Beiträge von Publius Iunius Brutus

    Cupidus kramte einige Unterlagen zusammen. "Du musst ihnen nur die Prüfungen aushändigen, dann haben sie Zeit, um sie zu beantworten. Du musst sie dann nur noch korrigieren und dann werden sie nach ihrer praktischen Ausbildung in den Dienst übernommen. Wenn du Hilfe brauchst frag mich einfach, es ist garnicht so schwer, wenn man den Dreh mal raushat."


    Er drückte Romanus die Papyri in die Hand. "Ich würde sagen, dass wir in den Unterkünften bei uns feiern? Und da es deine Feier wird, darf kommen wen du haben willst. Die Probati natürlich nicht, die müssen erst noch beweisen, dass sie etwas können."

    Cupidus dachte kurz darüber nach, wie es bisher gelaufen war. Er ließ dabei den Blick über das Markttreiben gleiten.
    Dann blickte er seinen Kommandant an.
    "Dein Vorgänger war einer der Honoratioren, als vor einem halben Jahr die beiden Duumvirn ausgewechselt wurden, hat ein junger Duccier die einflussreichsten Bewohner der Gegend zu Decuriones gemacht.
    Meines Wissens hatten sie einige Sitzungen und konnten einiges für die Stadt bewirken, zum Beispiel die Sanierung der Brücke... Als nicht unwahrscheinlich, dass man dich auch fragt."


    Dann blickte er nach rechts, wo sich einige Gasthäuser aneinander reihten.
    "Sollen wir weiter?"

    Cupidus grinste nur noch, er konnte schlecht sagen, dass er bereits von dem Scriba gehört hatte, dass Romanus ernannt worden war.
    "Du weißt ja wie das ist, die Wände haben Ohren," meinte er dann und wurde ernst.


    "Nun, du kannst die Probati mit sofortiger Wirkung übernehmen, sie haben gerade erst mit dem Training begonnen. Ist schon die dritte Welle, die ich ausbilden sollte und langsam würde ich sie gerne abgeben. Du weißt ja alles, was du ihnen beibringen musst und für das Feindkommando hast du ja noch mich, dann helfe ich dir mit Freuden".
    Dann grinste er wieder. "Ich habe gehört, dass auf einen Decurio angestoßen wird, irgendwann abends."

    Cupidus blickte auf und rief "Herein".
    Als er den Besucher erblickte, lief ein Lachen über sein Gesicht und er stand auf und ging um seinen Schreibtisch herum.
    Er streckte Romanus seine Hand hin.
    "Herzlichen Glückwunsch Decurio. Ich habe von deiner Ernennung gehört und bin hoffentlich der erste, der dir gratuliert," meinte er mit einem Augenzwinkern. "Was kann ich für dich tun?"

    Sie hatten nach wenigen Minuten das große Forum vom Confluentes erreicht, an dessen Seite die große Curia lag. Auf dem Platz herrschte geschäftiges Treiben, überall bot man Ware an und die verschiedensten Gerüche stiegen einem in die Nase. Die Kolonne hoch zu Pferd bahnte sich einen Weg durch die Menschen, vorbei an den Ständen. Vor der Curia standen keine Händler und auf diesen freien Platz steuerte Cupidus zu.
    Er deutete auf das Gebäude vor sich mit den großen Säulen.
    "Das ist die Curia, hier tagen die Decuriones und der Duumvir von Confluentes. Alle wichtigen Behörden sind hier zu finden. Vielleicht möchtest du die Herren einmal persönlich kennen lernen? Sie werden dich womöglich ebenfalls in den Orde Decurionum einladen, wenn sie dich ein wenig näher kennen."

    Cupidus betrat den Raum und grüßte seinen Vorgesetzten.
    "Salve Praefectus, ich habe ein Anliegen eines meiner Männer, für das ich deine Zustimmung brauche.
    Einar Virilis, einer meiner Männer, hat seine Versetzung bei mir beantragt. Er möchte nach Britannien, zur Cohors III Brittanorum equitata, versetzt werden, weil die meisten seiner Verwandten dort leben. Ich habe ihm gesagt, dass ich das nicht alleine entscheiden kann."
    Er blickte Silanus einen Moment lang direkt in die Augen.


    "Würdest du seinem Gesuch zustimmen?" fragte er dann.

    Cupidus war auf den Platz getreten und näherte sich von hintem dem Haufen der Probati. Sie sahen jämmerlich aus, dachte er für sich, scheinbar wurden die Männer mit jedem Ausbildungsturnus schwächlicher. Das sollten germanische Hilfstruppen werden? Er sah den dunklen Teint der Griechen, das braun eines Arabers und viele hellhäutige Jünglinge. Und dazwischen ein Baum von einem Mann, der alle seine Kameraden überragte.
    Auf den letzten Meter hörte er ein Getuschel aus dem Haufen, der eine Formation darstellen sollte.
    "Silete- Schweigt", donnerte seine befehlsgewohnte Stimme von hinten über die Köpfe der Männer. Einige von ihnen hatten sich umgedreht und blickten Cupidus an.


