Beiträge von Claudia Prisca

    Ich schreib mal hier, auch wenn es nicht wirklich passt.
    Könnte mich jemand aus dem CD "entlassen"? Mir ist das unangenehm, wenn ich wöchentlich Gehalt beziehe und erstens nichts mache und zweitens auch nicht vorhabe, dort drin zu bleiben. Das ist (zumindest annähernd) hier ausgespielt.

    Zitat

    Original von Titus Flavius Milo
    Milo nickte ernst und hörte der jungen Frau aufmerksam zu. Er erinnerte sich, dass sie seinem Onkel zweiten Grades zugeteilt worden war.
    "Hat sich ein fachkundiger Priester den Orakelspruch angesehen und bei der Deutung geholfen? Falls dem nicht so ist, würde ich dir sehr empfehlen, einen solchen zu dieser Angelegenheit noch hinzu zu ziehen. Des Weiteren wird ein Gespräch mit deinem Ausbilder unausweichlich sein, da jener sich wohl kaum gerne übergangen sähe. Insofern lassen sich diese beiden Dinge vielleicht gut verbinden, zumal Flavius Gracchus selbst ein Patrizier ist und sicher Verständnis für deine Lage hat. Wie du die Angelegenheit mit deinem Vater handhabst, bleibt natürlich deine Sache."
    Er überlegte kurz, wie das formelle Prozedere in einem solchen Fall ablief.
    "Normalerweise werden solche Abmeldungen durch die Ausbilder übermittelt. Ich werde deinen Namen allerdings schon einmal vormerken. Dann wird es reichen, wenn Gracchus es mir nach Eurem Gespräch nur noch kurz und informell bestätigt."


    Sim-Off:

    Ach bitte, würdest du veranlassen, dass ich aus dem CD entlassen werde. Bis ich das ausgespielt habe, vergehen bestimmt Monate. :(



    "Nein, aber ich habe mich bereits entschieden und genau das hat das Orakel verlangt. Anschließend sollte ich den Weg wählen und den unbeirrbar gehen - allen Widerständen und Hindernissen zum Trotz."


    Meine Antwort klang sicher, denn inzwischen war jeder Zweifel ausgeräumt. In den sauen Apfel, mit dem Ausbilder zu sprechen, musste ich wohl beißen, obwohl der Gedanke natürlich wenig verlockend war.


    "Ich werde, der Formalitäten wegen, natürlich Flavius Gracchus sofort aufsuchen."

    Ich schüttelte auf die Frage meiner Schwester hin den Kopf.


    "Ich glaube, er kommt nach den Kuriasitzungen nie in die Villa, sondern kehrt sofort nach Mantua zurück. Es ist Monate her, als er das letzte Mal hier weilte. Ich würde ihn ja auch gerne einmal treffen, aber derzeit kann ich noch nicht einmal aus Rom fort. Ich muss dringend Entschlüsse fassen, dann wird es vielleicht besser.


    Hast du denn schon Pläne? Bleibst du länger hier oder reist du sofort weiter?"

    Zitat

    Original von Titus Flavius Milo
    Schließlich nickte er und bot ihr erst einmal einen Sitzplatz an, um sich dann erst weiter zu erkundigen.
    "Wie kam es zu diesen Zweifeln? Gibt es abgesehen von dem Orakel besondere Gründe, weshalb du dich in deiner neuen Position nicht mehr wohlfühlst?"
    Milo wusste nur allzu gut, wie schwer man es im Cultus Deorum manchmal hatte. Dennoch interessierten ihn natürlich genauere Umstände, da eine Verbesserung der Situation immer erstrebenswert war.
    "Wissen dein Ausbilder und dein Vater bereits von diesem Entschluss?"


    Eigentlich wollte ich die Angelegenheit ja so schnell wie irgend möglich hinter mich bringen, weil sie einfach unangenehm war, aber als ich einen Platz angeboten bekam, setzte ich mich doch.


    "Es sind die Umstände, die auf mich gewirkt haben. Überwiegend sind es Plebejerinnen, die im Cultus dienen. Ich wusste ja von Anbeginn, dass für mich als Patrizierin der Dienst an Vesta passend wäre, aber er schränkt in zu vieler Hinsicht ein, ich habe mich dazu nicht berufen gefühlt, und wollte es daher an anderer Stelle im Cultus Deorum versuchen. Ich kann mich einfach des Gefühles nicht erwehren, hier deplaziert zu sein und daher habe ich beim Orakel nachgefragt."


