Beiträge von Flavia Epicharis

    Während Epicharis sich herrichten ließ, lauschte sie aufmerksam den Worten ihrer Sklavin, blickte sie ab und an durch den Spiegel an und bewunderte die Leichtigkeit, mit der sie Epicharis' Haare bändigte und zu einer hübschen Frisur zusammensteckte. Sie verstand nicht recht, dass eine Priesterin das Recht hatte, eine fremde Sklavin tagelang in einen finsteren Keller zu sperren. Andererseits war sie über die Gepflogenheiten im Orient nicht sonderlich gut informiert, und vielleicht war das, was hier nicht gegeben war, dort erlaubt? Dennoch konnte die Claudierin der Beschreibung Dharas mühelos folgen und verstand sie sogar in ihren Beweggründen.


    "Du hast recht. Die Sonne ist wunderbar. Allein das Gefühl, wenn du im Garten sitzt und sie dir warm dein Gesicht umschmeichelt... das tut unbeschreiblich gut. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Götter selbst ihr befehligen, den Menschen Gutes zu tun. Immer dann, wenn sie unbehelligt scheint und nicht von Wolken verdeckt wird", bestätigte Epicharis und folgte Dharas Kämmbewegungen mit den Augen. Sie selbst hätte mindestens drei weitere Hände gebraucht, um dieserart geschickt zu hantieren und dabei noch lässig auszusehen. Nicht ein einziges Mal tat das Lösen eines Haarknotens weh. Dhara war entweder sehr geübt oder ein Naturtalent, beschloss Epicharis im Stillen. Die Bestätigung folgte auf dem Fuße.


    "Oh, erzähl mir doch bitte mehr über diesen Tempel. War deine vorige Herrin Priesterin? Du wirst genügend Zeit und Raum für das Mischen der Cremes und Tinkturen bekommen, Dhara. Es klingt ganz so, als würde dir das Spaß machen, und warum nicht einmal das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden? Ich möchte allerdings bezweifeln, dass wir alle nötigen Zutaten im Hause haben. Was hältst du davon, wenn wir die Sachen gleich einkaufen, wenn wir dir etwas Ordentliches zum Anziehen besorgen? In dieser Tunika kannst du dich unmöglich wohlfühlen, und sie ist auch ganz und gar nicht angemessen für meine Leibsklavin. ich habe heute Vormittag noch nichts vor, also würde ich die Einkäufe gern gleich heute erledigen. Nach dem Frühstück, versteht sich, und wenn ich fertig bin."


    Wenige Augenblicke später betrachtete Epicharis ihre Haarpracht im Spiegel. Anerkennend nickte sie. Nun fehlte noch die Schminke, und auch da war sie gespannt, was Dhara auf Lager hatte.


    "Sehr schön, Dhara. Das hast du gut gemacht. Ich würde heute gern eine luftige Tunika tragen, lindgrün mit goldenen Stickereien und einer weißen Palla. Berücksichtige dies doch bitte beim Einschminken", bat sie.

    Verwundert betrachtete Epicharis das seltsame Ritual, das die Sklavin auszuführen schien. Es kam ihr fremdartig vor, sich ehrfürchtig vor der Sonne zu verbeugen und damit der Himmelsscheibe zu huldigen. Vielleicht waren die babylonischen Gottheiten Gestirne? Das wiederum fand Epicharis interessant, wenngleich es auch niemand mit den wahren römischen Göttern aufnehmen konnte, nicht einmal diese Sekte, die sich in Ostia niedergelassen und dort sogar einen Tempel gebaut hatte.


    "Dhara, warum verneugst du dich vor der Sonne?" fragte Epicharis daher interessiert und mit schräg gelegtem Kopf, während sie gewaschen wurde. Auch faszinierte sie Dharas Wissen über die verschiedenen kosmetischen Dinge. Sie schien ein wahrer Glücksgriff gewesen zu sein, was die Claudierin natürlich freute.


