Erneut wurde die angemietete Sänfte des Strategos Alexandres zum Tor herangetragen. Diesmal wurde kein Mann von der Stadtwache vorgeschickt, sondern jemand, der vermutlich Amtsgehilfe des Strategos war, jedenfalls war er unbewaffnet. "Salve. Der Strategos Alexandres hat zur Audienz, die kürzlich beim Eparchos erhalten hatte, noch einen wichtigen Nachtrag einzubringen. Er wäre sehr dankbar, schnell vorgelassen zu werden.", sagte der Amtsgehilfe im flüssigem Latein.
Beiträge von Nikolaos Kerykes
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Nikolaos wusste gut zu verbergen, dass er im Grunde gar keine Lust verspührte, sein bequemes Quartier im Viertel aufzugeben und gegen einen Platz in einem Gemeinschaftsschlafraum zu tauschen... . Aber er wusste, dass er sich zuweilen auch außerhalb der Studien im Museion blicken lassen musste.
Sim-Off: Denn schließlich war das Museion wahrscheinlich für die Schüler etwas, was der Soziologe etwa eintausendachthundert Jahre später eine Totale Institution nennen werde
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"Ich möchte sowohl das Aram lernen als auch die Sprache, in der die Bücher geschrieben sind, die die Hebräer als heilig bezeichnen. Ich habe einige Hebräer kennengelernt und habe den Wunsch, in ihre Vorstellung der Welt einzudringen. Im übrigen eröffnet jede neueerlernte Sprache neue Gebiete. Ich weiß, dass diese Antwort dich nicht befriedigen wird, doch mein Wunsch, sowohl das Hebräische als auch das Aramäische zu lernen, ist mehr einem Gefühl entsprungen denn wirklich tiefgründiger Überlegung. Ich weiß, dass mit Entscheidungen, die der Verstand nur halb getroffen hat, vorsichtig umzugehen ist, doch ich glaube, dass in diesem Fall keine Gefahr besteht. Auch wenn dir meine Antwort sicher unzureichend vorkommt. Es ist ein Ehrgeiz von mir, mehr Sprachen zu erlernen als bloß die Koiné tief zu durchdringen, das Attische wiederzubeleben und die Sprache der Rhomäer als lästiges aber notwendiges Übel nebenherzuhalten. Natürlich werde ich nie vergessen, dass ich auch mit den Sprachen, die ich von Kind auf an kenne, nie abgeschlossen haben kann, denn jeder Mensch kann in jede Sache immer tiefer vordringen, zum Grund kommt er vielleicht erst nahe seinem Lebensende oder gar nie. Ich hoffe, du nimmst meinen Wunsch bezüglich des Aramäischen und des Hebräischen an und siehst ihn zwar als Flause eines unerfahrenen Jungen, jedoch als harmlose und durchaus mit guten Nebenerscheinungen verbundene Flause." Er legte eine Pause ein und betrachtete fasziniert das Spielzeug, das ihm Tychios vorführte. Erst auf den zweiten Blick erkannte er, dass es die Funktion hatte, die Zeit zu messen. "Diese Hallen sind voller Wunderwerke.", murmelte Nikolaos. Als er von seiner Aufnahme hörte, sah er den Epistratos erfreut an. "Ich danke dir, Epistratos und bin mir sicher, dass ich die Hoffnungen, die du in mich setzt, nicht enttäuschen werde." Nikolaos rieb sich die Knöchel der Finger. "Ich wohne zur Zeit bei einem anständigen Bürger, hier im Broucheion-Viertel und ich möchte diesen auf keinen Fall enttäuschen, indem ich seiner Gastfreundschaft übereilt kündige. Doch ich glaube, es wäre gut für die Erziehung meines Geistes, wenn ich zuweilen auch hier leben würde, um mich dem Geist, der in diesen Mauern spürbar ist, auszusetzen. Jedoch werde ich manchesmal erst zu Stunden mit meiner Arbeit als Strategos fertig sein, in denen ich die anderen Schüler im Schlaf stören würde, sollte ich die Schlafräume betreten. Deshalb schlage ich vor, dass ich zwar im Museion leben werde, jedoch zu bestimmten Anlässen die Zeit, die mir neben meinen Studien bleibt, außerhalb verbringen würde, wenn du dies erlaubst." Er lächelte zart und blickte den Epistratos etwas unsicher an.