    Ich ließ die Weissagung noch einmal Revue passieren, blickte den netten Flavier an und erzählte ihm davon.


    "Zunächst klang alles sehr gut, was mir ausgerichtet wurde. Ich soll nicht erwarten, dass man mir etwas schenkt, ich soll mutig meinen Weg gehen. Aber an einer Stelle wurde ich gefragt, ob nicht nur den Weg, sondern auch meinen Namen kenne. Lange habe ich darüber nachgedacht und nun glaube ich, dass mich die Weissagung darauf aufmerksam machen wollte, dass ich eine Claudia bin und als solche gut überlegen muss, wohin ich meine Schritte lenke. Der Dienst an den Göttern ist sicherlich nicht der ideale Weg, nicht, wenn es sich nicht um Vesta handelt. Und neun, weder mein Vater noch mein Ausbilder wissen davon. Ich wollte nicht mit Zweifeln, sondern mit umgesetzten Entschlüssen zu ihnen kommen."

    Zitat

    Original von Titus Flavius Milo
    "Herein, bitte."
    Inzwischen richtete er sich auf seinem Platz am Schreibtisch auf und schuf rasch eine freie Fläche, die er umgehend mit einer noch unbeschriebenen Wachstafel für eventuelle Notizen belegte.


    Äußerlich ruhig, aber innerlich aufgeregt, betrat ich die Anmeldung, um einerseits dem netten Flavier sicherlich zu enttäuschen und andererseits den Zweck dieses Officiums ins Gegenteil zu kehren.


    "Salve", sagte ich leise, trat einen Schritt näher und blieb regungslos stehen. "Ich habe einen Fehler gemacht, den ich korrigieren muss. Von starken Zweifeln getrieben, habe ich das Orakel befragt, dessen Weissagung ich so gedeutet habe, dass sich mein Name und der Dienst nicht vereinbaren lassen. Ich bitte hiermit um meinen Austritt aus dem Cultus Deorum."


    Ich hatte mir vorgenommen, in aufrechter Haltung sämtliche Bemerkungen, Blicke und Gesten, ohne mit der Wimper zu zucken, über mich ergehen zu lassen. Für das einzustehen, was falsch gelaufen war, gehörte wohl zum Erwachsenwerden dazu.

    Da Höflichkeit wie Geduld Tugenden waren, die mir von klein auf beigebracht wurden, lauschte ich dem Gespräch zwischen meiner Schwester und Iulianus, obwohl es mich nicht sonderlich interessierte. Immer wieder drifteten meine Gedanken ab, kehrten wieder zurück, um erneut fortzuwandern.
    Dem verwunderten Blick Epicharis’ konnte ich nur mit einem angedeuteten Zucken der Schulter entgegnen. Ich fand es auch schwer nachvollziehbar, wieso ein Pontifex sein Amt aufgab, aber vielleicht waren das Dinge, von denen ich einfach keine Ahnung hatte.


    Durst und Hunger verspürte ich, als das Essen schließlich angerichtet war, nicht mehr. Bestimmt lag es daran, weil sich meine Gedanken auf gänzlich andere Dinge konzentrierten. Langsam reifte auch ein Entschluss, dennoch würde ich die Angelegenheit gern mit Epicharis erörtern. Also kaute ich in der Zwischenzeit, und das wohl nur als Zeitvertreib, auf einem Stückchen Brot herum. Ab und an schaute ich zu meiner Schwester oder Iulianus, blieb aber ansonsten still, denn Ämter und die Arbeit der Männer weckten keineswegs mein Interesse.

    Ich begab mich an der Seite meiner Schwester zu den Klinen und nahm ebenfalls Platz - aufrecht wie immer, denn inzwischen waren die Mahnungen nach einer korrekten Körperhaltung in Fleisch und Blut übergegangen. Dem Gespräch meiner Schwester mit dem unbekannten Verwandten lauschte ich schweigend. Zwar horchte ich kurz auf, als er seinen Werdegang schilderte, aber anschließend nahmen mich wieder die Gedanken um die Weissagung gefangen. Unauffällig angelte ich mir die Wachstafel, hielt sie mit beiden Händen fest und drückte sie an meinen Körper. Derart und vollkommen reglos verfolgte ich die Vorgänge im Tablinum: Sah die Sklaven kommen und gehen, betrachtete meine Schwester und sah den Verwandten ein Weinopfer an die Götter ausrichten. Trotz gedanklicher Gefangenheit, nahm ich dieses korrekte Verhalten wohlwollend auf und legte es als Eindruck in irgendwelchen Gedächtnisarealen ab. Mir waren durchaus schon Römer begegnet, die weniger vorbildlich gehandelt hatten.

