Beiträge von Publius Iunius Brutus

    Brutus nickte traurig.
    "Ja, Brutus ist tot, um ihn ist es echt schade, auch wenn ich den anderen Ducciern nicht nachweine. Dieser Lando war also Pferdeknecht? Ich kenne nicht viele von der Sorte, die sich so hochgearbeitet haben, zumindest nicht mit legalen Mitteln," sagte er kopfschüttelnd. "Du hast ihm Latein beigebracht? Ihr Götter..."Die Welt schien schon verrückt, dachte er bei sich und kuschelte sich näher an Clara.
    Er nahm den Becher von dem kleinen Tisch und reichte ihn ihr.
    "Verzeih, ich wollte dich nicht beunruhigen, doch ich dachte, es wäre nicht ehrlich, dir etwas zu verschweigen, was du vielleicht später doch erfahren könntest. Leben und Tod liegen leider viel zu nahe beisammen."
    Schweigend nahm er seinen eigenen Becher und trank einen Schluck. Als er ihn absetzte fragte er: "Wollen wir noch ein wenig die Stadt ansehen? Du kennst sicher viele wunderbare Orte hier", lächelte er.

    Zufrieden lächelnd sah Brutus, dass Axilla sich in seinem Mantel sichtlich wohl fühlte.
    Gespannt hörte er sich ihren Bericht an, wagte nicht einmal zu unterbrechen und versuchte, sich die Begriffe zu merken, die so komisch von der Zunge gingen. Gynasiarchos... und ihn nannten sie Barbar.
    Die Zustände in der Stadt ließen ihn hellhörig werden. "Du meinst also, dass Urgulania als Frau ein hohes Amt bekleidet und auch noch Probleme bekommen kann und sogar um ihr Leben fürchtet? Das klingt nicht gut. Einer meiner Kameraden, ein Vibulanus aus dem Geschlecht der Fabier verrichtet dort seinen Dienst bei der XXII. Ich hoffe es geht ihm gut. Und wer sorgt normalerweise für Ordnung in der Stadt? Ich denke bei so vielen verschiedenen Gruppierungen dürfte es schwierig sein, allen gerecht zu werden, oder? Und besonders wenn die Versorgung von Rom vom ägyptischen Getreide abhängt... Wozu das führen kann hat uns Marcus Antonius gezeigt," meinte er kopfschüttelnd. Sein neuer Posten würde kein Urlaub sein, soviel stand fest. Würden nur Banditen und Rebellen seinen Weg kreuzen oder auch einmal echte Feinde? Er wusste es nicht.
    Stattdessen fragte er: "Dieser Strategos befehligt aber keine Legionäre, oder?"

    Ein wenig erleichtert konnte Brutus die Anweisungen von Macer aufnehmen, die Seite des Militärs kannte er zur Genüge. Er erwog kurz das für und wieder der beiden Positionen, die ihm zur Auswahl gegeben wurden und legte sich seine Argumente zurecht. Dann nickte er den Versammelten zu.
    "Keine Fragen, von mir aus können wir anfangen."

    Brutus´Augen leuchteten, als er die gute Nachricht hörte.
    "Das wäre eine Freude, dann könnte ich ab und an mal in der Stadt vorbeischauen. Ich danke dir vielmals", meinte er dann, mit einem Lächeln.


    Dann wurde er wieder ernst. Er blickte sich um, ob auch niemand anderes seine Frage hören konnte. "Wie ist dein neuer Posten so? Ich habe merkwürdige Dinge gehört über den Praefectus Urbi und den Kaiser..." Er unterbrach sich und zuckte mit den Schultern. "Pass auf dich auf", meinte er dann.

    Als er fast nur noch die Nasenspitze von Axilla sah, musste Brutus lachen. Der Umhang war eigentlich viel zu groß, aber er würde dafür alles bedecken, was kalt werden konnte. Wie oft hatte Brutus selber schon darin eingewickelt an einem Feuer gesessen oder hatte unter seiner Parma geschlafen? Brutus zog ein Bein an und schlug es unter das andere, um selber nicht zu frieren, er war ja kälteres gewohnt.


