Die Erzählung ernüchtert Theodorus sofort, besser: Sie tauscht die Klarheit des Rausches gegen nüchterne Verwirrung ein.
Was ist denn da los? Hat er wirklich viel zu tief ins Glas geschaut oder war da irgendwas mitreingemischt? Die Geschichte des jungen Griechen erinnert ihn so sehr an seine eigene, das kann kein Zufall sein! Was heißt, erinnert? Sie klingt vollkommen gleich! Und dennoch ist sie so verdreht, so anders, als hätte irgendein Schriftsteller sein Leben zum Vorbild genommen, um die Geschichte eines anderen zu erdichten und diese Figur ihn zur Unterhaltung gegenübergestellt. Heraklit wirkt auf ihn wie eine Außenansicht, eine Karikatur seines Selbst: Die Demütigungen, die eigene Weltabgeschiedenheit und Naivität, dazu Details wie der brennende Vogel am Baum, eine klare Anspielung auf die Erscheinung Mose in der Wüste, nur ins negative gekehrt, verzerrt, verspottet. Als wäre dort ein großer Künstler am Werke, ein Künstler mit einer merkwürdigen Art von Humor. Aber anderseits ist das hier kein Roman, das hier ist echt, passiert real, hier und jetzt, daran ist nicht zu zweifeln.
Schnell trinkt Theodorus noch einen Schluck, vielleicht gehts dann weg. Aber nein: Alles bleibt beim Alten!
Theodorus bemüht sich erstmal, sich nichts anmerken zu lassen. Vielleicht wird wirklich ein komisches Spiel mit ihm gespielt. Aber sicherlich muss er die Entwicklung des Jungen weiter verfolgen, allein deswegen, weil dieser Kerl eine Art Leidensbruder ist:
"Das ist in der Tat eine erstaunliche Geschichte, die du mir da erzählst. Und weißt du denn schon, wie du hier weitermachen willst? Ich bin zwar selbst noch nicht allzu lange in der Stadt, aber könnte dir sicherlich in der ein oder anderen Sache behilflich sein."