    "Du wirst die Zeit dafür bekommen, Dhara. Du weißt recht viel über Kosmetik, nicht? Man sieht es deiner Haut an, sie wirkt samtig", lobte sie und berührte Dhara kurz am Arm, um ihren Eindruck bestätigen zu können. Die Haut der Sklavin war tatsächlich samtweich und rosig-frisch, und Epicharis lächelte ob der Aussicht, dass sie auch bald so weich sein würde. Während Dhara sie einwickelte, und abtrocknete, sagte Epicharis: "Ich überlasse dir heute meine Frisur. Tu mit den Haaren, was dir gefällt. Ich bin mir sicher, es wird hübsch aussehen. Ach und Dhara: Ich wiederhole meine Fragen nicht gern. Ehe du nun wieder ablenkst, möchte ich etwas über deine vorigen Herren wissen", fügte sie leicht tadelnd hinzu. Ihr rutschte zwar nur selten die Hand aus, und sicherlich nicht bei dieser Banalität, aber Fragen wiederholen zu müssen, missbilligte Epicharis durchaus.

    Zitat

    Original von Flavia Minervina
    aber EPICHARIS
    was ist mit deinem vorschlag... also ich wäre da wirklich dabei... !!! und als adelige hama eh genug geld.. dann brauch ma daweil a noch kein gehalt oder irgentwas verdienen... also i zumindest


    Ja, klar. Steht noch! Aber du bist ja noch in Spanien, oder? War da nicht was, weshalb du nicht in Rom warst? Melde dich einfach mal (per PN?), wenn du in Italien bist. =)

    Impressionen eines Einkaufsbummels - Teil I - Bei den Tuniken


    Während Epicharis Antonia als Kleiderpuppe nutzte und ihr die vorgehaltene, reichlich verzierte, aber dich dezente Tunika vor hielt und an ihr herumzupfte, sprach sich der kleine Serenus definitiv gegen das hübsche Kleidungsstück aus, welches Leontia ihm angedacht hatte. Den besorgten Seitenblick der Flavierin bemerkte Epicharis zwar, deutete ihn aber nicht in Bezug auf sich selbst, sondern dachte eher an den Unwillen der heutige Jungend, auf Erwachsene zu hören und sich deren Meinung und Erfahrungswert zu beugen. Vielleicht mochte Leontia auch ahnen, dass Serenus schwer zu erziehen sein würde. Vermutlich, dachte Epicharis sich, fehlte die erzieherische Frauenhand in der Familie, wenn Serenus' Vater in Mantua weilte. Aber das war schließlich nicht ihr Problem.


    Kurz darauf hatte Leontia eine cremeweiße Stola in den Händen und trat hinzu, um die Kombination zu prüfen. Sie und Epicharis schüttelten nun zeitgleich die Köpfe, und Leontia sprach genau das aus, was Epicharis gerade ebenfalls sagen wollte. Amüsiert lachte Epicharis.
    "Wie recht du hast! Nein, diese geht nicht, keinesfalls. Sie lässt dich älter wirken, als du doch eigentlich bist", sagte sie zuerst zu Leontia, dann zu Antonia gewandt.


    Da die Stolen nicht allzuweit vom Ort des Geschehens entfernt auslagen, brauchte Epicharis bei dem verzückten Ausruf der Flavierin nur den Kopf drehen, ehe ihr Blick auf das Objekt der Begierde fiel und sie ebenfalls entzückt die Luft einsog, gerade als Leontia vom Verheiratetsein sprach.


    "Ich? Nein, aber mein Vater sucht derzeitig nach einem geeigneten Ehemann", sprach sie ganz offenherzig aus, die Augen kurz von der Stola losreißend und Leontia anblickend. Anhand ihrer bedauernden Aussage entnahm Epicharis, dass Leontia selbst ebenfalls nicht oder noch nicht verheiratet war. Wieder glitt der Blick auf die Stola, und als nun eine Bekannte der Flavierin hinzutrat, nahm Epicharis Leontia ganz einfach mit einer Hand die Stola ab und hielt sie an die Tunika, die sie mit der anderen Hand noch an Antonia drückte.


