Beiträge von Nikolaos Kerykes

    "Falsch angezogen? Keineswegs! Ein Seidengewand wäre allein schon der Tinte wegen unpassend dafür.", meinte Nikolaos, etwas eigenartig lächelnd. Dabei entblößte er seine Zähne. Unter ihnen waren bereits einige Zähne aus Gold. Beinahe wäre ihm etwas herausgerutscht wie: Und eine Toga und eine gelbe Perücke musst du hier gewiss nicht tragen... . Jedoch wollte er das Mädchen nicht gleich verschrecken, zumal sie Verwandte Urgulanias war. Auch auf die andere Frage des Mädchens hätte Nikolaos wohl mit etwas geringerer Selbstbeherrschung etwas wie Wenn die Schülerlisten bis dahin fertig sind, durchaus. geantwortet.
    "Selbstverständlich.", sagte er stattdessen. "Was heute nicht fertig wird, kannst du morgen immer noch erledigen. Ich möchte nur, dass du täglich* bei Sonnenaufgang hier bist. Ausgenommen natürlich die Feiertage, und besondere Anlässe persönlicher Art, wenn du mich darüber zuvor in Kenntnis setzt. Während der Mittagshitze bist du selbstverständlich von der Arbeit befreit. Und wenn an einem Tag keine Arbeit mehr zu verrichten ist, hast du den Nachmittag für dich. Deinen Lohn wirst du meist am letzten Tag der Woche erhalten. Sollte ich dies einmal vergessen, scheue dich nicht, mich daran zu erinnern."



    Sim-Off:

    *Was natürlich nicht Rl-täglich heißt!

    Während des Wahlganges, der ihn selbst betraf, hatte Nikolaos nicht mehr sonderlich auf seine Getreuen oder andere Leute geachtet. Er war sich seines Sieges sicher gewesen, und das genügte ihm. Somit konnte er auch nicht sehen, dass selbst Ánthimos für ihn gestimmt hatte.

    Die Auszählung der Stimmen war, wie eigentlich bei jeder Wahl, sehr langwierig. Einzelne Abschnitte des Theatrons mussten gleich mehrfach gezählt werden, da sich entsprechende Archonten verzählt hatten oder es ihnen angelastet wurde. Endlich jedoch erhielt der Gymnasiarchos die Tafeln mit den Ergebnissen. Die Sonne hatte inzwischen den höchsten Stand längst hinter sich gelassen. Die Stimmung in der Ekklesia war friedlicher, doch auch gedrückter geworden. Schließlich waren die meisten schon vor Sonnenaufgang hier gewesen.


    "Polites! in einer freien Wahl haben wir, die Bürgerschaft der freien Polis Alexandria, folgendes entschieden:
    Timótheos, Sohn des Kyriakos, wird ohne eine einzige Gegenstimme zum Strategos gewählt.
    Ánthimos, Sohn des Kyriakos, hat mit sechs siebenten Teilen aller Stimmen die Wahl zum Agoranomos gewonnen.
    Cleonymus konnte fünf Siebtel aller Stimmen auf sich vereinen und wird in der nächsten Pyrtanie Kosmetes.
    Iunia Urgulania erhielt einen Zuspruch von fünf Stimmen auf sieben und wird somit Exegetes.
    Nikolaos, Sohn des Philon, wird mit fünf Siebtel aller Stimmen zum Gymnasiarchos gewählt.


    Sollte jemand Zweifel an der Richtigkeit und Rechtmäßigkeit dieses Ergebnisses haben, oder sollte einer der Gewählten die Wahl ablehnen, was natürlich einen triftigen Grund bedarf, so möge er dies nun laut äußern. Ansonsten ist hiermit die Zusammensetzung des Pyrtaneions in der nächsten Pyrtanie vorerst entschieden.


    Auch die Volksversammlung neigt sich dem Ende zu. Bevor wir nun alle auseinandergehen, möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass Anträge für die nächste Volksversammlung jederzeit im Tychaion oder im Gymnasion eingereicht werden können.


    Nun aber, und bevor jemand von euch vielleicht noch einen weiteren Antrag für diesen Tag stellen möchte, kommen wir auf die Sache zurück, die uns am Anfang der Volksversammlung beschäftigte.


    Wollen wir dem hochverehrten Eparchos einen Brief schreiben, falls ja, mit welchem Inhalt?"


