Beiträge von Nikolaos Kerykes

    Im Namen der Polis Alexandria und mit Hermes und Herakles als Zeugen verkünde ich, dass


    Penelope


    und


    Ánthimos Bantotakis


    und


    Thimoetheos Bantotakis


    im Sinne der Sitten und Gepflogenheiten der freien Polis Alexandria zu pflichtbewusstem Bürgersinn und Hochachtung gegenüber den Göttern während ihrer Erziehung im heiligen Gymnasion gelangt sind.


    Von der Pflicht, als Ephebe im Gefolge eines Beamtens zu dienen, ist Penelope entbunden, da sie bereits Mitglied der Priesterschaft der Musen und des Apollons ist, die beiden anderen, da sie bereits hochrangigen Pyrtanen dienten und noch immer dienen.


    Somit sind die Genannten vollwertige Bürger der freien Polis Alexandria.


    Mögen sie das Pflichtbewusstsein gegenüber den Unsterblichen wie auch den Sterblichen, ihren Mitbürgern, nie ablegen und der Polis und den Göttern Ruhm bringen und mehren.



    NIKOLAUS GYMNASIARCHOS

    "Verehrte Pyrtanen, es wird Zeit, dass wir dem alexandrinischen Volk wieder einmal die Gelegenheit geben, über die Geschicke der Stadt zu entscheiden, hierbei auch über die Zusammensetzung des neuen Pyrtaneions.", sagte der Archipyrtan, kaum, dass alle Kollegen sich gesetzt hatten. Der Gymnasiarchos hatte es eilig.

    Ich bin am Wochenende zwar aktiv, doch habe ich viel aufzuarbeiten und wenig Zeit. Daher werde ich mich vor allem auf die Plots bezüglich der aktuellen Politik in Alexandria beschränken. Ich hoffe, andere Mitspieler, die nun etwas warten müssen, können damit leben.

    Die noch folgenden Unverschämten des Schreibers überhörte der höchste Würdenträger der Polis. Er war wie taub gegenüber den Beleidigungen. Dass er dem Schreiber mehr mitgeteilt hatte als nötig, war durchaus beabsichtigt gewesen.
    So hörte ging die unverschämte Belehrung des Schreibers sprichwörtlich in ein Ohr hinein und sogleich aus dem anderem heraus. Er wartete darauf, dass dieser ihn endlich zum Eparchos vorlassen würde.
    Seine Drohung hatte der Gymnasiarchos keinesfalls versteckt. Wenn dieser Schreiberling ihn noch viel länger warten ließe, würde er mehr als sein bisheriges Anliegen vorzutragen wissen...

    Diese Scheißrömer! Nach allen Ereignissen des Tages auch das noch! Nikolaos musste streng mit sich sein, um an sich zu halten. Er sah den Schreiber an.


    "Richte ihm aus,", begann er ruhig und höflich. "dass ich, der Gymnasiarchos der Polis Alexandria, im Namen der Polis, eine Beschwerde über das Verhalten einer Centurie der römischen Legion im Allgemeinen, sowie über das einzelner Soldaten und des Befehlshabers selbst im Besonderen vorbringen möchte. Dies ist höchst eilig, denn es bleibt zu erwarten, dass, wenn derartiges nicht so schnell wie möglich unterbunden wird, mit weiteren Handlungen dieser Art die Lage in Alexandria sich verschärft."
    Er hatte jede Silbe überdeutlich ausgesprochen. Nun wartete er darauf, dass dieser Schreiber, nachdem er in vielen Details informiert war, die ihn eigentlich gar nichts angingen, endlich seinen Hintern rührte.


    "Wenn du nicht möchtest, dass durch die Verzögerung der Überbringung dieser Nachricht an den ehrenwerten Präfekten unangenehme Folgen auftreten, für die du dann selbst verantwortlich wärst, solltest du dich beeilen, dem Präfekten dieses Anliegen vorzutragen und keine Zeit mehr damit schinden, mir entweder weitere unnötige Fragen zu stellen oder aber auf die korrekte Bezeichnung deines Amtes zu beharren."

