Beiträge von Theodoros Alexandreus

    Sim-Off:

    :app: :app: :app::D


    Die Erzählung ernüchtert Theodorus sofort, besser: Sie tauscht die Klarheit des Rausches gegen nüchterne Verwirrung ein.


    Was ist denn da los? Hat er wirklich viel zu tief ins Glas geschaut oder war da irgendwas mitreingemischt? Die Geschichte des jungen Griechen erinnert ihn so sehr an seine eigene, das kann kein Zufall sein! Was heißt, erinnert? Sie klingt vollkommen gleich! Und dennoch ist sie so verdreht, so anders, als hätte irgendein Schriftsteller sein Leben zum Vorbild genommen, um die Geschichte eines anderen zu erdichten und diese Figur ihn zur Unterhaltung gegenübergestellt. Heraklit wirkt auf ihn wie eine Außenansicht, eine Karikatur seines Selbst: Die Demütigungen, die eigene Weltabgeschiedenheit und Naivität, dazu Details wie der brennende Vogel am Baum, eine klare Anspielung auf die Erscheinung Mose in der Wüste, nur ins negative gekehrt, verzerrt, verspottet. Als wäre dort ein großer Künstler am Werke, ein Künstler mit einer merkwürdigen Art von Humor. Aber anderseits ist das hier kein Roman, das hier ist echt, passiert real, hier und jetzt, daran ist nicht zu zweifeln.
    Schnell trinkt Theodorus noch einen Schluck, vielleicht gehts dann weg. Aber nein: Alles bleibt beim Alten!


    Theodorus bemüht sich erstmal, sich nichts anmerken zu lassen. Vielleicht wird wirklich ein komisches Spiel mit ihm gespielt. Aber sicherlich muss er die Entwicklung des Jungen weiter verfolgen, allein deswegen, weil dieser Kerl eine Art Leidensbruder ist:


    "Das ist in der Tat eine erstaunliche Geschichte, die du mir da erzählst. Und weißt du denn schon, wie du hier weitermachen willst? Ich bin zwar selbst noch nicht allzu lange in der Stadt, aber könnte dir sicherlich in der ein oder anderen Sache behilflich sein."

    Die Frage ernüchtert Theodorus etwas. Das gibts ja nicht! Er selbst ist hier auch nicht absichtlich gelandet, aber er wusste wenigstens, wohin er sich verirrt hatte.
    "Nun ja, wir sind noch bei den Römern... Genauer gesagt befinden wir uns nur wenige Stadien von ihrer Heimatstadt entfernt."


    Dann hält er kurz inne und meint: "Merkwürdig, merkwürdig... Wie konnte sowas nur passieren?"

    Irgendwie bohrt sich der Gedanke zu Theodorus durch, dass sein Gegenüber eigentlich recht hat und es wohl vernünftiger wäre, aufzuhören und er hält seine Klappe.


    Das feine an der Sache ist, dass sich die Anfeindungen gegen die Griechen schnell von selbst erledigen, denn ein anderer Säufer in der Ecke, wahrscheinlich ein ehemaliger Legionär, brüllt jetzt: "Jaja! Mal wieder typisch Germanen! Immer wieder setzen sie die ganze Welt in Schutt und Asche und dann sind sie auf einmal ach so unschuldig und haben ja so aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und schuld sind auf einmal die imperialistischen Römer..." -.^, ein Satz, der unter den anderen Trinkern enormen Zuspruch findet. Daraufhin meint ein anderer Germane am Tisch des gerade Gefallenen: "Des los i need auf mia sitz'n!" und hebt seinen Bierkrug zum Wurf an, in einigen Gesichtern blitzt freudige Erwartung auf.
    "Ruuuuuhe jetzt! Wer noch einen Ton sagt, fliegt raus!" schreit dann Perikles, der Barmann in die Menge und bringt die besoffene Meute wieder zu Räson. Alle drehen sich um und widmen sich wieder Bier, Spiel und Unterhaltung. Nur ab und an ist ein leises "Oba is doch woor..." oder so zu hören.


    Auch Theodorus und Heraklit können sich wieder ihrer Unterhaltung widmen. "Und, Junge, was machste hier in der Stadt?"

    Natürlich schaut sich Theodorus Detritus' Apparat genauer an und kann das Prinzip dahinter langsam so ein bisschen nachvollziehen. "Genial!"
    Dann schaut er sich auch ein bisschen in der Fabrica um und so langsam kommt ihn da eine Idee. Schüchtern fragt der den Octavier:


    "Sag, Detrius, wäre es denn möglich, ab und an eure fabrica zu benutzen? Ich habe mich nämlich in letzter Zeit selbst auch ein wenig mit Mechanik beschäftigt und es juckt mich schon die ganze Zeit in den Fingern, es selbst einmal auszuprobieren..."

