Erst krabbelt es, dann reizt es und schließlich... "HahahhaaTSCHIII" Herius hatte die Hand hochgerissen und fing den Nießer so auf. Er streifte sich die Hände an einem mitgeführten Tuch ab und ließ ein "...tschuldigung..." in die aufgeschreckte Runde gleiten. Dann hieß es weiter auf Wahrnehmung durch einen Beamten der kaiserlichen Kanzlei, Abteilung Finanzwesen zu warten.
Beiträge von Herius Hadrianus Subdolus
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In Begleitung eines Wachsoldaten erreichte Subdolus das Officium. Ohne hätte er es sicherlich auch nicht gefunden so rießig groß war diese Verwaltung. Dort angekommen, klopfte er kurz an und trat dann in das Zimmer ein. "Salve." grüßte Herius erstmal und wartete ob man sich seiner annahm.
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Weberei Stufe IV zu veräußern. Preis n.V.
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Zitat
Original von Tiberius Duccius Lando
Ich würde dann an dieser Stelle auch gleich mal auf das Seiden-Problem der Fernhändler hinweisen... Seide ist absolute Mangelware[...]
Ich hab vor mich zu verändern. Daher kann ich noch 15 Seide, 20 Wolle und 584 Stoff anbieten, wenn ein Schneider arg in Bedrängnis ist.
[SIZE=7]Geht natürlich nur via Privatangebot.[/SIZE]
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Das wiederum setzte einen Sklaven vor Ort voraus, denn Irgendwer mußte den Brief dann auch überbringen. Doch Subdolus blieb entspannt. Er wußte um die Bedeutung des Palatin und vorallem darum, das diese Wachen hier auch nur ihre Arbeit machten. "Ich bin unbewaffnet, aber ihr wollt sicherlich trotzdem nochmal nachschauen, hab ich Recht?" Und er hatte es. Wenig später wurde er betastet. Und doch würden sie nix finden.
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Endlich mal ein zünftiger Aufhänger. So langsam mundete das Mahl und ein verdutzteres Gesicht seitens des Senators hatte Herius auch lang nicht gesehen. Wie fühlte sich das an, wenn einem ein Sohn vorgestellt wurde, von dessen Existenz man selbst nichts wußte? Subdolus konnte sich das nicht vorstellen und er wollte garnicht daran denken, was das für Schwierigkeiten mit sich bringen konnte. Aber er hatte an diesem Abend ein neues Thema, das es im Kopfe betrachtet, lohnte auszuschlachten. Gedankliches Absacken nannte man dies. Der Hadrianus hatte jene Kopfarbeit schon so einige Male durchgeführt und es schien immer so als würde er 'geistig abwesend' sein. Doch zu aller Verwunderung schien er ein weibliches Gen geerbt zu haben, denn er konnte trotz Gedankennachhängen auch dem verlaufenden Gesprächsthema folgen...
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Leichtes Unbehagen stürzte auf Herius zu, als er die Tür durchschritt und das Gesicht seines Patrons sah. Doch so hoffte er, der Knoten würde sich schnell lösen. Er trat vor den Tisch..., "Salve Patron, ich hoffe ich komme nicht ungelegen, aber ich dachte mir, wenn ich außerhalb der üblichen Klientenzeit komme, dann haben wir vielleicht etwas mehr Zeit zum Reden..."
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So war es ihm Recht. Die Fragen gingen wieder an den Senator und Herius konnte sich bemühen seinen Rachen mit etwas Speichel anzufeuchten. Das würde vorallem verhindern, das -sollte eine Frage in nächster Zeit auch ihn treffen- seine Stimme nicht versagte. Gespannt wartete er hindes auf die Details die er ebenso nicht kannte.
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Gewaschen, rassiert und in feines Tuch gehüllt, trat ein Mann mittleren Alters auf die Stufen des Palatin. Sein Anglitz zeigte die Spuren eines wechselreichen Lebens und er war nicht in Eile.
Subdolus trat vor die Palastwache, nachdem sich seine Reihe vor ihm zerstreut hatte. "Salve, ich bin gekommen, um mit der Kanzlei einen Termin beim Procurator a rationibus zu vereinbaren, wäre aber auch nicht abgeneigt, sollte die minimale Chance bestehen, das der Procurator unmittelbar für einen Euqes des Romanum Imperium Zeit hat." Er lächelte nur sehr leicht. Natürlich war ihm bewußt mit welcher Überlastung die Ämter zu kämpfen hatten und mit welchem Siegeswillen sie jeden Tag aufs Neue in die Schlacht zogen. "Ich bin übrigends Herius Hadrianus Subdolus."
