Beiträge von Flavia Epicharis

    Epicharis kicherte undamenhaft und zwinkerte Brutus zu. "Das hast du lieb gesagt", meinte sie und spielte unbewusst mit der Topaskette, die sich um ihren Hals schmiegte. Die belehrenden Worte des Jungen ließen sie etwas bedauerlich dreinschauen, und sie setzte an, ihrem Halbbruder etwas zu erklären. "Lucius, auch ein Legionär kann Wünsche und eine Geliebte haben. Stell dir nur mal vor, wie entsetzlich es für das Mädchen ist, das von den Kameraden ihres Geliebten erfahren muss, dass er...naja, von einem thrakischen Pferd zerkaut wurde." Waren die Worte anfangs noch betrüblich gewesen, musste sie doch schmunzeln, als sie an den zerkauten Soldaten denken musste. Dennoch erinnerte sie die eben grob geschilderte Situation durchaus an ihre eigene, und sie hoffte, dass Aristides nie, niemals fallen und man ihr keine solche Nachricht überbringen würde.


    Erschrocken sah sie den Jungen als, als er plötzlich rasend schnell aufsprang und anschließend zusammenfuhr. Was er sagte, quittierte Epicharis zuerst mit einem verständigen Nicken, denn immerhin hatte sie Ofella bereits kennengelernt, und dann hob sie die rechte Hand an ihr Herz, formte sie zu einer Faust, damit es einem militärischem Gruß ähnelte, und dann sagte sie in feierlichem Tonfall: "Ich schwöre beim Stein des Iuppiter, dass ich deiner Mutter nichts erzählen werde." Kaum war's gesagt, erhob sich auch Epicharis und streckte die Hand nach der Lucius' aus. "Dann komm, gehen wir! Lass uns hinten hinaus gehen und dann durch den Garten zu den Stallungen, dann sieht uns niemand. Und beißen werde ich dich auf keinen Fall, ich bin ja keine Schlange oder ein wütender Hund", erklärte sie ihm und wartete, dass er sie an der Hand ergreifen und mit ihr mitkommen würde. "Diese Viola war bestimmt ein böses Mädchen, oder? War sie denn genauso alt wie du?" fragte sie Lucius beim Verlassen des Raumes.

    Zitat

    Original von Marcus Aelius Callidus


    Epicharis erwiderte die Worte des Rectors mit einem Lächeln. "Das wäre wunderbar, vielen Dank. Die Grundkenntnisse sollte jeder pflichtbewusste Bürger sich schon in der Kindheit einverleibt haben. Ich glaube daher nicht, dass ich großr Schwierigkeiten haben werde, aber zur Sicherheit werde ich mich noch in der scholaeigenen Bibliothek umsehen, wenn ich darf", gab sie zurück und sah den Aelier fragend an. Ihres Wissens nach war die Bibliothek zwar der Allgemeinheit zugänglich, aber sie wusste auch nicht, wo der Lesesaal sich befand und an wen sie sich wenden sollte wegen spezifischer Literatur, also war es sicher das Beste, die Sache so anzugehen, dachte sie bei sich.



    Sim-Off:

    Wird die Bibliothek denn noch aktiv von "echten" IDs bespielt, jetzt wo Theodoros fort ist? :)

    "Ich danke dir herzlich für deine guten Wünsche, Aelius, und teile sie natürlich", erwiderte Epicharis und lächelte flüchtig ob der aufmunternden Worte, die ihre Wirkung nicht verfehlten. Dass Quarto ebenfalls als Beraterstabsmitglied des Kaisers gen Parthien gezogen war, wusste die Claudierin nicht, sonst hätte sie gewiss etwas entsprechend Aufmunterndes erwidert. "Fünfhundert Sesterzen? Das sollte sich machen lassen, ich werde meinen Vater darum bitten", erwiderte Epicharis und nickte einmal bestimmt. "Wird mir ein Termin mitgeteilt werden oder...gibt es vielleicht feste Termine, zu denen man sich zur Prüfung hier einfinden sollte?" fragte sie. Epicharis dachte nach und fügte hinzu: "Und welches Lehrmaterial eignet sich am besten zur Vorbereitung auf die Prüfung? Reichen die Grundkenntnisse, die man sich während der erzieherischen Maßnahmen aneignet?" Fragen über Fragen, aber unvorbereitet wollte sie nun nicht in diese Prüfung hineingehen.

    "Sehr gern, Aquilius", erwiderte Epicharis und lächelte erfreut. "So wird es doch noch ein glücklicher Tag, auch wenn unser Aufeinandertreffen auch im wahrsten Sinne eines war." Sie erinnerte sich schmunzelnd daran, wie Aquilius vor einer Weile in Gedanken versunken in sie hineingelaufen war. Während sie einherschritten, betrachtete sie das Profil des Marspriesters von der Seite her. Ein Ferkelchen schien ihm also überdimensioniert? Epicharis runzelte die Stirn. "Aquilius, ich möchte sicherlich nicht dein Wissen untergraben oder dein Urteilsvermögen, aber kann ein Opfer wirklich unverhältnismäßig sein, wenn es um den Schutz geht, den Mars einem Soldaten gewähren möchte? Ein Soldat setzt sich einer viel größeren Gefahr aus als ein Priester oder vielleicht ein Politiker. Ich möchte wirklich die Gewissheit haben, alles getan zu haben und nicht geizig gewesen zu sein, was Aristides' Leben betrifft, weißt du?" sprach Epicharis und lächelte Aquilius an. Hier sprach nun auch die Zuneigung aus ihr, welche sie für den Verwandten des Aquilius empfand, das konnte sie nicht vermeiden und wollte es auch gar nicht. Immerhin war es ohnehin sehr selten, dass man schon vor der Hochzeit etwas für den Ehepartner empfand. Gespannt wartete sie darauf, was er entgegen würde.


