Nikolaos betrat die Arché des Grammateus. "Chaire", sagte er. "Ich möchte zum Agoranomos vorgelassen werden. Ist das möglich?" Auf die Idee, dem Grammateus sein Anliegen mitzuteilen, kam er nicht. Er war zwar nicht in seiner Funktion als Strategos hier, hielt es dennoch für seiner unwürdig, wie ein Bittsteller mit dem Amtsgehilfen über sein Anliegen zu reden.
Beiträge von Nikolaos Kerykes
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Nikolaos blickte Timokrates an. Sein Blick signalisierte eine zurückhaltende Zustimmung. "Dein Argument mit dem Anreiz halte ich für durchaus bedenkenswert. Nur bleibt die Frage zu klären, wer altgedienten Männern der Stadttwache das Bürgerrecht anträgt. Im Grunde müßte die Ekklesia darüber entscheiden, nachdem der Strategos Alexandrinos Vorschläge geäußert hat, doch ich fürchte, dass es aufgrund der relativ hohen Zahl ein zu großer Aufwand wäre. Man könnte dies natürlich dadurch eingrenzen, indem man Vorschläge zum Bürgerrecht sammelt und die Ekklesia an einem Tag gleich über alle Ersuche auf Bürgerrecht abstimmen läßt, die sich angesammelt haben. Man könnte aber auch dem Pyrtaneion die Entscheidung über Bürgerrecht oder kein Bürgerrecht einzelner Männer der Stadtwache entscheiden lassen. Die Vorschläge würden auch hier vom Strategos Alexandrinos kommen, da er weiß, welche seiner Untergebenen das Bürgerrecht aufgrund guter Leistungen in der Stadtwache verdienen. Oder aber man überläßt es gleich dem Strategos Alexandrinos, die Anträge auf auf Bürgerrecht für seine Untergebenen zu stellen, die dann der Eponminatographos nur noch formal absegnen müsste. Jeder Hellene, der seine Ephebie schon hier oder irgendwo durchlaufen hat, kann momentan durch einen bloßen Antrag beim Eponminatographos Bürger werden. Die Ephebie würde in diesem Fall einfach durch die Fürsprache des Strategos Alexandrinos und die Bescheinigung über die Arbeit in der Stadtwache ersetzt werden. Diese Möglichkeit wäre die unkomplizierteste, finde ich."
Er legte eine Pause ein und massierte die Gelenke seiner Finger. Er wechselte kurz seine Sitzhaltung und fuhr dann fort.
"§9 Stadtwache(1) Die Stadtwache besteht aus Phylaken, die vom Strategos Alexandrinos persönlich ernannt werden und entlassen werden können.
(2) Phylake kann jeder werden, ungeachtet seines Standes.
(3) Unfreie Phylaken können während oder nach Ableisten ihres Dienstes vom Strategos Alexandrinos in die Freiheit entlassen werden.
(4) Durch Empfehlung des Strategos Alexandrinos aufgrund guter Arbeit in der Stadtwache kann für jeden Phylaken die Vorraussetzung zum Erlangen der Politie geschaffen werden.
(5) Die Stadtwache untersteht dem Strategos Alexandrinos. Der Strategos kann vom Koinon in Angelegenheiten die Stadtwache betreffend jederzeit zur Rechenschaft gezogen werden.Soweit der Paragraph für die Katastis, wie ich ihn vorschlagen würde. Ferner würde ich jedoch noch ein kleines Dekret schaffen. Es ist lediglich als Niederschrift dessen anzusehen, worüber wir uns heute außerhalb der für die Katastis bedeutenden Dinge einigen konnten.
Dekret über die Stadtwache(1) Gemäß der Katastis untersteht die Stadtwache dem Strategos Alexandrinos.
(2) Jeder Phylake erhält 15 Drachmen Sold wöchentlich aus der Stadtkasse.
(3) Neben der Aufnahme oder der Entlassung in die Stadtwache entscheidet der Strategos Alexandrinos über die Vergabe von Sonderaufgaben.
(4) Für Träger von Sonderaufgaben kann für die Zeit ihres Auftrages der Sold nach Ermessen des Strategos Alexandrinos auf bis zu 50 Drachmen wöchentlich erhöht werden.
(5) Für die Durchführung von für Sonderaufgaben nötige Ausgaben sind dem Strategos Alexandrinos zu melden. Sie können im Vorraus aus der Stadtkasse erstattet werden."
