Beiträge von Publius Iunius Brutus

    Equites Harluf


    Harluf, der stellvertretende Führer der Turma II ließ das Schanzwerkzeug sinken, dass er in der Hand hatte, als er von einem Mann der Legio angesprochen wurde.
    Er musterte den Mann. Scheinbar ein einfacher Soldat.


    "Der Capo? Da musst du den Duplicarius Tertius suchen. Oder einen der Decuriones... Wir haben hier Befehl, diese Seite des Walles abzutragen und das Lager zu erweitern. Vielleicht kann ich dir helfen, dann musst du die Offiziere nicht extra suchen."

    Cupidus hatte das enge Zelt mit seinen Offizierskameraden betreten. In einer Ecke stehend lauschte er den Ausführungen von Decius und dem Centurio der II. Legio. Tertius würde den Männern schon Anweisungen geben, das Lager zu befestigen, also konnten sie sich hier ganz der Besprechung widmen.


    Hunderfünfzig Banditen... Nicht gerade wenig, die Ernte musste in der Tat schlecht gewesen sein, wenn sogar schon Veteranenanwesen überfallen worden waren. Der Patrouillendienst klang sehr vernünftig, vielleicht konnten sie eine Spur der Banditen finden. Immerhin waren die meisten von Cupidus´Männer in der Gegend aufgewachsen und kannten sich im Fährtenlesen und jagen aus. Die Suche nach Räubern konnte nicht schwieriger sein wie das Beschleichen von Wild.


    Als die Vorräte angesprochen wurden, überschlug Cupidus die Menge an Futter für die Pferde und die Menge an Nahrungsmittel für die Truppe. Da sie kaum Vorräte mitgenommen hatten, um schneller an ihr Ziel zu kommen, würden sie in der näheren Umgebung Versorgungsgüter requirieren müssen. Den Menschen, die sowieso schon wenig hatten noch mehr wegnehmen... Aber immerhin ging es hier darum, dieses Banditenpack zu vernichten, als Exempel für andere, wie Cupidus hoffte.

    Die Sonne hatte den Zenit längst überschritten, als die Männer der drei Turmae auf Borbetomagus zuritten. Aus einiger Entfernung konnten sie schon das kleine Lager der Centuria sehen, die ausgeschickt worden war, um die Banditen zu jagen.


    Die Decurionen drehten sich in ihren Sätteln um und bellten ihre Befehle nach hinten. "Die Reihen ausrichten, wir wollen doch einen guten Eindruck bei unserer Ankunft machen", rief Cupidus seinen Männern zu.


    Die Männer ordneten die Marschreihen und rückten Uniformen zurecht. In der Nähe des Lagertores ließen die Führer halten. Während die Männer absaßen, ritt Cupidus mit dem Decurio der III. zum Lagertor.
    Er grüßte die Wache.


    "Duplicarius Cupidus der Ala II Numidia. Wir sind die angeforderte Verstärkung. Kannst du uns zu deinem Vorgesetzten bringen?", fragte er vom Rücken seines Pferdes aus.

    Kommandos gellten, als die Männer sich in die Sättel schwangen. Das Lager war einigermaßen eingeebnet worden, um den Räubern in der nähe keinen befestigten Unterschlupf zu bieten.


    Die Decurionen gaben die letzten Anweisungen und dann setzten sich die drei Turmae wieder in Bewegung. In den frühen Morgenstunden schwenkten sie vom Rhenus weg und begaben sich auf das letzte Stück Weg nach Borbetomagus. Die Kälte wich langsam, als die Sonne sich dem Zenit näherte, die Luft war klar und rein. Schließlich erreichten die Männer noch vor der Mittagsstunde das Lager der Vexillatio

    Abgesehen von einem Kontrollrundgang war die Nacht für Cupidus ruhig verlaufen. Die vermummten Männer auf den Wällen waren alle wach, unter dem sternenklaren Himmel ungeschützt einzuschlafen hätte den Kältetod zur Folge gehabt. Die Temperaturen waren eisig, aber bisher waren nur die weit entfernten hohen Berge mit Schnee gekrönt worden. Hoffentlich blieb es noch eine Weile so.


    Nach vollendetem Rundgang begab sich Cupidus in sein Zelt und legte sich schlafen. Noch etwa vier Stunden, dann würde zum Wecken geblasen werden. Das Gesicht von Clara tauchte in seinen Gedanken auf und zum wiederholten Male strich seine Hand über den Schal, den er immer unter der Paenula trug. Die Erinnerungen verschwammen, als er in Morpheus Arme sank und verwoben sich mit seinen Träumen.