    Dass sie bisweilen eine blühende Fantasie hatte, wusste Epicharis selbst nur zu gut. Nicht wenige hatten ihr das bereits bestätigt. Sie lachte und winkte träge ab. "Du würdest dich wundern, welche Dinge zuweilen in meinem Kopf herumspuken... Den Geleitschutz kannst du dir übrigens ersparen, ich kann doch nicht meinen neu gewonnen Freund gleich wieder loswerden. Wie würde das denn aussehen?" Schmunzelnd schüttelte sie den Kopf. "Vorerst werde ich mich damit begnügen, es dir so schwer als möglich zu machen, was die Wahl eines Lokals anbelangt." Epicharis zwinkerte ihm zu und klärte ihren Scherz auf: "Nein nein, nur keine Angst, ich bin nicht so wählerisch und esse beinahe alles. Da du mich aber eingeladen hast, würde ich gern ganz deinem erlesenen Geschmack vertrauen und mich überraschen lassen, wohin du mich führst. Ich hoffe, das ist auch in deinem Sinne?" Zwei dunkelbraune Augen sahen fragend in jene des Aquilius hoch.

    Epicharis nickte nur azf die Worte das Opfer betreffend hin. Sie war sich sicher, dass Aquilius ihr zur Seite stehen würde. Er war ihr sympathisch und schien ihr darüber hinaus äußerst pflichtbewusst. Das Thema nicht weiter vertiefend, hing sie gespannt an den Lippen ihres Vaters, als dieser von Ägypten sprach und was er ihr für einen Auftrag dorthin mitgeben könnte. Forschungsergebnisse! Das klang spannend, auch wenn es nur irgendein Baumaterial betraf. Epicharis rutschte auf ihrem Stuhl ganz nach vorn und legte die Hände nebeneinander auf die Tischplatte des Schreibtisches. Gebannt sog sie jedes Wort auf und versicherte natürlich sogleich, dass sie dieser Aufgabe würdig war. "Aber Vater", sagte sie mit Nachdruck. "Habe ich jemals mehr Geld ausgegeben als nötig gewesen wäre, wenn du es nicht erlaubt hast? Bedeutet die Tatsache, Streit zu vermeiden und Konflikte anderweitig zu lösen, nicht diplomatisches Geschick? Und ist dies hier gerade nicht der beste Beweis für eine Verhandlung?" Sie schmunzelte und schüttelte den Kopf. "Ich würde so gern beweisen, dass selbst eine Frau in solchen Dingen erfolg haben kann. Das heißt, wenn du es gestattest", fuhr sie schnell fort, und hängte nahtlos einen weiteren, wichtigen Punkt an: "Und um meine Sicherheit können sich Nordwin und ein paar andere Sklaven bemühen. Man könnte natürlich auch ein paar Veterane oder Söldner anheuern..." In Gedanken befand sich Epicharis bereits auf dem Meer und reiste gen Alexandrien.


    Zwei Wimpernschläge später hatte Epicharis die Hand ihres Vaters ergriffen und sah ihn ebenso eindringlich wie liebevoll an. "Ich bitte dich selten um etwas, Vater. Lass mich dir zeigen, dass ich einer solchen Aufgabe gewachsen bin", sagte sie und sah ihm in die Augen. Natürlich stand es ihm frei, nicht nur Sklaven und altgediente Soldaten mitzusenden, sondern beispielsweise auch Claudius Severus, aber Epicharis sagte nichts weiter dazu. Sie kannte Severus ja auch kaum, was daran lag, dass er sich eigentlich gar nicht in die Familie einbrachte, leider.

    Myrtilus schien ganz in ein Gespräch mit seinem schwarzhäutigen Sklaven vertieft zu sein, denn er antwortete Epicharis nicht oder zumindest nicht gleich. Allerdings kam Deandra nur wenige Augenblicke später heran. Kaum dass sie neben Epicharis stand, fasste die Claudierin ihre ältere Schwester an der Hand und drückte sie herzlich. Sie war sehr froh, dass Deandra heil wieder aus Germanien zurückgekommen war. Nur leider war sie gestern zu müde gewesen, um alles haarklein zu erzählen, und da Epicharis heute den ganzen Vormittag im Domus der Acta Diurna zugebracht hatte, war einfach noch keine Gelegenheit gewesen, sich auszutauschen.


