Beiträge von Quintus Caecilius Metellus

Ernst blickte er sie an.

"Ich werde mich persönlich darum kümmern."

Vermutlich war es besser, wenn er die Überstellung tatsächlich selbst beaufsichtigte. Die Familie hatte schon genug damit zu tun ihre Trauer zu bewältigen, ohne daß irgendein unbedachter Miles, der allzu häufig Leiche sah, die Situation noch schwerer zu ertragen machte.

Auf den Schreck nahm Minor erstmal einen Schluck Wein, konnte auch auf Sedis Bemerkung hin nicht wirklich grinsen.

Es platzte aus ihm heraus.

"Du willst einfach so aufhören, weil du ein Mädel kennengelernt hast?"

Dann jedoch hörte er den Rest seiner Aussage. Sedi schien es wirklich ernst zu sein.

"Cursus Honorum? Als Senatorensohn bietet sich das wohl an."

Minor nahm noch einen Schluck, das mußte er erstmal verdauen.

"Wenn sie etwas neues ergibt, werde ich es dich wissen lassen. Aber so ganz ohne weitere Hinweise..."

Er wollte ihr keine falschen Hoffnungen machen, auch wenn er sie lieber mit einer positiven Aussage zurückgelassen hätte.

Überrascht hörte er ihre Aussage, daß man den Leichnam ihres Bruders nicht schon der Familie übergeben hatte. Da hatte wohl irgendein Miles geschlafen.

"Der Leichnam deines Bruders ist momentan noch in der Castra, aber ihr könnt euch selbstverständlich um die Beerdigung kümmern. Ziehst du es vor, wenn er von euren Sklaven abgeholt wird? Sonst werde ich mich umgehend um die Überstellung kümmern."

"Langweilig bestimmt nicht..."

Er goß ihnen großzügige Becher Wein ein und schob Sedi einen rüber. Dann allerdings fiel sein Grinsen quasi ins Bodenlose, als er Sedis Ankündigung hörte.

"Wie? Du willst abhauen?!? - Was haben die in Ostia mit dir angestellt?"

Irgendwo zwischen geschockt und mißtrauisch blickte er Sedi an.

"Ach komm schon, du willst mich nur auf den Arm nehmen!"

Gleich würde Sedi ihm sicher mit breitem Grinsen erklären, daß er nur seinen Geischtsausdruck hatte sehen wollen.

"Wo die Ausgangssperre doch jetzt aufgehoben ist."

Grinste Minor zurück.

"Och, ich kann mich nicht über mangelnde Ausseneinsätze beklagen. Ich habe das Gefühl deine Arbeit hier noch mitzumachen, also wenn man von der Ausbildung absieht. Außerdem mache ich ja auch regelmäßige Kontrollgänge bei den Horrea, damit die Milites und die normalen Wachen nicht etwa meinen, es würde ja sowieso nichts passieren."

Dann erst sickerte Sedis Andeutung durch.

"Wieso Ostia? Sag mir nicht, daß du nicht mit 80 Milites fertig wirst!"

"Dann will ich dich nicht länger aufhalten. Es tut mir leid, daß ich dir die Fragen nicht ersparen konnte."

Er ging langsam auf die Tür zu.

"Ich danke dir, daß du mit deinen Verwandten sprechen willst. Vielleicht ergibt sich ja doch noch ein Hinweis."

Er meinte ihre Enttäuschung förmlich spüren zu können.

"Ich danke dir für deine Auskünfte. Wenn weitere Familienmitglieder im Haus sind, könnte es allerdings sehr hilfreich sein mit ihnen zu sprechen. Sollte dir noch irgendetwas einfallen kannst du mir gerne jederzeit eine Botschaft zukommen lassen."

Es war wie er es schon befürchtet hatte. Es gab keinen herausragenden Grund, warum jemand ihn umbringen sollte. Er konnte sich nicht entsinnen Crassus Schwester in der Casa Caecilia gesehen zu haben, aber wenn es da solchen Ärger gegeben hatte, war es wohl besser Crassus nicht darauf anzusprechen.
Er konnte sich auch nicht vorstellen, daß Crassus jemanden angeheuert hatte um Zissou umzubringen, der Gefängnisaufenthalt passte da schon sehr viel besser, wenn man die Praetorianer unter seinem Kommando hatte. Danach hatte der Iunier es auch sicher nicht mehr gewagt seine Pläne weiter zu verfolgen, so daß die Angelegenheit für Crassus damit bestimmt erledigt war.

"Das hört sich für die Ermittlungen leider nicht sehr vielversprechend an. Nur noch eine Frage: Weißt du zufällig ob dein Bruder eine neue äh Damenbekanntschaft hatte?"

Erfreut blickte Minor von seiner Arbeit auf.

"Salve Sedi! Frag lieber nicht, sondern schau dir diese Berge an. Manchmal habe ich das Gefühl, hier geht alles über meinen Schreibtisch. Neulich gab mir der Praefectus auch noch den Auftrag eine Liste aller Vorräte zu erstellen. Glücklicherweise hat er mir dazu die Scribae ausgeliehen, so daß ich den Bericht mittlerweile abgeben konnte. Ich hoffe mir ist da kein kapitaler Fehler unterlaufen."

Er zauberte etwas Wein und zwei Becher hervor.

"Setz dich doch einen Moment. Hat der Praefectus dich wieder zurückbeordert?"

Langsam ging ihm dieses Gedränge wirklich auf den Geist. Ale Welt schien sich zwischen sie drängen zu wollen und es dauerte eine Weile bis Livilla schließlich eine Lücke fand.