    *TUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUT*


    Das Horn, das zum Wecken bließ, riss ihn aus dem Schlaf. Es war kalt und klamm in seinem Zelt und stockdunkel. Er tastete nach seinem Feuerstein, stieß dabei fast seine kleine Öllampe um und fluchte. Als das Licht schließlich brannte, begann er sich fröstelnd die Caligae zu schnüren und die Beinwickel anzulegen. Er rüstete sich, räumte seine wenigen Habseligkeiten in eine Tasche und legte sein Gepäck bereit.
    Als er aus dem Zelt trat, waren die meisten Equites schon auf den Beinen. Feuer wurden geschürt und Essen gekocht. Harluf drückte ihm eine Schüssel Puls in die Hand, die er im stehen aß. Keiner schien große Lust zu haben, hier länger als nötig zu bleiben.


    Die Sonne zeigte sich schon am Horizont, als das meiste Material und Gepäck verladen war. Die Zelte waren abgebaut worden und die Packpferde waren beladen. Einige Nachzügler bummelten noch herum, wurden aber von ihrem Decurio schnell wieder an ihre Pflichten erinnert. Als die Sonne vollends aufgegangen war, waren die drei Turmae bereit für den letzten Teil ihrer Reise.

    Sim-Off:

    Ich mach dann einfach mal weiter, sonst kommen wir nicht mehr an. :)


    Die Dämmerung brach herein, als der Zug sich wieder in Bewegung setzte. Ein Duplicarius und vier Equites der III. waren als Vorauskommando geschickt worden, um sich den Lagerplatz anzusehen. Sie hatten den Auftrag, das Marschlager abzustecken, bis der Rest der Männer ankam.


    Als diese den Platz schließlich erreicht hatten, waren bereits einige Fackeln entzündet worden, um den Platz zu erhellen, damit die Männer ihre Zelte aufbauen und schanzen konnten. Ohne viele Befehle machten sich die Männer an die Arbeit. Ein Teil lud die Ausrüstung von den Packpferden, ein anderer begann mit dem Aufbau der Zelte und der Rest machte sich mit dem Schanzwerkzeug an die Arbeit, um den Graben auszuheben. Cupidus hoffte, dass sie in spätestens zwei Stunden fertig wären. Während den Arbeiten ging er im Lager herum und beaufsichtigte seine Männer. Nach einem kurzen Plausch mit Terentius, dem Decurio der III., begab er sich zu seinem Zelt, das mittlerweile aufgebaut worden war. Er wühlte in seinem Gepäck und zog die Beinwickel heraus. Es war eisig kalt und er beneidete die Männer keineswegs, die heute Nacht Wache hatten. Dann umwickelte er seine Schenkel mit dem Stoff und trat wieder aus dem Zelt.


    Er besichtigte noch die Fortschritte am Graben. Ein Großteil des Walles war schon aufgeschüttet worden, da sie keine Pila Muralia hatten, waren einige Equites in den nahen Wald gegangen und hatten Gestrüpp geschnitten, das nun oben auf den Wall gesetzt wurde. Mit einigen Pfählen eine brauchbare Palisade.
    Cupidus hatte den Platz erreicht, wo die Pferde standen. Er machte sich daran, Stratos abzureiben, so gut es eben ging. Kräftig klopfte er ihm noch auf den Hals, als er ihn verließ. In Gedanken überlegte er schon, wen er zur Wache einteilen sollte.

    Cupidus hörte sich die Ausführungen von Decius an und nickte. Anscheinend hatte keiner der Männer Fragen.
    Als Cupidus schließlich vom Hügelkamm aus in Richtung Rhenus blickte, sah er etwa drei Meilen entfernt eine Freifläche zwischen zwei Waldstücken. Allem Anschein nach nur mit einigen Büschen und Gras bewachsen. Er deutete auf die Stelle. "Wie wäre es dort drüben? Sieht mir von hier recht gemütlich aus. Was meinst du Decius?, fragte er.

    Recht zügig ging es voran, die wenigen Menschen auf der Straße machten den Reitern brav Platz und im Vorbeireiten sahen die Männer, wie ihnen viele bewundernde und faszinierte Blicke zugeworfen wurden. Es war auch ein prächtiger Anblick, Einhundert Mann zu Pferde und in voller Gefechtsausrüstung in Zweierreihen nebeneinander herreiten zu sehen.


    Die meisten Männer waren schweigsam, eine leichte Anspannung auf kommende Ereignisse war zu spüren. Halt wurde nicht gemacht, einen kleinen Happen und einen Schluck Wasser konnte man auch im Sattel zu sich nehmen. So strebte der Zug seinem Ziel immer näher.


    Als Cupidus seinen Blick in die Ferne schweifen ließ, blieb er an den Hügeln im Süden hängen. Dorthin ging es also, nach Borbetomagus.