    "Ach wie hübsch! Schau, du siehst entzückend aus", rief sie aus und reichte ohne ein Widerwort zu erwarten die Tunika samt Stola an den Händler.
    "Die nehmen wir."



    Teil II - Süßigkeiten und Sandalen


    Während der dickliche Mann den Berg Tuniken für Dido lieblos einwickelte, sich bei Antonias etwas mehr Mühe gab und alles zu einem bequem zu tragenden Paket zusammenschnürte, begrüßte Epicharis die Frau, die sich als Annaearin herausstellte.


    "Hm, neue Sandalen wären auch nicht schlecht. Ich hatte mal ein im Illyricum gefertigtes Paar mit dunkelroten Besätzen an den Seiten. So weich und bequem, dass ich so gar nicht mehr ausziehen wollte. Nun gut, ich war ich auch noch klein. Ich fürchte, solche werde ich hier nicht finden. Auch in Tarraco hatten sie nur die einfachen", erzählte die Claudierin und schleifte Antonia kurzerhand mit. Erst zu den Süßigkeiten, um dort eine Tüte Datteln zu erstehen, dann zu diesem gallischen Modemacher und schließlich Leontia und Minervina hinterher zum Schuhverkäufer. Sie lauschte dem Gespräch der beiden Frauen und besah sich derweil die Auslage, als sie ein anderes Paar entdeckte.


    "Oh, oder diese dort! rief sie und zeigte auf ein Paar in dunklem Leder gehaltene Riemchensandalen, welche den unverkennbaren, patrizischen Elfenbeinmond bereits eingearbeitet hatten.
    "Ach, die würden ganz famos zu deiner eben erstandenen Tunika passen, Antonia! Findest du nicht auch, Leontia?"

    Während Albina erzählte, schloss Epicharis die Augen und versuchte, sich bildlich vorzustellen, was Albina beschrieb. Sie könnte förmlich die Hitze des Landes spüren, den Duft der Blumen riechen und das Salz in der Seeluft schmecken. Ungewöhnlich war, dass die Tiberiern in einem zweistöckigen Haus gelebt hatte. Das Zwitschern der Vögel in diesem Augenblick flang tatsächlich wie jenes der Tiere im Illyricum. Epicharis öffnete die Augen wieder, als Albina abbrach, und sah sie an.


    "Auch das Landleben kann abwechslungsreich sein. Warst du im Meer schwimmen? Ich war in meiner Zeit als Kind oft ihm Meer baden, in Tarraco. Es ist warm gewesen, das Wasser, und man konnte bunte Fische unter der Oberfläche entlangflitzen sehen. Ich habe mich nicht getraut, die Augen unter Wasser zu öffnen - das Salz hat so gebrannt - aber allein der Klang der Wellen war so schön, dass ich ihn nie wieder vergessen werde", erzählte nun auch Epicharis, gar etwas wehmütig.


    "Geschwister zu haben ist nicht immer leicht. Ich denke, dass meine kleine Schwester unter mir in der Kindheit einiges erdulden musste. Mein Vater hat mich oft als kleines Zicklein bezeichnet. Vermutlich ist er deswegen so froh, dass mich mein letzter langer Aufenthalt in Spanien so verändert hat. Aber der Tod naher Verwandter verändert gewiss jeden."


    Epicharis seufzte und leerte den Becher. Als ein Sklave nachschenken wollte, gab sie ihm die Anweisung, nur Wasser einzuschenken, und auch jenes nur halb voll. Sie setzte den Becher sogleich an und trank in bedächtigen Schlucken, sodass eine Pause zwischen den beiden entstand.


    "Es ist schon spät. Sicher fragen sich die anderen, wo ich bleibe. Es war sehr nett, Albina, vielen Dank für die Einladung. Lass es mich doch bitte wissen, wenn ich mich in Mantua revanchieren kann", bedankte sie sich und machte Anstalten, sich zu erheben.

