"Sehr gut.", meinte Nikolaos und nickte wie zur Bekräftigung. "Vormittags würde es mir indes auch besser passen als nachmittags.", fügte er hinzu, obwohl es nicht der Wahrheit entsprach. Doch er wollte sich die Gelegenheit von diesem ... von diesem ... schönen ... dieser Frau unterrichtet zu werden, nicht durch Querulantentum verbauen.
Beiträge von Nikolaos Kerykes
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Der Nubier nickte und ging über den Hof und verschwand in einem Raum hinter der Säulenhalle am anderen Ende des Hofes. Schnell kehrte er zurück.
"Nikolaos möchte euch beide sofort empfangen. Wenn ihr mir folgen mögt..."
Der Sklave führte die Gäste in das große Andron des Hauses, wo der Hausherr bereits wartete. Nikolaos lag noch prächtiger herausgeputzt als der Sklave auf einer Kline. Als die Männer eintraten, blickte er auf. Der Sklave zog sich rasch zurück.
"Chaire, Cleonymus, und chaire, Markos.", sagte er sanft und freundlich. "Es freut mich, dass ihr gekommen seid. Bitte machte es euch doch bequem." Er deutete auf zwei Klinen gegenüber der Seinen. "Wenn ihr Wünsche habt, so sprecht sie aus, ein Diener wird sie euch rasch erfüllen. Das Gastmahl selbst beginnt, sobald alle Gäste eingetroffen sind, ich hoffe, ihr könnt euch bis dahin gedulden." Auf dem niedrigen, runden Tisch in der Mitte der Klinengruppe standen bereits einige Glasschalen mit Obst und anderen Süßigkeiten. "Wie war eure Reise? Ich hoffe doch, sie ist ohne Störung und angenehm verlaufen?"
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Ein eigens für diesen Anlaß beschaffter und dementsprechend prächtig herausgeputzter nubischer Sklave öffnete das Tor zum Innenhof.
"Seid gegrüßt, werte Herren. Darf ich um eure Namen bitten, um dem Hausherren euer Kommen zu melden?", begrüßte der Sklave die beiden Männer in einem gekünstelten Singsang, das eine etwas, gelinde gesprochen, exotische Koiné über die Lippen des jungen Mannes spülte.
Zwei weitere Sklaven waren bereits von der anderen Seite des Hauses auf den Vorplatz gekommen und nahmen die Pferde der Gäste entgegen.
"Bitte, meine Herren, tretet doch ein.", fuhr der Sklave fort und riss den zweiten Torflügel auf, obwohl eine einen Flügel breite Öffnung schon genügt hätte.
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"Ich bin beinahe jeden Tag* in diesen heiligen Hallen zu finden. Selbst Unterricht gebe ich am letzten Tag der Woche nicht *². Doch natürlich kommt es auch darauf an, wann du Zeit für mich aufbringen kannst." Er lächelte. "Schließlich bin ich es, der von dir gelehrt werden möchte, und nicht du es, die mich um jeden Preis lehren will."
Sim-Off: *Rl leider nicht jeden Tag.
*² Ich würde vorschlagen, dass wir die Termine Rl flexibel handhaben. -
Als niemand antwortete, setzte sich Nikolaos gemächlich auf seinem Stuhl zurecht und begann zu sprechen.
"Die Parther sind, von den Bewohnern einiger Städte, die den Hellenen nacheifern und, freilich unterdrückt, ein gewisses Ehrgefühl haben, gänzlich unterschiedlich zu den Bürgern unserer Polis.
Der parthische sogenannte Megas Basileus, eigentlich Tyrann, ist kein wohlwollender Schutzherr wie unser göttlicher Basileus, der seine göttliche Hand über die freien Bürger hält, sondern ein Tyrann, der jeden Tag Frevel an den Göttern begeht.
Seine Untertanen kriechen vor ihm im Staub und wohnen in schäbigen Häusern, verrichten Arbeiten, die keines freien Mannes würdig sind und können zu einem großen Teil noch nicht einmal lesen und schreiben.
Bei den Parthern gibt es zum einen den sogenannten Megas Basileus und seine Vasallen, seine Satrapen, seine Hofschranzen, die allesamt verdorben sind und kein Maß kennen, das ist ein sehr kleiner Teil, zum anderem die arme Bevölkerung, vielgestalt in Völkern und Sitten, doch eins in ihrem Elend.
Die parthischen Städte haben keine Bürger, es sind nur die Untertanen, die dort leben, des Großkönigs, und wenn sie nicht in der Hauptstadt leben, dalso in anderen Städten oder auf dem Lande, so sind sie es immer noch, wobei sie dann vor seinen Stellvertretern kriechen.
