Beiträge von Theodoros Alexandreus

    als sich die frau noch einmal in die synagoge zurück begab, um auch die fünfte kerze anzuzünden, musste er etwas grinsen. schön, dass er nicht der einzige mensch war, der andauernd wichtige dinge vergaß.


    "es freut mich, zu sehen, dass es auch noch menschen hier gibt, die ho ôn, den ihr nichthellenen wahrscheinlich adonai elohim nennt, gebührend würdigen." meinte er lächelnd. "tatsächlich ist die synagoge in einen schlimmen zustand." meinte er seufzend. "du müsstest einmal unsere synagoge in alexandria sehen. eine million leute passen dort hinein. dagegen schaut der tempel in jerusalem alt aus." fügte er freudig hinzu.


    "aus tylus kommt ihr?" fragte theodorus erstaunt. "ich wusste gar nicht, dass es in tylus auch eine jüdische gemeinde gibt. um ehrlich zu sein, kenne ich die tylusier nur als händler am fremdenmarkt in meiner heimatstadt..."


    seine sehr unerfreuliche begegnung mit dem tylusischen gesandten hier in ostia verschwieg er lieber, sowie seine meinung, dass der barbarenkaiser lieber möglichst schnell legionen zusammen ziehen sollte, um diesen unverschämten völkchen den garaus zu machen.


    "... aber ihr seht nicht aus wie eine händlerin," erwiederte er weiter. "was treibt euch nach rom?"


    dann fügte er noch, der höflichkeit halber hinzu:


    "aber verzeiht, ich hatte ganz vergessen, mich vorzustellen. mein name ist theodoros, sohn des iosephos aus alexandria."


    Sim-Off:

    bist du das auf dem photo?

    als theodorus als frommer mann zum lichtfest einmal wieder seine pflicht gegenüber seinem gott erledigte, erblickte er unter den ohnehin nicht besonders zahlreichen publikum eine junge frau beim kerzenanzünden. ein wenig wunderte er sich, dass es eine frau war, aber als weltoffener mensch, der selbst einen hellenisierten zweig seines glaubens angehörte, machte ihm dies nichts aus. mehr wundete ihn, dass die frau anscheinend italierin oder keltin war, zumindest aus dem westen stammte, überhaupt nicht hebräisch wirkte. also beschloss er, sie außerhalb der synagoge anzusprechen. zumindest wirkte sie für barbarische verhältnisse einigermaßen zivilisiert und nicht so wie die üblichen abgehalfterten provinziellen gestalten, die zu seiner schande den großteil seines volkes ausmachten.


    freundlich lächelnd sprach er sie auf der straße an:


    "salve, gute frau. ich habe euch heute in der synagoge gesehen. kommt ihr oft hierher?"

    Zitat

    Original von Duccia Clara


    die röte in theodorus gesicht legte sich ein wenig, als die junge frau ihn fragend ins gesicht schaute. er beugte sich etwas vor, wobei er etwas umständlich versuchte, seinen becher met in gerader haltung zu bewahren, und fragte noch einmal: "ich fragte, ob es euch genehm wäre, wenn ich euch etwas gesellschaft leisten würde?"


    dann schwieg er kurz und setzte etwas verwirrt guckend hinzu: "mein name ist übrigens theodorus, sohn des iosephus aus alexandrien..."


    Nachdem Theodorus nun einige Zeitlang mit seinem Am-äußersten-Rand-der-Party-unauffällig-herumdrucksen-Spiel beschäftigt war, kam er nicht umhin, sich mit den Gesichtern und Gesten der feinen Gesellschaft vertraut zu machen. Hier saß ein Grüppchen herum, in ein tiefes und erhitztes Gespräch über irgendeine allen bekannte, nicht anwesende Person verwickelt, dort kaute ein älterer Herr, seiner Kleidung nach zu schließen ein Senator, gelangweilt auf einer Olive herum, der immer strahlende Fuscus unterhielt sich mit einem glatzköpfigen Herren und auf einer kleinen Ebenholzbank saß ganz allein eine junge, zarte Frau, die ebenfalls damit beschäftigt schien, die Leute zu betrachten und offensichtlich auch niemandem kannte.
    Theodorus, der sich durch sein Aus-dem-Weg-gehen langsam langweilte, beschloss, die kleine Frau einmal anzusprechen.
    Er nippte noch einmal an seinem Met und gesellte sich zu der Sitzenden. Schüchtern lächelnd und versuchend, seinen doch starken griechischen Akzent zu überspielen, fragte er: "Salve, schönes Mädchen. Ist es erlaubt, mich zu euch zu setzen..."
    Dann lief er etwas rot an, als ihm bewusst wurde, dass sein Versuch, ein Gespräch zu beginnen, doch sehr als Anmache aufgefasst werden könnte.