    Epicharis folgte bei Deandras leisen Worten deren Blick und flüsterte zurück: "Nein, kein Streit. Vater ist leicht überlastet wegen dieser Chroniksache, und seitdem Ofella hier ist, ist er wie ausgewechselt. So kenne ich ihn gar nicht. Ahja, und das ist Tiberius Severus, einer von Galeos Söhnen. Ist noch nicht lang hier in Rom." Sie stockte, als Ofella das Atrium betrat und wieder einmal den Gerüchten unter den Sklaven alle Ehre machte. Epicharis musste sich zusammenreißen, um nicht mit den Augen zu rollen, als sie Deandra als Klientin bezeichnete. Wie eine Patrizierin sah sie ja nun nicht gerade aus. "Das ist meine Schwester. Vater hat Deandra adoptiert - hat er dir das etwa nicht gesagt?" informierte Epicharis Ofella ganz unschuldig und lächelte dabei zuckersüß. Anschließend tauschte sie einen kurzen Blick mit Deandra aus und betrachtete dann verwundert erst Vesuvianus, der nun wieder Menecrates hieß. Ihr Halbbruder sorgte daraufhin wieder für einen Lacher, und Epicharis kicherte losgelöst.

    Auf die Frage, ob sie lesen dürfe, ging Epicharis gar nicht weiter ein, denn natürlich durfte sie, immerhin war sie ihre Leibsklavin und genoss nicht nur deswegen einen Sonderstatus bei der Claudierin. "In Eile, ja, das war er sicherlich. Immerhin hat er als Offizier sicherlich eine Menge Leute herumzukommandieren, nicht?" sagte sie und nickte kategorisch. Aristides war ein wichtiger Mann in der Legion, befand Epicharis. Und natürlich war er für sie der wichtigste Mann bei der Truppe, nachdem ihr Vater sich der Politik zugewandt hatte.


    Kassandras Versuch der Beruhigung verlief wie von der zierlichen Sklavin beabsichtigt, und Epicharis wurde nachdenklicher. Eine kleine Poststation...ob eine solche Einrichtung in Antiocheia wohl genauso aussah wie hier in Rom? Epicharis schmunzelte über sich selbst. Vermutlich waren nicht nur die Menschen vielschichtiger, sondern auch die Gebäude und überhaupt alles. Wenn Aristides erst siegreich heimkehrte, würde sie ihm regelrechte Löcher in den Bauch fragen, das konnte sie bereits jetzt mit Bestimmtheit sagen. "Hm...Ich werde die Antwort hier verfassen", erwiderte sie auf Kassandras Frage hin und nickte bestätigend. Aufgeregt klatschte sie in die Hände. "Ägypten, freilich werde ich ihm davon berichten! Und ich werde ihn fragen, ob die Schlacht schon begonnen hat oder ob sich die Legion noch auf dem Vormarsch befinden. Und ob es ihm gut geht und er nicht ständig nur Puls essen muss..." Epicharis lachte kurz auf und zwinkerte Kassandra zu. "Geschwind, hol das Schreibzeug, ich kann es kaum mehr erwarten, meine Gedanken zu Papier zu bringen!"

    Zwar hatte Epicharis gerade im Sessel sitzend etwas gedöst, als Kassandra regelrecht hereinpolterte, aber als sie gerade verwundert fragen wollte, was der Grund für die ganze Aufregung war, sah sie das Pergament, mit welchem Kassandra herumwedelte. So wurde die fragende Miene von einer verblüfften abgelöst, und statt einer Frage kam nur ein erstauntes "Oh", über die Lippen der Claudierin und Epicharis' Blick war festgeheftet auf dem Brief, den Kassandra ihr auch bald endlich reichte.


    Epicharis brach das Siegel, ihre Hände zitterten, die Finge flogen nur so. "Iek!" kreischte sie dann halblaut. "Er ist von ihm!" hauchte sie ihrer Sklavin entgegen, als sie Aristides' Namen erkannte. Was ihr sogleich auffiel, war, dass die Schrift eine andere war, irgendwie unsauberer. Aber zugleich passte sie auch viel besser zu dem Mann, der beim Orakel sich selbst die Prophezeihung leise vorgelesen hatte. Atemlos huschten Epicharis' Augen hin und her und verschlagen Zeile um Zeile. Als sie durch war, seufzte sie langgezogen und las das Schriftstück erneut, aber diesmal langsamer und genüsslicher. Schließlich ließ sie den Brief sinken. Es wäre nun ein Leichtes für Kassandra, ihn Epicharis abzunehmen und selbst zu lesen, was sie selbstverständlich tun durfte als Leibsklavin und eine Art Freundin, die sie geworden war.


    "Antiocheia... Da ist er also heil am Orontes angekommen...Mercurius sei Dank", murmelte Epicharis. Ob die Schlacht gegen die Parther wohl genauso pompös und geschichtsträchtig werden würde wie jene, die der ägyptische Pharao Ramses II. geführt hatte, die Schlacht um Kadesh? Erneut seufzte Epicharis langgezogen. "Ich vermisse ihn", klagte sie. "Und er hat gar nicht geschrieben, was er zu dem Geschenk sagt....oder was er mit meiner Palla anstellt....oder wann sie auf den Feind treffen...oder -" Epicharis setzte sich erschrocken auf. "Hoffentlich muss er nicht in vorderster Front kämpfen! Ich muss ihn gleich fragen!"

