Beiträge von Publius Iunius Brutus

    Der Eques zog die Augenbrauen hoch. Es kam nicht alle Tage vor, dass sich Legionäre ins Castellum der Ala verirrten und noch weniger, dass ein Scriba Provincialis verschwand...


    Schließlich nickte er. "Gut, ihr dürft passieren. Meldet euch in der Principia, immer dieser Straße hier folgend. Wenn ihr angekommen seid, meldet euch beim Scriba vor dem Officium des Praefectus, der wird euch alles weitere sagen.

    Anerkennend nickte Cupidus.
    "Ich sehe schon, ihr beide seid goldrichtig. Natürlich wäre ein wenig Abwechslung nicht verkehrt, aber jetzt kommt erst einmal der Winter und da wirds kaum Gelegenheit geben zum kämpfen.


    Aber wenn du unterfordert bist, Merowech, dann kannst du gerne am Trainingsprogramm meiner Turma teilnehmen. Aber dann jammere nicht, dass du Ruhe haben willst, meinte er lachend. Die beiden neuen Equites schienen ganz in Ordnung zu sein. Warum waren sie nur nicht in seiner Turma??

    "Nein Praefectus, keine Vorkommnisse. Weder Feindkontakt noch irgendwelche Lebenszeichen von Germanen. Die Wälder waren wie ausgestorben. Mit ruhiger Stimme trug Cupidus seinen Bericht vor.


    "Da ist noch etwas, das mir unter den Nägeln brennt, Praefectus". Er sann einen Moment über die Worte nach.
    "Meiner Einheit fehlt der Decurio, meine Männer und ich wissen nicht, ob Lucanus je wieder zur Truppe zurückkehren kann. Haben wir keinen Decurio aus der Reserve, der die Führung übernehmen kann, bis wir mehr wissen?

    Cupidus nickte dem Mann zu. Für einen Moment glaubte er, ein Funkeln in den Augen des Mannes zu bemerken. Nun ja, vielleicht hatte er Staub hineinbekommen...
    Er betrat das Officium, nahm Haltung an und salutierte vor seinem Praefecten.


    "Salve Praefectus, melde mich zum Rapport bezüglich der kürzlich erfolgten Patrouille am Limes", meldete er seinem Kommandanten.


    Dann überreichte er Balbus den schriftlichen Bericht:


    Patrouillenbericht der Turma II


    Aufbruch der gesamten Turma II am Morgen des ANTE DIEM XII KAL DEC DCCCLVII A.U.C. (20.11.2007/104 n.Chr.)


    Patrouillengebiet entlang des Limes in östlicher Richtung, über Aquae Mattiacorum hinaus. Dabei Durchkämmen der grenznahen Waldgebiete nach germanischen Spähern oder Kriegern. Trotz intensiver Suche kein Feindkontakt. Befragung der Turmbesatzungen entlang der Grenze ergab ebenfalls keine Anzeichen von feindlicher Aktivität. Händler in diesem Gebiet sprechen von gärenden Unruhen innerhalb der germanischen Stämme.


    Rückkehr der Turma am ANTE DIEM VIII KAL DEC DCCCLVII A.U.C. (24.11.2007/104 n.Chr.).


    Anschließend Nachbereitung der Ausrüstung, beschädigte Teile ausgetauscht.


    Justinianus Cupidus
    Duplicarius



    Anbei lag noch eine Stärkemeldung:


    Stärkemeldung der Turma II


    30 Eques
    1 Duplicarius



    Gesamtstärke: 31 Mann, 34 gesunde Pferde

    Mit langen Schritten ging Cupidus durch die Räume der Principia und stand wie schon so oft vor dem Schreiber des Präfekten.


    "Ich muss zum Praefectus, ist er in seinem Officium?", fragte er den mürrischen Mann. War es ihm vergönnt, einmal ein Lächeln auf dem Gesicht dieses Mannes zu sehen? Verneinend schob der Duplicarius diesen Gedanken wieder beiseite.

    Ein Hauch von Rosa zog über die Wangen des Duplicarius.


