Beiträge von Appius Helvetius Sulla

    Auch wenn ich irgendwie auf diese Antwort vorbereitet war und es geahnt hatte, überwältigten mich in diesem Moment die Emotionen. Meine Stimme blieb mir im Hals stecken. Ich brauchte einen kleinen Augenblick um wieder die Fassung zu erringen, dann sagte ich:


    Publius, ... Publius... Du bist es, BRUDER In diesem Moment versagte mir erneut die Stimme ich ging auf ihn zu und versuchte ihn ungelenk zu umarmen.

    Es dauerte kein 30 Sekunden und das Tor wurde geöffnet. Ich erkannte im ersten Moment, dass der Mann der Tür geöffnet hatte, kein Sklave war. Er war von mittlerer Größe, hatte den typischen Wohlstandsbauch, den man bei so vielen Bürgern, die sich in Amt und Würden befinden, vorfindet. Seine Kleidung strahlte eine feine Schlichtheit aus, wie man sie nur bei Menschen von Geschmack antrifft. Er trug einen kräftigen Vollbart, der ebenso wie sein Kopfhaar bereits weiß leuchtete. Seine Gesichtszüge waren edel und aus ihnen sprach Willensstärke und Ehrgeiz. Alles in allem machte dieser charismatischer Mann einen starken Eindruck auf mich, doch konnte es sein ... konnte das Publius sein? Mein Bruder, den ich zuletzt als Jugendlichen sah.


    Ich fragte zunächst:


    Salve, Wohnt hier Publius Helvetius Grachhus?

    Meine Reise von Ostia nach Rom verlief unproblematisch. Ich bedauerte es sehr, dass ich mich nicht nochmal mit Tacitus besprechen konnte. Er hatte mir ja auch von seinem in Rom ansässigen Bruder, dem Senator Geminus, erzählt. Ich nahm mir vor ihn auch irgendwann einmal zu treffen, doch jetzt war erst einmal ... - mein Bruder - Publius Helvetius Grachhus dran. Ich hatte ihn seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen, besser gesagt seit der frühen Kindhheit nicht mehr, nachdem wir (ich meine mich zu entsinnen, dass ich damals acht Jahre alt war, er war 7 Jahre älter als ich) getrennt wurden. Er bleib bei ...meinen - seinen... Eltern und ich wurde von meinem damaligen Gönner adoptiert und beschritt den Weg, der meinem Leben letztendlich soviel Erfolg ... und dann so viel Unheil eingebrockt hatte. Ich hatte von meinem Bruder seit dem nichts mehr gehört, er wahrscheinlich von mir auch nichts mehr. Ich war ja unter einem anderen Namen bekannt...


    Ich war gespannt: Würde er überhaupt da sein? Würde er mich wiedererkennen? Was hatte er all die Jahre gemacht? Hatte er Frau und Kinder?
    Ich hatte mich durchgefragt, wo er wohnen könnte und jetzt stand ich vor einer kleineren, aber sehr ordentlichen Casa. Ich klopfte an das Tor und wartete auf Einlass...

    Ich hatte mir schon so etwas gedacht, naja der Mann hat sicherlich viele Geschäfte zu laufen und ist daher immer unterwegs. Schade, ich hätte mich gerne persönlich von Tacitus verabschiedet und mir noch ein Empfehlungsschreiben geben lassen, aber so wie die Dinge standen war das momentan nicht möglich.
    Ich nahm die vom Sklaven angebotene Tunika nicht an, sie entsprach nicht meinem Geschmack, bedankte mich allerdings und sagte zu ihm:

    Nein, Danke, ich werde unterwegs etwas zu mir nehmen. Richte doch bitte deinem Herren aus, dass ich mich für seine Gastfreundschaft bedanke und demnächst sicherlich mal wieder vorbeischauen werde, jetzt werde ich meinen Bruder in Rom aufsuchen gehen,
    Übrigens hätte ich gerne mein Schwert und meine Peitsche zurück


    Der Sklave machte auf mich einen guten Eindruck. Tacitus hatte ihn richtig erzogen, Sklaven sollten immer Respekt haben.

    endlich klopfte es, ich war nun bereits seit 4 Stunden wach und wusste nicht recht etwas mit mir anzufangen, da ich keine Lektüre bei mir hatte.
    Ich öffnete die Tür und erblickte einen Sklaven.
    Wo ist dein Herr, Sklave? fragte ich ihn

