Die Nacht war hinreichend kurz und so kam der alte Herius kaum von der Liege. Mit etwas Wasser wushc er sich und begab sich hinunter zu den Männern. Diese standen schon bereit, hatten die Pferde beschnallt und die Ausrüstung angebracht. Der Vexillarius grüßte müde und nahm die Zügel von einem Eques.
Auch ein Laib Brot verschlang er rasch und schüttete etwas Most hinterher. Dann ging es los und die Verabschiedung war kurz, jedoch herzlich.
Sie wendeten sich erneut nach Westen, um die Straße Richtung Dumno zu inspizieren. Doch stellten sie da kaum Mängel fest. Das Pflaster war frei getaut und die Bauung in guten Zustand. So kehrten sie nach Bingium zurück und begaben sich auf die Nebenroute südlich über Vic. Altiaiensium bis Borbetomagus südlich am Rhenus gelegen. Diese Straße zog sich über kleinere Hügelketten immer am Hang entlang und hatte dadurch mehrere Schäden durch Schneestürze erhalten. Auch waren einige Verbauungen morsch ode runfest geworden. Der Vexillarius Herius machte sich dazu exakte Notizen und schrieb diese in eine Karte ein.
Sie schafften durch die vielen Schäden auf dieser Strecke kaum mehr als 20 km pro Tag und mußten so bereits für das kurze Stück zwischen Bingium und Borbetomagus von insgesamt 50 km drei Tage in Kauf nehmen.
Sie rasteten dann am Rhenus und Herius sprach sich mit zwei Eques ab, wie sie ihre Route fort setzten. Denn genau hier teilte sich der Weg. Eine etwas weniger frequenzierte Straße überquerte hier den Rhenus und traf auf dem östlichen Ufer nach etwas mehr als 15 km auf die Nord-Süd-Verbindung zwischen Mogontiacum und Lopodumun einer kleineren römischen Siedlung am Necer (Neckar). Diese Magistrale war neben dem Fluss an sich die wichtigste Verbindungsstraße zwischen den Limescastellen und Wachabschnitten und dementsprechend breit und massiv ausgebaut. Ein Blick sollte sich da also auf jeden Fall lohnen und eine Kontrolle durchgeführt werden.
Die zweite Route würde sie direkt am Fluss nach Mogontiacum zurück führen. Auch diese Straße war sehr wichtig und spielte für Händler und Versorgungskaravanen eine Schlüsselrolle. Viele Anbauprodukte von den fruchtbaren Wiesen und Äckern der Rhenusauen wurde über sie transportiert und nicht wie angenommer erst auf Lastkähne verladen. Denn vorallem die Städte neben Mogontiacum lebten vom Handel mit frischen Anbauprodukten. Eine Verbringung hinab zum Fluss war zu aufwendig und die Wege und Straßen meist steil und gefährlich. So zog man etwas abseits vom Fluss entlang und ließ die Waren auf den großen Märkten verkaufen, oder aber in Mogontiacum einschiffen.
So zentralisierte sich der Handel mehr und blieb übersichtlich. Doch sie mußten sich entscheiden und Herius befahl den Weg nach Mogontiacum direkt zu nehmen, dann würden sie die Stadt umreiten und die Straßen nördlich abprüfen, den Limes entlang reisen und sich dann wieder südlich an Nida vorbei über kleinere Nebenstraßen hangeln. So würden sie die Castelle Dieburg, Steckmauern und Vielbrunn sehen, um sich dann über Hesslesbach, Walldüren bis weit in den Süden nach Nekkarburken zu wagen.
Erst dann hätten sie erneut die Chance westlich zu reiten und zurück auf die breite Legionsstraße zu gelangen. Dann war die Zeit gekommen sie zu kontrollieren. In Lopodumun würden sie dann eine längere Rast einlegen und unterwegs sich in Castellen "Einmieten". So sollten sie die Strecke von mehr als 190 km bis Lopodumun gut überstehen können.
So saßen sie auf und begaben sich auf geplanten Wege vorwärts... 