Beiträge von Sextus Germanicus Sollianus

    Er schob seinen Teller, wo noch viel Fleisch drauf war, fragend in ihre Richtung. Vielleicht wollte sie ja doch noch etwas Essen. "Nun, Alexandria ist eine faszinierende Stadt. Die Ptolemäer hatten es als Hauptstadt auserkoren und einen riesen Königspalast errichtet und die Stadt wurde zu einer der berühmtesten der achaischen Welt. Man kann immer noch den Pharos bewundern, der Leuchtturm an der Hafeneinfahrt und auch die Bibliothek, die die größte überhaupt ist. Es ist wohl die Zweitgrößte Stadt im Imperium."

    Warum hatte er das eigentlich gewusst? War ja sowas von klar gewesen. Er hatte sich zwar noch so hingestellt, dass er an sich nicht weichen konnte. Das kannte er ja auch noch vom Ringen und Prügeln, aber dieses verdammte Scutum war nicht seine Welt und es neigte sich zu einer Seite, weil er es nicht richtig gehalten bekam im entscheidenden Moment. Zwar wich er nicht, aber das Schild drehte sich leicht und sein Arm und Schulter protestierten energisch gegen diese Art der Behandlung. Ein leises genervtes Grummeln war von ihm zu hören.

    Er nickte und aß erst noch ein wenig und trank etwas von dem verdünnten Wein, ehe er fortfuhr. "Eigentlich hat es mich nie lange an einem Ort gehalten die letzten Jahre. So auch nicht in Damascus. Eine Weile bin ich durch Judaea gezogen, aber auch da fand ich irgendwie nie eine Stätte, die mich gehalten hat. Also bin ich weiter nach Alexandria. Da war ich, mhm, nein, noch keine 18 Monate unterwegs. Kennst Du Alexandria? Weisst Du was darüber?"

    "Ja," lächelte er. "Interessant und heiß. Dort herrscht ein sehr warmes Klima, schlimmer teilweise als hier, denn weiter südlich ist bereits Wüste und Östlich auch." Er trank einen Schluck und sah sie an. "Willst Du noch mehr hören oder langweilt es Dich schon?"

    "Damascus ist eine alte Stadt. Schon Nebukadnezar soll sie beherrscht haben. Später auch Alexander, der sie als Kolonie in sein Reich eingliederte, also sowas wie eine Provinz. Später wurde es ausgebaut und befestigt und die Hauptstadt von Phönikien, bis Pompeius Syria eroberte und es zu einem Teil des Imperiums machte. Später verschenkte es Antonius an Kleopatra, aber es kam ja wieder zu Rom zurück und auch die Nabataäer konnten es nicht auf Dauer halten und konnten da nur mit Duldung von uns Römern leben. Mittlerweile ist es eine wichtige Handelsstadt, aber auch Nabel zu den Regionen, die Östlich des Imperiums liegen." Er hatte sie die ganze Zeit bei der Erzählung angeschaut.

    Er hob kurz die Hand um das anzuzeigen. "Princeps Prior, ich hätte eine. Nehmen wir an, der Dieb hat den Vorteil nicht, aus welchen Gründen auch immer. Wie sinnvoll wäre es ihn dennoch zu verfolgen, zum Beispiel auch zu zweit und die Scuta (ist das die richtige Mehrzahl?) bleiben bei dem anderen Kameraden. Und vor Allem, wenn man ihn nicht verfolgt, wie kann man ihm dann je auf die Schliche kommen?" Ihm brannten noch ein paar mehr Fragen auf der Zunge, vor Allem, wo der PP ihm die Frage des Einsatzes des Scutums als Waffe noch nicht beantwortet hatte.