    Als das Kommando des Decurio über den Platz gellte, wendete Cupidus sein Pferd an die Spitze der Turma Secunda. Die Männer und Pferde setzten sich in Bewegung. Endlich ging es los. Die Pferde waren freudig erregt, sich endlich bewegen zu dürfen und die Männer waren gespannt auf den Einsatz, der vor ihnen lag. Ein Blick über die Schultern und Cupidus war zufrieden. Die Männer hielten den richtigen Abstand und trabten in Zweierreihen hinter ihren Führern her. Die beladenen Packpferde folgten hinter jeder Turma. So ging es zur Porta Praetoria.

    Die Männer der Turma II tröpfelten langsam auf dem Forum ein und nahmen ihre Plätze ein. Cupidus und Harluf gingen durch die Reihen und kontrollierten die Ausrüstung der Männer. Sie hatten nach ihrem letzten Patrouillenritt gerade noch genug Zeit gehabt, ihre schadhafte Ausrüstung zu tauschen oder zu reparieren. Zwar schienen einige Männer noch recht verschlafen zu sein, besonders diejenigen, die noch vor ein paar Stunden Nachtwache gehabt hatten, doch die Stimmung war gut. Endlich einmal dem geordneten und eintönigen Lagerleben entkommen.
    Als Cupidus schließlich seine Inspektion abschloss, blickte er seine Männer noch einmal an. Jedem einzelnen von ihnen würde er sein Leben anvertrauen. Er richtete ein stilles Stoßgebet zu den Göttern, sie mögen ihm die Gunst gewähren, sie alle heil zurückzubringen. Harluf hatte die Packpferde überprüft, es war alles Notwendige vorbereitet. Cupidus nickte und schickte Harluf an seinen Platz in der Reihe zurück. Dann saß er auf und ließ seinen Braunen zu Lucius herübertraben.


    "Turma II abmarschbereit, Decurio. Es kann losgehen," meldete er seinem Vorgesetzten.

    Gespannt hörte sich Cupidus den Bericht des Praefectus an. Er sah sich im Raum um. Als Führer seiner Turma war er alleine gekommen, Stellvertreter hatte er keinen.


    Als er geendet hatte, zögerte Cupidus einen Moment, bevor er fragte:
    "Bis wann sollen wir einsatzbereit sein? Wie sieht die Versorgung unserer Männer aus, wenn wir schnell reiten müssen, können wir nicht allzu viel Nahrung mitnehmen, und was wissen wir über den Feind?"


    Er hoffte, dass die anderen Offiziere ihm seine vielen Fragen verzeihen würden, immerhin war er ja noch fast grün hinter den Ohren.

    Ein wenig hektisch rückte Cupidus seine Uniform zurecht. Der Praefectus würde selbst zu dieser späten Stunde keinen schlampig angezogenen Duplicarius dulden.
    Er grüßte die Wachen.
    "Der Praefectus erwartet mich zur Besprechung", sagte er und wartete darauf, dass die Wache ihn vorließ.

    Cupidus erreichte mit dem Boten den Eingang zum Praetorium. Es war schon dunkel geworden und der Praefectus war längst in seinen Privaträumen. Aber für die Depesche musste einfach Zeit sein.


    Cupidus grüßte die Wachen, die ihren Dienst taten. "Dieser Bote hat eine dringende Depesche für den Praefectus, wir müssen ihn unbedingt sprechen"

    Cupidus nickte den beiden zu.
    "gut, dann sehen wir uns später in den Unterkünften. Und bringt Durst mit", meinte er lachend. Er ließ sich ein Tuch geben und trocknete sich ab. Dann kleidete er sich an und machte sich auf den Weg zur Unterkunft.

    Cupidus blickte auf seine Finger.
    "Ich glaube, wenn ich noch ein wenig länger hier drinbleibe, wachsen mir Froschhäute zwischen den Fingern. Ich werde mich noch schnell abkühlen und dann wieder zu meinem Schreibtisch gehen. Wann treffen wir uns heute Abend?"

    Einen Moment lang musste Cupidus überlegen. Dann grinste er.


    "Es gibt da ein altes Magazin, in der Nähe der Unterkünften der IX. Turma. Es steht schon seit längerem leer, seit die Männer nach Raetia aufgebrochen sind. Wir haben dort mit Hilfe eines Duplicarius schon mal eine "Orgie" gefeiert, aber was für eine....
    Am nächsten Tag konnten wir keinen Dienst tun. Vielleicht klappt das. Wenn nicht, findet sich sicher eine Unterkunft, wo wir feier können, je nachdem, wie viele Leute kommen"
    , meinte er schmunzelnd. Wie lange war es her, dass die Männer gefeiert hatten? Seit der Einweihung des Tempels nicht mehr.