Beiträge von Duccia Clara

    Während Octavia ihre Rede hielt, entspannte ich mich langsam. Also, es war gar nicht so schlimm, wie ich dachte, die junge
    Dame wollte nur ihre Wissenslücken schließen, was sehr begrüßungswert war. Aber ein privat Unterricht? Ich seufzte leicht,
    holte dann einen sauberen Becher aus einer Schublade und füllte ihn mit Honigwasser aus dem Krug, der neben mir stand
    und reichte ihn Albina,


    "Das ist Honigwasser, schmeckt gut und erfrischend, probiere es mal..." mein Becher war noch voll, ich trank einen Schluck
    und lächelte Albina an,


    "... Ich bedanke mich für Dein Vertrauen, Octavia Albina... Eigentlich unterrichte ich privat nicht mehr, und bevor ich Dir
    eine Antwort gebe, möchte ich Dich fragen, hast Du bereits den Cursus Res Vulgares absolviert?"

    Die junge Dame schien sich etwas beruhigt zu haben und nahm Platz. Das freute mich, ich lächelte zurück und hörte ihr
    aufmerksam zu, und merkte dann, dass es mit Octavia irgendetwas nicht stimmte. Sie wirkte wieder nervös und redete
    hektisch durcheinander, und je mehr sie sprach, desto aufgeregter wurde sie. Plötzlich stockte sie auf einmal mitten im
    Satz und öffnete ihre Arme ... Unwillkürlich rutschte ich auf meinem Stuhl etwas ängstlich zurück und starrte Albina an.
    Das Einzige, was ich verstanden habe, war, dass sie als Scriba perfekt sein wollte ...

    "... Octavia Albina, wenn Du Dich hier als Scriba bewerben möchtest, dann bist Du bei mir leider falsch, es gehört nicht
    zu meinen Aufgaben, Leute einzustellen, aber ich kann Dir eine Erfrischung anbieten ..."


    dabei dachte ich, dass ein Glas Wasser Albina etwas abkühlen wird, denn ich war um die Frau regelrecht besorgt...

    Eine junge, gut aussehende Frau betrat mein Ofiicium, stellte sich vor redete dann wie ein Wasserfall, sie wirkte unsicher
    und aufgewühlt, aber ansonsten war sie eine angenehme Erscheinung.


    "Salve, Octavia Albina, aber bitte nimm doch Platz und erzähl mir, warum Du hier bist, ich werde Dich selbstverständlich
    anhören ..."


    sagte ich mit einer beruhigenden Stimme und lächelte die junge Frau an

    Die Besuchszeit war schon fast vorbei und ich freute mich auf den Feierabend, da klopfte jemand leise an die Tür... Ich
    seufzte leicht und dann erklang meine melodische Stimme,


    " ... Herein, bitte ..."

    .... suchte ich kurz in der Vielzahl von Schriften, die inzwischen über meinem Schreibtisch ausgebreitet waren, und fand
    die kleine Schriftrolle, die neulich mit der Post geliefert wurde und in einer fremden Sprache verfasst wurde. Neugierig
    betrachtete ich diese Rolle und entschloss mich dann, dieses Schriftstück unserer Curatrix zu zeigen. Aber erst später,
    noch hatte ich viel zu tun ... zuerst aber gönnte ich mir eine kleine Pause ^^

    Wenn Tilla langsam "sprach", dann konnte ich auch mehr als Hälfte verstehen ... Ich legte für einen Moment meinen Spiegel
    beiseite und trank einen Schluck Milch.


    "Aber, Tilla, ich kenne doch Caelins verschollenen Bruder, ich habe ihn unterrichtet und ihn für den Cursus res Vulgares vorbereitet ...,
    den er auch später bestanden hatte ...",


    sagte ich nicht ohne Stolz und nahm wieder meinen Spiegel...


    Noch einmal unterbrach Tilla, meine Haare zu kämmen und schrieb wieder auf ihrer Tafel etwas, aber nicht mehr so viel,


    "Aber natürlich, erlaube ich euch auf meinen Pferden zu reiten, die Frage ist, ob meine Pferde es euch erlauben, denn sie sind sehr
    sensibel und eigensinnig und lassen nicht jeden an sich heran ..."


    dabei musste ich schmunzeln, meine Rappen waren jung und wild, so wie Rennpferden eben sind... Inzwischen war das
    Mädchen mit meinen Haaren fertig geworden und ich seufzte zufrieden


    "Danke dir, kleines Glöckchen ,... "... und dann sah ich sie fragend an ... "aber, ... wo sind deine Glöckchen?"