    Ich war von der Fülle an Informationen einigermaßen überwältigt. Nicht dass ich es nicht gut gefunden hätte, im Gegenteil, aber trotzdem spürte ich, wie meine Gedanken – zunächst sporadisch, doch dann immer öfters – abdrifteten, ich den Faden verlor und im Laufe des Tages schweigsamer wurde. Weil ich nie ein besonders gesprächiger Mensch war, musste meine Schweigsamkeit irgendwann aufgefallen sein, aber Flavius Gracchus war höflich genug, mich nicht darauf anzusprechen.


    Als er den Tag abschloss, nickte ich zustimmend.


    "In unserer privaten Bibliothek bin ich praktisch zu Hause. Kein Tag, an dem ich sie nicht aufsuche. Vielleicht schaue ich auch einmal in der öffentlichen vorbei. Einen schönen Tag noch."


    Ich lächelte sanft bei der Verabschiedung, denn der Sacerdos hatte mich positiv beeindruckt. Dann aber wandte ich mich um und ging, den Blick ungewohnter Weise auf den Boden gerichtet, nach Hause. Meine Gedanken hielten mich derart gefangen, dass ich im Nachhinein nicht einmal mehr zu sagen wusste, wie ich über diverse Straßen gekommen war. Meine Sklaven schlossen sich mir unauffällig an, denn ich hatte auf eine Sänfte verzichtet. Es reifte derweil der Entschluss, eine Weissagung zu erlangen, aber nicht mehr am heutigen Tage, sondern morgen in der Frühe.

    Als Ausdruck von Missbilligung hob ich kurz die Augenbrauen, als offenkundig wurde, dass sich dereinst eine Claudierin mit einem Plebejer eingelassen hatte. So etwas würde mir nie in den Sinn kommen. Als ich wieder zu meiner Schwester blickte, sah ich gerade noch, wie sich ihr Schmunzeln in einen neutralen Gesichtsausdruck wandelte. Oder machte es gar Neugier Platz? Dann aber die Bemerkung von ihr und ich atmete tief ein.


    "Epicharis!", sagte ich vorwurfsvoll. Bei genauer Betrachtung war der Gedanke meiner Schwester allerdings doch nicht von der Hand zu weisen. Natürlich hätte Vater längst etwas für mich arrangieren können. Vermutlich hatte ich diese Möglichkeit bisher nur erfolgreich verdrängt. Puh, wer weiß, wer das dann sein würde. Vielleicht alt, vielleicht mit üblem Mundgeruch, aber auf jeden Fall adlig und vermutlich nicht adoptiert, so viel stand fest.


    "Für eine überstandene Schiffsfahrt sieht du recht erholt aus", neckte ich versöhnlich meine Schwester. "Also, ich habe nichts gegen ein paar Kleinigkeiten zu essen einzuwenden. Hast du nachher trotzdem noch etwas Zeit für mich?"


    Bittende Augen waren auf Epicharis gerichtet. Mir war der schwesterliche Rat wichtig, aber ich wollte die Angelegenheit später nicht bei Anwesenheit eines dritten erörtern. "Später?", fragte ich noch einmal. Hoffentlich verstand sie, ohne dass ich den Wunsch nach Zweisamkeit äußern musste.

    Ich freute mich, meine Schwester wieder im Arm halten zu können. Dass wir nicht alleine waren, kam mir erst durch die Bemerkung des Mannes ins Bewusstsein zurück. Auch Epicharis wandte ihm nun ihre Aufmerksamkeit zu, indem sie kurzerhand einen kommandoähnlichen Ton an den Tag legte. Sie hatte ganz offensichtlich in der Fremde nicht vergessen, wie Vater zuweilen sprach und alle darauf hörten.


    "Öhm … tja, also … Besuch?"


    Ich blickte verwundert zwischen Epicharis und Iulianus hin und her. Schließlich hob ich hilflos die Hände.


