Beiträge von Appius Helvetius Sulla

    Endlich erreichte, das von mir gecharterte Schiff den Hafen von Corduba. Es war ein kleineres Schiff, älterer Bauart. Der Inhaber hatte es auf den Namen "Livia" getauft. An Bord befanden sich außer mir nur einige Händler, die unter sich blieben. Die Überfahrt verlief problemlos, allerdings war ich noch nie gerne zur See gefahren. Ich war ein Mensch des festen Landes. Auch zu meinen Zeiten als Soldat hatte ich immer das Meer gescheut, wobei ich mir bewusst war, wie emminent wichtig eine gute Flotte für Rom war. Hatte nicht Augustus seinen Widersacher Marc Anton nur dank seiner überlegenen Flotte geschlagen? War Gnaeus Pompeius Magnus nicht hauptsächlich wegen der von ihm errungenen Seeherrschaft so berühmt geworden? War nicht...? Versunken in derlei Gedanken hatte auch ich die Fahrt gut überstanden.


    Als die "Livia" anlegte, betrat ich erstmals seit 25 Jahren wieder hispanischen Boden. Damals war ich im Auftrag der Legion hier um Rekruten für die Hilfstruppen anzuwerben und nach Germanien zu bringen. Alte Erinnerungen kamen hoch.


    Ich entschloss mich nun zuerst einmal in meiner neuen Heimat umzusehen und die Stadt zu erkunden

    Ich kam am späten Nachmittag nach Hause, packte meine Sachen und persönlichen Dinge zusammen um reisefertig zu sein. Ich traf meinen Bruder an und sagte :


    "Salve mein Bruder, ich hatte Dir ja bereits angedeutet, dass ich nun wieder einer Tätigkeit nachgehen will. Meine Legionspläne habe ich vorerst auf Eis gelegt. Dank der Vermittlung meines Patrons, werde ich eine Stellung als Magister Scinorium in der spanischen Region Baetica bekleiden und Dich und Deine Kinder so gleich wieder verlassen. Mein Schiff legt bald ab. Ich werde es jedoch einzurichten wissen, auch Euch mal wieder in Rom zu besuchen. Vielen Dank für die Unterkunft in den letzten Wochen. Es möge Euch hier gut gehen. Gracchus wir werden uns wiedersehen;)


    Darauf umarmte ich meinen Bruder und verließ seine Casa, um meine Reise anzutreten.

    Zitat

    Original von Publius Helvetius Gracchus
    "Mutter ist vor etwa 20 Jahren unglücklich gestorben. Ein Rudel Wölfe hat sie überrascht auf dem Landsitz."


    Sim-Off:

    einfallsreicher Tod :D:D:D


    Ich wurde auch etwas traurig. Wir plauderten anschließend noch eine Weile und ich ging dann zu Bett.

    Mir gefiel das Bild, dass Vater und Sohn gemeinsam abgaben. Ja ich spürte, dass ich endlich wieder eine Familie hatte. Ich schlug beiden vor noch einen Schluck Wein zu trinken. Wir führten die vielseitigsten Gespräche. Gracchus und ich mussten herzhaft lachen, wenn wir uns an denkwürdige Geschehnisse aus unserer gemeinsamen Kindheit erinnerten. Dabei kamen wir natürlich auch auf unsere Eltern zu sprechen: "Bruderherz, wann sind eigentlich Vater und Mutter gestorben?

    Ein wenig amüsiert konnte ich beobachten wie bei Cato die Augen glühten als ich von meiner Vergangenheit erzählte. Der junge Mann gefiel mir. Vielleicht lag es daran, dass ich mich in ihm wieder zu erkennen glaubte. Als ich auch noch in seinem Alter war, war ich genauso von solchen Dingen begeistert.


    Ich war zeitweise in Ägypten stationiert, später habe ich geholfen Aufstände in Trakien und in Palästina niederzuschlagen und am Ende meiner bisherigen millitärischen Laufbahn habe ich am Feldzug des Kaisers Domitians gegen die Chatten teilgenommen. Mein Neffe, wie ich sehe scheinst du Dich sehr für solche Dinge zu interessieren. Ich könnte Dir abendfüllende Geschichten erzählen, aber es ist bereits spät, vielleicht machen wir das ein ander mal. Du wirst aber sicher noch früh genug in den "Genuß" dieser Erfahrungen kommen ;)Wie kam es das du die Cohortes Urbanae verlassen hast?

