Beiträge von Flavia Epicharis

    Epicharis spürte, wie Vesuvianus sie herumdrehte und irgendwie zu einem Sessel schob. Es war ja nicht nur die Angst, die sie zugegebener- und berechtigterweise um Aristides hatte, sondern auch die Unwissenheit, was nun werden würde und die Verunsicherung, die durch die Worte in dem Brief bei ihr entstanden waren. Sie ließ sich von Vesuvianus zu einem der Sessel führen und sanft hineindrücken, dann sah sie ihm dabei zu, wie er sich eine Sitzgelegenheit heranzog und sich ihr gegenüber hinsetzte. Epcharis beruhigte sich wieder etwas und versuchte, rational zu denken, nur irgendwie tauchten da immer wieder die Worte aus dem Brief vor ihrem Inneren auf. Trotzdem antwortete sie nach einer Weile auf die Fragen ihres Vaters. "Ja, Marcus. Genau weiß ich auch nichts über den Krieg, nur, dass die Soldaten das Lager nicht mehr verlassen dürfen und bald mit dem Kaiser fort ziehen. Marcus wollte doch eigentlich das Militär verlassen...und nun muss und will er mit in den Krieg ziehen. Und die Sponsalia... Er hat mir freigestellt, was ich tun möchte. Er würde mich freigeben, schrieb er..." Epicharis hob den Kopf und sah ihren Vater nun wieder an. Etwas Trotz zeigte sich auf ihrem Gesicht, und ein Außenstehender mochte hier ganz deutlich erkennen, dass die junge Epicharis definitiv die Tochter des Mannes war, der ihr gegenüber saß. "Aber das werd' ich nicht tun. Eine Claudierin macht keinen Rückzieher!" fuhr sie energisch fort und konnte es nicht verhindern, dass sich ihr Kinn kampfeslustig etwas nach vorn schob.

    Ob es Epicharis war, die Gefallen an Aristides gefunden hatte, oder ob es umgekehrt war oder gar keine der beiden Varianten definitiv zutraf, vermochte vermutlich niemand zu sagen. Fakt war, dass Epicharis zum einen ihrem Vater eine gute Tochter, zum anderen später eine gute Ehefrau sein wollte. Wieder dachte sie an Tante Sagittas idyllisch anmutenden Erzählungen ihrer annähernd perfekten Ehe mit Onkel Bassus, und sie wollte ganz offensichtlich den gleichen Status für sich selbst und ihren zukünftigen Ehemann erlangen. Sicher tanzten Sagitta und Bassus nun wieder gemeinsam über die saftig-grünen Wiesen des Elysiums, davon war Epicharis überzeugt. Da sie so in Gedanken versunken war für einen kurzen Moment, bemerkte sie die Überraschung des Flaviers nur am Rande, obwohl sie doch so offensichtlich war und er ihr auch mit seinen Worten Ausdruck verlieh. Dennoch vernahm sie das Kompliment und lächelte flüchtig in Verlegenheit. Er drückte sich gewählt aus und wurde ihr immer sympathischer. Auch, wie er über die Aufnahme in die Familie der Flavier sprach, beeindruckte Epicharis in nicht unerheblichem Maße, hörte man doch teilweise grausige Geschichten aus dem Hause dieser Gens. Natürlich wusste man nie, was stimmte und was nicht, bis man einen Sachverhalt selbsttätig nachgeprüft hatte, aber die Flavier, die Epicharis bisher kennen gelernt hatte, erschienen ihr durchwegs freundlich. Leontia kaufte mindestens ebenso gern ein wie sie selbst, Aquilius war zuvorkommend und schien recht gebildet, Aristides war charmant und erschien ihr in mancherlei Hinsicht selbstlos und Antonia war schließlich eine Claudierin. Dann gab es da noch Serenus, der ihr ungezogen und frech erschien, aber wenn sie seine Stiefmutter war, würde sie zumindest versuchen etwas daran zu ändern. Mehr Familienangehörige Aristides' kannte sie noch nicht.


    "Ich habe schon einen kleinen Eindruck erhalten, als ich vor Kurzem mit Leontia, Antonia und Serenus über die Märkte schlenderte. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt noch keine Rede von einer bevorstehenden Hochzeit. Dennoch war es spaßig und Leontia wie Sereuns sehr freundlich", erzählte sie. Antonia kannte sie schließlich schon recht lange. Auch die Einladung Aquilius' klang recht nett, daher beschloss Epicharis im Bruchteil einer Sekunde, darauf einzugehen. "Etwas zeigen? Sehr gern. Es ist schon etwas länger her, dass ich in einigen der Tempel war. Etwa zwei Jahre, um genau zu sein. Ich war bei meiner Tante in Tarraco", fügte sie erklärend hinzu. "Gegen eine kleine Führung hätte ich also rein gar nichts einzuwenden."

    Dhara beeilte sich, wie sie nur konnte. Den Zauberduftöl für die entspannende Massage aus Rosenblüten, Pinienkernen und Mandeln hat sie sich geschnappt, ein paar große Lacken und natürlich Umziehsachen für ihre Herrin. Auch wenn Epicharis vielleicht mit Dharas Wahl der hellgrünen Tunika wahrscheinlich nicht einverstanden wäre, fand Dhara auf die Schnelle keine andere. Entweder zieht sie diese oder sie schickt mich eine andere holen, aber erst ist was da. Dhara nahm einen kleinen Korb und legte darin einen Handschuh, kleine Töpchen mit gut und nicht gut riechenden Etwas, was wahrlich nur Dhara wußte. Aber man sah sie bei den Kuhställen und die Sklaven begannen zu munkeln, sie sei eine Hexe. Herrin, ist es nicht zu spät für so eine Entspannung? Der Tag war lang genug. Doch sie sah die Aufregung ihrer Herrin und schmunzelte. Rasch bezog sie eine Bank mit dem Leinen und rückte einen kleinen Tisch dazu. Darf ich dir beim Ausziehen helfen, meine Herrin?


    Bald kam Dhara. Endlich, wie es Epicharis schien. Die Sklavin schien eine halbe Ewigkeit gebraucht zu haben, obwohl sie in Wirklichkeit sehr bald nach dem Eintreffen in der Villa wieder bei ihr im Balneum gewesen war. Die grüne Tunika streifte Epicharis zwar mit einem Blick, doch eigentlich beachtete sie die Kleidung und auch Dharas Aktivitäten kaum, sondern stellte ihr schon viele tiefgründige Fragen. "Dhara! Da bist du ja! Nein, es ist nicht zu spät, ich möchte mit dir reden, und es redet sich nie besser als in einer entspannten Situation. Ich könnte auch Nordwin fragen, aber ich habe in Erinnerung, was er mit den Rosen angerichtet hat, und verspüre keine Neigung, das gleiche mit meinem Rücken ertragen zu müssen", sagte sie und grinste. Epicharis nickte bei Dharas Frage nach dem Ausziehen nur und wartete darauf, dass ihre Sklavin sie entkleidete. "Außerdem ist er ein Mann, und Männer sehen alles immer anders als Frauen. Es wäre also keine große Hilfe, wenn ich ihn ausquetschen würde." Das klang logisch. Epicharis quetschte also lieber Dhara aus, weil sie eine Frau war. :D Einen kurzen Blick warf Epicharis auf den hübschen Ring. "Sag mir, was hältst du von Marcus? War er nicht charmant? Und die Raubkatzen, sie waren atemberaubend! Und wie findest du dieses Schmuckstück? Ach, ich denke, es hätte mich weitaus schlimmer treffen können, meinst du nicht? Stell dir nur vor, Vater hätte einen fetten, alten Senator ausgesucht!" Zugegebenermaßen schwang da einiges an Begeisterung mit in Epicharis' Stimme. Sie dachte an Tante Sagitta, die verheiratet worden war mit Onkel Bassus und ihm zuerst vorgegaukelt hatte, ihn zu lieben, bis sie es bei der Geburt ihres ersten Kindes wirklich verspürt hatte. Epicharis redete sich nun auch etwas ein (Tante Sagittas Erzählungen klangen einfach zu idyllisch), denn im Grunde kannte sie Aristides ja gar nicht.