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Sim-Off: Entschuldige, habe deinen Beitrag übersehen. *blush*
"Ich danke dir für deine Großzügigkeit und versichere dir, dass ich mich dir erkenntlich zeigen werde, wenn ich Gelegenheit dazu bekomme." Nikolaos reagierte auf die übertriebene Freundlichkeit seines Gastgebers seinerseits mit ausschweifender Freundlichkeit. "Ich wäre froh, wenn du das für mich tun könntest.", antwortete er auf das Versprechen, das ihm Timokrates da gab. Die plötzliche Frage bezüglich seiner Frömmigkeit, die sein Gegenüber so unbedarft stellte, verwunderte Nikolaos. "Ich bin, wie ich gestehen muss, kein Mann von großer Frömmigkeit. Ich vernachlässige die Verehrung der Götter, seit ich Athen verließ. Doch ich bin mir sicher, dass ich in meiner neuen Heimat wieder Gelegenheit dazu finden werde.", antwortete Nikolaos ruhig, und so, als wäre diese Frage völlig passend zu dem, was Timokrates zuvor gesagt hatte.
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Nikolaos lächelte freundlich. "Chaire, mein Freund Timokrates. Es geht mir ausgezeichnet, ich hoffe, dir geht es nicht schlechter." Er setzte sich auf den angebotenen Platz blickte auf den Honigwein. "Ich danke dir." Er nahm einen kräftigen Schluck und sah Timokrates zufrieden an. "Dieses Getränk ist wirklich köstlich." Er nahm noch einen Schluck. "Kaum angerührt kann ich gar nicht mehr davon ablassen. Du musst mir verraten, von wem du es gekauft hast." Nikolaos lächelte. Er blickte den Mann aus Kyrene für einen Moment an, dabei sah Nikolaos aus, als wäre ihm der wohltuende Geist des Weines schon ins Hirn gestiegen. Er fasste sich wieder. "Ich hoffe, du hast dich gut in dein Amt eingefunden. Ich brauchte dazu einige Tage, allein das Aufräumen meiner Arché nebenan hat einen ganzen Tag gedauert, meine Vorgänger haben überall ihre Spuren hinterlassen... ." Er grinste Timokrates verschwörerisch an. "Es scheint mir, als hätte ich sogar Beweise für etwas, das man Bestechung nennt, gefunden, einige eindeutige Briefe, doch die Täter dürften schon einige Jahrzehnte lang tot sein.", flüsterte er. "Nun gut, man braucht schließlich sein Auskommen... ." Er legte eine Pause ein und griff zum Honigwein. "Nun zu meinem Anliegen. Ich gedenke, die Bewaffnung der Stadtwache aufzustocken, sofern Pyrtaneion es mir bewilligt." Er vergewisserte sich, dass niemand von Timokrates Amtsgehilfen im Raum war und dass die Tür geschlossen war. Durch die dicken Wände würde niemand Nikolaos leise stimme hören. "Hättest du eine Idee, wo ich gewisse Ausrüstungsgegenstände vorteilhaft einkaufen könnte, vom Geld der ehrenwerten Polis? Natürlich würde deine Mühe, nach einem guten Angebot zu fahnden, zwar nicht offiziell aber über gewisse dunkle Kanäle honoriert werden, auch ich würde natürlich nicht leer ausgehen... . Schließlich sind unsere Saläre, für das, was wir für die Polis leisten, sehr gering." Er sah Timokrates erwartungsvoll an.