    Ich hatte mein Schwert dem Sklaven zur Verwahrung gegeben um Taticus eventuelle Sorgen zu zerstreuen. Der Hausherr war bereits verschwunden, er hatte sicherlich noch wichtige Geschäfte zu tätigen, nachdem ich ihn einen halben Tag davon abgehalten hatte. Ich machte mir noch einige Notizen und begab mich dann zu Bett. Verschiedene Betrachtungen hielten mich noch vom Schlaf ab: Wieso erschien er mir immer phasenweise sehr reserviert um anschließend wieder offen zu sein? Ich wurde aus ihm nicht recht schlau. Zumindest konnte ich feststellen, dass er ein weltmännischer Mann war, mit dem man ohne weiteres auch geistreiche Gespräche führen konnte. Ich erinnerte mich an die beiden schönen Damen auf den Bildern: Fabia und Severina hießen sie...
    Während diesen angenehmen Gedanken fiel ich endlich in den Schlaf

    Ich freute mich über sein sehr gastfreundliches Angebot, ich meine aber bemerkt zu haben, dass er kurz darauf innerlich mit sich rang und ich glaube seine Gedanken waren nicht zu meinem Vorteil. Ich wusste seine Geste aber zu schätzen und fragte um eventuelle Zweifel seinerseits zu zerstreuen, wo ich meine Waffen ablegen könnte. Danach begab ich mich in mein Gemach um die Eindrücke des Tages zu verarbeiten...

    An seiner Antwort erkannte ich, dass auch das Millitärwesen zu seinen Spezialgebieten gehören musste, ein beeindruckender Mann!


    Da ich selbst keinerlei Kenntniss davon hatte, wie man als einfacher Soldat zur Legion kommt und meine Zeiten bei der Armee schon lange zurück liegen, fragte ich ihn "Wo kann ich mich einschreiben? um das Thema jedoch zu beenden fragte ich auch ihn noch gleich "Wo kann man eigentlich hier gut in Ostia nächtigen?"

    Ich lachte herzhaft, denn ich sah es genauso wie er, ein Verwaltungsposten war für mich unter solchen Umständen nicht denkbar. Ich überlegte mir eine Antwort und dabei wurde mir schlagartig klar, dass ich nur einen Wunsch hatte, ich wollte wieder zurück zur Armee! Mir war klar, dass ich nach den ...Vorkommnissen in meiner Biographie... wieder ganz unten anfangen musste. Ein Posten als Legionstribun war jetzt für mich unerreichbar, nachdem mein ganzes Vermögen und meine Auszeichnungen beschlagnahmt worden waren und meine alte Identität gelöscht worden war. Meine alten Kameraden von damals waren bereits alle tot, ermordet, geächtet, hingerichtet...
    Ich verdrängte die unangenehmen Gedanken an die Zeit nach Domitians Tod.


    Ich musste Tacitus jetzt meinen Wunsch mitteilen, doch es wäre ihm wohl sehr merkwürdig vorgekommen, wenn mein Berufsziel feststeht, obwohl ich ihn doch gefragt hatte. Also holte ich nun zu einer langen Erörterung aller anderen Berufsmöglichkeiten, insbesondere derer, die er angesprochen hatte, aus. Dabei gab ich mich unschlüssig und tat so, als ob ich mich selbst langsam davon überzeugte(denn ich hob vor allem negative Seiten hervor), dass nichts anderes in Frage käme als die millitärische Laufbahn. Ich hoffe er hat von meinem Schauspiel nichts mitbekommen, denn ich versuchte das ganze so aussehen zu lassen, dass er mich letztendlich auf diese Idee brachte.
    Letztendlich schloss ich meine langwierigen Ausführungen:


    "In welchem Teil des Heeres ist denn derzeit großer Personalbedarf?

    Der Wein war gut und meine Kehle trocken. Ich prostete zurück. Als er von den beiden schönen Damen sprach, kam mir ein Gedanke, den ich lieber noch nicht aussprach: Durch eine Verbindung könnte man die beiden Linien der Familie vielleicht wieder richtig vereinigen. Ich nahm mir vor in nächster Zeit dahingehende Möglichkeiten auszuloten und die beiden besagten Damen persönlich kennenzulernen. Vielleicht sollte ich mich darüber mal mit meinem Bruder besprechen, wenn ich ihn, so es die Götter wollen, in nächster Zeit endlich mal wieder sehen werde.


    Ich nickte anerkennend zu Caius:


    " Ausgesprochen anmutige junge Damen, von dem Senator habe ich schon einiges gehört und bin stolz, dass er ein Helvetius ist" Dann wendete ich das Gespräch zunächst auf Belanglosigkeiten. Die Sonne stand langsam immer tiefer. Ich griff das Gesprächthema von vorhin wieder auf und fragte ihn:


    "Welche Art von Laufbahn würdet ihr mir denn nunvorschlagen?"

