Beiträge von Caecilia Marcella

    Sim-Off:

    Genau! =)


    Ein Glück wusste sie, dass sie Crassus Vorschlag nicht für voll nehmen musste. Was die Kleiderordnung betraf, war er durchaus seinem Rang angepasst streng. Marcella tat trotzdem empört, schnupperte dann jedoch die sichere Luft des Sieges. Sie hatte ihren Onkel erfolgreich weich geklopft! Marcella grinste, ließ es aber wie ein total glückliches Lächeln wirken und fiel ihrem Onkel um den Hals, um ihm einen dankbaren Schmatzer auf die Wange zu setzen, dann grinste sie jedoch wirklich.
    "Du hast im Verlauf der vergangenen 10 Minuten zwar auch einige unbrauchbare Ideen gehabt, aber diese gefällt mir ganz vorzüglich!"
    Sie zwinkerte und nickte brav, als er also doch noch mit geschlagener Miene auf ihren Vorschlag einging.
    "In Ordnung. Ich würde doch niemals über die Strenge schlagen wollen. Dafür hast du mich viel zu gut erzogen."
    Auch wenn sie ihm damit ein wenig die Niederlage zu versüßen hoffte, fand sie natürlich, dass das auch tatsächlich zutraf. Wie sonst hätte sie ein so geschicktes, diplomatisches Händchen beim Handeln und Überzeugen erwerben können? :D


    Marcella grinste ihrerseits Macro an und sah einen Augenblick lang zu Crassus, ehe sie unbeschwert und frech antwortete.
    "Was meinen hübschen Onkel anbelangt, wage ich keine Prognosen für sein Abendprogramm zu stellen. In letzter Zeit erwies er sich da doch als etwas wankelmütig. Ich hoffte ja, dass eine Frau dahintersteckt, aber ich weiß nicht so recht... Mir scheint, es ist keine hübsch genug, um seinen Ansprüchen zu entsprechen. Was mich anbelangt, bin ich abends meist hier in der Casa, da es draußen zu gefährlich wäre. So auch heute."
    Sie musterte Macro einen Moment und setzte kess hinterher:
    "Wieso? Ein gutaussehender Caecilier wie du wird doch nicht etwa keine Verwendung für einen Abend wissen?"

    Marcella besah sich Melas Vorführung zuerst kritisch. Dann jedoch lächelte sie und sah ihm nach. Bei ihm sah das alles so spielerisch und selbstverständlich aus. Wie als wäre er eins mit seinem Pferd. Ein hübscher Rappe war das. Kraftvoll und elegant, obwohl er im Kampf sicherlich jede Menge Gegner umwerfen konnte. Mela und er passten zueinander, fand Marcella. Ja, es bereitete ihr großen Spaß, den beiden zuzusehen, weil sie so gut harmonisierten. Es war eindrucksvoll und Marcella konnte nicht mehr die Augen von den beiden nehmen. Natürlich vorwiegend dem Reiter.
    Dann plötzlich stand er neben ihr und munterte sie auf, dass sie das auch lernen konnte. Marcella lächelte und senkte den Kopf, weil sie sich fast ein wenig ertappt vorkam.
    "Natürlich schaffe ich das" antwortete sie ihm gespielt arrogant und brachte ihre Füße in die richtige Stellung. Dann lief Falbala gemächlich los, aber diesmal ließ Marcella sie nicht wieder stehen bleiben. Das Prinzip des Lenkens hatte sie schon häufig beobachtet, sodass sie zaghaft zwar aber mit Erfolg sogar einen großen Kreis mit der Stute vollführte. Dabei hielt sich jedoch mindestens eine Hand immer am Sattelknauf und drückte die Beine nur vorsichtig in den Bauch. Ihr Herz klopfte vor Aufregung schneller.
    "Sie ist ein gutes Pferd. Ich tu kaum etwas. Wahrscheinlich errät sie einfach meine Gedanken und führt sie aus."
    Marcella grinste und versuchte die Stute zurück zu Mela zu lenken.