Er begab sich in Wartestellung.
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Zitat
Original von Spurius Purgitius Macer
Macer war reichlich beeindruckt von dem ausführlichen Bericht. Zwischendurch machte er sich einige Notzien, vor allem zu den Ortsnamen oder einigen Entfernungsangaben oder Zeiten. "Eine beachtliche Leistung" kommentierte er das gesamte Unternehmen. "Ich denke, dieser Leistung sollten wir mit großem Respekt begegnen", führte er seine Eindrücke weiter aus und nahm an, dass der Consul sich vielleicht noch mit einer offiziellen Meinung des Senates äußern würde."Ich nehme an, du gestattest Fragen", hakte er dann aber trotzdem nach. "Hattet ihr auf dem Weg von Alexandria in das Innere Parthias zu keinem Zeitpunkt Kontakt mit römischen Truppen, die in die entgegengesetzte Richtung unterwegs waren?"
Natürlich gestattete er Fragen, war es doch wowieso nicht sein Stand, der ihn diese Ablehnung gestattete. Trotzdem fühlte sich Herius unbehaglich dabei von wildfremden Senatoren gelöchert zu werden. Wenigstens die erste Frage stammte von einem Römer, den er aus seiner Bildungsoffensive an der Academia Militaris Ulpia Divina her kannte.
"Wir ritten auf unserer Seite der Grenze eher auf Nebenstraßen, aber selbst wenn wir eine Hauptverkehrsader trafen, hatten wir keinen Kontakt zu römischen Truppen oder Hilfseinheiten."
Kaum hatte Subdolus geendet, folgte die nächste Frage.
ZitatOriginal von Manius Tiberius Durus
"Wir trafen uns vor der Reise in Alexandria und wir kamen auch dahin zurück." bestätigte er dies und dachte nur sehr kurz nach, denn dieser Teil lag erst wenige Wochen zurück. "Nein, wir haben eine Abordnung des Senats nicht gesehen." Was ihm auch komisch vorgekommen wäre, denn neben der Einschränkung Alexandrias für Senatoren, war da auch noch der rießige Umweg, den man machen mußte, steuerte man von Rom aus Parthien an. Da gab es weitaus direktere Wege. Für ihre Reise hatte es jedoch andere Gründe Vor, wie Nachher in der Stadt am Nil aufzuschlagen. Einen hatte er in seinem Bericht genannt...
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Ohne große Umschweife fuhr er fort:
"Es war beabsichtigt sie zu treffen. Des Nachts war uns recht und es war wohl nicht dem Glück, denn etwas Größeren zu verdanken, das es geschah wie erhofft. Sie lagerten auf der anderen Seite einer Hügelkette. Sie fühlten sich so sicher, das es ihnen verwehrt blieb die Logik von außen stehenden Wachen auf den höheren Lagen ums Lager verteilt zu erkennen. Sie wurden von unserem besten Mann in dieser Kunst ausgespäht und ich erkannte nach seinem Bericht, das mir die Götter ein Zeichen geschickt haben mußten, damals in dieser Nacht als ich diesen hell erleuchteten Haufen das erste Mal erblickte. Unsere Chance war gering, aber nicht aussichtslos. Wir mußten sie barbarisch aus dem Hinterhalt nehmen..."
Der Zweck heiligt die Mittel wie man so schonungslos sagt.
"Um Mitternacht schlichen wir uns ins Lager. Wir sorgten dafür, das keine Wache auch nur die Möglichkeit hatte uns zu verraten. Es war leichtsinnig einem von ihnen das Leben zu schenken und sie nur zu betäuben. Wir wüteten unter ihnen. Ich erspare euch gern die Einzelheiten noch heute quälen mich Alpträume von dieser Nacht."Es waren vorallem die flehenden Fratzen derer, die ihren Tod kommen sahen und trotzdem keine Gnade zu erwarten hatten, welche den Hadrianus manchmal noch heute aufsuchten. Besonders heißes Wetter, eine dämsige Nacht waren dafür der beste Nährboden.
"Unser Späher hatte einen Wagen ausgemacht, der darauf hindeutete das Gefangene mitgenommen wurden und die Signums der Truppe deuteten darauf hin, das Osroes diese Männer befehligte oder sie mindestens zu seiner persönlichen Satrapie gehörten. Diese Zusammenhänge ließ uns das Risiko kleiner erscheinen nachzusehen. Es war eine Art Gabe, die uns dazu trieb die winzige Möglichkeit in Betracht zu ziehen, der verlorene Sohn Roms könnte in diesem Tross sein. Es war unsere Pflicht nachzusehen und wir sahen nach. Wie durch ein Wunder gelang es uns in den inneren Kreis zu dringen, um den Wagen zu erreichen..."