    Gespannt lauschte er ihren Erzählungen über die verschiedenen Beamten, die es in Alexandria gab. Manche der Bezeichnungen konnte er garnicht wiederholen, seine Zunge schien dabei zu stolpern und hinzufallen. In seiner Phantasie wurde die Stadt immer abenteuerlicher, voller exotischer Menschen und Tiere, die nur dazu da waren, das Stadtbild noch geheimnisvoller und spektakulärer zu gestalten.
    Er räusperte sich. "Ich wäre froh, wenn du mir etwas beibringen könntest, die Worte klingen so ganz anders als bei uns, so irgendwie geschnalzt und merkwürdig. Was ist zum Beispiel ein Gymansirch...Gyminas...Gymnasiarchos? Diese Ämter sagen mir überhaupt nichts." Ein wenig hilflos blickte er sie an. Vielleicht konnte sie ihm ja ein wenig mehr erzählen, das würde er mit Sicherheit besser behalten können als den Inhalt von Büchern, die sich mit diesen Dingen beschäftigten.

    Mit hochgezogener Augenbraue hörte sich Brutus die Geschichte von Axillas Familie an. Offenbar hatte ihr das Schicksal vieles aufgebürdet, eine kranke Mutter, ein Vater der starb und ihre Schulausbildung, die sie nebenbei noch machen musste. Er bewunderte ihre Eigenständigkeit, mit der sie ihre Aufgaben erfüllt hatte und verstand den Wunsch, sich in hektischen Zeiten auch einmal zurückzuziehen und für sich zu sein. Brutus hatte das Gefühl, dass es ihr ein Bedürfnis gewesen war, dies zu erzählen, sie schwieg danach und sprang vom Baum hinunter.
    Auch Brutus ließ sich fallen, federte ab und setzte sich auf die Steinbank, wo noch der schwere Mantel lag. Er hielt ihn ihr entgegen. "Die Götter haben dich schon früh geprüft," meinte er zu ihrer Geschichte, er wollte nicht noch mehr in alten Wunden bohren, also beschloss er, das Thema erst einmal nicht weiter anzusprechen. "Hier, der wird dich wärmen, er ist zwar ein wenig grob, aber er trotzt sogar dem germanischen Winter", sagte er augenzwinkernd. Seine Finger strichen über die Wolle, die wirklich ein wenig kratzig war, aber äußerst gut wärmte. Er wusste nur nicht, wie sich weiche Frauenhaut mit diesem Stoff vertragen würde.


    Bei ihrer Erwähnung über Alexandria und die Griechen musste er an einige Kameraden denken, die aus Griechenland kamen und in der Tat maßlos übertrieben, bei so ziemlich allem was sie sagten. Als sie jedoch die Sprache erwähnte, wurden seine Ohren ein wenig rot.
    "Ich spreche so gut wie überhaupt kein Griechisch, abgesehen von Chaire und einigen Schimpfwörtern, die mir meine Kameraden beigebracht haben," nuschelte er. Die ganze Zeit über hatte er gedacht, mit seinem Latein überalll durchzukommen, aber dass großen Teilen des Mittelmeeres noch Griechisch gesprochen wurde, war ihm völlig entfallen. Das würde etwas werden, wenn er sich mit der Zivilbevölkerung unterhalten musste. "Ich hatte immer das Gefühl, dass die Sprache recht holprig zu sprechen ist und auch nicht leicht.... Verstehen denn die Menschen in Alexandria auch unsere Sprache?"