    Epicharis hielt augenblicklich inne im Schreiten, als ihr Vater endlich eintraf. Die ins Schloss fliegende Arbeitszimmertür hatte sie in der Ferne zwar gehört, aber ihre Gedanken waren zu sehr mit Dingen beschäftigt, die sie selbst betrafen, sodass sie sich nicht darum kümmerte. Endlich war der Sklave fort und Vesuvianus schien nicht sonderlich begeistert, hier zu sein. Vielleicht war er eben noch mit etwas von Bedeutung beschäftigt gewesen und Epicharis hatten ihn dabei stören lassen? Doch die Claudierin verschwendete nicht einen einzigen Gedanken daran, dass ihr Verhalten womöglich unpassend gewesen war, und sie achtete auch nicht auf den unwirschen Unterton in den Worten ihres Vaters, sondern stürmte mit kleinen Frauenschritten auf ihn zu nd fiel ihm um den Hals. "Papa!" entfuhr es ihr dabei gequält, was wohl seinerseits schon ein Zeichen für Vesuvianus war, dass etwas im Argen war, denn Epicharis nennte ihn höchst selten und eigentlich so gut wie nie bei diesem Kosenamen, sondern bevorzugte das etwas gesellschaftsfähigere 'Vater'. Auch rannen ihr recht selten Tränen in seiner Anwesenheit hinab. Er konnte allerdings nur die bebenden Schultern sehen oder spüren, denn Epicharis hatte ihr Gesicht in seine Toga gegraben, deren hübscher Schmuckstoff bereitwillig alle salzigen Tropfen aufnahm und allmählich feuchte Flecken bildete. Das Pergament lag immer noch an Ort und Stelle neben der Obstschale auf dem kleinen Tisch, Epicharis' Palla hatte einen ungeeigneten Platz irgendwo auf dem Boden zwischen Bett und Sitzgruppe gefunden und Sklaven waren keine mehr im Zimmer, denn sie hatte alle fort geschickt. "Er muss in den Krieg", nuschelte sie daraufhin recht unverständlich und ohne weitere Angabe eines Namens in seine Toga. Das angenehme Gespräch im Garten am gestrigen späten Nachmittag schien plötzlich sehr lange zurückzuliegen.

    Dass der Garten nicht den Vorstellungen ihres Vaters entsprach, hätte sich Epicharis schon beim Anblick der Rosensträucher denken können, auch wenn Wildschweine wohl eher den Boden aufwühlten als Rosentriebe abzufressen und nurmehr eine zerrupfte Pracht zurückließen. Sie seufzte unmerklich und warf Nordwin einen bösen Blick zu. Mit einer einzigen, energischen Geste sandte sie ihn ins Haus, und mit dem Blick gab sie ihm zu verstehen, dass sie nicht wünschte, ihn noch mal hier draußen zu sehen während des Essens. Sie folgte ihrem Vater und warf Dhara einen entsprechenden Blick zu bei den Worten die Massage betreffend und nickte ihr zu, damit sie bald den Wein einschenkte und mit der wohltuenden Muskelknetung beginnen würde. Epicharis wollte den scheinbaren Missmut ihres Vaters nicht unnötig weiter füttern. Schnell ließ sie sich in einem der herbeigetragenen Korbsessel nieder, die Sonne schien auf ihren Rücken und wärmte sie angenehm. Vesuvianus erschien ihr etwas seltsam zu sein, doch sie konnte nicht sagen, was genau an ihm ihr fremdartig vorkam. Vermutlich war sie auch einfach nur zu aufgeregt, weil sie kurz vor dem Bersten vor Neuigkeiten stand. Sie konnte nur vage vermuten, was die Laune ihres Vaters derart beeinflusste, dass er mürrisch schien.


    Kaum hatte Vesuvianus sich allerdings gelegt und ihr zugenickt, plapperte Epicharis auch schon los, denn einerseits gab es viel zu erzählen, andererseits hatte die junge Dame schon so lange warten müssen und die Ereignisse hatten sich bald förmlich überschlagen, sodass die Patrizierin alles durcheinander erzählte. "Marcus hat mich in einen zoologischen Garten ausgeführt und bei den Raubkatzen um meine Hand angehalten, Vater, und Deandra hat mir liebe Grüße gesandt, aber sie wird wohl nicht kommen können. Aber du, du wirst sicher dann dabei sein, nicht? Ach, und dann war ich noch bei der Acta, wegen der Artikel, und ich werde da jetzt öfter anzutreffen sein. Beim Orakel waren wir auch, und ich habe Helena einen Brief geschickt, nur sie antwortet nicht. Und........aber warum bist du eigentlich hier und nicht in Mantua?" fragte sie ihn perplex nach ihrem aus der Aufregung resultierenden, recht unverständlichen Redeschwall. Kurz sah sie sich nach Kassandra und Dhara um. Nordwin schien ihren unausgesprochenen Befehl richtig interpretiert zu haben, denn er war nirgends zu sehen, was sein Glück war.

    Epicharis schmunzelte und entgegnete: "Oh, ich mache mir keine Gedanken um das Imperium hinsichtlich der Gehälter. Vielmehr ist es die Sorge, dass mein Vater einen Verdienst missbilligen könnte. Wenn du gestattest, würde ich zuerst mit ihm sprechen und dir das Ergebnis dieses Gesprächs dann mitteilen." Eigentlich glaubte sie nicht, dass ihr Vater etwas einzuwenden haben würde. Und die Arbeit einer Lectrix war sicherlich auch nur von entsprechend gebildeten Personen zu erledigen, daher würde es sicher nicht negativ ins Gewicht fallen, wenn sie dieser Nebentätigkeit nachging, gegebenenfalls eben unentgeltlich. Epicharis dachte einen Moment darüber nach, aber ihr wollte niemand aus der engeren Verwandtschaft einfallen, der als Frau jemals für den Kaiser oder in irgendeiner anderen Weise für das Imperium tätig gewesen wäre. Nun ja, fragen würde sie Vesuvianus, und wenn er nein sagte, dann bekam sie eben keine Entlohnung. Ihren Tatendrang würde das aber sicherlich nicht schwächen.


