Beiträge von Nikolaos Kerykes

    "Ich glaube, die Musik als Geschenk der Götter wird es überleben, wenn sie einst gemessen werden kann. Wobei ich nicht glaube, dass wir Sterblichen sie jemals völlig berechnen können. Wie bei allem in der Natur. Natürlich finden wir immer wieder neue Erkenntnisse und verstehen mehr und mehr. Vermutlich werden die Menschen in tausend Jahren mehr verstehen und wissen als wir*. Aber ist es nicht so, dass mehr Fragen gestellt werden müssen, je mehr man beantworten kann? Jede Erkenntnis führt zu vielen neuen Fragen. Ich glaube nicht, dass wir jemals zum Ende kommen. Die Natur, zu der die Musik gehört, besteht aus einer unermesslich großen Anzahl von Ideen die vielleicht zu einer Idee führen, die unermesslich tief in ihr verborgen liegt."


    Er lächelte fein. War da ein ironischer Zug auf seinen Lippen?


    "Ich glaube, dass wir die Musik nicht vollständig in allen Winkeln durchdringen müssen, um ihre heilsame Wirkung zu empfinden. Neugeborene, die nichts von ihr wissen, keine Ahnung von der Mathematik überhaupt haben, lassen sich durch Wiegenlieder beruhigen."


    Er lächelte wieder. Dieses Mal war da sicher keine Ironie. Ihm schienen diese Gedanken viel Vergnügen zu bereiten.


    "Beide haben Recht. Platon damit, dass es immer das Ziel unseres Strebens sein sollte, die Ideen hinter den Dingen zu erfassen - auch wenn wir dieses Ziel vielleicht nie erreichen sollen- und die Pythagoräer damit, dass uns auch die Gaben der Götter erfreuen können, wenn wir sie nicht verstehen.


    Das Kind beruhigen die Wiegenlieder. Den Erregten sanfte Klänge und die Worte alter Dichter. Den Niedergeschlagenen tröstet die Musik. Und früher, in den Heiligtümern des Asklepios, wurde, wie manche berichten, den Kranken Musik vorgespielt, um ihre Heilung zu beschleunigen.


    Auch bevor die Heilkunst zu ihrer gegenwärtigen Blüte gelangte, soll dies getan worden sein."


    *Dass in Wirklichkeit zu jener Zeit schon die verrückten Khristianer eine tyrannische Herrschaft innehatten, der vieles an Wissen zum Opfer fallen sollte, so auch die Schriften des Nikolaos von Alexandria, konnte er sich noch nicht einmal vorstellen ;).

    "Musen, besingt Hermes, den Sohn des Zeus und der Maia, der Herr von Kyllene und Arkadien, wollreich, segensreicher Bote der Unsterblichen..."*,


    stimmte Nikolaos an. Dazu schlug einer der Priestergehilfen ein Tympanon. Ein anderer blies Auloi. Der Hermespriester ging an einen Nebenaltar. Dort entzündete er mit einem Kienspan, den ihm einer der Gehilfen gereicht hatte, eine Lampe.


    "...geboren bei Morgendämmerung, in der Hitze des Mittags spielte er schon die Lyra..."


    Nikolaos legte Räucherwerk in eine Silberschale. Ein Opferhelfer stand neben ihm und ließ den Weihrauch stauben. Der Weihrauchstaub legte sich auf die Gewänder des Priesters und machte die Luft schwer. Nikolaos besprengte eine stilisierte Schildkröte aus Silber mit Wein.


    "...Kamerad der Festmähler, von lieblicher Gestalt, zum Tanz lärmend! Mit Freude treffe ich dich! Woher hast du den reichen Schmuck als Deckelpanzer?"



    Sim-Off:

    *Dieser Gesang, den ich hier in Ausschnitten wiedergebe, auf Hermes stammt von Homer.

    Einerseits gefiel Nikolaos, dass die junge Frau eigenständig dachte und kritische Fragen stellte, andererseits war gerade diese Frage sehr gefährlich und führte ihn in eine verzwickte Lage.


    "Der göttliche Basileus in Rom wird die Ordnung unserer Polis unangetastet lassen."


    Alles andere wäre auch sehr dumm, fügte Nikolaos in Gedanken hinzu. Würden die Römer wirklich Alexandreia einst in Schutt und Asche legen, würde halb Rom verhungern.


    "Das ist sicher, und das wird so weit wir denken können, so bleiben. Gerade der Schutz der Römer-"


    Nikolaos vermied das Wort Herrschaft absichtlich.


    "hält die innere Ordnung der Polis aufrecht. Natürlich gibt es auch Römer, die ihren eigenen Staat ebenso schaden wie es leider Alexandriner gibt, die dies tun."


    Er blickte die junge Frau mit dem offenbar wachen Geist durchdringend an. Doch seine Miene war freundlich. In seinen Augen war ein milder, beinahe vertrauensvoller Glanz.


    "Es wäre gut, wenn du im Anschluss an diese Unterrichtsstunde noch etwas bleiben könntest. Mir scheint, als hättest du ein Interesse an den Vorgängen und Regeln des Staatswesen, das tiefer geht als das der meisten Kameraden."


    Er warf einigen Jungen, die sich in die zweite Reihe verzogen hatten, spöttische Blicke zu.


