Interessiert hörte sich Brutus die Belange des Tribuns an. Ihm war aufgefallen, dass die Männer im Stabsdienst alle mehr als beschäftigt waren, was nicht daran lag, dass sich alle besonders hervortun wollten, sondern damit der Dienstablauf reibungslos vonstatten ging. Nun hatte er die Erklärung. Er nickte wissend und nahm Platz. Als Reatinus geendet hatte, rieb sich Brutus das Kinn. Sein Gegenüber sah in der Tat überarbeitet aus, es wurde Zeit, dass er sich wieder seinen eigentlichen Aufgaben widmen konnte.
"Ich habe noch nicht viele Männer aus dem Stab kennen gelernt, aber alle sagen das gleiche wie du, dass wir unterbesetzt sind.... Es ist gut, dass du dich darum gekümmert hast und den Dienst auch weiterhin versehen willst. Ich bin froh, so fähige Leute wie dich an meiner Seite zu wissen, zumal ich mich noch einarbeiten muss." Er lächelte dünn, es sollte eine kleine Aufmunterung sein.
"Ich werde mich an meinen Verwandten, Iunius Silanus wenden, er ist der Procurator ab epistulis. Vielleicht kann er ja bei der Lösung unseres Problems behilflich sein, immerhin geht es hier um die Prima. Ich werde mir die Dienstpläne vornehmen und die Aufgaben gerecht verteilen. Du scheinst ein wenig Erholung zu brauchen?" fragte er.
Beiträge von Publius Iunius Brutus
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Brutus klopfte an die Türe des Officiums und trat ein. In den Händen hielt er einen Brief, der ihm gerade zugestellt worden war.
"Salve Reatinus, bleib ruhig sitzen", meinte er beim Eintreten. Er mochte nicht mehr Formalitäten als notwendig. "Zunächst noch herzlichen Glückwunsch, ich habe eben erfahren, dass du nach Germania beordert wurdest, um den Posten des Praefectus Alae anzutreten. Die Kanzlei hat geschrieben, sie sind besorgt, dass du deine Reise noch nicht angetreten hast und fragen mich nach Gründen.
Was soll ich ihnen schreiben? Angesichts der Tatsache, dass der Legatus Legionis abgängig ist können sie froh sein, dass du bisher den Betrieb aufrecht erhalten hast", entgegnete er mit einem Lächeln. -
Unfassbar aber wahr, melde mich nach einem Rückfall wieder zurück. Hoffentlich wird das ganze Jahr nicht so. Ab heute wieder am posten.
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Der Scriba führte Brutus in sein neues Officium, das schon eingerichtet war, mit einem Stuhl, einem Tisch und unzähligen Regalen für die Schriftstücke, die zweifellos zuhauf anfallen würden. Zufrieden nickte Brutus und trat an das Fenster, wo er nach draußen blicken konnte. Er drehte sich um und sagte: "Lass das Gepäck abladen und die Schreibsachen hier unterbringen, meine persönlichen Dinge kommen in mein Domus." Der Scriba nickte und eilte davon, um die entsprechenden Dinge zu erledigen.
Brutus nahm an seinem neuen Schreibtisch platz. Hier würde er die nächste Zeit arbeiten...
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Bei der Erwähnung der Duccier verkrampfte sich Brutus ein wenig. Die alten Erinnerungen kamen wieder hoch und er war froh, der ganzen Günstlingswirtschaft den Rücken gekehrt zu haben. "Ja, die Duccier setzen ihm ganz schön zu, wie ich gehört habe...," murmelte er nur. Dann lenkte er seine Gedanken auf andere Wege.
"Dann werde ich also den Scriba in Anspruch nehmen und mir die Räumlichkeiten zeigen lassen", meinte er und verabschiedete sich mit einem "Vale" -
Brutus hatte den Ausführungen von Serapio und Ursus aufmerksam gelauscht, die Fülle von Material war beeindruckend, die Argumente durchaus stichhaltig. Er notierte einige Dinge auf einer Tabula, dann kaute er nachdenklich am Ende seines Stilus. Dann versuchte er, sich die Argumente für seinen Part zu verdeutlichen.