    Kaum hatte Lucilla die Ernsthaftigkeit bestätigt, folgte auch schon die Einstellungsfeier. Epicharis fühlte sich leicht überrumpelt, aber die frische Art der Decima machte sie der Claudierin gleich noch einmal einen Tick sympathischer. Epicharis folgte der Einladung und setzte sich. "Ich...hm, ich weiß gar nicht recht, was ich sagen soll.... danke?" entgegnete sie etwas verwirrt und blinzelte Lucilla freundlich an. Wie alt sie wohl sein mochte? Erste Fältchen waren schon zu erkennen.... :D "Ich habe Zeit, ja. Die Einstellung kommt etwas plötzlich, ich hoffe doch, ich verdränge niemanden von seinem oder ihrem Posten?" hakte sie nach und sah sich noch einmal im Domus der Acta um. Das würde nun also ein Ort sein, an dem sie häufiger anzutreffen sein würde. Irgendwie freute das Epicharis, denn die Tätigkeit als Lectrix würde ihrem Leben noch etwas mehr Gewichtigkeit verlieren. Und sie würde etwas haben, an dem sie festhalten konnte, solange ihr Verlobter im Krieg gegen die Parther steckte, fügte sie mit einem kurzen, traurigen Gesichtsausdruck in Gedanken an. Ein Seufzer folgte, dann gab Epicharis sich Mühe, erneut fröhlich dreinzusehen. "In Ordnung. Erzähl einmal, wie 'läuft denn alles bei euch ab'?" benutzte sie Lucillas Worte und sah sie fragend an.

    Epicharis hatte alle Sklaven fortgeschickt, als man ihr den Brief von Aristides übergeben hatte. Direkt nach dem Orakelbesuch hatte sie ihn darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie nicht nach Mantua reisen würde, da ihr Vater kurzfristig nach Rom gereist war, um als Quaestor zu kandidieren. Dass sie nun so schnell eine Antwort erhalten würde, hätte sie nicht gedacht. Sie wartete, bis die letzte Sklavin die Tür geschlossen hatte, dann eilte sie aufgeregt zu einem Sessel und setzte sich nieder. Sie brach das Siegel und entrollte das Pergament. Die Schrift sagte viel über die Persönlichkeit eines Menschen aus, hatte ihre Tante in Tarraco stets gesagt, wenn Epicharis wieder einmal schnell und unsauber geschrieben hatte. Daher vermied sie eine unordentliche Schrift. Die von Aristides indes sah aus, als hätte er sich große Mühe gegeben, doch hier und dort war ein Wort schnell aufgeschrieben worden oder die Buchstaben standen schief zu ihren Nachbarn, was Epicharis leicht schmunzeln ließ.


    Als sie jedoch die ersten Zeilen las, wich jegliche frohe Erwartung über die lieben Worte, die sie erwarten würden in diesem Schriftstück, aus ihrem Gesicht und kühle Gewissheit umfasste ihren Körper. Epicharis zwang sich, den Brief bis zum Ende zu lesen, ohne abzusetzen und die Gedanken schweifen zu lassen. Als sie am Ende angelangt war, war ihr kalt und sie war verwirrt. Aus einem Impuls heraus roch sie an dem Pergament, seufzte tief und schwer und legte den Brief schließlich auf dem Tisch neben dem fröhlich ausschauenden und Südfrüchte entahltenden Obstschälchen ab. Gedanken setzten ein, wirbelten durcheinander und senkten sich schwer auf das Gemüt der jungen Frau. Wie gern hätte sie ihm postwendend geschrieben und versuchtm ihn umzustimmen, ihn dazu zu drängen, nicht in den Krieg zu ziehen, doch alls Tochter eines Offiziers wusste sie, dass sie ihn nicht einmal zum Bleiben hätte bewegen können, wenn sie schon seine Ehefrau gewesen wäre. Nachdenklich starrte Epicharis auf den filigranen Ring hinab, dessen Perlen im spärlichen Licht ihres Zimmers matt glänzten. Die Gemme sollte ihr doch Glück bringen, und ihr nicht den Verlobten nehmen. Epicharis seufzte erneut und rutschte im Sessel tiefer. Da waren Worte und Sätze in diesem Brief, die sie nicht mochte und die allein mit ihrem Vorhandensein das in Frage stellten, von dem sie gedacht hatte, dass es Aristides ausmachte.


    ...Leider hat unser Legat außerdem eine Ausgangssperre über alle Soldaten und die Offiziere verhängt......haben sich auch alle Klarheiten, was die Zukunft angeht, aufgelöst.....mir ist klar, daß das für Dich ein sehr schweres Los ist. Ein Los, was Du vielleicht nicht willends bist, zu ertragen......dies verlangt viel von Dir und ich ahne, dass es womöglich auch zu viel ist.....möchte ich Dir die Freiheit lassen, Dich anders zu entscheiden...einen Ehemann zu wählen, der an Deiner Seite sein und Dich mit Glück erfüllen kann......solltest Du Dir das Lösen unserer Verbindung wünschen.....


    Es war ihr das Herz schwer. Sie dachte an die Scherze und die leichtfertigen Worte, die sie im Tiergarten gewechselt hatten, auch über die Legion und den Krieg. War es ein böser Streich, den das Schicksal ihr und auch ihm Spielen wollte? Noch vor wenigen Tagen, einer Woche, schien doch alles im Lot gewesen, wohl durchdacht zu sein. Epicharis schüttelte den Kopf und betrachtete die Malve, die vor dem Fenster ihres Zimmers emporragte.


    Sie würde es leicht haben, sie müsste ihm nur den Ring zurücksenden und nicht einmal ein Wort darüber verlieren, was sie darüber dachte und davon hielt. Aber das wäre feige und einer Claudierin nicht würdig. Epicharis mochte jung an Jahren sein, aber sie war keineswegs jemand, der wie das Wasser den Weg des geringsten Widerstandes ging, oh nein! Aristides hatte sich für sie entschieden, ihr Vater hatte der geplanten Verbindung bereits zugestimmt und sie ebenfalls. Es war schlicht und ergreifend ihre Pflicht, nun keinen Rückzieher zu machen.......oder? Auf Epicharis' Gesicht zeichnete sich ein Ausdruck von Ärger ab. Sie scholt sich selbst ein dummes Ding, dass sie auch nur daran dachte, die Verbindung zu lösen. Trotzdem war die Aussicht, auf Jahre vom Verlobten getrennt zu sein und weder vor noch zurück zu kommen, nicht gerade erbaulich. Sie wurde nervös, trippelte mit den Fingern auf der Lehne des Sessels und erhob sich schließlich, um auf und ab zu gehen. Dabei spielte sie mit ihrer Palla, warf dem Brief böse Blicke zu, seufzte abwechselnd traurig und entrüstet und sah nachdenklich auf ihren Verlobungsring hinunter.


    Fünf Minuten verbrachte sie so, dann zehn, schließlich fünfzehn. Dann schritt sie zur Tür und verlangte von dem erstbesten Sklaven, der herumlief, dass er sofort ihren Vater holen sollte, und zwar auf der Stelle, ehe ihr die hand entgleisen würde. Der Sklave trollte sich, um dem Hausherren die Nachricht seiner aufgewühlten Tochter zu überbringen. Epicharis begnügte sich derweil, nachdenklich und sich Antwortsätze ausdenkend und wieder verwerfend weiterhin auf und ab zu gehen.

    Kassandra versicherte schnell, dass es ein Versehen war, und das stimmte Epicharis nun vollends gnädig. Sie sah die Griechin noch einen Moment an und nickte schließlich. "Gut. Ich möchte, dass du uns etwas spielst", sagte sie, doch dann wurde das Gesicht nachdenklich und die Claudierin runzelte die Stirn. Sie hatte Kassandra nur mit der Tunika und den durchgewetzten Sandalen ersteigert, die sie am Leib getragen hatte. "Hmm. Du hast noch gar kein Instrument, nicht? Ach, wie schade! Aber du könntest rasch hineingehen und Agatha nach ihrer Kithara fragen und sie ausborgen, was meinst du? Und wenn wir das nächste Mal in der Stadt sind, erwerben wir dir eine eigene." Sie nickte, der eigene Vorschlag gefiel ihr.


