Beiträge von Publius Iunius Brutus

    Der letzte Schluck Wein wollte fast nicht an dem Kloß in Brutus´Hals vorbeirutschen, als er Claras Stimme hörte und sich ihr zuwandte. Sein Herz schlug schneller und ein Lächeln kehrte in sein Gesicht zurück. Da stand sie also wirklich vor ihm und war noch schöner als vor zwei Jahren. Sie sah gesünder aus, hatte mehr Farbe im Gesicht und ihre wunderschönen Augen leuchteten.


    Freunde rann durch seine Adern, aber auch vermischt mit ein wenig Furcht, wie sie nun reagieren würde. Sie hatte in ihrem Brief nicht viel verraten, er wusste immer noch nicht, ob sie vielleicht wieder verheiratet war oder schon Kinder hatte. Zögernd nahm er ihre Hand in die seine, hielt sie zärtlich fest, als sie ihm mit der anderen eine Locke aus der Stirn strick, wie sie es schon früher getan hatte.
    Er zog sie sanft zu sich, nahm sie in den Arm und barg seinen Kopf einen Moment an ihrem Hals. Sie roch noch immer so aufregend....
    "Meine Clara... Meine Göttin...wie habe ich dich vermisst," stammelte er und wollte zerspringen vor Freude. Er hob den Kopf wieder.
    "Wie geht es dir?" hauchte er und streifte ihre Lippen mit den seinen.

    Brutus reichte der jungen Frau, die ihm als Serrana vorgestellt worden war die Hände und schüttelte sie. "Die Freude ist ganz meinerseits, Serrana. Silanus hat mir schon viel von dir und den anderen Familienmitgliedern erzählt, die hier wohnen. Und ich kenne noch nicht alle," meinte er lachend und ließ ihre Hände wieder los.
    Er hatte das Gefühl, in dieser hektischen Stadt eine Anlaufstelle zu haben, voll mit guten Menschen.
    "Bitte mach dir nicht allzu viel Mühe wegen meiner Unterkunft, ich bleibe nur einige Tage, bis ich meine Angelegenheiten geregelt habe, dann reise ich nach Aegyptus," entgegnete er mit einem bedauernden Lächeln. Ihm würde wohler sein, wenn er erst einmal etwas gegessen und sich den Reisestaub abgewaschen hatte.

    Brutus nickte dem Sklaven nur zu, zum Zeichen dass er warten würde. Ein wenig verloren schaute er sich im Atrium um und blickte durch die offene Decke in einen herrlich blauen Himmel. Das Klima war mild hier in Italia, nicht zu vergleichen mit der Kälte und dem Schnee, der nun in Germanien schon bald fallen würde. Die Iden des Novembers kamen näher und doch hatte er noch keinen Regen gesehen, seit er Rom betreten hatte.
    Brutus nahm den Wein entgegen, den ihm ein Sklave anbot und kostete. Er war würzig und genau richtig mit Wasser vermischt. Während er sich am Becher festhielt überlegte er, wie das Wiedersehen wohl sein würde, schließlich waren fast zwei Jahre vergangen, seit er Clara das letzte Mal gesehen hatte.

    Brutus betrachtete die Einrichtung des Atrium, die sehr geschmackvoll war. Besonders die Ahnengalerie mit den Totenmasken der Gens Iunia hatten es ihm angetan und er betrachtete sie näher, während er und Silanus auf die Herrin Serrana warteten.
    Der Türskalve hatte sie hereingelassen und war davongeeilt, um die Herrin von der Ankunft zu informieren. Schließlich kamen Schritte näher und Brutus riss sich von den Masken los. Die Frau die ihnen entgegenkam war mit dem Gewand der Pristerinnen bekleidet, die Haare hatte sie offen. Scheinbar kam sie wirklich gerade vom Tempeldienst. Freundlich lächelte ihr Brutus zu, während er wartete, wen sie zuerst begrüßen würde.

    Brutus dachte erst, er würde seinen ehemaligen Sklaven Chimerion erblicken, als er den Mann mit der wilden Frisur sah, der ihm öffnete. Aber es bestand nur eine geringe Ähnlichkeit, wie er auf den zweiten Blick feststellen musste.
    Er räusperte sich. "Ich suche die Herrin Duccia Clara, die hier wohnt. Richte ihr aus, dass Publius Iunius Brutus auf sie wartet", begann er mit befehlsgewohnter Stimme.

    Ein wenig gehetzt erreichte Brutus endlich die Casa Sergia, so wie sie ein Bürger ihm beschrieben hatte. Die grobe Wegbeschreibung hatte ihm eine einstündige Suche jedoch nicht ersparen können und so war er froh, in dem Gewirr von Straßen und Gassen, Plätzen und Geschäften endlich das entsprechende Anwesen zu finden.