    Er war verblüfft und konfrontierte mich gleich mit der Frage nach meiner Vergangenheit.


    Als mein Bruder und ich noch Kinder waren (er ist übrigens der Ältere;)) waren es harte Zeiten für unsere Eltern. Meine Eltern waren froh, als mich ein reicher Herr im Alter von acht Jahren adoptierte. Von da an waren unserer Wege getrennt. Ich trug fortan einen anderen Namen und hatte bis vor einigen Tagen nie wieder Kontakt zu deinem Vater. Mein Leben verbrachte ich größtenteils bei den Legionen. Ich diente auf vielen Schlachtfeldern. Nunja, und die letzten Jahre waren schwer. Ich hatte viele persönliche Feinde und musste das öffentliche Leben meiden, bis ich mich dazu entschloss wieder unter meinem eigentlichen Namen nach Rom zu gehen.


    Ich wusste, dass die dunklen Flecken in meiner Biographie immer wieder Misstrauen erregen mussten, deshalb hielt ich es für geschickter nun zu einem anderen Thema zu wechseln.


    Dein Vater hat mir bereits erzählt, dass du zu den Vigilen gegangen bist? Wie lang bist du schon bei ihnen? Befindest du dich noch in Ausbildung? Welchen Rang hast du?


    Mir gefiel, dass Cato bei den Vigilen war und sich nicht den elenden Prätorianern verschrieben hatte.

    In dem Moment als mein Bruder zu einer Antwort ansetzen wollte, betrat ein junger Mann das atrium und begrüßte Gracchus als seinen Vater. Ich musste ein wenig schmunzeln. Ich erkannte in ihm deutlich die Züge meines Bruders als er noch ein Jugendlicher war. Ich betrachtete ihn einen Moment, er hatte ein sympathisches Gesicht, stand auf und stellte mich vor; Gracchus hatte seinen Kindern sicher noch nicht von mir erzählt:


    "Salve junger Mann, du musst Cato sein


    Ich wusste ja, dass Gracchus' anderer Sohn derzeit nicht in Rom war. Nach einer kurzen Pause fügte ich hinzu


    Du wirst sicherlich erstaunt sein über das folgende: Dein Vater hat Dir bestimmt nie erzählt, dass er als Kind nicht ...alleine... war. Man kann es ihm auch nicht verübeln. Er hatte seit seiner Jugend nie mehr etwas von mir gehört:


    Um es kurz zu machen: Mein Name ist Appius Helvetius Sulla, ich bin der Bruder Deines Vaters und dein Onkel ;)

    Ja er ist ein Helvetier, neben unserer Linie existiert noch eine weitere Linie der Helvetier. Ich habe ein wenig nachgeforscht und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir gemeinsame Ahnen haben; vor langer Zeit haben sich beide Linien vermutlich aufgund geographischer Gründe oder vielleicht auch durch einen Streit getrennt und paralell entwickelt. Ihre Gens ist deutlich größer; Wir beide, und Deine Kinder(Die ich übrigens auch ganz gerne kennen lernen würde) sind ja die letzten Nachfahren des Corvinus.


    Ich hatte mich bevor ich mich wieder in die Öffentlichkeit gewagt hatte nach einem vertrauenswürdigen Patron umgesehen. Bald wurde ich auf ihn aufmerksam, da er als rechtschaffener und einflussreicher Mensch galt und dazu noch ein Helvetier war. Ich machte ihm meine Aufwartung und er wurde mein Patron. Alles positive was ich über ihn gehört hatte, bestätigte sich. Ich vertraue ihm und wir haben im politischen Bereich die gleichen Ansichten. Leider gibt es in Rom eine kleine, aber einflussreiche Gruppe von Menschen, die aus unredlichen Gründen seine Amtsführung kritisieren, naja aber hören wir jetzt von der Politik auf...
    Ich machte eine Pause und nahm einen Schluck Wein bevor ich weiter sprach


    ch würde ganz gerne, wenn es Dich nicht stört noch ein paar Tage in deiner Casa wohnen und in Rom verweilien bevor ich nach Mantua zur ersten Legion gehe, wenn das für dich in Ordnung ist?


    Ich wusste, dass er ein sehr gastfreundlicher Mensch war und mir garantiert diesen Wunsch erfüllen würde, doch ich hielt es trotzdem für richtig ihn danach zu fragen.