    "Ich möchte mit dir über jenes Problem sprechen, welches du ansprachst. Jedoch ist die Sache komplizierter - und es würde zu weit führen, wenn ich sie für alle erläuterte. Ich möchte schließlich nicht, dass jemand einschläft-"


    "-so ist es doch, Xenophon?"


    Er nickte einem der Jungen zu, der sich mehr für die kleine Gruppe an weiblichen Schülern als für den Lehrer interessierte.


    Rasch wandte er sich wieder der jungen Frau zu.


    "Ich hoffe, du hast noch einen Augenblick Zeit. Keine Angst, ich werde dich nicht tadeln. Es täte mir nur leid, dich, die du einen wachen Geist zu haben scheinst, mit dem abzuspeisen, was ich jetzt euch allen - ja, euch allen!"


    Wieder ein Blick zu dem Jungen namens Xenophon.


    "einbläuen werde."


    Nun wandte er sich wieder an die ganze Runde.


    "Der göttliche Basileus ist unser Schutzherr. Seine Armeen verteidigen die Ordnung unserer Polis nach außen. Aus Dankbarkeit stiften wir ihm einen Kult, dem mein ehrenwerter Kollege der Eponminatographos vorsteht. Ohne die Römer würden Alexandrea und ihre Khora im Chaos versinken.


    Dass es in jeder Polis einzelne Menschen gibt, die Schaden anrichten, ändert nichts an dieser Tatsache. Sicher gibt es auch schlechte und hinterhältige Römer - wie es auch schlechte und hinterhältige Hellenen und Makedonen gibt - aber der göttliche Basileus will nur Gutes für uns und sein Stellvertreter, der ehrenwerte Eparchos, ist von ihm sorgfältig ausgewählt worden und ein guter Mann."


    Ein strenger Blick in die Runde, der allerdings Emilía nicht berührte. Sie schien keine Person zu sein, der man etwas einbläuen konnte.


    "Wir machen jetzt eine Pause. Beachtet aber die Sonnenuhren! In einer Stunde* möchte ich euch alle wieder hier sehen. Wir werden dann von den Pflichten eines Bürgers gegenüber seiner Polis zur ruhmreichen Geschichte unserer Polis kommen. Seid pünktlich. Und nun geht bitte."


    "Natürlich du ausgenommen-"


    Er sah Emilía wohlwollend an.


    "Ach ja: Ihr Jungen werdet euch jetzt dem ehrenwerten Kosmetes anschließen."


    "Cleonymus -ähm... werter Kosmetes, hast du ein kleines Ertüchtigungsprogramm vorbereitet? Es macht auch gar nichts, wenn es länger dauert als eine Stunde. Die Jungen in dieser Runde scheinen am Nachdenken wenig interessiert zu sein."


    "Das bedeutet aber nicht, dass ihr das nicht zu können braucht, was ihr verpassen werdet. Zum nächsten Mal werde ich alle, die heute nichts zum Gespräch beigetragen haben, über die Themata des heutigen Tages prüfen."


    Nun wandte er sich endgültig Emilía zu und wartete, bis alle anderen Schüler gegangen waren. Er hoffe, sie fürchtete nicht, dass er ihr bei dieser Gelegenheit zudringlich werden könnte. Diese Absichten hatte Nikolaos nicht.



    Sim-Off:

    *Ich mache bei Gelegenheit für den zweiten Teil des Unterrichts einen neuen Thread auf, dann kann das parallel laufen. Das "Einzelgespräch" können wir in diesem Thread einfach weiterführen.

    Nikolaos trat von seinen Mitarbeitern begleitet in die Halle, in der das Koinon tagte. Etwas Eigenartiges schien in der Luft zu liegen. Nikolaos hatte eine böse Ahnung, worum es sich handeln konnte. Eigentlich hatte er sogar verschiedene Ahnungen, die alle ähnlich unangehm waren. Auf jeden Fall würde diese Sitzung mit den Römern zu tun haben und mit den letzten Ereignissen.


    Die Seide seiner Gewänder raschelte, als er auf seinem Armlehnstuhl Platz nahm. Fragend blickte er die Leiterin der Versammlung an. Währenddessen kauerte sich Kalthymos neben ihn und nahm Wachstafeln und Griffel aus einem Lederbeutel. Aus einer Rolle zog er mehrere Papyri, die lose ineinander gerollt waren und hielt sie bereit.


    Die Atmosphäre im Raum behagte dem Gymnasiarchos nicht. Er ließ sich von seinem Unbehagen freilich nichts anmerken. Wenn es um etwas Gefährliches ging, warum hatte ihn seine Klientin nicht zuvor unterrichtet? Was ging hier vor? fragte sich auch Nikolaos. Er flüsterte Kalthymos etwas zu.

    Kurze Zeit nach den unerfreulichen Vorfällen am Tor zur Basileia, bei denen der Gymnasiarchos hatte Federn lassen müssen, brachte ein Bote einen Brief des kranken Nachbarns der Iunierfamilie vorbei.


    An die Iunierin Urgulania


    Werte Urgulania,


    ich bitte dich, so bald wie möglich zu einem vertraulichen und offenen Gespräch zu mir zu kommen. Leider bin ich momentan an mein Schlafzimmer gefesselt, daher kann ich dich nicht selbst aufsuchen. Es eilt sehr. Ich glaube, du weißt, worum es geht.