    Von wegen! Marcella war ja beinahe enttäuscht, wie wenig ihrem Onkel ihre Versprechen zu bedeuten schienen. Sie hatte doch Anstand und Ehre. Oder war sie wirklich so schlimm, bemerkte das aber gar nicht, weil es für sie schon so normal geworden war, den armen Vaterersatz anzupumpen, wann immer es die Umstände erforderten?
    "200?" wiederholte Marcella nachdenklich und versuchte sich in Gedanken ein Bild der Tunika zu machen, die sie bald tragen würde. Dazu malte sie mit ihren Fingern in der Luft herum und biss sich auf die Innenseite ihrer Wange. Als sie Crassus fragenden Blick sah, ließ sie die Hände sinken und sah ihn fragend an.
    "Was denn? Ich versuche nur gerade herauszufinden, wo ich das Loch in der Tunika am besten kaschieren kann, das durch die fehlenden 50 Sesterzen entsteht. Ich könnte hinten ein Quadrat freilassen, müsste dann jedoch meine Haare immer offen tragen, wenn ich die Tunka tragen möchte, damit nicht jeder meinen Rücken ansehen kann, oder aber mein linkes Bein bis etwa hier -" (sie zeigte es) "- entblößen. Das wäre durchaus etwas gewagt und es würde sicherlich recht albern aussehen, aber... Der Zweck heiligt schließlich die Mittel, nicht wahr?"
    Sie sah Crassus etwas zweifelnd an, seufzte dann und zog einen leichten Schmollmund. Wenn er ihr doch noch die 50 Sesterzen gab, würde sie sich außerdem die wunderschönen, goldenen Fiebeln kaufen können, die so perfekt zum Stoff passten.


    Nein, Marcella konnte sich an einen Jungen namens Kaeso Macro nicht erinnern. Neben ihren Brüdern waren damals so viele Jungen und junge Männer ein- und ausgegangen. Außerdem waren bis zu einem bestimmten Alter eh alle Jungen doof gewesen. Macro war sicher einer von ihnen gewesen. Ihre Brüder hatten zu dieser Zeit ganze Arbeit geleistet.
    "Afrika? Das sagt mir kaum etwas. Es liegt sehr weit weg, oder? Ist Afrika nicht das Land, in dem die Menschen alle verbrannt sind? Ich habe schon ein paar von Ihnen auf dem Mercatus gesehen, mich aber nicht getraut zu fragen, ob ihre Haut nie wieder hell wird."
    Meinte sie es ernst? War sie so naiv, wie sie es vorgab zu sein? Marcella? Eigentlich fiel es schwer zu glauben, zumal sie eben grinste.

    Lachte er über sie? Oder mit ihr? Marcella zweifelte einen Moment, dann aber wurde sein Lachen ansteckend und ganz kurz lachte sie ebenfalls. Dann nickte sie und wollte gerade nochmal versuchen, da sprach er schon vom Erhöhen des Schwierigkeitsgrades. Sie hielt inne, lauschte ihm und musterte, wie er ihr einbeinig stehend vormachte, was sie tun sollte. Es sah schon komisch aus. Wieder zuckten ihre Mundwinkel, aber sie verhinderte ein Grinsen oder gar Schlimmeres.
    Marcellas Zehenspitzen neigten sich in Folge dessen mal mehr, mal weniger nach oben. So wirklich verstand sie nicht, zumal das doch ganz schön anstrengend werden würde, wenn sie die Füße immer so halten musste. Sie sah ihn skeptisch an.
    "Wie? Also so? Oder so? Ja, zeig es besser, bevor ich erneut herunter falle."
    Wo der Gedanke ihr doch so gar keine Angst mehr bereitete.

    "Griechenland? Oh, davon habe ich schon so viel gehört. Ich wünschte, ich könnte es mir einmal ansehen. Wie war es dort? Hat es dir gefallen?"
    Marcella hörte den Berichten über Griechenland gerne zu. Es war ein so fernes Land, für ein Mädchen wie sie voller Schönheit, Geheimnissen und Rätseln.
    Marcella seufzte mit, grinste dann jedoch verschmitzt, während die beiden Mädchen ihren Weg fortsetzten.
    "Am östlichen Rande des Marktes gibt es einen Platz, an dem ich mich sehr gerne aufhalte. Weißt du warum? Weil es dort ein paar Pflastersteine gibt, die weiter als die anderen Steine hervor stehen. Ich setze mich dort gerne auf die Bank, esse ein paar Datteln und sehe den Menschen zu, wie sie einer nach dem anderen über die Steine stolpern. Manchmal entbrennen regelrechte Schlägereien daraus! Manchmal verschüttet jemand auch einen Korb Früchte und alle um ihn herum rutschen darauf aus."
    Marcella grinste. Ja, man konnte sich gut unterhalten, wenn man wusste, wo man zugucken musste.
    "Ah, da ist er ja. Mein Lieblinsstand. Mein Lieblingshändler."
    Schnurstracks steuerte das zierliche Mädchen auf die ausgelegten Stoffe zu, die weiter hinten auf den Tischen lagen, wo die Menschen nicht so leicht heran reichten. Sie strich über den weichen, schimmernden Stoff und sah Calvina schwärmerisch an.
    "Meine Lieblingsstoffe. Fühl mal."