    Diese Woche sieht's bei mir mit der Freizeit ganz knapp aus. Am Wochenende bin ich aber wieder da, da können wir z.B. endlich die Wahlen in Alexandria beginnen. Alle noch ausstehenden Ephebien werde ich bis dahin korrigiert haben (sofern sie mir bis Mittwoch zugeschickt werden).

    Ein Bote brachte einen versiegelten Brief.


    An Cleonymus, den Strategen der freien Polis Alexandria



    Sei gegrüßt, Cleonymus,


    aus gegebenen Anlaß würde ich gerne mit dir in aller Vertrautheit sprechen. Dies so bald wie möglich. In meinem Lagerhaus am Hafen erwarte ich dich. Die Umstände lassen leider keine angenehmere Umgebung zu. Frage nach Seth, dem Einbalsamierer. Bitte sorge dafür, dass dir niemand folgt, setze niemanden über das Treffen oder den Inhalt dieses Briefes in Kenntnis und vernichte den Brief, sobald du ihn gelesen hast.


    N ATHENAIOS

    "Ich sehe, ich habe viel zu lesen.", meinte Nikolaos lächelnd. "Du warst sehr fleißig." Er schob sich eine Haarlocke aus der Stirn. Dass mit den besseren Menschen leuchtete ihm nicht ganz ein. Kannte er doch nur allzu gut die Priesterschaft der Musen, bestehend aus den am weitesten verfeinerten Geistern, aus Männern und Frauen, die große Werke vollbracht haben, und sich doch bei jeder Gelegenheit der Eitelkeit hingaben und anderen menschlichen Lastern. Auch der Gymnasiarchos selbst war, so wusste er nur zu gut, nicht frei von solchen Regungen.
    "Allerdings führt Bildung auch zu Schwierigkeiten. Im Vertrauen gesagt, täten einige der Priester der Musen und des Apollons besser daran, die Götter gar nicht zu ehren, als ihr Heiligtum mit Schande zu besudeln."
    Der Mord am Epistates hatte ihn nie ganz losgelassen. Die Schuldigen, die gefunden worden waren, waren wohl verbrecherisches Pack, doch nicht die Schuldigen. Die wahren Schuldigen verrichteten wohlmöglich immer noch den Tempeldienst. Und da gab es noch etwas... Nikolaos erschauderte. Ehrgeiz, der Fluch der großen Geister... .

    Dass der Mann wenigstens den Göttern huldigte, beruhigte Nikolaos. Auch schien diese Akademie, so fremdartig sie war, durchaus friedlich und harmlos zu sein.
    "Der Regen muss bald kommen. Die Zeit im Jahr dafür ist erreicht.", meinte er. "Was genau sind kosmische Meridiane?"

    "Gewiss muss der Mann bestraft werden, denn sein Handeln ist der Ordnung der menschlichen Gesellschaft zuwider. Aber es ging mir weniger darum, als darum, dass es eine Ordnung jenseits der uns geläufigen gibt, die dieser widerspricht.", antwortete Nikolaos bedächtig.
    "Die Götter strafen, doch Gerechtigkeit ist ihnen fremd. Denke nur daran, wie sie sich gegenseitig quälen und bekämpfen. Das, was uns als höchste Ordnung vorkommt, ist im Grunde nur die Ordnung, die dafür sorgt, dass es in unserem Winkel der Welt kein Durcheinander gibt. Die Ordnung, in der unsere kleine Ordnung aufgeht, ist gleichsam größer und umfassender wie in unserem Sinne widersprüchlich.
    Wo wir bei den Göttern sind, möchte ich darlegen, was ein alter, weiser Mann, der einst auch ein Priester der Musen war, und nun vermutlich längst gestorben ist, mir erzählte:
    Genauso, wie in uns Menschen viele Seelen wohnen, sind auch die Götter verschiedene Teile eines großen Ganzen.
    Wir fangen im Kleinen bei den Göttern an:
    Persephone, das Mädchen, bringt den Sommer, ist aber im anderem Teil des Jahres die Königin der Unterwelt, wennauch geraubt durch Hades, so doch schließlich ihrem Schicksal gefügig.
    Es gibt Artemis, die Jungfrau und es gibt Aphrodite, die Liebesreiche.
    Es gibt die Isis, die den Osiris, ihren geliebten Bruder, nachdem er zerrissen worden ist, zusammennäht, es gibt die Kybele, die ihren Geliebten Attis zerreißt.
    Auch Dionysos wird zerrissen, gekocht, gegessen, und ersteht wieder auf.