Diese Menschen, wie ich sagte, sind keine Bürger. Daher haben sie auch alle Tugenden abgelegt, die eines Bürgers würdig sind. Sie ehren die Götter nicht richtig, denn der Tyrann stellt sich frevelhaft über die Götter, und seine Untertanen beten ihn mehr an als irgendeinen Gott.
Sie ehren ihre Städte nicht, denn ihre Städte sind nicht mehr als Kolonien der Haupstadt. Ihre Tempel zerfallen, jede Agora in im parthischen Reich ist über und über mit Schmutz bedeckt, sie pflegen die Künste nicht, denn entweder sind sie so arm und müssen derartige Sklavenarbeit verrichten, dass ihnen dafür weder Zeit noch Kraft bleibt, oder aber sie sind reich und kennen kein Maß, sodass sie alle Stunden des Tages für Völlerei und Verschwendung gebrauchen.
Auch Archonten haben die Parther nicht. Der Herrscher und seine Satrapen und Speichellecker ernennen so genannte Beamte, nicht das Volk tut dies. Und sie ernennen sie nach Gutdünken. Und ein so genannter Beamter dient nicht den Göttern, dient nicht der Polis, dient nicht dem Reich, ja sogar dient er nicht einmal dem Herrscher, sondern einzig sich allein und seinem Bauch. Ein parthischer Beamter gibt nicht für das Wohl aller alles sondern nimmt von allen alles für sein eigenes Wohl.
Große Männer im Sinne der Parther sind große Leckermäuler, große Säufer, große Räuber, große Schlächter.
So steht es um die parthischen Poleis, wenn man sie einmal so nennen will.
Da können die Untertanen gar keine Bürger sein.
So habt ihr also ein Beispiel, wie ihr als Bürger nicht sein sollt."Er holte Atem und ließ die Schüler seine Tirade verdauen.
"Hat jemand hierzu eine Frage, oder können wir fortfahren mit einem anderem Thema?"
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Das Mädchen schien ihm, im Gegensatz zu dem entweder etwas einfacher gestrickten oder einfach nur einsilbigen dazugehörigen Knäblein, durchaus begabt und wachen Geistes zu sein.
"In dir scheint der Polis ein Bürger* heranzuwachsen, der seine Pflichten kennt.", antwortete er dem Mädchen wohlwollend.
"Ich bin allerdings nicht dazu da, euch das Wissen mit silbernen Löffeln einzuflößen, sondern euch vielmehr bei der Geburt der Erkenntnis zu helfen. Du, Penelope, weißt zum Beispiel selbst schon sehr viel, sodass mein Wissen dazu genügt, kleine Lücken zu stopfen. Außerdem wisst ihr sicher, dass es nicht so sehr darauf ankommt, seine Pflichten zu kennen, als sie gewissenhaft auszuführen."
Er legte eine kurze Pause ein.
"Wo wir gerade bei der Beschaffenheit des Bürgers sind: Was unterscheidet den hellenischen Bürger einer Polis vom Untertan beispielsweise des parthischen megas basileus?"*männliche Form, da es -in-Verweiblichungen noch nicht gab ;).
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Nachdem der Strategos mit seine Männern für eine würdevolle Umgebung gesorgt hatte, konnte das Opfer beginnen. Nach einem kurzen Schlag mit dem Opferhammer auf den Schädel des Tieres und einer pathetisch langen Untersuchung der Innereien, nach einer weiteren Ansprache des Gymnasiarchos und einigen Hoch-Rufen auf den Stadtheros, dann auf den Basileus in Rom und schließlich auf seinen Stellvertreter in Alexandria, nach einem etwas unweihevollen Gedränge am Ausgang der Basileia, zerstreute sich die Festgemeinde. Die Bürger gingen in ihre Häuser zurück, um sich von diesem langen, aufreibenden Festtag zu erholen, oder in die Häuser ihrer Freunde, um das Fest im Privaten fortzusetzen.
Nikolaos ließ von seinem Epheben seine Parteigänger, denen die jungen Männer teilweise hinterherlaufen mussten, an das Gastmahlauf seinem Landgut zu erinnern und verließ dann, in einem leichten Reisewagen, die Stadt. -
Nach dem Fest des Alexanders und der Tyche war auf sein Landgut gefahren. Hier würde er für seine Parteigänger, und deren Freunde, ein Gastmahl in beschaulicher Atmosphäre und, was viel wichtiger war, in der Ruhe des Umlandes.