    Epicharis lächelte. Das war ja ein schöner Einstieg in den Tag, gleich mit dem Wetter informiert zu werden, das sich hinter den dichten Vorhängen vor dem Fenster verschanzt hatte. Die Claudiern merkte, während sie gut gelaunt mit den Füßen wippte, dass Dhara beinahe strahlte, also erübrigte sich ihre Frage nach deren Befinden wohl oder übel. Einzig die Tunika passte keinesfalls ins Gesamtbild, aber daran würde Epicharis gleich heute etwas ändern, denn Dhara sollte schon angemessen gekleidet sein. Dieser Beschluss konnte der orientalischen Sklavin auch nur recht sein, denn sie wirkte ohnehin leicht schamerfüllt, als sie Epicharis' prüfenden Blick auf die Tunika bemerkte. Sicherlich hatte sie sich bereits mit den anderen kurzgeschlossen, was ihre Worte bestätigten.


    "Ja, das stimmt. Helle, zarte Farben wirken luftig und sind darüberhinaus gerade modisch. Die verschiedenen Grüntöne sind meine Lieblingsfarben, aber Elfenbein und Bordeaux mag ich auch. Sicherlich wierden wir uns zu Anfang arrangieren müssen, das soll aber nicht das Problem sein", sagte Epicharis.
    "Ich stehe morgens meist um diese Zeit auf. Du wirst mir dann beim Waschen, Einkleiden und Schminken helfen, was in der Regel zwei Stunden und bei einer gesellschaftlichen Verpflichtung meist etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt."


    Epicharis erhob sich und tappte baren Fußes durch den Raum, das Kompliment bezüglich der Haare mit einem freudigen Lächeln entgegen nehmend.
    "Ich danke dir, allerdings wurden sie schon lang nicht mehr mit Stutenmilch gepflegt. Du kommst doch aus Babylon, Dhara, was machen die Frauen dort, damit ihre Haare geschmeidig sind und glänzen? Du kannst dann auch das Wasser holen. Ah, und meine Frage bezüglich deiner vorigen Herren hast du noch nicht beantwortet."


    Die Claudierin schmunzelte, ihr war es keineswegs entgangen, dass Dhara augenscheinlich nicht darüber sprechen wollte. Sie setzte sich vor die Kommoda und wartete darauf, dass Dhara die Sonne und frische Luft hereinlassen würde und damit begann, sie zu waschen. Zuerst Gesicht, dann den nackten Körper, wie Epicharis es jeden Morgen über sich ergehen ließ.

    Zuerst wandte Epicharis den Kopf, dann strich sie ihr Haar zurück und bat den Klopfenden herein. Wenn es Dhara war, so war sie wirklich gut. Nachdem die Sklavin eingetreten war, bestätigte sich Epicharis' Vermutung, es sei Dhara gewesen, und die Claudierin lächelte erfreut.
    "Guten Morgen, Dhara. Du kommst gerade richtig."


    Epicharis fuhr mit den Fingern über das weiße Nachthemd, das sie zum Schlafen trug, und sah der Sklavin entgegen.
    "Hat man dir gezeigt, wo sich alles befindet, und konntest du dich frischmachen?"


    Vermutlich hatte sie auch schon die anderen kennengelernt, dachte Epicharis bei sich. Bei Assindius war sie vermutlich erschrocken einen Schritt rückwärts gegangen, und Aintzane hatte sie ja in ihrem Beisein schon gesehen. Jetzt war Epicharis gespannt, was Dhara als nächstes tun würde, und ob sie wirklich Erfahrung darin hatte, eine Patrizierin gesellschaftsfähig zu machen, wie sie gesagt hatte. Interessehalber fragte sie nach:
    "Bei wie vielen Herren warst du vor mir, und wie waren sie so?"