    "Ach, es freut mich, dass es Ursus gut geht, Caelyn ist eine fleißige Sklavin, obwohl nicht sehr gesprächig..." ich erinnerte
    mich nur noch schwach an dieses Mädchen, nur, dass sie ein schönes Bad für mich vorbereitete, aber es war lange her ...


    Ich gab Tilla meinen Kamm und begab mich in ihre Hände. Sie hat ganz behutsam angefangen, mir die Haare zu kämmen...
    und mit jeder ihrer Bewegung entspannte ich mich mehr und mehr. Tilla machte es gut, was mich sehr freute und da ich
    sie auch im Spiegel sehen konnte, lächelte ich sie zufrieden an...
    Ein wonniges Gefühl überkam mich, ich legte den Spiegel beiseite, machte die Augen zu und genoss einfach die Prozedur.


    Dann hat Tilla auf einmal mit dem Kämmen aufgehört und schrieb wieder etwas auf ihrer Tafel. Ich seufzte nur und las dann
    ihre Kritzeleien,


    "Das Haus ist sehr groß, Tilla, ich kann es nicht so einfach beschreiben, habe selbst noch nicht alles gesehen, ich möchte aber
    nicht spielen, bin nicht in der Stimmung, aber ich zeige Dir den Stall, wo meine Pferde untergebracht werden. Wir haben auch
    einen sehr guten Stallpfleger. Wie geht es übrigens deinem Hektor?...", an den konnte ich mich gut erinnern ^^...

    Leider konnte ich nicht immer verstehen, was Tilla mir mit ihrer Gebärdensprache mitteilen wollte. Nur ein kleines Teil
    davon ... , dass sie Ursus erwähnte und dass es meinen Pferden gut geht ...Aber sie strahlte über das ganze Gesicht
    und ich wollte sie nicht enttäuschen, fragte nur vorsichtig


    "Es freut mich, dass es meinen Pferden gut geht, und ich habe vor, sie bald abzuholen, aber was ist mit Dominus Ursus?
    Geht es ihm gut?..."


    Dann schaute ich wieder zum Fenster, es regnete immer noch, nahm dann meinen Spiegel und betrachtete mich eine
    Weile,


    "Tilla, ich denke, bei diesem Wetter können wir nicht späzieren gehen ... und ich möchte auch nicht, dass du während
    der Saturnalien arbeitest ... , aber würde mich freuen, wenn du mir doch die Haare in Ordnung bringst ... Denn keine
    Sklavin hier kann mich zu meiner Zufriedenheit frisieren ..."


    ich seufzte schwer, dachte kurz nach, lächelte sie dann an und fügte hinzu,


    "... Danach zeige ich dir unsere Casa ..."

    Varus und Stella haben nun ihre Ringe ausgetauscht. Es war ein sehr emotionaler und beweglicher Moment. Und die wenigen
    Worte, die sie dabei miteinander austauschten, sprachen die Bände ...


    Als Varus dann seinen kurzen Blick auf mich richtete und ein erwartungsvolles Lächeln auf seinem Gesicht erschien, wusste
    ich, was er von mir erwartete und nickte zustimmend, denn nach dem gemeinsamen Eheversprechen und dem Ringwechsel,
    soll der Kuss zur Besiegelung der Ehe auf keinen Fall fehlen..., und wird von der Hochzeitsgesellschaft natürlich sehnlichst
    erwartet. Und für Braut und Bräutigam ist der Hochzeitskuss vor dem Altar der wichtigste Moment überhaupt ...


    "Annaeus Varus, Du kannst die Braut jetzt küssen!"

    Tilla hat nun teilweise ihre Sachen ausgepackt und da kamen auch kleine Holztierchen zum Vorschein, die ich ihr einmal
    geschenkt habe... Es freute mich, dass Tilla sie alle so liebevoll behandelt hatte, denn die kleinen Figuren waren in einem
    sehr guten Zustand.


    "Ach, die Stutenmilch hast Du auch mitgebracht, Glöckchen? Ich werde gleich einen Becher davon trinken, danke dir, du
    hast aber auch an alles gedacht!"


    Inzwischen saß Tilla auf der Liege und schrieb etwas auf ihrer Tafel, ich wartete geduldig und füllte meinen Becher mit
    Stutenmilch aus dem Krug und trank einen Schluck davon. Schmeckte herrlich! :rolleyes:


    Tilla reichte mir die Tafel und ich las aufmerksam, was sie mir da gekritzelt hatte,


    "Oh, dein Herr hat dich verschenkt? Du scheinst aber nicht sehr damit zufrieden zu sein, aber Hauptsache, die Dame hat es dir
    erlaubt, mich zu besuchen. Und es freut mich, dass Hektor zurück ist, da kann er sich wieder um dich kümmern, aber vorerst
    bleibst du hier bei mir und morgen gehen wir spazieren ... nicht wahr, mein Kind?"