    "Das kann ich dir nicht so genau sagen, ich selber habe kaum Kampferfahrung. Als ich noch Probat war, hatten wir einen Ausbildungsritt, auf dem wir ein paar Germanen in einem Wald erwischten. Allerdings haben sie sich nicht gewehrt.....".
    Sein Blick ging ins Leere, als er an jenen Aufregenden Tag dachte. Es waren nicht die verkleideten Eques der II. Turma gewesen, die im Wald gelauert hatten.


    Cupidus fuhr fort:"Einige der Männer, die schon länger in der Ala dienen, meinten, dass sie noch nie schrecklichere Krieger gesehen haben. Einige der Tapfersten verabscheuen Rüstungen, sie waschen sich nicht und sind behaart wie Bären. Sie hören erst auf mit Kämpfen, wenn ihr Geist den Körper verlässt...
    Aus dem Unterricht weiß ich, dass sie keine Formationen kennen, sie rennen schreiend gegen die Reihen ihrer Feinde an und ihre Kraft soll gewaltig sein. Aber wie gesagt, ich habe noch nie gegen sie gekämpft."
    Achselzuckend blickte Cupidus zu Merowech.


    "Ehrlich gesagt hoffe ich auf meine Feuertaufe in einer echten Schlacht, das Lagerleben bietet wenig Abwechslung und ständig in den Lupanar zu gehen, kann ich mir als Duplicarius auch nicht leisten", meinte er schmunzelnd.

    Cupidus nickte den beiden Männern zu, die sich daran machten, aufzubrechen. Also beschloss er, auch ins Castellum zurückzukehren.


    "Vale, möge Balder über eure Wege wachen", verabschiedete er sich von den Legionären, warf dem Wirt eine Münze zu, zog seine Paenula ein wenig enger um seine Schultern und machte sich auf den Weg nach draußen, in die Kälte.

    Ein Sklave kam hinzu und auf Cupidus´ Zeichen leerte er einen Eimer mit warmem Wasser über dessen Kopf aus. Ja, so ließ es sich leben. Während Cupidus seine verspannten Muskeln im warmen Wasser lockerte, dachte er einen Moment an seinen Decurio....
    Wie es ihm wohl ging? Und ob er je wieder zu seiner Einheit zurückkehren würde?


    "Na, freut euch mal nicht zu früh, ihr beiden. Es wird schon noch etwas zu tun sein, bevor der große Schnee kommt. Aber ein Duplicarius der III. Turma hat erzählt, er hätte gehört, wie ein Eques der I. gesagt hat, der Decurio Decius hätte eine Frau in der Stadt, die er ab und an besucht. Zumindest benimmt er sich sehr merkwürdig". Zum Glück konnte Cupidus auf einen großen Schatz an Latrinengerüchten zurückgreifen, die manches erklären könnten.

    Der warme Wasser war wirklich eine Wohltat. Es taute die vom germanischen Vorwinter gefrorenen Knochen auf. Wohlig seufzte Cupidus und dankte den römischen Ingenieuren still für ihre wunderbare Erfindung


    "Oh, es gibt eine Feier? Wusste garnicht, dass ich auch eingeladen bin... Dabei hab ich noch ein Fass Bier, das muss unbedingt getrunken werden, bevor es am Ende noch schlecht wird." Cupidus zwinkerte den beiden zu.

    Der Eques übersah den hochroten Kopf des Tribunen dienstbeflissen. Scheinbar verstanden diese hochgeborenen Männer, deren politisches Streben sie zu ihren Posten im Cursus Honorum gebracht hatten, nicht viel von Pferden...


    "Die Stube hinter den Stallungen ist für dich und deine Kameraden reserviert, Tribun. Es ist eine der besten der Turma." Eifrig nickte der Eques in Richtung Verbindungstür, die die Stallungen und die Wohnstube verband. Selbstredend hatte man als Reiter stets den Geruch nach Heu und Pferden in der Nase.

    Mit bebenden Lippen überlegte Cupidus kurz.
    "Ich wäre für das Caldarium, ich muss diese Winterkälte aus meinen Knochen bekommen. Der Schnee ist echt nicht mehr fern. Aber jetzt beginnt die ruhigere Zeit des Jahres. "

    Cupidus hatte die Frage natürlich gehört. Er verdrehte ein wenig die Augen, tauchte völlig unter und tauchte prustend wieder auf. Nach dieser Erfrischung schien er nun in der Verfassung zu sein, etwas über seinen Ritt zu erzählen.