    Das könnte man doch SimOn ausspielen? Wie wäre es mit einer Aktion "Schreiber gesucht", die man in Rom ausspielt? Ich fände sicherlich auch Zeit, hin und wieder einen Artikel zu verfassen. Vielleicht nicht einen alle zwei Wochen, aber sicher einen einmal im Monat. Gerade Patrizierinnen könnten unter einem Decknamen arbeiten. Was meinst du, Minervina, sowas könnte man doch ausspielen. Hättest du Lust dazu? Ich denke nämlich, dass die Acta eine Bereicherung für alle war und auch wieder sein sollte. :)

    Epicharis lag bereits einen Moment wach und betrachtete die golden wirkenden Streifen der Morgensonne, die durch die dicken Vorhänge ins Zimmer drangen und ein Zebratreifenmuster auf Decke und Wand zeichneten. Nachdem sich ihre Augen an das schummrige Dämmerlicht gewöhnt hatten, setzte sich die Claudierin auf und rieb sich kurz verschlafen die Augen. Anschließend ließ sie ihren Blick über die freundliche Einrichtung ihres Zimmer gleiten. Hinter der Tür und an einer Wand entlang befanden sich zahlreiche Kleidertruhen und eine Kommode mit Spiegel, vor der ein bequemer Stuhl stand, in dem Epicharis am Morgen wohl die meiste Zeit verbrachte, um gesellschaftsfähig zu sein. Schräg vor dem Fenster sah sie auf die kleine Sitzgruppe mit drei Korbsesseln und einem Tischchen, auf welchem eine Amphore frisches Wasser und eine kleine Schale mit Obst standen. Auf einem Regal unweit hiervon entfernt befanden sich drei dicke Stumpenkerzen und eine Handvoll Becher, darunter war ein hübsch verziertes Schreibpult aus Akazienholz angesiedelt. Und in der linken Ecke neben der Tür befand sich ihr geräumiges Bett samt kleinem Tischchen, auf dem derzeit eine nicht brennende Kerze in einem Halter steckte, die ihr abends noch Licht spendete, wenn sie den Weg zum Bett suchte. Epicharis gähnte ungeniert und streckte sich verschlafen. Draußen sangen die Vögel, und bald würde vermutlich auch ihre neue Leibsklavin, Dhara, eintreffen, sofern sie sich von jemandem die Information eingeholt hatte, dass Epicharis weder richtig früh noch wirklich spät aufstand, sondern die goldene Mitte bevorzugte. In Gedanken schon bei der Kleiderwahl für den heutigen Tag, fiel ihr Blick auf den gesiegelten Brief, der auf dem Pult lag und an einen Flavier adressiert war, der sich gegenwärtig in Mantua aufhielt. Epicharis lächelte und schwang dann die Beine aus dem Bett.

    Oh wie schade, ich hab immer gern diese kompakten Infos gelesen. Vielen fehlt doch die Zeit, alles ausreichend mitzuverfolgen, da war die Acta immer wichtig, damit man auf dem neuesten Stand blieb. :(


    Wie schade!

    Aintzanes Auftratt war zwar alles andere als vorbildlich, aber Epicharis sah heute einmal darüber hinweg, denn insgeheim freute sie sich noch immer darüber, dass ihr eine Sklavin geschenkt worden war. Sobald jene versorgt sein würde, wollte sich Epicharis an ein Dankesschreiben setzen. Sie wusste zwar noch nicht wie sie formulieren würde, aber irgendwas würde sie schon zu papier bringen.


    "Aintzane, das ist Dhara. Sie wird meine neue Leibsklavin sein. Ich möchte, dass du ihr alles zeigst. Auch, wo sie sich waschen kann. Und neue Kleidung braucht sie auch, bis wir ihr eigene Tuniken organisieren."


    Zu Dhara gewandt fuhr sie freundlich fort: "Hast du Hunger? Wenn ja, lasse dir in der Küche etwas geben und sage der Köchin, du seist meine neue Leibsklavin, sie wird dann schon etwas für dich zusammensuchen, denn sie kennt meine Anordnungen bezöglich meiner Sklaven. Ansonsten hast du den restlichen Tag frei und kannst dir die Villa ansehen oder schlafen, wie es dir beliebt. Aintzane wird dir sicherlich auch die Unterkunft zeigen, die du mit den anderen teilen wirst."