Er stockte in seinen Worten, die Vergangenheit holte seine Gedanken wieder ein.
"Ich war erschüttert den Senator anzusehen, er sah furchtbar gezeichnet aus und er schien kraftlos. Unser Eindringen war schnell verlaufen, es war reibungslos verlaufen und ich wollte die Geduld der Götter nicht zu sehr strapazieren. Also trieb ich die Männer leise dazu and en Wagen zu öffnen, hielt mich mit Floskeln dem Senator gegenüber zurück... vielmehr gebot ich auch ihm harsch sich zu eilen. Aber es nützte nichts, das Öffnen des rostigen Schlosses war zu laut. Von der Menge her mußte es eine Zeltladung sein. Ich bemerkte sie erst, als sich ein Stahl in meiner Schulter anfühlte. Zu meinem Glück hatten sie nicht den Schlachtarm erwischt. Hastig wüteten wir wieder und ich kann nicht behaupten, das es mir leid tat sie alle am Ende tot zu sehen. Wir lauschten und wir hasteten eiligst aus dem Lager, brachen noch in der selben Nacht unser eigenes Nachtlager ab und ritten in Richtung Süden davon. Ich muß eingestehen, wir haben den Senator von der ersten Minute an wie einen einfachen Menschen behandelt, das tut mir im Nachhinein leid, aber unsere schreckliche Unterzahl trieb uns dazu an so schnell wie möglich aus dem Umkreis deses Partherpacks zu kommen."
Er leckte sich nervös über die Lippen. Immerhin hatte Herius das Gefühl, das der Decimus ihnen sehr dankbar war, aber er sah es als seine Pflicht an auch diese Tatsache in dem Bericht nicht auszulassen.
"Es fühlte sich sicherer an nach Süden zu reiten. Im Westen würden sicherlich hastig Straßen und Brücken gesperrt. Sie würden die Grenze schließen oder großzahlige Patrollien aussenden. Keiner dürfte darauf gekommen sein, das wir uns nach Süden wenden würden, um unter größmöglicher Geschwindigkeit der Tiere zum arabicus sinus zu gelangen. Wenige Tage später wurde uns bewußt, das uns eine große Zahl Reiter auf den Fersen war. Mancher Tags sahen wir sie sogar am Horrizont im Rücken. So wie sie uns wahrscheinlich. Wir rasteten kaum, wir trieben die Tiere bis zur völligen Erschöpfung und wir selbst waren dem Verausgabungstod sehr nah. Nach Wochen der Hatz, kaum Schlaf, kleine Rationen und vorallem zuwenig Wasser, traf uns ein Sandsturm, der von den Kamelen schon lange vorher erkannt wurde. Irgendwie hatten wir die Tiere auch studiert, wir hatten gelernt auf ihre Empfindungen zu horchen, denn auch auf den anderen Etappen waren wir von diesen Stürmen heim gesucht worden, aber dieses Mal waren die Tiere völlig planlos. Sie schienen nicht zu wissen wohin, sie setzten sich einfach in den Sand und folgten keinem Befehl mehr. Ich, wir geboten den Söldnern ruhig zu bleiben und ihre Tiere als Schutz zu nutzen. Der Sturm schien Stunden zu heulen, der Sand krock in die letzte Ritze, es war schwierig die Augen zu schützen und sonst bei den Kamelen zu verharren. Am Ende sahen wir, das die meisten Söldner verschwunden waren. Einzigst ihr Anführer grub sich aus dem Sand. Wir hatten die Männer nicht im Kampf, sondern durch die Naturgewalt verloren."
Wieder dachte er für den Moment an diese Zeit. Es schnürte ihn den Hals zu, aber die Senatoren warteten darauf weitere Details zu erfahen, so krächzte er eine Weile weiter bis sich seine Stimme wieder normalisierte.
"Die Hoffnung bestand, das unsere Spuren komplett verwischt waren. Wir trieben uns an diese Wüste lebendig hinter uns zu lassen. Wir ritten weiter nach Süden und wir legten nun längere Pausen ein. Neben der gefährlichen Gewissheit die Verfolger abgeschüttelt zu haben, war es auch die Erschöpfung, die uns mit jedem Tag länge rasten ließ. Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht erahnen konnten, war die Tatsache, das diese Wüstenhunde geniale Spurensucher waren. Sie rückten mit jedem Tag uns näher auf die Fersen und sie schafften es sich vor uns völlig zu verbergen. Ich gestehe, das wir lange die aufwendige Sichtlinie aufgegeben haben, wie sollten vier Mann auch für ausreichend Flankenschutz sorgen?!"