    Er wartete einen Augenblick, strich sich seine Tunika zurecht und hoffte dass seine Haare nicht allzu wild aussahen. Dann klopfte er und wartete, bis ihm geöffnet wurde.

    Brutus überlegte einen Augenblick. Zwar wollte er den Palast schon gerne sehen, konnte sich aber auch denken, dass Silanus an seinem ersten Tag mehr als genug zu tun haben würde.


    "Wenn es dir recht ist werde ich morgen vorbeikommen, dann kannst du dich heute einarbeiten. Außerdem möchte ich unbedingt den Palast sehen, wer weiß, wann ich das nächste Mal wieder hier bin." Er lächelte. Die Stadt versprach einiges an Zerstreuung und Sehenswürdigkeiten zu bieten. Gespannt wartete er, dass ihnen geöffnet wurde und er die neue Verwandschaft kennen lernen konnte.

    Brutus hatte den Schock noch immer nicht ganz verwunden. Nie hatte er gedacht, dass Rom eine so große Stadt war, laut und teilweise auch schmutzig. Auf dem Weg zur Casa Iunia hatte er Menschen aus aller Herren Länder gesehen und ihre merkwürdigen Sprachen gehört.


    Ein wenig müde von der Reise nickte er. "Dieses Haus ist beeindruckend... Und die Stadt ebenfalls. Ich werde mich später ein wenig umsehen. Wo muss ich eigentlich hin bezüglich meines Marschbefehls?"

    Wehmütig saß Brutus auf Stratos, der Abschied würde nicht leichtfallen, so hatte er gedacht. Aber er war sogar noch schwerer. Doch trotz alledem war er auch gespannt auf die neue Aufgabe und gespannt auf die Stadt Rom.
    Er hatte die Turma I seinem Duplicarius hinterlassen und alles andere geregelt. Zusammen mit ihrem kleinen Tross machten sie sich auf den Weg, grüßten noch ein letzes Mal die Wachen am Tor, die ihren Praefectus verabschiedeten und Brutus zuwinkten. Als sie die auf die Brücke zuritten, drehte er sich noch einmal im Sattel um und blickte zurück auf das Lager, das ihm so lange Heimat gewesen war.
    "So, nun führen uns die Wege nach Rom," meinte er zu Silanus und machte es sich im Sattel so bequem wie möglich. Es würde eine lange Reise werden.

    Während des Kampfes versuchte Brutus sich ein Bild zu machen, wie die Männer sich im Sattel hielten. Er hatte hierzu noch einige Equites am Rande des Platzes aufgestellt, die nachher berichten würden. Nun sah er sich zunächst mit einem "Feind" konfrontiert, der ihm den Weg versperrte. Mit einigen Schlägen versuchte er die Deckung zu überwinden, wurde jedoch von einem anderen Reiter abgedrängt und erhielt einen Treffer in die Seite.
    Missmutig führte er Stratos ein wenig zu Seite und sah sich das Geschehen an. Er war froh über diese Übungsstunde, da diese Art des Kampfes schon Schlachten entschieden hatte. Die Männer würden feindliche Kavallerie abfangen müssen und selber Angriffe durchführen. Besonders bei den Neuen war die Kampfsituation noch ungewohnt, viele kamen sich selber in den Weg. Gespannt beobachtete er die Männer.

    Der Morgen hatte mit großer Geschäftigkeit begonnen, der Tag der Abreise rückte langsam näher und Brutus hatte sich daran gemacht, die Regale mit Schriftrollen, die Berge von Schreibtafeln und die Halden von Papyri zu sortieren, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und seine bescheidenen Habseligkeiten in die Reisekisten zu packen, die er hatte heranschaffen lassen.
    Zwischen Inventurlisten und Patrouillenberichten, die vor sich hinstaubten und gilbten saß er auf seinem Scherenstuhl und dachte an das warme Italien. Wie dort wohl sein würde? Die große Stadt Rom und ihre Bewohner. Seufzend zog er noch einmal Claras Brief hervor und las ihn durch. Bei seiner Ankunft würde er hoffentlich genug Zeit haben, um sich von Romanus das Haus zeigen zu lassen, wo sie wohnte. Bei dem Gedanken an ein Wiedersehen machte sein Herz einen Satz. Wie lange war es nun schon her? Zwei Jahre? Beinahe eine Ewigkeit und nachts hatte er sich manchmal Sorgen gemacht, ob sie überhaupt gut angekommen war und über die Gründe ihrer Abreise.