Er räusperte sich noch einmal und nahm einen Schluck Wasser. Er blickte seine beiden anderen Prüflinge an. "Ich kann mich meinem Vorredner Ursus nur anschließen, was die Ausbildung des Thronfolgers angeht. Zu deiner Ausführung, Serapio, dass der junge Caligula wegen seiner Beliebtheit bei der Armee großenwahnsinnig wurde, muss ich sagen, dass dieser Umstand mit nichten Auslöser für seine Gewaltherrschaft war. Welcher Knabe würde nicht krank im Geiste werden, wenn sein Leben schon von Kindesbeinen an in Gefahr ist? Wäre er, wie du empfiehlst, in Rom geblieben und hätte seine Ausbildung genossen, wie leicht wäre er da dem Seianus zum Opfer gefallen? Das zeigt ganz deutlich: Es ist besser für einen Thronfolger, nicht zusehr in die Intrigen bei Hofe involviert zu sein, er könnte seinen Amtantritt nicht mehr erleben. Zudem hat Caligula zwar seine Kindheit bei den Truppen verbracht, jedoch nicht viel an militärischer Ausbildung erfahren. Einerlei, es konnte ihn nicht vor den Schwertern der Prätorianer schützen. Zu diesem Punkt werde ich gleich noch einmal zu sprechen kommen.
Zunächst einmal möchte ich betonen, dass es der Virtus ist, die Tugend und die Tapferkeit, nach der ein jeder Römer streben sollte. Meine Herren, welche Eigenschaft ist höher zu preisen als die Tapferkeit? Die Frömmigkeit den Göttern gegenüber? Vielleicht, doch die Götter helfen den Mutigen und geben ihnen Weisheit. Ist es vielleicht die Gerechtigkeit? Nun, gerecht sein kann ein Mann nur, wenn er stark und tapfer ist und sich nicht vor den Konsequenzen seiner Handlungen zu fürchten braucht. Oder ist es am Ende gar die Temperantia, die Mäßigung, die die höchste aller Tugenden ist? Nur wer tapfer ist, kann sich sich die Mäßigung erlauben, sollte sie sich sogar erlauben, zum Wohle des Volkes.
Woher aber soll der Thronfolger seinen Virtus nehmen, Serapio, wenn nicht erworben durch den Kampf und das Führen der Männer? Was ist ehrenwerter, als gute römische Bürger in den Kampf zu führen? So wurde unser Reich groß, nicht durch Mäßigung und Weisheit, sondern durch den starken Arm unserer Bürger, die ihr Leben gewagt haben für einen Traum, den Traum von Rom. Warum sollten die Männer einem Mann folgen, der keine militärische Erfahrung vorzuweisen hat? Wieso regierte der Kaiser Otho nur drei Monate? Ich will es euch sagen: Er hatte keine Erfahrung im Führen einer Armee. Seine Offiziere nützen ihm garnichts, er war zum Untergang verdammt, weil er den Männern Versprechungen gemacht hatte und sie nicht einhielt. Der Kaiser muss seine Männer verstehen, ihre Bedürfnisse kennen und ihnen seine Anerkennung zeigen, sei es durch Donativa oder Auszeichnungen, denn jeder von ihnen ist im Zweifelsfalle bereit, sein Leben für Rom und den Kaiser zu opfern. Welcher Kaiser oder designierte Nachfolger würde also auf seine militärische Ausbildung verzichten? Die Geschichte zeigt uns, dass Vitellius der bessere Feldherr war und deshalb triumphieren konnte."Er machte eine kurze Pause, um einen Schluck Wasser zu trinken. Seine Ausführungen hatten ihn erhitzt, seine Wangen waren leicht gerötet. Dann holte er noch einmal Luft und griff den Faden erneut auf: "Was den Einfluss der Senatoren und Ritter angeht, so sehe ich diese Tatsache ein wenig anders als du, Serapio. Zwar haben die Patres Conscripti durchaus ihre Aufgaben, nämlich den Kaiser zu unterstützen, doch wer ernennt die Senatoren? Seht euch die Gentes der senatorischen Familien an, die meisten erhielten diese Ehre vom Kaiser. Damit gehört es auch zu den Aufgaben eines inthronisierten Kaisers, sich die Loyalität der Senatoren zu sichern, indem er fähige Männer einsetzt, die für statt gegen ihn arbeiten. Gleiches gilt für die Ritter. Besonders die ritterlichen Ämter sollte der Kaiser dabei im Auge behalten, was uns zum höchsten derselben führt: Die Besetzung der Ämter der Praefecti Praetorii, der beiden Prätorianerpräfekten.