    Es grüßt dich herzlich
    Nikolaos.

    Nikolaos ging nicht auf die Soldaten ein, er hörte sie kaum noch, denn er war sogleich durch das Tor gegangen. (Oder hatte sich geschleppt.) Etwas abseits vom Tor stütze er sich an der Mauer ab. Der Palast des Statthalters war schon in Sichtweite, kaum hundert Schritte würde er gehen müssen. Aber was würde geschehen, wenn er drinnen wäre? Würde der korrupte Vorzimmerschreiber ihn hineinlassen? Wenn ja, was würde der Eparchos mit ihm machen? Ihn vor Zorn in Stücke reißen? Ihn dem Soldaten ausliefern?


    Nikolaos drohte, zu Boden zu sinken. Seine Fetzen am Leib waren blutgetränkt. Keine tiefe Wunde war es, dennoch machte sie ihm zu schaffen. Er schloss die Augen und atmete tief. Dann öffnete er die Augen wieder und sah, dass am Himmel eine sich nun wieder langsam verflüchtigende Staubwolke war. Das war nicht der Staub, der ohnehin immer über der Stadt stand.


    Es hatte sicher Tote gegeben bei der Schlacht. Ich muss eine Volksversammlung einberufen, bald, um zu beruhigen, sonst- Das harte Vorgehen der Stadtwache war sicher auch vielen Bürgern sauer aufgestoßen. Der Strategos würde in Schwierigkeiten geraten -


    Er schloß die Augen wieder. Gleich gehe ich los. Gleich stehe ich auf und gehe. Einen Augenblick nur- nur einen Augenblick-

    So unterhielten sich der kleine Grieche und der blonde Römer den ganzen Abend lang. Das Essen war gut - die Drohung mit dem Vergiften hatte die Lohndiener in Angst und Schrecken versetzt. Sie merkten, dass sie der neuen Sklavin nicht mehr auf der Nase herumtanzen konnten wie dem alten Peisistratos, der längst zu träge und müde geworden war, um Ohrfeigen zu verteilen. Die Tatsache, dass ihnen Zenobia undurchschaubar war, trug dazu bei, dass die junge Sklavin gar keine Ohrfeigen mehr zu verteilen brauchte. Nur dem ungeschickten Sklaven am Herd fiel vor Angst - nachdem er vom Herde vertrieben war- eine Obstschale aus der Hand. Irgendwann kehrte Peisistratos mit Muskat zurück. Er hatte einem Sklaven aus einem Nachbarhaus, in dem ein reicher ägyptischer Händler wohnte, das kostbare Gewürz zu einem hohen Preis abgekauft. Da er nun aber sah, dass Zenobia mit dem Lohndienern fertig wurde (zumindest scheinbar), entschuldigte er sich rasch und zog sich in seine Kammer zurück. Zenobia musste viel Wein ausschenken. Der Wein erheiterte den Gymnasiarchen offensichtlich. Er lachte viel und scherzte ausgelassen. Er hatte solchen Spaß lange nicht mehr gehabt. (Die Hochzeit der Penelope hatte ihm wenig Freude gemacht- und er war zu betrunken gewesen, um etwas von der Feier mitzubekommen...)


    Als aber der Abschied kam, wurde ihm etwas klamm ums Herz. Er selbst wickelte die in Holzröhren verpackten Schriftrollen, die die Redekunst des Aristoteles enthielten, in Seidenstoff und anschließend in eine Schicht aus Leinen. Nikolaos hoffte, so verpackt würden die kostbaren Bücher die Schiffsreise überstehen. Das Paket schließlich legte er in einen groben Sack, der Sand enthielt, um die Feuchtigkeit der Seeluft fernzuhalten. Mit zitternden Händen gab er es dem Duccier. Dann reichte er ihm die Hand. Tränen flossen von Nikolaos Seite nicht. Aber kurz davor stand er durchaus. Er beschwor den Aufbrechenden, bei seiner Ankunft auf jeden Fall einen Brief zu schicken. Nikolaos selbst versprach, regelmäßig zu schreiben und den jungen Mann über die Neuigkeiten in Alexandreia auf dem Laufenden zu halten. Damit kam -unweigerlich und endgültig- der Abschied. Nikolaos sah dem Abreisenden nach, bis dieser in der Dunkelheit der Nacht verschwunden war, was lange dauerte, denn der Gastgeber hatte ihm einige Leibwächter mit Fackeln für den kurzen Weg zum Statthalterspalast mitgegeben.


    Als diese nun mehr nur noch gelben Punkte nicht mehr zu sehen war, ging Nikolaos in sein Haus zurück. Die Heiterkeit war immer noch da - und zugleich Schwermut. Er bat Poseidon, das Schiff des Jungen zu verschonen und den Windgöttern Gleiches zu befehlen. Dann legte er sich auf sein Bett. Der Schlaf war unruhig. Erst in den ersten Morgenstunden fand er Ruhe, die länger währte als bloß einige Zeit. Bis nach der Mittagsstunde sollte er schlafen.



    Sim-Off:

    Ich hoffe, der Abschluss ist euch beiden, Rufus und Zenobia, genehm ;).