    Der Gymnasiarchos suchte Penelope in den Reihen, fand sie und sah sie auffordernd an. Es war ein Jammer, dachte er, dass dieses Mädchen kein Amt übernehmen wollte. Sie hatte das rednerische Geschick dafür allemal.





    Sim-Off:

    Original von Mithridates Castor

    Zitat

    Mit - Stimmen wäre es wahrscheinlich interessanter. Vielleicht sollte man das beim nächsten Mal wieder einführen. Augenzwinkern


    Du hättest sie gerne benutzen können. Dass sich Nikolaos bei entsprechenden Kandidaten enthält und nicht lautstark dagegenstimmt, sollte dich von dergleichen nicht abhalten ;).


    edit: SimOff eingebaut.

    Nikolaos lächelte immer noch. Das Mädchen gefiel ihm. Sie schien ihm recht demütig und eifrig zu sein. Alles andere hätte er auch nicht gebrauchen können. Zuoft hatte er sich mit hochmütigen oder, oder gar zudem, faulen Schreibern abplagen müssen.


    "Es wäre gut, wenn du noch heute mit der Arbeit beginnen könntest. Die Hilfsschreiber tanzen mir sonst auf der Nase herum. Sie brauchen eine starke Hand. Sei nicht zu nett zu ihnen. Wenn einer sich dir widersetzt oder zu langsam arbeitet, habe keine Scheu davor, ihn mit dem Rohrstock anzutreiben. Esel sind das, Esel, die schreiben können, und viel mehr auch nicht, und sich auf diesen Umstand viel einbilden und viel Geld kosten.", sagte er ohne die geringste Spur von Ironie in der Stimme. "Du bist ab heute die Meisterin des Vorzimmers, und das sollten die Faulenzer wissen. Die Schülerlisten müssen neu bearbeitet werden, es sind in der letzten Zeit einige zu vollwertigen Bürgern herangereift. Wenn sich Besucher anmelden, die Waffen bei sich tragen, bitte sie freundlich, diese dir zur Verwahrung zu geben. Sollte ein Römer mit bewaffneter Eskorte kommen, so haben die Bewaffneten draußen zu warten. Wenn jemand aufdringlich oder unverschämt wird, und er dies allen deinen freundlichen Ermahnungen zum Trotz bleibt, so rufe die Staatssklaven des Gymnasions, damit sie den Störenfried hinausschaffen. Alle Besucher haben dir ihren Namen zu nennen. Unteroffiziere und noch niedere Dienstgrade der römischen Legion sowie niederes Personal, inklusive magister officiorum, der Regia Praefecti zudem ihr Anliegen, sofern sie keine Bürger der Polis sind."
    Er lächelte immer noch.
    "Du musst dir nicht alles bieten lassen, weder von den Hilfsschreibern, noch von irgendwelchen Besuchern, es sei denn, der Eparchos oder der leibhaftige göttliche Basileus ist es. Hast du noch Fragen?"


    Eirene:



    Eirene bleckte kurz die Zähne. Einige Goldzähne waren darunter, die im Schein der Lampen aufblitzten. Sie entfernte mit einer fast hochmütigen Geste eine Haarlocke aus der Stirn. Zu kunstvollen Spiralen und Wellen war ihr Haar geformt.


    "Das freut mich.", erwiderte sie kühl auf die Anspielung des alten Mannes. Sie schürzte die Lippen. "Ich weiß gar nicht, wie sehr dir am Frieden liegt, werter Herr dieses vornehmen Hauses.", sagte sie langsam. Jedes Wort schien ihr als Perle über die Zunge zu rollen, um dann mit einer grazilen Lippenbewegung ausgespuckt zu werden. "Du kennst mich nicht, doch ich weiß von dir und noch von anderen. Du bist ein überaus berühmter Mann in dieser Stadt. Dein Stamm ist einer der vornehmsten. Doch ich weiß auch, dass dein Einfluss nicht mehr der ist, den du einst hattest. Ihr Krateiden und die Nearchäer sind im Abstieg begriffen." Sie schürzte die Lippen. "So wie die Sonne am Morgen aufgeht, mittags ihren höchsten Stand hat und schon abends- " Ihre Augen funkelten eisig. "-vergeht. Im Gegensatz zur Sonne blühen Stämme nicht nur einen Tag, sind aber auch nicht nur eine Nacht lang abwesend. Die Geschichte hat einen anderen Lauf als die Gestirne. "Ich komme mit einer Botschaft, die zu hören dich überraschen wird. Möchtest du sie hören?"