    Ein wenig nervös war Brutus schon, als er das Gebäude betreten hatte, der schriftliche Teil war gut gelaufen, nun stand noch das Kolloquium an.
    Er betrat den ihm zugewiesenen Prüfungsraum und grüßte den Kommandanten der Academia, der heute die Prüfung abnehmen würde. "Salve, ich bin Publius Iunius Brutus und scheinbar ein wenig zu früh," meinte er, als er sonst niemanden mehr im Raum sah.

    Brutus glaubte sich zu erinnern, den Namen Carnunnos schon bei den Kelten gehört zu haben, deswegen nickte er nur.
    "Ja, wir kennen ähnliche Götter, wobei die unseren auch meist mehrere Zuständigkeitsbereiche haben." Er musste an die verschiedenen Götter denken, die er bisher kennengelernt hatte. Die meisten glichen sich derart, dass man glauben konnte, nur der Name sei verschieden. War es vielleicht möglich, dass die gleichen Götter bei den verschiedenen Völkern wirkten, aber einfach nur anders genannt wurden? Diese Erkenntnis ließ Brutus aber gleich wieder fallen, sie schien doch ein wenig gewagt zu sein.
    Statt dessen hörte er sich Axillas Familiengeschichte an. Eines ließ ihn aber dann stutzig werden.
    "Du hast dich auf dem Baum versteckt wenn du was???? Vor deinem Vater weggelaufen bist?" fragte er lächelnd. War es nicht überall gleich? Die Väter schimpften in allen Teilen der Welt mit ihren Kindern und schlugen sie auch, wenn sie es verdient hatten, so wie sie es für richtig empfanden. Er hatte ihr Lächeln gesehen und die Erinnerung schien sie zu schmerzen. Ob ihr Vater wohl noch am Leben war? Er würde sie vielleicht fragen, wollte aber keine alten Wunden aufreißen.


    Als sie fragte ob er in Rom bleiben würde, lächelte er seinerseits ein wenig traurig. "Silanus wird bleiben, er hat ja seinen neuen Posten im Kaiserlichen Palast. Ich werde wahrscheinlich noch mit einem der letzten Schiffe nach Aegyptus segeln, bevor die Stürme das Meer unpassierbar machen. Die XXII. Legion hat noch einen Posten als Praefectus Castrorum, der mir angetragen wurde und ich werde ihn wohl annehmen. Auch wenn ich noch nie so weit weg von meiner Heimat war." Er lächelte verlegen, einmal um die Welt zu reisen war aufregend und welcher Germane konnte so etwas schon vorweisen?

    Brutus lächelte, als sie ihm von ihrer Reise mit dem Schiff erzählte. Er mochte es, wie sie seine Haare streichelte, das Nachdenken fiel ihm leicht.
    "Du bist viel zu schön, um einfach auf dem Meer unterzugehen, also sorge dich nicht. Aber mir sind Schiffe auch nicht geheuer, da nützt es auch wenig, wenn ich schwimmen kann. Ich habe noch nie einen Sturm auf hoher See miterlebt... Nur an Land." Dann stockte er. Die Erinnerungen an einen anderen Sturm kehrten zurück, an jenen, der über Mogontiacum und Confluentes gewütet hatte.
    Er räusperte sich. "Bei einem Sturm kam einer meiner Freunde, ein Duccius Brutus ums Leben... Ich glaube er könnte mit dir verwandt gewesen sein. Ach ja, und dieser Lando ist nun das Oberhaupt der Sippe in Mogontiacum, ich habe vor meiner Abreise Duccia Vera kennengelernt, sie müsste auch mit ihm verwandt sein." Ein Knurren kam aus seiner Brust. Er musste vorsichtig sein mit dem was er sagte, gehörte Clara doch auch zu den Ducciern.
    "Um ehrlich zu sein wuchern die Marionetten von Lando wie Geschwüre in der der Verwaltung und in einigen Ämtern rund um Mogontiacum. Böse Zungen behaupten, er habe etwas mit dem Waffenschmuggel nach Germania Magna zu tun, nur hatten wir noch nicht genügend Beweise beisammen, um ihm etwas nachzuweisen. Es gab Gerüchte von regelmäßigen Reisen dorthin, unternommen von verschiedenen Ducciern... Aber das gehört nun nicht mehr in meinen Zuständigkeitsbereich. Ansonsten ist alles ruhig.
    Und wie ist es hier in Rom? Ich habe gehört, dass der Kaiser absent ist?"