    "Ich habe ihn heute zum ersten Mal getroffen", erwiderte ich nach einigem Zögern, weil mir nichts Besseres einfiel. Den genauen Namen hatte ich auch schon wieder vergessen und bevor ich mich blamierte und ihn womöglich verletzte, schenkte ich mir lieber diese Art der Vorstellung.


    "Vielleicht ist er so nett und macht es selbst noch einmal?"

    Als sich hastige Schritte näherten, schaute ich interessiert zur Tür, denn normalerweise pflegten hier alle einen geruhsamen Laufschritt. Zeitweise bewegte sich sogar niemand in der Villa, von den Sklaven einmal abgesehen.
    Plötzlich stand meine Schwester im Raum - beschwingt, wie es eben ihre Art war. Was für eine Freude! Ich erhob mich, lächelte und ging ihr entgegen – genauso wie es eben meine Art war: ruhiger als die Meisten in meinem Alter.


    "Epicharis, wie schön! Dich schicken die Götter, denn ich habe gerade eine schwierige Entscheidung zu treffen und da kommt mir der Rat einer großen Schwester wirklich sehr gerufen."


    Mit einem Lächeln umarmte ich sie.


    "Aber ich denke nur an mich. Einfach unmöglich! Wie war deine Reise?"


    Schließlich löste ich die Umarmung und sah Epicharis erwartungsvoll an. Iulianius hatte ich vollkommen vergessen.

    Aus den Gedanken geschreckt blickte ich auf. Mit regloser Miene lauschte ich dem Namen des mir fremden Mannes und wusste nun um seine Zugehörigkeit zur Gens, allem Anschein nach war er adoptiert. Sorgsam legte ich die Wachstafel auf den Platz neben mir und anschließend im Schoß die eine Hand über die andere. In aufrechter Sitzhaltung sah ich ihn an, während ich antwortete.


    "Salve, ich heiße Claudia Prisca, Tochter des Vesuvianus."


    Mein anschließendes Schweigen resultierte aus natürlicher Zurückhaltung, einem unbestimmten Gefühl von Unbehagen und aus der Erziehung heraus, keine neugierigen Fragen zu stellen.

    Die Wachstafel in der Hand setzte ich mich in einen Korbsessel. Mit beiden Händen gefasst betrachtete ich sie und las sie wieder und wieder. Einige der Aussagen waren mir klar: Ich sollte ein Ziel vor Augen haben und einen Plan zu dessen Erreichung entwerfen. Dann musste ich nur noch mutig diesem Weg folgen, gleich welche Hürden er bereithielt - das war der Wille der Sibylle. Nur eines wusste ich immer noch nicht: Das Ziel.


    Selbst die Sibylle fragte in ihrer Botschaft, ob ich denn meinen Namen und mein Ziel kenne. Den Namen schon, aber das Ziel? Oder hing beides miteinander zusammen? Irgendwo musste doch die Lösung dieses Rätsels stecken. 'Was nun, wenn mich die Sibylle darauf hinweisen wollte, dass ich ja eine Claudia bin? Eine Claudia wird Vestalin, aber pflegt sie auch den Kult anderer Gottheiten? Nicht wirklich, das wusste ich. Und trotzdem hatte ich mich für diesen Weg entschieden. Tja, und nun plagten mich die Zweifel.'



    Ohne Ziel gehst du weiter und wartest auf den Weltuntergang,
    Doch dein Warten ist ewig, und die Ewigkeit lang.
    Stehst du einfach nur da, so wie ein Denkmal deiner selbst,
    Ist der Weg vor dir eine Öffnung, in die du immer tiefer fällst.


    Fürchte dich nicht und tue den ersten Schritt, hinaus aus dem Grab.
    Du wirst sehen, die Arroganz persönlich steigt von ihrem Sockel herab.
    Nicht immer kannst du Rückenwind haben und Sonnenschein im Gesicht,
    Denn Unverschämtheit und Einfalt erbarmen sich nicht.


    Um mit den Sternen zu tanzen, sie alle zu sehen,
    Musst du die Schicksalstürme selbst hinauf gehen.
    Der Löffel ist schwer, genau wie der Weg. Doch was ist schon Glück?
    Bedenke: Die Sehnsucht, die du bekämpfst, kehrt als Schicksal zu dir zurück.