    Nikolaos löste sein Gelöbnis ein. Die schlimme Sache mit dem Legionspräfekten war zwar längst nicht ausgestanden, aber er hatte den Statthalterspalast nach dessen Gespräch mit den Prytanen heil verlassen. (Dass kurze Zeit später die Dinge ganz anders aussehen sollten und Nikolaos Blessuren erleiden sollten, wusste er noch nicht, und er ahnte nicht einmal, dass der Legionspräfekt seine Spielchen bis zur endgültigen Eskalation treiben würde - ohne dass der Statthalter ihm Einhalt gebot).


    In einem weißen Priestermantel und mit einem Blumenkranz auf dem Kopf betrat Nikolaos das Heiligtum. In der Hand hielt er ein Kerykeion. Opferhelfer folgten ihm mit zwei Kälbern und Körben voller Räucherwerk, mit silbernen Weihrauchdosen und mit Wein. Vor dem Tempel hatte ein Steinmetz mit seinen Gehilfen einen Weihestein abgeladen, den der Hermespriester und Aufsteller zugleich noch segnen musste.

    Nikolaos fasste es einfach nicht. Da stand er verletzt vor der Torwache - und die beachtete ihn gar nicht. Der Mob war zerschlagen. Also bestand keine Gefahr mehr für Nikolaos. Aber er spürte, dass er sich nicht mehr lange auf den Beinen halten konnte. Er war geschwächt - und seine Wunde an der Schulter hörte nicht auf, zu bluten. Die Soldaten mussten wahnsinnig sein! Sie ließen den Gymnasiarchos der Polis vor dem Tor verbluten - und nahmen damit den Hass der griechischen Einwohnerschaft billigend in Kauf! Dazu fiel Nikolaos nichts mehr ein.


    "Ihr seid wahnsinnig...", murmelte er.


    Ihm schwindelte. Er nahm seine letzte Kraft zusammen. Zu bedauerlich, dass er von schwächlicher Konstitution war und keinen Schmerz gewohnt. Er nahm seine Kraft zusammen - und explodierte förmlich vor Zorn. So unbeherrscht war der Gymnasiarchos noch nie gewesen, nie in seinem ganzen Leben.


    "Wollt ihr mich verbluten lassen?!? Wielange soll ich noch hier herumstehen? Bei der Tyche, wenn ihr mich nicht sofort einlasst - Ich muss sofort zum Präfekten! Sprecht ihr kein Latein? Was sprecht ihr dann? Versteht ihr mich nicht?


    Und wo ist das Mädchen? Wenn ihr ein Haar gekrümmt wurde-


    Bei der Hekate der Dreiwege! Lasst mich sofort herein! Wieviele Tote wollt ihr noch haben?!?!? Sagt mir, wieviele - "


    Er hustete. Sein Zornesausbruch war vorrüber. Doch seine Augen blitzten. Seine Zähne knirschten. Seine Hände ballten sich zu Fäusten.


    "Bei den Eryn-"


    Weiter kam er nicht. Der zweite Hustenanfall war stärker. Mit Mühe hielt er sich auf den Beinen.

    Nikolaos Augenlider senkten sich und ließen die dunklen Augen klein werden. Seine Stirn zog sich dabei in Falten, seine Augenbrauen verzogen sich. Seine Lippen behielten die Form eines Lächelns.


    "Das ist überaus bedauerlich. Nun ich denke, du wirst deine Ausbildung sicher bei einem anderem Redekunstlehrer fortsetzen können -"


    Auch wenn Nikolaos nicht viel von anderen Redekunstlehrern hielt. Vor allem wähnte er gute Redekunstlehrer in allen Gegenden eher als in den finsteren Wäldern der kalten Länder im Norden. Seine Vorstellung von diesen Gestaden waren recht haarsträubend. Er fragte sich, wie kultivierte Menschen es dort aushalten konnten.


    "-aber es war immerhin auch mir eine Freude, dich als Gast und Schüler zu wissen."


    Nikolaos hätte beinahe geschluckt. Aber dann platzte die neue Sklavin in das Andron. Ihr Erscheinen gab ihm die Gelegenheit, sich in einem kurzen Moment zu sammeln und die Beherrschung wiederzuerlangen.


    "Die Freude über deine Besuche bei mir ist ganz auf meiner Seite. Ich werde dich als angenehmen Gast in Erinnerung behalten. Wie heißt noch gleich die Stadt, in die du nun zurück kehrst? Mogontiacum? - Es wäre mir nämlich eine Freude, weiterhin mit dir in Austausch zu bleiben - wenngleich nur über Briefe."


    Das Geschenk nahm er entgegen, ohne dass seine Hand zitterte. Worüber er sehr froh war.


    "Das ist sehr freundlich von dir. Ich danke dir dafür."


    Er lächelte zart und etwas unsicher.


    "Auch ich würde dir gerne etwas als Andenken mitgeben. Ich habe in meinem Haus eine schöne Abschrift der >Redekunst< des Aristoteles. Erinnere mich daran, dass ich dir mitgebe, wenn du aufbrichst."


    Nun erst beachtete er Zenobia. Ihr zu antworten war ihm eine gute Gelegenheit, Anzeichen der Rührung vor dem Gast zu verbergen.