    Doch nichts konnte über ihre Bestürzung hinweghelfen, als sie die Rosensträucher erblickte. Viele grüne Triebe waren entfernt und Knospen achtlos abgeknipst worden. Der Übeltäter stand bald darauf vor ihr. Epicharis sog die Luft ein und wollte ihm gerade einen scharfen verweis erteilen, als der germanische Lausbengel seinen Herrn erblickte und grüßte. Epicharis hielt die Luft einen Moment an und stieß sie dann unverrichteter Dinge wieder aus. "Wir sprechen später noch darüber! Und nun sieh zu, dass du dich nützlich machst!" zischte sie ihn an. Anschließend setzte sie eine halbwegs freundliche Miene auf und wandte sich zu Vesuvianus um, der tatsächlich inzwischen hinter sie getreten war. "Vater! Ja, die Köchin hat allerlei Leckereien zubereitet. Das hier ist übrigens Dhar. Marcus schenkte sie mir. Und dies ist Kassandra, sie erwarb ich bei einem Bummel über die Märkte. Beide sind treue Seelen, und Dhara ist sehr kundig was die Kosmetik und Massage anbelangt, sicher gibt sie dir nachher eine klene Kostprobe. Kassandra wird für uns die Kithara spielen."

    Auf dem Weg hinaus in den Garten lief Epicharis Kassandra beinahe in die Arme. Sie runzelte kurz missbilligend die Stirn, lächelte doch beinahe sofort wieder. Immerhin war ihr Vater zu Hause, das allein war schon ein Grund, nicht böse zu oder nachtragend mit den Sklaven zu sein. Er sah das zwar gewiss anders, aber Epicharis war nun einmal nicht Vesuvianus, und gerade deswegen kam sie wohl auch so gut mit ihm aus. "Kassandra! Da bist du ja, hast du mich denn nicht gehört?" fragte sie. Dann blieb ihr Blick auf dem nassen Haar hängen, und argwöhnisch blinzelte sie. "Du hast dein Haar gewaschen?" fügte sie hinzu und deutete auf die sich ringelnden Strähnen. Dann aber winkte sie ab und deutete auf die kleinen Liegengruppe, die Nordwin inzwischen mit einigen Sklaven herbeigeschafft hatte. "Na, egal. Mein Vater wird gleich kommen, er lässt sich nur neu einkleiden. Ich möchte, dass ihr euch gut um ihn kümmert. So, als wäre er ich selbst", gab sie Anweisung und ging voraus, um sich schon in einen der Korbsessel niederzulassen, die Nordwin gerade anschleppte. Im Vorübergehen streifte Epicharis' Blick die Rosen. Augenblicklich hielt sie inne. "Oh. OH! Was ist denn mit den Rosen geschehen! Ach herrje... NORDWIN! Komm einmal hier her!" entrüstete sie sich.

    Epicharis nickte zufrieden. Dhara war wirklich eine Sklavin, auf die man sich verlassen konnte. Warum Kassandra nicht geantwortet hatte, wusste sie zwar nicht, doch hatte sie durchaus den Eindruck, dass Dhara auch ohne die Hilfe der Griechin alles zur vollkommenen Zufriedenstellung ihrerseits und zu der ihres Vaters erledigen würde. Gefällig seufzte sie und wollte schon den Hortus ansteuern, als sich ein Grummeln in der Magengegend bemerkbar machte. Sie entschloss sich, zuerst die Latrinen anzusteuern und tat dies auch.


    Zufällig passierte sie erleichtert gerade das Atrium, als Dhara ihr erneut entgegen kam. Die verschwiegene Aufzählung klang recht gut und weckte nun doch auch einen leichten Hunger in Epicharis selbst. Sie lächelte fröhlich, als Dharas Aufzählung komplett war, und nickte beifällig. "Das klingt wahrhaftig sehr schmackhaft, Dhara. Es wird ihm sicher schmecken. Aber komm, gehen wir doch hinaus, dann kannst du ihn kennenlernen" schlug sie vor und deutete in den Garten, dem sie auch augenblicklich entgegen strebte.

    Die flavischen Leibwächter hatten Epicharis' Sänfte und ihr Gefolge sicher nach Hause geleitet. Je näher sie der Villa gekommen waren, desto ungeduldiger und aufgeregter war die junge Dame geworden. Bereits auf dem Weg hatte sie zu Dhara gesagt, dass sie ohne Umschweife mit ihr reden wollte, sobald sie auf dem claudischen Anwesen eingetroffen und die flavischen Sklaven es verlassen hatten. Nun setzte die Sänfte gerade behutsam mit ihrer Fracht auf dem staubigen Boden vor der Villa auf und stand kaum sicher, als Epicharis auch schon den Vorhang beiseite zupfte und mit den Füßen zuerst dem Gefährt entstieg. Nordwin war zur Stelle und sorgte dafür, dass sie heil auf dem Boden ankam, und kam war das geschehen, wandte sich Epicharis an ihre Sklavin. "Dhara, eine Massage wäre nun famos, dabei können wir uns prima unterhalten. Finde dich bitte rasch im Balneum ein, ja?" Kaum gesagt, hatte sich Epicharis auch schon wieder umgewandt und stieg rasch die Stufen zur Porta empor, durch die sie kurz darauf verschwand.


    Gute zehn Minuten später befand sich die Claudierin bereits im Balneum, trotz der späten Stunde. Sie wartete auf Dhara, drehte geistesabwesend an dem ungewohnt anmutenden Ring herum und hoffte, ihre Sklavin möge recht bald die Wechselkleidung hergeholt haben und zurückkommen. Ihre Aufregung war nicht zu übersehen.

    Es war ihr ja doch irgendwie peinlich, derart viel gegessen zu haben, obwohl sie doch bevor sie hergekommen war, extra noch etwas gegessen hatte, um hier nicht unschiklich zuzulangen. Dass es Aristides gefiel, wenn eine Frau gut aß und nicht wie ein Spatz, war ihr natürlich nicht bewusst, und selbst wenn sie es gewusst hätte, so wäre es ihr nicht minder peinlich gewesen, so zuzulangen. Dennoch, die Speisen waren einfach grandios gewesen, von Beschaffenheit über Zubereitung und Präsentation. Während Epicharis noch den verklingenden lieblichen Klängen der drei Sklavinnen lauschte und das Panorama der in die letzten Sonnenstrahlen getauchten Stadt genoss, fühlte sie sich mehr als satt und nahm sich vor, am morgigen Tage nur Obst zu sich zu nehmen, um auch weiterhin in diese wunderschöne, lindgrüne Tunika zu passen, die sie heute trug. Freilich ahnte sie auch nichts von dem inneren Drang ihres Verlobten, etwas Kluges auf ihre schlicht und ohne großen Hintergrund dahergesagten Worte entgegnen zu wollen, und so war sie nicht verwundert, als er lediglich dem Termin zusagte, und nickte. "In Ordnung."