    Der Morgen wird kommen, bist du dann immer noch hier?
    Hast du den Plan nicht vor Augen, kommt der Weg nicht zu dir.
    Es ist nicht wie auf der Bühne, du kannst nicht einfach gehen,
    Du kannst nicht nach vorne blicken um das Ende zu sehen.


    Manchmal weiß man nicht wo man ist und wie es weitergeht.
    Manchmal kennt man den Weg, doch dann weiß man nicht wo man steht.
    Kennst du deinen Namen, kennst du dein Ziel?
    Vertraue darauf, nicht zuwenig, nicht zuviel.


    Setze ein Fuß vor den anderen und die Welt ist dein,
    Doch bedenke stets, dieser Weg wird kein leichter sein.
    Nimm einen großen, flachen Stein - keinen spitzen,
    Sonst bleibst du zeitlebens auf deiner Unruhe sitzen.


    Die Zeit des Wartens verbrachte ich an Ort und Stelle. Bis auf die Tatsache, dass ich ständig von einem Bein auf das andere trat, bewegte ich mich nicht einen Fingerbreit. Nicht einmal den Blick wendete ich während der ganzen Zeit von der Stelle ab, wo die alte Frau verschwunden war. Alle Sinne waren auf das Heiligtum gerichtet und so trafen mich all jene Geräusche, die bald erklangen, in scheinbar überdeutlichem Maße.


    Ich hätte niemandem sagen können, wie lange ich gewartet hatte. Mein Zeitgefühl signalisierte einen Moment und zugleich eine Ewigkeit. Als die alte Frau erneut erschien, schaute ich sie gebannt an, obwohl mir das bereits als Kind verboten wurde – mir jedoch wurde es heute nicht einmal bewusst. Meine Augen hingen an ihren Lippen, als sie die Botschaft der Sibylle verkündete und rein mechanisch nahm ich die Tafel entgegen, als sie geendet hatte.


    "Hab Dank!", flüsterte ich, während ich den Worten nachsann und mein Blick auf die Buchstaben gerichtet war. Irgendwann drehte ich mich um und verließ in Begleitung der Sklaven den Ort des Heiligtums. Ich kehrte zunächst in die Villa Claudia zurück.

    Der Aufforderung wegen der Übergabe des Weihrauches kam ich sofort nach: Ein Blick genügte und einer der Sklaven übergab zunächst mir und anschließend ich die Ware. Die Formulierung der Frage hatte ich schon ansatzweise probiert, aber jede Form auch wieder verworfen. Es war so schwierig, mein Anliegen in nur eine Frage zu pressen. Brauchte die Sibylle Informationen, um die Frage richtig deuten zu können oder wusste sie bereits so viel, dass wirklich nur eine konkrete Formulierung reichte? Vermutlich war Letzteres angebracht, denn die Rauchentwicklung würde sich ja auch nur auf einen Sachverhalt und nicht eine ganze Geschichte beziehen können.


    Bei all diesen Gedanken, verging nur wenig Zeit – es musste wie ein Besinnen wirken, nicht wie Unentschlossenheit. Schließlich antwortete ich mit klarer, wenn auch leiser Stimme:


    "Ich möchte gerne wissen, ob der von mir eingeschlagene Weg wirklich der richtige ist. Würdest du bitte folgende Frage überbringen: Befinde ich mich auf dem richtigen Weg oder habe ich ihn bereits verlassen?"

    Die alte Frau zog meine Aufmerksamkeit unmittelbar nach ihrem Erscheinen in den Bann. In einer Art von Faszination verfolgte ich ihr Auftreten, ihr Verschwinden und erneutes Hervortreten. Noch nie war ich alleine hier und fast erschreckte ich mich vor dem eigenen Mut. Bei näherer Betrachtung jedoch strahlten ihre Augen eine Form von Glück und Herzensruhe aus, sodass mich ungetrübtes Vertrauen gleich der zarten Schleier umfing, die ihr Haar bedeckten.


    "Ja", hauchte ich. "Ich suche Rat und hoffe, ihn hier zu finden."


    Waren es meine Worte, die soeben über die Lippen getreten waren? Hatten mir die Götter diese Gedanken eingeflößt? Oder fühlte ich mich nur der Wirklichkeit entrückt, weil ich bei diesem Heiligtum die Nähe des Orakels wusste?