Rasch, aber immer noch bedächtig erhob sich Nikolaos. Er erhob seine Stimme. Er sprach ruhig und deutlich. Er hoffte, seine Stimme würde im akustischen Raum des Theaters eine Wirkung entfalten, die ihm zu gute käme.
"Mein Name ist Nikolaos Athenos, Sohn des Philon. Sicher werden nur wenige von euch mich kennen, polites alexandrinos. Ich bin gewissermaßen ein unbeschriebenes Blatt für euch. Ich hätte es auch sicher bekannteren Bürgern überlassen, das Amt des Strategos Alexandrinos, welches ich anstrebe, zu übernehmen und zu führen. Nun aber ist die Ekklesia in einer Situation, die unsere Polis gefährden kann. Und es ist eine schlimme Vorstellung für mich, für den, der gerade erst Bürger geworden ist, die Polis in solcher Gefahr zu sehen. Mein Anliegen ist es, unsere Polis im Grunde zu erhalten, wie sie uns von Generationen anderer Bürger übergeben worden ist, jedoch gleichzeit an den Stellen zu verändern, die Veränderung bedürfen. Wir als hellenische Bürger dieser Polis haben die Aufgabe, ja, müssen gar notwendigerweise uns und unser Alexandria gegen die Grobheit und die Gewalt des ägyptischen Pöbels schützen, gleichzeitig müssen wir alles verhindern, was Unordnung und Gewalt in die Straßen der Stadt bringt. Mein Anliegen ist es, dafür als Strategos zu sorgen. Ich möchte der Stadt dienen, die mich, einen Fremden, aufgenommen hat. Euch, Mitbürger, bitte ich darum, mir euer Vertrauen zu schenken und mich tun zu lassen, was ich für nötig halte und was jeder für nötig halten muss, der will, dass unsere Polis noch lange weiter das ist, als was sie berühmt wurde. Ich danke euch." Mit diesem letzten Satz setzte sich Nikolaos wieder. Er blickte sich um, um Reaktionen auf seine Rede zu erkenen.
Beiträge von Nikolaos Kerykes
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"Das ist in der Tat eine Sache, die ich noch bedenken müsste. Ich wäre sehr froh, wenn ich übergangsweise bei dir wohnen dürfte. Sofern unser Plan bezüglich der Ämterverteilung aufgeht und sobald ich ein Sälar für die Arbeit als Strategos beziehe, gedenke ich, mich irgendwo günstig einzumieten, natürlich in für einen Hellenen respektabler Gegend. Doch selbst wenn ich ersteinmal Geld verdiene, würde die Arbeit und eventuelles Beliebtmachen mich mehr kosten, als diese paar lausigen Drachmen. Mit dir kann ich offen darüber reden: Geld bleibt ein Problem für mich." Er griff zum Brot und beschmierte es mit dem Honig, der ihm so gut gefiel. Er fuhr ernst, jedoch freundlich fort. "Darf ich dich fragen, ob du eine Ahnung hast, wie ich in Alexandria schnell und sicher an Geld kommen kann? Mein Problem ist auch, dass ich kein Kapital habe, um ein Unternehmen aufzubauen. Hättest du eine Idee, wer mir da weiterhelfen könnte?" Natürlich war Nikolaos klar, dass er an einen eventuellen Jemand zwar nicht seine Seele, jedoch sein politisches und gesellschaftliches Handeln verkaufen müsste und diesem jemand immer einen Gefallen schuldig bleiben würde. Doch das schreckte ihn erstaunlich wenig ab. Sollte er einst in eine Sache geraten, die seinen Aufenthalt in Alexandria gefährden könnte, würde er so schnell wie möglich abreisen. Das war sein Vorteil, er war ungebunden. Und das Imperium der Rhomäer war groß, irgendwo würde sich ein Schlupfwinkel für ihn finden. Sollte er von seiten der römischen Ämter eines Tages verfolgt werden, würde er kurzerhand ins "wilde" Parther-Land fliehen. Ihm standen so viele Fluchtwege offen, dass er gar keine Skrupel hatte, sich auf Abenteuer einzulassen. Und er wusste, dass es schwer sein würde, ohne krumme Geschäfte in den Angelegenheiten der Polis mitspielen zu können. Er würde sich auf das Wagnis einlassen und abspringen, wenn es zu gefährlich werden würde.
edit: rechtschreibung ist schon so eine sache...