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"Das wäre in der Tat ein guter Abschluss eines guten Tages. Ich glaube, wir haben allen Grund, zu feiern, meine lieben Freunde." Nikolaos Definition von Freund konnte durchaus weit gefasst sein... . In diesem Moment jedoch empfand er echte Sympathie zu seinen beiden Zweckfreunden. Timokrates mochte vielleicht etwas schräg sein und feiner Erziehung entbehren, möglicherweise war er sogar eine Art Kleinkrimineller, wie Nikolaos vermutete, doch gerade diese Eigenschaften gaben seiner Persönlichkeit menschliche Züge. Nikolaos war durchaus bereit, seine sehr traditionelle, strenge Erziehung zu vergessen (er lehnte sie, im Eifer seiner Jugend, ohnehin ab, doch in manchen Momenten überkam sie ihn, ohne dass er es gewollt hätte) und einer Art Hedonismus zu huldigen. Dies passte im übrigen auch zu seiner eigenen Ethik: Gut war, was ihm Lust (in welcher Form auch immer) bereitete. "Ich kenne dieses Poseidon nicht, doch ich freue mich, es kennenzulernen. Es kann durchaus nützlich sein, Orte in der Stadt zu kennen, die angenehme Zerstreuung bieten." Er grinste, ein bisschen schelmisch, und wirkte dabei wie ein Junge, der im Begriff war, etwas Unanständiges oder Verbotenes zu tun. Er wusste, das er, schon allein aufgrund seines Alters, im Dreibund der niederen Pyrtanenen in die Rolle des Zöglings fiel, der sich gegenüber den anderen etwas im Hintergrund hielt und Ratschläge bereitwillig annahm. Er war bereit, diese Rolle zu spielen. Doch die beiden anderen wären schlecht beraten, ihn zu unterschätzen... .
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Nikolaos lächelte zutraulich, auch wenn er dem Epistratos nicht ganz traute. Sehr wohl hatte er die Arroganz Tychios bemerkt, als dieser auf den Bericht des Nikolaos einging, Theodoros habe vom Museion geschwärmt. Doch er ließ sich nichts anmerken. "Gewiss ist die kleine Schola in Rom nur ein jämmerlicher Ort gegenüber dem großartigen und berühmten Museion." Er lächelte wohlwollend. Auf die Berührung an der Schulter reagierte er, indem er vorgab, Gefallen daran zu finden, auch wenn er innerlich zusammenzuckte. Doch Nikolaos spielte mit und er spielte seine Rolle gut. "Es gibt sehr vieles, was ich gerne erforschen und ergründen würde, mit Hilfe und unter Führung weiser Lehrer. Doch leider scheint die Welt, das, was es zu erforsche gilt, unendlich weit und tief und ich bin schnell vergänglich.", sagte er ruhig und in bedächtigem Tempo. "Meine Zeit, die ich als Mensch in dieser Welt verbringen werde, ist begrenzt. Ich möchte die Sqären des Kosmos erforschen, sowie deren Niederschlag auf die Welt der Musik. Auch drängt mich mein Wissensdurst danach, die Sprache zu erforschen und daneben neue Sprachen zu erlernen. Ich will die Koiné tief durchdringen und das Attische sowie die Sprache Homers, außerdem habe ich das Verlangen, die Sprache der Hebräer zu erlernen. Ich möchte zum Kern aller Sprache vordringen, zum Kern all dessen, was wir sagen. Doch auch die Stilmittel der Rhetorik sollten mir nicht vorenthalten werden. Wobei ich hierbei nicht von den einfachen Kunststücken spreche, die die Rhomäer als Knaben auswendig lernen, um auf ihrer Agorá billigen Zuspruch bei ihrem Publikum zu erhaschen. Ich möchte in Tiefen vordringen, nicht nur die Breite überfliegen." Er legte eine kurze Pause ein, wie, um die Aufzählung nicht zu lang werden zu lassen. "Der Mensch würde sich in der Welt nicht zurechtfinden, wenn er nicht versucht hätte, sie zu vermessen. Auch dies zu erlernen, ist mein Wunsch. Und mit den Mitteln, die mir die Wissenschaften der Sprache bieten, will ich, angeleitet durch kluge Männer, die Geschichte der Völker erforschen." Wieder legte er eine Pause ein. "Ich weiß, das dies viel ist, was ich begehre. Jedoch habe ich Geduld. Und ich werde die Zeit bis zu meinem Lebensende nutzen, um immer tiefer in die Geheimnisse der Welt vorzudringen. Nun aber, da ich noch jung und unerfahren bin, erhoffe ich mir, gute Meister zu finden, die mich auf einen Weg bringen, der mich weiterführt." Er sah den Epistratos ernst an. Sein Gesichtsausdruck mochte sein hübsches Gesicht noch betonen.