Nikolaos legte eine Pause ein und wartete auf Reaktionen auf seine Vorschläge.
"Dessen ungeachtet, welche Vorschläge zur Änderung ihr noch habt, möchte ich schon hier den Eutheniarchos und den Agoranomos um ein Budget zum Einkauf der Ausrüstung bitten, damit ich, wenn bezüglich der Gesetzgebung alles geregelt ist, mich gleich um alles Nötige kümmern kann, damit dier neue Teil der Stadtwache schnell einsatzfähig ist. Neben Geld für die Waffenlieferung sowie für die Teile der Ausrüstung, die keine Waffen sind, benötige ich eine gewisse Summe für die Reise nach Nikopolis*. Könntet ihr beide kurz einen Überblick darüber geben, wieviel Geld wir überhaupt haben?"Sim-Off: *Nikopolis ist aus heutiger Sicht nicht weit von Alexandria entfernt. Doch ein Automobil hat der Strategos leider nicht zur Verfügung ;). Deshalb benötigt er einen Reisewagen. Mit Reisewagen wäre die Fahrt nach Nikopolis wohl eine Tagesfahrt, sofern nichts dazwischen kommt, also eher eine Angelegenheit von mehreren Tagen.
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"Glaubst du, dass Heimatlose ein Pulver zum Feuermachen verwenden, das vermutlich Schwefel enthält? Selbst wenn diese Menschen an Schwefel gelangen sollten, was unwahrscheinlich ist, denn auch Schwefel kostet Geld, würden sie es wohl kaum zum Braten verwenden. Eine Ratte schmeckt gewiss nicht gut, doch dass es bei einer geschwefelten Ratte besser um den Geschmack steht, wage ich zu bezweifeln. Hier liegen soviele halbverkohlte Holzbalken herum, damit könnten diese armen Menschen auch Feuer machen." Er sah Timokrates an. "Einige Monate ist es schon her. Da ist es in der Tat verwunderlich, dass die Haufen noch so ordentlich daliegen, zumal hier Menschen regelrecht zu wohnen scheinen. Was hälst du davon, dass ich die Stadtwache beauftrage, alle aufzugreifen, die hier hausen und sie dann befrage?" Auf die Antwort auf die Frage der Verantwortung zuckte Nikolaos mit den Schultern. "Weißt du, wer vor dem jetzigen Eparchos dieses Amt inne hatte?"
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Nikolaos schwieg. Er hatte keine Einwände mehr. Auch wenn er der Neuordnung der Finanzkompetenzen nicht wirklich freudig entgegensah.
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Nikolaos hatte sich bemüht, seine Ungeduld zu verbergen, während Timokrates nachgedacht hatte. Nun aber traute er seinen Ohren kaum. Timokrates wollte nun, da der Posten des Megas Archiphylax abgeschafft bevor überhaupt geschaffen worden war, die Archiphylakes zu Archonten machen. Dass das dem Strategos nun gar nicht in den Kram passte, war klar. Nikolaos verbarg dies jedoch hinter einem zarten Lächeln in seinem hübschen Gesicht. Der Wink mit dem vierten Absatz entging ihm nicht, doch großmännisch (oder zumindest großmännisch tuend) ignorierte er die Botschaft dahinter.
