Beiträge von Appius Helvetius Sulla

    Sulla wollte gerade ansetzen ihm persönlichen Eigennutz vorzuwerfen als die Tür aufgeschlossen wurde und Strabo hereintrat. Sulla staunte nicht schlecht, hatte er doch von seinem Kameraden schon lange nichts mehr gehört. Etwas irritiert war er von der äußerst zurückhaltenden Begrüßung. Sulla erwiderte sie ebenso und betrachtete nun die sich ihm bietende Situation. Strabo kannte den Mann anscheinend und ging sofort hart mit ihm ins Gericht, was Sulla allerdings nun auch gemacht hätte.

    In diesem Moment schossen zwei besoffene Milizionäre aus Spaß mit Steinschleudern auf vorbeikommende Passanten. Auch auf den gerade aus dem Tempel heraustretenden Mann wurde ein Steinchen abgeschossen, dass den Mann direkt auf der Stirn traf und damit sicherlich sehr schmerzhaft war;)


    Sim-Off:

    Der Einbau metaphysischer Elemente mutet schon recht merkwürdig an... :dagegen: -.^

    Der Tonfall dieses angeblichen Duumvirs passte Sulla ganz und gar nicht, doch er war ohnehin in einer nachsichtigen Stimmung, als das es ihn wütend gemacht hätte. Der Heißsporn Sulla, der er einmal war, war bereits gestorben.


    "Doch warum, was war das Motiv?"

    Mut und Frechheit liegen immer nah beeinander;)


    "Das frage ich ja Dich! Und im Übrigen solltest mir deinen Namen nennen und deine Absichten. Ich gebe dir mein Wort, dass man dich nicht weiter foltern wird, wenn du dich kooperativ verhälst. Ich weiß, dass du mich für einen dämonischen Verräter hälst und ich kann es nicht und will es dir nicht verbieten so zu denken, doch sage die Wahrheit."

    Die Kolonne des Sulla erreichte nach 20 Minuten Ritt die Castra Vigilum. Der Folterknecht, der ihn empfing, erregt sofort Sullas Ekel. Ein ungewaschner, primitiver, hässlicher Mann, der zu allem Überdruss auch noch einäugig war.


    Man führte den ehemaligen Magister Scriniorum in das Verließ. Man hatte die beiden Gefangenen getrennt, damit sie sich nicht absprechen konnte. Sulla wurde in den Raum geführt, in dem jener Mann saß, der sich so standhaft allen Folterversuchen widersetzt hatte. In dem schrecklichen Verließ hingen Folterwerkzeuge an der Wand, verkrustete Blutreste bedeckten nicht nur den Boden, sondern auch die Wände und sogar teilweise die Decke. In der Mitte des Raumes saß ein gebundener Mann, der schrecklich zugerichtet war.
    Sulla warf dem Foltermeister einen finsteren Blick zu, doch er wusste zugleich, dass dieser nur seine Arbeit tat. Er zischte zum Folterknecht und den anderen SOldaten: "Lasst mich mit dem Mann alleine"


    Nachdenklich betrachtete er den Gefolterten und sprach mild:


    "Salve, du wolltest mich sprechen. Hier steh ich vor Dir: Appius Helvetius Sulla. Wie ist deine Name?" Er fügte hinzu "Du bist sehr mutig"

    Sulla, der sich tagelang in seiner Casa isoliert hatte, dachte ununterbrochen nach und litt unter Selbstzweifeln: War es wirklich richtig, was sie getan hatten? Der Kaiser war ein Schuft und gehörte abgesetzt, davon war er immer noch überzeugt, doch hatten sie in Baetica wirklich alles zum Besseren gewandelt? War nicht die geordneten Herrschaft die sie ausgeübt hatten, einer Diktatur des gemeinen und gewissenlosen Pöbels wie sie jetzt bestand, vorzuziehen? Verzweifelt hatte er sich in das Studium von Platons Politeia vertieft um Antworten auf die ihn quälenden Fragen zu finden. Doch indessen hatte Sulla die Kontrolle über den Aufstand vollends verloren.


