Beiträge von Lucius Iunius Silanus

    Eine eher unangenehme Neuigkeit führte den Iunier heute in das Officium des Kaisers. Er ließ sich anmelden und betrat dann, nachdem er dazu aufgerufen worden war, das kaiserliche Büro, um seinen Bericht abzuliefern.


    "Ave Augustus! Lieder komme ich heute mit schlechten Nachrichten. Trecenarius Tiberius Verus wurde vor seinem Haus angegriffen und verwundet. Er war nicht mehr ansprechbar als ich am Tatort eintraf und man hat ihn schwer verletzt auf ein Landgut nahe Roms gebracht. Offenbar wurde er von einem unbekannten Angreifer mit einer Giftklinge verletzt und ringt nun mit dem Tod. Leider konnte der Angreifer in dem ganzen Durcheinander fliehen. Wir haben eine Untersuchung eingeleitet, welche vom Princeps Praetorii höchst persönlich geleitet wird."

    Wie versprochen hatte Tiberius Caudex dem Iunier eine Einladung zu einer Cena zukommen lassen. Anders als bei seinem letzten Besuch war Silanus diesmal nicht in seiner Dienstkleidung erschienen, sondern hatte versucht sich in Schale zu werfen. Seine neue Sklavin Tuca war ihm dabei sehr hilfreich gewesen, hatte sich herausgestellt, dass sie einen guten Geschmack hatte. Wobei Frauen ja generell in den meisten Fällen einen besseren Geschmack hatten als Männer. Der Iunier war jedenfalls zufrieden mit ihrer Auswahl und so hatte er heute eine smaragdgrüne Tunika an, die an ihren Rändern mit schwarz-weißen Ornamenten bestickt war. Am Eingang nahm ihn ein Sklave in Empfang und führte den Iunier in das Triclinium, wo bereits alles für ein gemeinsamen Essen vorbereitet war.

    "Natürlich! Komm nur herein."


    Silanus bemerkte das Bündel Stoff, dass sie unter ihrem Arm trug und sah Lea fragend an. Brachte sie ihm irgendetwas oder wollte sie ihm nur etwas zeigen? Gespannt ließ er sich auf einen der Stühle nieder und wartete darauf, was sie von ihm wollte.

    Getrunken? Nein, warum sollte etwas getrunken haben? Doch als seine Großcousine weiter sprach verstand er ihre als kleinen Seitenhieb gemeinte Frage recht schnell. Ein wenig war ja damit schon zu rechnen gewesen, dass sie ihr erst vor einiger Zeit geführtes Gespräch wieder in Erinnerung rief. Doch hatte sie bei diesem besagten Gespräch nicht mit ziemlich guten Argumenten versucht Silanus vom Gegenteil zu überzeugen.


    "Doch das habe ich. Aber du warst es doch, die mir erklärt hat, dass es nichts bringt jahrelang zu suchen und zu hoffen dass man vielleicht jemanden findet, in den man sich vielleicht verliebt? Ich wahr wohl lange genug einsam und habe es satt als der ewige Jungesselle gesehen zu werden. Und sollte ich wirklich mein Ziel erreichen und zu Praefectus Praetorio aufsteigen, dann brauche ich endlich eine vorzeigbare Frau an meiner Seite. Ich sehe also nichts, dass gegen diese Bindung sprechen könnte."

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    ...... Und drittens -- und darum komme ich zu dir -- besteht wohl schond es längeren eine Konfrontation zwischen dem trecenarius und dem Urbanertribun Petronius Crispus. Kurz vor dem Attentat tätigte dieser wohl in der Villa Claudia zu der Aussage, die schwarze Rüstung mache den trecenarius nicht unverwundbar. Was durchaus als Drohung aufgefasst werden kann. Zumal der tribunus durch seine eigenen Ermittlungen über genügend Spitzel und Kontakte und vor allem das Geld verfügt ein so potentes Gift einzusetzen."[/I]
    Das wäre nun ein großes Problem und entscheidungen zu Ermittlungen gegen so hochgestellte Personen konnte und wollte Licinus nicht allein Treffen. Das war nicht zuletzt eine Frage des Standes.