    Kritias Kleidung trocknete schnell in der letzten Wärme des vergangenen Tages. Auch seine Sinne festigten sich. Seine Angst hatte ihn verlassen. Ein guter Späher wurde er. Er schlich sich durch das Gehölz, das auf der Insel wuchs, auf das Lusthaus zu. Nur leise knackten Zweige am Boden unter seinen Füßen. Er vertand es, unbemerkt zu bleiben. So ging das Geräusch seiner Schritte und das seiner Bewegungen durch das Gestrüpp im Zirpen der Zikaden unter und im Summen der Mücken. Dieser See war nicht gut. Ihm entstiegen Miasmen. Gerade deshalb hatte jedoch Kritias Herr diesen Ort ausgewählt. Kritias sah das Licht einer Laterne zwischen den Sträuchern hindurchschimmern. Er hielt inne und sah genau hin. Mit einer Hand schob er Äste beiseite. Drei Gestalten konnte er erkennen. Sie näherten sich seinem Versteck, dann entfernten sie sich wieder. Auf allen Vieren kriechend folgte der Späher ihnen leise, geschützt durch Dornenbüsche, die ihm die Kleidung zerrissen und die Haut. Dies schien er nicht einmal zu spüren. Alles hielt er aus, nur kein Wasser... . Er hatte guten Grund dazu. Kritias sah, dass die drei Gestalten sich auf den Teil des Insel-Ufers zubewegten, vor dem der Kahn des Herren lag. Allerdings würden sie ihn nicht sehen, denn er im hohen Schilf. Dennoch beschloss Kritias, den Herren und den Fährmann zu warnen. Er ließ die drei Gestalten nicht aus den Augen. Hatten sie gar das Boot kommen sehen? Der Herr würde zürnen. Kritias erschauderte. Er wusste, dass der Herr etwas sehr Bedeutenes tun würde; nur wusste er nicht, worum es sich handelte. Der Herr war ihm dunkel und geheimnisvoll. Er machte ihm mehr Angst, als der grobe Fährmann, der ihn oft schlug, mit der Hand, mit der Peitsche, mit dem Knüppel oder mit einem alten Wasserrohr aus Blei, das unbrauchbar war, da sich im Inneren Salz abgelagert hatte. Der Herr schlug nicht. Der Herr hatte zarte Hände, die nie schmutzig waren. Kritias sah die drei Gestalten. Eine von ihnen war prachtvoller gekleidet als die anderen. Es waren keine Landstreicher oder Strauchdiebe, die auf der scheinbar verlassenen Insel einen Unterschlupf gefunden hatten.

    "Ich meine das Haus im Königsviertel. Allerdings weiß ich teilweise selbst nicht, wo welches Buch in meinem Besitz lagert. Zwar fertige ich in einigen Abständen Bestandslisten an, jedoch entgeht mir jedes Mal dabei das eine oder das andere Exemplar. Ich würde mich über einen Besuch deinerseits sehr freuen. Da kann ich dir meine kleine, bescheidene Bibliothek zeigen und du kannst sogleich Werke auswählen, die du für geeignet hälst."


    Er lauschte den Ausführungen des Hausherren. Wie es schien, war die Art der Götterverehrung allen Seltsamkeiten zum Trotz in jenem seltsamen Land am anderen Ende des Erdballs nicht sehr unterschiedlich zu den Gepflogenheiten der hellenischen Welt.


    "Athene ist sicher eine gute Göttin für eine Stätte, die der Förderung der Klugheit dient. Meiner Heimatstadt brachte sie jahrhundertelang ihren Segen, was sie noch immer freilich tut, jedoch ist die goldene Zeit vorbei. Wie es für die Menschheit insgesamt unterschiedliche Zeitalter bewohnt von unterschiedlichen Menschengeschlechtern gab, so hat auch jede Polis ihre eigenen Zeitalter, in denen sie blüht oder vergeht."


    "Auch ist Athene eine Göttin, die ihre Günstlinge oft anhand der Klugheit wählt. Dem klugen Odysseus half sie, dem Paris, der ihre Weisheit verschmähte zugunsten einer sterblichen Frau, half sie nicht. Ihm wurde seine Wahl zum Verhängnis.
    Doch ich glaube auf der anderen Seite, dass diese Art von Torheit dem Menschen zu eigen ist."