    Mit dem Versprechen Aristides' einmal mit ihr nach Africa zu reisen und dort alle Bauten, Tempel und die Bibliothek zu besichtigen, wenn sie es wollte, gewann er die abenteuerlustige und Kunst wie Kultur liebende Seite von Epicharis' Herz. Ihre Augen leuchteten verheißungsvoll und die Haltung zeigte, dass sie am liebsten augenblicklich gen Africa abgereist wäre. Doch das würde noch dauern, bestenfalls einige Monate, schlimmstenfalls mehrere Jahre, wenn Aristides wirklich in den Krieg marschieren würde. Epicharis zügelte unter einiger Anstrengung ihre Erwartungsfreudigkeit und entgegnete lediglich: "Ich freue mich schon jetzt darauf, Marcus." Sie glaubte, in ihm einen Mann gefunden zu haben, der herzensgut und an künstlerischen wie kulturellen Dingen sehr interessiert war. Das freute sie, denn so würde sie hoffentlich nicht das gleiche Schicksal wie Antonia teilen, die mit ihrem Leben und in ihrer Ehe sehr unglücklich war. Sie musste wohl kaum Gemeinsamkeiten mit ihrem Gatten haben oder sie hatte sie nur noch nicht entdeckt, wer wusste das schon? Epicharis jedenfalls hatte durchaus das Gefühl, dass sie keinesfalls so unglücklich mit Aristides sein würde wie Antonia mit Gracchus. Sicher sein konnte sie sich da natürlich nicht, denn der Flavier konnte sich auch noch als ein Scheusal herausstellen, sobald sie vor den Göttern und dem Gesetzt geheiratet hatten und sie Eheleute nennen durften...auch wenn Epicharis nicht glaubte, dass Aristides sich jetzt solche Mühe gab, um sie zu entzücken, obwohl er doch insgeheim ein mieser Schuft war.


    Rings um sie herum dunkelte es nun immer schneller, die Sonne begann gerade, den Horizont zu berühren und hinter ihm zu versinken. Aristides' Blick heftete sich kurz auf einen Punkt hinter Epicharis, und kurze Zeit später sah er sie wieder an und drückte seine Freude aus. Epicharis unterdrückte den Impuls, sich herumzudrehen und nach dem Ziel seines Blickes zu suchen, etwas spanisch kam ihr das nämlich schon vor. Doch vielleicht war es nur eine weitere Schwalbe gewesen, die ihre Kapriolen hinter ihrem Rücken schlug, oder auch Nordwin, der sich mit dem Fußrücken an der Wade kratzte. Mit anderen Worten: es war unwichtig genug, nicht den Blick von Aristides abzuwenden. Sie schenkte ihm ein Lächeln und sah Dhara nochmals an. "Das tut sie, sie ist sehr geschickt."


    Kurz darauf erhob sich Aristides bereits, und wenn er es nicht getan hätte, wäre Epicharis wohl in Kürze aufgestanden. Nun folgte sie ihm nach - ein Sklave trat hinzu und reichte ihr eine helfende Hand - und verweilte einen Moment, in dem Aristides Toga nach seiner Verbeugung und ihre Tunika erneut geordnet wurden. Dankbar nahm sie seinen dargebotenen Arm an und legte die feingliedrigen Finger der Rechten darauf, um sich von ihm durch den Hortus Lucretius den Weg entlang zurück zur Sänfte führen zu lassen. Einige Sklaven liefen voraus und entzündeten kleine Lämpchen am Wegesrand, sodass die Kiesel und Edelsteine im schwankenden Licht geheimnisvoll glänzten und schaurig leuchteten. Sie waren nicht das einzige, was leuchtete, denn auch die Augen der Claudierin glänzten sanft im sie umgebenden, letzten Sonnenlicht und dem Licht der Öllampen. Ehe sie los gingen, wandte sich Epicharis zu Aristides um und sah ihn an. "Mir war es eine Freude, hier zu sein, Marcus. Es war eine unverhoffte Einladung, und noch dazu eine sehr angenehme."


    Über das Krokodilbassin, in dem man bei diesem Licht kaum mehr etwas erkennen, sehr wohl aber das leise, bedrohliche Plätschern hören konnte, führte er sie dem Eingang entgegen, vor der immer noch die Sänfte wartete, um sie zügig und sicher nach Hause zu geleiten. Sie passierten zahlreiche Vogelkäfige, deren Insassen den freifliegenden Artgenossen einen abendlichen Gruß zu zwitscherten, und langten alsbald an dem rosengesäumten, orientalischen Tor an, welches Epicharis schon bei ihrer Ankunft in diesem Garten beeindruckt hatte. Die kleinen Tiergestalten schienen im flackernden Licht wahrhaftig lebendig zu sein. An Aristides' Seite durchquerte sie das Tor. Die Schritte verlangsamten sich und schließlich blieb Aristides stehen, wandte sich zu Epicharis um und zitierte Catulls Carmina, wie Epicharis erkannte. Zwei, drei Herzschläge suchte sie nach etwas, das sie erwidern konnte, und gerade als ihr etwas eingefallen war, ergriff er ihre Hand und setzte zwei sanfte Küsse auf ihre weiche Haut. Epicharis' Herz schlug bis zum Hals und sie fragte sich panisch, wie sie reagieren sollte, wenn er auch ihre Wange oder gar die Lippen küssen wollte, doch die Gedanken waren müßig, denn Aristides verzichtete darauf. Wieder einmal war Epicharis sich urplötzlich darüber bewusst, dass sie im Grunde gar nichts von dem wusste, wie man sich in so einer Situation verhalten sollte. Mit einem zaghaften Lächeln um die Mundwinkel herum sah sie zu ihm auf, denn sie war ja kleiner als er, und wusste nichts zu entgegnen. Um sie herum erhellten nun einige Fackeln den kleinen Platz zwischen Tor und Sänfte. Epicharis musste etwas sagen, und aus diesem Drang heraus resultierten die Worte, die sie im gleichen Moment wählte, in welchem sie sie auch schon sprach. "Du verstehst es, eine Frau zu bezaubern, Marcus. Es ist mir eine Freude, diesen Ring zu tragen und diesen Tag in meinem Gedächtnis zu bewahren, um ihn irgendwann einmal unseren Kindern zu schildern. Schlafe du auch gut, Marcus." Einen Moment noch sah Epicharis Aristides an, lächelte sanft und wandte sich dann um, wo der gleiche Sklave wie vor einigen Stunden sich auf den Boden geworfen hatte und Epicharis einen bequemen Einstieg ermöglichte. Als sie in der Sänfte saß, nickte sie dem alten Mann in orientalischen Gewändern freundlich zu, dann hoben die Träger auch schon die flavische Sänfte an und trugen Epicharis fort. Sie hatte die Vorhänge ein Stückchen beiseite geschoben, um Marcus noch einen Moment lang auf dem flackernd beschienenen Marmorkies dastehen zu sehen, dann verschwand er aus ihrem Blickfeld und Epicharis lehnte sich in die bequemen Kissen zurück und betrachtete im spärlichen Licht den geflochtenen Ring mit seinen feinen Perlchen, den er ihr geschenkt hatte. Ein tiefer Seufzer drang über ihre Lippen. Sie hoffte, sich richtig verhalten zu haben. Und sie brannte darauf, mit Dhara zu sprechen, sobald sie zurück in der Villa waren.

    Die Begründung klang natürlich logisch, fand Epicharis. Vermutlich hatte man während einer Schwangerschaft auch andere Dinge im Kopf, und da 'nebenbei' noch die Acta zu leiten, verlangte sicherlich einiges an Organisationstalent und zudem Nerven aus Stahl. Daher nickte Epicharis verständig und lächelte Lucilla etwas aufmunternd an. "Ich bin mir sicher, dass sie früher oder später erneut Zeit finden wird, sich der Acta zu widmen", sprach die Claudierin das aus, was sie dachte. "Meinen Glückwunsch, jedenfalls."