Wenn er in seinem Stadthaus dieses Treffen veranstaltet hätte, wären zumindest die Wächter am Tor zum Königsviertel über die Besucher informiert gewesen. Nikolaos wusste nicht, ob nicht Mithridates Castor in seiner schäbigen Bauernschläue auf den Gedanken käme, die städtischen Diener des Nikolaos zu bestechen, um ihnen anschließend Geheimnisse oder Heimlichkeiten zu entlocken.
Die Dienerschaft des Landgutes hingegen durfte dem Agoranomos nicht bekannt sein, da dieser nicht einmal vom Landgut wissen durfte. (Natürlich fanden sich in Alexandria immer Wege, etwas in Erfahrung zu bringen, was man eigentlich nicht wissen durfte...).Nikolaos erfrischte sich und ließ sich bei einem Bad und beim Ankleiden helfen, bevor er sich in das Andron setzte und auf seine Gäste wartete. Zwar war er nicht mehr so herausgeputzt wie noch am Morgen, doch seine Diener hatten sich alle Mühe gegeben, seiner Friseur gewissermaßen einen frischen Anstrich zu verleihen. Die Kleidung, die er nun trug, war nicht so prachtvoll wie seine Amtstracht, aber immerhin ebenso kostbar. Was ihr an Ornament fehlte, das machte sie durch die Verwendung teurer Materialen wett.
Er war ganz in Seide gekleidet. Über einem tiefblauen Chiton trug er eine purpurne Chlamys, in die Goldfäden eingearbeitet waren. Seine Füße steckten in Sandalen, die zu einem guten Teil aus Elfenbein bestanden und deren Lederriemen vergoldet waren.
Auf Römer mochte diese Aufmachung vielleicht verkommen und weibisch wirkten, oder gar wie das Ornat eines östlichen Gewaltherrschers, doch bei den Hellenen durfte sich auch ein ehrbarer Bürger in einer solchen Gewandung zeigen.
Auf eine solche Weise übertrieben wie noch am Morgen hatte er dieses Mal jedoch nicht, schließlich wollte er seine Parteigänger nicht in diesem Maße beeindrucken, wie er das einfach Volk beeindrucken wollte. -
"Was, außer dem Gefühl für die Ehre, die es bedeutet, der Polis verpflichtet zu sein, sind die Eigenschaften eines guten Bürgers?", fragte Nikolaos kühl. Offenbar wurde sein Schüler allmählich bockig. Das belustigte den Gymnasiarchos. Doch er musste sich hüten, in seiner Freude an der Demütigung sich nicht selbst zu demütigen, indem er Menschen zu große Beachtung schenkte, die es - in seinen Augen! - nicht verdienten. So wandte er sich nun von Ánthimos ab, ohne dessen Antwort abzuwarten und sah sich in der Runde der Schüler um. "Möchte noch jemand anderes sich dazu äußern und vielleicht etwas präziser die Pflichten eines Bürgers darstellen, als es schon getan worden ist?"
Sein Blick blieb an dem einzigen Mädchen der Runde hängen. -
Eines Morgens ließ sich der Gymnasiarchos auf seiner Sänfte zum Haus des Tylusiers bringen.
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Da hatte er eine Penelope vor sich, die ihren Namen alle Ehre machte, auch wenn er vom dazugehörigen Odysseus wenig hielt. Er dachte nach, was er antworten könnte. Gerne hätte er das Spielchen weitergetrieben, nur um förmlich zu spüren, wie hinter ihm jemand vor Wut rot anlaufen würde, der jährzornige und im Geist etwas schwache (doch zumindest äußerlich ansehnliche) Junge.
Andererseits wollte er es sich auch mit Penelope nicht ganz verderben. Und das würde er, sollte er sie dazu zwingen, ihm eine deutliche Abfuhr zu erteilen, auf dass ihr Kettenhund nicht ansprang (was Nikolaos natürlich nur zu gerne gesehen hätte).
So nickte er nur einsichtig, sah sein Gegenüber lange und nachdenklich an und antwortete dann.