"Es scheint dir sehr wichtig zu sein, neue Archonten zu erschaffen, Timokrates.", sagte Nikolaos, lächelnd und mit sanfter Stimme. "Deine Zweifel bezüglich der Verfassungsmäßigkeit schätze ich hoch, da sie davon zeugen, wie tief du dich um die Katastis sorgst. Doch meinst du wirklich, dass wir aus Archiphylaken Archonten machen müssen?" Er legte eine Pause ein und blickte Timokrates tief in die Augen. Dann fuhr er ruhig fort und ging auf den Vorschlag des Euthiarchen ein. "Ich sehe, nicht nur ich, sondern auch du scheinst in gewisser Weise bezüglich der Stadtwache von denn Rhomäern gelernt zu haben." Er lächelte unschuldig. "Doch ich glaube, dass die Sache mit dem Bürgerrecht nur in wenigen Fällen sinnvoll ist. Zum einen gedenke ich, die Zahl der Bürger unter den Männern der Stadtwache von vornherein sehr hoch zu halten. Nichtbürger, die aus einer hellenischen Stadt kommen, haben möglicherweise bereits die Ephebie durchlaufen und können sehr leicht Bürger dieser Stadt werden. Falls sie die Ephebie nicht haben, weil sie arm sind oder gar Metöken, haben sie durch ihre Arbeit bei der Stadtwache die Gelegenheit, Geld zu verdienen, mit dem sie sich Übungen im Gymnasion leisten können und somit letztendlich auch ihre Ephebie. Im übrigen habe ich großes Interesse daran, dass viele Nichtbürger in der Stadtwache noch während ihres Dienstes Bürger werden, damit sie Archiphylakes werden können." Er legte eine Pause ein. "Nichtdestotrotz hätte ein solcher Passus auch Vorteile. Es würde einen Anreiz für Nichtbürger bieten, sich zur Stadtwache zu melden. Ich würde aber vorschlagen, ihnen nach Ende ihrer Zeit nicht gleich das Bürgerrecht anzubieten, sondern lediglich verbesserte Bedingungen und Fürsprache bei der Ephebie. Schließlich sollten Bürger dieser Stadt möglichst vielseitig gebildet sein, aus diesem Grunde halte ich das Durchlaufen der Ephebie für zukünftige Bürger für unerlässlich. Doch dieser Punkt meinerseits ist nicht allzu wichtig. Es hat sicher auch viele Vorteile, die Phylaken mit dem Bürgerrecht zu belohnen. Wenn du einen Vorschlag hast, wie man das in die Katastis aufnehmen könnte, würde ich diesem wohl nicht widersprechen, auch wenn mir die Ähnlichkeit zu den Rhomäern und die Tatsache, dass soetwas eigentlich sehr untypisch für hellenische Poleis ist, wie ein eigenartiger Fremdkörper in der Katastis vorkommen würde." Wieder eine Pause. "Zurück zu der Archonten-Frage. Vielleicht sollten wir auch das Amt des Archiphylax nicht einführen. Formal wären dann alle Phylakes gleich." Er machte wieder eine Pause. "Natürlich müsste es in diesem Fall die Möglichkeit geben, einzelne Phylakes für die Dauer gewisser Sonderaufgaben, zum Beispiel das Tragen der Verantwortung für ein Tor, besonders zu entlohnen. Denn ich halte die Verantwortungsbereiche innerhalb der Stadtwache für eine interne Angelegenheit, nicht für eine Angelegenheit der Ekklesia." -
"Chaire", antwortete Nikolaos freundlich. "Ich bin Nikolaos." Er lächelte seinem Mitschüler Xenokles zu. Xenoklles, dieser Name beinhaltete das Wort fremd, und so kam ihm dieser Mensch unter den anderen auch vor. Nikolaos schien nicht allein zu sein. "Es freut mich, dich kennenzulernen. Bei deinen Kameraden war das eher nicht der Fall." Er lächelte aufmunternd. "Kannst du mir einen Platz zeigen, der hier noch frei ist, ich würde gerne meine Sachen ablegen." Er deutete auf den ausgebeulten Lederbeutel, den er immer noch über der Schulter trug. "Ist der, der sich für den Ältesten hält, immer derartig widerlich in seinem Verhalten? Und die anderen, laufen sie dem "Ältesten" einfach hinterher oder haben sie zumindest teilweise soetwas wie eine eigene Meinung?" Diese Fragen war beinahe rhetorisch, Nikolaos konnte sich nicht vorstellen, dass der "Älteste" je anders sein konnte und dass die anderen je seine "Autorität" infrage stellten.
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"In der Tat nicht.", stimmte ihm Nikolaos zu. "Weißt du, wann genau es hier gebrannt hat?", fragte er und blickte dazu kurz zu seinem Kollegen auf. Er hatte nun auch den zweiten Haufen säuberlich in seinem Plan eingezeichnet. "Ich werde auf jeden Fall die Männer der Stadtwache weiter suchen lassen." Dann wandte er sich an einen der Stadtwachen-Männer: "Bitte hole ein sauberes Gefäß, das man verschließen kann, und fülle etwas von dem verbrannten Pulver hinein. Ich möchte es jemanden unter die Nase halten, der eine bessere Nase hat als ich." Er wandte sich wieder nach Timokrates um. "Wer war vor dir für die Speicher verantwortlich?"