    Betreten nippte Theodorus an seinem Met, der ihn eindeutig mehr zusprach als das saure, verwässerte Getränk, das sich die römischen Barbaren in ihrer kulturbedingten Unkenntnis als Wein bezeichneten und knabberte ab und an an einem Hühnerschenkel, der verdächtig nach Erde schmeckte (diese tylusischen Sauhunde hatten die Gewürze also tatsächlich gestreckt) und beobachtete seinen Gastgeber, wie er einen Gast nach dem anderen, stets der nette, sympathische Fuscus, die Hand schüttelte und ein bisschen mit ihnen quatschte.


    So langsam füllte sich der Raum mit Menschen in exotischer römischer Gewandung, die sich Stück für Stück als Senatoren, hohe Amststräger und weiß Gott noch alles erwiesen. Sie benahmen sich zwar nicht sonderlich anders als der Adel seiner Heimatstadt, aber irgendwie schienen sie ihm, den Spross hebräischer Emporkömmlinge, doch eine Liga zu weit oben zu spielen.
    Am liebsten wünschte er, er wäre gar nicht hier. Was, wenn Fuscus ihn herbeirufen würde, um ihn vorzustellen? Nicht auszudenken, wie peinlich! Und hoffentlich nicht als sein Scriba! Vor den Großen des Reiches! Nicht auszudenken! Er würde vor Scham im Boden versinken.


    Bei den Gedanken kippte er den Met runter und ließ sich noch einmal einschenken.

    als theodorus die einladung sah, die aus irgendwelchen gründen zwischen die zahllosen papyri auf seinem schreibtisch gerutscht war, musste er sich schon sehr wundern...


    also, irgendwas ist da falsch gelaufen mit dem briefeschicken. man schreibt doch nicht für teuer geld einladungen an die eigene adresse...



    Sim-Off:

    -.^

    da fuscus ihn ausdrücklich eingeladen hatte, ließ theodorus es sich nicht nehmen, von seiner arbeit abstand zu nehmen und beim fest vorbei zu schauen.


    das, was er hier sah, beschämte ihn allerdings zutiefst. die einzigen, die er hier kannte waren fuscus, der aber mit seinen gästen beschäftigt war und bjarne, dieser dämliche und unfreundliche sklave, dessen arroganz der eines pharaos in nichts nachstand. alle anderen schienen reiche und wichtige leute der stadt zu sein. in alexandria hatte er sich auch nie wohl gefühlt im kreise der vornehmen gesellschaft, aber dort genoss er als sohn des alabarchen und mitgliedes des museions eine gewisse bekanntschaft. hier kannte er kein schwein.
    mit roten backen druckste er sich am rande der empfangsgesellschaft entlang, so dass man nicht sagen konnte, ob er gast oder diener war und nahm ab und an schüchtern einen happen in den mund, nur um seine vor nervösität zappelnden finger zu überspielen.

    der scriba schaute den quästor verdutzt an. vielleicht lag es daran, dass sein gehirn noch vollkommen umnebelt war von der gerade erlittenen ehrkränkung in ostia, vielleicht auch daran, dass dieser zustand bei theodorus außerhalb der bibliotheksmauern normalität war, aber irgendwie verstand er fuscus heute nicht.


    fragend blickte er ihn an und wartete, dass dieser konkreter wurde...

    jetzt schaute der scriba befremdet. war fuscus etwa ein bisschen schwer von begriff?


    "lieber fuscus, nehmt mal an, ihr ständet vor jemandem, der euch immerzu nur auslacht und verspottet, bei jedem wort, das er sagt, würdet ihr einen solchen menschen wichtige geschäftliche dinge anvertrauen?"


    er hoffte, dass dies antwort genug war.