    Gespannt hörte sich Silanus die Ausführungen des Offizierskollegen an, die durchaus alle wohl überlegt und logisch klangen. Doch beim letzten Punkt stockte ihm kurz der Atem. Der Iulier verdächtigte einen Offizier der Cohortes Urbanae? Das wäre ein unglaublicher Sklandal der die Grundfesten der römischen Stadteinheiten in einem nicht abschätzbaren Ausmaß erschüttern würde. Als der Name des Offiziers fiel atmete Silanus hörbar aus. Er kannte den Offizier und hatte sogar schon persönlich mit ihm gesprochen.


    "Wer sind die Zeugen für diese Aussage und ist irgendeine Feindschaft zwischen den beiden Männern bekannt. Kompetenzgerangel oder ein Disput ist das eine, aber jemanden zu ermorden? Da muss doch schon mehr dahinter stecken."

    Ein altes Sprichtwort besagte, dass man Reisende nicht aufhalten sollte und so sah Silanus die Sachlage auch bei diesem Decimer, der seine Entscheidung wohl sehr gut überlegt hatte und jeglichem Ratschlag daher auch nicht zugänglich war. Der Iunier nickte daher.


    "Also gut Decurio. Deinem Versetzungsgesuch ist stattgegeben. Du kannst deine Unterkunft räumen und alles für deine Abreise vorbereiten. Deine Papiere erhältst du im Officium des Princeps Praetorii. Ich wünsche dir alles Gute."

    Umso länger Tuca sprach, umso mehr erhellte sich die Mine des Iuniers. Sie sprach also mehrere Sprachen, konnte lesen und schreiben und offensichtlich auch in Haushaltsdingen sehr gut ausgebildet. Da ihr Kauf alles andere als Billig gewesen war, was aber vor allem an Silanus Ego gelegen hatte, weil er dem Zuschlag nicht einem Patrizier überlassen wollte, war jede zusätzliche Fähigkeit und Ausbildung umso besser. Und wie sich nun herausstellte, hatte Tuca gleich einige davon. Der Iunier nickte daher zufrieden, da sie auch sehr geschickt mit seiner Toga umging und es nebenbei auch Hiera - nein - Lea ziemlich gut erklären konnte. Offensichtlich war es tatsächlich ein Glücksgriff gewesen.


    "Nun hier im Haushalt ist es ein wenig anders. Wir haben mehrere Sklaven und auch einen Maiordomus, welcher die Einteilung der Arbeiten vornimmt. Ich werde ihm sagen, dass ich wünsche, dass du mir als Cubicularia zugeteilt wirst und dich um meine Räume und meine Sachen kümmern sollst. Nebenbei wirst du dich auch um Gäste kümmern."


    Schließlich wollte man eine solche Exotin ja auch herzeigen, wenn Besuch da war.


    "Lea hast du ja bereits kennengelernt. Sie ist meine Scriba und schwirrt daher die meiste Zeit irgendwo in meiner Umgebung um. Hier im Haus wohnt auch meine Großcousine Axilla mit ihrer Familie. Sie ist die Matrone des Hauses und kümmert sich hier um alles. Ihr solltet bei nächster Gelegenheit bei ihr vorbei schauen und Tuca vorstellen. Sie will bestimmt auch Tuca unter den Schutz der Laren des Hauses stellen."


    Sagte er zu beiden Frauen und sah dabei abwechselnd zwischen H.. Lea und Tuca hin und her.

    Sie hatte also Zeit, oder nahm sie sich vielmehr, was Silanus dazu veranlasste weiter auf sie zuzugehen und sich auf einen freien Platz in ihrer unmittelbaren Nähe niederzulassen. Am Weg dorthin überlegte er noch kurz wie er denn nun anfangen sollte Axilla von der großartigen Neuigkeit zu berichten, entschied sich aber dann doch kurzerhand einfach gerade heraus zu sagen, was ihm durch den Kopf ging. Und das war einiges.


    "Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll Axilla. Ich habe heute das vollkommen unerwartete Angebot erhalten in eine Patrizierfamilie einzuheiraten. Es ist vollkommen verrückt. Eigentlich war ich nur dort um nach dem Rechten zu sehen, da ein Offizierskollege verletzt wurde und ich mich um die Familie kümmern wollte. Doch irgendwie hat sich das Gespräch mit dessen Bruder in die Richtung entwickelt, dass er einen Mann für ihre gemeinsame Schwester sucht und so hat er dann irgendwann nach meinem Interesse gefragt. Es sind die Tiberia. Kennst du die Familie?


