Wiedereinmal von einem Patrolienritt zurückgekehrt, ließ Herius den Männern etwas Freiraum. In den letzten Tagen hatten sie fast ununterbrochen auf den Pferden verharrt, um die starken Verluste der Alae ein wenig zu kompensieren. Es gelang nicht vollständig, denn immerhin hatte auch er nurnoch 155 Reiter übrig. Sie begannen mit 320 Reitern, seit Uttarae waren es noch 240 und jetzt nach dem Kampf um die Stadt 155 Eques und Offiziere.
Immerwieder ließ er sich die Zahlen durch den Kopf gehen, denn die germanischen Eques hatten mit 110 Toten oder schwer verwundeten Soldaten den weitaus größeren Teil verloren. Nur noch 50 Eques. Zudem 3 der vier Decurios tot und auch der Vexillarius hatte das Feldzeichen durch Tod verloren, es trug nun ein Eques, der sich diesen Rang erst noch erarbeiten mußte.... nein er hatte es sich bereits erarbeitet. Diese lang anhaltenden Gemetzel zu überleben war ehrenvoll und fast jeder überlebende Legionär war es wert das Feldabzeichen zu tragen.
Auch beim Material hatte seine Einheit schwer geblutet. Von den einst 3 Pferden je Eques und fünf Pferden je Centurio waren noch 1 Pferd je Eques und 2 Je Centurio übrig. Die Herrenlosen Pferde wurden zum Ersatz erklärt, auch wenn er selbst hoffte diesen lange nicht mehr zu brauchen. Er selbst verlor 4 seiner Pferde, reinrassige und teuer erkaufte, der Senator Avarus würde sich die Hände reiben, oder eben auch nicht...
Wieder schaute er hinüber, sie lagerten dicht beim anderen, beim Hauptteil der Legion, dem stehenden - auf beiden Füßen- Heer. Auch da sah es nicht zu rosig aus. Schon bei der Schlacht um Septimanca gab es hier zu viele Tode und Verwundete, sein Sohn war darunter.
Er verharrte bei diesem Gedanken, versuchte sich dann trotzdem wieder auf die Zahlen zu konzentrieren. Mit 5000 Legionären, nebst Offizieren waren sie gekommen. Hatten bei der Überfahrt einen guten Tribun verloren und einiges an Material abschreiben können. Waren hunderte Kilometer durch die eisigen Berge Hispaniens marschiert. Konnten sich nur kurz im Lager bei Numantia ausruhen, bevor es weiter nach Westen ging. Dann die Schlachten, die Erstürmung und die allgemeinen Ausfälle. Er hatte noch immer nicht alle Zahlen von Flavius erhalten, wahrscheinlich weil auch er über die Masse zu bestürzt war, doch schien es ihm als hätte Mars eher für den Feind gewühtet, als für uns. Nach seinen Schätzungen waren gut 1800 Legionäre auf den spanischen Feldern verblutet, 50 durch sonstige Vergehen umgekommen und 400 lagen schwer verletzt im Krankenbett. Für sie bestand so wenig Hoffnung, das nichtmal die Götter sie retten konnten. Dann gab es da noch die, die Glück im Unglück hatten und Septimanca auf der Trage, doch als Lebende verließen. Nochmal gut 800 Legionäre. Er rechnete zusammen: 5000 - 1800 - 50 - 400 = 2750 inkl. 800 Verletzten. Es würde eher ein Trauerzug, als ein Triumphzug werden... und tausende Gräber in Hispanien bleiben.
Herius stand auf, sein Kopf raste und er sehnte sich nach einigen Monaten Frieden, nach neuer Hoffnung, doch würde es diese auch in Germanien nicht geben, sicher hatten die Stämme des fernen Ostens bereits die nächsten Gräultaten auf Lager, auch wenn er sich langsam fragte, wer diese Taten begann, nein er durfte nicht an seiner Treue zu Rom zweifeln, auch wenn die Schmerzen über so viele Tode die dunklen Mächte in seinem Körper herauf beschworen.
Ihm war nicht nach feiern zu Mute, trotzdem holte er sich eine kleine Amphore unverdünnten Wein, wie immer würde dieser den Verlust und Schmerz wegspülen... wie immer!