    Sim-Off:

    im übrigen hängen bjarne und ich schon seit tagen in der taberna rum und niemand interessiert sich für uns. vielleicht wäre es klug, den met wisim schon mal zu besorgen.

    theodorus schaute fuscus mit sarkastischem blick an.


    "so ungefähr, mein lieber! ich rate euch: kauft nie wieder beim tylusier, die sind ja sowas von frech und unverschämt, das glaubst du nicht! als ich, der dies nur aus reinen gründen der höflichkeit tat, mit ihnen das feilschen begann, verspotteten sie mich aufs tiefste! mit jedem angebot, das ich machte, trieb dieser gottverdammte araberarsch den preis ordentlich in die höhe und verspottete mich! selten wurde meine ehre deratig mit füßen getreten! nur durch meine überragende redegewandtheit habe ich ihn wenigstens auf den ursprungspreis zurück befördern können. und ich bin mir sicher, dass die gewürze verschnitten sind! über euren posten und über eure person haben sie sich auch noch lustig gemacht, diese kameltreiber, diese elendigen!"

    einige tage, nachdem theodorus und sein chef sich verabschiedet haben, kehrte theodorus zurück um dem quästor seine aufwartung zu machen.


    "iasos, fuscus! ich komm von den tylusiern zurück, aber ich fürchte, mein besuch dort war nicht gerade ein durchschlagender erfolg..."


    wahrlich, diese verschlagenen arabischen wüstenbarbaren hatten ihn ganz schön hergelassen...

    theodorus hieß den angestellten, die säcke mit nach draußen zu nehmen und zahlte den preis. auf weitere nachforschungen bezüglich seines anderen auftrages beschloss er, vorläufig zu verzichten.


    wenige zeit später stand er auf der straße vor dem consulat mit einer kiste verschiedener gewürze, die er auf den wagen lud. als sie losfuhren, begutachtete theodorus die gewürze. bestimmt waren sie gestreckt!


    Sim-Off:

    der handel wird wisim mit manius matinius fuscus abgewickelt. ich sag ihn bescheid ;)

    Sim-Off:

    bin eigentlich erst ir seit ca. zwei wochen in rom. :P


    diese tylusischen gauner, diese strauchdiebe, diese arabischen! man sollte deren kleines königreich einfach abfackeln und das monopol für den orienthandel zuverlässigeren leuten geben, etwa griechen oder hebräern!
    lügen und geschäfte machen, das ist alles, was sie können! in alexandria immer den freundlichen machen und sich hier aufführen wie jahwe persönlich! bastarde, widerwärtige!


    schimpfte theodorus in sich hinein, als er auf den arroganten und überheblichen gesichtsausdruck des botschafters guckte.


    "also gut, lasst uns geschäfte machen. 3,80 der sack!"


    ... das mit den gewürzgucken war ja nicht einmal böse gemeint. er wollte doch nur einmal wieder in den genuss des geruches von zimt und kardamon kommen, der ihn immer an seine lange nicht mehr gesehene heimat erinnerte...


    An:


    Gaius Prudentius Commodus, Col. A. Agr., GER, E.


    Salve,


    Falls du nicht die Möglichkeit haben solltest, zu meinem Convivium in Rom zu erscheinen, will ich dir hiermit die freudige Kunde mitteilen, dass ich bei den Magistratswahlen in Rom zum Quästor Principis ernannt wurde. Des weiteren schöne Grüße, ich hoffe es geht dir und den deinen gut. Hast du dich bereits entschieden wegen des Procuratos Aquarum?
    Mit dem besten Wünschen und Grüßen,


    Vale,


    Dein Manius Matinius Fuscus


    (i.A., Theodorus Iosephus, Scriba Personalis)



    Sim-Off:

    zahlt auch fuscus. wären dann insgesamt 280.

    Vollbepackt mit Briefen erreichte Theodorus die Postannahme des Cursus udn gab einen Brief nach den anderen ab.