    Der Rohrstock fehlte! Marcella musste unweigerlich an eine Szene aus einem Stück denken, in der ein griechischer Lehrer seine Zöglinge mit einem Rohrstock maßregelte, wenn sie einen Fehler begangen.
    Die Zügel locker lassen und die Waden an den Pferdebauch drücken. Marcella grinste und versuchte den Stoff ein Stückchen weiter herunter rutschten zu lassen, ohne die Hände zur Hilfe zu nehmen, denn das Sortieren war so eine Sache für sich. Dann nahm sie das innere Fleisch ihrer Wange zwischen die Zähne, ließ die Zügel ein wenig durchhängen und drückte ganz sacht die Waden in den Bauch der ruhigen Stute. Nichts tat sich.
    "Ist sie etwa eingeschlafen?" fragte Marcella und reckte sich ein wenig, aber außer den Ohren und den gewaltigen Backentaschen sah sie nichts weiter. Stattdessen wiederholte sie das Manöver, nur diesmal nicht mehr ganz so zaghaft.
    Und siehe da, die Stute lenkte ihre Aufmerksamkeit auf ihre Reiterin, geriet ins Schaukeln und tat ein paar müde Schritte, ehe sie wieder stehenblieb. Es fehlte nur noch ein quietschendes Geräusch rostender Gelenke, fand Marcella, die sogleich erfreut triumphierte.
    "Ha! Hast du das gesehen? Sie ist gelaufen! Mindestens drei Schritte."
    Marcella grinste und sah Mela voller Stolz an, dann jedoch wurde ihre Miene nachdenklich.
    "Und was tu ich, damit sie dann auch weiterläuft?"

    Marcella schüttelte lachend den Kopf. Wenn so einer ihr Vormund war, wie sollte man dann noch erwarten, dass etwas Vernünftiges aus ihr wurde? :D
    Ab und zu oft. Sie würde sich vorerst damit zufrieden geben, aber sicherlich würde sie ihn mit einem kreativeren Einfall übertrumpfen können.
    "Aber Onkel..." jammerte Marcella und setzte nun oben erwähnten, berüchtigten Schmollmund ein, "Du musst das aus einer ganz anderen Sicht betrachten. Hör zu und lerne: Wir leben heute in einer Welt, in der nichts umsonst ist, leider eben auch nicht die Stoffe, die wirklich etwas wett machen. Nun stell dir doch mal vor, wir beide gehen mal wieder ins Theater oder zum Gelage bei einem der ehrwürdigen Senatoren. Hunderte von Augen sehen dich, den großen Prätorianerpräfekten in edler Montur. Und dann mich, in einem Stoff, der schon zwei Jahre alt ist und... nicht wirklich edel erscheint. Wie, mein lieber Onkel, frage ich mich, willst du da einen geeigneten Mann für mich finden? Sie müssen alle denken, dass ich keinen Wert aufs Äußere lege, wenn sie mich in Tuniken wie dieser hier beispielsweise sehen. Wäre denn das nicht vollkommen unpassend?
    Und jetzt stell dir vor, ich trage jenen Stoff und er schimmert im Licht der Fackeln. Er ist von roter Farbe, aber die Schatten, die die feinen Falten werfen, schimmern matt in einem Purpurton. Dann wäre es möglich, dass sich die ganz hohen Herren bei dir melden und um deine Gunst werben."
    Marcella übertrieb maßlos, aber sie wusste, dass Crassus ihr Gerede bald zu viel werden und er nachgeben würde. Trotzdem war es an der Zeit ein kleines Eingeständnis zu machen, dass Marcella freilich schon im Voraus einkalkuliert hatte. :D
    "Aber ich sehe ein, dass 300 Sesterzen wirklich viel sind. Sehr viel und ich würde mir wohl die Hände blutig arbeiten müssen, um sie aus eigener Kraft aufbringen zu können. Es wäre eine Herausforderung, den Händler um weitere 50 Sesterzen herunter zu handeln. Aber ich denke, es wäre in seinem Interesse. Was denkst du?"
    Sie sah ihn verschwörerisch an, dann fiel ihr noch etwas ein. Ein Druckmittel.
    "Und wenn ich dir verspreche, dass ich die nächsten dutzend Tage nichts mehr von dir verlangen werde, das über ein wenig väterlichen Rat und liebevolle Zuwendung hinaus ginge?"
    Sie klimperte mit ihren langen Wimpern und lächelte bezaubernd.