    Zustimmend nickte Brutus, die Bäume machten ruhig und nachdenklich, besonders wenn der Kopf um alle möglichen Dinge kreisten, wie sie es bei ihm taten. Er fühlte sich zunehmend ruhig und gelassen, ja er begann sogar, dieses etwas ungewöhnliche Gespräch zu genießen. Wann hatte man schon mal Gelegenheit, seine Verwandten auf einem Baum sitzend besser kennenzulernen?


    "Ja, ich bin Germane", anwortete er zögernd, kannte er doch die Reaktion der meisten Römer, wenn man ihnen sagte, dass man aus einem anderen Volk stammte. Für sie waren die meisten Germanen groß, haarig und schmutzig, ein wildes Volk, das sich aber letzten Endes als das vorübergehend schwächere herausgestellt hatte. Doch welcher Römer konnte schon von sich behaupten, dass er italisches Blut in den Adern hatte? Er kannte unzählige griechischstämmige Römer, viele kamen aus Hispania oder den anderen Provinzen. "Ich stamme aus einem kleinen Tal, ganz in der Nähe des Rhenus, bei der Colonia Augusta Raurica... Eine schöne Gegend, mit schwarzer Erde und Wäldern voll mit fettem Wild." Ein wenig klamm ums Herz wurde ihm dann doch, wenn er an die alte Heimat dachte. Deshalb lenkte er sich schnell ab, indem er Axilla antwortete: "Ihr habt sogar ein Fest für diesen Faun, nicht? Wird er nicht bocksbeinig dargestellt und stellt er nicht den Nyphen nach?" fragte er neugierig. Er meinte sich an eines der Bücher zu erinnern, die er gelesen hatte, in denen das Treiben des Faunus beschrieben stand.
    Er seufzte."Ich hoffe dass die Erdgötter sehr geduldig sind, wenn ich mir diese Stadt so ansehe, glaube ich, müssten sie sie längst mit all ihren Bewohnern verschlungen haben. Ich habe...Dinge gesehen, die jeder Gottheit lästern." Er schüttelte unwillkürlich den Kopf. Das Hafenviertel, das er gesehen hatte, der Schmutz und der Gestank in der Subura, die Lupae und die zwielichtigen Gesalten waren ihm noch in guter Erinnerung.
    "Und woher stammst du? Ich hörte von Silanus, dass ein Teil unserer Gens aus Griechenland stammt?"

    Für Brutus hatte Cleopatra einen gewissen Reiz, seit er gehört hatte, dass sie zuerst Caesar und dann auch noch Marcus Antonius verführt hatte. Ihre Macht über die Männer musste beachtlich gewesen sein, doch am Ende hatte diese Macht beim göttlichen Augustus versagt. Er streichelte Clara und sah ihr verliebt in die Augen.
    "Es heißt, dass die Saison für die Reise nach Aegyptus in den Iden des Maius wieder beginnt, bis dahin herrschen teils heftige Stürme im Mare internum." Er war gespannt auf die Sonne und die Hitze dort, die Umstellung würde nicht einfach werden.