    "Das macht doch nix. Heraklit heißen viele Leute, und die wenigsten von ihnen sind wohl Philosophen." entgegnet Theodorus schmunzelnd. Obwohl dieser vor ihm ihn irgendwie schon sehr an ein Bild des Heraklit erinnerte... Wo hatte er denn dieses Bild gesehen? Wahrscheinlich sogar in Rom, in irgendeinen größeren Gebäude, aber wahrscheinlich täuscht ihn da sein Gedächtnis gerade. :P "Und dein Vater heißt auch Josephos? Das ist ja eine Überraschung! Darauf lass uns einen trinken!" Er nimmt seinen Krug. "Bist du etwa auch Hebräer?"


    Aprupt wird die angehende Unterhaltung von ein paar grölenden Matrosen unterbrochen. Nein, wie unverschämt!, denkt er, dem als echten Griechen Vorurteile natürlich etwas vollkommen fremdes sind -.^ und bedauert, dass er Demetrios und Basileios*, die beiden skythischen Sklaven nicht dabei hat. Das kann ja noch heiter werden hier...


    [SIZE=7][*Griech. für Dimitri und Wassil]i[/SIZE]


    Weil betrunken, pöbelt er aber natürlich zurück: "Wenigstens tun wirs nicht mit unseren Schafen!" dann dreht er sich wieder zu Heraklit und meint: "Kulturloses Pack!"

    Sim-Off:

    Keine Ahnung. Bin betrunken ?( ;)


    "Ja, aber bitte richtigen Wein für den Mann..." ergänzt Theodorus, der schon ein bisschen länger hier sitzt, die Bestellung. Dann wendet er sich wieder Heraklit zu: "Die Römer haben nämlich die schlimme Angewohnheit, Wein ungesüßt zu servieren. Unglaublich ignorant ist das..."
    Dann reißt er sich zusammen und antwortet: "Mein Name ist Theodoros, Sohn des Iosephos, aus Alexandria." Dann schaut er den Kerl etwas unschlüssig an: "Ein Seemann bist du aber nicht, oder?"

    Spätestens jetzt bemerkt Theodorus, dass das Verständnisproblem nicht an der Sprache liegt, sondern daran, dass der Ianitor nicht gerade zu den hellsten Köpfen zählt-.^. An und für sich für einen Ägypter ja eigentlich nicht unüblich. Wirklich, nicht mal zu billigen Sklaven taugen die was..
    Etwas ratlos schaut er zu Fussi. Soll der sich doch mit dem Kerl rumärgern...

    Das Fehlen von Bayern ist echt ein Manko. Seine königliche Hoheit zu spielen, wär sicherlich lustig. (V.a. wenn er aus seiner Zelle ausbüchst und sich unter seine Untertanen mischt) :D


    Übrigens ist Familie Bernickel doch eher Kleinbürgertum der Beschreibung nach, oder?

    Theodorus sitzt nun schon seit Stunden in der Kaschemme und hat bereits den einen oder anderen Krug geleert. Er hat mit einigen Seeleuten gesprochen, die aber nicht wirklich etwas Neues über Hispania berichten konnten und meist nur irgendwelchen Seemansgarn erzählten, Geschichten von merkwürdigen Ländern und Seemonstern, die jeder in den Artes Naturales gebildete Mann für absoluten Unsinn abtun musste: Geschichten über Pygmäen in Afrika, die gegen Kraniche kämpften, Seeschildkröten, so groß wie Inseln, mit einen Dorf auf dem Rückenpanzer, große Mahlströme im Indischen Meer, Aurichalcum, das auf Bäumen wächst und dergleichen mehr, darunter die ein oder andere wirklich interessante. Irgendwer sollte diese Legenden einmal aufschreiben, sie dienen sicherlich dem Zeitvertreib...


    Er blickt sich im Lokal um (alles schwimmt schon ein bisschen vor seinen Augen. und sieht einen Neuankömmling, offensichtlich einen Griechen, dessen Auftreten ihn allzu gut an seine eigene Strandung in dieser Stadt vor vielen Monaten erinnert. Einladend ruft er ihm zu:


    "He, Hellene, wohin des Weges? Setz dich doch zu mir, Freund!"

    Alle Achtung, der Octavier hat wirklich Ahnung, stellt Theodorus bewundernd fest. Vor allem bemerkt er, dass der Mechanismus nicht ganz mit dem des Hieron übererinstimmt, sondern durchaus eine selbstständige Weiterentwicklung darstellt.

    "Respekt, Detrius! Ihr kennt euch wirklich gut aus in den Künsten der Mechanik. Sagt einmal, bei wem habt ihr sie studiert?"

