Beiträge von Publius Annaeus Domitianus

    Ich schmunzelte, ehe ich der Worte erwiderte.


    "Per lege lata dürftest Du Recht behalten, Procnsul ! Doch Du gestattest, daß ich Dir meine Sicht der Dinge darlege. Es gibt nämlich nicht nur einfach Regionalbeamten. Es gibt solche, die aus den Honorationen der Provinz und der Städte geformt werden, jene haben sich mit viel Fleiß Ansehen und Erfolg erworben und genießen durch ihren Ruf Respekt und Anerkennung. Die anderen solcher Art stehen auf einer anderen Stufe. Sie zählen sich zum niederen Adel und wurden durch den Imperator einst selbst oder ihre Ahnen dazu berufen. Große Ländereien zählen sie außerdem zu ihren eigen.


    Was die erste Gruppe angeht, so liegen deine Befugnisse auf der Hand, du bist oberster Herr der Provinz und berufst sie in dieses Verhältnis. Was die andere Gruppe jedoch betreffe, so erscheint es mir um einiges zwielichtiger wie hier die Lage sich gestaltet, doch habe ich eine klare Meinung dazu. Es gibt nämlich auch einen Unterschied zwischen dem Procurator Aquarum und den von Dir angeführten Procurator Viatorum. Ersterer handelt im kaiserlichen Auftrag. Er kontrolliert und verwaltet kaiserliches Eigentum, denn mitnichten nehme ich an, daß du mir widersprechen wirst, wenn ich sagen muß, daß sämtliches Wasser, welches aus dem Boden des Imperium Romanum entspringt dem Kaiser als obersten Gebietsherrn des Imperium gehört. Nicht umsonst werden die Magistrate dazu aufgefordert, den jährlichen Wasserverbrauch an Rom zu zahlen und jenem Procurator Aquarum obliegt es, diese Zahlungen zu kontrollieren und die Rechtmäßigkeit der verbrauchten Wassermenge festzustellen. In Anbetracht der Tatsache, was für ein enormes Risiko und hohe Verantwortung darin liege, eingedenk der hohen Wichtigkeit von Wasser und der Tatsache, daß viel Böses damit getrieben wird, bin ich der Ansicht, der Kaiser würde selbst viel Sorgfalt auf die qualitative Eignung des zuständigen Beamten wenden,"

    Sim-Off:

    Also ich sehe das pragmatischer. Da es in Spanien eh nur eine bespielte Stadt mit Tarraco gibt - wann wird eigentlich CN geschlossen ? Laut SL-Entscheidung sollte das doch schon längst passiert sein ? - und außerdem die Curia Urbis im IR entsprechend der gesetzlichen Regelungen keine legislative Gewalt hat - das unterste Gesetzgebungsorgan ist die Provinzkurie - befürworte ich darin eine Synthese in Provinz- und Stadtkurie. Alle Mitglieder des Ordo Decurionum sind ja zwangsläufig Mitglieder des Ordo Decurionum der Stadt Tarraco.
    Die Stadtobersten entsprechen somit den Provinzobersten. Hinzukommt, daß wir uns abgrenzen von bspw Germania, wo die Curie ja explizit lediglich ein solches Beratungsorgan. Wir hätten zudem in Spanien ein echtes politisches Gremium, wo es für Spieler ein Anreiz sein kann, in ein solches zu gelangen, neben dem Senat in Rom dessen Voraussetzungen ja um einiges höher und schwieriger liegen.
    So wie aber zB im Senat nicht jeder, der das Volkstribunat, bzw Aedilat hinter sich hat, in den Senat automatisch aufgenommen wird, so möchte ich auch hier erreichen, daß zumindest über jede Aufnahme diskutiert wird.

    Ich beugte mich nach vorne, um einen weiteren Bissen zu nehmen. Wahrlich köstlich waren die Spezialitäten. "Zu gütig." antwortete ich dankend, bevor ich mich dem eigentlichen Thema zuwand.


    "Nun...es ist nunmal unbestritten, daß der Procurator Aquarum ein Beamter im kaiserlichen Auftrag ist. Dahingehend scheint es mir diese Tatsache nicht einhergehend, mit Verlaub, mit Deinem senatorischen Mandat, das Dich als Vertreter des Senatus Populusque Romanus legitimiert, nicht jedoch als kaiserlich beauftragten Legatus. Die Sache ist also etwas heikel und ich möchte Dich davor bewahren, einen größeren Tumult vom Dach zu stoßen, der sowohl Dir, als auch der Provinz schaden könnte.


    Abgesehen davon, daß ich an der fachlichen Kompetenz des Didiers zweifle."

    Ich wand mich direkt an den Matinier.