Seien wir ehrlich, die Schwarzen sind zu einer Macht erwachsen, die vielleicht mehr Einfluss auf einen Kaiser haben können als manche Senatoren. Sie sind rund um die Uhr in der Nähe des Kaisers!!!!! Die Geschichte zeigte, dass mehr als ein Kaiser ihren Verschwörungen zum Opfer fiel. Damit möchte ich auf den aufgeschobenen Punkt kommen, den ich vorhin erwähnte: Die Sicherung der Macht. Nur ein Kaiser, der seine Soldaten kennt, kann aus ihren Reihen die fähigsten zum Dienst in seiner Leibwache rufen, diese Männer müssen ihm treu ergeben sein. Umso mehr müssen ihre Anführer ausgesuchte Männer sein, loyal dem Kaiser gegenüber. Ihr seht, es ist wie Ursus gesagt hat, ein militärisch unerfahrener Kaiser hat größere Schwierigkeiten, sich zu behaupten als ein erfahrener."Damit lehnte er sich zurück und blickte noch einmal auf seine Aufzeichnungen. Er hatte wohl nichts vergessen, dafür war sein Mund schon wieder trocken.
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Anerkennend nickte Brutus, der Werdegang des jungen Ritters war in der Tat bewundernswert.
"Dann freut es dich sicher zu hören, dass dein Ausbilder Crispus noch in Germania aktiv ist, er bekleidete bei meiner Abreise das Amt des Magistratus in Mogontiacum..." Er lächelte, er hatte den Petronier öfters bei seinen Besuchen gesehen und musste zugeben, dass er ein fähiger Mann war, wenn auch schon in die Jahre gekommen. Brutus erhob sich. "Ich bin ein wenig müde, könnte mir wohl jemand meine Unterkunft zeigen? Und ein Bad könnte auch nicht schaden," meinte er gut gelaunt. Immerhin gab es hier ein bekanntes Gesicht. -
Hallo alle miteinander, melde mich wieder zurück, bin die letzten 1,5 Wochen krank auf der Nase gelegen, bitte alle, die auf ein Posting gewartet haben um Entschuldigung. Werde mich heute einlesen und anworten.
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Brutus löste sein Halstuch ein wenig, hier drinnen war es wärmer als draußen, aber dennoch schon fast gemütlich. Die neue Rüstung war noch ungewohnt und drückte an der linken Schulter ein wenig, er würde das nachbessern lassen müssen.
Bei den Erinnerungen an den Kampf in den Wäldern von Borbetomagus wurde er ernst. "Die Götter haben ihre Hand über dich gehalten, sonst hätte ich dich nicht gefunden.... Viele gute Männer sind damals gefallen oder konnten nie wieder auf ein Pferd steigen. Aber das ist der Preis." Er kniff den Mund ein wenig zusammen, als ihn die Erinnerungen an Harluf einholten, seinen Freund, der während der Kämpfe von einem Pfeil tödlich getroffen worden war. "Seither ist viel passiert, ich wurde zum Decurio befördert und habe auch eine Zeitlang als stellvertretender Kommandeur der Ala fungiert, während unser Praefectus verhindert war. Ich denke ich wurde zum Praefectus Castrorum ernannt, weil ich meine frühere Einheit mehr oder weniger versorgt und geführt habe, daher hoffe ich, dass nicht allzuviel Neues auf mich zukommt."Er räusperte sich "Das Wesentliche ist mir bekannt, ich hoffe ich beschaffe nicht zu viel Futter für Pferde, sonst werden die Männer sauer," scherzte er. "Aber im Ernst, ich würde den Männern gerne bei ihren Kampfübungen zusehen und vielleicht auch selber mal ein Gladius führen. Außerdem bin ich neugierig, wie sich ein Tagesmarsch anfühlt... Um die Männer besser zu verstehen", fügte er hinzu.