    Damit war eigentlich alles gesagt, was zu sagen gewesen war, fand Epicharis. Sicherlich würde Dhara noch die ein oder andere Frage haben, die ihr jetzt nicht einfiel. Zum Beispiel, wann Epicharis aufstand und sich einkleiden ließ, ob sie das Frühstück allein auf dem Zimmer einnahm oder mit anderen zusammen im Triclinium. Früher oder später würde die orientalische Sklavin dies alles im Schlafe wissen oder gar abschätzen können, sofern sie Epicharis lange genug kannte. Doch nun war alles Neuland für sie und die Claudierin hatte die Erfahrung gemacht, dass Sklaven in der Regel müde und erschöpft, hungrig und abgerissen vom Sklavenmarkt kamen. Daher handhabte sie es bei allen Sklaven derart, dass sie eine gewisse Eingewöhnungszeit bekamen.

    Diese seltsame Aura, die der Garten in jenem Moment ausstrahlte, bemerkte auch die junge Claudierin, und eine feine Gänsehaut überzog neuerlich ihre makellos blasse Haut, diesmal aus Ehrfurcht und nicht der Kälte wegen. Dennoch konnte sie nicht leugnen, dass sie langsam fror. Bei Epicharis merkte man das stets an der Nase zuerst, so auch jetzt, denn sie war eindeutlig kalt. Die Patrizierin legte Hand an die schräg liegende Falte der Toga des Flaviers, zupfte hier und zog dort energisch, bis sie schließlich gerade lag und sich akurat ins Gesamtbild des Flaviers eingliederte. Epicharis nickte zufrieden, trat mit gleichsam zufriedenem Lächeln zurück und faltete die Hände sittsam vor dem Körper. Was Aristides über den Einsatz eines Soldaten sagte, konnte sie nachvollziehen, und doch war sie der Meinung, dass der Dienst als Soldat, selbst wenn er Gefahr für Leib und Leben barg, der wichtigste im ganzen Reich war. Wo lägen die Grenzen ohne die Soldaten, die ihr Leben im Kampf gegen schreckliche Barbaren gaben, die Kinder und ihre Mütter bedrohten? Nein, daran wollte sie gar nicht erst denken. Sicherlich waren auch Priester und Verwaltungsmänner wichtig, damit alles reibungslos ablief, doch hatte die Legion nicht ihre eigenen Mannen hierfür?


    Aristides gewandte Antwort, mit der er sich geschickt aus der Affäre zog, ließ sie schmunzeln und leicht erröten, wofür sie sich im gleichen Moment selbst ermahnte. Ihr gefiel seine Art durchaus, auch wenn er einen unübersehbar arroganten Ausdruck auf seinen Zügen herumtrug.


    Eine kurze Pause entstand, in der das Rauschen und Rütteln des stärker werdenden Windes noch lauter klang als gerade eben noch. Epicharis fröstelte nun doch und schlag die Arme um den Oberkörper.


    "Ich möchte jetzt besser wieder hineingehen. Es wird doch allmählich frisch", gab sie zu und lächelte entschuldigend. Sicherlich fragte sich ihr Vater auch bereits, wo sie eigentlich steckte, und Epicharis war schließlich auch lange genug hier draußen gewesen. Dem Flavier voran verließ sie bedächtigen Schrittes das Peristyl und bewegte sich an den Ahnenbüsten der claudischen Vorfahren allmählich auf den Saal zu.

    "Hannibal", wiederholte Epicharis und nickte.
    "Das werde ich mir merken."


    Der Sklave schien sehr wohlerzogen zu sein und machte auf Epicharis einen mehr denn guten Eindruck. Aristides schien sich nicht vergriffen zu haben, was Hannibal anbelangte. Frohen Mutes nickte sie nun und entließ den tüchtigen Mann wohlwollend. Jetzt musste man nur noch auf die Besitzurkunde warten, aber das würde Epicharis nicht selbst tun, sondern einem Begleitsklaven überlassen. Zu Dhara sagte sie schließlich einfach nur "Komm, Dhara" und setzte sich in Bewegung.