    "Wenn mein verehrter Gast nichts dagegen hat, kannst du den ersten Gang bringen.", sagte Nikolaos höflich aber kühl zu Zenobia. Doch plötzlich unterlief ihm ein feines Lächeln. Schnell wandte er sich ihr ab und wieder seinem Gast zu.

    Nikolaos lächelte. Eine seltsame Mischung aus Spott und echtem Wohlwollen und Wohlgefallen lag in diesem Lächeln. Während der Ausführungen seines Schülers hatte er ihm tief in die Augen geblickt. Davon schien sich der blonde Römer nicht verunsichern lassen haben, wenigstens nicht sehr.


    "Mir scheint, du beherrschst die Kunst der Pseudo-Epagoge sehr gut.", sagte der Redekunstlehrer und bleckte kurz die Zähne.


    "Zum Teil hatten deine Ausführungen bereits den Charakter einer echten Rede. Nur darfst du nicht missachten, dass dies keine fertige Rede ist, sondern dass du diese Technik nur in deiner Vorbereitung zur Argumentation derart streng benutzen solltest, um dir zurechtzulegen, was du überhaupt sagen möchtest.


    Du hast viele gute Argumente gefunden. Nun müssen wir sie in eine Form bringen, die eine möglichst große Wirkung auf die Zuhörer hat.


    Teilweise ist es gut, Reihen von Fragen und Antworten in die Rede einzubauen. Dabei musst du aber den Zuhörern auf jeden Fall das Gefühl geben, es seien ihre eigenen Gedankengänge.


    Du darfst aber nicht dieses Mittel überstrapazieren, da es sonst seine Wirkung verliert. Von einer versalzenen Suppe wird die Zunge taub für andere Geschmäcker. Daher verwende auch andere Mittel! Im Übrigen musst du in der tatsächlichen Rede die Reihenfolge der Argumentation aus der Vorbereitung nicht streng übernehmen. Du kannst Dinge auslassen, um sie an anderer Stelle umso wirkungsvoller einzubauen, du kannst einige Argumente den Zuhörern so rasch entgegenschleudern, dass sie verwirrt sind und nicht mehr in der Lage sind, jedes einzelne auf seinen Gehalt hin zu prüfen - und du kannst starke Argumente lange ausschmücken. Baue lebendige Erzählungen in deine Rede ein! Denke dir Beispiele für die Großzügigkeit des Angeklagten aus, lobe die Tugendhaftigkeit der Tochter. Versuche, die Zuhörer in Gedanken in dieselbe Lage wie die des Angeklagten zu bringen.


    Und schmähe den Dekurionen. Das darfst du natürlich nicht plump machen, sondern elegant und in Andeutungen. Unterstelle ihm niedere Beweggründe, streue ein, dass er auch gerne Stadtoberer wäre, dass er den Angeklagten beneidet - aber sage es nicht direkt. Denn du darfst keine Fläche für einen Gegenangriff bieten.


    Sätze wie "Im Prinzip war ihm die Stadt dieses Geld sogar schuldig!" sind vielleicht zu durchschaubar. Sage dies nicht direkt, sondern zähle einfach auf, was er für die Stadt getan hat. Wenn dem nicht viel ist, so blähe das Vorhandene auf.


    Die Argumentation vor dem Satz "aber nur die Besten wären überhaupt in eine solche Situation gekommen." ist zu wirr und auch zu plumb. Wohingegen das Argument mit den Besten selbst sehr gut ist. Das kannst du auch mit der Schmähung des Dekurionen verbinden, indem du ihm Geiz und Habgier unterstellst. Stelle die beiden gegenüber! Auf der einen Seite der großzügige Angeklagte, auf der anderen Seite das habgierige "Opfer".


    "Mit dem Anheuern der Lumpen, die den Decurio dann einzuschüchtern versucht haben ist er sicher einen Schritt zu weit gegangen" - das solltest du nicht so lang und breit erwähnen. Beschreibe seine Taten nicht. Denn die Taten sprechen nur gegen ihn. Sage er nur, dass er zu weit gegangen ist, es aber zutiefst bereut. Auch dass "der Angeklagte das Geld veruntreut hat" ist nicht nötig zu erwähnen. Die Richter wissen um diese Tatsache. Und wenn du es doch erwähnen möchtest, so finde ein anderes Wort für "veruntreut", denn das kommt von "Untreue", und mit dieser Eigenschaft darf der Angeklagte um keinen Preis verbunden werden.


    Auch müssen die ersten Worte deiner Rede die Zuhörer fesseln und die letzten müssen ihnen noch lange nachhallen. Gerade diese Teile sind bei dir noch zu behäbig. Du darfst deinen Zuhörern nicht die Gelegenheit geben, Argumente gegeneinander abzuwiegen und kühl zu entscheiden. Denn das Resultat einer kühlen, vernünftigen Entscheidung wäre sicher eine harte Strafe. Du musst sie fesseln und beeinflussen - und ihnen das Gefühl geben, sie würden aus eigenem Antrieb das tun, wohin du sie drängen möchtest.


    Hast du eine Vorstellung, wie du die fraglichen Teile umgestalten möchtest?"