    Epicharis nahm Lucilla nun etwas genauer in Augenschein. Halb Rom wusste von ihrer Verlobung mit Senator Germanicus, und dass sie witzigerweise bisher nicht in der Lage gewesen waren, einen Hochzeitstermin zu finden. Ob Lucilla wohl ebenfalls das Amt niederlegen würde, wenn sie ein Kind erwartete? Noch sah sie ja nicht danach aus, die Decima strahlte voller Tatendrang und schien gar nicht abgearbeitet. Umso besser, denn Epicharis hatte schon einiges von Lucilla gehört und war sich sicher, dass sie die Person war, die für die Actaleitung in Frage kam. Auf die Worte hin nickte sie. "Ja, das ist richtig", antwortete sie Lucilla. Unentgeldlich deswegen, weil Epicharis nun einmal die Ansicht anerzogen wurde, dass Patrizierinnen nicht arbeiteten, dass es unschicklich war. Da sie aber gern schrieb, wollte sie ihre Freizeit - oder zumindest Teile davon - der Acta zur Verfügung stellen, natürlich unter einem Decknamen und freilich, ohne Geld dafür zu nehmen.


    "Oh, das ist wirklich kein Problem. Ich schreibe ohnehin gern, und es ist bereits eine Freude, die eigenen Artikel veröffentlicht zu sehen. Freilich können wohl die meisten Leser den Namen des Verfassers nicht mit mir in Verbindung bringen, aber das ist gewollt. Ich habe gern Überraschungen auf Lager", gestand sie Lucilla und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Wie alt mochte sie wohl sein, fragte Epicharis sich. Mitte zwanzig oder Ende zwanzig? Sie wurde von der Erwähnung des Lectors jedoch davon abgehalten, weiter in diese Richtung zu überlegen. "Du meinst...Lectrix?" versicherte sich die Claudierin und überlegte. Sie war ganz gut in der Rechtschreibung. Und wenn es der Sache dienlich war und die Acta einen Lector suchte....


    Epicharis schmunzelte. "Wenn das ein ernstes Angebot war..." begann sie. "Nun ja, ich würde es mit Freuden annehmen, Lucilla." Erneut zeichnete sich ein Lächeln auf dem Gesicht der jungen Frau ab, während Nordwin an seiner Säule stand und mit dem Fuß scharrte. vermutlich dachte er sich seinen Teil zu dieser Geschichte, doch war er klug genug, den Mund zu halten.

    Gerade holte Nordwin tief Luft und straffte die Schultern, um den kurzen Mann noch weiter zusammenzustauchen, da machte Epicharis kurzerhand zwei Schritte nach vorn und auf den Sklaven zu. Sie wollte nicht gleich schon mit der Tür ins Haus fallen, immerhin hatte sie etwas mit der Auctrix zu besprechen, und das wollte sie nicht gerade unter ungünstigen Voraussetzungen erledigen. Wenn Nordwin den Acta-Sklaven böse zurechtgewiesen hätte und diese ganze Situation vielleicht eskaliert wäre - das wäre definitiv ein schlechter Start gewesen. So schirmte sie den glücklichen Ianitor einfach vor Nordwin ab, indem sie dazuwischen trat und vermutlich beide überrumpelte, indem sie schlicht sagte: "Prima, dann will ich mal schnell hereingehen."


    Sprach's und war einen Sekundenbruchteil später auch schon drinnen. Dann blieb sie jedoch stehen und ließ den hauseigenen Sklaven doch besser vorgehen, wie es sich gehörte. Im Vorübergehen musterte sie die Einrichtung und Büsten. Alles in allem geschmackvoll und recht einladend. Auch das Fleckchen Sonne, in dem die Auctrix Decima Lucilla, wie man ihr die Frau vorstellte, saß, gefiel Epicharis. Aus den Augenwinkeln bemerkte Epicharis Nordwin, der etwas versetzt und grummelnd hinter ihr drein stapfte und neben einer Säule stehen blieb, um zu warten, bis sie fertig war. Ganz recht so. Er gab sich zwar häufig mürrisch und schlecht gelaunt, schien licht reizbar und gewaltfreudig, aber Epicharis wusste, dass das alles nur aufgesetztes Verhalten war. Genau wie die aufspießenden Blicke, die der germanische Sklave dem Acta-Sklaven die ganze Zeit zuwarf und die Epicharis recht erfolgreich ignorierte.


    "Salve, Decima Lucilla! Es freut mich, dich einmal persönlich kennenzulernen", begrüßte Epicharis die Auctrix nun, was an sich schon seltsam war, da sie doch bisher auch nicht unpersönlich mit Lucilla Kontakt gehabt hatte. Außerdem war ihr, als hätte sie vor kurzem noch einen anderen Namen mit dieser Position in Verbindung gebracht. "Verzeih meine Frage, aber ich bin doch etwas überrascht - ist denn Tiberia Livia nicht mehr die Auctrix der Acta?" Epicharis blinzelte die Decima freundlich an und lächelte. "Du fragst dich sicher auch nach dem Grund meines Besuchs. Nun, in der Vergangenheit wurden zwei Artikel von euch veröffentlicht, der Name des Verfassers lautete Danaë. Sie entstammten meiner Feder und wurden stets von einer Sklavin gebracht, die kein Geld annehmen durfte." Epicharis machte eine effektvolle Pause, in der sie wie nebensächlich an der dunkelblauen und zu ihrer hellblauen Tunika passenden Palla zupfte, und sprach dann weiter. "Ich möchte der Acta gern als freier Redakteur zur Seite stehen, und wenn euch meine Artikel gefallen, würde ich auch fest mitarbeiten wollen - ehrenamtlich, versteht sich, und auch weiterhin inkognito, was die Veröffentlichung der Artikel anbelangt."

    Von den bezauberten Blicken bekam Epicharis nichts mit. Aristides verhielt sich nämlich ganz normal, als sie sich wieder ihm zuwandte und sich den Früchten und Süßspeisen widmete, die vermutlich neben ihnen beiden auch für die ganze vertretene Sklavenschaft gereicht hätten. Wer wusste es schon, vielleicht bekamen die fleißigen Hände und Füße einen Rest von diesem wahrhaftig königlichen Mahl ab, wenn Epicharis’ Kline schon längst erkaltet war und sie sich erneut in den heimischen Räumen befand. Nun, als Epicharis sich also umwandte, blickte sie in Aristides’ mit einem Lächeln geziertes Gesicht. So warm und freundlich erschien ihr dieses schlichte Lächeln, dass sich auch bei ihr unwillkürlich der gleiche Ausdruck auf die Züge legte. Bald würde es zu dunkeln beginnen, die Sonne sank immer weiter herab und ließ die Schatten gleichermaßen länger werden, wie auch Aristides’ Worte Epicharis etwas besorgt dreinschauen ließen. Kriege waren niemals gut, und wenn sie nicht nur um den Vater, sondern auch um den verlobten würde fürchten müssen, war das doppelt betrüblich. So kam es, dass bald das unbekümmerte Lächeln aus dem Gesicht der Patrizierin gewichen war und einem nachdenklichen, ernsten Ausdruck Platz gemacht hatte. Im Gegensatz zu Aristides behielt Epicharis ihren Teller noch eine Weile, und sei es nur aus jenem Grund, etwas in der Hand zu haben und doch nichts halten zu müssen, da sie die kandierten Rosenblätter ganz allmählich drastisch, aber dennoch damenhaft dezimierte. Er gab sich ja alle Mühe, unbeschwert zu klingen, aber Epicharis sah der kommenden Offenbarung – gab es nun Krieg oder gab es keinen – mit einer gehörigen Portion Skepsis entgegen. “Dann will ich um deinetwillen und um meines Vaters Willen darauf hoffen, dass es keinen Krieg geben wird“, hakte sie das doch recht unangenehme Gesprächsthema ab, in Unkenntnis darüber, dass ihr Vater bereits den Dienst quittiert hatte. Es war einfach etwas anderes, über einen Krieg und die Legion in weit entfernten Gebieten zu reden, oder jemanden sehr gut zu kennen, der einmarschieren musste. Epicharis seufzte.