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Auch Nikolaos konzentrierte sich, aller Ablenkung von außen zum Trotz, ganz auf sein Gegenüber. Das Plätschern der Brunnen hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn. Fast alles an Anspannung wich aus ihm und machte wacher Entspannung Platz. Jedoch blieb er wachsam. Er wusste nicht, ob er dem Epistratos trauen wollte, wobei er sich keineswegs zu offensichtlichen Misstrauen hinreißen ließ. "Ich bin seit einiger Zeit Bürger der Stadt Alexandria. Ich war noch nie in ein Gerichtsverfahren verwickelt und bin daher noch nie verurteilt worden, auch wurde in meinem bisherigem Leben nie eine Klage gegen mich geführt." Das stimmte zwar, jedoch war Nikolaos einer Anklage in Athen nur deshalb entgangen, da er zum möglichen Kläger eine verwandtschaftliche Bindung besaß und dieser davon absah, Nikolaos der Rechtsprechung in die Arme zu treiben und ihn stattdessen in die Fremde, aus Athen fort trieb. Doch das musste Tychios nicht wissen. Nikolaos lächelte. Er überlegte, ob er erwähnen sollte, dass er neuerdings das Amt des Strategos Alexandres inne hatte. Eigentlich wollte er davon absehen, doch Nichterwähnung (bei gleichzeitigen Wissens des Epistratos über diesen Umstand) hätte nach falscher Bescheidenheit oder gar Falschheit ausgesehen, als habe er etwas in Bezug auf seine Ernennung (und möglicherweise in Bezug auf den Leumund) zu verbergen. "Durch die Uneinigkeit der Krateiden und der Nearchäer bin ich im übrigen nicht nur Bürger der Stadt Alexandria, sondern habe auch das Amt des Strategos Alexandres inne. Jedoch weiß ich, dass diese Tatsache für das Museion und für dich nicht von Bedeutung ist. Falls du Zweifel haben solltest, ob ich neben der Zeit, die ich für dieses Amt benötige, noch Zeit für Gelehrigkeit finden werde, kann ich dir sagen, dass ich mit dem alleinigen Ziel nach Alexandria gekommen bin, Schüler des Museions zu werden. In mein Amt im Pyrtaneion bin ich gewissermaßen hineingerutscht. Deshalb bitte ich dich, diese Tatsache nicht weiter zu beachten. Wenn du mich als Schüler aufnimmst, möchte ich als Schüler angesehen werden und nicht als Strategos Alexandres. Es gibt aus meiner Sicht einerseits die Polis und andererseits das Museion." Bei diesen etwas längeren Ausführungen fand Nikolaos wieder einmal Gelegenheit, seine klare, elegante und etwas attisch gefärbte Koiné unter Beweis zu stellen. "Ich wollte dir von meinem Amt auch nur deshalb erzählen, um nicht den Anschein zu erwecken, ich hätte dir etwas verheimlicht." Nikolaos lächelte vertrauensvoll. Er machte eine kurze Pause und wechselte dann das Thema. "Selbstverständlich wird das Museion in Rom nicht vergessen. Theodoros sprach voller Begeisterung von diesem Hort des Wissens. Er war es erst, der in mir den Wunsch erweckte, hierher zu gelangen. Außerdem glaube ich, dass er gerne nach Alexandria zurückkehren würde, doch seine Aufgaben, die er in Rom übernommen hat, lassen ihm im Moment nicht viel Zeit." Der Tonfall seiner Stimme war freundlich, als er von der Begeisterung Theodoroi
Sim-Off: ich hoffe ich habe Theodoros gut in eine Art Genitiv umgesetzt
sprach, war beinahe auch etwas begeistertes in seiner Stimme. Er blickte Tychios an und wartete ab, was nun folgen würde.
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Nikolaos trat ein und blickte sich im Raum um. Die feine Eleganz beeindruckte ihn viel stärker als das Monumentale der Aula Regia, in der er an diesem Tag bereits gewesen war. Aber nicht nur seinen Räumlichkeiten, sondern auch sich selbst ließ der Epistratos anscheinend viel Pflege zukommen. "Chaire, Epistratos. Ich danke dir, dass du mich so rasch empfangen hast.", sagte Nikolaos und sah den Epistratos aufmerksam an. Dann nahm er auf dem angeboteten Stuhl Platz. "Mein Name ist Nikolaos Archaos. Auf Empfehlung von Theodoros Alexandreus, der, wie er sagte, einst hier arbeitete, und nun Bibliothekar der Schola Atheniensis in Rom ist, bin ich hier, um um Aufnahme als Schüler zu bitten. Was du für mich tun kannst, ist, mir zu sagen, ob und unter welchen Bedingungen ich Schüler des Museions werden kann.", antwortete Nikolaos freundlich. Ein Lächeln entfuhr ihm. Das Verhalten des Epistratos war das genaue Gegenteil des des zornigen Mannes, der zuvor beim Epistratos gewesen war. Er sah kurz an seinem Gegenüber vorbei, um einen Blick auf das Meer zu erhaschen, dann blickte er Tychios wieder aufmerksam in die Augen.