    Zugegeben.. um ihr Ansehen in der römischen Gesellschaft steht es derzeit nicht besonders, aber sie sind dennoch einer der ältesten patrizischen Gentes und die betroffene Schwester ist eine wirklich sehr hübsche und wohl auch kluge junge Frau. Tiberia Corvina. Kennst du sie vielleicht? Ich habe sie nur ein, zwei Mal getroffen bisher, aber sie hat auf mich einen durchaus netten Eindruck gemacht....."


    Es sprudelte vor Aufregung regelrecht aus Silanus heraus, sodass Axilla ihn unterbrechen musste, wenn sie auch etwas dazu sagen wollte.

    Silanus hatte von den Sklaven erfahren, dass sich Axilla in ihrem Officium aufhielt und so klopfte er an und öffnete die Türe. Es war ein komisches Gefühl als er sein altes Officium betrat, welches nun seiner Großcousine gehörte. Manches war gleich geblieben, doch einiges hatte sie auch verändert und nach ihrem Geschmack eingerichtet. Doch das alles konnte seine gute Stimmung nicht beeinflussen, die man ihm auch sichtlich ansah, als er mit breitem Lächeln auf seine Verwandte zuging.


    "Hallo Axilla! Hast du einen Moment Zeit für mich? Es gibt Neuigkeiten, die ich gerne mit dir besprechen möchte."

    Der Iunier war gerade zuvor vom Dienst aus der Castra Praetoria gekommen und sah daher immer noch etwas abgehetzt drein, als die beiden Sklavinen sein Zimmer betraten.


    "Ahja Tuca! Kommt nur herein!"


    Wie schon bei Hiera - nein Lea -, machte auch Tuca frisch gewaschen und neu eingekleidet einen ganz anderen Eindruck als noch am Sklavenmarkt. Doch bei Lea war diese Verwandlung noch wesentlich größer gewesen. Schließlich sah sie davor eher wie ein Barbarenkrieger aus, als eine Haussklavin der Iunier. Silanus, der noch die gewöhnliche Toga eines Prätorianers an und winkte die beiden Sklavinnen zu sich.


    "Ihr könnt mir gleich helfen mich aus meiner Toga zu wickeln, wenn ihr schon da seid. Und Tuca. Du kannst mir gleich ein wenig über dich erzählen. Ich möchte dich kennenlernen. Der Händler sagte, dass du aus dem südlichen Africa stammst?"

    "Sehr gut. So verbleiben wir Tiberius. Ich werde euch also in drei Tagen zur Cena aufsuchen."


    Da sein kurzer Besuch nun ohnehin schon länger gedauert hatte als geplant machte der Iunier Anstalten zu gehen und setzte sich auf. Es musste zurück zur Castra und er hatte nun auch vieles, dass ihm durch den Kopf ging. Schließlich war diese ungeplante Verlobung ein ziemlicher überraschender Einschnitt in seinem Leben. Er nickte dem Tiberier also noch einmal bestätigend zu, trank den Rest aus seinem Becher aus und erhob sich dann.


    "Ich muss nun ohnehin wieder zurück zur Castra. Es war mir eine Freude dich kennenzulernen und natürlich bin auch schon gespannt darauf zu erfahren, was deine Schwester von unseren Plänen halten wird."


    Silanus verabschiedete sich und überließ den Tiberier das Atrium wieder für ihn selbst, während er sich auf zur Castra Praetoria machte.

    Zitat

    Original von Titus Decimus Cursor
    ... und bittet um seine Versetzung zur LEG II Germanica, tribunus.
    Noch in Grundstellung erwartete er die Reaktion seines Gegenüber.


    Die Meldung in Verbindung mit dem direkten Wunsch nach Versetzung kam nun doch etwas überraschend für den Iunier. Silanus musterte den Decimer also kurz fragend, den er bisher noch nie im Umfeld seines Patrons Decimus Livianus wahrgenommen hatte oder der ihm einfach nicht in Erinnerung geblieben war.