    "Das Examen Tertium ist das dritte von vier möglichen Examina, die Offiziere an der Academia Militaris ablegen können. Gewöhnlich werden sie für höhere Offiziersränge vorausgesetzt. Und da ich schon mal hier bin, dachte ich es wäre eine gute Gelegenheit, meine Ausbildung voranzutreiben." Er legte sich ein wenig auf die Seite und stützte seinen Kopf auf den Arm.
    "Ja, ich kenne Serrana, eine sehr nette und freundliche Person. Sie dient als Priesterin im Tempel hat sie gesagt. Kennst du Iunia Axilla auch? Sie ist vor kurzem aus Aegyptus gekommen und wird nächstes Jahr wohl auch dorthin zurückkehren. Ich hoffe ich muss nicht zu lange in der Wüste bleiben, vielleicht zwei Jahre oder so.... Je nach der militärischen Lage." Er griff zu dem Becher mit dem Wein und trank einen großen Schluck.

    Brutus nahm ihr zwar nicht ganz ab, dass ihr nur ein wenig kalt war, doch sie würde es schon sagen, bevor sie steifgefroren vom Baum fiel wie ein Eiszapfen im Winter.
    Fasziniert beobachtete er, wie Axilla leichtfüßig aufstand, ohne sich festzuhalten oder auch nur zu schwanken. Es war schon fast anmutig, wie leicht und elegant sie über die Äste lief, um sich dann in seine Nähe zu setzen, auch diesmal ohne Festhalten. Wo mochte sie das gelernt haben, fragte er sich. Einige Gaukler und Schauspieler hatten Menschen, die über gespannte Seile liefen, ohne herunterzufallen. Er versuchte sich Axilla als Mitglied einer Truppe Schauspieler vorzustellen, die umherzogen und für Essen oder selten auch für klingende Münze die Oberschicht unterhielten. Doch dieser Versuch misslang, sie schien zu gut erzogen worden zu sein und stammte sicher aus gutem Hause.


    Ihre Frage riss ihn aus seinen Gedanken, Axilla war in der Tat ein Phänomen. Er zuckte mit den Schultern und seine Hand strich über den Ast, auf dem er saß. Die Rinde war nicht so rauh wie die des Stammes, doch er hatte selbst hier oben Kontakt mit der Erde, er meinte sogar die Wurzeln des Baumes zu spüren, die ihm eine Art Sicherheit und Ruhe gaben. "Es fühlt sich gut an... Als wären es meine Wurzeln, die tief in der Erde verankert sind, mir Halt und Kraft geben. In Germania glauben viele Menschen, dass in jedem Baum ein kleiner Gott lebt, deswegen behandeln sie die Natur mit Respekt und Achtung. Die Mutter Erde gibt ihren Kindern Kraft. So glauben viele zumindest. Und um ehrlich zu sein, ich mag die Wälder, ich bin in ihnen aufgewachsen, habe gespielt und bin in den Bäumen herumgeklettert.
    Das ist Jahre her...",
    schwelgte er ihn Erinnerungen.


    Wie mochte es wohl seinem Vater gehen? Er hatte schon lange nichts mehr von der Familie gehört, seine Eltern waren nicht mehr die jüngsten und seine Geschwister mochten in alle Winde zerstreut sein. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, er würde sie in seine Gebete einschließen. "Du suchst auch manchmal die Einsamkeit und die Ruhe?" fragte er geradeheraus. Er kannte es von den Männern, die oft berichteten, sie hätten das Getöse einer Schlacht noch in den Ohren, auch wenn diese längst vorbei war. Einige wurden sogar verrückt, andere suchten die Einsamkeit, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Welche Schlachten mochten sie schon gefochten haben, auf den Schlachtfeldern des Lebens?

    Brutus nickte, er hatte schon damit gerechnet, das seine Dokumente vorbereitet waren. Als Silanus ihn nach Aegyptus fragte, blickte er auf.
    "Du meinst....es wäre möglich dass du mich zu einer anderen Legion schickst?" Ein wenig ungläubig hob er die Augenbraue. Er hatte sich bereits damit abgefunden, wieder lange Zeit von Clara getrennt zu sein.


    Er fuhr fort: "Wenn das ginge, würde ich mit Freuden annehmen, zwar bin ich nicht besonders erpicht darauf, nach Aegyptus zu gehen, aber wenn der Kaiser es so wünscht...." Er wusste noch überhaupt nicht, was er sagen sollte, doch er hatte seinen Eid geschworen und würde notfalls auch in der Wüste dienen.