Dann schaute er Reatinus genauer an, der älter geworden war, was ihm aber gut stand, wie er bemerkte. "Dein Weg hat dich zum Ordo Equester geführt?", fragte er interessiert. Es kam nicht oft vor, dass sich Soldaten nach so langer Zeit wieder sahen, noch dazu im gleichen Stab einer Legion.
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Langsam löste sich Brutus´Verwirrung auf, die Erklärung war denkbar einfach: Der Legatus Legionis war krank. Natürlich, und nun musste Reatinus arbeiten, bis ihm die Augen zufielen. Anerkennend nickte er.
"Nun, meinen Teil der Arbeit kann ich ja dann aufnehmen, das dürfte dich entlasten. Ich werde umgehend ein Schreiben an die kaiserliche Kanzlei aufsetzen, mit der Bitte um meine Ernennung und um Ersatz für den jetzigen Legatus Legionis..." Er kramte eine kleine Tabula aus seiner Tasche und machte sich eine Notiz. Dann ließ er sie zusammen mit dem Schreiben wieder verschwinden und lehnte sich ein wenig zurück.
"Bis dahin würde ich gerne die Truppe kennen lernen... Wie du vielleicht weißt habe ich bis jetzt nur Hilfstruppen kommandiert... Du warst doch vor einigen Jahren Optio bei der II., oben in Germania? Erinnerst du dich noch an die Wolfsjagd und die Schlacht bei Borbetomagus?" fragte er schließlich, es wollte ihm keine Ruhe lassen. -
Auch von mir alles alles Liebe und Gute zu deinem Geburtstag.
Auf viele weitere Jahre Gesundheit und IR. -
Brutus nahm Platz und legte seinen Helm neben sich auf den Boden. Die Verwunderung war Reatinus anzusehen, überhaupt machte das ganze Lager auf Brutus einen verwirrten Eindruck. Besonders die Aussage der Torwache hatte ihn stutzig werden lassen.
Er kam auch gleich zur Sache um die Fragen beantwortet zu bekommen, die er suchte. Zunächst einmal schob er einen Brief über den Tisch, damit Reatinus ihn lesen konnte.Legatus Legionis
der Legio I
Mantua, ItaliaL. IUNIUS SILANUS PROCURATOR AB EPISTULIS
LEGATUS LEGIONIS LEGIO I TRAIANA PIA FIDELISHiermit übersende ich dir Grüße aus Rom und möchte dich darüber in Kenntnis setzen, dass der Decurio Publius Iunius Brutus ab sofort als Praefectus Castrorum der Legio I Traiana pia fidelis eingesetzt werden soll. Er hat sich durch seine bisherigen Dienste bei der ALA II Numidia in Germanien ausgezeichnet und ist mehr als geeignet für seinen neuen Posten. Ich bitte dir die dementsprechende Ernennung und Einsetzung durchzuführen.
Lucius Iunius Silanus
~~Procurator ab epistulis~~[Blockierte Grafik: http://pages.imperiumromanum.net/wiki/images/5/5d/Siegel_Administratio_Impera.gif]
Während sein Gegenüber las, betrachtete Brutus ihn genauer. Das war der Optio aus Borbetomagus, da war er sich sicher. Wenn die Zeit reif war, würde er ihn danach fragen, zuerst gab es aber noch einige Dinge zu klären. Er ließ ihm Zeit, das Dokument auf Echtheit zu prüfen und begann dann zu sprechen.
"Die Torwache sagte mir, dass der Praefectus Legionis nicht zu sprechen sei?" fragte er frei heraus. Vielleicht hatte der Mann ja Urlaub... -
Bitte meine Ernennung ausführen, da mein Praefectus Legionis noch nicht bei seiner Einheit weilt.