    Kaeso. Marcella hatte ihn in der vergangenen Zeit zwar ein paar mal gesehen, aber meistens hatte sie keine Zeit gehabt, um dem vermeintlichen Besucher näher zu kommen.
    "Nein, eigentlich nicht. Im Grunde genommen bin ich mein ganzes Leben lang schon hier. Onkel Crassus hat meinen Vormund übernommen" antwortete sie und lächelte.
    "Aber du nicht. Du bist erst seit kurzem hier. Warst du auf Reisen?"

    Das Pferd, richtig. Marcella grinste, faltete die Hände und sah sich kurz nach den beiden Prätorianern um, die... Ach, was interessierten sie die beiden Schwarzmännchen. Mela hatte ihr Falbala zurückgebracht. Reiten. Deshalb waren sie hier. Richtig.
    Dann musste sie ja nun nur wieder auf das Pferd gelangen. Sie raffte ihre Tunika ein Stückchen, griff dann wieder mit beiden Händen an den Sattel und benutzte erneut die Aufstiegshilfe, die Mela ihr bot. Dann war sie auf der richtigen Höhe und musste nur noch ihr Bein auf die andere Seite des Sattels schwingen. Das war zugegebenermaßen nicht so einfach, wie es sich anhörte, denn Marcella hatte nur zwei Hände, musste sich jedoch zugleich festhalten und dafür sorgen, dass der Stoff nicht allzu weit ihre Beine hochrutschte, weil er unweigerlich ein wenig spannen musste. Ein Glück hatte sie eine recht weite Tunika auserwählt, sodass Schlimmeres vermieden werden konnte. Ihre Waden wurden jedoch trotzdem zur Schau gestellt... schlimme Sache.
    Schon saß sie, wie die Männer im Sattel saßen. So hatte sie gleich viel mehr Halt und konnte die Zügel um ihre Finger zurecht sortieren. Als sie fertig war, lächelte sie stolz zu Mela herunter.
    "Na, wie sah das aus, Herr Lehrer? Ich muss sagen, so sitzt man gleich viel besser und es ist auch nicht mehr so rutschig... Also, wie war das gewesen? Was muss ich tun, damit Falbala los läuft?"

    "Kann man bestimmt. Du hast es nur noch nicht ausprobiert" setzte Marcella grinsend dagegen.
    Dann rutschte Marcella, Falbala schreckte nach vorn und kantete Marcella mit einem Stoß erst so richtig aus dem Sattel, dass sie sie von allein nicht mehr hätte fangen können. Sie sah sich dem Erdboden schon ganz nahe, da wurde ihr Fall weich abgefangen, sie landete definitiv nicht auf dem Boden. Stattdessen sah sie geradewegs in zwei braune Augen, die zu Mela gehörten, der sie geistsgegenwärtig aufgefangen hatte. Sie blinzelte überrascht, legte ihre Hände kaum wirklich auf seinen Oberarmen ab und schluckte, weil da wirklich nur seine Augen waren, ganz nah, sein Körper an ihrem. Keine Grasflecken, wiederholte sie innerlich seine Worte und blinzelte erneut, wonach ihre Mundwinkel ins Zucken gerieten.
    Lächeln tat sie jedoch erst wirklich, als Mela sie mit einem mal ganz rasch absetzte und so richtig verlegen wurde. Marcella schmunzelte, war selbst auch ein wenig verlegen und tat so, als würde sie sich die Palla neu zurecht sortieren, dann sah sie wieder auf.
    "Wer würde denn gleich aufgeben? Und da ich ja jetzt weiß, dass ich gar nichts zu befürchten habe, weil... du da bist..."
    Sie lächelte und konnte Mimithe schon in die Luft gehen sehen, wenn sie ihr davon berichten würde! Sie selber war seltsam ruhig, aber auch ihr war es plötzlich ganz warm ums Herz.

    "Ab und zu oft? Wie hört sich denn das an?" fragte sie skeptisch und lachte ebenfalls. Sie fand gar nicht, dass Crassus ein schlechter Vater war. Im Gegenteil. Er war immer dazu bereit, ihr ihren größten Wunsch zu erfüllen, den sie an diesem Tage gerade hegte. Vielleicht war sie ja eher eine schlechte Tochter, denn sie nutzte die Weichherzigkeit und Großzügigkeit ihres inoffiziellen Adoptivvaters nur allzu gern und fies und gemein skrupellos aus. Obwohl er es ja eigentlich nicht anders verdiente, denn immer wieder wollte er ihr weismachen, dass sie ihn vor die Existenzfrage drängte; dabei waren ihre Wünsche gemessen an seinem Einkommen doch gar nicht so vermessen.
    Sie war es schon gewohnt, dass er sich im ersten Augenblick aufregte, so ließ sie seine kleine Moralpredigt geduldig und mit demütig gesenktem Haupt (ein Grinsen noch gerade so unterdrückend) über sich ergehen, bis seine Stimme wieder weicher wurde, nachdem er tief geseufzt hatte. Meckern, seufzen, ja sagen. Marcella kannte die Reihenfolge schon in- und auswendig und sah mit einem Blick auf, der so bittend war, dass er ein Faultier zum Sprint verleitet hätte.