    Brutus´Augen strahlten, als sie anbot, ihn zum Hafen zu begleiten, um dort Abschied zu nehmen. Er spielte mit einer ihrer Haarsträhnen und lächelte.
    "Das wäre schön, dann wäre der Abschied nicht ganz so schmerzlich. Aber vielleicht käme ich dann auf die Idee, dich einfach auf meinen Armen aufs Schiff zu tragen und dich mitzunehmen. Dann könntest du in Aegyptus als Cleopatra herrschen.... Oder zumindest über mich", meinte er schmunzelnd. Er strich ihr sanft über die Schulter und genoss die weiche Haut.
    "Ich werde aber noch einige Tage hier sein, seit der Kaiser in Misenum weilt sind die Wege der Verwaltung ein wenig länger geworden und ich habe vielleicht noch die Gelegenheit, das Examen Tertium abzulegen. Und ich würde gerne wissen, wie du lebst, wer deine Freunde sind und ob ich dich guten Gewissens alleine lassen kann." Er sah ihr tief in die Augen und küsste sie.

    Ein wenig unsicher stand Brutus am Fuße des Baumes und es schien ihm seltsam, sich mit einer Person zu unterhalten, die auf einem Baum saß, noch dazu in der Nacht. Nun, jeder hatte seine Freizeitbeschäftigungen, dachte er mit einem Grinsen und blickte wieder nach oben, wo sich Axilla ganz klein machte, womöglich, um nicht unbedingt gesehen zu werden.
    "Ist dir nicht kalt da oben?" fragte er, die Zweige des Baumes wiegten sich leicht im Wind und es war nicht kalt, aber durchaus frisch, wenn man nur die Wärme gewohnt war. Die Tunika die sie trug schien nicht gerade das zu sein, was man bei einem solchen Wetter tragen sollte. Ein wenig erschreckt und fröstelnd sah sie schon aus, deshalb trat Brutus einen Schritt zurück, um ihr ein wenig mehr Platz einzuräumen, falls sie beschloss, doch keine Lungenentzündung zu riskieren und herunterkletterte.
    "Mir geht es auch gut, ich kann nur nicht schlafen, die Ereignisse der letzten Tage beschäftigen mich.... und außerdem bin ich es gewohnt, auch in der Nacht Dienst zu tun." Seit Tagen hatte Brutus schon das Gefühl, dass ihm das geregelte Lagerleben fehlte, aber vielleicht war es auch die neue Umgebung. Er sah sie an und lächelte ein wenig gequält.
    Dann fasste er einen der Äste und schwang sich hinauf, setzte sich darauf und hoffte, dass er sein Gewicht tragen würde. Er saß noch ein ganzes Stück unter Axilla und blickte auf seine Hände. Baumrinde war noch daran, er hob sie zur Nase und roch das intensive Aroma der Natur. Irgendwie gab ihm die Verbundenheit mit der Natur ein wenig Ruhe. Waren nicht die Götter seiner Vorfahren in den Bäumen und Flüssen des Landes zu hause? "Das letzte Mal auf einen Baum geklettert bin ich, da war ich 12", meinte er trocken. Die Zeit verging so schnell.

