich doch von vielem Wind bekommen, was nicht für ihre Ohren bestimmt gewesen war.
    "Setzen wir uns wieder?" fragte sie schließlich und musterte den Petronier mit wohlwollender Miene.

    "Und wenn ich noch gar keinen Appetit habe...?" murmelte Marcella und gähnte herzhaft, womit ihr dunkles Haar noch wirrer um ihren Kopf fiel. Mimithe schnitt ihr den Weg zur Decke ab, was sie mit einem Murren und gequälter Miene quittierte. Dann war es einen Moment lang ruhig, Marcella glaubte schon, sie würde gleich wieder ihren Träumen nachjagen dürfen, da hörte sie einen Laut der Verwunderung von ihrer Sklavin und zuckte leicht zusammen. Mit nur einem offenen Auge folgte sie dem Blick der Sklavin auf das Betttuch.
    Sanft? Marcella musste nun das erste mal an diesem Tage lächeln, schüttelte leicht den Kopf und rieb sich dann über die Augen. Mit dem Schlafen würde eh nichts mehr werden. Und dann sah Mimithe sie musternd an und Marcella hielt im Augenreiben inne. Zuerst nur, weil sie den ersnten Blick des Mädchens nicht zu deuten wusste, dann aber auch wegen dem, was sie fragte. Sie brauchte einen Moment, um wirklich zu verstehen, dann blinzelte sie einmal und wurde den Göttern sei Dank von Mimithe erlöst, die wohl nur Schabernack mit ihr trieb.


    "Das heißt nicht sanft, sondern weich. Das Bett ist weich. Sanft können Berührungen sein." erklärte sie dem Mädchen und sah es nachdenklich an. Natürlich würde es gerne einmal in einem Bett wie diesem hier liegen. Marcella wollte gar nicht wissen, wie hart die Pritschten in den Unterkünften der Sklaven sein mochten.
    "Ich überleg mir das mit dem Bettentausch mal." antwortete sie schließlich noch, lächelte Mimithe vertrauensvoll an und mühte sich aus dem Bett.
    "Ist denn überhaupt schon jemand wach?"