    Kopfschüttelnd legte er die Schriftstücke seiner Bürgerrechtsverleihung in die Kiste, zusammen mit seiner Toga und einigen Schreibsachen. Dort wo er hin wollte, von dort kam der Papyrus schließlich, also würde er keinen mitnehmen. Gedankenverloren schweifte sein Blick über die nun leeren Regale. Er würde die Räumlichkeiten vermissen, die Männer und das Lager... Seine Familie... Nur zögernd kam er wieder in die Wirklichkeit zurück, nahm sich einen Hammer und Nägel und machte sich daran, die Kiste zuzunageln. Er hatte einen leichten Wagen besorgt, die Pferde würden sie an den Mansiones wechseln können, nur seinen Hengst Stratos würde er mitnehmen, nachdem er ihn gekauft hatte. Billig war er nicht gewesen, da er noch jung war, aber Brutus wusste, dass er sein Geld wert war. Dann machte er sich daran die zweite Kiste zu füllen.

    Brutus ritt mit den Männern auf gleicher Höhe und prüfte immer wieder die Abstände und ob die Männer ihre Positionen auch wirklich einhielten. Was er sah konnte sich sehen lassen, auf sein Zeichen hin flogen die Wurfspeere der Reiter und suchten sich ihren Weg in die gegnerische Reiterei. Einige Speere gingen fehl, andere prallten auf Schilde, der eine oder andere traf Ross und Reiter. Fünf Männer verließen daraufhin ihre Formation und ritten etwas abseits.
    Als die Turma I einen Schwenk nach links und kehrt machte, setzten sich die Gegner in Bewegung, um die zurückweichenden Reiter zu stellen, wie mit Brutus abgesprochen.
    Dieser zog seine Spatha und winkte dem Feldzeichenträger zu. Das Vexillum drehte sich nach hinten und Brutus Arm beschrieb einen Kreis. Die ganze Formation wendete und ritt der Reiterei entgegen. Als die Männer zusammenprallten begann der Kampf Mann gegen Mann.

    Brutus blickte die Männer an, die skeptisch die Wurfspeere beäugten. Er zog einen von seinen eigenen heraus und deutete auf die beiden Enden, die jeweils in deiner Kugel aus Leder steckten. "Keine Angst, die Speere haben keine Spitzen und die Enden sind in Leder verpackt. Ich will ja nicht, dass ihr euch weh tut," meinte er grinsend.
    Auf der anderen Seite des Platzes machte sich die Schar der Gegner bereit für den Kampf. Brutus tätschelte den Hals seines Hengstes, der die Spannung in der Luft spürte. Dann löste er die Parma aus der Halterung und legte sich den Trageriemen über. Er fasste Schild und Zügel mit der linken und zog mit der Rechten einen Wurfspeer aus dem Köcher.
    "Wir greifen an, werfen eine Salve Speere, machen kehrt und greifen als geschlossene Linie an. Marsch!!!" Langsam trabten die Pferde an.

    Auch Brutus hatte seinen Hengst Stratos geholt und seine Rüstung angelegt. Nun befestigte er die Parma am Sattel, schwang sich auf den Pferderücken und nahm die Zügel locker in die Linke. Die anderen Equites taten es ihm gleich.
    Brutus deutete an das andere Ende des Platzes, wo sich bereits zwei andere Turmen aufstellten, um ebenfalls zu üben. "Dort ist unser heutiger Feind, die Männer werden gegen euch im Reiterkampf antreten. Holt euch von dem Karren dort drüben die Übungswaffen und die Lederpolster für Arme, ich will keine Brüche. Jeder nimmt sich noch sechs Wurfspeere. Wenn ihr alles habt in Linie antreten."


    Brutus ritt zu dem Karren und ließ sich von einem Eques ebenfalls sechs geben. Er steckte sie in den Köcher und nahm sich noch eine Übungsspatha, während er wartete, bis alle soweit waren.

    Brutus schüttelte den Kopf. "Nein, sonst keine Vorkommnisse. Wenn der Besuch des Legatus vorbei ist, werden wir aufbrechen können. Ich werde alles nötige veranlassen, damit du dich ganz auf unseren Gast konzentrieren kannst."
    Er blickte ein wenig wehmütig drein, die letzten Tage wollte er noch sinnvoll nutzen. "Möchtest du vielleicht jetzt eine Erfrischung oder musst du wieder weiter?" fragte er ihn dann und deutete auf den Becher.