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Nikolaos hatte der Rede des Timokrates gespannt zugehört. Nun bemerkte er, dass der Eparchos Timokrates zuwinkte. War das als Zeichen des Wohlwollens zu deuten? Von den dreien, die Timokrates da genannt hatte, war nur Leonidas eine relativ bekannte Persönlichkeit in der Stadt. Er selbst, Nikolaos, hatte noch nicht einmal einen eigenen Wohnsitz. Timokrates war wohl auch noch nie in der Volksversammlung auffällig geworden. Jedoch schien er einflussreiche Freunde zu besitzen. Nun aber deutete das Winken des Eparchos daraufhin, dass dieser mit den Kandidaten für die unteren Ämter einverstanden war. Oder hatte er jemand anderem zugewinkt als Timokrates? Nikolaos blieb angespannt. Er hätte gerne das Wort ergriffen, um auf sich aufmerksam zu machen und sich den Wählern, für die er bisher nur ein unbeschriebenes Blatt war, vorzustellen, doch er wollte erst Reaktionen anderer abwarten. Er blickte Timokrates und dann Leonidas an. Sein Blick war eine Frage, was jetzt zu tun sei. "Wollen wir die Reaktionen der wichtigsten Männer und mögliche Antworten auf deine Rede abwarten? Oder gleich weiterreden?", fragte er Timokrates flüsternd. Zwar dürfte jedem einigermaßen gescheiten Bürger klar sein, dass die Wahl der Pyrtanen ein einziges Geschacher, Verabreden, Verhandeln und Flüstern begleitete, doch zu offensichtlich wollte er diese Praktik auch nicht betreiben.
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Nikolaos ging auf diese für ihn etwas befremdliche Sitte ein, ohne mit der Wimper zu zucken. "Davon möchte ich ausgehen.", antwortete er und lächelte gewinnend.
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"Ich bin erfreut, dich kennenzulernen, Leonidas. Timokrates erzählte mir bereits von dir." Das war zugeben totum pro pars, wie Römer es ausdrücken würden, Timokrates hatte die Familie des Leonidas erwähnt, nicht diesen selbst. Nikolaos bemerkte, dass Timokrates zu einem weiteren Mann hinübersah, der aber außer Hörweite war, sodass Nikolaos ihn nicht selbst fragen konnte. "Kannst du mir sagen, wer dieser Mann da ist? Er scheint von großer Bedeutung in der Polis zu sein, doch ich muss gestehen, dass ich ihn nicht kenne, da ich gewissermaßen noch fremd in Alexandria bin, wobei mich Timokrates bereits über viele Dinge informierte." Er stellte diese Frage in seiner ihm typischen sauberer und eleganter Koiné, die jedoch bei ihm mit einem leichten attischen Akzent gewürzt war, was sie noch vornehmer klingen ließ. Seine Stimme war für sein junges Alter erstaunlich tief und fest. Sie strahlte etwas vertrauenerweckendes aus, doch Nikolaos Blick hatte etwas undurchsichtiges.