    Gracchus überraschte mich im Atrium.
    "Salve mein Bruder, ich bin gerade aus Ostia zurückgekehrt. Ich hatte dort meinen Patron, den amtieren Aedilis plebis Caius Helvetius Tacitus besucht. Sagt Dir sein Name was?"

    "Wollen wir hoffen, dass sich das Ganze noch zum Guten wendet. Vielleicht ist es Dir ja möglich den Imperator zu beeinflussen.


    Ich werde jetzt noch einmal zurück nach Rom reisen und mich anschließend nach Mantua aufmachen. Ich fürchte allerdings, dass sie mich aufgrund meines Alters nicht mehr nehmen werden..."


    Ich verabschiedete mich nun bei meinem Patron warnte ihn abschließend:


    " Sei in Rom auf der Hut. Es liegt etwas in der Luft. Deine Feinde sind mächtig und es gibt zahlreiche finstere Gestalten, die alles tun würden Dich aus dem Weg zu räumen.


    Möge Fortuna ihre schützenden Hände über Dich halten!"


    Daraufhin verließ ich die Casa Helvetia und machte mich auf nach Rom.

    Ich wusste, dass ich mich in meinem Patron nicht getäuscht hatte; Wir hatten die gleichen Grundüberzeugungen und er echauffierte sich dabei genauso schnell wie es mir ging, wenn ich mich bei diesem Thema erst einmal in Rage redete. Er war auf mein Hilfsangebot nicht eingegangen, ich hatte das erwartet, vermutlich war er zu stolz und ich musste mir - meiner persönlichen Eitelkeit zum Trotz - eingestehen, dass ich mittel- und verdienstlos, wie ich momentan nun einmal war, wohl eher für ihn ein Klotz am Bein war. Ich verfluchte insgeheim, die Situation in die ich in die letzten Jahre nicht ganz unschuldig geraten war.


    Keine Ursache, das ist die selbstverständliche Pflicht eines Römers, dem an seiner Heimat gelegen ist.


    Er hatte sich auch nicht unbedingt positiv über den Kaiser geäußert. Ich wusste allerdings nicht in wie weit ich mich in diesem Punkt bei ihm ehrlich erklären konnte. Ich hatte in meinem Leben schon bitter erfahren, was es heißt, der falschen Person in dieser heiklen Frage, die eigene Meinung zu offenbahren, also setzte ich eher harmlos nach einer Pause hinzu:


    Ja du hast Recht, die unrömischen Umtriebe haben sogar bereits in großem Maße am Kaiserhof Eingang gefunden. Es besteht natürlich auch mithin die Gefahr, dass so die Prätorianer von den falschen Menschen geführt werden


    Um nicht zu viel zu wagen, lenkte ich meinen Ausführungen noch auf ein paar weniger kontroverse politische Fragen und fragte ihn abschließend


    Wann wird eigentlich dann Amtszeit als Aedil zu Ende sein und was strebst du dann an?

    Ich war etwas überrascht über das plötzlichen Auftreten meines Patrons. Er fragte mich sehr direkt und schien erstaunt zu sein mich so schnell wieder zu sehen.
    Ich anwortete ihm
    "Salve Helvetius Tacitus, ... ja eigentlich hatte ich nicht vor Dich so schnell wieder aufzusuchen. Du kanntest ja meine Pläne: ich wollte zurück nach Rom, meinen Bruder wieder treffen und mich dann auf nach Mantua machen. Das erste Vorhaben habe ich durchgeführt, das letztere habe ich aufgrund der Erfahrungen die ich in den letzten Tagen in Rom gemacht habe, vorerst verschoben.


