Beiträge von Publius Annaeus Domitianus

    Wenn auch die Stadt und ihre politische Führung gänzlich unvorbereitet und überrascht von der Ankunft des neuen Proconsuls war, so drang zumindest die Nachricht von dem Eintreffen des Schiffs, welches den senatorischen Legaten nach Hispania gebracht hatte, bis in die Amtsstuben, so daß in deren Fluren und Räumen hektisch Bedienstete auf und ab gingen. Der Duumvir war natürlich auch informiert worden. Da ich mich gerade in der städtischen Bibliothek aufhielt, war es leicht gewesen, mich zu informieren.


    Als der Sklave des Proconsuls klopfte, trat ich persönlich an die Porta und öffnete diese.


    "Sei gegrüßt, ehrenwerter Proconsul ! Willkommen in Hispania !"

    "Die letzte Hoffnung sind die Götter, und ein Gott bin ich nicht. Versuche es also bei den Tempeln !" brummte ich. Was war heute nur wieder los ? War ich eine Arbeitsvermilltungsstelle ?
    Ich besah mir den ungebetenen Gast ein wenig und nickte den Kopf.


    "Du bist jung und kräftig gebaut. Die Vigiles hätten bestimmt Interesse an dir. Brände löschen, Wache schieben, für städtische Arbeiten herangezogen werden. Das kann ich dir anbieten."

    Ich hatte mich in den Aufzeichnungen zur Auslastung des städtischen Theaters vertieft, eine höchst ansprechende Lektüre deren Trockenheit ich mit einem Tropfen Wein zu überwinden suchte :D als es an der Tür klopfte, was ich zunächst gar nicht bemerkte. Die Zahlen waren rückläufig, man konnte auch sagen, das kulturelle Leben in Hispania versandete. Kein Wunder, die letzte große Aufführung war schon etliche Zeiten vorbei und die kleine Schauspielgruppe, die nur durch das finanzielle Engagement einiger großzügiger Patrone überlebte, hielt sich mit Müh und Not über Wasser. Und die hunderste Aufführung von Vergils Aeneis war schon nach dem 99.mal den Leuten aus den Ohren rausgekommen. Wir brauchten was Neues, unbedingt.


    Als ein zweites mal klopfte und kurzerhand ein mir Unbekannter seinen Kopf zur Tür hereinstreckte, erschrak ich kurz, als ich von der ansprechenden Unterhaltungslektüre aufsah.


    "Wer bist Du ? Und was willst Du in meinem officium ?" fragte ich wirsch.

    Ich sah zu dem Angeklagten herüber.


    "Sicher war Strabo der Urheber des Aufstandes, das steht fest. Doch ich bezweifle, daß er allein fähig war, einen solchen Plan durchzuziehen. Nein, wie sich ja herausstellte war es gerade Sulla, der Kopf der Bande, der die Fäden zusammenhielt und Strabo lenkte.


    Strabo ist jemand, der Leidenschaft besitzt, das wurde mir relativ schnell bei all seinen Auftritten klar. Er vermochte die Masse durch seine Eloquenz zu beeinflussen. Doch er besitzt in keinster Weise den Intellekt, das Hirn, sowas auch nur fortzuspinnen. Er sonnt sich im kurzfristigen Ruhm, phantasiert sich eine Traumwelt herbei. Doch der Kopf, der sitzt da drüben und sein Name lautet Appius Helvetius Sulla !"


    Mit eiskalter Stimme hat ich diesen Namen ausgesprochen, als fegte ein Windhauch durch das Gericht, den man förmlich spüren konnte, während ich mit dem Finger auf den Angeklagten zeigte.

    Ich sah erstaunt an. Dieser Mann war erstaunlich gut informiert.


    "Ich habe nicht vor, mir die Hände schmutzig zu machen. Lass mich nur dabei sein ! Was die Planung angeht, lass ich Dir freie Hand."


    Ich überlegte. 1000 Sz. waren eine Menge Geld.


    "Du erhälst eine Anzahlung von 500 Sz. und weitere 500 Sz. bei Erfolg."

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Mattiacus
    "Bitte lege uns doch, deine Sicht des Aufstandes dar und beschreibe deine Rolle zur fraglichen Zeit in Hispania."


    Ich überlegte eine Weile.


    "Angefangen hatte alles mit einer Bekanntmachung, mit der die Regioverwaltung des neues Comes, Pompeius Strabo alle 20 bis 40 jährigen Männer aufforderte sich zu versammeln. Ich hatte keine Ahnung, was der Comes mit diesem Aufmarsch bezweckte, da ich aber auch angesprochen war, machte ich mich ebenso auf den Weg, dem Aufruf zu folgen.
    Irgendwo außerhalb der Stadt hatte man sich versammelt, als der Hochverräter Strabo eine flammende Rede hielt. Ich vermag den genauen Wortlaut nicht mehr zu recitieren, aber es verursachte in mir ein ungutes Gefühl. Er predigte öffentlich gegen den Imperator und proklamierte die Unabhängigkeit Baeticas. Obwohl nicht wenige von den Einwohnern Cordubas den Parolen des Comes nicht folgten, sondern sich abwandten, gab es doch genug Eiferer, die johlend zustimmend vom Charme und der Rhetorik Strabos gefangen waren. Ja, er besaß durchaus eine gewisse Aura. Ich hatte das Gefühl, in vielen projezierte sich durch seine Worte und Taten die Hoffnung aus einer Bedeutungslosigkeit fernab von Rom hervorzutreten und auf sich aufmerksam zu machen. Sie waren 'captus in benevolentia sua'.