    An diesem Morgen war der Priester aus dem nahem Confluentes wieder im Lager, um den Männern, die dies wollten, bei ihren Opfern für Mars beizustehen. Egal ob Tauben, Hühner oder größere Tiere, die blutigen Opfer waren etwas ganz besonderes.
    Auch Brutus hatte sich an diesem Tag entschlossen, Mars und den Göttern endlich wieder einmal ein größeres Opfer zu darzubringen. Aus diesem Grund hatte er ein Schaf in Confluentes gekauft und dieses am Morgen, noch vor Sonnenaufgang geholt. Nun führte er es an einem Strick zu dem kleinen Tempel, den die Soldaten vor drei Jahren in eigener Arbeit errichtet hatten. Er betrat das Innere, wo der Priester schon das Feuerbecken entzündet hatte und auf ihn wartete. Brutus hatte sich seine beste Toga angelegt, das wertvollste Kleidungsstück, das er sich je gekauft hatte. Seinen Kopf hatte er mit einem Stück der Toga bedeckt und der Priester reinigte das Schaf rituell.
    Dann trat Brutus vor das Götterbild.
    "Ianus, Iupiter, Vater Mars, Quirinus,Bellona, ihr Manen und Laren, ich grüße euch. Ich bin es, Publius Iunius Brutus, Decurio der ALA II Numidia. Heute trete ich vor euch, um Dank zu sagen. Ihr Götter und vor allem du, Vater Mars, ich danke euch, dass ihr immer schützend die Hand über mich gehalten habt, in Zeiten des Krieges und auch in Zeiten der Krankheit. Du Vater Mars, gabst mir die Stärke über meine Feinde zu obsiegen und mit Ehre zu kämpfen. Auf dem Schlachtfeld schwor ich, euch zur gegebenen Zeit ein würdiges Opfer zu bringen. Dieses Versprechen will ich heute einlösen. Nehmt meine Gaben an und erachtet das Versprochene als eingelöst."


    Dann trat er zurück und wusch sich die Hände in einem Becken mit Wasser, trocknete sie und nahm einen großen Kelch mit Wein. Dann trat er wieder vor und sprengte Wein in das Feuerbecken, das sogleich zischte und dampfte. Der Geruch von Wein stieg in die Luft. Dann nahm der Sacerdos sein Messer von dem kleinen Beistelltisch und hieß Brutus das Schaf festhalten. Mit einem schnellen Schnitt durchtrennte er die Kehle des Tieres und fing gekonnt ein wenig des Blutes auf. Dann tauchte er die Finger hinein und streich Brutus damit über beide Wangen und die Stirn. Geschickt schnitt er dem Schaf ein Stück der Lende heraus und gab sie Brutus. Dieser nahm sie mit einer Hand und trat vor das Becken. Er legte die besten Teile des Schafes in die Glut und sofort roch es nach Fleisch.
    "Mars, du Gott der Krieger, dich bitte ich, halte deine Hand auch weiterhin über mich und sei mir gnädig. Schütze mich auch in den weiten Ebenen von Aegyptus, wo ich den Legionen des Göttlichen dienen werde. Dich Iupiter bitte ich um eine glückliche Reise zu den Gestaden des Nils, halte deine Blitze zurück, bis unser Schiff wohlbehalten das Land erreicht. Ihr Ahnen ich ehre euch, nehmt auch ihr von dem Opfer, das ich euch darbringe und begleitet mich auf meinem Lebensweg, damit ihr einst ohne Scham vor euch treten kann. Ich gelobe hiermit feierlich, in Aegyptus ein weiteres Opfer zu bringen, auf dass du Mars über die Soldaten wachen mögest."


    Dann trat er zurück und blickte zu dem Priester. Der Mann nickte nur, zum Zeichen dass das Opfer angenommen worden war. Erleichtert legte ihm Brutus den vereinbarten Preis auf den Tisch und trat wieder ins Freie. Erleichtert und froh, seine Pflicht getan zu haben, machte er sich auf den Weg zu seiner Unterkunft.

    Gewohnt gut gelaunt trabte Brutus auf den Übungsplatz, wo das heutige Training der Turma Prima stattfinden sollte. Die Männer waren schon da, der Duplicarius meldete ihm alle Mann anwesend.
    "Guten Morgen Equites!!!" grüßte Brutus seine Leute, die ihm antworteten. "Heute werden wir die Grundtaktiken der Reiterei noch ein wenig vertiefen, die Neuen unter euch konnten ja schon ihre erste Patrouille absolvieren und den Wald habt ihr bestimmt nicht vergessen. Kommt alle hier zusammen, " befahl er und die Equites lösten die Formation auf. Sie stellten sich in einen Halbkreis um Brutus, der eine grobe Skizze eines Waldstückes in den Sand zeichnete.