Es war einen Augenblick still. Der Hadrianus überlegte sichtlich angesterengt. Wie hieß nochmal die Hafenstadt? Er kam nicht drauf, ließ den Namen aus.
"Das Meer erreichten wir und es wartete sogar eine Hafenstadt auf uns. Wir versorgten uns ein Schiff und die Decima-Brüder kauften Proviant. Ich konnte nicht glauben, was ich leicht dösend am Pier sah. Der Hafen lag unterhalb einer Hügelkette und ihre höchste Kante war glatt wie eine Düne, denn es war auch eine Sanddüne. An einer Stelle aber stand der Nacken schroff und abgezackt hoch. Ich mußte mich lange daran gewöhnen, aber die Gewissheit was ich dort sah, erbrach sich in meiner Seele als das planke Entsetzen. Ich wurde nervös, denn die Brüder waren noch nicht zurückgekehrt, das Schiff lange nicht beladen und so schien es mir, die Punkte oben auf dem Dünengrat begannen zu hüpfen. Sie kamen näher und sie würden die Stadt schnell erreichen. Ich begann den Kaptän anzutreiben, er hatte natürlich die Ruhe weg und ließ sich nur mit Münzen anfüttern. Irgendwann erschienen auch die Decimer angeschlendert. Es wurde knapp.... sehr knapp. Wie durch ein neuerliches Wunder wurden die Parther kurz vor dem Hafenbecken gebremmst, Decimus Livainus und Decimus Magnus erreichten die Planke und schwangen sich hinauf. Das Schiff glitt fort vom Pier und nur der gute Schutz des Schiffholzes verhinderte, das die parthischen Pfeile so kurz vor dem glücklichen Ausgang unserer Flucht noch jemanden verletzten oder gar töteten. Wir fuhren nach Aegyptus. Einige Tage lang. Natürlich war das nicht die beste Wahl für einen Senator. Aber ehrlich gesagt sah Decimus Livianus keinem Senator ähnlich. Der Weg in die Stadt war ebenso abenteuerlich, wie unser 'Eindringen' in die Regia Praefecti. In dieser Provinz verblieben wir reichlich einen Monat. Die besonders angenehme Gastfreundschaft des Praefectus Aegypti Decius Germanicus Corvus ist es zu verdanken, das sowohl der Senator Decimus wieder als Solcher zu erkennen ist, als das auch wir unsere Wunden auskurieren konnten. Unser Dank gilt seiner Aufopferung und Geduld."
Ansich war er zum Ende gekommen. Er hatte sich zum Schluss wirklich kürzer gefasst, denn der Anfang lebte in zu weiten Ausschweifungen aus. Herius spürte nicht nur eine trockene Kehle, nein er spürte überhaupt keine Kehle mehr und freute sich schon auf den ersten Becher verdünnten Wein nach dieser Anhörung. Er wartete auf Fragen oder darauf, das man sie entließ.
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Nachdem er eine Weile gewartet hatte, fuhr Subdolus mit seinen Ausführungen fort:
"Unsere Bewegungsabläufe sollten sich auch nicht auf dieser Etappe ändern. Jeweils zwei Reiter schützten unsere Flanken, während wir uns etwas langsamer -dem Umstand des schlechten Untergrundes für Reittiere in den Flügelpositionen wegen- Richtung Assur bewegten. Irgendwann erreichten wir Nisibus, das siebzig Miles östlich von Carrhae lag und sahen ein, das diese unwirkliche Welt voller Sand und Hitze nichts für die Seelen unserer Pferde war. Wir verkauften die letzten Tiere und erwarben dafür Kamele. Sie sollten sich als deutlich genügsamer erweisen, denn Wasserlöcher gehörten manchmal Wochenlang zur Ausnahme. Diese drückende Unmenschlichkeit zerrte auch am Gemüt unserer Begleiter. Wir waren auf sie angewiesen und ihre Gefühlslage wurde allmählich gefährlich. Eine etwas längere Rast in Singara half diese Spannung zu lösen. Es muß in etwa Mitte December gewesen sein."