    Er ging um die Formation herum und stellte sich neben den Tisch mit den Übungswaffen, den Merowech und seine Kameraden bereits aufgebaut hatten.
    "Was ist das denn für ein Sauhaufen? Nennt ihr das eine Linie? Los, in zwei Reihen aufstellen, eine Armlänge Abstand zum Vordermann, eine halbe zum Nebenmann. Du da, glotz nicht so und mach den Mund zu", blaffte er einen der Probati an.

    Cupidus grüßte die Wache der Vigiles und gemeinsam passierten sie das Stadttor. Er schaute zu Silanus hinüber und sah, wie dieser die Häuser und Menschen betrachtete. Wenn ihm etwas Unmut bereitete, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.
    "Dir gefällt, was du hier siehst? Das Leben hier ist nicht hektisch, die Menschen sind froh, dass seit ein paar Jahren wieder Friede herrscht, es gab schon mal Krieg mit den Germanen von jenseits des Flusses... Aber das war noch vor meiner Zeit.
    Um deine Frage zu beantworten: Die Soldaten und Einwohner kommen sehr gut miteinander aus. Wie gesagt leben viele Leute vom Geld der Equites und diese wiederum können sich hier vergnügen und die eine oder andere Abwechslung zum Lageressen kaufen."
    Sie hatten gerade die erste Kreuzung passiert, während sie der Straße geradeaus folgten, zeigte Cupidus nach links.
    "Wenn du dieser Straße folgst, kommt du direkt zu einem der Lupanare von Confluentes. Um ehrlich zu sein würde ich dir auch nur das empfehlen, die Frauen sind sauber und recht hübsch. Die Angebote in anderen Hinterzimmern sind nicht sonderlich zu empfehlen," meinte er schmunzelnd. Er hatte schon selber mitbekommen, dass die Verlobte seines Chefs etwas zickig war, vielleicht wollte er ja den Kopf anderweitig freibekommen. Bei den örtlichen Lupae konnte man seine Sorgen für ein paar Stunden vergessen.
    "Nun zeige ich dir die Curia, sie ist dort vorne". Cupidus zeigte nach vorne, wo ein großer Marktplatz mit Ständen lag, dahinter ein großes Gebäude in römischer Bauart mit Säulengängen.

    Der diensthabende Eques blickte den Mann kurz an, um seine Größe und seinen Leibesumfang abzuschätzen. Er war ein baumlanger Kerl und scheinbar sehr kräftig. Der Eques nickte kurz und verschwand in den Tiefen seines Magazins.
    Kurze Zeit später kam er wieder zurück, die Arme voller Ausrüstungsgegenstände.
    "So, hier ist deine Ausrüstung. Da hätt ma 3 Tuniken, ein Kettenhemd, Mantel, Schild, Schwertgurt, Spatha und die Wurfspeere, außerdem noch die restliche persönliche Ausrüstung wie Decke, Kochgeschirr und Caligae. Wenn dir etwas nicht passt, kannst du es auch gegen eine andere Größe umtauschen..." Dann zögerte er. "Nun, um ehrlich zu sein ist das schon die größte Größe, die wir hier haben. Wenn dir das auch nicht passt, müssen wir dir die Sachen anfertigen lassen.
    Hier noch unterschreiben oder dein Zeichen machen."
    Er schob ihm ein Bogen Papyrus über den Tresen, dazu Tinte und Feder.



    Cupidus strich sich eine Moment mit der Hand über sein rasiertes Kinn und blickte auf seinen Becher mit Wein, der vor ihm stand. Er nahm einen zweiten von einer Anrichte neben sich und schenkte ein. Dann reichte er den Becher an Einar.
    "Nun, deine Bitte überrascht mich ein wenig und ich muss zugeben, dass ich dich nicht gerne verliere, weil ich dich eigentlich als Duplicarius im Auge hatte. Aber wenn es dein Wunsch ist, dich zu einer anderen Einheit versetzen zu lassen, dann will ich dem nicht im Wege stehen", entgegnete er mit einem wehmütigen Lächeln.
    "Ich werde dein Anliegen beim Praefectus vorbringen und er wird dir dann seine Entscheidung mitteilen. Wenn nicht, werde ich ein gutes Wort für dich einlegen mein Freund", sagte er. Warum nur gingen die jungen Wilden immer so früh?