    Epicharis hatte ihren Webstuhl verwaist stehen gelassen und war verwundert der durch Fiona übermittelten Anweisung gefolgt, sich ins Atrium zu begeben. Anscheinend hatte ihr Vater eine wichtige Mitteilung zu machen, die nicht nur die Familie betraf, denn sonst hätte er sie wohl beim Abendessen gemacht und nicht im Atrium, wo sie neben den claudischen Sklaven auch beinahe alle Familienmitglieder antraf, sowie einige Klienten und Freunde der Familie. Verwundert gesellte sie sich zu Myrtilus. "Weißt du, was los ist?" fragte sie den alten Mann im Flüsterton. Da entdeckte sie Kassandra und lächelte ihr zu. Seit ihrem gemeinsamen Ravennaaufenthalt war die Griechin noch viel mehr als eine Freundin für Epicharis geworden.

    Epicharis konnte nicht anders, sie musste lachen, und es klang hell wie das Lachen einer Nymphe. Dennoch musste sie Lucius' Vermutung verneinen. "Nein, eine Nymphe bin ich nicht, leider. Findest du mich denn so hübsch, dass du eine Nymphe in mir siehst?" neckte sie den Kleinen und stellte weiterhin Soldatenmännchen um Soldatenmännchen auf, zumindest, bis ein eben aufgestelltes Figürlein plötzlich gefressen wurde. "Nein, wie schrecklich!" rief sie theatralisch aus und klatschte in die Hände. "Und nun? Meinst du, er lebt noch im Bauch des Pferdes?" fragte sie ihn, zwinkerte und deutete auf den Pegasus. Über seine Puppenbemerkung musste sie schmunzeln. "Na, für Puppen bin ich natürlich zu alt, und du hast Recht, reiten kann ich auch nicht weil sich das nicht gehört. Aber du, du könntest ganz sicher schon ganz allein auf einem Pferd sitzen. Was meinst du, wollen wir die Soldaten hier stehen lassen und einmal in den Stall gehen? Uwanga kann uns doch begleiten und aufpassen, dass du nicht runterfällst."


    Epicharis betrachtete, wie er kleine Junge mit seinem Pferd hantierte und sagte sich, dass es ja eigentlich doch nicht so schlimm war, einen Bruder zu haben. Auch, wenn er nicht glauben wollte, dass er eine große Schwester hatte. Epicharis überlegte, wie sollte sie ihm am Besten erklären, dass sie Halbgeschwister waren, wenn Ofella es augenscheinlich noch nicht getan hatte? In Gedanken nagte sie leicht an ihrer Unterlippe, ehe sie eine Idee hatte. "Lucius? Du kennst doch bestimmt die Geschichte von Putella, der Plebejerin, die zu einer Sklavin wurde und zu der alle böse waren, die aber hinterher den Sohn des Kaisers geheiratet hat, oder?" Diese Geschichte kannte natürlich jeder römischstämmige Sklave, es war etwas wie eine Freiheitsillusion, denen sich die Unfreien hingeben konnten in langen Stunden des Alleinseins.


    "Nun", fuhr Epicharis mit angenehm erzählender Geschichtenstimme fort. "Putellas schlimmste Widersacherin war die neue Frau ihres Vaters, also Putellas Stiefmutter. Deine Mama ist die neue Frau meines Vaters, und mein Vater ist auch dein Vater. Meine Mama ist nämlich schon im Elysium, weißt du... Also ist deine Mutter meine Stiefmutter, und dass wir den gleichen Vater haben, bedeutet, dass wir Geschwister sind. Natürlich", fügte Epicharis schnell hinzu, "ist deine Mama nicht böse zu mir oder behandelt mich schlecht!" Abgesehen davon, dass sie dann und wann schrecklich nervig sein konnte, natürlich. Epicharis hatte dein Eindruck, dass die Geschichte den Jungen verschrecken könnte. Angespannt und aufmerksam beobachtete sie Brutus, der betonte, dass Ofella nur seine Mutter war. Epicharis sah betroffen drein. "Ich will dir deine Mama auch gar nicht wegnehmen. Ich wollte dir nur erklären..." verwirrt hielt sie inne und seufzte dann. Willkürlich einen anderen Gesichtsausdruck aufsetzend, fuhr sie fort: "Vielleicht können wir ja öfter zusammen spielen, was meinst du? Das heißt...wenn du mich nicht auch doof findest, weil du ja Mädchen doof findest und ich eins bin."