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Nikolaos fragte sich, welche Forderungen der Kyreniker gemeint haben könnte. Oder hatte er die stilisierte Rede des Atheners missverstanden? Nikolaos war durch das, was er vom politischen Leben in seiner Heimatpolis mitbekommen hatte, viel zu abgeklärt, um das Angebot des Timokrates als unethisch zurückzuweisen, zumal Nikolaos eigene Ethik darin bestand, dass er für gut hieß, was ihm selbst guttat. So kam seine Antwort ohne Zögern und im gewohnt selbstsicheren Ton. "Meinetwegen sollst du die dieses Amt erhalten, und ich werde im Rahmen meiner durchaus sehr bescheidenen Möglichkeiten versuchen dazu beizutragen, dass du es bekommst. Sollte unser Bündnis für das Amt das Strategos oder das des Agoranomos noch einen Kandidaten benötigen, würde ich mich gerne zur Verfügung stellen, wobei ich das des Strategos vorziehe. Dass wir zusammenarbeiten müssen, versteht sich beinahe von selbst."
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"Natürlich möchte ich mich selbst eher ungern als Hand oder gar Fuß sehen, es schwebt mir eher vor, eine Untereinheit des Kopfes zu werden.", warf er rasch ein.
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"Ich kann deinen Gedanken nur zu gut folgen.", sagte Nikolaos. "Eine Polis kann nicht ewig von innen faul sein, ohne dass sie einst in sich zusammenfallen wird wie der Brustkorb eines verwesenden Kadavers." Er fuhr sich über das Gesicht. "Kläre mich bitte darüber auf, wie du gedenkst, die Ämter zu verteilen, wer welches Amt übernehmen sollte. Es ist äußerst wichtig, auch auf niederen Positionen fähige Männer sitzen zu haben, denn jeder Teil der Polis muß gut funktionieren, damit das Ganze funktioniert und überleben kann. Es ist wie mit dem Körper des Menschen. Der Kopf ist vielleicht höher angebracht, doch ohne die Füße wäre er gezwungen, da zu bleiben, wo er ist. Und was wären alle Dinge wert, die der Kopf erdenkt, wenn es keine Hände gäbe sie auszuführen?"
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Nikolaos hatte nun Timokrates in der Menschenmenge wiedergefunden. Er winkte ihm zu und bahnte sich einen Weg zum Mann aus Kyrene. Die Menge war, wie üblicherweise auf derartigen Veranstaltungen, die Nikolaos schon aus Athen kannte, laut und aufgeregt. Es wurde diskutiert, geflucht, nebenbei gegessen, und allenthalben kam ein fliegender Händler vorbei, der versuchte, den Bürgern zur Versüßung der Volksversammlung Pfeigen, Datteln, Honig und andere Süßigkeiten anzudrehen. Einige besonders unfeine Menschen hatten sich liegend ausgebreitet und nahmen auf den Stufen des Theatrons alleine den Platz von vier bis fünf Sitzenden ein. Nikolaos meinte, einige sogar schlafen zu sehen. Neben einem solchen Mann hockte ein anderer, der offenbar versuchte, den Schlafenden zu wecken und ihm mitzuteilen, dass nun die Ämter vergeben würden. Endlich war Nikolaos in Timokrates Nähe gelangt. Neben diesem stand ein anderer Mann, mit dem sich Timokrates offenbar gerade unterhielt. "Chaire, Timokrates. Es ist gut, dass ich dich hier gefunden habe." Nikolaos musterte den anderen Mann. "Chaire. Mein Name ist Nikolaos Athenos. Darf ich fragen, wie du heißt?"