    "Die Kriterien liegen in der Person des Kandidaten, der das Duumvirat absolviert hat. Sie lassen sich gerade nicht objektiv erfassen, denn dies würde der Sachlage nicht gerecht. Die individuelle Geeignetheit ist subjektives und ausschlaggebendes Merkmal, ob jemand die Erfordernisse zur Aufnahme in diese heiligen Hallen erfüllt."

    Ich nahm etwas von den Küchlein wie es die Höflichkeit gebot und kostete.


    "Wahrlich, ich lebte mein ganzes Leben bisher in Hispania, aber sowas Gutes habe ich noch nie gekostet. Dein Koch ist ein wahrer Meister seines Fachs."


    Ich legte das angebissene Küchlein auf einen Teller auf dem flachen Tisch zwischen uns, um mich dem komplizierteren Teil des Gesprächs zu widmen.


    "Nun,ähm..nein, das ist nicht der Grund, warum ich eine Kutsche gemietet und Dich hier aufgesucht habe, Proconsul ! Es geht um eine Ernennung, die Du kürzlich getätigt hast und die ich erst jetzt zur Kenntnis nehmen konnte. Es geht dabei um das Amt des Procurator Aquarum und die Besetzung des ehemaligen Magister Scriniorum, Didius Crassus."


    Ich zögerte einen Moment wie ich fortfahren sollte.


    "Mir kamen begründetete Zweifel hinsichtlich der Legitimation dieser Ernennung kraft deines Amtes, so will ich es ausdrücken."

    Dem Türsklaven folgend betrat ich das Triclinium, wo der Proconsul am Speißen war. Ich hatte also Recht mit meiner Vermutung, den Proconsul zu diesem Zeitpunkt zu erreichen und ich war nichtmal zu spät gekommen. So begrüßte ich den Proconsul wohlwollend.


    "Salve, Proconsul ! Ich danke, daß Du mich zu empfangen bereit bist."


    Auf die Einladung des Statthalters setzte ich mich auf eine der Klinen. Der Duft des süßen Gebäcks stieg mir in die Nase und erfüllte den morgentlichen Raum mit einer warmen Brise.

    "Ich wünsche den Proconsul Flavius Furianus zu sprechen. Es geht um eine Sache von hoher Wichtigkeit. Man sagte mir, daß er sich heute morgen hier aufhalte."


    gab ich zur Antwort. Der wuchtige Germane versperrte die ganze Tür und wirkte recht grob. Sicher sehr vorteilhaft, um Bittsteller und Hausierer abuwimmeln.

    Die Sache war bedeutsam und daher hatte ich den heutigen Tag die Colonia verlassen, um mit der gemieteten Kutsche das Anwesen des Proconsuls aufzusuchen. Hierher hatte sich der Statthalter einige Tage zurückgezogen und da ich keine Zeit verlieren wollte, war bereits am frühen Morgen aufgebrochen, um den Senator und Provinzobersten direkt nach dem Frühstück abzupassen.


    Die Kutsche rollte vor das Anwesen und ich entstieg dem Gefährt, um an der porta der stolzen Villa, die schon dessen Vorgänger Matinius Agrippa bewohnte, zu klopfen.


    *klopf, klopf*

    Für heute hatte ich mich, Publius Annaeus Domitianus, amtierender Duumvir Tarracos in der Curie angekündigt. Es ging mir um ein Thema, welches ich von besonderer Wichtigkeit erachtete. So begann ich zu reden.


    "Collegae !


    Ich spreche heute zu Euch, um über ein Thema zu reden, welches mir von gewisser Bedeutung ist. Es geht um die Zulassungsregelungen der Aufnahme in dieses ehrenwerte Gremium.


    Die derzeitige Regelung ist meines Erachtens nicht tragbar und nimmt der Curie, nämlich uns, entscheidende Befugnisse. Die Entscheidung darüber, wer in diesem Gremium sitzt, sollte der Curie selbst obliegen.


    Die derzeitige Regelung öffnet jedem Tür und Tor, der nur die objektiven Vorraussetzungen erfüllt. Doch ich betone, wir als Decurionen dieses Landes haben eine moralische Pflicht, die Geeignetheit und Würde eines Kandidaten nicht anhand allein objektiver Kriterien zu bestimmen. Dies würde der Sache nicht gerecht. Vielmehr bedarf es einer konkreten Würdigung der einzelnen Umstände, die eine Aufnahme rechtfertigen oder ablehnen.


    Daher reiche ich den Antrag ein, das derzeitige Gesetz über den Ordo Decurionum für nichtig zu erklären und der Curie zu geben, was der Curie ist."

    Jetzt fing der Eindringling an, den Statthalter zu beleidigen. Wie konnte jemand nur so dumm sein und sich sein eigenes Grab schaufeln ?


    Den beiden Männern der Stadtwache reichte es nun, der eine an Dienstjahren erfahrenere ergriff das Wort.


    "So, Du Kasper, jetzt reichts. Ab in den Kerker mit Dir !"