    Sehr aufmerksam verfolgte ich die gegenseitige Eheversprechen von Stella und Varus und nickte zufrieden, als die uralte
    Ehe-Formels ausgesprochen wurde. Es war ein beweglicher Moment und eine Stille herrschte in dem Raum. Die beiden
    standen immer noch Hand in Hand vor mir und konnten ihre Augen nicht von einander abwenden.


    "Am heutigen Tage haben Decimus Annaeus Varus und Furia Stella ihre ewige Liebe und Treue beschworen und gehen nun
    als verbundenes Ehepaar durch ihr gemeinsames Leben..."


    verkündete ich feierlich, seufzte erleichtert und sah die beiden mit einem freundlichen Lächeln an,


    "... Ihr könnt nun die Ringe austauschen ... "


    Der Ringwechsel war ein traditionelles Ritual, womit die Verbundenheit der Eheleute auch öffentlich demonstriert wurde.
    So sollte es auch bei dieser Hochzeit geschehen.

    Das offizielle Teil der Hochzeitszeremonie wird nun bald ihren Höhepunkt erreichen. Ich trat zu den beiden und nahm jeweils
    die rechte Hand der Brautleute und legte sie ineinander.


    "Furia Stella und Decimus Annaeus Varus, es gilt nun, aus freiem Willen, Eure gegenseitige Erklärung der Einigkeit auszusprechen"


    sagte ich feierlich und lächelte die beiden aufmuntern an, auch alle anwesenden Gäste warteten mit großer Spannung auf das
    Eheversprechen des Brautpaares...

    Genau im richtigen Moment betrat ich das Atrium. Die Sonne erhellte den ganzen Raum, der mit Gästen überfüllt war, durch
    die großen und pompösen Fenster. Mit einem höflichen Nicken begrüßte ich die Anwesenden und näherte mich langsam dem
    Brautpaar. Stella bat mich die Rolle der Brautführerin zu übernehmen, da ich in erster Ehe verheiratet war, was ich für eine
    große Ehre hielt und mit Begeisterung zugestimmt hatte.


    Die Opferung wurde bereits vollbracht und nun lag es an mi,r die Hochzeitszeremonie zu ihrem Höhepunkt weiter zu führen.
    Und so trat ich an den Altar, wo Varus und Stella auf mich bereits warteten,


    "Seid ihr bereit?" - fragte ich die beiden und wartete auf ihre Antwort

    Ich merkte wohl, dass Flavus enttäuscht wurde. Und das tat mir leid, aber ein Spaziergang kam für mich nicht in Frage.
    Zuerst einmal war es zu kalt da draußen und außerdem wollte ich ihm keine falsche Hoffnungen machen.


    "... Ach, Flavus, mach bitte nicht so ein Gesicht... , es ist einfach zu kalt, um spazieren zu gehen, außerdem muss ich noch
    arbeiten ...und, wie Du selbst sagtest, wenn Fortuna es will, dann sieht man sich ja... "

    Ich seufzte leicht ... Bei diesem Wetter war ein Spaziergang für mich eine gefährliche Angelegenheit, denn eine Erkältung
    konnte ich mir nicht leisten. Wollte aber Flavus über meine Krankheit nicht erzählen, schließlich war er ja ein Fremder ...
    Und der schien enttäuscht zu sein und seufzte auch, ich zuckte nur mit den Schultern,


    "Ein andermal? Nun, im Frühling, oder im Sommer..., vielleicht... Es ist jetzt zu kalt für einen Spaziergang, Flavus,
    im Winter benutze ich immer meine Sänfte..., aber, ich bin sicher, es gibt genug junge Frauen, die gerne mit Dir
    spazieren gehen würden, ... ja, sogar bei dem Wetter ..."


    sagte ich mit einem sanften Lächeln, um den jungen Mann etwas aufzumuntern

    Kaum hat der Sklave die Tür aufgemacht, da sah ich schon die kleine Tilla, die mit ihren Beuteln beladen das Zimmer betrat.
    Ich stand auf und ging ihr entgegen. Nach der stürmischen Umarmung schrieb Tilla noch was schnell auf der Tafel, die sie
    mir dann auch überreichte.


    "Ach, mein kleines Glöckchen, ich freue mich sehr, dass du kommen konntest und natürlich wirst du bei mir so lange bleiben,
    wie es dir möglich ist ... Die Stutenmilch könnte ich jetzt auch sehr gut gebrauchen, habe wieder Husten in der Nacht, danke
    dir, dass du daran noch gedacht hast..."