Außerdem ist der neue Wohnort das Lager der Legio I in Mantua.
Danke schon im Voraus. -
Lächelnd ließ Brutus sich küssen, nahm dann auch ein paar Trauben und fütterte Clara damit. Er neckte sie ein wenig, zog sie weg, wenn sie versuchte, sie mit dem Mund zu schnappen. Sie kicherten wie kleine Kinder und freuten sich. Schließlich beendete er das Spiel mit einem langen innigen Kuss.
Er strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. "Du hast recht, ich sollte positiver in die Zukunft sehen. Vielleicht sollten Soldaten nicht zu viel nachdenken, ich glaube es ist diese Stadt, die mich ein wenig beunruhigt. Sie ist so ganz anders als ich sie mir vorgestellt hatte," sagte er nachdenklich.
Dann schmunzelte er, als sie aufstand um sich anzuziehen. "Du könntest mich auch so begleiten, ohne Kleider... Doch ich fürchte ich habe keine Waffe dabei, um dir die Kerle vom Hals zu halten," meinte er grinsend, während er sich ebenfalls erhob und seine Tunika suchte. Er fand sie schließlich ein wenig zerknautscht unter einem Kissen neben dem Bett, wussten die Götter, wie sie dort hingekommen hatte. Jetzt fehlte nur noch sein Cingulum, dachte er und begann mit der Suche. -
Brutus musste lächeln, als sie "römische Barbaren" sagte, er selber wäre für die Ägypter wohl ein "Barbar der römischen Barbaren", da er ja germanischer Abstammung war. Belustigt rieb er sich übers Kinn und wurde dann wieder ernst. Was sie über den Terentier sagte, stimmte ihn nachdenklich. Er hatte schon davon gehört, dass einige Statthalter taten was sie wollten, weil der Kaiser angeblich krank war. Dass aber einer der Legaten auf die Idee kommen konnte, offen gegen eine so wichtige Stadt wie Alexandria vorzugehen und ihre Autonomie verletzte, war in der Tat grenzwertig. Nun würde er sich auf einiges gefasst machen müssen, wenn die Sicherheitslage angespannt war.
Widerwillig riss er sich aus seinen Gedanken. "Nun, ein wenig stur bin ich wohl, aber nicht mehr als ein Maulesel," scherzte er. Dann schwand sein Lächeln und er beugte sich ein wenig näher und senkte die Stimme. "Ich weiß nicht in wieweit du über die Lage hier in Rom informiert bist. Zwar bin ich auch erst einige Tage hier, aber es gehen Gerüchte um, die sagen, dass der Praefectus Urbi die Macht hier in Rom an sich reißen will und der neue Kaiser werden. Weißt du etwas darüber? Und wie steht Silanus zu der ganzen Sache? Ich mache mir ehrlich gesagt Sorgen um ihn, er sitzt auf einem verantwortungsvollen Posten und könnte leicht zur Zielscheibe für politische Intrigen werden... Oder mache ich mir vielleicht unnötig Sorgen?"Kopfschüttelnd blickte er zu Boden, seine neue Familie lag ihm sehr am Herzen und er hoffte, dass alle Mitglieder bei guter Gesundheit bleiben würden. Dennoch war er sich dessen nicht sicher. Diese Stadt schien groß und prächtig, doch er konnte auch spüren, dass hier Mächte regierten, die nicht auf den ersten Blick zu erkennen waren. Intrigen und Verrat, verdeckt durch einen Mantel der Rechtschaffenheit. Er seufzte. Diese Tatsache machte ihn traurig, hatte er sich Rom doch anders vorgestellt, als eine Stadt der Edlen, der Denker, Dichter und Philosophen, das Gute auf der Welt. Die Realität sah anders aus, das hatte er erkennen müssen.
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Brutus war gleich von einem der Miletes an das Officium des ritterlichen Tribuns Reatinus verwiesen worden. Er fragte sich, ob dieser vielleicht zum Geschlecht der Artorier gehörte und erinnerte sich an einen Zwischenfall mit einigen Wölfen und der Schlacht um Borbetomagus, wo er den Mann verwundet aufgefunden hatte.