    Da trat ein junger Mann zu ihnen. Sie würde jedoch nicht vergessen, dass er noch nicht ausdrücklich nachgegeben hatte und hob sich den Schmollmund eben für später auf! Crassus nannte ihn Kaeso, also gehörte er sicherlich zur Familie.
    Marcella lächelte zuerst Kaeso und dann Crassus an und wartete darauf, dass man sie miteiandern bekannt machte.

    Richtig und nicht so Larifari? Marcella sah an sich herunter und grinste. Gingen ihrem Lehrer also gleich am Anfang die Argumente aus. Soso, da machte er es sich nun aber einfach. Wobei, das gestand sie sich ein, sie auch ein Stück weit froh darüber war, dass er mit dem Damensitz nichts anzufangen wusste, denn andernfalls hätte sie annehmen müssen, der Petronier gab regelmäßig jungen Frauen Unterricht.
    Also, Marcella sah an sich herunter und grinste, hob dann jedoch ein wenig verschämt den Blick. Konnte sie sich wirklich anders auf das Pferd setzen? Waren hier dafür nicht noch viel zu viele Leute, die sich fragen würden, was die Nichte des Prätorianerpräfekten den ganzen Tag lang so trieb?
    "Du meinst, ich soll mich wie ein Mann hinsetzen?" vergewisserte sie sich und deutete mit ihrem Zeigefinger eine schwingende Bewegung von links nach rechts an. Na gut. Sollten die Menschen doch denken, was sie wollten, sie würde sich den Reitunterricht jedenfalls nicht verderben lassen, nur weil sie nicht im Damensitz unterwiesen wurde. Das konnte sie später auch noch lernen.
    "Na fein, ich werde es tun, damit du mich nicht stundenlang durch die Gegend führen musst, weil ich das Pferd nicht mehr verlangsamen oder angalten könnte. Oh je, ich hoffe, Crassus erfährt davon nicht... Denn dann wird er dich dafür zur Raison rufen!"
    Marcella grinste frech, ließ die Zügel los und wurschtelte ihre Beine ein wenig zurecht, was vor allem wegen dem Stoff schwierig gestaltet wurde. Sie wollte gerade das rechte Bein ein Stückchen hochziegen, da ruckte es einmal und Marcella hielt erschrocken inne, aber nichts passierte. Also zog sie das Bein vorsichtig noch ein Stückchen höher und bemerkte dabei nicht, wie sie den sicheren Sitz verlor und langsam aber sicher aus dem Sattel rutschte, bis sie schließlich nicht mal mehr das Gleichgewicht halten konnte.
    "Oh-oh!"
    Jetzt ging es nur noch abwärts.

    Marcella nickte. Den Takt des Gangs des Pferdes hatte sie entdeckt und setzte ihn auf ihre Bewegungen um. Wie anstrengend das allein war, dachte sie bei sich, und lockerte den Griff um den Sattelknauf ein wenig, weil sie sich zutraute, dass sie trotzdem nicht gleich einfach herunterkippen würde.
    Der Unterricht begann also. Marcella lächelte und war gespannt, allerdings war sie auch unsicher, ob sie das mit dem eigenständigen Reiten so schnell würde kapieren können. Dabei erklärte Mela so geduldig und war stets aufmerksam.
    Wie halte ich ein Pferd an hieß wohl ihre allererste Lektion zu Pferd. Da jedoch stießen sie bereits auf die ersten Probleme: Wie sollte Falbala den Befehl zum Stehenbleiben verstehen, wenn sie es gar nicht gewöhnt war, dass eine Frau nur eine Seite des Pferdekörpers mit einem ihrer Beine lenken konnte? Marcella erkannte Melas ratlosen Blick, der auf ihre Beine gerichtet war und sah infolge dessen ebenfalls ratlos aus der Wäsche.
    "Und wenn man nur ein Bein auf der einen Seite hat? Was muss man oder besser gesagt Frau dann tun?" wollte sie von ihrem Lehrer wissen und war versucht, die Arme in die Seiten zu stemmen und ihn anzugrinsen. Das mit den Armen und der Seite musste jetzt allerdings weggelassen blieben, sodass Marcella ihn nur amüsiert angrinste.