    Radikale und brutale Rädelsführer des randalierenden Mobs hatten sich an die Spitze der Regierung gesetzt und wurden von den immer weiter verrohenden Miliziönären gestützt, die mittlerweile eine wahre Terrorherrschaft errichtet hatten. Die Zustände in Baetica spotteten jeder Beschreibung.


    Sulla war sich seines schleichenden Bedeutungsverlustes durchaus bewusst, doch war es nun wahrscheinlich bereits zu spät um noch einen wohltuenden Einfluss auszuüben. Im Übrigen fühlte er sich erstmals in seinem langen, ereignisreichen Lebens alt und schwach. Würde er einen Konflikt mit den jetzigen Machthaber noch führen können geschweige denn siegreich überstehen? Eine lähmende Desillusionierung hatte ihn ergriffen.


    Plötzlich traf ein Bote ein, was mittlerweile zur Seltenheit geworden war, denn die Anführer in der Stadt machten ohnehin was sie wollten und informierten Sulla nicht mal mehr. Der Mann kam aus dem Kerker der Vigilen. Er berichtete, dass man zwei Männer festgesetzt hätte, die des Nachts versucht hätten zu fliehen und trotz Folterung nicht preisgegeben haben, weshalb und ausschließlich mit Sulla sprechen wollten. Sulla ordnete seiner Leibgarde an sich zum Aufbruch in die Stadt fertig zu machen, den nicht mal vor der Willkür der marodierenden Milizsoldaten fühlte er sich sich noch sicher.


    Nach einer halben Stunde ritt er mit einem Trupp von 20 Leibwächtern los um den Carcer der Vigilen zu besuchen.

    Decimus war überrascht: Dieser Mann, den er vor sich fand, hatte weit mehr Schneid als er erwartet hatte. Wütend schlug er ihm ein paar mal ins Gesicht, verließ die Folterkammer und schickte einen Helfer zur Casa Helvetia um Sulla zu holen.

    Spät in der Nacht erreichte ein vertrauter Bote die Casa Helvetia. Die Leibwächter verschafften ihm Zugang. Sulla, der in noch seinem Arbeitszimmer arbeitete ,empfing ihn. Der Bote war gerade nach einem langen Gewaltritt aus Tarraco gekommen und die lange Reise hatte ihn gezeichnet. Er meldete Sulla die Rückkehr des Proconsuls Agrippa nach Hispannia.


    Diese Nachricht beunruhigte Sulla. Agrippa galt zwar nie als Freund des Kaisers, doch er hatte verständlicherweise sicherlich kein Interesse an einem Aufstand in Baetica. Letztendlich musste das auf ihn zurückfallen. Sulla war sich des Vertrauensbruchs, den Strabo und er am Proconsul begangen hatten, durchaus bewusst. Er setzte sich hin um einen Brief an Agrippa zu verfassen.

    Eine derart kühne Reaktkion des Delinquenten hatte der einäugige Decimus, dem ein Bad in der Therme auch mal gut getan hätte, nicht erwartet. Die meisten seiner Opfer schlotterten bereits beim Anblick der Foltergerätschaften und gestanden alles was man von ihnen erwartete, doch Decimus wusste wie er zu handeln hatte um den Mann zur Vernunft zu bringen.


    Er stieß blitzschnell mit dem spitzen, glühenden Eisen in den Bauch seines Opfers und herrschte ihn an "Wagst du es immer noch Forderungen zu stellen? Wer glaubst du wer du bist, dass du verlangen könntest dass extra deinetwegen ein Regierungsmitglied zu deinem Verhör erscheint? Und jetzt antwortete - du Sohn einer Dirne! Was habt Ihr nachts am Stadttor getrieben? Wenn du nicht nicht die Wahrheit sagst, dann bist du gleich einige Körperteile los, du Mistkerl und es interssiert mich einen Dreck, ob du dabei drauf gehst! Wenn ich mit dir fertig, nehme ich mir deinen Komplizen vor.!"