"Man weiß ja nie. Aber ich hoffe doch, daß ich nicht den Weg auf die Liste deiner Feinde finde."

Er überlegte einen Moment, ob er ihr seinen Arm anbieten sollte, damit die Menge sie nicht gleich wieder auseinandertrieb.

"Nun offiziell müßte ich dich verhaften."

Er beeilte sich anzufügen.

"Nein, solange du mich nicht damit angreifst. - Ich hatte nicht vor dir dazu Anlaß zu geben. Aber du hast recht, daß die besseren Chancen auf meiner Seite sind. Oder hast du heimlich Unterricht genommen?"

Allerdings würde sie den Überraschungsmoment auf ihrer Seite haben und seinen Unwillen sich gegen sie zur Wehr zu setzen.

"Gegen einen Überfall spricht allerdings die Tatsache, daß wir etwas Geld und seinen Ring bei ihm gefunden haben. Selbst wenn er noch eine größere Summe separat mit sich herumgetragen hätte, so hätten Räuber ihm auch das letzte As abgenommen."

Es sei denn er hätte etwas anderes wichtiges bei sich getragen. Aber was war der Iunier von Beruf gewesen.

"Hätte er den etwas anderes bei sich tragen können, wie beispielsweise wichtige Dokumente? Dann könnte das Motiv eher im beruflichen Bereicht liegen."

Ein wenig erstaunt hörte er von Streitigkeiten zwischen Crassus und dem Iunier. Entweder hatte seine Gesprächspartnerin vergessen, daß er sich an der Tür als Caecilius Metellus vorgestellt hatte oder sie vertraute darauf, daß er bei diesen Ermittlungen in erster Linie Ermittler war. Er mußte unbedingt mehr über diesen Zwischenfall erfahren, bevor er weiter über diese Möglichkeit nachdenken wollte.

"Worum ging es denn bei diesen Differenzen? Und die Streitigkeiten in der Legio und in der Familie waren wirklich unwichtig? - Vielleicht nicht so für einen anderen Beteiligten."

"Salve...., - Lucius hat mir noch gar nicht deinen Praenomen verraten."

Er prostete dem Neuankömmling zu und konnte sein Urteil nur bestätigen.

"Darf ich neugierig sein und mich erkundigen, was du so machst oder machen willst? Treibt es dich auch zu den Adlern oder eher in die Politik?"

Sein Magen meldete sich zu Wort und er blickte sich suchend um, ob die Sklaven vielleicht schon das versprochene Rebhuhn brachten.

"Bin eben eine Rüstung mehr gewöhnt. Kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal eine Toga getragen habe."

Minor prostete Maior grinsend zu.

"Ich hoffe Crassus findet seine Vorräte nicht restlos geplündert, das könnte ungemütlich werden. - Ich bin schon darauf gespannt, was du dir für uns ausgedacht hast. - Wer ist unser Neuzugang eigentlich genau?"

Bei der weitverzweigten Verwandschaft der Caecilier eine durchaus berechtigte Frage.

Minor griff nach ein paar Oliven.

Ist wieder Platz!

Tja, rate doch mal...

Mehr oder weniger würdig schreitend, was anderes ließ die Toga auch nicht zu, betrat er den Raum.

Er fand Maior vor, der es sich schon auf einer der Liegen bequem gemacht hatte.

"Salve Lucius! Ich dachte schon ich wäre zu spät dran."

Er blickte sich anerkennend um.

"Ich muß schon sagen, daß sieht sehr vielversprechend aus."

Er winkte einen Sklaven heran ihm Wein zu bringen und ließ sich ebenfalls auf einer Liege nieder.

Gut gelaunt kam die Antwort zurück.

"Vielleicht schicke ich dir einen Sklaven vorbei."

Auf dem Gang hatte er einen Sklaven angewiesen ihm Wasser zu bringen, damit er sich wenigstens etwas waschen konnte.

Nachdem das erledigt war nahm er eine saubere Tunika und seine Toga aus der Kleidertruhe. Der aufmerksame Sklave half ihm sogleich dabei, die Toga in die richtigen Falten zu legen. Irgendwie kam er sich doch reichlich komisch vor so in zivil.

Er dankte dem Sklaven und machte sich auf zu dem Raum in dem die Feierlichkeiten stattfinden sollten.

Er nickte dem Ianitor zu.

"Ja, keine Umstände - ich muß sowieso erst in mein Zimmer um mich umzuziehen."

Zügigen Schrittes erreichte er die Casa Caecilia.

Er klopfte an die Tür.

Ein wenig verwirrt war er, daß Livilla tatsächlich eingeschnappt schien wegen seiner Antwort auf ihre Altersfrage, bis sie dann wieder anfing zu lachen.

"Und ich habe mich schon gewundert, was ich gerade so schlimmes gesagt hatte. - Gut, dann werde ich die Dame nicht weiter nach ihrem Alter fragen, auch wenn ich jetzt erst recht neugierig bin."

Das Gedränge wurde nun dichter und erschwerte ihre Unterhaltung. Er streckte seine Hand nach ihr aus, in der Hoffnung sie vielleicht wieder näher zu sich zu ziehen.

"Natürlich will ich ihn dir nicht abnehmen. Sonst hätte ich ihn dir doch kaum gegeben. Ich wollte lediglich sicher gehen, daß du mir nichts tun kannst, wenn ich das falsche sage."

Der letzte Satz war von einem leichten Grinsen begleitet. Er genoß dieses unerwartete Zusammentreffen - wenn das Gedränge bloß nicht so dicht gewesen wäre und sie nicht dauernd angerempelt würden.