"Wenn du um deinen tugendhaften Ruf -" Das Objekt des Satzes betonte er überdeutlich. "-besorgt bist-" Er ließ die Stimme oben und legte eine Kunstpause ein. Penelope war schön und, ach! leider zudem klug und schien wirklich tugendhaft zu sein, warum also gab sie sich ... Nikolaos versuchte nicht daran zu denken, ... was ihm nicht gelang.... warum also gab sie sich mit einer groben, unflätigen Person wie ihrem Kettenhund ab? Ein Habenichts, ein Hungerleider, wohl kaum zu irgendwelchen höheren Aufgaben geschaffen... wer wusste, was für ein Ehemann der Kettenhund in dreißig Jahren abgeben würde! wenn Penelope nicht mehr von jugendlicher Schönheit gewissermaßen geschützt war, wenn dieser Barbar also nicht mehr fürchten musste, sie zu beschädigen - wie würde Ánthimos (welche Ironie, der Name!), welchen Mutwillen würde er mit seiner altgewordenen Frau treiben, wie würde er ihren wachen Geist verkrüppeln lassen. Auch wenn Nikolaos sich nicht eingestehen wollte, dass dieses gewiss begabte und geistreiche Mädchen, doch immerhin dieses junge Ding, diese Musikantin ihn den Kettenhund nicht nur auf eine für ihn selbst lustvolle (und durchaus amüsierliche) Weise verachten und ihm spotten ließ, sondern eine gar nicht lustige, gar nicht angenehme Abscheu in ihm aufsteigen ließ, die eine verzerrende Wirkung hatte....
"-so will ich natürlich darauf Rücksicht nehmen. Wenn es dir lieber ist, können wir für den Unterricht selbstverständlich auch in diesen Hallen bleiben." Da musste eine weitere Spitze her! "Wenn dein zukünftiger Ehemann es wünscht, kann er dich dabei freilich beaufsichtigen oder von einem seiner Diener beaufsichtigen lassen.", fügte er in einem harmlosen Tonfall an. Leider war das Gefühl, das dieser Spott bei ihm selbst hinterließ, kein wohliges der Genugtuung, sondern ein bedrückendes... . -
Die erstaunlich luzide Antwort des Mädchens überraschte, ja beschämte den Gymnasiarchos. Dass es ausgerechnet noch die vermeintliche Ehefrau seines Opfers sein musste... . Natürlich ließ er sich von seiner Beschämung nichts anmerken.
Stattdessen sah er Penelope offen an und nickte zustimmend.
"So ist es, werte Penelope. So heißt du doch, oder?"
Er war spürbar sanfter und wohlwollender geworden.
"Nun noch eine Frage an dich, werter Ánthimos. Ist ein Bürger, der nicht voller Freude ist, seine heilige Pflicht an der Gemeinschaft der Polis und an den Göttern zu tun, würdig, sich überhaupt Bürger nennen zu dürfen?" -
Nikolaos blickte den Jüngling prüfend an. Sein Schwerpunkt schien wahrlich mehr auf der Ausbildung seines Körpers als auf der Schärfung seines Verstandes zu liegen, was bei Nikolaos, der selbst eher Geistesmensch als Athlet war, auf Missbilligung stieß.
"Du sprichst von Ämtern wie von Vergnügungen, die man tun oder unterlassen kann.
Um dich vielleicht auf den richtigen Pfad zu geleiten, werde ich dir einmal ein Beispiel geben:
Du seist Bürger und auf der Volksversammlung fiele dein Name für ein Amt. Hast du nun die Wahl, es anzunehmen oder nicht?
Ein anderes Beispiel: Du seist ein reicher Bürger und auf der Volksversammlung wird durch die Mehrheit der Bürger beschlossen, du sollest das nächste Fest der Kore organisieren und bezahlen. Könntest du sagen: >Ich will aber nicht<?" -
Nikolaos musste schmunzeln. Da hatte jemand gut auswendig zu lernen gewusst. Er sah den Jungen tief in die Augen. Dann strich er sich eine Haarlocke aus der Stirn.
"Du erwähntest nur Bürger, die wählen, nicht aber die, die gewählt werden. Eine Volksversammlung ist schließlich keine Marktbude, wohin alle gehen, sich zum Beispiel unter Gemüse einiges auswählen und dann den Einkauf nach Hause tragen. Genausowenig wie unsere Polis ein Markt ist oder eine öffentliche Latrine, in der sich jedermann sein bevorzugtes Loch auswählen kann." -
Solange die Frau unverheiratet ist, kann das für meinen Ruf gar nicht abträglich sein., hätte Nikolaos beinahe geantwortet. Nur die Ehefrau eines anderen regelmäßig ohne den entsprechenden Ehemann im eigenen Haus zu empfangen, konnte gelegentlich Probleme bereiten. Hetären durfte jeder Hellene aushalten, soviele er mochte (und unterhalten konnte).
