Abgesehen von einem Kontrollrundgang war die Nacht für Cupidus ruhig verlaufen. Die vermummten Männer auf den Wällen waren alle wach, unter dem sternenklaren Himmel ungeschützt einzuschlafen hätte den Kältetod zur Folge gehabt. Die Temperaturen waren eisig, aber bisher waren nur die weit entfernten hohen Berge mit Schnee gekrönt worden. Hoffentlich blieb es noch eine Weile so.
Nach vollendetem Rundgang begab sich Cupidus in sein Zelt und legte sich schlafen. Noch etwa vier Stunden, dann würde zum Wecken geblasen werden. Das Gesicht von Clara tauchte in seinen Gedanken auf und zum wiederholten Male strich seine Hand über den Schal, den er immer unter der Paenula trug. Die Erinnerungen verschwammen, als er in Morpheus Arme sank und verwoben sich mit seinen Träumen.
*TUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUT*
Das Horn, das zum Wecken bließ, riss ihn aus dem Schlaf. Es war kalt und klamm in seinem Zelt und stockdunkel. Er tastete nach seinem Feuerstein, stieß dabei fast seine kleine Öllampe um und fluchte. Als das Licht schließlich brannte, begann er sich fröstelnd die Caligae zu schnüren und die Beinwickel anzulegen. Er rüstete sich, räumte seine wenigen Habseligkeiten in eine Tasche und legte sein Gepäck bereit.
Als er aus dem Zelt trat, waren die meisten Equites schon auf den Beinen. Feuer wurden geschürt und Essen gekocht. Harluf drückte ihm eine Schüssel Puls in die Hand, die er im stehen aß. Keiner schien große Lust zu haben, hier länger als nötig zu bleiben.
Die Sonne zeigte sich schon am Horizont, als das meiste Material und Gepäck verladen war. Die Zelte waren abgebaut worden und die Packpferde waren beladen. Einige Nachzügler bummelten noch herum, wurden aber von ihrem Decurio schnell wieder an ihre Pflichten erinnert. Als die Sonne vollends aufgegangen war, waren die drei Turmae bereit für den letzten Teil ihrer Reise.