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Nikolaos war endlich angekommen. Zwar war der Weg von seinem Quartier zum Paneion nicht weit gewesen, und verlaufen hatte er sich auch nicht, denn zu gut war das Paneion schon von weitem zu sehen, doch in der Hitze war ihm der Fußmarsch sehr lang vorgekommen. Er hoffte, eines Tages reich zu sein, allein schon deshalb, weil er gerne eine Sänfte hätte und die dazugehörigen Träger bezählen würde. Nun aber stand er im Hain. Die kühle Luft empfing ihn wohltuend. Auf verschlungenen Wegen schlenderte er durch den Park. Er kam an umzäunte Gehege. Seltsame Wesen waren hier eingesperrt. Er erkannte das Tier wieder, mit dem er Bekanntschaft bei seiner Ankunft gemacht hatte. Die Schiffe der Wüste lagen träge in ihrem Gehege und fraßen. Nikolaos betrachtete sie ein wenig. Dann ging er ohne Hast weiter. Am Wegesrand wuchsen Gewächse, die er nie zuvor gesehen hatte. An einigen blieb er stehen und sog ihren Duft auf. Alexandria war in der Tat eine wunderbare Stadt. Er würde noch einige Wunder mehr entdecken. In der Nähe des künstlichen Berges, auf dem der Tempel stand, wurden die Wege breiter und bevölkerter. Offenbar hatten mehr Menschen als Nikolaos in der Hitze des Nachmittags die Kühle des Hains um das Paneion gesucht. Fast kam er sich ärmlich gekleidet vor, denn offenbar trugen die hier versammelten Bürger und reichen Nichtbürger ihren Reichtum auf ihren Körpern zur Schau. Manche leisteten sich sogar die Dekadenz schmale Purpurmuster auf ihrer Kleidung zu tragen. Nikolaos wusste, dass dies bei den Römern nur hochrangigen Persönlichkeiten vorbehalten war. Hier war es denen vorbehalten, die es sich leisten konnten. Er kam an den Berg. Der Pfad schlängelte sich angenehm flach hinauf, sodass selbst alte und fußkranke Menschen, sofern sie die Hitze ertrugen, nach oben gelangen würden. Nikolaos blieb an einigen Stellen stehen und sah auf die Stadt hinab. Gewissermaßen kostete er die Vorfreude auf den noch besseren Ausblick aus, den er oben haben würde. Nach einiger Zeit war er auf der Plattform vor dem Tempel angelangt. Er blickte lange Zeit über die Stadt hinweg. Von hier oben wirkte sie noch viel größer, als es ihm in den Gassen und Straßen, auf den Plätzen vorgekommen war. Er ging einmal um den Tempel herum, um die andere Seite der Stadt zu betrachten. Von hier aus konnte er bis zu den ärmlichen Siedlungen im Westen der Stadt blicken. Er setzte sich auf eine Steinbank und genoss ein Gefühl der Freiheit.
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Um eine Straßenecke kam ein junger Mann, oder eher noch Knabe. Er war offenbar allein hier, und er passte nicht so recht in dieses Viertel. Zwar war seine Kleidung ärmlich und ausgeblichen, doch sie schien sauber zu sein. Erwähnte Kleidung bestand aus einem Chiton, die wohl einst smaragdgrün gewesen sein mochte, jetzt aber blassgrün war und somit etwa die Farbe von Salbeiblättern hatte, einer weißen Chlamys, wobei dieses Weiß etwas vergilbt war, und Schaftstiefeln aus etwas sprödem Leder. Um die Taille trug der junge Mann einen einfachen Strick als Gürtel. Sein Gesicht war fein geschnitten und hatte einen Ausdruck inne, der einerseits vornehm war, andererseits auch eine gewisse Arroganz gegenüber der Bevölkerung dieses Viertels zeigte. Seine Haut war heller als die der schmutzigen Ägypter, offenbar war er auch der Abstammung nach Grieche. Er stieg mit einem Ausdruck des Ekels über Kothaufen, Tierkadaver und Bettler hinweg, als habe er keine schützenden Stiefel mit dicker Sohle, sondern ginge barfuß durch jenen stinkenden Morast. Zuerst überquerte er die enge, ungepflasterte Straße ohne Notiz von der Frau zu nehmen, die noch weniger als er hier hinzupassen schien. Dann aber bemerkte er sie. Vorsichtig näherte er sich ihr. "Chaire, edle Frau. Darf ich fragen, weshalb du dich an diesem trübseligen Ort aufhälst? Entschuldige, falls ich dich belästigen sollte, ich sah dich hier sitzen und du kamst mir etwas verloren vor.", sprach der junge Mann die vornehm gekleidete Frau in einem Koine an, das sehr attisch geprägt schien und überaus sauber und deutlich war. "Mein Name ist Nikolaos aus Athen, Sohn des Philon.", stellte er sich vor. Zwar war sein Sprachgebrauch sehr gewählt, doch er blieb dabei elegant und ließ sich nicht zu einer geschwollenen Sprache hinreißen. Nach Ende seiner kurzen Rede sah er die Frau an, eine Antwort erwartend.