    Ich hatte mich mit den Meisten vom Platz entfernt. Doch mein ungutes Gefühl bestärkte mich. Da ich selbst jedoch ohne große Möglichkeiten war, wand ich mich an zwei einflussreiche Decurionen, Fabius und Mummius, mit ihrer Hilfe setzte ich einen Brief auf, der die benachbarte Cohors II Emerita benachrichtigen sollte und wie es sich zeigte, kam dieser Brief auch an.


    Ich hatte das Gefühl, daß sich mit der Länge des Aufstandes die Politik der Verschwörer änderte. Sie wurde zunehmend härter und richtete sich mehr gegen die Zivilbevölkerung. Auf meine Person wurde ein Kopfgeld verhängt, was dazu führte, daß ich gezwungen war, mich über Wochen zu verstecken. Milizionäre, die Sulla und Strabo gewonnen hatten, beherrschten das Stadtbild, raubten und plünderten."


    Ich hielt inne, wartete ob der Ankläger noch eine Frage hatte.

    Pupus hatte sich wieder entfernt und mich allein gelassen. Als ich mich umsah, war er jedenfalls weg. Etwas irritiert, als habe mich der Mut plötzlich verlassen, versuchte ich gegen die Müdigkeit anzukämpfen und mein Anliegen vorzutragen.


    "Zu einem Nimbactus. Ich habe einen Auftrag, und werde dafür bezahlen."

    Ich zwar völlig fremd in der Stadt, aber die unendliche Gier, das ekstatische Verlangen, Rach zu üben, übermannte mich. Ich war aufgewühlt, hatte in meinem kleinen Zimmerchen, einer Pension an der VIA FLAMINIA gelegen und konnte nicht schlafen.


    Die Gefühle übermannten mich, dazu diese quälenden Gedanken an Laevina, die mich seit meiner Ankunft in der ewigen Stadt immer stärker heimsuchten. So ruhig und besonnen ich nach außen hin wirkte, so erregter war ich im Inneren.
    Immer wieder Sulla, ich hatte seine Visage vor Augen, sein diabolisches Grinsen. In meinen Träumen schwung er sich auf zum Iudex über Leben und Tod, der Imperator lag vor ihm auf den Knien. Klatschnaß war ich aufgewacht.


    "Nein !" sprach ich entschlossen zu mir selbst. Ich mußte handeln.


    ...


    In meiner kurzen Zeit in Rom hatte ich schon viel erfahren, zum Beispiel daß es sehr leicht war, den richtigen Gestalten zu begegnen, wenn man sich in diversen Etablissements zu gewissen Stunden aufhielt.
    In einer Nacht also, als alles schlief, suchte ich diesen Laden in der Subura auf, ein schändlicher Ort. Ich war nur mit einer Tunika bestückt, wollte nicht auffallen und hielt mich an den Hauswänden. Dort begegnete ich Pupus. Pupus gehörte wohl zu der Sorte Mensch, die für Geld ihre Ideale und dazu ihre eigene Mutter verraten würden.
    Pupus führte mich in eine verfallene Insula, wo es nach Unrat stank und aus einigen Wohnungen das Gestöhne des nächtlichen Liebesspiels drang.
    Er führte mich in die Wohnung, wo ein alter Mann mit Bart hinter einem Schreibtisch saß. Ich trat vor.


    "Salve, ich bin Domitianus. Bin ich hier richtig ?"

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Mattiacus
    "Ich rufe Publius Annaeus Domitianus als Zeugen auf."