    Bei Adonai, diese Ägypter sind wirklich zu überhaupt nichts Nutze, das hat Theodorus ja schon immer gewusst! :D
    Also übersetzt er alles noch einmal fachkundig auf Demotisch, natürlich nicht, ohne seine eigene Person noch auszuschmücken:


    "Der Quaestor Principis Matinius Fuscus und seine Begleitung, Theodoros Iosephos, Sohn des Alabarchen und Bibliothekar zu Alexandria, wünschen dem jungen Elternglück die Aufwartung machen zu dürfen." ;)

    Zitat

    Original von Anchisothep Niger
    in diesem fall dürfte es dann aber wirklich kein problem sein, das ohne medizinkurs zu werden, es gibt ja auch für den scriba personalis keine ausbildung.


    Naja, ianitor und medicus sind aber schon noch zwei andere Paar Schuhe, oder...?

    Theodorus betrachtet das schöne Stück voller Interesse. Ja, ein Brunnen mit einem Vogel und einer Eule, genau wie er es aus Alexandria kennt! Naja, nicht ganz genauso, man erkennt, dass es aus der Hand eines Römers gefertigt wurde, aber das tut dem Ding keinen Abbruch.


    "Funktioniert es denn auch?" fragt er und wartet auf eine Demonstration. Aber eigentlich würde er natürlich am liebsten wissen: Wie funktioniert es denn?

    Theodorus, der gerade über das Forum gewandert ist, da ihm die legendäre Redekultur der Bürger Roms, für die dieses Volk im ganzen Reich berühmt ist, interessiert, findet sich jetzt auch an der Rostra ein, wo die Rede anscheinend schon lange zu einer hitzigen Debatte eskaliert ist. Toll, die politischen Sitten dieser Polis, freut er sich, genauso, als nähme man an einer griechischen Ekklesia teil. Da muss schon offensichtlich was dran sein an der Behauptung, Römer und Griechen seien verwandte Völker. Gespannt hört er zu.


    Nach einiger Zeit muss er sich aber dann doch sehr wundern. Die politische Kultur der Römer gleicht anscheinend weniger den demokratischen Vorstellungen seiner Landsleute, sondern eher der Obrigkeitshörigkeit der Germanen! Da steht ein mutiger Bürger auf der Rostra, der anscheinend einen Kandidaten für ein Amt öffentlich anprangert, was eigentlich die Pflicht eines jeden Bürgers sein sollte, der den Staat vor Schaden bewahren will, egal ob berechtigt oder nicht, soweit kennt sich Theodorus nicht aus.
    Die Reaktion des Publikums aber ist teilweise sehr seltsam. Da meinen viele Leute, dass man den Kandidaten nicht kritisieren darf, weil der Basileus dessen Kandidatur erlaubt hat und schelten sich gegenseitig der Untreue gegenüber dem Basileus und keiner scheint sich daran zu erinnern, dass der Basileus, der ja kein bösartiger Tyrann ist, sondern selbst Bürger dieser Polis, natürlich jeden benennen darf und die Wahl Sache der Boule ist, die als Vertretung der Bürger Roms natürlich im guten sowie im schlechten entscheiden kann. Stattdessen scheint hier bei vielen ein Klima der Hörigkeit und Angst vorzuherrschen und keiner kann sich daran erinnern, dass gerade die öffentliche Debatte, das Aussprechen der eigenen Meinung gerade eine der wichtigsten Grundfesten ist, die die Macht und Herrlichkeit einer Stadt ausmachen. Denn nur wo Kritik fällt, was ja der Ausdruck der Sorge der Bürger sich um das Wohl ihrer Polis ist, ist ein Gemeinwesen überlebensfähig. Eine Stadt, die nur den selbstsüchtigen Zielen eines einzelnen Mannes dient hingegen ist dem Untergang geweiht. Das würde der Basileus sicher nicht gutheißen, dessen ist sich Theodorus sicher.


    __
    *Anmerkungen: Polis=Roma, Basileus=Imperator Caesar Augustus, Boule=Senatus

    Theodorus hat sich zwar eigentlich vorgenommen, standesgemäß und seriös zu wirken, kann sich seine Freude aber dann doch nicht verkneifen, als er den Sklaven mit dem zwar lange nicht gehörten aber doch so vertrauten Akzent hört: "Ah, ein Landsmann!" :D Zwar kein vollwertiger, weil Eingeborener und nicht Grieche und Sklave noch dazu, aber immerhin.
    Dann schielt er zum Quästor Princeps hinüber, der sich für Nakhti anscheinend gut versteckt hat :hmm:, und wartet, dass dieser zuerst seine Aufwartung macht. Schließlich ist Theodorus "nur" Fuscus Begleiter. Und die Möglichkeit, den Ägypter in ein Gespräch zu verwickeln, würde sich sicher noch finden...


    Sim-Off:

    Warten wir mal lieber, bis Fuscus auch kommt...