    "Zur Legio II? Dir ist klar, dass die Versetzung zu einer Legio auch Einbußen in deinem Sold mit sich bringt, ganz zu schweigen vom Ansehen, dass du dadurch verlieren wirst? Ein Decurio bei den Prätorianern hat schließlich einen viel höheren Stellenwert in der Hierarchie des Extercitus Romanus als ein gleichwertiger Rang bei den Legionen. Warum also diese Bitte auf Versetzung? Das hat nicht zufällig was mit der Entsendung deines Verwandten Decimus Livianus nach Germania zu tun?"

    Irgendwie hatte diese ganze Sache etwas surreales an sich. Denn einerseits war er heute nur gekommen, um der Familie eines verwundeten Kammeraden seine Aufwartung zu machen und seine Unterstützung anzubieten und andererseits hatte er noch vor kurzem seiner Großcousine Axilla eine Plädoyer gegen Vernunftehen gehalten, als sie ihm ihre baldige Hochzeit mit dem Fabier angekündigt hatte. Und nun saß er selbst hier und vereinbarte mit ihrem Bruder eine Ehe mit einer Frau, die er weder kannte noch liebte. Dennoch war dies eine Chance, die sich einem nicht oft bot. In eine Patrizierfamilie einzuheiraten war schon eine feine Sache, auch wenn der Ruf der Familie in den letzten Jahren etwas gelitten hatte. Eine Ehe mit den - wenn auch plebejischen - Iuniern, würde dem Ansehen der Tiberier in der Gesellschaft alles andere als Schaden. Höchstens die einen oder anderen traditionellen Patrzierfamilien würden die Nase rümpfen, doch diese taten das ja auch schon jetzt. Man konnte also wohl nur gewinnen. Als der Tiberier den Becher erhob und darauf trinken wollte, tat es ihm Silanus gleich.


    "Also dann. Auf die Verbindung unserer beider Familien Tiberius!"


    Als er einen kräftigen Schluck aus dem Becher nahm, schoss ihm bereits der Gedanken durch den Kopf, was wohl seine Großcousine dazu sagen würde, wenn er mit dieser überaus erfreulichen aber auch recht überraschenden Nachricht nach Hause kam. Irgendwie konnte er sich schon jetzt Axillas verdutztes Gesicht vorstellen. Nachdem er den Becher wieder abgesetzt hatte, sah er Caudex erwartungsvoll an.


    "Wie hast du dir also vorgestellt, dass es nun weitergeht? Sprichst du alleine mit deiner Schwester oder holst du sie gleich jetzt zurück, damit auch ich mit ihr reden kann? Oder sollen wir uns in ein paar Tagen wieder treffen, um alles Weitere zu besprechen?"

    War sich der Iunier vorher noch unsicher gewesen, was dieses unerwartete Angebot betraf, so hatte sich das spätestens nach dem ziemlich temperamentvollen Abgang der Tiberia grundlegend verändert. Vielleicht lag es ja an der eher gegenpoligen und im vergleich ruhigen Art, welche Silanus selbst an den Tag legte, aber solch heißblütigen und willensstarken Frauen hatten schon immer eine gewisse Anziehung auf ihn ausgeübt. Und auch in diesem Fall war Corvinas deutlichen Worte alles andere als kontraproduktiv, sondern hatten das Interesse des Iuniers nur noch mehr angefacht. Ihren Ratschlag, oder vielmehr ihre Warnung vor ihren Brüdern, wischte Silanus gedanklich ziemlich schnell beiseite. Denn wie Caudex richtig vermutete, hatte der Iunier nicht vor sich mit dem Posten eines Tribuns zufrieden zu geben und arbeitete bereits im Hintergrund an seiner weiteren Karriere. Und das war auch der Punkt, weswegen Corvinas Warnungen ins leere liefen. Würde er es tatsächlich schaffen und in nächster Zeit zum Praefectus Praetorio ernannt werden, so würde er sich wohl kaum mehr vor irgendwelchen 'Hinterhältigkeiten' irgendwelcher anderen Leute fürchten müssen. Doch das konnte die junge Tiberia nicht wissen.