    Zur Bekräftigung seiner Drohung stieß er erneut mit dem glühenden Eisen zu!

    Sulla hatte sich die letzten Tagen aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen. Er hatte zusammen mit Strabo einige verlässliche Technokraten mit den üblichen Verwaltungsaufgaben betraut. Er wollte lieber aus der Entfernung das Ganze koordinieren. Einige Sulla bekannte Boten gingen ständig in der Casa Helvetia aus und ein und informierten ihn über die aktuellen Verläufe. Er schickte sie dann mit verschiedenen Ordern und Dekreten zurück zu den derzeitigen Verwaltungsträgern.


    Besorgt war er über die ausbleibenden Nachrichten seines Mitverschwörers Strabo. Sulla hatte ihn seit Tagen nicht mehr gesehen und es gab kaum Informationen über seinen Verbleib. War er womöglich von den immernoch vorhandenen, mittlerweile verdeckt operierenden, Kaisertreuen gemeuchelt worden? Oder hatte er sich gar abgesetzt aus Angst vor einer möglichen und sehr wahrscheinlichen Niederlage der Aufständischen? Sulla hielt es jedenfalls für notwendig seine eigene, den allermeisten Cordubaner völlig unbekannte, Casa besser bewachen zu lassen. Er hatte hierfür einige ausgewählte, ehemalige Gladiatoren beauftragt das Haus ständig zu bewachen und jeden unbefugten Zutritt zu verhindern.


    Diese Abschottung von der Außenwelt birgte allerdings auch einige Risiken. Die Entwicklung drohte sich zu verselbstständigen und Formen anzunehmen, die von Sulla so nicht geplant waren. Einige übereifrige, meistens der Unterschicht entstammende, Rädelsführer des Aufstandes waren bereits soweit gegangen ein Dekret im Namen Sullas, ohne dessen Einwilligung einzuholen, zu veröffentlichen: Dieses Pamphlet forderte alle Republikaner auf sich mit einer gelben Fahne zu erkennen zu geben. Ohne Frage sollten damit die restlichen Kaisertreuen ausgemacht werden, denn der Aushang hatte mit Absicht einen freiweiwilligen Charakter. Sulla begrüßte zwar, dass damit vielleicht einige gefährliche Gegner entlarvt werden würden, die aus Gründen der Ehre zu standhaft waren um ihre politischen Überzeugungen zu leugnen und deshalb schritt er auch nicht ein um den Missbrauch seines Namens zu verhindern, doch er befürchtete das schlimmste, denn gerade diese Menschen, die nicht bereit waren ihre Kaisertreue zu leugnen, hatten, trotz der divergierenden politischen Meinung, seinen Respekt. Menschen von Ehre waren Sulla immer angenehm. Er wollte nun die weitere Entwicklung abwarten und im Falle des Falles, dass es erneut zu Massakern kommen sollte, einschreiten um unnötiges Blutvergießen zu verhindern

    Der einäugige Folterknecht Decimus wurde sofort von den Wachen beauftragt herauszufinden, was herauszufinden war: Wieso sich die beiden Männer mitten in der Nacht auf höchst verdächtige Weise am Stadttor herumgetrieben hatten.


    Die beiden Männer wurden festgebunden. Decimus griff aus dem spärlichen Feuer, dass in der Ecke des Raumes unter einem Abzug vor sich hin zündelte, nach einem langen Eisengegentand mit einer glühende Spitze. Die Folterinstrumente waren in ständiger Bereitschaft. Ohne Zögern nahm er besagten Stab und fuchtelte nur wenige Centimeter von dem Gesicht eines der beiden Unglücklichen entfernt, damit herum. Dann begann er zu sprechen.