    Die Empfänger des Briefes im Einzelnen waren:


    Publius Matinius Agrippa, Tarraco, HIS;


    Camillus Matinius Plautius, Mantua, ITA;


    Matinia Sabina, Roma, ITA;


    Publius Matinius Agrippa Minor, Tarraco, HIS;


    Tiberius Prudentius Balbus, Roma, ITA;


    Gaius Prudentius Commodus, Col. A. Agrip, GER, E.;


    Lucius Aelius Quarto mit Gemahlin, Roma, ITA;


    Marcus Vincius Hungaricus mit Gemahlin, Roma, ITA;


    Gaius Sergius Curio, Roma, ITA;


    Marcus Vincius Lucianus, Roma, ITA;


    Gaius Decimus Maior, Roma, ITA;


    Lucius Oktavius Detrius, Roma, ITA;


    Lucius Claudius Marcellus, Roma, ITA;


    Titus Petronius Varius, Roma, ITA;

    Marius Pompeius Trimalchio, Roma, ITA;


    Valentin Duccius Germanicus, Mogontiacum, GER, E.;


    Ancius Duccius Munatianus, Mogontiacum, GER, E.;


    Aulus Duccius Maximus, Mogontiacum, GER, E.;


    Duccia Clara, Mogontiacum, GER, E.;


    Duccia Venusia, Mogontiacum, GER, E.;


    Duccia Verina, Mogontiacum, GER, E.;


    Sextus Duccius Parfur, Mogontiacum, GER; E.;

    Decimus Artorius Corvinus, Misenium, ITA;


    Iulia Helena, Ostia, ITA;


    Marcus Aurelius Corvinus, Mantua, ITA;


    Gaius Caecilius Crassus, Roma, ITA;


    Manius Flavius Gracchus, Roma, ITA;


    Sim-Off:


    so, das wären dann


    20 Briefe
    8 Eilbriefe


    20 X 5 = 100
    8 X 20 = 160
    Insgesamt 260 sest, wenn ich mich nicht verrechnet habe.


    fuscus bezahlt. ich werde ihn noch darauf hinweisen.



    Persönliche Einladung des Quaestor Principis Manius Matinius Fuscus:


    !!!EINLADUNG!!!


    ANTE DIEM VIII ID DEC DCCCLVI A.U.C. (6.12.2006/103 n.Chr.)
    Wird anlässlich der Amtseinweihung unseres geschätzten
    MANIUS MATINIUS FUSCUS zum Quästor Principis sowie aus vielen anderen guten Gründen in der
    CASA MATINIA in
    ROMA
    Ein feuchtfröhliches und überaus erquickliches
    CONVIVIUM
    Abgehalten!


    Für SPEISE und TRANK, UNTERHALTUNG und allerlei KURZWEILIGKEITEN wird reichlich gesorgt sein!


    Wir würden uns überaus freuen, wenn Ihr an diesem einzigartigen Vergnügen der Superlative teilhaben würdet!


    Die Mitnahme der wehrten Gemahlinnen ist gegebenenfalls natürlich erwünscht!


    Sollte ein Erscheinen nicht möglich sein, wird um Absage gebeten!


    I.A.


    Theodorus Iosephus
    Scriba des Quästor Principis Manius Matinius Fuscus



    Sim-Off:

    ich poste jetzt das erste mal hier. stimmt soweit alles?

    nochmal "erstens-fünftens" :D


    erstens: abstrakt im sinne einer gottheit, ist, wenn die gottheit von einer unmittelbar mit einem kommunizieren erscheinung zu einem imago wird. aber wie gesagt, nur ein kleiner brocken arroganz von mir. bitte dies zu verzeihen ;)


    zweitens: die griechische philosophie entstand als eindeutiger affront gegen die tradierten götterbilder und mythen. man suchte halt nach neuen welterklärungsmodellen, wo die abstrakten götter versagten :]. eine ürbrigens geschichtlich sehr einmalige entwicklung. ich finde es bis heute schade, dass dann wieder zur religion zurückgefunden würde. ich glaube, wir wären sonst viel weiter. (die heutigen naturwissenschaften haben zumindest wieder an das antike modell angeknüpft, die philosophie ist leider bis heute größtenteil in der religiösen phase steckengeblieben.)


    drittens: ich wollte die griechen nicht verallgemeinert als animisten darstellen. im gegenteil. ich finde sie sind äußerst unanimistisch, z.b. wegen ihrer abstrakten götter *kicher*


    viertens: griechische theorien haben zwar aus rückbesinnung unsere kultur ziemlich beeinflusst, aber man muss dabei immer berücksichtigen, dass die späteren generationen die griechen oft als spiegel der eigenen zeit sahen (meistens als ideal) und somit das griechenbild sehr verfälschten. ein typisches beispiel der "invention of tradition" übrigens. gerade die historiker und philologen der neuzeit haben da sehr viel forschung kaputt gemacht.