    Es war soweit. Der Sinn und Zweck meiner langen Reise lag direkt vor mir, vor diesem Gericht. Zum erstenmal überhaupt in meinen Leben hatte ich die römische Reichshauptstadt betreten, schneller als gedacht, und lieber als mir war holte mich die Vergangenheit ein.
    Strabo, Sulla, der Aufstand, tausende toter Männer und Frauen, ein Gemetzel. Voller Verachtung sah ich hinüber zur Angeklagtenbank. Meine Augenbrauen zogen sich zusammen, meine Miene verfinsterte sich, der Blick fixierte den greisen Sulla, der aussah wie ein Lamm, welches man zur Schlachtbank geführt hatte.
    Ich hatte mir extra eine neue Toga gekauft für diesen Anlass. Im schneeweißen Gewand und mit der Würde eines Sacerdos hatte ich den Gerichtssaal betreten.
    Mir fiel es schwer den Blick von dem Angeklagten zu lassen. Einige meiner Freunde aus Corduba waren durch seine Hand gefallen, sei es das sie im überschwenglichen Fanatismus seinen Reden folgten, oder auf Befehl dieses Saddisten executiert waren. Auf mich war ein Kopfgeld ausgesetzt, verstecken mußte ich mich, um nicht seinen Häschern in die Arme zu laufen.
    Die bisherige Rede des Angeklagten, die Beschuldigungen gegen den Iudex, die Tatsache, daß er sich als Opfer hinzustellen wagte, während er alles seinem Kontrahenten Strabo in die Schuhe zu schieben versuchte, machten mich wütend.
    Ich mußte mich beherrschen, meine gravitas zu wahren. Stünde ich nicht unter den Augen des obersten Iudex, sowie des Anklägers, ich hätte Sulla eigenhändig angebrüllt und hinausgeschliffen. Auch wenn es wohl mehr Wunschdenken war.


    Ich löste meinen Blick und sah zum Advocatus, der mich hinwies, auf der Zeugenbank Platz zu nehmen, was ich auch tat.


    "Publius Annaeus Domitianus ist mein Name." gab ich zu Protokoll.

    ...und wurde sogleich hereingelassen, wo der Duumvir mal wieder über einigen Bittschreiben der Bevölkerung saß.
    Die erste Zeit als Duumvir dieser Stadt verging wie im Fluge. Alles war sehr neu, der Einfluss, die hinzugewonnene Macht, die Lobschmeicheleien, Einladungen, es war eine neue Welt, die sich mir eröffnet hatte, fern eines beschaulichen Daseins als Priester in einer Provinzstadt wie Corduba. Tarraco war eine Metropole, ein Schmelztiegel bestehend aus Römern, einheimischen Iberern, Gallieren, Phöniziern, Numidier und was sonst alles Beine hatte und sich fortbewegen konnte.
    Leider wechselten diese Tage, in denen aufregende und erfüllende Tage den immer länger werdenden Tagen und Nächten der Monotie an Schreibarbeiten und Briefe beantworten wich, zunehmend häufiger.
    Die Curie war auch zunehmend langsamer geworden. Die Honorationen der Provinz schienen es in der Hitze des Sommers auf ihren Landgütern sich bequem zu machen.


    Als ich den Besucher vor wenigen Tagen erblickte, wie er in mein Tablinium hereingeführt wurde, sah ich auf.


    "Salve Peregrinus ! Wie ist Dein Begehr ?"

    Hallo ?!


    Um mal zum CD nochwas zu sagen, das Problem ist doch einfach, daß man den bisherigen Leuten im CD anscheinend wichtigere Aufgaben nicht zutraut, wie jetzt beim Cursus Religosus. Nachdem Viktor weg ist, lässt man nicht einfach aus der inneren Hierarchie jemand neues nachrücken, sondern bemüht sich darum, jemanden externes zu finden, der erst sim-on noch etabliert werden muß.


    Das ist doch irgendwie wie ein Arschtritt für sämtliche Priester im IR. Wenn beim Militär ein Centurio geht oder ein Kommandant, dann rückt ein neuer nach, entweder wird ein Optio befördert oder der Kaiser ernennt einen senatorischen Anwärter für den Posten.

    Sag ich auch mal was, der ja auch eigentlich Priester ist (und liebendgern seine Priesterrolle neben dem Duumvirat ausüben würde, was ich auch nicht für unproblematisch halte ;)), wenn ich auch nur ein Provinzpriester bin, und es mit den römischen Priestern natürlich nicht aufnehmen kann. ;)


    Ich finde, daß zT die Menschen in diesem Imperium Romanum ein sehr frevel-und lasterhaftes Leben führen. Sie huren herum, sie besaufen sich - selbst Senatoren - und den Göttern geben sie nicht viel.
    Naja, da steht man schon manchmal in seinem Tempel, passt auf, daß alles läuft, aber die Menschen interessieren sich nicht für die Götter. Da mag nur hoffen, daß die Götter sich nicht auch irgendwann abwenden und sich nicht mehr für die Menschen interessieren.


    Ich hätte mal ne witzige Idee: Könnte man nicht die Götter-IDs komplett dem CD in die Hand geben ? Das wäre bestimmt spaßig :P

    och, wegen Hispania würd ich das nicht sagen. Wenn sich keiner der Herren Senatoren bemüßigt fühlst, hab ich kein Problem damit einen auf Proconsul zu machen. ;)


    oder meinetwegen auch zeitlich befristeter kaiserlicher Gesandter mit diversen Sonderbefugnissen. :P


    Aber der Sohn des Senators Felix ist schon einzigartig. Fordert vom Consular Vinicius, daß dieser als einzig zur Verfügung stehener Consular diese Aufgabe übernehme, schließt aber gleichzeitig eine eigene Berufung aus, da eine solche "Verbannung" für ihn nicht in Frage komme.
    Also wenn alle Senatoren so denken, dann Gute Nacht, Hispania !