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Nach einigen Tagen wurde die Tafel wieder entfernt und zwei kräftige Männer, offenbar Steinmetze, schleppten eine Marmortafel herbei. Der Strategos bezahlte diese und wies die Männer an, sie dort anzubringen, wo zuvor die Wachstafel gehangen hatte.
Arché Strategoi
Amtliche oder geschäftliche Briefe an den Strategos Alexandres sind hier abzugeben.Für Beschwerden und Ersuchen bezüglich der Sicherheit und Ordnung in der Stadt und der Stadtwache können Bürger sich hier melden.
Auch Anzeigen und Klagen können hier abgegeben werden und werden dann vom Strategos Alexandres der rhomäischen Rechtsprechung zugeführt.
Besucher melden sich bitte im Vorraum beim Schreiber, falls dieser nicht anwesend ist, werden sie gebeten, an der Tür zur Arché zu klopfen.
Der Strategos Alexandres
Nikolaos Archaos
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Am Eingang zum Vorraum der Arché brachte ein Schreiber schon bald nach der Amtsübernahme eine Tafel an.
Arché Strategoi
Amtliche oder geschäftliche Briefe an den Strategos Alexandres sind hier abzugeben.
Für Beschwerden und Ersuchen bezüglich der Sicherheit und Ordnung in der Stadt und der Stadtwache können Bürger sich hier melden.
Auch Anzeigen und Klagen können hier abgegeben werden und werden dann vom Strategos Alexandres der rhomäischen Rechtsprechung zugeführt.
Besucher melden sich bitte im Vorraum beim Schreiber, falls dieser nicht anwesend ist, werde sie gebeten, an der Tür zur Arché zu klopfen.
Im Auftrag des Strategos Alexandres Nikolaos Archaos geschrieben.
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Nikolaos wandte sich an Timokrates. "Alles Gute zu deinem Amt", sagte er im kameradschaftlichen Ton. Dann flüsterte er: "Es ist gut, das einer von uns dieses Amt inne hat. Wir werden in der Stadt einiges erreichen können." Und dann, noch viel leiser, so dass es wirklich niemand außer Timokrates hören konnte: "Und vielleicht nebenbei auch etwas zur Seite schaffen, für den Fall, das wir uns einmal aus der Politik zurückziehen müssen... ."
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Auf die Worte des Schreibers hin setzte sich Nikolaos und stellte sich auf eine lange Wartzeit ein. Offenbar ging es gerade in der Stege des Epistratos hoch her. Die Streitenden wurden so laut, dass es auch durch die dicke Wand zm Vorraum zu hören war. Plötzlich kam ein Mann aus der Tür gestürzt, für dessen Alter erstaunlich schnell. "Oh, ich bitte um Verzeihung.", sagte Nikolaos höflich, als er fast umgerannt wurde, ging zur Seite, um dem alten Gelehrten Platz zu machen und ließ sich sein Befremden nicht anmerken. "Ich werde in Zukunft aufmerksamer sein."