    Brutus hatte den langen Soldatenmantel von seiner Schulter gleiten lassen, um bequemer zu sitzen. Hier konnte er seine Seele baumeln lassen, in der Einsamkeit und der Stille. Seine Gedanken schweiften wieder zu Clara und seiner Liebe zu ihr. Er hatte sogar schon erwägt, seinen zukünftigen Kommandanten zu fragen, ob er als Praefectus Castrorum nicht die Ausnahmegenehmigung für eine Heirat bekommen konnte, doch das schien ihm im Moment eine zu vage Hoffnung zu sein. Er kannte nicht viele Männer, die dieses Privileg genießen durften und außerdem würde er sich nur noch mehr Sorgen machen, sollte ein Feldzug anstehen. Ein ruhiges Leben würde ihn erst in 15 Jahren erwarten, vielleicht auch erst in 20 und bis dahin konnte viel geschehen.
    Wieder wanderten seine Gedanken in die Vergangenheit, zur Gens der Duccier, mit der er schon des öfteren Kontakt gehabt hatte. Musste es hier in Rom nicht auch eine Casa geben? Er musste an Duccius Brutus denken, der sein Freund war und doch den Namen der Familie versucht hatte zu verteidigen. Der arme Kerl war von einem fallenden Ziegel getroffen worden, als der Sturm am wildesten über Mogontiacum wütete. Er legte die Stirne in Falten und beschloss, ihm eine Taube zu opfern.
    Plötzlich hörte er über sich seinen Namen und seine Hand zuckte unwillkürlich zum Gürtel, der jedoch leer war. Der Schreck des ersten Augenblicks verflog, als er die Stimme als eine weibliche erkannte. Er erhob sich und blickte in die Richtung, aus der er sie vermutete. Die Lampe in der einen Hand blickte er verwundert am Stamm hinauf. Im Geäst konnte er einen Schemen erkennen, der auf einem Ast saß, bei näherer Betrachtung meinte er eine Frau zu erkennen. War es nicht.... "Axilla? Bist du das?" fragte er ungläubig. Er hatte ja schon einige seltsame Dinge gesehen, aber dass man nachts eine Römerin auf einem Baum finden konnte, das war neu für ihn. Auch wenn ihm die Frage nach dem warum auf der Zunge lag, schluckte er sie herunter. "Kann ich dir irgendwie helfen?" bot er an und blickte weiter nach oben, ein Lächeln auf den Lippen.

    Brutus blätterte die Fragen kurz durch, es schien eine anspruchsvolle Prüfung zu werden, also beschloss er, sich noch einmal in der Bibliothek nach einem Nachschlagewerk umzuschauen. Er verstaute die Unterlagen in seiner Tasche. "Vale Bürger", verabschiedete er sich von dem Schreiber und verließ das Officium

    Brutus nickte. "Gut, ich hätte dann gerne die Fragen und einen Termin, wann ich die Lösungen abgeben muss. Ich bin im Moment Decurio der Ala II Numidia, designierter Praefectus Castrorum der XXII Legion, also entfällt die Gebühr", meinte er lächelnd.

    Brutus neigte sein Haupt ehrfürchtig vor dem Priester, der ihn ansprach. Er wirkte ein wenig streng und herrisch, schien aber sonst kein schlechter Mensch zu sein.
    "Salve Sacerdos," grüßte er den Mann. "Mein Name ist Publius Iunius Brutus, ich würde Mars gerne ein Opfer bringen," begann er. Der Mann musste denken, er habe einen Barbaren vor sich, was ja auch nicht allzu weit hergeholt war. "Ich habe Mars geschworen, ihm ein würdiges Opfer darzubringen, als Dank dafür, dass er stets meine Wege bewacht hat. Und ich möchte ihn bitten, mich auch in Aegyptus nicht im Stich zu lassen. Ich habe bei dem Opfer an ein Schaf gedacht, oder gibt es ein Opfer, das Mars besonders gefällt?" fragte er.

    Brutus überlegte einen Moment, als der Schreiber das Datum nannte. Dann meinte er: "Nun, ich werde die nächsten Tage nach Aegyptus aufbrechen... Aber ich denke, dass sich die Abreise noch einige Tage lang verschieben lässt. Wann kann ich die schriftlichen Fragen beantworten?" fragte er.


    Sim-Off:

    Lassen wir uns überraschen, selbst wenn ich in Aegyptus bin kann ich mich schon für ein paar Tage ummelden.