Herius überlegte ob das stimmte, aber die Zeit zu merken war noch nie seine Stärke gewesen. Er tat den Gedanken ablegen und einfach weiter reden:
"Der Weg von Singara führte uns in Richtung der Stadt Hatra. Sie sollte etwa hundert miles vor Assur liegen und als kulturelles Zentrum parthischer Macht gelten. Natürlich waren das nur Gerüchte und wir sehnten uns nach den Errungenschaften unserer Heimat. Waren sie auch noch alltäglich. Unsere Gruppe mußte schrecklich ausgesehen haben. Der ständig wirbelnde Sand, die von Hitze und Trockenheit gedarbte Haut, aber auch die all den Dreck anziehende Kleidung gab zu erkennen, das wir viele Monate den Rücken der Reittiere kaum verlassen hatten. Fast würde ich behaupten wollen unsere Tarnung konnte nicht mehr besser werden. Ich kann nicht mehr sagen, wieviele Tage wir nach Hatra ritten. In dieser erbärmlichen Welt sind Stunden wie zäher Honig, der aus einem Gefäß läuft. Man setzt sich in der Fruh auf sein Kamel und verläßt es erst am späten Abend wieder. Kaum eine Menschen Seele gegegnete uns auf den endlos gerade erscheinenden Straßen. Links und rechts gibt es weder Bäume noch Sträucher. Die wenigen Oasen sind verdreckt oder gerade im Begriff von der Wüste aufgefressen zu werden. Die Entbehrung aber gab uns auch den Willen voranzureiten und die Hoffnung nicht aufzugeben. Ich muß gestehen, das ich nie soviel den Göttern in meinem Leben gehuldigt habe, wie auf dieser Reise."
Versonnen dachte Subdolus an die meist erbärmlichen Opferbeigaben, kaum ein Mensch würde sich davor nicht ekeln, geschweigedenn ein Gott davon Notiz nehmen, aber es half ihnen die desaströsen Tage seelisch zu überstehen. Während der Körper die Schmerzen mit anderen Wehwehchen übertünschte, war es die Seele, die zu versagen drohte.
Der Hadrianus hatte gemerkt, das er etwas von seiner Berichterstattung abgewichen war und lenkte zurück auf den Weg zwischen Singara und Hatra:
"Hatra übertraf unsere kühnsten Vorstellungen und Spinnereien, die wir Abends am Lagerfeuer diskutierten, bevor unsere Erschöpfung uns in einen tiefen Schlaf wiegte. Die Stadt strotzte vor Selbstbewußtsein und nutzte das kühle Nass des Tigris, um ein blühendes Paradies zu schaffen. Leider nur konnten wir nicht ewig bleiben. Wir investierten zwei Tage Zeit. Vorallem auch wieder um unsere Begleiter bei Laune zu halten. Noch wußten wir nicht, ob und wie wir in Assur kämpfen mußten. Es lohnte sich daher die Männer bei Kräften zu halten. Nach den zwei Tagen war der Wehmut groß, aber die Tugend stärker. Voller Erleichterung und Willensstärke zogen wir aus, um Assur -das Ziel- anzureiten..."
Er grübelte, die ewigen Zahlen...
"Am dritten Tag schlugen wir unser Lager in einem Dünenkessel auf. Es war die beste Möglichkeit ein Feuer machen zu können ohne neugierige Asgeier anzulocken. Wir fühlten uns mit jedem Schritt auf Assur zu unbehaglicher, denn der Feind war überall und es war fast zu glatt verlaufen, wie wir durch dieses Land reisen konnten ohne auf wenigstens eine Reiterpatrollie zu treffen. Die Nacht war lau und sie war -wie viele vorher- sternenklar. Ich schritt auf einen der Hügel, keine Ahnung was mich dazu trieb..."
Er hatte es schlicht vergessen. Aber er hatte sein verdutztes Gesicht nicht vergessen.
"... oben machte ich es mir bequem. Ein Brot und etwas Tunke, mehr braucht es nicht für ein sattes Feldmahl. Wahrscheinlich sinnierte ich über die Welt und unsere endlos erscheinende Aufgabe, ich dachte vielleicht an die Heimat, aber es war wohl ein Geistesblitz mich umzudrehen. Was ich in dieser wunderbaren Nacht sah, war ein Lager, das vor Feuern und Fackellichtern nur so sprühte. Es lag auf einer Hochebene einige Tagesritte entfernt. Die klare, sonst stock finstere Nacht transportierte die kleinen Lichtkügelchen in alle Ferne und es war diese Masse von Helligkeit, die mich misstrauig werden ließ. Kein Kaufmann riskierte seine Waren an Räuber zu verlieren, indem er seine Nachtlager so hell auslechtete. Nein ein gefühl sagte mir, das dieses Lager militärisch war und das diese Männer dort drüben allen Grund hatten ihre Position als sicher zu empfinden. Es mußten also viele Soldaten sein. Ich kehrte damals nachdenklich, aber auch mit pochenden Herzen zurück in unser Lager. Wir reden lange, wollten diese Fremden erst meiden. Heute wissen wir, das unsere Neugierde zurecht gesiegt hatte. Am nächsten Morgen zogen wir den Fremden also weiter entgegen. Vorsichtiger als sonst, aber das was wir an Vorsicht walten ließen, fehlte ihnen an Weitsicht..."