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"Du hast recht. Da ihr beide in Zukunft allerdings dazu befugt sein werdet, in die Stadtkasse zu schauen, wäre es wünschenswert, wenn ihr uns bald darüber unterrichten könntet."
Er erinnerte sich an die Bemerkung, sein Vorschlag müsse im Text ergänzt werden.
"Ich würde meinen Vorschlag mit der 1000-Drachmen-Grenze folgendermaßen formulieren: (5): Über Einzelausgaben, die 1000 Drachmen übersteigen, entscheidet das Koinon.", sagte er. Bei seinem Formulierungsvorschlag war er ganz im Duktus der übrigen Paragraphen geblieben. Er räusperte sich. "Und mir fällt noch ein weiterer Punkt ein, den ich gerne stärker betonen möchte: (6): Der Agorarnomos und der Eutheniarchos sind für die Stadtkasse persönlich haftbar." -
"Welche Paragraphen meinst du genau mit denen, die du gerne in der Katastis sehen würdest?", fragte Nikolaos. "Deine Anmerkungen bezüglich der Paragraphen, die als reine Interna der Stadtwache ausgelegt werden können, kann ich nachvollziehen. Nur würde ich dich bitten, mir darzulegen, welche Teile der Beschlüsse du in welche Kategorie einordnen möchtest. Was gehört deiner Meinung nach in die Katastis, was in ein einfaches Dekret?"
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Nikolaos fand sich in seinen Befürchtungen bestätigt. Nette Kameraden, dachte er mit innerlichen Ärger. Er war froh, aufgrund seiner Tätigkeit als Archont einen Vorwand zu haben, sich nicht ständig hier aufhalten zu müssen. Doch was sollte er nun antworten? Im ersten Moment wollte er den unfreundlichen Schüler mit Spott gewissermaßen überschütten, doch er wußte, daß das nicht gut für ihn sein würde. Dennoch verspürte er kein besonderes Bestreben, sich unterwürfig zu zeigen. Nun da er sich auch das Wohlwollen des Bibliothekars offenbar verspielt hatte, übrigens unbeabsichtigt, er war einfach nicht in der Lage gewesen, das Papier aufzuheben, da er in diesem Moment wie gelähmt gewesen war, (was natürlich der Bibliothekar nicht wissen konnte), hatte er nicht viel zu verlieren. "Es kommt natürlich darauf an, wie sinnvoll es ist, worum du mich bittest. Wenn es in meinen Augen sinnvoll ist, werde ich selbstverständlich deinen Bitten nachkommen." Er hatte das Wort Bitten stark betont. Um seinen Mund zeichnete sich ein Lächeln ab, das zwar spöttisch war jedoch nicht unfreundlich, doch sein Blick war eisig. "Ich glaube schon, daß ich verstanden habe, was du meinst. Allzu undeutlich hast du dich ja nicht ausgedrückt." Oh, da hatte sich Nikolaos wohl in seiner Unverschämtheit zu weit hinausgelehnt. Er betrachtete seinen neuen Mitschüler prüfend und erwartete, jeden Moment eine Ohrfeige zu erhalten. "Verzeihe mir, wenn meine Worte unverschämt klingen, natürlich weiß ich deinen Status als Ältester zu achten." Diesmal hatte Nikolaos sich bemüht, jeden Spott aus seiner Stimme fernzuhalten, doch ein wenig Rest-Spott war übrig geblieben.
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"Gut, das hätte ich mir schon fast gedacht, doch ich wollte noch einmal sichergehen.", sagte Nikolaos und wandte sich wieder dem seltsamen Haufen zu. Auf einmal wurde er von einem Mann der Stadtwache gerufen. "Komm her, Strategos, hier ist noch ein zweiter Haufen!" Nikolaos folgte dem Ruf. Der zweite Haufen lag in einem Bereich, der einmal ein anderer Raum gewesen war, als der Fundort des ersten Haufen. Auch hier war ein Geruch nach verbranntem Schwefel festzustellen. "Seltsam", murmelte Nikolaos und zeichnete die Haufen in seinen Plan ein.
