Beiträge von Nikolaos Kerykes

    Torwächter:


    Der grobschlächtige Torsklave lächelte beinahe unterwürfig, nickte und deutete dabei eine Verbeugung.


    "Wenn du hineintreten magst... Ich berichte Nikolaos von deiner Ankunft..."


    Der Torwächter öffnete den Türflügel ganz und winkte den Gast in den Hof des Hauses. Er selbst verschwand durch das andron des Hauses in den rückwärtigen Garten. Bald kehrte er zurück.


    "Nikolaos erwartet dich bereits im Garten."


    Er deutete auf das Andron, durch dessen Fenster- und Türöffnungen, die momentan nur von leichten Seidenvorhängen verschlossen waren, die sich gelegentlich ein wenig in der Brise, die vom Meer her kam, aufblähten, man in den Garten blicken konnte.

    Als Penelope seine Schmeichelei abwehrte, lächelte Nikolaos sanft und müde.


    "Ich fürchte, auf dem Gebiet der Kunst des Kitharaspiels und des Gesangs bin ich nicht deinen kleinen Finger wert... ."


    Seine Augen zuckten. Seine Hände zitterten. Das jedoch kaum merklich. Er behielt die Selbstbeherrschung.


    Er zog unter seinem Gewand einen kleinen Seidenbeutel hervor, dem er ein Plektron aus Elfenbein entnahm und eines aus Schildpatt. Er hielt sie beide Penelope hin, als erwarte er, sie würde die Plektra nun prüfen.


    "Die Kithara ist noch nicht gestimmt.", sagte er langsam. "Das heißt, sie ist eigentlich gestimmt, oder besser war-" Er brach im Satz ab. "Doch seitdem ist einige Zeit vergangen."

    Erleichtert atmete Nikolaos tief durch.


    "Sehr gut. Ich danke dir, werte Iunia Urgulania, dass du dieses ehrenvolle und verantwortungsvolle Amt auf dich nimmst. Gibt es noch weitere Anträge, oder können wir gehen, dem Eparchos unsere Aufwartung zu machen?"

    Torwächter:


    Der Soldat hatte eine ganze Menge mitzuteilen. Dem Torwächter schlackerten - bildlich gesprochen - die Ohren bei all diesen Informationen. Er nickte gelegentlich etwas zu stark und sah den Soldaten mit einer aufgesetzten Miene der Aufmerksamkeit an. Der erste Teil der Ansprache schien ihm recht vernünftig. Der zweite Teil jedoch - so fürchtete er - würde den Ärger seines Herren erregen.


    "Erlaubst du mir eine Frage?", fragte der Torwächter, immer noch in der Koiné. "Bleibt der -" Er musste nachdenken, was der Soldat mit legionarius wohl meinte. "-legionarious, legionarios-" Ihm war nicht eingefallen, was dieses Wort bedeutete. "-vor dem Haus stehen?"

    Torwächter:


    Der massige Torwächter des Nikolaos öffnete bald die Tür zum Hof von innen und streckte seinen Kopf hinaus.


    "Chaire, ehrenwerter Herr. Du möchtest zu Nikolaos?", fragte er, eine positive Antwort schon erwartend.

    "Vielen Dank."


    Nikolaos trat ein und setzte sich. Die Art, wie er die Kithara in der Hand hielt, war fast ein wenig linkisch und schüchtern. Es war ihm ein wenig peinlich, mit diesem gar nicht abgenutzten, teuren Instrument vor die Meisterin zu treten, die er bis vor kurzem noch in den Sitten der Polis belehrt hatte. Er lächelte verlegen und stellte die capsula auf den Boden. Die Kithara blieb, nutzlos, wie etwas, das er nicht anzufassen verstand, auf seinem Schoß liegen.


    "Die Freude ist ganz auf meiner Seite... . Du sahst richtig, wie ich dich vor einiger Zeit bat... Nun wäre es mir Ehre, wenn du dich, die du berühmt bist für deine Kunst, des armen Stümpers - meiner- für eine Weile annähmst..."


    Die Art, wie er nun sprach, passte gar nicht zum Gymnasiarchos, der ohne Verlegenheit und fehlerfrei zu tausenden sprechen konnte.

    Peistratos:


    Früh am Morgen eilte Peistratos, der alte und treue Haussklave des Nikolaos, zum Haus der Iunier. Es war kein gewöhnlicher Morgen. Es war der Morgen des Manövers im Osten der Stadt.


    Peistratos klopfte gegen das schwere Tor.

    Was sollte er tun? Zuerst wollte er sogleich aufbrechen, doch dann entschied er, es wäre besser, zu bleiben, um das schaurige Schauspiel weiter zu beobachten. Sollte das das Manöver sein, von dem der abartige und verdorbene Soldat gesprochen hatte, dieser Mann namens Appius aus unbedeutener Familie? Nikolaos fröstelte.


    "Peistratos! Bringe mir einen Mantel und schicke einen Boten nach Iunia Urgulania!", sagte er, nicht laut, doch Peistratos hatte bereits in gebührendem Abstand auf Anweisungen gewartet.