    Sie nickte verstehend und atmete noch einmal tief durch. Ein Gefühl fürs Pferd und seine Bewegungen musste sie also bekommen. Keine schwere Aufgabe, das würde sie sicherlich hinbekommen. Wieder nickte sie, dann machte sie die Augen zu. Eins wollte jedoch mindestens immer nochmal schauen, ob auch wirklich noch alles in Ordnung war und Mela auch brav die Stute festhielt. Sie kicherte deshalb, befeuchtete sich dann die Lippen und konzentrierte sich so gut es ging.
    "Alles klar. Von mir aus kann es losgehen."
    Dann begann Falbala zu schaukeln. Zuerst fühlte Marcella sich wie ein Schiff, das auf tosenden Wellen hin- und hergeorfen wurde. Einen Rhytmus erkannte sie nicht sofort. Aber dann allmählich erkannte sie, dass sie die Bewegungen des Pferdes aus der Hüfte heraus ausbalancieren konnte und bewegte sich nun mehr mit den Wellen, anstatt sich ihnen weiterhin auszuliefern. Ihre Augen behielt sie die meiste Zeit geschlossen, aber hin und wieder musste sie sich vergewissern, dass sie nicht zielstrebig auf einen Baum zuhielt und Mela hinter ihr stand und sich schief lachte. (Dabei hatte weit und breit kein einziger Baum gestanden, als sie die Augen das letzte mal geschlossen hatte.)
    "Jetzt verstehe ich, warum viele der Frauen meinen, ihnen würde übel werden müssen, sollten sie jemals ein Pferd reiten müssen. Das ist ja fast so, als würde man auf einem Schiff reisen, das in einen Sturm geraten ist."
    Marcella war jedoch noch nie auf einem Schiff gereist und schon gar nicht bei Sturm.

    Naja, wenn Mela auch sonst nur Männer in Rüstungen auf ihr Pferd verhalf, dann wunderte es Marcella nicht, dass er sich mit seiner Kraft ein wenig verkalkulierte und wahrscheinlich den Gewichtunterschicht von Rüstung zu leichtem Stoff der Stola nicht bedachte. Sie jedenfalls hatte das Glück sich panisch recht schnell festzukrallen, sodass sie den vielen Schwung ruckartig abgefangen hatte.
    Sie nahm die Zügel auf und verlegte ihren Schwerpunkt ein wenig, sodass sie die Hände um den großen Knauf legen konnte. Mühsam wurschtelte sie sich alsdann nochmal zurecht. Sie hatte das dumme Gefühl, dass ihr der rutschige Stoff noch einmal zum Verhängnis werden würde.
    "In Ordnung" antwortete sie ihm, nickte eifrig, atmete einmal tief durch und sah ihm zu, wie er die Stute festhielt. Es beruhigte sie, dass sie dem Tier nicht vollends ausgeliefert war. Horrosviosonen von einem aufgeschreckten Pferd mit ihr im Sattel spukten durch ihren Kopf.
    Dann hießt es: Augen zu! Da Marcella eh schon dabei war alles zu machen, was er ihr zeigte oder sagte, schloss sie tatsächlich auch auf der Stelle die Augen. Mühsam kniff sie sie zusammen und festigte ihren Griff um den Sattelknauf. Aber dann öffnete sich doch wieder ein Auge, womit sie Mela leicht grinsend abblinzelte.
    "Moment. Sollte man nicht eigentlich immer darauf achten, wohin man reitet? Also, warum soll ich dann meine Augen schließen? Du führst doch nicht irgendetwas im Schilde?" fragte sie und legte den Kopf schief, nun wieder mit zwei offenen Augen.

    Marcella hatte ihm aufmerksam zugehört. Schließlich sah sie von ihm skeptisch zum Pferd und wieder zurück zu ihm. Sie hatte großen Respekt vor Pferden, hatte sie das schon gesagt? Sie räusperte sich, zog Falbala die Zügel über die großen Ohren und den Hals. Dann wurschtelte sie sich rasch den Mantel enger um die Schultern, damit er nicht abfiel, wenn sie ihn losließ und streckte die Arme an der Seite des Sattels nach oben, wo Mela ihr gezeigt hatte, dass man sich am besten festhielt. Sie reichte fast heran. Fast.
    "Also gut" machte sie sich Mut und presste die Lippen aufeinander, sah sich dann jedoch nochmal nach Mela um, der hoffentlich bereit war für alles.
    "Aber wehe du lachst!" nahm sie ihm grinsend aber auch ein wenig verlegen das Versprechen ab.Sie erreichte gerade so die Griffgelegenheiten und versuchte sich hochzuziehen. Der Versich scheiterte jämmerlich. Noch nie hatte Marcella ihr eigenes Gewicht stemmen oder ziehen müssen.
    Den zweiten Versuch unterstütze Mela ungefragt. Mit einem beherzten Sprung und seiner nicht gerade unbeträchtlichen Hilfe schaffte es Marcella irgendwie in den Sattel, in den sie sich kompliziert hineinordnen musste (schließlich trug sie das, was jede Frau trug, Tunika und Palla). Der Damensitz war damit unabkömmlich. Und er war eine verdammt wackelige Angelegenheit. Marcella wusste gar nicht, wo sie sich als erstes festhalten sollte.
    "Na also" fiebste sie und blinzelte aufgeregt zu Mela herunter.
    "Das ist viel höher und wackeliger, als ich mir vorgestellt hatte."