    fünftens: lass doch einem alten dekonstruktivisten seinen spass. :)


    wir sehen uns in alexandria.

    erstens: animismus ist nicht primitiv. animistische religionen haben sich in vielen orten der welt auch in hochkulturen gehalten (z.b. volkshinduismus, japanischer shinto) und leben in vielen kulturen mit abstrakteren götterbildern fort (z.b. lama-buddhismus, taoismus, orthodoxe und katholische kirche)


    zweitens: animistische glaubenssysteme sind eigentlich immer höchst differenziert und basieren auf einer unzahl von abstrakten und komplizierten denkmodellen. rede mal z.b. mit einen baumschamanen aus peru. jeder mathemathiker würde vor neid erblassen.


    drittens: die griechen waren irgendwann in ihrer geschichte sehr wohl animisten. es gibt eigentlich keine religion, die keine animistischen wurzeln hat (außer, zumindest nach der derzeit am häufigsten rezitierten religionsethnologischen theorie, bei völkern, die keine metalle bearbeiten, weil diese keine materielle basis für die interaktion mit und formung von göttlichen launen haben). nur entwickeln sich religionen, dank der guten alten zeit (obwohl zeit ein höchst religiös definierter begriff ist!) und gewissen materiellen voraussetzungen und veränderungen, irgendwann zum selbstläufer und neigen zur abstraktion. (was hoffentlich die abstraktions-frage klärt: ich wollte dich vorher nur dezent darauf hinweisen, dass du das wort falsch benutzt. spontaner anfall von arroganz meinerseits- sorry dafür! :)


    viertens: den griechen eine animistische vergangenheit abzusprechen, halte ich für ziemlich unfair. (in der tat ist die einzige theorie, die ich kenne, und die das behauptet, seinerzeit von einen gewissen alfred rosenberg ausgesprochen worden, nach dem die semitische urbevölkerung die griechen animistisch verdorben hätte- ein wissenschaftlich nicht unbedingt empfehlenswertes buch.)


    fünftens: ich hab doch selber widersprochen, dass die planeten der sitz der götter sind. hast du schon mal gesehen, dass jemand auf sich selbst sitzt? aber für einen gott ist das vielleicht möglich... ;)

    nein, nicht als sitz der götter, sondern als der gott selbst! dem widerspricht übrigens nicht, dass sich die götter nicht auch woanders aufhalten können.


    dass götter und planeten gleichgesetzt werden, ist ein gängiges schema in vielen verschiedenen kulturen, die römer und griechen machten dabei keine ausnahme. irgendwie muss man sich ja diese sich komisch bewegenden, orientierungstechnisch und für alle anderen rationalen zwecke vollkommen unbrauchbaren dingerchen am himmel erklären.
    da auch die griechen zu irgendeinen zeitpunkt ihrer geschichte animisten waren (auch bei ihnen hielten sich schamanistische bräuche wie z.b. das appollon-orakel in delphi), halte ich es für durchaus logisch, dass auch diese irgendwann die planeten als götter gesehen haben. auch der olympus war anfangs wohl eher ein heiliger berg als tatsächlicher stammsitz der götter.


    dass die griechen die planeten mit den gleichen namen wie die römer belegt haben, halte ich übrigens für ein gerücht. der griechische kronos wurde z.b. von den griechen selbst nie großartig geehrt, sondern ist wahrscheinlich überbleibsel eines vorindoeuropäischen glaubens. der sturz des kronos durch zeus soll ursprünglich wohl eher den sieg der indoeuropäischen einwanderer über die urbevölkerung darstellen.


    ansonsten: die griechischen götter waren abstrakter als die der römer. für die griechen waren die götter sehr menschenähnliche personen, während sie sich für die römer unmittelbar als irrationale naturphänomene manifestierten. die endgültige abstraktion der römischen götter nach griechischer art hat übrigens erst augustus im zuge seiner "rückbesinnung auf die alten sitten" eingeführt. (was ein typischer fall von "invention of tradition" ist, eine der historiographisch gesehen größten unverschämtheiten, die jemand an die nachwelt hinterlassen kann. leider sind immer wieder so viele auf diese blöde idee gekommen.)