    Den Mantel hatte Nikolaos bald um die Schultern gelegt. Peistratos selbst lief zu dem Haus der Iunier in der Nachbarschaft hinüber.

    Zufällig hatte Nikolaos von der Balustrade am Ende des großen Perystylgartens über das Meer auf den Ostteil der Stadt gesehen. Es war noch früh am Morgen. Tau lag auf den Blättern der Palmen und der Sträucher im Garten. Barfuß war Nikolaos und er trug lediglich einen langen Baumwollchiton. Er hatte noch nicht gegessen. Er wartete darauf, dass die gerade eingetroffenen Lohndiener endlich das Bad und das Badewasser aufgeheizt hatten. Als er nun seinen Blick weiter in den Osten, jenseits der Stadt, schweifen ließ, traute er seinen Augen kaum. Staub wirbelte über der Straße nach Nikopolis auf und erschwerte die Sicht, doch was der Gymnasiarchos sah, genügte ihm, die Stirn in Falten zu legen. Es schien, als marschiere die ganze Legion - gegen die Stadt!!!

    Nikolaos ging zu dem Raum, den Penelope als Arbeitszimmer im Mouseion nutzte. Höflich klopfte er an die Tür. An diesem Tag hoffte er, sie nicht wieder einmal in Verlegenheit zu bringen. War er gar milde geworden, nachdem er allzu oft Isis, Nemesis und die alte Hekate angerufen hatte? Er wusste es selbst nicht.


    In einer Hand trug er eine Kithara, ein teures Instrument, das jedoch bisher unbespielt war. In der anderen trug er eine Rolle aus dünner Bronze, die mit Leder bezogen war und in der sich Papyrus befand sowie ein Griffel und eine kleine Schatulle.

    Lange schon hatte kein Schüler mehr den Weg zu Nikolaos gefunden. So begann er, eine Methode anzuwenden, die ihm selbst etwas marktschreierisch schien: Er beauftragte einen Hilfsschreiber, einen Aushang anzubringen.


    Nikolaos, der Gymnasiarchos und Priester der Musen und des Apollons, hält ab sofort an jeder hemera heliou nach der achten Stunde* Übungen in der Redekunst ab. Ob bereits geübter Redner, der seine Kunst mehren und teilen möchte, oder blutiger Anfänger: Alle sind willkommen!



    *=Sonntagnachmittag; wird aber natürlich flexibel gehandhabt ;)

    "Die Speisen sind wirklich ausgezeichnet, ebenso der Wein.", sagte Nikolaos höflich. Er lächelte, doch das Lächeln blieb nicht ohne einen Ausdruck, der eher kühl als warmherzig war. Sein Blick schien Ánthimos zu durchdringen.
    "So hoffe ich, dass die Götter ihren Segen der ganzen Hausgemeinschaft schenken."
    Sein Blick ließ nicht von Ánthimos ab.
    "Im Dienste der Römer steht Illias also. Ich habe lange nicht mehr von ihm gehört.", sagte Nikolaos, ohne zu lächeln aufzuhören. Seine dunkelbraunen Augen waren etwas getrübt und waren matt wie Eis auf einem schmutzigem Tümpel.

    "Khaire, Iosuah Dabidides.", erwiderte Nikolaos den Gruß. "Die Ehre ist ganz auf meiner Seite." Und, mit einem kurzen Rundblick: "Eine schöne Sammlung von Statuen hast du. Und eine sehr umfangreiche." Er sah den Hausherren wieder an.
    "Ich habe gute Nachrichten für dich. Diese wollte ich dir längst überbracht haben, denn sie sind nicht mehr die neuesten, aber leider traf ich dich lange Zeit nie in deinem Haus an, und auch die Freude über deinen Besuch blieb mir verwehrt."
    Ein leichter Vorwurf war in seiner Stimme. Doch dabei lächelte er freundlich. (Wobei, wie häufig bei Nikolaos zu erkennen, sein Lächeln eher kühl als warm war.)
    "Ich will dich nicht lange aufhalten. Das alexandrinische Volk hat entschieden, dass es euch Juden im Grunde möglich sein sollte, Bürger zu werden. Allerdings ist dies mit einer Prüfung verbunden*: Du müsstest zum Beweis deiner Achtung gegenüber den Göttern, die die Polis und die Hellenen und Makedonier auf der ganzen Welt verehren, einige Opfer zur Probe bringen. Wie genau diese aussehen werden, werde ich dir noch mitteilen, sofern du dazu bereit bist."



    Sim-Off:

    *Beachte bitte die Pn bezüglich SimOff-Ephebie!

    "Deine Einwände sind durchaus richtig.", sagte Nikolaos. "Auch ich sehe eine Schwierigkeit darin, Schuld nach einem solchen Gesetz zweifelsfrei zu beweisen.
    Es ginge lediglich - und da auch nicht zweifelsfrei - in einem Fall, in dem ein Mensch dabei gesehen wird, ein Verbrechen zu beobachten, und er nicht zur Hilfe eilt oder Hilfe holt. Doch dies ist dann ein völlig anderes Gesetz."