    Im ersten Moment war ich etwas perplex, erwartete er wirklich von MIR, dass ich seinen Ring küssen würde? Zorn stieg in mir auf, doch die Vernunft ermahnte mich: Hatte ich nicht einst auch immer auf diese Geste bei meinen ehemaligen Klienten verlangt? Ich versuchte mich zu beherrschen. Also entschloss ich mich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Ich nahm seine Hand, schaute ihm scharf in Augen und berührten den Ring kurz.


    "Du kannst dich auf meinen Respekt gegenüber deiner Familie verlassen, es ist ja auch meine Familie ;) Ich hatte mich wieder im Griff und erkundigte mich bei ihm versöhnlich nach seinen Kindern und der restlichen Familie und sagte Es wäre mir eine Ehre auch bald deine Frau und deine Kinder kennen zu lernen


    Auf Gemälden an der Wand konnte ich verschiedene Portäts erkennen, es waren wohl seine Kinder oder andere Verwandte. Besonders Helvetia Severina und Helvetia Fabia gefielen mir: Ich fragte ihn


    Wer sind die beiden hübschen Damen, unter deren Köpfen Severina und Fabia steht?

    Es überraschte mich etwas, dass Tacitus einlenkte, denn ich wusste, dass ich mich bei meinen letzten Äußerungen ein wenig im Ton vergriffen hatte gerade gegenüber einem so verdienten Manne. Ich war ihm dankbar, dass er nicht weiter nach meiner Vergangenheit fragte. Er schien mir jedenfalls positiv geneigt und ich sagte in erfeutem, feierlichen Ton:


    "Ich danke Dir aufrichtig mein Vetter. Wir können die verwandschaftlichen Beziehungen ja sicherlich im Archiv zurückverfolgen.


    Meine persönlichen Ziele bestehen momentan aus dem Wunsch möglichst schnell wieder eine Aufgabe jeglicher couleur zu übernehmen und dabei an Macht, Reichtum und Einfluss zu gewinnen, wenn du mir erlaubst offen zu sprechen. Was empfiehlst du mir? Sag mir auch womit ich dir eine Gefälligkeit erweisen könnte. Ich bin willens dich überall meinen Mitteln entsprechend zu unterstützen"


    Ich hielt ihm meine Hand als Geste der Besiegelung eines neuen Bundes hin. Ich war nun froh endlich wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können.

    An seiner Antwort und seinem Gesichtsausdruck konnte ich eine gewisse Mischung aus Misstrauen und Skepsis erkennen. Seine gezielte Frage nach meiner Vergangheit passte mir nicht so recht, doch ich war auch darauf vorbereitet. Vielleicht hatte ich mir das ganze zu einfach vorgestellt...


    Ja, Caius, ich will Dein Klient werden. Ich habe schon einiges über deine Fähigkeiten gehört, man sagt Du seist ein rechtschaffender, geistreicher Mensch und hättest beträchtliche Erfahrung im politischen sowie im verwaltungstechnischen Geschäft und ich wollte meine Angelegenheiten, wie ich es bereits bereits approximiert habe, lieber in die Hände eines Blutsverwandten legen! Nach alter römischer Tradition hilft sich die Verwandschaft. Ich hoffe das dergleichen Begriffe für Dich nicht fremd sind.
    Und nun zu meiner millitärischen Vergangenheit:
    Ich entblößte meinen rechten Arm und zeigte ihm eine meiner vielen Narben, die vom Schwertkampf herrührten. Anschließend wieß ich ihn auf meine linke Wade hin, auf der man einen Lanzendurchstoß noch deutlich erkennen konnte. Draufhin fuhr ich fort:
    "Ich habe an vielen Fronten gekämpft u.a. in Germanien beim erfolgreichen Chattenfeldzug des Kaisers Domitians, du wirst Dich nun sicherlich fragen, weshalb ich, wenn ich doch so ein verdienter Soldat gewesen sei, nicht einfach in eine Legion eintreten könnte und auf meinen alten Ruhm verweisen. -Eine berechtigte Frage, doch in meiner Vergangenheit gibt es einige dunkle Flecke und ich habe zahlreiche Feinde, die mich unter einem ... wie soll ich sagen ... anderen Namen kennen, doch genug davon,
    ich bin überzeugt davon, dass ich Dir Caius Helvetius Tacitus einige Dienste erweisen könnte und dich in deinen wie auch immer gearteten politischen Absichten massiv unterstützen und ich versichere Dir, dass ich ein Ehrenmann bin, der zu seinem Wort steht, also Überlege Dir mein Angebot. Ich werde es kein zweites Mal offerieren...