Kurz klopfte er und trat ein, den Helm unter dem Arm.
"Salve, ich bin Publius Iunius Brutus, der neue Praefectus Castrorum", sagte er, als er den Mann hinter seinem Schreibtisch erblickte. War er es wirklich? Es war schon viel Zeit vergangen seither. -
Brutus lächelte dem Mann zu, er schien nervös zu sein, vielleicht wegen seiner Rüstung, die er vor Erreichen der Stadt angelegt hatte. Ein wenig Respekt bei der Truppe konnte nicht schaden, doch er wollte sich zunächst einmal einleben und nicht gleich am ersten Tag die Männer in die Latrinen schicken.
"Danke, ich werde den Tribunus schon finden", meinte er nur, nahm die beiden Pferde bei den Zügeln und ging ihnen voran zur Principia, wo er hoffentlich Antworten auf seine Fragen finden würde. Er musste herausfinden, warum es schlecht um den Legaten stand.... Was immer das bedeuten sollte. -
Brutus hatte die Strecke von Rom nach Mantua in 8 Tagen zurückgelegt, er hatte sich die Zeit genommen, seine beiden Pferde zu schonen. Als er schließlich am Mittag die Stadt Mantua erreichte, war er müde und froh, endlich an seinem neuen Bestimmungsort angekommen zu sein.
Er hielt sein Pferd am Tor an und stieg aus dem Sattel. Sich den Staub von der Kleidung wischend grüßte er die Wachen.
"Salvete, ich bin Publius Iunius Brutus, der neue Praefectus Castrorum", meldete er sich. -
Brutus nahm das Schreiben entgegen und überflog es kurz. Ein Strahlen ging über sein Gesicht.
"Ich möchte mich noch einmal bei dir bedanken. Wir sehen uns denke ich noch in der Casa, bevor ich abreise. Halte mich bitte auf dem Laufenden, was die Verhältnisse hier angeht, ich werde dasselbe tun.
Dann geh ich jetzt, wir sehen uns. Vale Silanus".Er nickte ihm zu und ging aus der Türe, wo schon der nächste auf Einlass wartete. -
Brutus sah nach links und rechts zu seinen Mitkandidaten. Als keiner von beiden Anstalten machte, sich als erstes zu äußern, räusperte er sich und hob die Stimme.
"Nun, von Seiten des Militärs ist ein Kaiser gerne gesehen, der nach Möglichkeit schon militärische Erfahrungen mitbringt. Ihr wisst wahrscheinlich recht gut, wie der einfache Soldat zu seinen Vorgesetzten steht, die gemeinsam mit ihm in Schweiß und Staub marschiert sind und gekämpft haben. Die Männer fühlen sich verstanden und sind solchen Männern gehorsam bis in den Tod. Was in diesem Maße für einen Offizier gilt, sollte idealerweise auch für den Kaiser gelten. Ich persönlich würde sogar beides befürworten: Erfahrung sammeln vor Antritt des Amtes und auch selbstgeleitete Feldzüge mit den Männern...." Er nahm einen Schluck Wasser aus einem Becher, dann fuhr er fort:
"Im Bezug auf den Sohn unseres Kaisers wäre es gut, wenn er so viel Zeit wie möglich mit den Truppen verbringt, sie sind es schließlich, die ihm später die Macht sichern. Und nichts ist schlimmer als rebellierende Legionen, wie uns die Vergangenheit lehrte. Außerdem wäre er dann weniger den Ränken der Höflinge und der Praetorianer ausgeliefert und noch von keiner Seite korumpiert. In dieser Zeit sollte er sich mit anderen Feldherren und Legaten anfreunden, um nach seinem Amtsantritt einen fähigen Stab von Offizieren zu haben, die in seinem Namen an den Brennpunkten eingesetzt werden können und als Praefecti Praetorii. So hätte er höchst mögliche Kontrolle über das Militär und die Männer würden ihm trotzdem vertrauen."Damit war die Runde eröffnet und gespannt nahm er noch einen Schluck Wasser, in Erwartung der Eröffnungen seiner beiden Kameraden.