    Er sah Axilla an.


    "Wärst du so gut, Marcus Achilleos nachzueilen und ihm zu sagen, er solle mich unbedingt in den nächsten Tagen aufsuchen? Ich möchte diesen Gesetzentwurf keineswegs hinauszögern, doch bevor ich ihn in das Koinon trage, und dann in die nächste Ekklesia, muss ich mit Marcus darüber sprechen."


    "Du findest ihn wahrscheinlich in seiner Akademie in Rhakotis.", fügte er hinzu. Und, nach einigen Augeblicken: "Ach ja, lasse dich von einem Staatssklaven begleiten. Selbst am hellichten Tag ist dieses Viertel für anständige Leute, und vor allem für junge Mädchen, höchst gefährlich."

    "Schön, dass du dies auf dich nimmst.", sagte er freundlich zu Iunia Urgulania. Widerspruch hätte er auch nicht erwartet, und Widerspruch hätte ihn sogar aus der Fassung gebracht.


    "Werter Cleonymus, möchtest du auch dich dazu äußern?"


    Zwar schien Nikolaos die Sache nun endlich beschlossen zu sein, doch um die Form zu wahren, musste jeder Prytan seine Stimme abgeben.

    Nikolaos nickte freundlich.


    "Auch ich habe zu danken. Für dein Lob, werter Ánthimos, und für die Einladung zu diesem schönen Fest."


    Er nahm einem Sklaven einen Becher aus der Hand. Seine Knie waren weich. Er nahm einen großen Schluck Wein.


    "Werden deine ehrenwerten Brüder Teil eures Haushaltes sein?", fragte er. Soweit er wusste, war Timotheos noch nicht verheiratet und Illias fast noch ein Kind. Einen weiteren Schluck Wein stürzte er sich die Kehle hinab. Der Becher war noch halbvoll, oder halbleer. Er lächelte ein ganz, ganz wenig.

    Nikolaos nickte, was sein Gegenüber wohl nur schattenhaft erkennen würde.


    "Das wäre in der Tat nicht nur für dein Ansehen förderlich, sondern auch für das der ganzen Polis. Am besten wäre es, wenn du jenen Soldaten, du weißt, wen ich meine, Lügen strafen könntest. Bei alledem jedoch verspreche mir, dass du vorsichtig bleibst. Wenn dich der Soldat in der Zange hält, kannst du der Polis nicht mehr helfen, und auch wir, deine Freunde, werden Schwierigkeiten haben, dich aus der misslichen Lage zu befreien."


    Er lächelte bitter.


    "Auch ich habe keinen sicheren Stand. Ich habe eine Ahnung, der Oberschreiber des Eparchos könnte etwas gegen mich im Schilde führen. Er scheint sehr darauf bedacht zu sein, mich vom Eparchos fernzuhalten. Als ich, in großer Sorge um die Unversehrtheit des Tyche-Tempels, zum Statthalter eilte, hielt er mich unnötig lange auf und ließ mich erst zu ihm, nachdem ich ihm mein Anliegen mitgeteilt hatte. Es schien, als habe er versucht, mich auszuhorchen. Leider blieb mir keine andere Wahl, als ihm schließlich eine Antwort zu geben. Er hatte schon damit gedroht, mich nicht zum Eparchos vorzulassen und war in schändlichster Weise frech und ausfällig geworden, ja hatte mich sogar beleidigt. Bei meiner Anhörung durch den Eparchos war er zugegen. Es schien, als habe der Eparchos von seiner Anwesenheit nichts bemerkt, der Schreiberknecht jedoch schien sehr darauf bedacht zu sein, mitzuhören, was ich dem Eparchos zu sagen hatte. Ich habe darauf verzichtet, den Eparchos auch noch mit der Nachricht von der Unverschämtheit seines Schreibers zu behelligen, da mir das wichtigere der beiden Anliegen unangenehm genug schien und ich nicht riskieren wollte, das Wohlwollen des Eparchos zu verlieren.


    Ich muss dich also vor diesem sogenannten Amtsstubenmeister warnen.


    Aber auch die Torwache zur Basileia war sehr eigenartig in ihrem Verhalten an jenem Tag. Wäre ich nicht Bewohner des Königsviertels, so hätten diese Leute mich vielleicht nicht einmal passieren lassen.


    So liegt der Schluss nahe, der Soldat könnte ein weitreichendes Netz aus Günstlingen um den Eparchos gelegt haben, um ihn darin zu isolieren und womöglich letztendlich gefangen zu nehmen.


    Was meinst du, wie stellen wir es richtig an, den Eparchos vor diesen Machenschaften zu warnen? Ich fürchte dabei, ihn zu verärgern und gegen uns aufzubringen. Andererseits müssen wir etwas tun, nicht nur uns und der Polis wegen, sondern auch um den Eparchos zu schützen.


    Wenn er rechtschaffend ist, wovon ich ausgehe, so ist er in Gefahr."