    Nikolaos lächelte mild. Er hoffte, er hatte Marcus Duccius nicht verunsichert. Aber Nikolaos war nun einmal Perfektionist - auch in moralisch zweifelhaften Anwendungsgebieten seiner Kunst.

    So ein träger Haufen! Keine Fragen, kein Widerspruch - die Schüler nahmen einfach hin, was er sagte. Des Gymnasiarchen Gesicht verfinsterte sich. Eindringlich blickte er in die Runde.


    "Schließlich müsst ihr noch bedenken, dass jeder freie Bürger der Polis dient, wie es ihm möglich ist. Ein wohlhabender Bürger muss sich der Polis gegenüber viel großzügiger erweisen als ein Armer."


    Wieder ein Blick in die Runde, nun aber nicht mehr finster.


    "Habt ihr noch Fragen hierzu? Falls nicht, werden wir mit anderen Themen fortfahren."

    Aufmerksam betrachtete Nikolaos das Gesicht des jungen Mannes, dem er soeben seinen Schutz angetragen hatte. Natürlich war der amtierende Strategos nicht dumm. Daher war ihm klar, dass ein solches Verhältnis auf Gegenseitigkeit beruhte (und dass Nikolaos sich nicht nur aus einer fast väterlichen Sympathie dafür anbot). Dass er direkt darauf ansprach, verwunderte Nikolaos nicht.


    Nikolaos ließ seinen Gast zum Obstteller greifen, ehe er selbst eine in Honig gehüllte Dattel zwischen die Spitzen von Daumen und Zeigefinger nahm und mit einer bedächtig grazilen Bewegung zum Mund führte.


    "Zum Einen wäre es mir eine Freude, eine so blühende Familie zu beschützen und dafür zu sorgen, dass sie ohne Störungen weitergedeihen kann und für sich, ihre Ahnen, ihre Nachfahren und natürlich auch für die Polis Ruhm erwirbt und vermehrt.", sagte er ruhig. Seine Lippen formten sich zu einem leichten Lächeln.


    "Zum anderem kann es sein, dass einst auch ich in Bedrängnis gerate. Ich habe zwar, und mit dir erlaube ich mir darüber offen zu sprechen, Freunde in der Stadt, die vieles zu tun vermögen, worüber es sich nicht zu sprechen ziemt, um für mein Wohlergehen zu sorgen, aber man darf nie vergessen, dass die Zeiten sich ändern können.


    Außerdem gedenke ich, mich allmählich etwas aus den Geschäften der Polis zurückzuziehen, um die Ehre von Ämtern anderen, jüngeren Menschen zu überlassen, wie zum Beispiel Männern wie dir.


    Jedoch möchte ich weiterhin der Polis mit Rat und Tat zur Seite stehen. Dazu müssen vor allem die Amtsträger, also die Inhaber öffentlicher Befugnisse, mir erlauben, meine Ratschläge ihnen anzutragen, und natürlich auf meine Ratschläge zuweilen hören.


    Du weißt selbst, als Strategos, dass die Lage keine friedliche, ruhige und sichere ist.


    Wir, die Bürger der Polis Alexandreia, sehen uns Feindseligkeiten von vielen Seiten gegenüber. Daher ist es wichtig, dass wir nicht auch noch in Zwietracht zerfallen.


    Um offen zu sprechen: Ich glaube, dass jemand im Hintergrund für diese Einigkeit sorgen muss, ohne freilich außer Kraft zu setzen, dass bei jeder Entscheidung für und wider diskutiert werden muss. Allerdings glaube ich, dass wir uns in diesen Zeiten dabei keine Meinungsschlachten leisten können, an deren Ende einer gewinnt und die anderen, durchaus berechtigten Einwände fallen gelassen werden. Daher denke ich, wir sollten gerade in Bezug auf die Hauptprobleme der Polis Kompromisse finden. Jemand, der sich nicht in der Öffentlichkeit profilieren muss, damit man ihn als Amtsträger wahrnimmt und achtet, sollte gewissermaßen im Inneren die führenden Männer und Familien der Polis zusammenhalten, auch wenn nach außen und in Einzelheiten Streit herrschen kann und soll.


    Ich sehe mich dazu in der Lage. Nur kann ich diese Aufgabe nicht wahrnehmen, wenn sich alle führenden Köpfe der Polis von mir abwenden, sobald ich kein Amt mehr ausübe, wenn alle mich dann nicht mehr beachten.


    Mit dir und deinem Bruder, mit der ehrenwerten Römerin Iunia Urgulania, mit Cleonymus hätten wir bereits vier vortreffliche Bürger auf unserer Seite, die, so hoffe ich, allesamt in der Lage und bereit sind, Ämter zu übernehmen. Wir könnten dafür sorgen, dass sie bei der nächsten Ekklesia, in der gewählt wird, in die richtigen Ämter gelangen, so dafür sorgen, dass sich keine Menschen dort breitmachen, die dem Wohl der Polis schaden. Du weißt selbst, dass es viele gibt, die sich für die Probleme mit den Römern weniger diplomatische Lösungen wünschen - die zwangsläufig im Unglück enden würden.