    Er rief ihr daher noch ein "Valete" hinterher und konzentrierte sich dann auf ihren Bruder, der das Gespräch recht unbeeindruckt vom Verhalten seiner Schwester fortführte und sein Heiratsangebot weiter konkretisierte. Seine Argumente schienen schlüssig und eigentlich war Silanus auch nicht gerade in der Position eine große Wahl zu haben. Man redete schon jetzt darüber, dass er noch nie verheiratete war und es würde bestimmt nur noch schlimmer werden, wenn er als Präfekt der Prätorianer noch mehr im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stand. Eine junge und noch dazu attraktive und vorzeigbare Frau aus dem Patrizierstand kam ihm da gerade mehr als Recht. Er nippte daher kurz nachdenklich an seinem Wein, ehe er zustimmend nickte.


    "Du hast natürlich Recht Tiberius - mit beidem. Sowohl was meine Karriere betrifft als auch, dass eine Verlobung tatsächlich für beide Seiten von Vorteil wäre. Ich wäre daher also tatsächlich interessiert einer Heirat mit deiner Schwester zuzustimmen und als Entgegenkommen auch auf eine Mitgift von Seiten deiner Familie zu verzichten. Dennoch wäre mir sehr daran gelegen wenn man auch noch deine Schwester davon einigermaßen überzeugen könnte. Das würde die ganze Sache für alle Beteiligten wesentlich erleichtern."

    Nun hatte der Sklavin also doch selbst einen neuen Namen gegeben. Hiera - oder nun eigentlich eher Lea - hatte keine großen Einwende gegen seinen Vorschlag gehabt und diesen auch ziemlich unberührt und schulterzuckend zur Kenntnis genommen. Axilla fasste das Ganze dann noch einmal treffend zusammen und bot auch gleich an die neue Sklavin unter den Schutz der Hausgeister zu stellen. Ein Angebot das der Iunier gerne annahm. Er selbst maß der Religion und den Sitten und Bräuchen viel zu selten eine große Bedeutung bei und drückte sich daher sehr gerne vor solchen Aufgaben. Er nickte daher lächelnd in dem Wissen, dass seine Großcousine ihr Angebot vermutlich genau aus diesem Grund machte.


    "Ich danke dir Axilla. Natürlich kannst du Lea unseren Schutzgeistern vorstellen."


    Dann erhob er sich und deutet Lea, dass sie seiner Großcousine folgen sollte.

    Der Cornicularius sah in seinen Aufzeichnungen, dass der Tribun noch ein Weilchen Zeit hatte, bis sein nächster Termin anstand. Er bat den Decurio daher kurz um Geduld, während er selbst nachfragen ging ob der Tribun den Offizier empfangen wollte und kam kurze Zeit später wieder zurück in das Vorzimmer. "Bitte komm weiter Decurio. Der Tribun empfängt dich." Er hielt dem Offizier noch freundlich die Türe auf und überließ ihm dann seinem Vorgesetzten, der bereits erwartungsvoll hinter seinem Schreibtisch in Richtung Türe sah, um den Decurio zu begrüßen.


    "Salve Decurio! Bitte tritt näher und nimm Platz. Was führt dich zu mir?"

    Auch Silanus war sichtlich verwundert darüber, wie rasch Hiera diese neue Identität aus ihrem Ärmel schüttelte. Er war jedoch positiv überrascht und durchaus auch beeindruckt. Zustimmend nickte er immer wieder, während die junge Amazone ihre neu zusammengesponnene Vergangenheit schilderte. Erst bei der letzten Frage zögerte er ein wenig. Einen neuen Namen geben? Natürlich war es ein sinnvoller Vorschlag und er hatte grundsätzlich keine Einwände dagegen, aber er hatte bisher noch nie jemanden einen neuen Namen gegeben. Aus seiner Sicht hatte auch ein Sklave das Recht darauf bei seinem Namen genannt zu werden. Eine solche Entscheidung für Hiera zu treffen, brachte ihn daher in eine moralische Zwickmühle.


    Daher zeigte er sich auch ein wenig erleichtert als Axilla das Wort ergriff und auch gleich Vorschläge vorbrachte. Doch anders als erwartet, wollte auch sie offensichtlich, dass der Iunier diese Entscheidung trifft.