"Ich denke, da können wir durchaus unbesorgt sein. Schließlich kommst du als Lehrerin, und jedermann weiß, welche Zurückhaltung jeder Lehrer seinen Schülern gegenüber an den Tag legen muss, auf das die Götter nicht um den Frevel an der heiligen Aufgabe des Unterrichts zornig werden.", antwortete er stattdessen.
Dass Penelope selbst auch einen Grund hätte, um ihren tugendhaften Ruf besorgt zu sein, unterschlug Nikolaos wissentlich. Wer, noch nicht einmal volljährig, sich schon, vermutlich sogar ohne elterliches Zutun, als verheiratet wähnte, konnte doch gar nicht soviel Wert auf Tugendhaftigkeit legen... . So dachte zumindest Nikolaos. Besonders amüsierte ihn auch der Umstand, dass der vermeintliche Ehemann der Penelope dem Ganzen zuhörte... Er hätte gerne in sein Gesicht gesehen, doch das schien ihm zu auffällig, also wandte er den Blick nicht von Penelope ab. -
Nikolaos nickte zustimmend. Er war froh darüber, dass sich der Strategos zu keinen weiteren unvorsichtigen Äußerungen hinreißen lassen hatte, obgleich der Vorwurf der mangelnden Sozialkompetenz gegen die Soldaten der Rhomäer sehr grenzwertig war... .
"Ich glaube, die rhomäischen Soldaten besitzen sehr wohl die Fähigkeit, sich mit den unterschiedlichen Einwohnergruppen unserer Stadt zu verständigen und hegen uns gegenüber ähnliches Wohlwollen, wie es auch der hochverehrte Eparchos tut.
Nur müssen wir ihnen natürlich dabei helfen, gewisse Missverständnisse zu vermeiden.
Außerdem liegt es gewiss auch an uns, unseren rhomäischen Freunden entgegenzukommen und unsererseits etwas für das freundschaftliche Verhältnis zu tun.", neutralsierte Nikolaos diese wiederum gefährlichen Äußerungen des Strategos.
"Ich bin mir sicher, genau das meintest du auch, werter Strategos, nur war vielleicht die Wahl deiner Worte etwas missverständlich. Doch wir wissen, dass du es bist, der wie kaum ein anderer das freundschaftliche Verhältnis zu den Rhomäern achtet und pflegt." -
"Du störst mich keineswegs, werter Cleonymus. Es ist mir jedes Mal eine Freude, dich meinen Gast nennen zu dürfen.", meinte Nikolaos freundlich. "Wenn du allerdings viel zu erledigen hast, so möchte ich dich natürlich nicht aufhalten."
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Nikolaos winkte lächelnd ab.
"Du hast mich noch nicht spielen gehört, werte Penelope... . Mein alter Lehrmeister würde weinen - oder mich gar verlachen, wüsste er, was aus seinen zahlreichen Mühen geworden ist, mich zu einem wenigstens anständigen und sicheren Musikanten zu erziehen."
Er beachtete den Störer schon gar nicht mehr.
"Ich hoffe, werte Penelope, du hast Geduld mit mir. Wenn es dir nichts ausmachen würde, hielt ich die Unterrichtsstunden gerne in meinem Haus ab, wo ich niemanden mit meinen jämmerlichen Versuchen belästige. Ich fürchte, würde ich im Museion spielen, fühlte sich Apollon beleidigt." Wieder lächelte er. Entgegen seines übrigen Verhaltens, das er in letzter Zeit an den Tag legte, war Nikolaos wieder elegant und durchaus charmant, wie er es früher häufiger gewesen war.
"Meinst du, einmal wöchentlich Unterricht würde für den Anfang genügen?" -
Nikolaos zog die Augenbrauen hoch und sah den gut gebauten Jungen an.
"Möchtest du uns auch mitteilen, worin sich die Teilnahme an der Demokratie äußert und wie der Dienst an den Göttern auszusehen hat?", fragte der Gymnasiarchos. Dass die Schüler sich immer mit halben Wahrheiten begnügten. Eine nicht zu Ende gedachte Wahrheit war schließlich am Ende gar keine. Sehr betrüblich. Aber bei der Geburt der Erkenntnis zu helfen, war schließlich die Aufgabe eines Lehrers. -
"Das wird nicht nötig sein, denke ich.", meinte Nikolaos höflich. Dass Cleonymus gut gemeinte Angebote immer derart abstrus sein mussten... . Nun gut, es war ja als Freundschaftsdient gemeint. So sah Nikolaos über die Tatsache, dass man aus der Äußerung des Cleonymus den Vorwurf heraushören konnte, in Nikolaos' Haus würde es ohne fremdes Eingreifen drunter und drüber gehen, wohlmeinend hinweg.