    Puhje, alles? Nein, wohl besser nicht. Manche Details waren dann wohl doch zu prekär. Also überlegte er einen Moment und begann dann: "Ich bin in Mogontiacum aufgewachsen, einer Stadt im Norden von Germania Superior, am Rhenus. Meine Freunde waren Römer, romanisierte Germanen und "reine" Germanen und doch, obwohl es so weit vom schuß war, wie die Römer gerne sagen, war meine Ausbildung recht gut. Aber mein Vater wollte mehr und schickte mich nach Achaia, denn was ist ein Hauslehrer schon im Vergleich zu den dortigen Lerninstituten. Nun schickte er mich also dorthin, noch ehe er verstarb und ich lernte die typischen Dinge, die man dort beigebracht bekommt: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. Ich gestehe, ich hab mich ziemlich oft ziemlich gelangweilt," grinste er sie schalkhaft an. "Das war wohl auch der Grund, warum ich nach dem Tode meiner Eltern aufgebrochen bin um die Welt zu erkunden. Ich hab mir eine Überfahrt auf einem Schiff ergattert und bin von Achaia erst einmal nach Creta gefahren. Eine wunderschöne Insel. Eigentlich hat mich da aber nichts lange gehalten. Ich hab sie mir angeschaut, ein paar Orte besucht," zwei Mädels ein paar mal flach gelegt, "und bin dann weiter nach Cyprus. Die Insel hat eine lange Geschichte und vor Allem auch wechselvolle und sie ist reich durch den Handel. Und ich muss gestehen, einige sehr hübsche Frauen hat sie auch zu bieten."
    Und unter ihrem Deckmantel der Prüderie in einigen Schichten auch recht heißblütig. "Allerdings sind Inseln in dem Sinne wohl nicht mein Ding, so bin ich nach einer Weile weiter nach Syria. In Aradus bin ich an Land gegangen, aber das was mich wirklich reizte, war Damascus." Er sah sie fragend an. "Hast Du davon schon einmal gehört?"

    Wattebäuschchen?? Na das sollte ja wohl, na gut, wenn er meinte. Also legte er mehr Kraft in die Schläge und meinte, als Nepos wieder auf dem Rückweg war. "Princeps Prior, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit das Scutum als Waffe einsetzen zu müssen?" Er dachte dabei an den Verlust des Gladius oder auch daran Menschenmengen zurückdrängen zu müssen. "Und wird dies immer mitgeführt? Ist das bei Routinepatrouillen und vor Allem bei Verfolgungsjagden in engen Gassen nicht mehr als hinderlich dann?"
    Der nächste Schlag hätte wohl den Arm getroffen, der darauffolgende Stich nach vorne einen Mann, etwa in Nepos Größe wohl entmannt. Das Scutum ging ihm langsam echt auf die Nerven und er stellte sich vor, wie er damit hinter einem Typen herrennen sollte. Unmöglich!

    Er bedankte sich artig und verneigte sich noch einmal, dann ging er weiter. Als er fast am Ziel war, sah er sich noch einmal nach ihr um um sicher zu gehen, dass sie heile angekommen wäre. Er selber hatte noch drei Häuser vor sich. Es dauerte einen Moment, ehe er sie in der stärker werdenden Dunkelheit schemenhaft zu erkennen glaubte.

    Er betrachtete das Gladius skeptisch und wog es abschätzend in der Hand. Nun gut, mal sehen, wie wir das hinbekommen. Das letzte Mal war schon lange her, das Scutum völlig ungewohnt. Er hob und senkte es ein paar Mal und runzelte die Stirn. "Na mal sehen," murmelte er. Dann ging er auf die Atrappe zu und begann erst einmal etwas langsamer auf diese einzuschlagen und das Scutum möglichst so vor den Körper zu halten, dass er gut gedeckt war, aber noch Bewegungsfreiheit hatte. Gar nicht so einfach, dachte er bei sich und verfluchte dieses unhandliche Etwas von einem Blechbrett.
    Nach fünf, sechs Probeschlägen wurde er etwas schneller und schaffte es auch, dass die Schläge nicht immer nur auf einer Stelle landeten, sondern auch etwas Varianz hatten, aber das Scutum nervte ihn abgrundtief.

    "Ach herrjeh," meinte er und musste leise lachen. "Dazu musst Du mir sagen, wie detailliert Du es haben willst und wie ausgeschmückt oder einfach nur den Tatsachen entsprechend," zwinkerte er. "Es ist viel und zugleich auch wieder kaum etwas, je nach Standpunkt und Perspektive," lächelte er sanft.