Epicharis kicherte undamenhaft und zwinkerte Brutus zu. "Das hast du lieb gesagt", meinte sie und spielte unbewusst mit der Topaskette, die sich um ihren Hals schmiegte. Die belehrenden Worte des Jungen ließen sie etwas bedauerlich dreinschauen, und sie setzte an, ihrem Halbbruder etwas zu erklären. "Lucius, auch ein Legionär kann Wünsche und eine Geliebte haben. Stell dir nur mal vor, wie entsetzlich es für das Mädchen ist, das von den Kameraden ihres Geliebten erfahren muss, dass er...naja, von einem thrakischen Pferd zerkaut wurde." Waren die Worte anfangs noch betrüblich gewesen, musste sie doch schmunzeln, als sie an den zerkauten Soldaten denken musste. Dennoch erinnerte sie die eben grob geschilderte Situation durchaus an ihre eigene, und sie hoffte, dass Aristides nie, niemals fallen und man ihr keine solche Nachricht überbringen würde.
Erschrocken sah sie den Jungen als, als er plötzlich rasend schnell aufsprang und anschließend zusammenfuhr. Was er sagte, quittierte Epicharis zuerst mit einem verständigen Nicken, denn immerhin hatte sie Ofella bereits kennengelernt, und dann hob sie die rechte Hand an ihr Herz, formte sie zu einer Faust, damit es einem militärischem Gruß ähnelte, und dann sagte sie in feierlichem Tonfall: "Ich schwöre beim Stein des Iuppiter, dass ich deiner Mutter nichts erzählen werde." Kaum war's gesagt, erhob sich auch Epicharis und streckte die Hand nach der Lucius' aus. "Dann komm, gehen wir! Lass uns hinten hinaus gehen und dann durch den Garten zu den Stallungen, dann sieht uns niemand. Und beißen werde ich dich auf keinen Fall, ich bin ja keine Schlange oder ein wütender Hund", erklärte sie ihm und wartete, dass er sie an der Hand ergreifen und mit ihr mitkommen würde. "Diese Viola war bestimmt ein böses Mädchen, oder? War sie denn genauso alt wie du?" fragte sie Lucius beim Verlassen des Raumes.