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"Nun denn, lasst uns rasch zum Serapeion aufbrechen, um diesen trostlosen Ort schnell zu verlassen.", sagte Nikolaos, allerdings gar nicht mal ungeduldig. Ihm schien es zu gefallen, ausgerechnet hier, wo er es am wenigsten erwartet hätte, eine Hellenin zu finden."Wenn du noch länger in der Stadt bleiben möchtest, rate ich dir, eine Sänfte zu beschaffen. Es ist um einiges angenehmer, über den Schmutz hinweggetragen zu werden als durch ihn zu gehen." Er lächelte freundlich. "Auf zum Serapeion, Artoria Medeia." Doch plötzlich war Geschrei zu hören. Nikolaos sah, dass der kleine Sklave der Artoria Medeia sich in einer sehr unangenehmen Lage befand. Trotz seinem Hang zur Hilfsbereitschaft wollte er es aber der Besitzerin überlassen, über das Schicksal des Sklaven zu entscheiden. Jedoch sprach ausgerechnet ihn eine der finsteren Gestalten an. Er sah Artoria Medeia hilfslos und entschuldigend an. Was sollte er tun? Der Zwerg war nur ein Sklave und zudem hatte er sich selbst in diese Lage gebracht. Doch bei seinem Anblick, obgleich dieser lächerlich war, empfand Nikolaos Mitleid. "Der Zwerg gehört zu uns. Aus diesem Grunde möchte ich dich bitten, ihn freizugeben. Er war unverschämt zu dir, das haben wir schon gesehen. Er wird seine Strafe bekommen, und diese wird nicht angenehm ausfallen. Doch es wäre schade, ihn zu zerstören, vor allem, da du von seiner Zerstörung keine Vorteile hast. Wenn du aber nachsichtig bist und mildtätig, und dafür halte ich dich, wirst du Vorteile davon haben, ihn nicht zerstört zu haben." Er sah den Bettler fest in die Augen. Dann zog er einen kleinen Geldbeutel hervor und hielt ihm dem Bettler hin. "Nun gib ihn frei." Er hoffte, Artoria Medeia würde ihm seinen Alleingang bezüglich des Schicksals ihres Sklavens verzeihen.
edit: rechtschreibfehler verbessert
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"Ebenso auch von meiner Seite. Doch ich werde mich auch in Zukunft des öfteren in der Regia melden. Ich danke dir für dein offenes Ohr und für deine Hilfe bezüglich der Ausbildung der neuen Stadtwachen. Vale, Praefecte Aegypti et Alexandriae.", sagte Nikolaos freundlich und ließ sich zu einer leichten, kurzen Verbeugung hinreißen. Dann wandte er sich zum Gehen.
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Nikolaos merkte, dass die Blicke der anderen Pyrtanen auf ihm und Leonidas hafteten. Er beugte sich kaum sichtbar zu Timokrates hinüber und flüsterte, so dass es niemand sonst als Timokrates verstehen konnte: "Die anderen Pyrtanen sehen mich sehr befremdlich an. Es ist sehr verdächtig, wenn wir beiden anderen uns nicht zur Wahl stellen. Das wirkt von vornherein wie Cliquenwirtschaft. Ich werde mich also auch zur Wahl stellen, doch wenn du Archipyrtane wirst, ist es mir auch recht. Ich habe keineswegs vor, dich auszustechen und du weißt, dass wir in jedem Fall zusammenarbeiten müssen." Er hoffte, niemand von den anderen Pyrtanen hatte dieses Flüstern bemerkt. "Ich möchte mich auch zur Wahl stellen."
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"Soweit ich es seinen Worten entnehmen konnte, war er einst am Museion beschäftigt. Leider habe ich kein Empfehlungsschreiben von ihm. Jedoch wollte Theodoros, sobald es seine Geschäfte in Rom zulassen, nach Alexandria reisen. In Rom ist er Bibliothekar der Schola Atheniensis und scheint auch ansonsten reges Interesse an Büchern zu haben. Wenn du möchtest, kann ich ihn in einem Brief um ein Empfehlungsschreiben bitten, wir könnten allerdings auch auf seine Ankunft warten.", antwortete Nikolaos höflich.