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Nikolaus, gerade Neubürger geworden, hatte seine beste Tunika angelegt. Zuvor hatte er sie und seine Stiefel bei einem kleinen Straßenhändler ausbessern lassen. Dafür hatte er fast den ganzen kläglichen Rest seines Vermögens ausgegeben. Nun stand er in der Menge der Bürger. Das Theatron war noch nicht voll besetzt. Er sah sich um. Er meinte, in der Menge und ein gutes Stück von ihm entfernt Timokrates Kyrenaikos gesehen zu haben. Doch der Kopf, der ihm bekannt vorkam, verschwand sogleich wieder, ehe Nikolaus ihm zuwinken konnte. Nikolaus war etwas zu spät gekommen, er hatte einen großen Teil der Eröffnungsrede verpasst. Das fade Gesülze des Decius Germanicus Corvus hatte er noch vollständig miterlebt, und er musste grimmig lachen. Das ist also der neue Praefekt meiner neuen Polis, dachte Nikolaus. Er unterließ es, ihn auszubuhen. Das wäre erstens nicht vorteilhaft gewesen, zweitens fand er allzu heftige Ausbrüche seinerseits unpassend. Er suchte weiter nach Timokrates Kyrenaikos. Neben ihm sah er einen Mann stehen, der sich die Rede offenbar teilnahmslos anhörte. "Entschuldige, darf ich dich fragen, was von diesem Eparchen zu halten ist? Ich bin noch nicht allzu lange in dieser Stadt, muss ich zugeben, daher ist er mir unbekannt."
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"Sofern nichts dagegen spricht, und ich mich nicht wegen Gründen, die vielleicht auftreten sollten, dagegen entscheiden sollte, würde ich mich gerne bereit erklären, Ämter zu übernehmen, falls du sie mir anbieten solltest. Dem Verlauf unseres Gespräches nach zu urteilen, möchtest auch du für die Bewahrung der hellenischen Polis eintreten. Doch lege mir bitte weitere deiner Ziele nahe, damit ich prüfen kann, in welchen Punkten wir noch übereinstimmen. Ich muss gestehen, dass du mir sympathisch scheinst.", antwortete Nikolaus sogleich. Er wusste, dass er sich dabei auf ein Abenteuer einließ, von dem er nicht wissen konnte, wie es enden würde, schließlich war das, was die Römer res publica nannten, immer eine sehr riskante Angelegenheit. Doch gerade das reizte ihn. Sollte es zu gefährlich werden, würde er immer noch Schutz hinter den Mauern des Museions finden, auch wenn dort wohl auch die Intrige wie ein giftiger Nebel zwischen den Säulenhallen durchwehte. Er wusste nicht, ob er Timokrates vollkommen trauen konnte, doch ihm gefiel die Art des Mannes aus Kyrene. "Sag mir, wie heißen diese Familien? Möglicherweise habe ich schon von ihnen gehört." Er griff wieder einmal zum reichhaltigen Essen, das vor ihm stand.
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Und wieder habe ich eine Bitte. Da Sextus Pompeius Antipater in Exilum ist, kann er Nikolaus nicht entlassen. Ich möchte die Sl bitten, trotzdem Nikophileaus den Signaturzusatz "Paedagogus - Sextus Pompeius Antipater" zu streichen. Ein Kündigung findet sich hier.