    Epicharis nickte nochmals bestätigend. Sie hätte sich auch nicht vorstellen können, zwischen all den Männern zu sitzen und sich Notizen zu machen. Nein, es war durchaus gut gewesen, einen Sklaven zu entsenden, auch, wenn sie das nächste Mal nicht unbedingt Nordwin schicken sollte. Er sprach zwar flüssig Latein, doch mit dem Schreiben haperte es bedauerlicherweise erheblich. Etwas erstaunte es sie doch, dass Callidus mehr mit den Probationes zu tun haben schien als nur die Gewährung eines Ortes für die Prüfungsabnahme, andererseits war es nur logisch, dass der Kopf der Schule über alles Bescheid wusste, was in diesen alten Gemäuern vor sich ging. Als er sie fragte, ob sie die Prüfung als Priesterinnenanwärter abzulegen gedachte, schüttelte sie den Kopf. "Nein, es ist vielmehr eine Weiterbildungsmaßnahme. Ich glaube auch nicht, dass die Prüfung mir allzu schwer fallen wird", erwiderte sie und hatte damit vermutlich sogar Recht, denn war es nicht Teil einer guten Erziehung, dass man über religiöse Dinge mehr als gut Bescheid wusste? "Zudem brauche ich Ablenkung, denn mein Verlobter ist Soldat und an der Seite des Kaisers in den Krieg gezogen", gestand sie. "Etwas Zerstreuung wird mir gewiss gut tun. Aber, lieber Aelius, sage mir doch bitte, wie diese Prüfung von statten gehen wird."

    Sim-Off:

    Stimmt, das wars, danke! Und dann hab ich es zeitlich nicht mal geschafft, mitzumachen. :(


    Die Claudierin folgte der freundlichen Aufforderung des Rectors nur zu gern und setzte sich auf den ihr zugewiesenen Platz. "Ja, das bin wohl ich", entgegnete sie und musste lachen. "Es ist nicht unbedingt so redlich, wenn eine einzige Frau unter vielen Männern in einem Cursus über Rhetorik sitzt, weißt du... Aber es schien mir durchaus eine sinnvolle Idee zu sein, einen Sklaven zu schicken, auch wenn ich die Prüfung nicht mitgemacht habe. Deine Ausführungen waren bedauerlicherweise etwas schwer zu verstehen, was aber ganz gewiss mehr an den mangelhaften Rechtschreibkenntnissen liegt als an der Schwere des Themas oder gar deiner Formulierung", erwiderte sie und lächelte. "Nun ja, wie es der beabsichtigte Zufall will, bin ich auch heute wieder hier, um wegen eines Cursus anzufragen. Ich bin mir nur nicht sicher, ob du da der richtige Ansprechpartner bist - es geht um die Probatio Rerum Sacrorum. Man sagte mir, sie würde in der Schola abgehalten werden?"

    Wie für viele Damen aus allen Kreisen der Stadt und des römischen Umlands, so war es auch für Epicharis dann und wann notwendig, sich neu einzukleiden oder zumindest ihrer Sammlung, die ausgereicht hätte, um zwei Plebejerinnen ein halbes Jahr lang einzukleiden, ein paar erlesene Stücke hinzuzufügen. So hatte sie sich mit einem ganzen Stall voller (Trage-)Sklaven aufgemacht und hatte nacheinander die Läden abgeklappert, in denen sie durchaus öfter einkaufte. Die Besitzer oder Pächter kannten ihren Namen bereits und wussten, dass der Besuch einer Claudierin ihnen einiges an Geld einbringen konnte- sofern Höflichkeit, Zuvorkommenheit und natürlich die Verkaufsstrategie stimmte. Zur Feier des Tages hatte sie sogar Ofella am Hals, beziehungsweise hatte sich ihre Stiefmutter selbst eingeladen, sie zu begleiten. Epicharis hatte ihr natürlich versichert, allein klarzukommen, aber man konnte Ofella eben nicht aufhalten, sie glich manchmal wirklich einer Naturgewalt, und so hatte sich Epicharis' Stiefmutter eingeladen, und so kam es, dass statt einer Herrin und 3 Sklaven nun 2 Herrinnen und 8 Sklaven unterwegs waren. Passanten wechselten ob dieser geballten Streitmacht freiwillig die Straßenseite oder wichen aus und Epicharis fühlte sich unwohl, weil Ofella sehr viel mehr Aufmerksamkeit erregte als Epicharis es allein getan hätte. Ständig schien sie stehen zu bleiben und etwas zu kritisieren, zumindest hörte es sich für die junge Frau so an. Zumindest hatte sie Ofella überreden können, sich gegen eine Sänfte entschieden, sonst wären sie wohl niemals bei Chanelix angekommen, dem "gallischen Germanen" mit den erlesensten Gütern des ganzen Reiches. Auf den Besuch in seinem geräumigen Laden freute sich Epicharis schon sehr, da konnte sie auch durchaus Ofella ertragen, die es ja im Grunde wohl nur gut meinte. Sie waren bereits im Laden, als noch jemand eintrat, was sicherlich keine Seltenheit war, Epicharis aber dennoch zum Aufschauen veranlasste. Immerhin lernte man in solch exquisiten Läden öfter jemanden kennen, der ebenfalls zu den gehobeneren Kreisen gehörte - oder aber nur ein Modeliebhaber war. Die Dame, die eintrat, kannte Epicharis allerdings nicht. Sekunden später war das Malheur auch bereits passiert und ein schwer bepackter Sklave der Claudier hatte die Eintretende rückwärtsgehend beinahe über den Haufen gerannt. Epicharis machte ein Geräusch des Erschreckend und eilte herbei. Den Sklaven schickte sie unwirsch nach draußen, wo er warten sollte. "Oh, Verzeihung, ist dir etwas passiert?"