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Nikolaos beaufsichtigte die Bemühungen der Stadtwache. Leider schienen sie nicht von besonderem Erfolg gekrönt zu sein. Was sollte man auch in diesem Schutthaufen noch finden, was darauf hindeuten könnte, wie der Brand entstanden war? Nikolaos winkte einen Diener herbei und wies diesen an, einen zusammenfaltbaren Stuhl herbeizuholen, der hinten an der Sänfte hing, sowie Papyrus, ein Schreibbrett, Federn und Tinte. Rasch kehrte der Diener mit den verlangten Dingen zurück. Nikolaos setzte sich und begann, eine Karte vom Gelände zu zeichnen. Dann rief er den Mann, der noch Hauptmann der Stadtwache war, es aber wahrscheinlich nicht mehr lange bleiben würde, was er natürlich nicht ahnte, und befahl ihm, alle Funde in den Plan einzutragen. Nikolaos begann, einen zweiten Plan zu zeichnen, hier würde er nach Abschluss der Durchsuchung alle Funde eintragen, die er für wichtig hielt. Die Arbeiten nahmen viel Zeit in Anspruch. Zwischendurch ließ sich Nikolaos Wein und einen sehr kleinen Brocken Opium bringen. Er war nervös und wollte diese Nervosität damit unterdrücken. Alllerdings musste er andererseits einen klaren Kopf bewahren. Er trank und kaute und zeichnete. Seine Hände hatten von der Tinte schon schwarze Flecken bekommen. Er hätte diese Arbeit einem Schreiber überlassen sollen. Plötzlich kam der Hauptmann herbeigelaufen. "Schnell! wir haben etwas gefunden!", rief der Hauptmann aufgeregt. Bedächtig erhob sich Nikolaos, strich seinen Chiton glatt und folgte dem Hauptmann. Hinter den Resten einer Innenwand standen einige Stadtwache im Kreis um etwas. Als der Hauptmann und Nikolaos kamen, wichen sie sofort zurück. Der Hauptmann kniete nieder und zeigte auf einen Haufen, der auf den ersten Blick wie ein gewöhnlicher Haufen Asche aussah. Was auffällig war, war die Tatsache, dass dieser Haufen wie von Menschenhand aufgeschichtet aussah und nicht wie zufällig während des Brandes entstanden. "Habt ihr etwas daran verändert?", fragte Nikolaos. "Nein.", antwortete der Hauptmann. "Und die Bewohner der Ruine können es auch nicht gewesen sein. Dieser Haufen lag unter großen Trümmerteilen verborgen, die wir beiseite geschafft haben." Er deutete auf einen großen Haufen am Rande der Ruine. "Du solltest an diesem Staub riechen.", sagte der Hauptmann und hielt Nikolaos eine Fingerspitze davon unter die Nase. "Verbrannter Schwefel", sagte Nikolaos. "So ist es.", antwortete der Hauptmann. Nikolaos suchte nach dem Eutheniarchos. "Wurde in diesem Speicher je etwas anderes gelagert als Getreide?", fragte er.
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"Ich hätte noch eine Frage. Wie steht es momentan überhaupt um die Stadtkasse, wieviel Geld haben wir zur Verfügung?", fragte Nikolaos.
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Nikolaos nickte. "Ich habe bereits etwas vorbereitet, werde es jedoch auf die Entscheidung, die beiden hohen Ämter der Stadtwache wegzulassen, verändern." Er blickte sich kurz um und begann dann, auswendig einen Gesetzestext zu sprechen.
"Beschluss über die Neuordnung der Stadtwache
Das alexandrinische Volk hat beschlossen, dass
Alpha: Erweiterung
- die bestehende Stadtwache um fünfzig Mann erweitert wird, die keine andere Tätigkeit, die dem Gelderwerb dient, neben der für die Stadtwache haben.
- unter diesen fünfzig für jedes Stadtviertel mit Ausnahme der Basileia und für jedes Tor ein verantwortlicher Archiphylax vom Strategos Alexandrinos bestimmt wird.
- der Strategos Alexandrinos alle Angehörigen der Stadtwache ernennt und entlässt.
- Archphylax nur werden kann, wer Polites Alexandrinos ist.Beta: Sold
- alle hauptberuflichen einfachen Phylakes 15 Drachmen jede Woche erhalten.
- alle Archiphylakes 50 Drachmen jede Woche erhalten.Gamma: Ausrüstung und Bewaffnung
- alle Angehörigen der Stadtwache folgende Ausrüstung erhalten: Spieß, Knüppel, Rundschild, Helm, Chlamys in den Farben der Stadtwache.