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Am Vormittag, also noch vor der großen Mittagshitze, wurde eine Sänfte aus Richtung der Stadt zum Mondtor getragen. Das war nichts besonderes, auch zu besonders frühen oder späten Stunden gingen die Menschen durch die Stadttore ein und aus. Doch diese leichte, schmale und etwas abgeschabte Sänfte wurde von einigen Männern der Stadtwache begleitet, unter anderem von einem, der eine Art Hauptmann darstellte. Dieser schleppte sich zu Fuß neben der Sänfte her, während er sich offenbar mit dem Insassen dieser unterhielt. Ehe die Wachen ihren Halbschlaf beenden konnten, war dieser Zug schon am Tor angelangt. Aus der Sänfte stieg der Strategos Alexandrinos aus. Er runzelte die Stirn, als er das friedliche Bild der schläfrigen Wachen sah. "Der Zustand der Stadtwache ist noch schlimmer, als ich dachte.", sagte er ruhig aber streng. "Doch bald schon werden sich diese Zustände stark ändern." Dem Hauptmann war diese Situation offenbar stark unangenehm. Er schien vor den Worten des Strategos zusammenzufahren. "STEHT AUF IHR FAULEN SÄCKE! WAS IST DAS FÜR EINE HALTUNG? EUCH SO ZU SEHEN IST DEM STRATEGOS WIDERLICH! STEHT AUF UND MACHT EUCH AN DIE ARBEIT!", brüllte der Hauptmann wütend. Offenbar ließ er an den Wachen am Tor gerade das ab, was er seinerseits von seiten des Strategos erlitten hatte. Der Strategos jedoch blieb ruhig. "Lass es gut sein. Die Einstellung dieser Leute wird sich heute nicht mehr ändern. Doch ich werde der Stadtwache in naher Zukunft Disziplin zu lehren wissen." Er ging zu seiner Sänfte zurück und bestieg sie. Der Zug setzte sich wieder in Bewegung. Der Hauptmann ging am Ende. Er sah sich noch einmal nach den Wachen um. Sein Gesicht war rot vor Zorn. Die Trägheit der Wachen hatte ihn offenbar sehr stark gegenüber dem Strategos in Verlegenheit gebracht. "Auch für dich wird sich vieles ändern, Hauptmann.", hörte der Hauptmann aus der Sänfte. Er beeilte sich, wieder auf Höhe der Sänfte zu kommen und der Zug trat den Rückweg in die Stadt an.
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"Keineswegs möchte ich den Vertrag zwischen dem römischen Imperator und der Polis infrage stellen. Deshalb soll die Einreisekontrolle weiterhin Befugnis der Legion bleiben." Nikolaos legte eine kurze Pause ein und musterte den Praefekten. "Wie du dir vielleicht denken kannst, ist die Kontrolle der Einreise über dem Landweg momentan eher dürftig, aufgrund des desolaten Zustandes der Stadtwache. Doch sobald ich die Änderungen, über die wir gesprochen haben, durchgesetzt habe, wird es ständig zuverlässige Wachen an den Stadttoren geben, denen kaum ein Einreisender entgehen wird. Da es dein ausdrücklicher Wunsch ist, gedenke ich für jedes Tor zwei Verantwortliche zu ernennen, die Listen über einreisende Römer führen werden. Diese Listen werde ich dir täglich oder zumindest einmal in jeder Woche übermitteln." Er nickte, was Zustimmung signalisieren sollte. "Noch etwas ist mir eingefallen. Es wäre gut, wenn du mir einen Offizier der Legion für kurze Zeit zur Seite stellen könntest, um fünfzig erwähnten Männern, die ich einzustellen gedenke, sobald das Pyrtaneion mir darin zustimmt, eine angemessene Ausbildung im Umgang mit leichten Waffen und in der Führung von Menschen zukommen zu lassen. Ich wäre dir überaus dankbar, wenn du mir diesen Gefallen tun könntest." Keineswegs brauchte Nikolaos einen römischen Ausbilder wirklich, er hätte auch im Sumpf der Stadt viele Männer gefunden, die womöglich noch besser geeignet wären, der Stadtwache den Umgang mit Waffen beizubringen, doch er wollte in diesem Fall den Eparchos mit einbinden, um ihm noch vorhandenes Misstrauen zu nehmen. Zwar würde er sich dadurch den Unmut einiger Männer im Pyrtaneion zuziehen, die eine enge Zusammenarbeit mit den Römern nicht gerne sahen, doch er wusste, dass im Zweifel der Wille des Praefektens mehr galt. "Die übrigen Teile der Ausbildung, also das Löschen von Bränden und die Aufdeckung von Verbrechen, werden altgediente Mitglieder der Stadtwache übernehmen, wenn du nichts dagegen hast."
edit: koinon mit pyrtaneion verwechselt... und das als mitglied des pyrtaneions...
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Nikolaos betrat den Vorraum. "Chaire", begrüßte er höflich den erstbesten Schreiber, der ihm entgegenkam. "Mein Name ist Nikolaos Archaos, auch bekannt als Nikophileaus Graecus. Ich bin hier, weil ich um Aufnahme als Schüler in dieser ehrenwerten und berühmten Einrichtung bitte wollte. Theodoros Alexandrinos, der Bibliothekar der Schola Atheniensis in Rom, hatte mir empfohlen, mich hier zu melden. Könnte ich zum Epistratos vorgelassen werden mit meinem Ersuchen?"