    Sim-Off:

    Ich hoffe, wir dürfen? :)

    Epicharis schwieg, denn Aquilius' Worte hatten sie sehr nachdenklich gestimmt. Ob sie sich wirklich von Herzen liebten...konnte man das nach der kurzen Zeit, die sie sich überhaupt kannte, denn schon sagen? Etwas war da, zumindest seitens Epicharis, doch was Aristides fühlte, blieb ihr verborgen, wusste sie doch nicht, wie er sonst mit anderen Frauen umging, ob er nur sie so behandelte oder Verwandten wie Unbekannten ebenso herzlich gegenübertrat. Eine Nacht an der Seite der Geliebten... Nun, so eine war sie nicht. Sie konnte zwar auch nicht mit unabweichlicher Genauigkeit ihre eigene Zukunft vorhersagen, doch ihren Prinzipien würde sie wohl stets treu bleiben. Aquilius musste ihr nachdenkliches Gemüt sicher bemerken, doch um ihm keinen Anlass zu geben, das Thema noch zu vertiefen - sie hatte ja verstanden, was er damit anregen wollte - schenkte sie ihm ein kurzes Lächeln und richtete den Blick sodann wieder auf die Stufen, die sie hinabstiegen.


    Kaum bat er ihr seine Hilfe bei einem Opfer an, legte sie ihm die rechte Hand rasch auf den Unterarm und sagte: "Bitte, nenn mich einfach Epicharis, schließlich sind wir bald verwandt, und außerdem bist du mir sympathisch." Einen Augenaufschlag später war die Hand wieder fort und Epicharis und Aquilius auf dem Tempelvorplatz angekommen. "Ein gemeinsames Opfer käme mir sehr gelegen und wäre darüber hinaus noch eine sehr praktische Angelegenheit. Kekse und Küchlein können wir ja hier vor Ort erwerben, nicht? Dann lasse ich ein Ferkelchen besorgen, oder hättest du etwas anderes im Sinn?"


    Kurz darauf brachte er die Claudierin zum Lachen. Sie schüttelte fröhlich den Kopf und entgegnete: "Na gut, das geht ja gerade noch." Verschwörerisch sah sie sich um. "Nur gut, dass um diese Zeit auch alle anderen beim Essen sind und der Platz recht verwaist ist..da wird niemand die Leiche eines verhungerten Marspriesters bemerken und ich kann mich schnell aus dem Staub machen." Epicharis grinste verschmitzt, riss aber empört die Augen auf, als Aquilius sie auf witzige Art zum Essen verurteilte. Lachend hob sie den Zeigefinger, krümmte ihn und wackelte dann damit hin und her. "Flavius Aquilius, ich muss mich ja sehr wundern... Aber gut, du hast gewonnen, ich werde dich ohne Gegenwehr begleiten."

    Epicharis bedachte sowohl das böse Holzpferd als auch die umgefallenen Legionäre mit einem prüfenden Blick und musterte dann den Jungen erneut. Ihren Bruder. Die Vorstellung hatte immer noch etwas Abstraktes, doch ungeachtet dessen, war ihr Lucius sympathisch. Er schien die Liebe zur Legion von ihrem Vater geerbt zu haben. Epicharis kam noch etwas näher, ging wieder in die Hocke und streckte die Hand nach einem Gefallenen aus, betrachtete ihn eingehend und stellte ihn dann sorgfältig wieder auf. "Schau, ich habe gezaubert, nun lebt er wieder. Ich kann nämlich mit meinen Händen Soldaten gesund machen. Magst du mir helfen, dann können wir vielleicht zusammen spielen?" erklärte Epicharis und setzte sich nun neben Lucius auf den Boden. Ein Sklave reichte ihr ein Kissen an, und Epicharis setzte sich darauf, ehe sie begann, die Figuren wieder aufzustellen. "Weißt du, dass wir Geschwister sind, Lucius? Ich bin deine große Schwester, und du hast sogar noch eine, aber die ist weit weg, in Spanien. Kennst du Spanien, vielleicht aus einer Geschichte?" Epicharis deutete auf das Holzpferd. "Wie, sagtest du, ist sein Name? Pegasos? Leider ist er ja zu klein für dich zum Reiten. Hast du denn schon mal auf einem echten Pferd gesessen?"

    Einige Tage nach ihrer Ankunft aus Ravenna begab sich Epicharis in Begleitung zweier Sklaven zur Schola. Einer der Sklaven kannte den Weg zum Officium des Rectors, also mussten sie nicht lange suchen. Glücklicherweise war auch der Andrang eher gering, so dass sie gar nicht lange warten mussten. Nachdem eine pummelige Frau das Büro verlassen hatte, klopfte ein Sklave und trat ein. "Salve, meine Herrin, Claudia Epicharis", kündigte er ihr Eintreten zeitgleich mit selbigem an und verneigte sich höflich vor Callidus. Epicharis trat also ein und ging auf den Rector zu. "Salve, Aelius Callidus!" grüßte sie ihn. "Ich freue mich, dich einmal persönlich kennenzulernen, halb Rom kennt deinen Namen ja bereits."