- alle hauptberuflichen Angehörigen zusätzlich je ein Schwert und einen leichten Panzer erhalten.
- jeder Angehörige der Stadtwache für die Pflege und Erhaltung seiner Ausrüstung verantwortlich ist.
- der Strategos Alexandrinos eine gewisse Anzahl an Ersatzausrüstungsgegenständen erhält, die er bei Verlust oder Beschädigung an die Männer der Stadtwache austeilen kann.
- jeder Archiphylax eine gewisse Menge weiterer Ausrüstungsgegenstände, die nicht zu den Waffen zählen und zum Beispiel der Brandbekämpfung dienen, erhält und sie in seiner Wohnung bereit hält, um sie bei Bedarf schnell an die ihm zugeteilten Phylakes zu verteilen.
- die Ausrüstung, die nicht zu den Waffen zählt, erweitert werden kann.
- die Bewaffnung nach Absprache mit dem Eparchos der Rhomäer erweitert werden kann.Delta: Disziplinarstrafen
- alle Handlungen von Angehörigen der Stadtwache, die den Dienstvorschriften entgegenhandeln, dem Strategos Alexandrinos gemeldet werden müssen.
- der Strategos Alexandrinos über die Verhängung von Disziplinarstrafen entscheidet.
- Disziplinarstrafen folgendes sein können: Entzug eines Soldes oder mehrerer, Versetzung auf einen anderen Posten, Versetzung auf einen niederen Rang, Entzug einer Sonderaufgabe, Entlassung aus der Stadtwache, lebenslanger Ausschluss aus der Stadtwache, alle Dinge die ähnlich eben genannten sind.
- nur der Strategos Alexandrinos über die Verhängung von Disziplinarstrafen über freie Angehörige der Stadtwache entscheidet.
- unfreie Angehörige der Stadtwache von ihrem direkten Vorgesetzten auch mit Körperstrafen zur Ordnung angehalten werden können.
- dabei aber der Bestrafende für Leben und Tauglichkeit für den Dienst innerhalb der Stadtwache des Bestraften die Verantwortung trägt.Epsilon: Weisungsbefugnis
- alle Weisungsbefugnis über die Stadtwache beim Strategos Alexandrinos bleibt.
- der Strategos Alexandrinos jeden Archiphylax mit eingeschränkter Weisungsbefugnis über einen Teil der Stadtwache ausstatten kann.
- der Strategos Alexandrinos die Vergabe eingeschränkter Weisungsbefugnis jederzeit widerrufen kann.Schlussbestimmung
Dieser Beschluss tritt sofort nach Beschluss inkraft. Er ersetzt alle Verordnungen, deren Aussage der dieses Beschlusses widerspricht."
Nikolaos blickte sich um. "Hat jemand noch Fragen dazu oder möchte Ergänzungen oder Korrekturen am Text vorschlagen?"
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"Ich bin mit einer Grenze von 1000 Drachmen zufrieden, möchte aber gerne auf diese Grenze bestehen.", antwortete Nikolaos. "Wobei natürlich damit nur der Preis von Einzelposten gemeint ist. Mehrere Einzelposten, die sich zusammenfassen lassen, fallen nicht darunter. Ich glaube außerdem kaum, dass irgendeine Einzelausgabe 1000 Drachmen übersteigen könnte."
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"Nun gut, es scheint mir, als sei es Konsens, dass der Posten eines megas archichphylax keinen großen Nutzen habe. Ich möchte daher nicht auf die Einführung der beiden umstrittenen Posten, megas archphylax und phylax phylaxkeis, bestehen. Die Stadtwache müsste sich auch mit zwei unterschiedlichen Rängen strukturieren lassen."
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Nikolaos gab dem Hauptmann der Stadtwache einen Wink, worauf dieser ihm folgte. Nikolaos ging neben Timokrates durch die Ruine, während die Männer der Stadtwache ausschwärmten, um nach verdächtigen Gegenständen zu suchen. Ein erster Fund war schon getan, es handelte sich dabei um einen Blechnapf mit Speiseresten, offenbar gehörte er einem der Bewohner dieser Ruine.
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"Ich möchte noch einbringen, dass für größere Ausgaben eine Abstimmung im Koinon nötig sein sollte. Für kleinere Ausgaben sollte es genügen, wenn die Verwalter der Stadtkasse darüber verfügen, schließlich ist es nicht zweckmäßig, zum Beispiel für jedes Blatt Papyrus, das in einer Amtsstube gebraucht wird, das Koinon einzuberufen, doch über Ausgaben, die über 100 Drachmen hinaus gehen, sollte das Koinon entscheiden und kein einzelner Archont."