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Nikolaus blickte Timokrates an, als hätte er eine solche Reaktion auf seine kurze Rede über die Macht erwartet oder gar beabsichtigt. "Ich hätte nicht nur Lust, ein Amt zu übernehmen, ich sehe es vielmehr als Notwendigkeit an, dass ich mich eines Tages um die Angelegenheiten der Polis kümmern werde. Damit die Polis ihre Funktionen erfüllen kann und weiterhin bestehen, müssen sich immer einige Bürger um ihr Bestehen kümmern und sie pflegen. Ich möchte nicht nutzlos hier leben und mich darauf verlassen, dass sich schon Männer finden werden, die Aufgaben der Polis übernehmen." Er legte eine kurze Pause ein, in der er Timokrates wohlgesonnen ansah. "Ich habe die Vermutung, dass du ähnlich denkst. Da ich noch ein Fremder in dieser Stadt bin und nur das über sie weiß, was man von außen wissen kann, möchte ich dich bitten, mir einen kurzen Überblick über wichtige Männer, Ansichten und politische Strömungen zu geben, damit mir ein Einstieg in die Sache der Polis, den ich vielleicht bald nehmen werde, leichter fallen würde."
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"Fanatiker sind meistens schlimm, ganz gleich in welche Richtung ihr Fanatismus ziehlt.", antwortete Nikolaus. "Jedoch möchte ich dir Recht geben in Bezug auf die konvertierten Hebräer, ich hatte vergessen, dass sie die Zugehörigkeit zu ihrer Gemeinschaft zur Verehrung ihres Gottes an ihre Nachkommen weitergeben. " Nikolaus rupfte eine fette, glänzende Traube aus der Traube der Trauben und biss in sie hinein, dass es knackte und süßer Saft in seinen Mund spritze. "Mit der Lustfeindlichkeit der Römer möchte ich dir ebenfalls Recht geben, dies ist auch etwas, was ich an ihnen sonderbar finde. In der Tat gibt es auch freundliche Römer, jedoch ist der Geist, der ihr Gemeinwesen und ihre Kultur durchweht, lustfeindlich, militärisch und gänzlich unbeeindruckt von Bildung, jedenfalls scheint es mir so zu sein." Er griff noch einmal zu den Trauben. "Jedoch hat jeder Staat seine großen Zeiten, die aber vorbei sein werden. Mag auch ein Staat fünfhundert Jahre lang groß sein, im sechsten Jahrhundert gibt es einen, der noch größer ist. Die Römer werden ihre Macht nicht ewig behalten." Er aß noch ein Stück Honigbrot. "Macht, Macht ist eine eigenartige Sache." Er sah nachdenklich drein.
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Nikophileaus ist seit einigen Tagen alexandrinischer Bürger. -->Die Ernennung
Es wäre nett, wenn ihr das in seiner Signatur und im Tabularium aufnehmen könntet. Ich will nicht ungeduldig und aufdringlich scheinen, aber ich wollte vermeiden, dass die Sl das vielleicht bisher übersehen hat.
Vielen Dank! -
"Sind die Ägyper wirklich so roh und zügellos wie man ihnen nachsagt?", fragte Nikolaus und griff, fast automatisch und unwillkürlich, wieder zum Brot und zum Honig. "Nun gut, ich habe auch über das Verhalten und die Eigenarten gewisser Römer schlimme Dinge gehört, gerade die römischen Soldaten sollen, sofern gerade kein Vorgesetzter anwesend ist, der ihnen das abverlangt, was die Römer stolz Disziplin nennen, ich aber dummes stumpfes Gehorchen nenne, grob und zügellos sein, und es soll des öfteren auch in den hellenischen Städten Opfer ihrer Ausschreitungen gegeben haben, doch von den Ägyptern hört man, dass sie die Spitze des Barbarentums darstellen." Nikolaus sah nachdenklich drein. "Wir sollten als Hellenen zusammenarbeiten und den Geist der Polis auch in Alexandria aufrecht erhalten und verteidigen." Nikolaus sah seinen Gastgeber an. "Die Hebräer halte ich nicht für schlimm, im Gegenteil. Es gibt kluge Köpfe unter den Hellenen, die die Art, ihren Gott zu verehren, der Hebräer angenommen haben. Auch glaube ich nicht, dass sie überhand nehmen, da die Römer die Hebräer weniger schätzen als jene Völker, die die Römer Griechen nennen, zu denen du und ich auch gehören. Auch haben die Hebräer eine eigene Kultur, was man vom rohen Pöbel der Ägypter nicht sagen kann. Mir sind die Hebräer lieber als die Ägypter, soweit ich über dies urteilen kann, als einer, der noch nicht allzu lange in Alexandria lebt."