    Sim-Off:

    Ich weiß gerade gar nicht, ob wir schon mal miteinander zu tun hatten...falls ja, muss ich editieren. :)

    Epicharis war wenig begeistert davon, dass sie nun einen kleinen Halbbruder haben sollte. Sie fand es nicht gerade optimal, dass ihr Vater ihr verschwiegen hatte, einen Sohn zu haben. Dennoch hatte sie diese Nachricht ohne einen Mucks aufgenommen und beschlossen, den Jungen erst kennenzulernen, ehe sie über ihn urteilte. In den Ecken der Villa wisperten die Sklaven von einem störrischen kleinen Biest, das nicht hörte und nur Scherereien verursachte. Epicharis ging also nicht ganz unvoreingenommen auf die Suche nach ihrem...Bruder. Wie seltsam sich das anhörte! Sie würde Prisca davon berichten müssen, unbedingt!


    Im Garten war der Kleine nicht. Auch im Atrium war er nicht zu sehen. Epicharis stoppte einen vorbeieilenden Sklaven und sandte ihn aus, ihren Bruder zu suchen. Letztendlich aber fand sie ihn selbst. Ohne bemerkt zu werden, stand sie eine Weile nur da und beobachtete ihn bei dem, was er tat. So biestig wirkte er gar nicht, befand sie. Schließlich gab sie sich einen Ruck und ging mit einem erwartungsvollen Lächeln auf ihn zu. Etwa anderthalb Meter entfernt verhielt sie den Schritt und ging in die Hocke. Sanft taxierten ihre braunen Augen den Knaben, ihren Bruder. Er hatte die gleiche Nase wie sie...oder? "Du musst Lucius sein", begann sie ein Gespräch. "Ich bin Epicharis. Was machst du denn da?" fragte sie interessiert und deutete auf die Utensilien, mit denen Lucius hantierte.

    "Oh, es ist gut, dass ich nicht mit ihm reise, obwohl ich es ohne zögern tun würde. Aber lenkt die Anwesenheit einer Frau und die Sorge um sie einen Mann nicht zu sehr ab? Nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass Marcus es gutheißen würde, mich mitzunehmen", erwiderte sie und schüttelte ansatzweise den Kopf. Und auch Epicharis' Vater hätte alles andere getan als ihr die Erlaubnis zu geben, nach Parthien zu ziehen. Die neugierigen Blicke der Umherstehenden ignorierte Epicharis schlicht.


    Aquilius' Bestätigung, nun mehr zu tun zu haben als sonst, ließen Epicharis nicken. So etwas hatte sie sich schon vorgestellt. "Ja, ich dachte mir, dass es einen großen Ansturm geben muss auf die Marstempel der Region. Ein Gebet möchte ich nicht sprechen, aber ich werde sicherlich nochmals herkommen, Flavius Aquilius, um dem Mars ein gebührendes Opfer darzubringen. Vielleicht könntest du mir dabei behilflich sein, wenn es deine Zeit und der Ansturm auf den Tempel erlauben?" fragte sie ihn und reckte keck das Kinn etwas vor. Sie traten schließlich beseite, da eine Familie wohl opfern wollte. Großmutter, Mutter und vier Kinder rückten näher. Epicharis fragte sich, ob der Ehemann der Greisin wohl auch in den Krieg gezogen war, oder ob es eine andere Ursache für sein Fehlen blieb. Doch dann wurde ihr Blick erneut auf Aquilius gelenkt, und sie sah ihn forschend an. "Ich halte dich auch ganz bestimmt nicht von der Arbeit ab?"

    Epicharis, nun bereits wieder sitzend, betrachtete ihren Vater aufmerksam wie argwöhnisch. Was war nur los mit ihm? So kannte sie ihn gar nicht? Verwundert und gleichermaßen angetan von dieser neuen Seite, die er ihr gegenüber offen zur Schau trug, hörte sie ihm zu. War das wirklich ihr Vater, der da sprach? Und wenn nicht, was hatte dieses einfühlsame Wesen mit ihm gemacht? Der gesamten Trias opfern... Oh, so ein großes Opfer privater Natur hatte sie noch nie geplant! Epicharis überlegte und betrachtete ihren Vater blinzelnd, der nun in Denkerpose vor ihr saß und zu überlegen schien. Ihr fiel Flavius Aquilius ein. Diente er nicht dem Mars? Sicher würde er ihr helfen können und dies auch bereitwillig tun, betraf das Opfer doch auch einen seiner Verwandten. Epicharis fasste einen Entschluss. "Ich danke dir sehr, Vater, für das Angebot. Ich hatte gehofft, du würdest mir einen rat geben können, und das hast du auch getan. Aber in den Tempel muss ich allein gehen, es ist doch mein Anliegen. Na gut, deines auch, irgendwie zumindest, aber trotzdem...habe ich das Gefühl, ich sollte allein zum Tempel gehen. Flavius Aquilius ist doch Marspriester, nicht? Er wird mir sicher beistehen, wenn ich ihn darum bitte."