    "Also mir gefällt Lea... aber ich möchte ehrlich gesagt Hiera die Entscheidung über ihren neuen Namen überlassen. Sie muss schließlich in Zukunft damit leben und soll sich daher auch mit ihm wohlfühlen."

    Silanus lauschte aufmerksam den Ausführungen und nahm dabei ebenfalls den einen oder anderen Schluck aus seinem Becher. Die letzte, sehr direkte Frage seines Gastgebers löste beim Iunier zwar zum Glück keinen Hustenanfall aus, aber dennoch verschluckte er sich fast, als der Tiberier ihm dessen Schwester mehr oder minder als Braut anbot. Er stellte den Becher rasch ab und versuchte mit der Hand vor dem Mund und einigem Räuspern den Hustenreiz zu unterdrücken.


    "Ich?!....*räusper*.... Also.... Diese Frage kommt recht unerwartet."


    Auch wenn sich Silanus natürlich insgeheim seine Gedanken dazu gemacht hatte, so war er weder Patrizier, noch ein Mitglied der Nobilitas und schon gar nicht Alt! Aber durchaus vermögend und dank seiner Karriere und seiner fleißigen und strebsamen Familienmitglieder durchaus angesehen in der römischen Gesellschaft. Dennoch hätte er gar nicht damit gerechnet für eine engere Auswahl in Frage zu kommen. Sichtlich überrumpelt warf er Corvina einen kurzen Blick zu. Wie gerne hätte er gewusst was sie nun in diesem Moment über das überraschende Angebot ihres Bruders dachte. Der Iunier war sich ja selber nicht ganz sicher, ob der Tiberier es auch ernst meinte. Wenn es ein Scherz auf Kosten der Schwester war, so konnte Silanus nicht wirklich darüber lachen. Sicherheitshalber entschied er daher noch einmal nachzufragen und sah wieder zu Caudex.


    "Ist das nun wirklich ein ernstgemeintes Angebot?"

    Zitat

    Original von Cnaeus Fabius Torquatus
    "Es handelt sich um Dokumente in Zusammenhang mit den Sklavenaufständen. Wenn darüber hinaus auch Dokumente verändert wurden, gestaltet sich eine restlose Aufklärung der Vorgänge als schwierig." Eher fast unmöglich. Ich hoffte, dass die Notarii sorgsam bei der Archivierung waren und mir in naher Zukunft vielleicht noch mehr Informationen bereitstellen konnten. Aber aussichtsreicher war meines Erachtens ohnehin ein anderer Weg: "Ich denke nicht, dass es sich bei dem Prätorianer um einen einfachen Miles gehandelt hat. Zumindest hatte er eine gewisse Befehlsgewalt und die bedingungslose Loyalität seiner beiden Begleiter. Auf jeden Fall ist es wohl unumgänglich, den Verantwortlichen zu finden und zur Rede zu stellen, um die Angelegenheit aufzuklären." Für mich waren eher Genugtuung und persönliche Rache die Beweggründe für mein Engagement in dieser Sache, aber das musste ja niemand wissen. Unter dem Deckmantel der imperialen Sicherheit agierten immerhin nicht nur die Prätorianer, sondern zeitweise auch andere Diener des Staates.


    "Mit den Sklavenaufständen sagst du? Das ist interessant. Wie genau hingen die Dokumente damit zusammen? Habt ihr dazu irgendwelche Protokolle oder Namenslisten gelagert? Oder welche Unterlagen konnten dass gewesen sein? Ermittlungsunterlagen haben die Prätorianer doch selbst. Hatte der Palast eigene Ermittlungen angestellt?"


    Da auch die nähere Beschreibung des Fabiers über die Soldaten nicht wirklich erfolgsversprechend war, musste er sich bei seinen Ermittlungen wohl eher in Richtung der entwendeten Dokumente bzw. der Unterlagen halten, welche die Miles eingesehen hatten. Die war die einzige heiße Spur welche er verfolgen konnte. Daher war er bereits gespannt darauf zu erfahren, welche Dokumente zum Sklavenaufstand von dieser unrechtmäßigen Durchsuchung betroffen waren.