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Sim-Off: sorry, ich hab deinen Beitrag nicht gelesen, bevor ich meinen letzten geschrieben habe, Leonidas, da ich an meinem sehr langen Beitrag gesessen habe, während du deinen geschrieben und schon gespeichert hattest. So ist Nikolaos in seiner langen Rede noch nicht auf deine Einwände eingegangen.
"Natürlich sind die Soldhöhen nur Vorschläge. Dein Einwand mit dem Sold eines vergleichbaren rhomäischen Soldatens, wohlgemerkt Soldatens nicht nur Stadtwachmann, ist durchaus berechtigt. Deshalb schließe ich mich dir in diesem Punkt an. Auch über die anderen Solde sollten wir noch genauer sprechen, wobei ich 15 Drachmen für den einfachen Wachmann angemessen finde."
Er legte eine Pause ein, seine lange Rede hatte ihn ein wenig erschöpft.
"Auch dein Einwand bezüglich des Nutzens der Posten des megas archiphylax und des phylax phylakeis halte ich für überdenkenswert. Zur Frage des Nutzens dieser beiden Posten kann ich nur wiederholen, was bereits sagte. Ein megas archiphylax wäre eine große Entlastung für den Strategos, zudem ein Bindeglied. Für einen Strategos, der noch nicht in den Angelegenheiten der Wache bewandert ist, wäre es eine Hilfe, wenn er am Anfang gewissermaßen eine rechte Hand zur Verfügung hätte. Der Posten des phylax phylakeis dient der Überwachung der Stadtwache, außerdem könnte er neben dem Strategos eine Art Stelle für Beschwerden sein. Ich denke, die beiden Posten haben durchaus ihre Funktion. Doch wir könnten darüber sprechen, wie wichtig ihre Funktion praktisch wäre.
Wenn wir uns entschließen sollten, die Position des megas archiphylax einzurichten, auch wenn es dagegen Bedenken gibt, so wäre es mir ein Anliegen, es auf Weise handzuhaben, wie ich es zuvor erklärte. Falls die Mehrheit von euch der Meinung ist, aus dem megas archiphylax einen Archonten zu machen, würde ich mich Leonidas Philotes anschließen und andere Wege für die interne Verwaltung der Stadtwache suchen." -
"Ich kann deine Bedenken bezüglich der Verfassungsmäßigkeit nachvollziehen. Jedoch müssen wir uns die Frage stellen, ob ein möglicher megas archiphylax überhaupt ein Archont wäre. Schließlich ist der Archont, der für die Stadtwache in erster Linie zuständig ist, nach wie vor der Strategos. Es ist zwar anzumerken, dass auch niedere Beamte, die nicht zum Pyrtaneion gehören, Archonten im Sinne der Katastis sind und gewählt werden müssen, doch bei den Stadtwachen war das noch nie der Fall. Kein Stadtwachmann ist von der Ekklesia gewählt. Die Stadtwache hat zur Zeit einen Hauptmann, der nicht von der Ekklesia dazu erwählt worden ist. Jedoch übt dieser Hauptmann seine Tätigkeit nur inoffiziell aus, es hat sich, in der Unordnung, die in der Stadtwache früher herrschte und leider bis jetzt noch herrscht und der ich aber bald Einhalt gebieten möchte, ergeben, dass dieser Mann der Oberste der Stadtwache ist. Kein Polites hat sich bisher darüber beklagt oder etwas dagegen unternommen. Ein möglicher megas archiphylax wäre im Grunde das offiziell, was der Hauptmann der Stadtwache bis jetzt inoffiziell war. Ich glaube nicht, dass sich Stadtwachen als Archonten bezeichnen lassen, es sind, aus meiner Sicht, eher Amtsdiener des Strategos, die diesem helfen, seine Verpflichtung gegenüber der Polis wahrzunehmen. Die niederen Gehilfen keines Archonten werden von der Ekklesia gewählt. Versteht mich bitte nicht falsch, damit möchte ich nicht sagen, dass die Stadtwachen etwas wie persönliche Gehilfen des Strategos sind, über die dieser nach Belieben verfügen kann. Auch die Stadtwache hat eine gewisse Verantwortung gegenüber der Polis, vom Standpunkt der Moral aus, vom