    Trotzdessen wünsche ich mir mit dir und den Deinen kein bloßes Zweckbündnis, um die Polis in diesen schweren Zeiten vor dem Unglück zu bewahren. Unsere Freundschaft sollte darüber hinausgehen. Und von meiner Seite würdet ihr mehr Unterstützung erfahren, als bloß unmittelbar dafür notwendig. Damit möchte ich sagen: Auch wenn die Gefahr für die Polis selbst überstanden ist, werde ich euch nicht fallen lassen.


    Andererseits erwarte ich auch von euch, dass ihr euch nicht von mir abwendet, sobald mein Stern zu sinken beginnt. Ich will dich nicht erschrecken, aber du solltest wissen, dass ich Treulosigkeit verabscheue wie kaum etwas anderes. Und auch wenn es mir selbst anschließend an den Kragen gehen sollte: Ich finde immer Mittel, den Untreuen zumindest mit ins Unglück zu reißen. Ich hoffe, du verstehst, dass ich Verrat - damit meine ich keine vorrübergehenden Meinungsverschiedenheiten, keinen Streit, sondern echten Verrat- bestrafe. Sollte es mir einmal an den Kragen gehen, werde ich Mittel und Wege finden, mich an allen zu rächen, denen ich das zu verdanken habe. Seien es Räuer aus Rhakotis, seien es römische Offiziere, seien es Hellenen. Auch wenn sich neun Zehntel meiner Freunde von mir abwenden, bleiben mir immer noch genug, um mich so zu rächen, wie es mir angemessen erscheint."


    Er blickte Timotheos durchdringend an. Da dieser alle Bedingungen erfahren wollte, hatte ihm Nikolaos nichts verschwiegen. Ein Lächeln bildete sich erneut.


    "Ich hoffe, ich habe dich nicht erschreckt. Das wäre nicht meine Absicht. Aber du solltest eines wissen: Wer meine Freundschaft annimmt, dem werde ich treu sein. Andersherum erwarte ich jedoch dasselbe. Ich bin nicht so dumm, als dass ich mich ausnützen lassen würde."

    Nikolaos mischte aus zwei Karaffen in einen Krater Wein und Wasser. Seine Hände zitterten. Er goß versehentlich etwas Wein daneben. Rote Fleckchen breiteten sich auf dem Marmorfußboden aus.


    Mit besorgtem Blick sah er den alten Mann an. Zwar funkelten dessen Augen wach und sein Gang war aufrecht, aber die Zeichen des Alters und der Krankheit waren an ihm nicht zu übersehen.


    Nikolaos stellte einen Becher auf den Tisch, nachdem er einige Schriftstücke beiseite geschoben hatte, goß ihn mit verdünnten Wein voll und schob ihn dem Gast hin. Auf die Aufforderung hin setzte sich Nikolaos eilig Sosimos gegenüber.


    Nikolaos erbleichte. Hätte er noch einen Krater in den Armen gehalten, wäre dieser sicher auf seinen Schoß gefallen. Das Anliegen des Sosimos gehörte zu jenen Sachen, die Nikolaos nicht erwartet hatte, als er den obersten Musenpriester einließ.


    "Es wäre mir... eine ...große Ehre...", sagte er leise. Mit Mühe kamen die Worte flüssig über seine Lippen.


    Nun gewann Nikolaos die Selbstbeherrschung zurück. Er dachte. Entweder, der Alte hatte irgendwie einen Narren an ihm gefressen. Sonst hätte er ihm sicher nicht diese Ehre angetragen. Es gab viele Gelehrte, die älter als Nikolaos waren. Oder aber, das erschien Nikolaos beinahe wahrscheinlicher, Sosimos hatte ihn erwählt, da er um seinen Einfluss in der Polis wusste. Das Mouseion war eine Insel der Glückseligen - was sie nicht davor bewahrte, überschwemmt zu werden -Wie konnte er es wagen, dem Alten dieses Kalkül zu unterstellen? Nikolaos war etwas anderes eingefallen. Sosimos war nun einmal in seinen Entscheidungen unergründlich. Dabei wollte es Nikolaos belassen.


    "Es wäre mir eine große Ehre und ich würde mein Bestes tun, den Mousen und dem Apollon zu dienen und sie zu ehren und das Wissen zu bewahren und zu mehren.", sagte er schließlich, etwas sicherer, doch sichtlich noch sehr überrascht.

    "Es ist sicher eine große Ehre, Hoflieferant zu sein. Meine Glückwünsche dazu.", sagte Nikolaos freundlich und hörte dem jungen Mann weiter zu. Dessen Unsicherheit war ihm nicht verborgen geblieben. Daher spitzte der Gastgeber die Ohren.


    "Den Kursus nicht beenden? Das ist -sehr, sehr bedauerlich. Es macht mir viel Freude, dich die Redekunst zu lehren. Und du machst große Fortschritte. Ich hoffe doch, dass du nach Alexandria zurückkehren wirst? Dann könnten wir die Lehre jederzeit fortsetzen."


    Die Nachricht kam sehr plötzlich für Nikolaos und betrübte ihn. Davon aber ließ er sich nichts anmerken - oder nur ein wenig.


    "Wann wirst du aufbrechen? Ich hoffe, nicht in den nächsten Wochen. Einige Wochen lang werden noch die Frühjahrsstürme wüten..."


    Dass er sich ernsthafte Sorgen um das Wohl anderer Menschen machte, passte eigentlich nicht zu Nikolaos.

