Jetzt wird Theodorus die Sache klarer! Der Mann ist also ein Gesandter der Akademie! Warum hat er das nicht gleich gesagt! Denn zwar haben Akademie und Museion nicht unbedingt den besten Draht zueinander. Es gibt da einige Unstimmigkeiten bezüglich der Methoden zum Aufspüren und Gebrauchen des Logos, obwohl Elemente des Platonismus in letzter Zeit in einer eigenen, zugegebenermaßen recht sonderbaren Form auch im alexandrinischen Denken immer präsenter (und virulenter) werden. Aber man erkennt sich gegenseitig an, allein deswegen, um sich einen ernstzunehmenden intellektuellen Gegner zu halten, den man nach allen Regeln der Kunst zerfetzen kann, was viel mehr Spaß macht als ein schnöder Wettkampf im Staub des Gymnasions. Na, wie dem auch sei (und soviel zum Thema "die Zeiten der überheblichen Provokationen sind vorbei und kontraproduktiv"), zumindest erhellt sich Theodorus Miene schlagartig und freundlich weist er dem Melos einen Platz zum Hinsetzen.
"Na, setz dich doch erst mal und mach es dir bequem. Erfrischung gefällig?" Theodorus deutet auf ein Tablett mit einigen Bechern, einem Krug Wasser und der Weinkaraffe für Gäste - die mit dem mittelmäßigem Wein:
"Es ehrt mich sehr, dass die ehrenwerten und überaus geschätzten Kollegen aus dem Mutterland sich um die richtige Besetzung unseres bescheidenen Institutes sorgen. Bitte überbringe ihnen die herzlichsten Segenswünsche vom Museion und das Versprechen, sogleich zu schreiben, sobald ein neuer Epistates erwählt wurde.
Außerdem kannst du ihnen mitteilen, dass sie beruhigt sein sollen: Das Museion speist seinen Ruhm aus zwei Säulen: Der Archivierung und Verarbeitung der Gedanken und Schriften aller Völker vom Okeanos bis nach Taprobane und der Tradition und Aufrechterhaltung des hellenischen Denkens. Im Hinblick auf diese Ausrichtung ist es doch mehr als verständlich, dass sich Gelehrte auch nach Rom begeben, einerseits um mehr Wissen über dieses Volk und seine Errungenschaften zu sammeln, anderseits um ihnen im Interesse aller Hellenen die Früchte der Kultur zu lehren."
Wie der Kaiser auf die Idee kommen konnte, einst so einen Totalausfall wie Tychaios zum Epistates zu ernennen, kann sich Theodorus ohnehin nicht erklären. Wahrscheinlich war es noch der Tyrann Nerva, nachdem er alle Philosophen und somit potentiell fähigen Berater aus Rom verbannt hatte.
"Sag, welcher Schule gehörst du noch einmal genau an?" Theodorus kann sich beim besten Willen nicht erinnern, wieviele "Akademien" es derzeit in Athen gibt, geschweige dem, wie die Leiter heißen. Ein sicherlich sehr unerfreulicher Misstand, seit die beiden großen, die Neue und die des Antiochos zerstört wurden.
Sim-Off:Mach dir mal ein WISIM-KOnto, dann gibts was Feines