An diesem Morgen war der Priester aus dem nahem Confluentes wieder im Lager, um den Männern, die dies wollten, bei ihren Opfern für Mars beizustehen. Egal ob Tauben, Hühner oder größere Tiere, die blutigen Opfer waren etwas ganz besonderes.
Auch Brutus hatte sich an diesem Tag entschlossen, Mars und den Göttern endlich wieder einmal ein größeres Opfer zu darzubringen. Aus diesem Grund hatte er ein Schaf in Confluentes gekauft und dieses am Morgen, noch vor Sonnenaufgang geholt. Nun führte er es an einem Strick zu dem kleinen Tempel, den die Soldaten vor drei Jahren in eigener Arbeit errichtet hatten. Er betrat das Innere, wo der Priester schon das Feuerbecken entzündet hatte und auf ihn wartete. Brutus hatte sich seine beste Toga angelegt, das wertvollste Kleidungsstück, das er sich je gekauft hatte. Seinen Kopf hatte er mit einem Stück der Toga bedeckt und der Priester reinigte das Schaf rituell.
Dann trat Brutus vor das Götterbild.
"Ianus, Iupiter, Vater Mars, Quirinus,Bellona, ihr Manen und Laren, ich grüße euch. Ich bin es, Publius Iunius Brutus, Decurio der ALA II Numidia. Heute trete ich vor euch, um Dank zu sagen. Ihr Götter und vor allem du, Vater Mars, ich danke euch, dass ihr immer schützend die Hand über mich gehalten habt, in Zeiten des Krieges und auch in Zeiten der Krankheit. Du Vater Mars, gabst mir die Stärke über meine Feinde zu obsiegen und mit Ehre zu kämpfen. Auf dem Schlachtfeld schwor ich, euch zur gegebenen Zeit ein würdiges Opfer zu bringen. Dieses Versprechen will ich heute einlösen. Nehmt meine Gaben an und erachtet das Versprochene als eingelöst."
Dann trat er zurück und wusch sich die Hände in einem Becken mit Wasser, trocknete sie und nahm einen großen Kelch mit Wein. Dann trat er wieder vor und sprengte Wein in das Feuerbecken, das sogleich zischte und dampfte. Der Geruch von Wein stieg in die Luft. Dann nahm der Sacerdos sein Messer von dem kleinen Beistelltisch und hieß Brutus das Schaf festhalten. Mit einem schnellen Schnitt durchtrennte er die Kehle des Tieres und fing gekonnt ein wenig des Blutes auf. Dann tauchte er die Finger hinein und streich Brutus damit über beide Wangen und die Stirn. Geschickt schnitt er dem Schaf ein Stück der Lende heraus und gab sie Brutus. Dieser nahm sie mit einer Hand und trat vor das Becken. Er legte die besten Teile des Schafes in die Glut und sofort roch es nach Fleisch.
"Mars, du Gott der Krieger, dich bitte ich, halte deine Hand auch weiterhin über mich und sei mir gnädig. Schütze mich auch in den weiten Ebenen von Aegyptus, wo ich den Legionen des Göttlichen dienen werde. Dich Iupiter bitte ich um eine glückliche Reise zu den Gestaden des Nils, halte deine Blitze zurück, bis unser Schiff wohlbehalten das Land erreicht. Ihr Ahnen ich ehre euch, nehmt auch ihr von dem Opfer, das ich euch darbringe und begleitet mich auf meinem Lebensweg, damit ihr einst ohne Scham vor euch treten kann. Ich gelobe hiermit feierlich, in Aegyptus ein weiteres Opfer zu bringen, auf dass du Mars über die Soldaten wachen mögest."
Dann trat er zurück und blickte zu dem Priester. Der Mann nickte nur, zum Zeichen dass das Opfer angenommen worden war. Erleichtert legte ihm Brutus den vereinbarten Preis auf den Tisch und trat wieder ins Freie. Erleichtert und froh, seine Pflicht getan zu haben, machte er sich auf den Weg zu seiner Unterkunft.