Ohja er erinnerte sich noch daran, das sie jede Minute angespannt waren, denn wer solche Ansammlungen an Soldaten bewegt, der sorgt sich üblicherweise auch um dessen Sicherheit und sendet weitläufige Späher aus. Doch diese Truppe lebte zu selbstsicher in dem Glauben völlig unbehelligt von A nach B ziehen zu können. Für das [SIZE=7]dreckige[/SIZE] Dutzend Römer war es der Glücksfall, denn Subdolus hätte nicht sagen können, wie ein Zusammenstoß mit den Spähern hätte aussehen sollen. Wahrscheinlich ständen sie jetzt nicht hier, denn ihre Neugier hatte sie auch einem gefährlichen Haufen Parther entgegen getrieben. Jede öffentliche Konfrontation wäre ihr sicherer Tod gewesen.
Wieder wartete Herius auf der Spitze der Anspannung einen Moment. Trotz das er nicht glaubte jetzt Fragen zu hören, denn schließlich offenbarten seine Worte, das jene Reisegesellschaft voraus ein Geheimnis mit sich trug.
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Er nahm sich or den Verlauf der Geschichte einzukürzen. Vorallem die Tatsache, das ein ganzes Jahr die Anhörung durch den Senat sprengen würde, gebot ihn dazu. Außerdem hatte der jetzige Verlauf gezeigt, das die Senatoren sowieso ihre Fragen stellten, wo sie nähere Informationen erwünschten. So begann der Hadrianus in seinem Gedächtnis zu wühlen. Ettliche Gegebenheiten waren bereits verwaist...
"Unsere Reise begann in Alexandria, wir setzten von einem außerhalb der Stadt gelegenen Fischerhafen über das Meer nach Seleucia über, um uns dort einer Karawane anzuschließen. Es schien uns der beste Weg unbehelligt in ein Land zu kommen, das Rom so oft im Kriege begegnete und dessen Bewacher misstrauisch jeden Reisenden beäugten. Leider nur war die letzte Handelskarawane wenige Tage vorher ausgezogen und wollte auch einen anderen Weg als die Straße über Zeugma nehmen. Die nächsten Kaufleute zogen erst Wochen später los, so das wir gezwungen waren unsere eigene kleine Karawane zu bilden. Es kostete uns wertvolle Tage. Als wir nach Zeugma einer römischen Legionsstadt aufbrachen, war eine reichliche Woche ins Land gezogen."
Und dann, Herius dachte kurz nach, kramte im Hinterkämmerlein.
"Die wechselnde Vegetation war bald unser größter Feind. Die unmenschliche Härte der Wüste setzte der Truppe zu. Als Zeugma in unsere Reichweite kam, wußten wir um die Rittlängen, die die nächsten Wochen von uns verlangt wurden. Wir vermuteten den Senator nicht in einem der Grenzorte, wir befürchteten gar er wäre an die Ostgrenze Parthiens verbracht worden. In Zeugma horchten wir uns um. Es wurde eine nüchterne Ausbeute. Kein Gerücht in der Stadt brachte auch nur einen kleinen Hinweis auf den Verbleib des Senatoren Decimus. Uns blieb kein anderer Weg, als ins parthische Kernland vorzustoßen und an der Basis Nachforschungen anzustellen. So brachen wir von der römischen Grenze nach Carrhae, südlich von Edessa auf."
Ein Himmelreich für einen Becher Wein. Wie hielten das nur diese Senatoren aus so lange zu debattieren und nix dabei zu trinken. Herius hüstelte mal kurz auf und fuhr fort:
"Einöde, Sand, starke Winde und unablässig das Spiel von drückender Hitze am Tag, fröstelnder Kälte in der Nacht begleitete und sehr viele Wochen. Ich habe es mir nie vorstellen können wie weit sich diese unwirkliche Welt zwischen der Grenze des römischen Reiches und den Fruchtgebieten am Tigris erstreckt, in jener Aufgabe lernten wir die Unwirklichkeit bis auf die Knochen kennen. Zu der Weite des Landes, kam auch unsere Übervorsichtigkeit. Heute kann ich das so nennen, weil wir das Ende kennen, damals waren wir davon überzeugt hinter jedem noch so kleinen Hügel könnte eine parthische Patrollie lagern und gingen sehr gesetzt vor, was sich vorallem in der Reisegeschwindigkeit und der angespannten Moral unserer Söldner wiederspiegelte. Mitte September erreichten wir endlich Carrhae und versuchten uns im Betreten der Stadt."