    Das Mädchen war sehr bescheiden. Oder aber, die Arbeit wäre für die Römerin, die immerhin Verwandte eines militärischen Tribuns und einer Pyrtanin der Polis war, nur ein Zeitvertreib frei von der Notwendigkeit, den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen.


    "Zehn Sesterzen sind gewiss nicht zuviel. Für den Anfang sind sie durchaus angemessen, solltest du dich bewähren, würde ich vorschlagen, den Lohn nach einiger Zeit zu verdoppeln. Wenn du noch mehr Erfahrung gesammelt hast und mir weiterhin eine treue Gehilfin bleibst, so werde ich das natürlich mit einer weiteren Lohnerhöhung belohnen."


    Er sah sie wohlwollend an. Der Gymnasiarchos war froh, jemanden für diese Arbeit gefunden zu haben.


    "Wenn du nichts dagegen hast, würde ich dir allerdings den Lohn lieber in Drachmen als in Sesterzen auszahlen, da diese in dieser Gegend geläufiger sind. Es sei denn, du bestehst auf Sesterzen."

    "Ich beobachtete nur diesen einen gewissen Vorfall am Tychaion. Allerdings ging anschließend die Patrouille weiter, und ich weiß leider nicht, was währenddessen noch geschehen ist. Ich bin der Centurie beziehungsweise deren Untereinheiten nicht weiter gefolgt, da ich, sobald sich die Sammlung der Soldaten vor dem Heiligtum der Tyche auflöste, zum ehrenwerten Präfekten Germanicus Corvus eilte, um ihm von diesem Vorfall und meiner und der Sorge der Bürger der Polis zu berichten.", sagte Nikolaos ruhig und bedächtig. "Dass ich nicht in der Lage war, den weiteren Verlauf der Patrouille zu beobachten, heißt leider nicht, dass ich mit Sicherheit ausschließen kann, dass währenddessen nicht noch andere bedenkliche Vorfälle sich ereigneten. Vielleicht weißt du, als Vorgesetzter dieses Centurios, mehr darüber."

    Nikolaos begann, wie es seine Art war, zart zu lächeln. Er setzte eine Miene auf, die Verlegenheit darstellen sollte.


    "Ich danke dir vielmals, werter Cleonymus, für das Vertrauen, dass du in mich setzt.", sagte er lächelnd und tat so, als wäre er gerührt, was ihm so gut gelang, dass es natürlich anmutete. "Ich danke auch allen, die ihr Vertrauen in meine bescheidene Person noch zeigen werden."


    Er sah sich im Theater um. Als der Beifall abgeschwollen war, kehrte er zur Tagesordnung zurück.


    "Nun da viele Vorschläge ausgesprochen wurden, und jeder die Gelegenheit hatte, sich zu äußern, können wir zur Abstimmung übergehen." Nikolaos legte eine Pause ein, die eine feierliche Atmosphäre erzeugen sollte. Keine Volksversammlung kam ohne Pathos in Reden und Riten aus.


    "Erster Vorschlag war der, Ánthimos den Sohn des Kyriakos zum Agoranomos zu wählen. (...) Dann schlug die hochverehrte Iunia Urgulania vor, Thimótheos, Sohn des Kyriakos in das Amt des Strategos zu bringen. (...) Als Kandidat für das Amt des Kosmetes wurde Cleonymus vorgeschlagen. (...) Für das Exegetes-Amt Iunia Urgulania (...) Für das Amt des Gymnasiarchos Nikolaos, Sohn des Philon, aus dem Stamm der Kerykes. (...)"


    Nikolaos und seine Anhänger hoben bei Thimótheos, Cleonymus, Iunia Urgulania und Nikolaos selbst die Hände.


    Sim-Off:

    Ich habe mir diesmal das Erfinden von NSC erspart. Die Tatsache, dass noch mehr Kandidaten nominiert sein müssten und auch die, dass für jeden Kandidaten einzeln abgestimmt wird, wird durch Auslassungen repräsentiert.


    Thimótheos als Strategos:


    Cleonymus als Kosmetes:


    Iunia Urgulania als Exegetes:


    Nikolaos als Gymnasiarchos:



    Ein wenig ärgerte es Nikolaos, dass seine Gefolgsleute sich offenbar zu schade waren, ihn zu nominieren. Zwar lächelte er weiterhin und sah sich unauffällig in den Reihen um, doch innerlich wuchs der Ärger. Dies würde er zum Thema der nächsten Besprechung mit seinen Günstlingen machen. Bevor er sich dazu herabließ, sich selbst frech vorzuschlagen, nachdem er uneigennützig ( ;) ) andere vorgeschlagen hatte, wollte er abwarten, ob das nicht doch noch jemand anderes für ihn übernahm. Er sah seine Klientin durchdringend an.