    Im Atrium erwartete mich ein Mann von mittlerer Größe und einer gewissen Körperfülle, wie man sie bei Menschen von Amt und Würden häufig anzutreffen pflegt. Er mochte etwa 5-8 Jahre älter als ich sein und hatte ein vom Leben gezeichnetes, charakterstarkes Gesicht. Der Mann gefiel mir. Ich stellte mich vor:


    "Ehrwürdiger Caius Helvetius Tacitus, es wird Euch vielleicht verwundern, aber vor Euch steht ein entfernter Vetter von Euch. Man nennt mich Appius Helvetius Sulla. Ich bin momentan in Rom ansässig. Meine Eltern waren Caius Helvetius Corvinus und Helvetia Minervina " Ich verschwieg ihm, dass das nur die halbe Wahrheit war..."Nach einer turbulenten Vergangenheit in der ich, wie soll ich sagen, meine Familie kaum kennen lernen konnte, (Meinen Bruder Publius Helvetius Grachus habe ich bereits Jahrzehnte nicht mehr gesehen, möchte ihn aber anschließend in Rom, besuchen) will ich nun einen Neuanfang starten und schnellstmöglich eine Karriere starten. Ich habe große Erfahrung im millitärischen Bereich, verstehe mich allerdings auch auf das politische Geschäft. Macht und Einfluss sind keine Größen, die mir unbekannt sind...;)Auch der Priesterdienst ist eine denkbare Betätigungsmöglichkeit. Ich habe Euch, mein Vetter, besucht, da mich ihre hervorragenden Referenzen beeindruckt haben und ich Euch bitten würde mein Patron zu werden. Das könnte eine Verbindung von beiderseitigem Vorteil werden, und wie sagt man: "Blut ist dicker als Wasser""


    Damit beendete ich meine Rede. Ich hatte mir von vornherein vorgenommen ihn sofort mit meinem Vorschlag zu konfrontieren, um ihn anhand seiner Reaktion zu prüfen...

    Etwa nach einer halben Minute wurde ein Türspalt geöffnet und der schmale Kopf eines Bediensteten schaute neugierig heraus. Als er mich erblickte, musterte er mich und fragte mit einer sehr hohen Stimme, wer ich sei und was ich wöllte.


    "Mein Name ist Appius Helvetius Sulla. Ist Dein Herr zu sprechen, Sklave?" erwiderte ich seine Frage mit einer Gegenfrage. Er sah mich verunsichert und zaghaft an und fuhr mit dem Kopf zurück und besprach sich anscheinend mit irgendwem. Es dauerte ganze fünf Minuten bis er wieder am Tor war. Er stotterte etwas unverständliches und bedeutete mir mit einer Geste, dass ich eintreten solle. Dabei öffnete er ängstlich und ungeschickt die Tür. Ich schmiss ihm ein paar Münzen zu und schritt durch das Tor. Der Sklave bat mich nun mich einen kleinen Moment zu gedulden bis der Hausherr bereit sei, Besuch zu empfangen. Ich blickte mich indessen ein wenig um und merkte sofort, dass der Hausherr ein Mann von Geschmack sein musste. Schöne Skulpturen, Malereien und Büsten verzierten die anmutigen Räume.


    Der Sklave verschwand für einen Moment und kündigte mir nun den Hausherrn an, ich war gespannt, wer dieser vielgerühmte Mann nun war...

    Nachdem ich nun meinen Marsch von Rom nach Ostia vollendet hatte, fragte ich mich zur Casa Helvetia durch. In den Straßen Ostias wich der Pöbel immer scheu zurück, wenn ich mein Reiseziel angab. Woran das liegen mochte? Naja, vielleicht hatten sie Angst vor mir; mein Schwert hatte ich vorsichtshalber mitgenommen, man sollte immer auf alles vorbereitet sein.


    Auf dem Weg gingen mir verschiedene Gedanken durch den Kopf. Würde Caius Helvetius Tacitus mein Ersuchen annehmen? Er wusste wahrscheinlich nicht einmal, dass ich nun wohl ein entfernter Vetter von ihm sei. Ich hatte mir mir vorgenommen nur das nötigste über meine ...Vergangenheit... und meine Pläne preiszugeben. Ich erinnerte mich an die positiven Dinge, die mir über diesen Mann erzählt wurden: Erfahren, gebildet und kultiviert sollte er sein und über vielseitige Fähigkeiten verfügen. Versunken in in diese und einige andere Betrachtungen erreichte ich nun die Casa Helvetia. Das Gebäude erschien mir nicht zu groß, aber fein und damit ganz nach meinem erlesenen Geschmack 8). Ein frecher Bengel, der in der Nähe des Hauses spielte, starrte mich unverschämter Weise an und sang ein Spottlied. Wenn ich in meiner alten Umgebung gewesen wäre, hätte dieser Junge eine derartige Impertinenz nicht überlebt, aber ich musste meinen Zorn beherrschen und mich mit meiner Situation arrangieren...


    Ich klopfte nun am schlichten, aber edlen Tor der Casa und wartete auf Einlass