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Es war eine alberne Vorstellung gewesen, aber irgendwie auch ganz schön gefährlich.
"Wir teilten uns auf in Carrhae und setzten die Nachforschungen fort. Es gelang uns Kontakt aufzunehmen und erfuhren, das Osroes sich persönlich um den Senator 'kümmerte' und wohl in Assur residierte. Unser nächstes Ziel stand somit fest. Nachdem unsere Vorräte aufgefrischt waren, verließen wir diese Stadt unbehelligt und begaben uns auf die Reise nach Assur. Wieder nahmen wir eine der unzähligen Handelsstraßen Richtung Osten. Doch unser Ziel Assur sollten wir nie erreichen..."
Eine Pause entstand. Herius wollte sehen, ob es Fragen bis hierher gab oder ob er einfach fortfahren sollte.
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Diese Theoretiker, einfältige Seelen ohne Praxiserfahrung. Wahrscheinlich war nicht Einer von diesen ehrbaren Senatoren je im Krieg gewesen. Herius mußte sich derart zusammenreißen, das er befürchtete seine erlebte Geschichte zu vergessen. Es beschämte ihn hier zu stehen, während die Schlunde sich öffneten und schlossen ganz nach dem Motto: was in aller Welt kann diese Versammlung tun, um die Person des Gefangenen Decimus zu diskreditieren. Gleichwohl um ihre eigenen 'Bemühungen' zur Befreiung eines der Ihren zu verschleiern. Rom war viel schlimmer geworden, als er es dem Staat je zugetraut hätte.
Im Volksmund würde es heißen: 'Ich kann garnicht soviel fressen, wie ich kotzen müßte.'
Doch hier regierte eine 'Elite' im Namen des Kaisers. Am Liebsten wäre er verschwunden. Leider nur war das nicht leicht bei dreihundert Augenpaaren, die auf die drei Zurückkehrer gelegt waren. Zu gern hätte er den Mut aufgebracht, den er schonmal vor Regenten bewies. Zulange war dies her und zu klar trotzdem die Konsequenz. Die Gesichter Roms hatten sich nicht gewandelt seit her. Er würde die Scham heute ertragen, egal wie schwer es ihm fiel. Am Abend konnte Subdolus sich waschen und all das Elend abbürsten.
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Ein schöner Tag im Iunius war es, als Herius sich aufmachte seinen Patron einen Besuch abzustatten. Sie hatten sich sehr lang nicht gesehen und die letzten Monate wollten besprochen werden. Aber auch in der Zukunft lag ein Schwerpunkt. Ohne Eile war er erst zu späterer Stunde aufgebrochen, um nicht in den morgentlichen Strom anderer Klienten zu geraten. Die Besprechung würde wohl etwas dauern, da traf sich die morgentliche Hatz nicht sonderlich gut.
Ohne Sklaven -wie immer- schlenderte er die Straße entlang bis er endlich vor dem Haus des Senatoren Germanicus Avarus angekommen war. Subdolus klopfte an.
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Nicht sehr hilfreich die eigene Nervösität im Zaum zu halten, wenn selbst einer der mächtigsten Römer mit so wankender Stimme sprach. Doch noch mußten sie nicht Rede und Antwort stehen. Sie traten nach vorn und Herius Hadrianus Subdolus kam auf dem gewünschten Platz zum Stehen. Unangenehm waren ihm die vielen Augenpaare. Er wartete ab, was nun folgen würde...
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Das Mahl war genauso nüchtern wie sie alle in dieser Stadt schienen. Zwar zog es Herius vor nur die Nötigsten dieser Einladungen überhaupt anzunehmen, doch ging an einigen kein Weg vorbei. Er schätzte das einfache Essen im Freien mehr als sich auf einer Liege zu räckeln und dabei stundenlang Genüsslichkeiten, die jeden normalen Magen umdrehten, in sich hinein zu stopfen. Das tat weder der Figur gut noch den Gedanken daran wieviele einfache Bürger dafür wohl malocht hatten. Die Langeweile wurde durch einen der anwesenden Decimer durchbrochen. Er stand auf einmal vor seinem Onkel, wie sich rasch herausstellte und gab einen weiteren Burschen kund, der wohl zu lange im kalten Britanien gewohnt hatte und nun einen Haltepunkt in Rom brauchte. Ganz wie in den meisten reichen Familien eben. Sie hatten einfach zuviel Geld angehäuft und mußten ihre Sprosse in die weite Welt senden, um später auch dem Abenteuer gerechte Geschichten zum Besten geben zu können, wenn wiedermal eine Cena anstand und die nobelsten der Extravaganten zusammenkamen, um Dekadenz zu leben.