    "Oh ja, Petronius, das ist doch schonmal ein guter Anfang. Wenn du dir Mühe gibst, werde ich eventuell eine Empfehlung in Gegenwart meines Onkels aussprechen. Aber dafür solltest du dich gehörig ins Zeug legen."
    Sie scherzte und grinste ebenfalls, dann gingen sie auch schon wieder weiter. Marcella schmunzelte vor sich hin und sah sich kurz nach den beiden Leibwächtern um. Sie vermisste Mimithe und ihre lustigen Grimassen, denn die beiden dahinten trotteten mit ernster Miene und würden sich hinterher wohl nicht darum reißen, sich mit Marcella quietschend und kreischend auszutauschen.


    Sie gingen eine Weile lang schweigsam nebeneinander her. Marcella hätte fragen können, wie es ihm inzwischen ging, aber sie wollte die Stimmung nicht trüben. Außerdem musste man ja auch nicht immer sprechen.
    Irgendwann hielt Mela an und sah sich prüfend um. Marcella tat es ihm gleich und hielt den Kopf der Stute, der sich gutmütig zu ihr herabgesenkt hatte.
    "Ich fürchte, um einer Blamage zur Gänze aus dem Wege zu gehen, müssten wir bis in irgendeinen Wald laufen, wo sich nicht so viele Menschen hinverirren. Aber da es ganz allein meine Blamage sein wird, bin ich notgedrungen auch hiermit zufrieden. Immerhin falle ich nicht gleich irgendeinem Händler auf den mit Obst beladenen Wagen."
    Marcella grinste ein wenig zerknauscht und sah Mela fragend an.

    Da hatte er auch wieder Recht, Marcella hatte wieder einmal die weibliche und nicht wirklich römische Sicht der Dinge aufgegriffen und ausgesprochen. Sie seufzte in sich hinein und gab sich auf, das nächste mal wieder besser über ihre Worte nachzudenken.
    Sie spitzte die Schnute ein wenig zu, als er sie neckte und zog das gutmütige Pferd neben sich her, als sich Mela mit seinem eindrucksvollen Rappen in Bewegung setzte. So lief sie also zwischen den beiden Vierbeinern, ließ dem Rappen jedoch voller Respekt viel Platz. Die Stute neckte sie ebenfalls und stupste sie im Gehen mit dem weichen Pferdemaul am Arm, was Marcella gut gelaunt und freundlich zurückstupsend gewähren ließ.
    "Warum ich dir nicht gesagt habe, dass ich die Nichte des Praefectus Praetorio bin?" wiederholte Marcella, lächelte und richtete den Blick in die Weite der Landschaft.
    "Ich verschweige es gern, denn ein großer Name kann sowohl Segen als auch Fluch sein."
    Sie schwieg einen Moment und lächelte dann gar ein wenig verschämt, was Mela nicht sehen konnte.
    "Ich wollte einfach sicher sein können, dass du ohne Druck dahinter zu unserer Abmachung stehst und ich dich heute wiedersehen kann. Wenn du nun gewusst hättest, dass mein Onkel der Prätorianerpräfekt ist, vielleicht hättest du dann nicht mehr ruhig schlafen können und es dir noch einmal überlegt. Oder du wärest gekommen, weil du eine große Chance witterst einen wichtigen Mann kennenzulernen und eventuell Vergünstigungen zu erreichen."
    Sie biss sich auf die Unterlippe und sah zu Melas Beinen, die neben seinem Pferd herliefen.
    "Jetzt weiß ich, dass du wegen mir gekommen bist und, dass du mit meinem Onkel verhandeln kannst und es dich auch traust."