    Es gibt viele Göttinnen. Betrachtet man sie näher, sind sie doch ein- und dieselbe. Jedes Volk hat seine Götter. Doch gleich, welchen Namen die Menschen ihnen geben, sind sie dieselben.


    Wir finden Ähnlichkeiten zwischen der Zerreißenden und der Heilerin, wie wir sehen, dass ein und derselbe Mann Mörder und Vater ist."

    Nikolaos musterte den offenbar römischen Schreiber. Dass dieser ihn mit Fragen belästigte und somit aufhielt, passte dem Gymnasiarchos überhaupt nicht in seinen Plan.


    "Werter Schreiber, es ist eine Angelegenheit, die ich am liebsten mit dem hochverehrten Eparchos in aller Diskretion besprechen möchte.", hob er an. "Im übrigen komme ich nicht als Privatmann für mich selbst, sondern als Gymnasiarchos für die Polis."


    Eirene, eine geheimnisvolle Frau:



    Etwas abseits stehend hatte die Frau zugesehen, wie ihr Diener nach dem Hausherren gefragt hatte. Sie merkte, dass der Hausdiener sie angeblickt hatte. Schließlich sah sie dessen Verneigung. Sie ließ sich Zeit, ehe sie diese mit einem huldvollen Kopfnicken beantwortete. Dann zitierte sie mit einem leisen Fingerschnippen den dunklen Knaben herbei, der sich sie um mehr als einen Kopf überragte.


    Die Frau hatte auch den Mann bemerkt, der sie, etwas schamlos wie sie fand, angesehen hatte. Sie beachtete ihn jedoch nicht.


    "Ich danke dir.", sagte die Dame herablassend, als der Diener die Nachricht überbrachte. Mit sorgsam gewählten Schritten bewegte sie sich auf die von einem Vorhang bedeckte Wandöffnung zu. Ihr Leibdiener folgte ihr auf den Tritt. Als der Mann, der sie zuvor schon gemustert hatte, ihr den Vortritt gewährte, nickte sie höflich.


    "Ich danke dir, ehrenwerter Herr.", sagte sie. Plötzlich hörte sie jemand sie von der Seite ansprechen. "Ich trage keine Waffen bei mir. Der Knabe auch nicht.", sagte sie, die Worte überdeutlich aussprechend, doch ruhig und höflich.

    Nikolaos trat selbst in die Räume der Schreiber des Eparchos, da er keinen Diener dabei hatte, der ihn hätte anmelden können, und der Ephebe ihn noch nicht eingeholt hatte. Der Gymnasiarchos wollte um keinen Preis warten.


    "Chaire", sagte er. "Ich bitte darum, zum Eparchos vorgelassen zu werden. Es eilt."

    Gerade hatte Kalthymos etwas antworten wollen, als der Gymnasiarchos selbst, wehenden Gewandes und offenbar in Eile zum Tor kam. Warum hatten die Wächter Kalthymos nicht eingelassen? Er suchte den Blick seines Epheben. Dann verstand er.


    Ohne die Soldaten eines weiteren Blickes zu würdigen, ging er an ihnen vorbei.


    "Komme mit, Kalthymos!", rief er dem Epheben nach.