    Die Gruppe erreichte das Stadttor nach der Brückenüberquerung und Cupidus ließ halten. Die Männer der Wachmannschaft hatten die Federbüsche an ihren Helmen schon von weitem gesehen und sich beeilt, einen geschäftigen Eindruck zu machen. Cupidus blickte Silanus an: "Das ist nun also Confluentes, knappe 2000 Einwohner denke ich, einige Handwerksbetriebe und Tabernae, die von dem Geld der Soldaten leben. Römer und einheimische Bevölkerung leben friedlich zusammen, von einigen kleinen Schlägereien und Diebstählen abgesehen. Ich würde sagen, wir sehen und zuerst mal das Forum und die Curia an".

    Die kleine Kolonne mit Reitern passierte das Tor, an der Spitze Silanus und Cupidus, dahinter Romanus und Merowech. Die Wachen rissen sich zusammen, um ein möglichst gutes Bild vor ihrem neuen Kommandanten abzugeben. Cupidus musste sich ein Lächeln verkneifen über diesen Diensteifer.
    Er deutete die Straße entlang zur großen Rheinbrücke, die über den Rhenus führte und die dahinterliegende Stadt Confluentes.
    "Dort hin führt uns der Weg, wir werden uns zuerst einmal die Stadt anschauen und dann das nähere Umland, sofern du das wünschst", meinte er, nachdem sie das Tor hinter sich gelassen hatten.


    "Unser Castellum ist noch nicht sehr alt, das ursprüngliche Lager, das von Augustus gegründet wurde, ist im Stadtgebiet von Confluentes aufgegangen. Nach einigen Umbaumaßnahmen haben wir hier ein Standlager mit allen Annehmlichkeiten, die uns zur Verfügung stehen. Wie dir aufgefallen sein dürfte, müssen wir zum Betreten der Stadt über die Holzbrücke, die mittlerweile gut 50 Jahre alt ist. Im übrigen bessern einige unserer Männer die Bohlen und Pfähle aus, wenn sie morsch sein sollten, was aber nicht häufig vorkommt. Germanische Eiche, wenn du verstehst", plauderte er im lockeren Ton. Wie musste es wohl für einen Bewohner der Urbs Aeterna sein, hier in dieser Einöde zu leben?

    Bin gerade in der Situation, dass ich bei knapp 7000 Sesterzen Vermögen an die 350 Sesterzen Steuer zahle, bekomme aber nur 400 Gehalt... Das heißt in ein paar Wochen gehen 400 rein und 400 raus.... Ist das normal? ;)

    Cupidus hatte das Gespräch der beiden Römer nur mit halbem Ohr verfolgt. Er war zu Merowech getreten und fragte ihn: "Was meinst du, wir machen einen Ritt durch die Stadt, am Forum und der Curia vorbei. Wenn der Praefectus wünscht, können wir auch noch außerhalb der Stadtmauern einen kleinen Exkurs machen. Halt die Männer dicht beisammen und haltet die Augen offen. Wir wollen nicht allzu großes Aufsehen erregen."
    Noch bevor er eine Antwort bekam, hatte sich Silanus wieder an ihn gewandt und gab ihm das Zeichen zum Aufbruch. Cupidus setzte seinen Helm auf und zog den Kinnriemen zu.
    "Aufsitzen!!!" brüllte er den Männern zu und sofort schwangen sich alle 30 Mann in den Sattel. Cupidus bestieg Stratos und lenkte ihn neben Silanus. "Wir können", meinte er nur gut gelaunt.

    Cupidus erwiderte ihr Grinsen, als sie sich auf den Weg in ihr Bett machte. "Danke, ich werde mich an Kai wenden, wenn ich etwas brauche, danke. Schlaf gut Sontje, möge Baldur über deine Wege wachen. Bis bald!!" Er verabschiedete sich von ihr und sah ihr hinterher, wie sie durch den Schankraum ging. Dann war sie verschwunden wie ein schöner Traum, zurück blieb nur ein warmes Gefühl in seiner Brust. Langsam kehrte er in den Schankraum zurück und ließ den Vorhang hinter sich zufallen. Er trat an den Tresen und sprach die Frau an, die dahinter stand.
    "Würdest du Kai bitte ausrichten, dass er mich vor Sonnenaugang wecken soll? Ich würde gerne heute Abend schon bezahlen, auch für das Frühstück morgen." Er nahm seinen Beutel vom Gürtel und zählte einige Münzen in seine Hand. Dann schob er sie der Frau über den Tresen, die das Geld entgegennahm und nachzählte. Als sie den Blick fragend hob, lächelte Cupidus. "Stimmt so, dafür dass ich rechtzeitig geweckt werde", meinte er dann und machte sich daran, die Treppe zu seinem Zimmer hinaufzusteigen. Dort angekommen zog er sich im Schein der Lampe aus und legte sich ins Bett. Kaum hatte er die kleine Flamme gelöscht, fielen ihm auch schon die Augen zu.