    Dann hob er den Blick und sah die Männer an. "Normalerweise werden wir eingesetzt, um als Vorhut der Legionen Aufklärung zu betreiben, das heißt auch das Durchkämmen von Waldgebieten. Eine Schwierigkeit ist dabei das Unterholt und euer größter Feind ist etwa eine Handfläche groß, schwarz und gräbt." Einer der Männer stieß einen amüsierten Grunzer aus. "Ich dachte die Nubier leben in Africa und über der Erde?" Brutus konnte nur den Mundwinkel verziehen. "Lacht nicht, hier in Germania ist der Boden gut, die Maulwürfe vermehren sich wie wild. Euer Pferd bricht ohne erkennbaren Grund ein und bricht sich wahrscheinlich einen Lauf, was das für euch als Reiter bedeutet brauche ich euch nicht zu sagen. Mann und Tier sind Totalverlust. Außerdem bauen Dachse und Füchse ihre Höhlen gerne in Waldgebieten." Er blickte die Männer wieder an, einige grinsten immer noch. Dann zeichnete Brutus eine waagerechte Linie aus mehreren Punkten in das Waldstück.


    "Wir fächern großflächig aus und halten ständigen Kontakt, jede Stubengemeinschaft reitet zusammen. Ein oder zwei Mann dienen dabei noch als Melder, um die nachfolgenden Truppenteile zu informieren. Solltet ihr angegriffen werden, versucht euch zu sammeln und dem Feind immer als geschlossenen Linie zu begegnen. Dabei hilft euch das Signum. Meine Befehle werden entweder vom Signum weitergegeben oder ihr achtet auf die Handzeichen. Linker Arm heißt Schwenk nach recht, der rechte Schwenk nach rechts. Ein Kreis bedeutet eine Wende.... Das wisst ihr ja alles schon. Heute werden wir das im Reiterkampf üben, die Annäherung an den Feind, das Gefecht selber, das Lösen vom Feind, das Neuformieren und die Manöver. Alle Mann ihre Pferde holen und aufsitzen."

    Als der LAPP aus der Kutsche stieg nahmen alle Männer Haltung an, den Blick geradeaus. Es war herrlich zu sehen, wie herausgeputzt alle waren, nur das besten für den Statthalter. Aus den Augenwinkeln betrachtete Brutus den Legaten. Das markante Gesicht ließ Ähnlichkeiten mit seinem Bruder erkennen, die Augen dieses Mannes schienen intelligent und scharfsinnig.
    Die Offiziere nickten dem Legatus zu, als dieser sie begrüßte, die Formalitäten ließen keinen Raum für überschwengliche Begrüßungen. Sogleich führte Silanus ihn auch schon in die Principia für eine erste Besprechung, als Stellvertreter des Praefectus folgte Brutus den Männern, direkt hinter den Stabsoffizieren des Legaten.

    Nervös blickten selbst die altgedienten Offiziere die Via Praetoria entlang, es kam schließlich nicht jeden Tag vor, dass der LAPP auf einen Besuch vorbeikam. Alle waren bereits darüber informiert worden, dass die Reisegesellschaft Confluentes erreicht hatte und die Vorbereitungen waren abgeschlossen.
    Mit poliertem Helm stand Brutus bei den Anderen und prüfte noch einmal seine Gürtelschnalle und rückte die Phalera auf seiner Brust zurecht. Was der Nachfolger von Lucianus wohl für ein Mann war?

    Ohne zu zögern schüttelte Brutus den Kopf. "Ich werde so lange warten, bis du ebenfalls abreist, ich bin noch nie aus Germania herausgekommen und bin froh, dich an meiner Seite zu haben. Außerdem ist es sicherer", meinte er.


    Dann zog er ein Stück Papyrus hervor und machte sich eine Notiz. "Ich habe hier noch etwas unerfreuliches von der letzten Patrouille. Wir haben die Lage jenseits des Limes erkundet, wie wir das öfters machen und haben dabei in einem Waldstück ein niedergebranntes Haus entdeckt, daneben zwei bis zu Unkenntlichkeit verbrannte Leichen. Den Spuren nach waren die Angreifer keine Römer, wir vermuten Germanen, können aber nicht sagen, von welchem Stamm. Ob es etwas zu bedeuten hat weiß ich nicht..." Dann legte er das Papyrus zur Seite. "Dein Nachfolger wird sich dieses Problems annehmen müssen", grinste er, obwohl ihm nicht zum Lachen war.
    Während seiner ganzen Dienstzeit hatte er noch nie so deutlich gespürt, dass es im Freien Germanien gärte und die Augen auf die Gebiete diesseits des Limes blickten.