    "Möchte noch jemand Kandidaten für Ämter benennen?", fragte der Gymnasiarchos und blickte sich in den Reihen des Theaters um. Besonders die erste Reihe, die der Pyrtanen der vergangenen Pyrtanie, erfuhr seine Aufmerksamkeit.

    Die Anhänger des Nikolaos applaudierten bei der Rede von Urgulania. Auch der Gymnasiarchos selbst nickte zustimmend. Als sich die geräuschvollen Reaktionen im Theater auf die Vorstellungsrede endeten, setzte er selbst ein zu einer Rede.


    "Bürger! Wir alle wissen, wie zuverlässig die ehrenwerte Iunia Urgulania ist und wir wissen, dass ihrem Wort zu trauen ist. Daher, denke ich, können wir es getrost zulassen, dass sich alle von ihr geäußerten möglichen Bedenken in Windeseile zerstreuen."


    Seine Anhänger klatschten eifrig in die Hände.


    "Es ist gut, dass sich bereits zwei sehr junge Kandidaten für Pyrtanenämter gefunden haben. Doch Jugend allein fehlt der Teil an Erfahrung, die sie an Kraft und Leidenschaftlichkeit dem Alter voraus hat. Daher möchte ich zwei Bürger als Kandidaten für andere Ämter vorschlagen, die, um es so auszudrücken, mitnichten unbeschriebene Blätter sind und die sich bereits oft um die Polis verdient gemacht haben, machten und machen, und, sowie ihr sie wählt, noch machen werden.


    Zum einen möchte ich Cleonymus für das Amt des Kosmetes vorschlagen. Wir alle wissen, wie er sich für die Polis als Strategos einsetzte. Doch es ist ehernes Gesetz, dass nicht ein Mann, so gut er auch ist, so vortrefflich und am besten von allen für ein Amt geeignet, ein Amt sein ganzes Leben lang ausführt. Daher sollten wir aber nicht diesen verdienten Mann aus dem Dienst für die Stadt entlassen. Es gibt andere Bereiche, in denen er sich noch verdient machen kann um die Stadt, die Polis und uns alle. Seine Erfahrung kann Cleonymus und sollte an eure aller Söhne - und auch Töchter- weitergeben. Daher wählt Cleonymus zum Kosmetes!


    Auch im höchsten Maße verdient gemacht um die Polis hat sich Iunia Urgulania, die als Eutheniarchos, oder besser Eutheniarche, nicht nur die Getreideversorgung der Polis sicherstellte, sondern auch unermüdlich das freundschaftliche Verhältnis zu den Römern pflegte. Wir alle wissen, dass Iunia Urgulania vertrauenswürdig und würdig genug ist, auch in der nächsten Pyrtanie ein Amt zu bekleiden. Bürger, ich schlage daher vor, die ehrenwerte und tugendhafte Iunia Urgulania als Exegetes in den Dienst der Polis zu nehmen und in die heilige Pflicht den unsterblichen Göttern gegenüber."


    Nikolaos' Gefolgsleute applaudierten stürmisch.

    Wie meine Vor-Schreiber werde auch ich festtagsbedingt selten online sein. Dabei wird meine Priorität vor allem auf dem Fortgang der Volksversammlung liegen, damit diese nicht einen ganzen Monat dauert. Ich hoffe, alle, die daher auf meine Antworten an anderer Stelle warten müssen, entschuldigen dies.

    Das Mädchen war also bereits emanzipiert. Das machte die Sache natürlich um vieles einfacher. Nikolaos hatte wenig Lust, sich mit Vätern, Ehemännern oder sonstigen möglichen Vormündern herumzuärgern.


    "Mich freut, dass du unabhängig bist. So steht, hoffe ich, einer Einstellung nichts mehr im Wege. Du wirst aber sicher verstehen, dass ich dich in den ersten Wochen prüfen muss. Ich hoffe, du nähmest es mir nicht übel, wenn ich mich gezwungen sähe, dich nach einiger Prüfung als ungeeignet zu entlassen. Jedoch fürchte ich dies bei dir nicht. Bevor ich dir aber nun darlegen möchte, worin deine Aufgaben bestehen, ist freilich noch die Frage des Arbeitslohnes zu beantworten. Wieviel möchtest du in der Woche haben?"