    Epicharis nickte, um sich selbst zu bestätigen, dass sie das allein schaffen konnte. Sie war nun beinahe zwanzig Jahre alt, da konnte man schon von einer jungen Frau verlangen, dass sie sich derlei Dinge selbst annahm. In die Gedanken über die nun beschlossene Sache hinein, erwies sich ihr Vater als Geheimniskrämer, da er das Vorhandensein einer Idee äußerte, gleichzeitig jedoch Zweifel anklingen ließ, und das weckte vollends Epicharis' Abenteuergeist. Wissbegierig und neugierig lehnte sie sich vor und legte beide Hände an die Kante des Schreibtisches. "Eine Idee? Welche denn?" wollte sie in kindlicher Manier wissen. Und endlich rückte er daraufhin heraus mit der Sprache. Eine fremde Region, wichtige Geheimunterlagen.... Spannend klang es allemal, doch warum zweifelte er an ihr? Epicharis nahm sich vor, jeglichen Zweifel auszuräumen. "Eine fremde Region, Unterlagen? Wovon sprichst du, Vater? Es klingt aufregend. Und natürlich traue ich mir eine Reise zu", bestätigte sie auf dem Fuße. Große Epicharisaugen blinzelten Vesuvianus interessiert an.

    Kassandra war so bescheiden und zurückhaltend. Epicharis hätte sich wahrlich keine bessere sklavische Begleitung wünschen können für diesen kurzen Aufenthalt in Ravenna. Ihr Blick ruhte gutmütig auf Kassandras hellen Haaren, für die Epicharis sie insgeheim manchmal beneidete. Aufmerksam, wie die Griechin war, sorgte sie auch rasch für Schatten, der auch weiterhin für die aristokratische Blässe der Claudierin sorgen würde, ganz im Gegenteil zur brutzelnden Sonne, die stark von oben herabstrahlte und von Sand und Meer noch um ein Vielfaches verstärkt wurde. Hier am Strand musste man daher besonders aufpassen, denn die Haut wurde schnell rot und schmerzte, ehe man sich versah. Epicharis nickte Kassandra dankend zu und ging fortan also im Schatten. "Sehr aufmerksam, ich danke dir", erwiderte sie freundlich. Epicharis überlegte, ob sie nicht vielleicht einfach Kassandra einladen sollte, ebenfalls im Schatten unter dem Schirmchen zu gehen. Sie warf einen Blick auf die gebräunte Haut der Griechin und erkannte, dass dies eigentlich nicht nötig war. Dennoch wollte sie die aufmerksame Sklavin für ihren scharfen Verstand entlohnen und lud sie ein: "Wenn du möchtest, kannst du auch in den Schatten kommen. Die Sonne ist sehr stark."


    "Ja, warum nicht? Ich war dort noch nie. Aber ich muss so oder so erst meinen Vater fragen. Vermutlich erlaubt er eine solch weite Reise nicht einmal", sagte sie und seufzte. Erneut musste sie dann feststellen, dass Kassandra ein herzensguter Mensch war. Man hatte so gar nicht das Gefühl, dass sie ihre Worte nur wählte, weil sie ein bestimmtes Ziel verfolgte. Epicharis fühlte sich immer mehr gar freundschaftlich verbunden mit der zierlichen Griechin. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, als Kassandra Epicharis' Vermutung bestätigte. "Und du meinst, dass er abends auf Deck steht, am Heck des Schiffes, sehnsüchtig über das Meer schaut und meine Palla in den Händen hält? Eine wahrhaft romantische Vorstellung, Kassandra. Sie gefällt mir." Epicharis breitete die Arme aus, legte den Kopf in den Nacken und drehte sich einige Male lachend um sich selbst. "Ich bin verliebt, Kassandra. Noch dazu in meinen eigenen Verlobten! Ist das nicht ein großes Glück, welches die Götter mir schenken? Ich freue mich sogar auf die Ehe - und das, obwohl Tante Sagitta immer gesagt hat, dass die Ehe furchtbar ist! Hm? Eine Rast? Was immer du möchtest!" rief Epicharis aus und eilte unter dem Schirm hervor, den Felsen entgegen.


    Ungeachtet der Tatsache, dass sie ein gutes Kleid trug, wartete sie nicht auf den Sklaven, der eine Decke trug, sondern setzte sich direkt in den Sand. Ihre Zehen gruben sich zwischen die Körner und formten kleine Häufchen. Sie lauschte Kassandras Erzählung, derweil spielten die feingliedrigen Finger mit einer violett schimmernden, gedrehten Muschel. Das Ende der Geschichte gefiel ihr nicht so recht, obwohl sie doch so vielversprechend angefangen hatte. Epicharis sah zu Kassandra. "Und Aphrodite hat ihren Geliebten einfach vergessen, nur weil er nicht seine Heimat verlassen wollte? Oh, ich würde Marcus überall hin folgen. Ich wäre sogar mit nach Parthien gegangen, weißt du? Aber Vater hätte das niemals erlaubt, und Marcus bestimmt auch nicht." Epicharis drehte die Muschel nachdenklich in zwischen Daumen und Zeigefinger. "Oh. Woher weiß man, ob man nicht gerade Nerites in der Hand hält?" Verdutzt sah sie von der einzelnen Muschel auf den ganzen Berg, den sie bereits gesammelt hatte, und dann zu Kassandra. " Oder geht die Geschichte um Nerites vielleicht anderenorts weiter?"