    Umso froher war sie, als Aristides das Gespräch erneut auf Spiele und das Orakel lenkte. Die Unbeschwertheit kehrte, wenn auch langsam, wieder zurück und übertünchte die tristen Gedanken, die sich eingestellt hatten. „Oh, das sind sie, ja.... Aber man kann doch die Intention herausfiltern“, erklärte sie Aristides souverän und untermauerte diese These mit einem Nicken. „Ich war bereits zweimal bei einer Sibylle. Auch wenn sie seltsame Worte wählt, so weiß man dennoch, was sie bedeuten, auch wenn man sie nicht versteht.“ Dieser Satz hätte wohl ebenso von einer Sibylle stammen können, aber Epicharis war sich dessen nicht bewusst. „Übermorgen wäre sehr gut. Sagen wir, zur achten Stunde – oder doch besser zur neunten?“ fragte sie ihn. Dann würde sie in jedem Falle genug Zeit haben zum Briefeschreiben am Vormittag nach der üblichen Prozedur, wenn sie sich erst am Nachmittag verabredeten.


    „Das wäre wundervoll“, begeisterte sich Epicharis für die Idee Arisitdes’, ihr Africa einmal zu zeigen. Die Erzählung klang ganz fantastisch. Vielleicht würde sie auch einen verlassenen Tempel entdecken, der später nach ihr benannt werden würde...sofern man das in Africa ebenso handhabte wie hierzulande mit den Tempeln. Und Sterne...nun, sie war bei weitem kein so begeisterter Sternengucker wie andere aus ihrer Familie, aber die Idylle eines sternenübersäten, pechschwarzen Himmels hatte durchaus etwas an sich, das ein Frauenherz begeistern konnte. „Deine Erzählungen klingen, als seien sie einem Traum entsprungen“, sagte Epicharis dann schwärmerisch und schlug die Lider nieder. Hellwach war sie allerdings wieder, als Aristides von den Schriften erzählte und vom Museion. Er hatte jedoch insofern Glück im Unglück, als dass Epicharis ihn nicht über den Inhalt ausfragte, wohl aber etwas anderes erwähnte. „Oh, da gehen wir dann auch hin, nicht? Ich würde das zu gern mit den eigenen Augen erblicken können....also, natürlich nur, wenn du möchtest“, fügte sie hinzu, als ihr klar wurde, dass sie ihn vielleicht etwas damit überfuhr. Eines sollte dem Flavier allerdings inzwischen klar geworden sein: Epicharis war kein untätiges, langweiliges Frauchen und würde es vermutlich auch niemals sein. Wenn er sie ehelichen wollte, so heiratete er eine Frau, die zwar stets im Rahmen der gesellschaftlichen Anforderungen blieb, aber dennoch abenteuerlustig und gesellig war. Sie redete gern und wirkte auf den einen erfrischend, auf den anderen bereits fast lästig, wenn man eine durchschnittliche Patrizierin erwartete. Denn Epicharis hielt sich nicht für eine solche und wollte auch nicht der Durchschnitt sein, Punktum.


    Es war ein Kreuz, mit der Sonne. Am Morgen stieg sie schnell und schneller empor, verweilte dann den ganzen Tag droben am Himmel, und wenn sie sank, so tat sie es mit der gleichen rapiden Geschwindigkeit wie sie am Morgen steig. So kam es, dass die Stadt bald in goldenrotes Licht getaucht dalag, dessen Rotstich mehr und mehr an Intensität gewann. Bald würde sie sich verabschieden wollen, denn nach der Dunkelheit war Epicharis nicht mehr gern unterwegs. Sicher wusste das auch Aristides oder ahnte es zumindest. Mehr als gesättigt – denn sie hatte auch viel mehr gegessen, als sie eigentlich vor gehabt hatte – gab sie schließlich ihren Teller einem Sklaven und ließ sich das feuchte Tuch reichen. Ein zufriedenes, leises Seufzen konnte sie nicht zurückhalten. „Das war ein so köstliches Mahl, Marcus, dass ich beinahe gewillt bin, dir deinen Küchenmeister abzukaufen“, lobte sie scherzend. „Das Ambiente hier ist einfach fantastisch. Nicht viele Männer kämen auf eine solch magnifike Idee. Da fällt mir ein... Ich habe mich noch gar nicht richtig für die Sklavin bedankt, die du mir geschenkt hast“ , sagte sie und wies auf Dhara. "Sie ist mir eine großartige Hilfe. Der Brief hatte dich doch erreicht, nicht? Jedenfalls danke ich dir recht herzlich. Dein Hannibal ist ebenfalls ein vortrefflicher Sklave, sehr höflich."

    Mit großen Augen sah Epicharis ihren Verlobten an. Es war ihm zu schauderlich gewesen, die Sibylle von Baiae aufzusuchen? Nanu? Dabei war doch so gut wie gar nichts dabei, in eine stockfinstere Grotte einzutreten, aus der mythisch anmutende Musik und ein Grollen von der Ferne erklang....lediglich mit einer schwachen Gänsehaut, so wie jetzt gerade, musste man rechnen. Gerade wollte Epicharis Aristides damit necken, dass er ein Angsthase war, da tauchte eine grässliche Hydra aus dem Nichts auf und sprang ihnen förmlich in den Weg. Augenblicklich hatte Epicharis allen gutmütigen Spott vergessen und machte nun selbst einen erschrockenen Satz, der sie auf peinliche Tuchfühlung mit Aristides brachte. Wie von selbst hatte ihre Hand erschrocken den Weg in die seine gefunden - im Schutzsuchen waren Frauen einfach unschlagbar. Das Herz pochte ihr bis zum Hals, und nur langsam verwandelte sich die giftspeiende Hydra in ein Mädchen, das gar nicht einmal so böse dreinsah. Trotzdem blieb da die Frage, wo sie so plötzlich herkam... Epicharis brachte wieder einige Zentimeter Luft zwischen sich und Aristides' Seite, ließ jedoch ihre Hand in seiner. Sie nun wieder fortzunehmen, wäre ihr wie ein Stoß vor den Kopf vorgekommen. Außerdem würde sie ihm irgendwann ohnehin nahe sein - und hier drinnen sah sie sowieso niemand, wie sie Händchen hielt.