Subdolus wünschte sich schon jetzt an einen anderen Platz und das obwohl der Abend gerade erst begonnen hatte. Er fühlte sich unwohl in einer Gesellschaft zu der er nie gehören würde und es auch nicht wollte. Geistesabwesend kaute er auf einer Olive herum, die sogar entkernt worden war, um diese Last dem Esser abzunehmen. Welch Prunk und Überflüssigkeit!
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So sehr Subdolus auf die positive Vitaänderung durch diese Mission hoffte, so unwohl fühlte er sich in der Öffentlichkeit. Viele Jahre beim Militär hatten den Umgangston rau werden lassen und ihn davor bewahrt zuviel Öffentlichkeitsarbeit leisten zu müssen. Ob oben in Germanien oder im Westen überall waren es bekannte Gesichter und nie solche Massen an Menschen, die ihm allesamt unendlich fremd waren. Er war fast froh an den Händen 'geführt' zu werden und setzte selbst ein wahrscheinlich leicht verunglücktes, lächelndes Gesicht auf. Für deartige Veranstaltungen war der Hadrianus gänzlich ungeeignet. Und doch erreichten sie irgendwann den Senat von Rom. Die feinen Herren standen auf einer Treppe aufgereiht und boten ein Anblick, der schnell jede Fassung wieder gewinnen ließ. Ihre leicht erhöhte Position hatte schon ihren Zweck, wie Herius fand. Er ließ das schräge Lächeln und brachte wieder sein natürliches Gesicht zum Ausdruck.
Subdolus blickte von Magnus über Livianus zu den Senatoren und wieder zurück. Er war gespannt, was jetzt kommen würde. Hoffte fast, das die Vorstellung bald beendet wurde und die angekündigten Fragen in kleinem Kreis fortgeführt würden.
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Der ein oder andere Eques betrat das Speisezimmer, das diese Männer jenen Rang im römischen Imperium begleiteten, würde der Gast Hadrianus erst später erfahren, denn ihre Aufmachung ließ erkennen, das sie dem wohlhabenden Haus der Decimer angehörten. Da vermischten sich die Ränge von Senatoren, von Rittern oder Bürgern zu einer Masse an feinen Stoffen, die gern getragen wurden. Herius hatte ein Auge dafür, auch wenn er durch die lange Abwesendheit den Bezug zu seinem Handwerk verloren hatte. Noch wußte er nicht wie es der kleinen Weberei ging, wie die Schneider den Laden in Ostia über Wasser hielten. Ihr Besuch in der Nähe und im Geschäft war nur von sehr kurzer Dauer gewesen. Gerade genug Zeit ein paar Sachen und Münzen zusammen zu klauben. Zu wenig um in irgendwelche Bücher zu schauen.
Einer der ankommenden Männer war Soldat ganz sicher. Er folgte der Tradition dieses Hauses und war mit seinem Namen im Gepäck ganz sicher nicht schlecht die letzten Jahre gefahren. Was doch ein Namen alles ausmachen konnte, Subdolus dachte eine Weile über den Teil seiner Gedanken nach und sah äußerlich eher abwesend im Raum rum. Als waschechter Mann fiel es eben schwer sich auf zwei Dinge gleichzeitig zu konzentieren. Wenn man etwas von ihm hören wollte, würde man ihn ansprechen und so tief war er dann doch nicht in seinen Gedanken verschwunden, das er solch eine Rede überhören würde...
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Das er dieses Haus einmal betreten würde, das hätte Herius auch nicht gedacht. Aber die Höhle des Löwen schien verwaist und er fand das das auch die beste Konstellation war, die ihm passieren konnte. Er folgte dem Senator ins Speisezimmer und ließ sich nicht lange bitten. Sogleich nach der Aufforderung nahm Subdolus seinen gewiesenen Platz auf einer Liege ein. Instressiert schaute er sich um. Das Zimmer war jenen anderen bekannten Esszimmern römischer Senatoren sehr ähnlich. Als er endlich mit den Augen auf den Tischen angekommen war, freute er sich auf das wahrscheinlich erste richtige römische Mahl seid ihrem Aufbruch nach Osten. Zwar konnten die da unten auch ganz gut kochen, aber die Geschmäcker waren einfach anders.
Er beobachtete im Anschluss jene, die das Triclinium bevölkerten. Bisher blieben die Gesichter ihm unbekannt. Bis auf den Mann, der ihnen 'sein' Schiff 'geliehen' hatte, um von Alexandria rasch und unkompliziert nachdem Portus Ostia zu gelangen.