    "Es war eigentlich wie immer. Wir sind geritten, haben unsere Route eingehalten und alle Waldstücke entlang der Grenze gefilzt, um vielleicht ein paar Späher einzusacken. Und soll ich euch was sagen??? Es gab kein Anzeichen von Germanen, nicht einmal Spuren haben wir gefunden. Entweder haben sie die Nase endgültig von uns, oder aber, sie planen irgendetwas....". Entschuldigend zuckte Cupidus mit den Schultern.


    "Aber euch beiden gratuliere ich erstmal herzlich zu eurer Ernennung. Jetzt seid ihr kein Frischfleisch mehr", meinte er schmunzelnd.

    Cupidus überlegte einen Moment... Der Name schien etwas in ihm wachgerüttelt zu haben.


    "Ich war eine zeitlang Hilfsausbilder bei unserer Ausbildungsturma.... Wenn mich nicht alles täuscht, gab es da einen mit dem Namen Belgius. Allerdings wurde ich dann in eine andere Turma versetzt und weiß nicht, ob dieser Mann seine Probatio überhaupt bestanden hat. Weswegen sucht ihr ihn?". Fragend blickte Cupidus von einem zum anderen.

    Der etwas schmächtige Eques, der die Neuankömmlinge begrüßte, musste schon fast lachen, als er sah, dass sich die Männer nicht auskannten, was die Versorgung von Pferden anging.
    Schließlich hatte er erbarmen und trat auf den Mann zu, der die Uniform eines Tribunen trug.
    "Salve Tribunus. Ich wurde angewiesen, die Pferde zu versorgen, meine er lächelnd.


    Dann zeigte er Sura die Stallungen an der Hinterseite der Baracke. Hinter jedem Contubernium waren die Stallungen angeschlossen, sodass die Männer schnell bei ihnen sein konnten. In den Stallungen angekommen, führte der Eques das Pferd des Tribuns in eine Box.


    "Ich werde mich um die Pferde kümmern, zusammen mit unseren Kameraden. Wenn du noch Fragen hast Tribun, wende dich ruhig an mich."

    Cupidus nickte, als der eine Legionär auf den Tisch ein wenig abseits deutete. So waren sie hoffentlich vor dem allzu neugierigen Wirt sicher.


    "Freut mich, euch kennen zu lernen. Ja, ich bin von der Ala II Numidia. Was machen Männer der Legio hier in Confluentes?, fragte er, als sie sich setzten.

    Ein anstrengender Tag ging zu Ende. Der LAPP war angekommen, es hatte einen kleinen Begrüßungsappell gegeben, alles in allem ein würdiger Empfang für den Provinzstatthalter. Zumindest wenn man betrachtete, dass er unangemeldet ins Lager geplatzt war.
    Als es schließlich Abend war, betrat Cupidus nur in Tunika und mit Cingulum Militare bekleidet die Thermen. Schon beim Eintreten kamen ihm Dampf und Hitze entgegen.


    Schnell entledigte er sich seiner Kleider, indem er sie einem Sklaven in die Hand drückte. Dann sah er sich kurz um, entdeckte einige Soldaten der Turma I und beschloss, als erstes ins Frigidarium zu steigen. Als er in das große Becken stieg, grüßte er Merowech und Brigio.
    "Nabend Männer." Hier konnte er sich endlich einmal unter die Soldaten mischen, ohne militärische Etikette. Immerhin waren sie alle nackt, wozu der gegenseitige Respekt? Den gab es erst wieder bei Dienstbeginn.

    Cupidus musste lachen. "Klar, ein Duplicarius schindet dich ja auch so, mein Lieber, gell? Ich bleib noch ein wenig, mal schauen, was die beiden Legionäre Neues wissen."


    Als Vibulanus aufbrach, stand auch Cupidus auf und trat zum Tisch der beiden Legionäre.
    "Salve Milites, ist es mir erlaubt, mich zu euch zu setzen?" fragte er die beiden.