    Ich wusste in dem Moment nicht genau wie ich nun anfangen sollte, da mir nicht klar war, inwie weit er die Aktionen seiner Feinde vertragen hatte.
    Nach einer kurzen Pause setzte ich an:


    Ich war aus verschiedenen Gründen jahrelang nicht mehr in Rom und war allenfalls marginal über das politische Geschehen und die handelnden Personen unterrichtet. Die Zeiten in denen mir die Politik nicht ganz fremd war, waren schon lange vorbei. Als ich mich jetzt nun wieder in unserer prachtvollen Hauptstadt befand, hörte ich mich ein wenig um, unterhielt mich mit zahlreichen Bürgern über aktuelle Geschehnisse, lauschte mal wieder einer Senatsdebatte und versuchte all die Wissenslücken aufzufüllen, die sich im Laufe der Jahre angesammelt hatten. Ich meine dabei festgestellt zu haben, dass die Politik Roms heutzutage größtenteils von bis ins tiefste Mark verdorbenen Menschen gemacht wird. Es hat sich viel geändert, aber meines Erachtens in den meisten Fällen zum Negativen. Den Römischen Traditionen fühlen sich die meisten nicht mehr verbunden. Auf den Straßen Roms tummelt sich so viel unmündiger Pöbel, der überhaupt nicht sieht wie alles den Bach heruntergeht mit den Rechten der freien, stolzen und echten Römer. Worauf ich eigentlich hinaus will: Du weißt ja sicherlich selbst, WAS in den letzten Tagen das politische Rom am meisten aufwühlte. Dein Edikt und die daraus gerade für Dich resultierenden Folgen.


    Ich kann Dir vorweg sagen, dass ich in jedem Fall an deiner Seite stehe, vor allem gerade deshalb, weil ich die Forderungen aus dem Edikt absolut unterstreichen kann. Ich war in Germanien, ich habe diese barbarischen unzivilisierten wilden Horden gesehen, wie sie ohne jede Moral friedliche Römerinnen und Römer auf brutale Weise abgeschlachtet haben und man braucht in Rom nur einmal die Augen zu öffnen und sieht überall welche von ihnen. Ich halte das für die bedrohlichste Entwicklung für das Reich. Die Germanen im freien Germanien sind so zahlreich, dass sie uns, wenn wir nicht konsequent eine Lösung des Problems ansteben, immer weiter zurückdrängen werden. Gleichzeitig helfen ihnen die vielen in Rom befindlichen Germanen, indem sie, nachdem sie politische Ämter übernommen haben, immer mehr von ihnen mit dem Bürgerrecht ausstatten, um langsam aber sicher den römischen Staat wie ein Bandwurm es bei Herodes von Judäa tat, von innen zu zerfressen. Aber das brauche ich Dir ja wahrscheinlich nicht zu sagen.


    Ich habe gesehen wie infam gegen dich gehetzt wurde. Ich habe mit einem alten Mann zusammen versucht die Entfernung des Edikts zu verhindern. Leider gelang es mir nicht den allegmeinen Volkszorn gegen diese Aktion loszutreten. Es wurde behauptet, dass der Kaiser das angeordnet hätte, was ich mir nicht vorstellen kann. Einzelne Senatoren, allen voran der Germanicus scheinen mittlerweile selbstherrlich zu handeln. Der lächerliche Volkstribun, bei dem ich mich anschließend darüber beschwerte, ließ das auch unkommentiert.


    Um es kurz zu machen: Ich bin hier um Dir jedwede Unterstützung in dieser Sache anzubieten. Die Entwicklung in Rom ist unerhört. Kann ich Dir in irgendeiner Weise helfen dein Amt zu sichern oder deine Feinde zu beseitigen?"

    Nachdem ich in den Hortus geführt worden war, bot sich mir ein Anblick dar, der mich sogleich in eine angenehme Stimmung versetzte. Prachtvolle und exotische Pflanzen säumten überall die Wände, einen schattigen Säulengang und ein zentrales Becken, das meine Aufmerksamkeit erregte, denn in dem klaren Wasser schwommen schlangenähnliche Tiere mit einem diabolischen Blick. Es mochten Fische sein, aber ich hatte so etwas noch nie gesehen. In die Betrachtung dieser faszinierenden Tiere versunken, vergaß ich ganz, das ich nicht allein war.

    Nach den Vorfällen der letzten Tage in Rom und dem sich immer stärker abzeichnenden Komplott gegen meinen Patron, war ich nach meinem erfolglosen Besuch beim Volkstribun sofort nach Ostia geeilt um mich mit Tacitus zu besprechen. Ich vermutete, dass er sich erst einmal hierher zurückgezogen hatte um den hässlichen Anfeindungen von Seiten seiner Feinde vorerst zu entgehen.


    Hier stand ich nun am Tor der Casa Helvetia, vor dem ich vor gerade einmal einer Woche zuletzt unter ganz anderen, viel glücklicheren, Umständen stand und klopfte ans Tor.