    Vor dem Stadttor angekommen, atmete Marcella tief die Luft ein und sah sich um. Sie sah Mela zu, wie er die beiden Pferde holte und mit ihnen zu ihr und den beiden Praetorianern, die neben ihren Pferden hinter Marcella standen, zurück kam. Die Tiere waren groß und Marcella verspürte wie eh und je großen Respekt vor diesen riesigen Lebewesen.
    Mela reichte ihr die Zügel des rehbraunen Pferdes, das sie aus großen dunklen Augen ansah, die umringt waren von langen Haaren, die beinahe wie Wimpern aussahen. Er stellte ihr das Tier als Falbala vor und gab Marcella einen Apfel, mit dem sie sich bei der Stute einschmeicheln sollte.
    Marcella lächelte, nahm den Apfel und hielt ihn auf flacher Hand direkt vor den großen Kopf mit dem weichen Maul. Die Stute schnupperte zuerst und ließ ihren warmen Atem mehrmals gegen Marcellas Handgelenk branden, dann öffnete sie das Maul und griff nach dem Apfel. Kaum später wurde er zermalmt und runtergeschluckt. Die rosafarbene Zunge schleckte Marcellas Hand aus, auch wenn sie nun leer war. Erinnerungen an den Wallach ihres Vaters wurden wach, den Marcella immer gern verwöhnt hatte.
    "Salve, Falbala. Ich gebe zu, es war zwar nicht mein Apfel, aber ich hoffe, dass du mich trotzdem als deine Freundin ansiehst."
    Sie schmunzelte und wischte ihre Hand am Hals des Pferdes sauber, dann sah sie Mela an.
    "Dann wird sie also allein zur Ausbildung der Soldaten benützt? Ist sie dafür nicht viel zu schade?"

    "Das ist doch gar nicht wahr..." wehrte Marcella sich und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
    "Nagut, ich sehe ein, dass ich manchmal auf eine Gegenleistung hoffe. Vielleicht auch ein bisschen mehr als manchmal. Aber ich rede doch nicht ausschließlich nur dann mit dir, wenn ich etwas haben möchte. Das würde ich mich doch gar nicht trauen!"
    Marcella musste schwer ein Kichern unterdrücken und piekte Crassus anschließend den Ellenbogen in die Seite. Nicht absichtlich natürlich, niemals.
    Und dann versuchte sie ihm so ernst zu folgen, wie er es bei ihr getan hatte. Aber so wie er redete, musste sie sich bald eine Hand vor den Mund halten und leise in diese hineinlachen. Seine Mimik war überwältigend gewesen und auch wenn er sich lustig über sie machte, trug sie am Ende ein ganz breites Grinsen im Gesicht. Bevor sie jedoch antwortete, wurde sie ernst, verdrehte die Augen und legte beide Händer zusammen.
    "Weißt du, Onkelchen, bevor ich dir diese Frage beantworte, sollte ich dich unbedingt nicht unwissend lassen und dir erklären, dass der Stoff weicher ist als jeder andere, den du je angefasst hast. Es ist wirklich ein Traum und nur die Reichesten können es sich leisten, ihn zu besitzen. Normalerweise! Denn mir wurde zudem noch ein ganz erstklassiges Angebot gemacht."
    Marcella nickte eifrig, auch wenn all das ihren Onkel wohl gar nicht wirklich interesssierte. Er musste es wissen! Dann kippte er vielleicht nicht von der Liege, wenn sie ihm sagte, was er kosten sollte. Also jetzt.
    "Fürs erste wären also 300 Sesterzen vollkommen ausreichend" eröffnete sie ihm dann und sah ihn lächelnd und mit den Wimpern klimpernd aber fast schon skeptisch an, so als würde sie ahnen, dass sie gleich das Weite suchen sollte.

    Marcella schmunzelte und sah von Mela zu Crassus, der sich aber ganz genau nach dem Ablauf erkundigte. Sie staunte insgeheim, dass er so gut mit sich reden ließ. Das Anliegen Melas musste doch für ihn im ersten Moment beinahe ein Schock gewesen sein.
    Allerdings wunderte sie sich ebenfalls wie Mela, dass ihr noch keine Eskorte zur Seite gestellt worden war. Sicherlich warteten diese Männer schon irgendwo, anders konnte sie sich das nicht erklären.
    "Fein" sagte Marcella gut gelaunt in Aufbruchsstimmung verfallend und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihrem Onkel einen Kuss auf die Wange zu geben. Sie war stolz auf ihn.
    "Bis heute Abend, Onkel."
    Dann nickte sie und strahlte Mela an.
    "Lass uns gehen" bevor Crassus es sich doch noch anders überlegt, fügte sie in Gedanken hinzu, grinste und setzte sich in Bewegung.