    Kalthymos hob die Arme.


    "Ich habe keine Waffen dabei, wie ihr seht."



    edit: Da bist du mir zuvorgekommen....

    Niemand behelligte ihn. Er erreichte die Einmündung der Straße, die in Richtung des Königsviertels führte. Ganz allein schien der Gymnasiarchos zu gehen. Erst, als er schon in der Straße verschwunden war, liefen ihm einige Leibwächter, Diener und Epheben nach.

    Mit diesen Worten trat er die Stufen auf die Agora hinab und ging direkt auf die Rhomäer zu. Das Himaton seiner Amtstracht bebte bei jedem Schritt. Vor den Reihen der Soldaten blieb er kurz stehen und ließ seinen Blick über die Gesichter wandern. Beim Zenturio hielt er inne. Erst nach einiger Zeit nickte er, kaum merklich und mit erstarrtem Gesicht, um dann den Blick zu lösen. Mit nur einem Schritt Entfernung schritt er die vordere Reihe der Soldaten ab, ohne sie noch eines Blickes zu würdigen, um sich der Einmündung einer Straße in die Agora zu nähern.

    Das Wort Pack hatte Nikolaos deutlich aus dem von ihm nicht ganz gehörten Befehl des Römers zu seinem anfangs couragierten, nun wie geschlagenen Unteroffizier herausgehört.


    Er entgegnete nichts mehr, schüttelte nur noch den Kopf. Hochmütig wandte er sich vom Befehlshaber dieses Haufens ab. Jetzt erst sah er, dass dieser Anthimos in seiner Nähe stand. Fast wohlwollend nickte er ihm zu.


    "Dich ehrt deine Bereitschaft, das Heiligtum der Tüche vor-", sagte Nikolaos leise. Nun erhob er seine Stimme, dass vielleicht auch dieses eine Wort der Anführer der Soldaten hören konnte. "-Fre-vel!-" Er senkte seine Stimme wieder. "-zu bewahren, aber ich fürchte, wir sind machtlos."

    Kalthymos:


    Kalthymos Miene schien zu gefrieren. Doch er blieb wie ungerührt dabei. Das hatte er vom Gymnasiarchos schon gelernt. Saupack, diese Römer!, dachte er. Er war nichts Gutes gewöhnt von den Besatzern, doch zumindest hatten sich die Römer bis vor kurzem bemüht, die hellenische Bevölkerung nicht zu verärgern.


    "Ich bin dem Präfekten persönlich bekannt. Ich hatte die Ehre, anläßlich des Festes des Apollons vor einiger Zeit ihm vorgestellt zu werden.", entgegnete Kalthymos kühl.


    Eirene, eine geheimnisvolle Frau:



    Vier nubische Sklaven hatten eine Sänfte vor dem Landhaus der Krateiden abgesetzt und der Insassin auf die Beine geholfen. Dabei handelte es sich um eine hochgewachsene Gestalt, die in einem seidenen Himaton steckte, das ihr auch über den Kopf gezogen war, sodass ihr Gesicht zunächst verdeckt blieb.


    Mit geschmeidigen Bewegungen schlängelte sich die Gestalt durch die Trauben von Menschen im Hof des Hauses und auf die Treppe zu. Zwei Diener folgten ihr dabei auf den Schritt. Fast theatralisch wehte das Gewand, von der Geschwindigkeit ihres Ganges wie zurückgelassen. Die Gestalt eilte nicht, doch sie ging, als wüsste sie ihr Ziel genau.


    Unauffällig gab sie einem ihrer Diener, einem Knaben mit tiefschwarzer Haut, der nur mit einer kurzen Tunika bekleidet war, wie, um niemanden um den Anblick seiner schlanken, dunklen Beine zu bringen, ein Zeichen, worauf dieser zu einem der Diener des Hauses ging.


    "Chaire. Meine Herrin möchte den Hausherren sprechen. Ist dies möglich?", fragte der Junge.