    Bei ihm zuvor unbekannten Anwärtern, von denen der Gymnasiarchos in seinem politischen Leben einige hatte, wäre gerade diese Frage eine letzte Prüfung. Bei dieser Iunierin jedoch würde er nicht allzu streng sein, auch wenn vielleicht ihre Vorstellungen etwas unverschämt wären. Nikolaos wollte es sich mit seiner Klientin Urgulania nicht verscherzen.

    "Es ist sehr löblich, dass der ehrenwerte Ánthimos, gerade nachdem er die Ephebie abgeschlossen hat, sich für dieses verantwortungsvolle Amt zur Verfügung stellt. Gibt es noch weitere Bewerber für das Amt des Agoranomos oder für ein Amt überhaupt?
    Wenn niemand etwas dagegen hat, würde ich gerne selbst einige Vorschläge einreichen. Jedoch geziemt es sich als Leiter der Volksversammlung, zuvor anderen Vorschlägen Raum zu geben.", sagte der Gymnasiarchos feierlich.


    Den Blick des Ánthimos erwiderte er mit einem keineswegs feindseligem Blick seinerseits. Zwar hatte sich die von ihm schon zuvor gehegte Annahme, dieser unverschämte Bengel könnte ein Püppchen des noch amtierenden Agoranomos sein, mit dem Verweis des Kandidaten auf seine Tätigkeit als Schreiber des Mithridates bestätigt, doch er hatte als Gymnasiarchos eine Pflicht zu erfüllen. Sobald die Nominierungen abgeschlossen wären, würde er freilich alle Seiten seiner Profession eines Demagogen aufziehen. Zuvor jedoch wollte er sich zurückhalten.


    Lediglich bei seiner Aussage, er würde gerne selbst Vorschläge einreichen, warf er Iunia Urgulnia und Cleonymus unauffällig eindeutige Blicke zu. Rasch jedoch ließ er den Blick weiter entlang der Reihen des Theatrons wandern.

    "Ich für meinen Teil stimme diesem Antrag zu. Allerdings wäre es sinnvoll, wenn wir auch festlegen könnten, wer die einmaligen Kosten für die Ausrüstung und wer die laufenden Kosten für Erneuerung der Ausrüstung und Sold der Männer übernimmt.
    Ehrenwerter Strategos, wirst du, wie du es in deiner Großzügigkeit getan hast und wie es seit längerem Sitte ist, den Sold selbst aufbringen?
    Für die Ausrüstung ist schon eine einmalige Summe von fünfhundert Drachmen bewilligt worden. Sie müsste nur noch dem Eparchos übertragen werden, auf dass dieser davon die vereinbarte Waffenlieferung aus den Werkstätten der Legion tätigt."

    Nikolaos Gesicht hellte sich deutlich auf. Die Tatsache, dass das Mädchen Verwandte seiner Klientin war, machte Nikolaos der Bewerberin gegenüber gewogen.
    "Ionisch... die Sprache des Herodots und -" Nikolaos säufszte leise. "eine der Sprachen des göttlichen Homers." Sein eigenes Ionisch war, obgleich er in seiner Kindheit lange Passagen von Homers Schriften auswendig gelernt hatte, recht schwach, da ihm die zum Teil sehr andersartige Aussprache einiger Laute nur mühselig über die Lippen kam. "Eine schöne Sprache... nunja, leider weitaus weniger verbreitet als das Attische..." Der Gymnasiarchos mochte vielleicht einen zerstreuten Eindruck machen. Jedoch war er, innerlich, aufmerksam. "Werte Iunia Axilla, ich hoffe du wirst deine Gemeinsprache rasch zu einem höheren Attisch entwickeln..." Er wühlte, scheinbar ohne einen Antrieb dafür, in den Papyri und Tafeln auf seinem Tisch herum. Plötzlich sah er auf und der Bewerberin scharf in die Augen.
    "Dein Latein werde ich nicht in einem Diktat prüfen, da ich aufgrund deiner Herkunft annehme, dass du es beherrschst. Deine Koiné ist ausreichend, wie ich höre. Es sind jedoch andere Fragen noch zu klären.
    Weiß dein Vater oder Vormund davon, dass du ein bezahltes Dienstverhältnis annehmen wirst?"