Standpunkt der Katastis aus ist einzig der Strategos verantwortlich. Natürlich wäre ein möglicher megas archiphylax im Grunde mehr als einfach nur ein Gehilfe. Doch es gibt einen guten Grund, weshalb ich ihn gerne außerhalb der Archonten lagern würde. Für den einfachen Stadtwachmann ist der Posten des megas archiphylax das Höchste, das er erreichen kann. Es dient als Anreiz, seine Arbeit gut zu machen. Ich glaube, es wäre im Sinne eines jeden Phylax, der vor hat, einst megas archiphylax zu werden, wenn dieses Amt kein Amt wäre sondern ein nur ein Posten. Es ist für den archiphylax einfach, den Strategos, den Vorgesetzten, davon zu überzeugen, dass er seine Aufgabe gut ausführt. Um von der Ekklesia gewählt zu werden, bedarf es mehr als gute Arbeit. Der archiphylax braucht Anhänger. Und die bekommt er nur, wenn er einflussreich ist oder einflussreiche Freunde hat. Wir wollen einmal ganz ehrlich sein. Aber warum sollte jemand, der einflussreich ist, sich zur Stadtwache melden, um sich dort hochzuarbeiten? Er könnte von Anfang an höhere Positionen inne haben. Das könnte zwei unterschiedliche Folgen haben: Entweder der Posten des megas archiphylax bleibt ständig leer, weil jene, die von seiten der Stadtwache dafür infrage kämen, nicht bekannt genug und beliebt beim Volk wären oder aber der Posten des megas archiphylax würde gewissermaßen von der Stadtwache getrennt. In diesem Fall gäbe es zum einen den Strategos an der Spitze, einen Archonten, zum anderen noch einen Archonten mit nicht so weitgehenden aber in manchen Gebieten ähnlichen Befugnissen. Wäre der megas archiphylax ein gewählter Archont, würde genau das eintreffen, was du zuvor befürchtetest, Timokrates Kyrenaikos. Er könnte, da er nun nicht vom Strategos ernannt sondern gewählt ist, sich in die Befugnisse des Strategos einmischen. Anstatt den Strategos zu unterstützen, würde er versuchen, seinen eigenen Befugnisse soweit wie möglich auszubauen und dafür zu sorgen, dass der Strategos an Einfluss in der Stadtwache verliert. Ich hoffe, ihr könnt meinem Gedankengang folgen. Zwei gewählte Archonten an der Spitze der Stadtwache, wenn auch formal mit Abstand in der Höhe zueinander, der eine ist Pyrtane, der andere nicht, würden sich gegenseitig blockieren und damit die Arbeit der Stadtwache behindern. Dies kann nicht in unserem Interesse sein. Deshalb schlage ich vor, formal auch einen möglichen megas archiphylax in die gleiche Gruppe einzuordnen, in der auch die einfachen Phylaken sich befinden. Auch ich habe, um ehrlich zu sein, gewisse Bedenken gegenüber dieser Praktik. Sie ist auf keinen Fall vollkommen rechtmäßig. Bevor ihr mir jetzt entgegenruft: >Du schlägst etwas vor, das du selbst für unrechtmäßig hälst?!?<, möchte ich anmerken, dass es erstens nicht unrechtmäßig ist und sich mithilfe einiger formaler Modifikationen leicht in den Rahmen, den die Katastis vorgibt, einordnen läßt, und dass es zweitens auf einer anderen Ebene die Möglichkeit ist, die besser ist für die Polis. Nun müssen wir uns einmal überlegen, ob wir lieber auf ideeller Ebene um jeden Preis die Katastis unangetastet lassen wollen oder aber etwas tun, was auf praktischer Ebene besser für die Polis wäre, als die Möglichkeit, die der Katastis eher entsprechen würde. Zumal wir formal sicher auch den megas archiphylax so einordnen könnten, dass es nicht der Wahl durch die Ekklesia bedarf. Ich bitte euch, dies noch einmal zu überdenken. Solltet ihr es schließlich dennoch vorziehen, die Katastis auch um den Preis eines Nachteils für die Polis unangetastet lassen zu wollen, werde ich mich mich dem fügen, um die übrigen Reformen der Stadtwache nicht zu gefährden."