    Er griff dabei den ehemaligen Magister Scriniorum an der Schulter und sein Kamerad unterstützte ihn dabei. Widerstand war zwecklos. Dann drehte sich der Vigil zum Statthalter


    "Proconsul, wenn Du nun erlaubst, so werden mein Kamerad und ich diesen Eindringling in Gewahrsam nehmen, daß ihm der Prozess gemacht werden kann. Ich nehme an, Du wirst selbst den Vorsitz führen wollen ?"

    Ich erhob mich, ging um den Tisch herum und stand nun direkt vor dem Proconsul.


    "Die Hispanier stehen treu an der Seite ihres Imperators, o proconsul ! Der Weggang Deines Vorgängers hat ihnen die Augen geöffnet. Ich hörte, auf ihn wartet eine Klage in Rom ?" gab ich zugegeben nicht ganz ohne Hintergedanken von mir, kannte ich doch die Antwort bereits.


    "Nun, was soll man sagen. Das wirtschaftliche Leben, es findet so gut wie nicht statt. Man ist zwar autark, versorgt sich selbst und liefert Getreide an Rom, aber es treffen selten Handelsschiffe ein. Ein Armutszeugnis, wenn man bedenkt, daß Tarraco einmal neben Ostia der wichtigste Hafen des Mittelmeers war. Aber auch nicht verwunderlich, denn nach den politischen Krisen der Jahre ist das Land arg gebeutelt, weniger an eigenem Wohlstand oder daß es den Hispaniern an etwas mangeln würde, doch Händler und Kaufleute halten sich mit ihren Investitionen logischerweise zurück, in der Angst, Unruhen könnten wieder ausbrechen."

    Mit einmal traten zwei Wachen der städtischen Vigiles herein. Sie wirkten erschöpft, keuchten schwer, ehe sie sich besannen, als sie merkten, daß der Proconsul ebenfalls anwesend waren. Es hatte den Anschein, als hätten die beiden Soldaten den Didier schon gesucht.


    Sie standen stramm vor dem obersten Hüter der Provinz.


    "Verzeiht, Proconsul ! Dieser Mann hier ist in widerrechtlicher Manier in das Gebäude eingedrungen. Er wandte eine List an, um sich an uns vorbeizuschleichen. Mein Freund und ich hatten schon nach ihm gesucht.


    Mit deiner Erlaubnis werden wir ihn in Schutzhaft nehmen."

    Provinzverwaltung ? Regionalverwaltung ? Ich stutzte. Gab es noch eine weitere menschliche Seele in diesem menschenverlassenen bürokratischen Apparat. Ich hatte bisher immer angenommen, ich sei der oberste Repräsentant hier. Ein Comes hatte sich nie bei mir gemeldet, und auch kein Magister Scriniorum. Da fiel mir was ein....


    "Bedaure. Ich wüßte nicht, daß die Regio Tarraconensis zur Zeit einen Comes hätte. Das muß wohl vor meiner Zeit gewesen sein. Von einem Magister Scriniorum hörte ich, er sei nachts klamheimlich und in aller Stille auf ein Schiff gestiegen und nach Rom aufgebrochen, einige Hafenarbeiter haben ihn gesehen. Seitdem ward er verschwunden. Entweder hat er Rom tatsächlich erreicht oder Neptun hat ihn in sein unendliches Reich gezogen. Der Mann soll ein sehr lasterhaftes Leben geführt haben, ein ehemaliger Dieb sogar, der sich die Gunst eines reichen Römers erkau...erhaschte.
    Ich nehme an, er ist geflohen vor einem Stapel aus Mord, Intrigen, Verrat und Korruption. Obwohl ich seit einiger Zeit schon Duumvir bin, war es bisher noch nicht möglich, mir Einblick in die städtischen Haushaltszahlen zuverschaffen. Irgendjemand versucht das wohl mit aller Macht zu verhindern."

    Mit einem Nicken erwiderte ich die Begrüßung des neuen Proconsuls. Auf seine Worte hin, besah ich ihn eine Weile. Sie stimmten mich nachdenklich. Also ein Aufräumer, ein Reformer, den der Senat geschickt hatte, jemand der anpackte und bereit war, die Altlasten seines Vorgängers zu räumen. Ich versuchte das Alter des Mannes zu schätzen, er durfte wohl kaum älter sein, als ich, eher jünger, jemand, der sich seine Meriten mit dieser Aufgabe verdienen wollte. Das gab mir einen guten Überblick darüber wie ich diesen neuen Proconsul einzuschätzen hatte.


    "Ich verstehe. Nun, es wäre verwunderlich, im ganzen sogar höchst blamabel, bliebe das Schiff, welches den neuen Statthalter Hispanias transportierte gänzlich unbemerkt. Einer der Scribae der Curie muß Dich wohl erkannt haben."