    Sim-Off:

    Entschuldige bitte die Verspätung... Entschuldigungsgrund siehe mein Beitrag im Abwesenheitsthread...



    Peisistratos, der alte Chefsklave:


    Einem der Mietsklaven war ein heißer Kupfertopf aus der Hand geglitten. Er fiel auf Peisistratos' Fuß. Glücklicherweise war dieser durch eine Sandale etwas geschützt.


    "Oh bei der Hekate der Dreiwege! Die Erynien sollen dich holen!", fluchte er nichtsdestotrotz, denn der heiße Sud war zwischen den Riehmen hindurch auf die Haut geflossen. Mit einer Hand hielt er sich diesen Fuß, auf dem anderen Fuß hüpfte er durch die Küche.


    Dabei stieß er beinahe mit Zenobia zusammen. Er ließ den Fuß sinken, auf dem sich eine hässliche Brandblase gebildet hatte.


    "Zenobia! da bist du ja - ähm... Das Gesinde braucht Aufsicht, und ich muss rasch mal weg- du könntest doch sicher -?!?"


    Fast flehend war der Blick des älteren Herren. Er fürchtete, jeden Augenblick von den wuselnden Lohndienern umgebracht zu werden - und sei es durch einen Stillstand des Herzens.


    "Du weißt doch, wie man in der Küche- also du kennst dich hoffentlich ein wenig mit der Kochkunst aus. Und zwischendurch musst du mal ins Andron gehen. Ich glaube, der Gast des Herren müsste bald hier sein. Ja, genau, du musst bedienen - ich- ich habe nämlich Muskat vergessen zu kaufen - und muss das irgendwie- also ich hoffe, ja, die Nachbarn- also die Nachbarn haben sicher etwas im Haus davon, hier wohnen schließlich nur reiche Leute."


    Schon machte sich Peisistratos auf den Weg zur Tür. Das mit dem Muskat war natürlich nur ein Vorwand. Genausogut hätte die junge Sklavin das Gewürz besorgen können. Aber Peisistratos hielt es nicht mehr mit den Dienern aus. Er war sich sicher, die junge Frau, die - so hoffte er- Kraft genug hatte, würde zurechtkommen...


    "Ich bin gleich wieder hier. Oder - äh- bis ich das Muskat habe-"


    Er nickte Zenobia aufmunternd zu und verzog sich dann ziemlich rasch. Zenobia ließ er allein in der Küche stehen, zwischen ungeschickten Lohndienern, Töpfen und frischgerupften Hühnchen.

    Nicht umsonst hatte Nikolaos den Satrapen genötigt, ihn zum Reden aufzufordern... Andererseits konnte der Statthalter, auch wenn er es natürlich nie zugeben würde, dankbar sein - immerhin lag sein Verdacht zumindest aus Nikolaos eigener Sicht nicht allzu fern.


    Er deutete eine Verbeugung an, nachdem der Eparchos die Prytanen entlassen hatte. Sogleich würde er zum Heiligtum des Hermes gehen und ihm dafür danken, dass er unbeschadet wenigstens diese Audienz verlassen könnte. (Was in Kürze folgen sollte, wusste Nikolaos nicht.)


    "Ich danke dir für deine milde Nachsicht mit mir.", sagte er. Seine Stimme war brüchig und leise. Innerlich atmete er aber schon erleichtert auf.


    Rasch folgte er den anderen Prytanen, die vorausgegangen waren. Er hoffte, der Bildhauer würde ausgezeichnete Arbeit verrichten...

    Ich fürchte, mein PC hat sich einen Wurm eingefangen... Obwohl mein Virenschutzprogramm keinen solchen findet (vielleicht ist das aber ja auch schon defekt...): Es öffnen sich immer seltsame Fenster mit seltsamer Reklame in einem Browser, den ich gar nicht benutze... Und von Mal zu Mal wird das Gerät langsamer...


    Also wenn Nikolaos plötzlich seltsame Sachen schreibt (z.B. Viagra anpreist) oder seltsame Links irgendwo einfügt, bin das vielleicht nicht ich selbst... Ich habe zwar mein PW nicht gespeichert, aber ich fürchte, jemand könnte es trotz gesicherter Übertragung klauen (leider bin ich technisch nicht versiert, weiß also nicht, wie groß die Gefahr da ist).


    Ich habe bloß leider momentan keine Zeit, die Festplatte zu löschen und alles neu zu installieren. Allerdings brauche ich ohnehin einen neuen Rechner, muss mir aber noch überlegen, welchen, und den kaufen, einrichten undsoweiter.


    So lange werde ich ab und an schreiben (vorzugsweise von anderen, hoffentlich sauberen Computern), kann aber für Kontinuität nicht garantieren.


    Übrigens: Kennt jemand die von mir geschilderten Symptome? Vielleicht kann mir jemand sagen, was ich da am besten mache. Ich glaube, die Telekom ist schuld, die scheint nämlich meine Emailadresse fleißig weiterzugeben. Zwar lösche ich immer Spam- und sonstige eigenartige Emails so schnell wie möglich, und hüte mich davor, sie zu öffnen, aber irgendwoher muss der Parasität gekommen sein und sich eingenistet haben.