    Sim-Off:

    Für diesen Einsatz hat sich nicht nur Hannibal SimOn Respekt verdient, sondern auch der Spieler hinter dieser ID. Ich danke dir für deine Hilfe!

    Langsam richtete sich der Sklave auf und lächelte die immer noch recht verwirrt dreinschauende Epicharis freundlich an. Der Claudierin stieg etwas Schamesröte ins Gesicht, denn sicher würde sie sich für dieses Geschenk bedanken müssen, so sie es denn annahm. Aber ein Blick hin zu der Sklavin Dhara machte ihr deutlich, dass sie gut daran tat, es anzunehmen. Epicharis schmunzelte schließlich und nickte gefällig.


    "Dann danke ich deinem Herren sehr herzlich, richte ihm dies doch bitte aus, ....? Wie war doch gleich dein Name?"
    Sie glaubte, er hieß Hasdrubal oder irgendetwas anderes mit H - Heribert? Epicharis hätte beinahe mit den Schultern gezuckt und blickte nun auf Serenus, der anscheinend ihre freundliche Absicht nicht einmal wahgenommen hatte. Tja, die Jugend, die Jugend... Plötzlich fühlte sich Epicharis schrecklich alt. Etwas teilnahmslos verfolgte sie das Gespräch zwischen den beiden Bewohnern der flavischen Villa, bis der Sklave sich wieder ihr zuwandte. Sie würde später nach Mantua schreiben und sich für dieses unverhoffte Geschenk bedanken. Beim Gedanke an den Flavier lächelte sie kurz, wurde jedoch recht schnell wieder ernst.

    Epicharis bemerkte nun auch Serenus, mit dem sie vor zwei Tagen einen Einkaufsbummel der Superlative hinter sich gebracht hat. Nun ja, man hatte es eher Marathon nennen können, das traf es vermutlich eher. Sie nickte dem Jungen zu und schenkte ihm ein Augenzwinkern, ehe sie verblüfft die Worte des flavischen Sklaven vernahm und es gerade so vermeiden konnte, den Mund offen stehen zu lassen. Sie mochte Dhara nicht ersteigert, aber doch das Gebot in die Höhe getrieben haben. Und nun sollte die Sklavin ein Geschenk des Flavius Aristides sein? Warum? Epicharis ahnte etwas. Er war Soldat. Ihr Vater war Soldat. Sie dienten im gleichen Kastell, er war auf dem Bankett gewesen. Sollte er etwa...? Verwirrt blinzelte sie.


    "Ein Geschenk. Ist das dein Ernst? Ich meine, sein Ernst? Oh verzeih, ich bin etwas verwirrt..."
    Und genau so sah Epicharis jetzt auch aus.

    Als das höhere Gebot erklang, wandte Epicharis den Kopf, um zu sehen, wer da höher geboten hatte. Sie reckte den Kopf, suchte kurz erkannte den Mann, der seinen Arm erhoben hatte: Er war der Sklave des Flavius Aristides. Ein Schmunzeln huschte über ihr Gesicht und sie bedeutete den beiden Begleitsklaven, ihr voranzugehen und ihr einen Weg durch die Menge zu bahnen. Bald daraf war sie bei dem Sklaven angelangt.


    "Ich glaube, ich bin deinem Herren eine Entschuldigung schuldig", sagte sie lächelnd und deutete auf die Sklavin Dhara.

    Scheinbar ging es hier immer so drunter und drüber. Eben noch hatte man ihr die Frau zugesichert, dann wieder doch nicht und plötzlich befand sie sich inmitten einer Auktion. Epicharis schüttelte ärgerlich den Kopf und erhob energisch ihre Stimme.


    "Siebenhundertundeinen Sesterz!" rief sie.