    "Ihr dreckigen Hunde könnt es Euch einfach machen; rückt mit der Wahrheit heraus und sagt mir, was Ihr an der Stadtmauer des Nachts getrieben habt. Ihr würdet Euch einige Schmerzen ersparen"


    Decimus war keiner der Menschen, die Spaß am Foltern hatten wie viele seiner Berufskollegen, aber er würde nicht zögern auch zu brutalen Methoden zu greifen um ein Geständnis zu erzwingen. Dass hatte er in seiner langen Karriere als "Ermittler" schon oft unter Beweis gestellt


    Er blickte die beiden Männer finster und entschlossen an.


    EHRENWERTE BÜRGER BAETICAS!


    Die provisorische Führung der Regio bittet alle wahren Römer in der Stadt, die sich zu der neuen Unabhängigkeit Baeticas bekennen wollen und die Tyrannei des gierigen und ehrlosen Bastards aus Rom und seiner niederträchtigen, ihn umgebenden, nur auf den persönlichen Vorteil ausgerichteten Schar von Speichelleckern und Lakaien, ablehnen, zum Zeichen ihrer Solidarität ein gelbes Tuch aus den Fenstern der Häuser zu hängen.


    In der Regionscurie gibt es eine Vergabestelle, an der kostenfrei gelbe Fahnen ausgehändigt werden, sofern Bürger nicht über gelben Stoff verfügen.


    Appius Helvetius Sulla


    Sulla wandte sich zu seinem Freund:


    "Ja, wir müssen die Lage schnellstmöglich unter Kontrolle bringen. Heute nacht soll sich der Pöbel noch austoben und der Norden der Stadt erobert werden, doch ab morgen sollten wir das Ganze in kontrollierte Bahnen lenken. Wir müssen die restlichen Kaisertreuen ausschalten und den Mob und die Unentschlossen an uns binden. Ich schlage daher eine Politik von Zuckerbrot und Peitsche vor. Wer sich nicht vom Kaisers abwendet, muss hingerichtet werden. Gleichzeitig wird deren Eigentum an die Allgemeinheit verteilt. Somit machen sich alle am "Hochverrat" schuldig. Ich werde jetzt zu den Truppen im Norden reiten, den Angriff koordinieren und versuchen die schlimmsten Verbrechen zu verhindern. Allzu große Ausschweifungen gegenüber Frauen und Kindern werde ich zu verhindern versuchen. Kannst du bereits die Maßnahmen für die nächsten Tage in die Wege leiten?"

    Quintus wusste nichts mehr zu entgegnen. Dieser Mann hatte es doch tatsächlich geschafft ihm jeden Vorwand zu nehmen, ihn zu töten. Missmutig brabbelte er etwas vor sich hin und trottete schwankend und fluchend zurück zu seinen Kameraden, die bereits alle schon wieder zu schlafen schienen. Auch wenn es mit Quintus' Intelligenz nicht weit stand, so blieb ein gewisser Zweifel, auch der Pöbel vermag seinesgleichen von Menschen aus den gehobenen Schichten zu unterscheiden und jener Mann, der sich als Schlossergeselle ausgab, hatte etwas an sich, was daran zweifeln ließ, dass er wirklich nur ein Handwerkerlehrling sei. Trotz des schleichenden Gefühls hintergangen worden zu sein, legte sich Quintus wieder an seine Stelle, grübelte noch ein wenig nach und schlief darüber ein.

    Quintus hatte sich nach einer Weile von seinem widerwärtigen Hustenanfall erlöst, aber ihm war das Ganze nicht geheuer. Welcher Meister ließ in einer solchen Nacht arbeiten? Die Stadt befand sich im Krieg. Jeder musste um sein Leben fürchten. Ein Großteil der Häuser und Werkstätten war ohnhein zerstört oder zumindest verwüstet. Quintus rief:
    "Bleib stehen! Heute muss niemand arbeiten. Wenn sich dieser Hund namens Gallo beschwert, dann schick ihn zu mir"
    Ein diabolisch-finsteres Grinsen huschte über sein ausgeprochen hässliches und entstelltes Gesicht.