    Aristides schien weitaus gefasster zu reagieren als die Claudierin, wie sie mit einem zweifelnden Blick feststellte. Entweder, er war ein erstaunlich guter Schauspieler - oder die Geschichte war gelogen, dass er sich niemals zu der Sibylle in Baiae hineingetraut hatte. Nur was von beiden der Fall war, vermochte sie schwerlich zu sagen. Bald fand ein blaues Säckchen den Weg von ihm zu dem Mädchen, welches Epicharis sich immer noch skeptisch besah, um für den Fall der Fälle (wenn ihr Schlangen aus dem Kopf sprossen) schnellstens Kehrt zu machen und zu türmen. Das musste der Weihrauch sein, und Epicharis fragte sich, wozu man in dieser ohnehin schon klebrig-stickigen Luft noch mehr von dem Zeug verräuchern wollte. Aber die Diener der Sibylle würden schon wissen, was sie taten, also schwieg Epicharis dazu und ließ Aristides reden. Seine Worte waren komisch gewählt, doch den Sinn hinter seiner ausflüchtigkeitbietenden Sprachweise ergründete Epicharis der Aufregung wegen nicht, sondern stand weiterhin leicht nach hinten versetzt neben Aristides und gab sich alle Mühe, weder ängstlich noch abenteuerlustig zu wirken und auch nicht in irgendeiner Weise wie ein dummes Frauchen oder aber eine allwissende Matrone. Kurz: Epicharis stand neben ihrem Verlobten und wirkte schlicht und ergreifend......anwesend.

    Nordwins skeptischer Blick entging Epicharis nicht, doch sie scholt ihn nicht deswegen. Immerhin hatte sie ihn wegen seiner Wachsamkeit und des guten Gespürs Gefahren betreffend als engsten leibwächter immer mit dabei, wenn sie das claudische Anwesen verließ. Etwas Skepsis konnte selbst dem sanftmütigsten Mann gegenüber nicht schaden, immerhin hatte Epicharis etwas bedeutendes zu verlieren, solange sie nicht verheiratet war.


    Auf Aquilius' Erklärung bezüglich der Verwandtschaft reagierte sie mit einem amüsierten Schmunzeln, von seinen Gedanken ahnte sie freilich nichts. Sie fand seine Erscheinung für den Umstand, aus einem spanischen Familienzweig zu entstammen, noch seltsamer, denn waren nicht die Iberer dunkelhaarig und -häutig? Aquilius wies zwar eine starke Bräunung auf, aber von dunklen Locken war keine Spur. Gerade aber seine hellen Haare, fand Epicharis, standen ihm sehr gut zu Gesicht. Als er den Stammbaum erwähnte, winkte sie lachend ab. "Oh, nein, nein! Danke, aber das ist gewiss nicht nötig. Ich hatte nur angenommen, ihr wäret enger verwandt, was gewiss dein Familienname in Verbindung mit deinem souveränen Auftreten impliziert hat", erklärte sie und schmunzelte. Dennoch wäre es sehr interessant gewesen, mehr zu erfahren, aber Epicharis zügelte sich gekonnt und ging auf das Verwndtschaftsthema nicht näher ein, bis der Flavier nun seinerseits nach dem Grund für ihr Interesse an seiner Familie, genauer gesagt an Aristides, fragte. Er wusste es also noch nicht, dachte Epicharis bei sich. Verschmitzt sah sie ihn an und legte den Kopf schief. Er weilte in Mantua? Soso...


    "Ich muss dich leider enttäuschen, Marcus hält sich gegenwärtig noch in Rom auf, wir sind später bei der Sibylle verabredet. Natürlich darfst du auch nach dem Grund meines Interesses fragen, Flavius Aquilius, auch wenn er vermutlich nun auf der Hand liegen mag", erwiderte sie und hob beim Sprechen des letzten Satzes ihre Hand etwas an, damit er den wunderschönen Ring betrachten konnte, wenn er wollte. "Er ist mein Verlobter. ich kenne bisher nur wenige Flavier, und davon nur Leontia in persona. Deswegen interessierte mich dein Verwandschaftsverhältnis zu Marcus; damit ich auf der Sponsalia nicht ganz so verloren zwischen all seinen Verwandten wirke", erklärte sie. Epicharis lächelte, doch war es dieses Mal keine Höflichkeitsgeste, sondern ein überzeugtes Lächeln, denn sie fand Aquilius sympathisch und darüberhinaus machte es ihr stets Freude, andere Unwissende über den richtigen Sachverhalt aufzuklären. Das war eine Eigenart Epicharis', die sie manches Mal belehrend oder gar besserwisserisch erscheinen ließ. "Ich hoffe, ich halte dich nich auf?" fragte sie ihn mit neckischem Ton.

    "Sehr gut", entgegnete Epicharis und nickte bestätigend. "Dass du dich verlaufen hast, ist nicht weiter schlimm. Immerhin hast du auch wieder zurück gefunden und bist nicht unterwegs verloren gegangen", versicherte sie Kassandra und winkte ab. Heute war sie nachsichtig, und sie hatte die Griechin schließlich auch nicht sofort nach deren Aufgabe wieder hier gebraucht, um etwas zu erledigen. So überlegte sie, als Kassandra sie fragte, ob sie noch etwas tun könnte. Zuerst wollte ihr nicht recht etwas einfallen, denn der Becher war noch gut gefüllt mit Wasser und es mangelte ihr auch sonst an nichts. Doch dann kam Epicharis eine Idee in den Sinn. "Hm, vielleicht gibt es da etwas. Spielst du gern? Oder hast du vielleicht einmal von diesem Spiel gehört? Es ist keltisch und heißt Fidchell. Bedauerlicherweise wollen mir die Regeln nicht mehr so recht einfallen, obwohl der Händler sie mir ganze dreimal erklärt hat... Sag, gibt es griechische Brettspiele, die du beherrscht? Was spiel man so in Griechenland?" löcherte sie nun Kassandra und lehnte sich zurück. Das war interessant für sie, denn Epicharis liebte jegliche Form von Spielen über alles.

    Glücklicherweise sah Epicharis nicht, dass Nordwin der zierlichen Tulla diesen gigantischen Wäschekorb in die Hände drückte, sonst hätte sie sicherlich etwas dazu gesagt. So aber waren Dhara und Nordwin schon beide hier, Kassandra fehlte noch. Aber das war nich weiter schlimm, denn einer der beiden würde die griechische Sklavin sicherlich einweihen können. "Nichts ist passiert, Dhara. Zumindest nichts Schlechtes. Mein Vater ist heimgekehrt, er nimmt gegenwärtig ein Bad und lässt sich frisch einkleiden. Anschließend möchte er mit mir speisen. Angesichts des schönen Wetters halte ich den Garten für einen geeigneten Platz, um eine Kleinigkeit auftragen zu lassen, doch dafür sollten einige Klinen und ein Tisch hinausgeschafft werden. Nordwin, das ist deine Aufgabe. Dhara, dich und Kassandra möchte ich bitten, der Köchin Bescheid zu geben, damit sie etwas Schmackhaftes auf den Tisch zaubert. Bedenke dabei, dass mein Vater eine lange Reise hinter sich hat, es sollte also durchaus auch etwas Deftiges dabei sein, wenngleich ich selbst nur etwas Obst und Käse essen werde, es mangelt an Hunger... Und Ich möchte, dass ihr seine Wünsche erfüllt, so dies möglich ist. Du kannst sehr gut massieren, ich denke, das wird seinen Schläfen und dem Nacken guttun. Kassandra richte bitte aus, dass sie ihre Kithara mitbringen soll, sie spielt so schön darauf. Und sorgt dafür, dass die Speisen nicht kalt auf den Tisch kommen und stets genug Wein in seinem Becher ist", wies sie Dhara an, denn Kassandra hatte vermutlich ihren Ruf nicht vernommen. Epicharis war aufgeregt und wollte zugleich, dass alles perfekt sein würde und Vesuvianus beeindruckt war von der Art seiner Tochte, den Haushalt in seiner Abwesenheit zu führen. "Husch husch!" rief sie übermütig und klatschte in die Hände.