    Ich sah mich um und dachte kurz nach, wenn Tilla ein paar Tage bleiben konnte, dann brauchte sie doch ein Bett. Mein
    Cubiculum war ziemlich groß und es gab genug Platz für uns beide,


    "Hier, Tilla, in dieser Nische steht eine Liege und eine kleine Kommode, da kannst du deine Sachen auspacken und dort schlafen..."


    Und ich führte sie in eine gemütliche Ecke, direkt neben einem Fenster, wo sie es sich bequem machen konnte.

    Heute kam ich früh nach Hause. Es regnete den ganzen Tag und ich fühlte mich nicht wohl. Auch habe ich wieder
    viel in der letzten Nacht gehustet. Und gerade wollte ich mich frisch machen und etwas essen, als ich Glöckchen
    klingen hörte, die Tilla immer bei sich trug, aber Tilla war ja nicht hier, also musste es nur in meinem kranken Kopf
    so schön klingen, ... gleich danach aber klopfte es leise an die Tür ... Wer könnte es bloß sein?


    "...Bitte, herein, die Tür ist offen..."

    Verwundert und etwas irritiert sah ich Decimus Flavus an... Anscheinend hat er nicht richtig zugehört, oder sprach ich zu
    leise? ... Diese Fragen wimmelten nun in meinem Kopf. Ich erhob mich und machte das Fenster auf, dann setzte ich mich
    wieder auf meinen Stuhl und lehnte mich zurück. Die frische Luft tat mir gut und klärte meine Gedanken,


    "Aber, aber ... Flavus, Du hast alles verwechselt, mein Mann war kein Soldat, der Arme ist vom Pferd gefallen und dabei
    tödlich verunglückt ..., der Soldat war mein Verlobter, er war ein Offizier und er war schon bei Militär, bevor wir uns
    kennengelernt haben ... "


    Die schmerzhafte Erinnerung kam wieder hoch und versetzte mir einen Stich ins Herz, ich seufzte schwer und wechselte
    das Thema,


    "Spazieren? Nun, heute geht es wohl nicht, ich habe Spätdienst und muss gleich ins Scriptorium gehen, und danach die
    Schriften korrigieren, aber danke für die Einladung ..."

    "Ja, ich war es ...mein Verlobter ..., ein römischer Offizier, war eines Tages mit seinen Legionären in einen Hinterhalt geraten ...
    er kam nicht wieder zurück ... im dichten Nebel ist er umgekommen, von Wilden getötet ... "


    Für einen Augenblick sah ich sein schönes Antlitz klar vor meinen Augen, wie immer schon, wenn ich an ihn dachte, ich
    seufzte und fuhr fort -


    "Und ich war auch schon verheiratet, aber mein armer Mann ist auch tot, verunglückt, ..,nun, wie Du siehst, Flavus, bringe
    ich Männern nur Unglück, alle die mich liebten sind entweder tot oder unglücklich ..."


    Das alles erzählte ich dem jungen Mann mit gesenkter Stimme und sah ihn direkt in die Augen.. trank dann mit einem
    großen Schluck meinen Becher aus und nahm ein paar Nüsse aus der Schale


    "Ja, das ist wohl mein Schicksal" ...., fügte ich noch hinzu.

    Es war immer noch sehr schmerzhaft für mich über Britannia zu sprechen, aber Flavus konnte natürlich nicht wissen, warum ...
    Ich senkte nur meinen Blick, machte eine kleine Pause und trank einen kleinen Schluck,


    "... In Calleva? Ja, ich war auch schon da ..., eine schöne Landschaft .... Nun, als ich 14 Jahre alt wurde, ging ich mit meinem
    Vater nach Britannia, wo er als Verwaltungsangestellter in Camulodunum arbeitete. Wir hatten dort ein Landgut und mein Vater
    betrieb da auch eine Pferdezucht, die ich nun übernommen habe, mein Verwalter kümmert sich um das Anwesen und um die
    Pferde..."


    Als Flavus die Fortuna erwähnte, musste ich schmunzeln mit einem Hauch von Traurigkeit,


    "Nun, Fortuna, meinte es nicht sehr gut mit mir...außerdem, es könnte sein, dass wir uns da schon mal sogar gesehen hatten,
    aber damals warst Du noch ein Kind und ich bereits verlobt ..."


    Eine Art Wehmut überkam mich für einen Augenblick, dann fasste ich mich wieder, blickte Flavus mitfühlend an und sagte leise,


    "Es tut mir leid mit Deiner Mutter, Flavus ..."