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"So ist es.", sagte Nikolaus. "Deshalb bin ich hier. Zwar hätte ich auch in Athen Studien treiben können, doch der Mensch lebt vom Geist allein sehr ungesund. Es ist nicht gut für einen jungen Menschen wie mich, seine kraftvollsten, schönsten Lebensalter in der Polis seines Vaters zu verbringen, wenn diese Polis so klein und durchschaubar ist, dass er sie schon nach zwölf Lebensjahren voll kennt. Im übrigen gibt es in Athen keine Akademie, die derartig berühmt ist wie das Museion von Alexandria. Bedenke, was für eine gewaltige Bibliothek es hier gibt. Im Vertrauen, es gibt Gerüchte, das in der Anfangszeit dieser Bibliothek deren Bestand zu Ungunsten anderer Poleis erweitert worden ist, in Alexandria liegen möglicherweise noch die Schriften, die in Athen seit Jahrhunderten vermisst werden, doch ich möchte darüber nicht klagen, ich freue mich, diese großartige Bibliothek in Zukunft benutzen zu können." Nikolaus griff zum Brot und tat sich einen Schlag Honig darauf. Dann trank er einen Schluck Wein, selbstverständlich nicht ohne ihn vorher mit Wasser zu verdünnen. "Ich danke dir für die Ratschläge, die du mir gabst. Bei Gelegenheit werde ich einige der Orte besuchen. Allerdings werde ich sicher nicht auf Geldschneider hereinfallen, denn das Geld, welches sie begehren, habe ich nicht." Er lächelte und bleckte die Zähne. "Ist es wirklich so einfach, Bürger der Polis Alexandria zu werden?", fragte Nikolaus. "Falls ja, kannst du mir sagen, wo ich den Gymnasiarch finden kann?" Er griff erneut zum Brot. Wieder hatte es ihm offenbar der Honig angetan.
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"Ich bin hier in Alexandria, um in kürze Studien am Museion aufzunehmen.", sagte Nikolaus, erfreut über das Interesse des Alexandriners. "Im übrigen reizte es mich, in diese Stadt zu ziehen, von der ich bereits viel hörte. Athen ist gegen Alexandria beinahe langweilig und provinziell." Darüber, dass er von Rom hierher gekommen war, erwähnte Nikolaus nichts. In Alexandria, wo auch einige griechische Familien lebten, die seinem Vater bekannt sein mochten, wollte er den Grund seines Fortgangs aus Athen niemandem preisgeben. Alexandria war doch noch, im Gegensatz zu Rom, eine hellenische Stadt. "Kannst du mir einige Orte nennen, die zu besuchen ich auf keinen Fall versäumen sollte?", fragte Nikolaus. Sein Gesichtsausdruck und sein Tonfall zeigten Interesse. Ihm gefiel es , schnell eine Bekanntschaft mit einem Einwohner Alexandrias gemacht zu haben. So würde er leichter hier Fuß fassen können. "Bist du hier eigentlich geboren oder bist auch du, wenn ich es einmal so ausdrücken darf, Einwanderer wie ich?"