Beiträge von Nikolaos Kerykes

    "Ich hätte früher aufstehen müssen, das ist meine Schuld. Du störst nicht, ich muss nur noch meine Schuhe und ein Pallum anlegen, dann können wir aufbrechen." Graecus ging an ein kleines Kästchen aus dunklem Holz und entnahm ihm einen Beutel. Er griff hinein, zog mit den Fingern einige Klumpen einer dunklen Masse heraus, steckte sie sich in den Mund und zerkaute sie."Ich hätte dich fragen sollen, ob du auch etwas davon möchtest. Aber ich denke nicht, dass du diesem Laster nachhängst. Ich benutze es gegen meine Nervenschwäche und aus Furcht, mir im Sumpf der großen Stadt Krankheiten einzufangen. Aber gleichgültig, möchtest du auch etwas Theriak?"

    "Es wäre gut, wenn jemand das Schiff führt, der einen Ruf zu verlieren hat. Er sollte Sergius Epulo, oder Pompeius Antipater oder dir vielleicht bekannt sein, das wäre die beste Vorraussetzung." Graecus Tonfall blieb auf eine freundliche Art kühl. "Doch alle Dinge, die ich dir erzählt habe, sind überhaupt nur Möglichkeiten, meist eher unwahrscheinliche Möglichkeiten. Ich habe drei längere Schiffsreisen in meinem Leben unternommen, auch unter schlechteren Bedingungen als jene, die wir antreten werden, und ich habe sie unbeschadet überstanden. Meine bisherigen Erfahrung mit Seereisen war die, dass es kein Vergnügen ist, doch schlimm würde ich es auch nicht nennen. Möglicherweise kann eine Schiffsreise auch ein Vergnügen sein, das hängt von den Umständen ab. Und von der Dauer. Diese wird für unseren Fall etwa acht Tage dauern, vielleicht weniger, doch sehr wahrscheinlich eher mehr. Was uns im Osten erwartet, weiß ich nicht, doch mit einem Aufenthalt mit einer Dauer von einigen Tagen müssen wir rechnen. Die ganze Reise wird zwanzig bis dreißig Tage dauern, wenn nichts dazwischen kommt. Ich möchte dich übrigens nicht abschrecken. Welchen Vorteil sollte ich davon haben?" Graecus Stimme klang streng, als er diese Frage anführte.

    "Ich könnte kein Schiff führen, auch nicht theoretisch. Und auch habe ich nicht allzu viele Schiffsreisen unternommen, deshalb sind meine Erfahrungen sehr beschränkt.", begann Graecus."Auf einem Schiff bist du als Reisender in erster Linie von der Besatzung abhängig. Ich bin froh, dass wir nicht auf irgendeinem Frachtschiff mitfahren, sondern dass du gewissermaßen das Kommando hast. Auf diese Weise wird uns der Kapitän, wer auch immer das sein wird, vielleicht ernst nehmen. Ich rate dir: Sei freundlich, wenn der Kapitän es ist und dir vertrauenswürdig erscheint, und überlass ihm die meisten Entscheidungen, solange sie dir nicht eigenartig vorkommen. Als Auftraggeber kannst du natürlich nachfragen, als zahlender Mitreisender sollte man das nicht tun. Wenn der Kapitän deinen Befehl nicht ernst zu nehmen scheint, musst du ihn zurechtstutzen. Erwäge dabei gar nicht, dass auch er Gefühle haben könnte und erwäge auch nicht, dass du ihn dessen vielleicht nur fälschlich verdächtigt haben könntest, drohe ihm mit Entzug der Aufgabe das Schiff zu führen und betone ständig, dass du Herrin bist und er nur Befehlsempfänger, wenngleich er parallel an die Mannschaft Befehle austeilt. Wird er zu unverschämt, solltest du, der Mannschaft nicht ihm, Befehl geben, die nächste Küste anzusteuern. Erkläre seine Autorität für nichtig und lasse ihn notfalls irgendwo einsperren. Suche dir dann einen anderen Schiffsführer und setze den alten irgendwo aus. Das kling seltsam und hart, doch sollte es zum äußersten kommen, ist das die einzige richtige Entscheidung. Wenig ist schlimmer als eine kriminelle Besatzung. Doch ich bin sicher, Sergius Epulo wird uns vertrauenswürdige Menschen als Besatzung geben. Mehr Sorgen macht mir das Wetter. Diese Jahreszeit ist zwar nicht die ungeeigneteste, um eine Schiffsreise zu unternehmen, jedoch kann der Wind unberechenbar sein. Mir wäre der Sommer lieber. Ich glaube, wir werden entlang der Küsten segeln müssen, bis an die östliche Küste Siciliae, dann über das offene Meer nach Osten. Aber das wird der Schiffsführer entscheiden." Er machte eine Atempause. "Bei Stürmen, ich bin mir sicher, dass wir mindestens einmal in einen solchen geraten werden, gibt es einen besten Fall und einen schlechtesten Fall. Im besten Fall schaukelt das Schiff heftig, aber es stört dich wenig. Im schlechtesten Fall säuft das Schiff und damit mit Sicherheit auch wir ab. Am wahrscheinlichsten ist, dass wir einige Zeit nicht an Deck werden gehen können. Vielleicht wird es uns Stadtbewohnern den Mageninhalt nach außen befördern, doch diesen Fall habe ich erst einmal erlebt. Glücklicherweise noch nie erlebt habe ich Piraten, doch seit die römische Classis patroulliert, dürften diese selten geworden sein, vor allem nahe der Küsten." Wieder eine Pause. "Ich hoffe, ich habe dich damit nicht gelangweilt oder abgeschreckt. Frag, wenn du noch weitere meiner bescheidenen Erfahrungen hören möchtest." Graecus hatte das alles in einem sehr gleichmäßigem, kühlem Ton erzählt. Er sah Livilla an.

    Graecus ließ sich ins Gras gleiten. Er sog den Duft der Pflanzen um ihn ein, und da war noch ein anderer Duft, den er roch. Er sah Amessis nachdenklich an. Das Gras kitzelte seine nackten Waden. Er sah hinauf zum Himmel. Dann sah er Amessis wieder in die Augen.

    Graecus sah Livilla fest an. Da er saß und sie stand schaute er zu ihr auf. "Ich hoffe meine Frage hat dich nicht gekränkt. Doch ich glaubte, du kämst zu mir, um mir eine besondere untergeordnete Aufgabe zuzuweisen. Aber das scheint nicht der Fall zu sein. Wir werden also morgen die Casa Sergia besuchen." Auf einmal änderte sich sein Tonfall. "Dass ich meine Kenntnisse, worin auch immer sie bestehen mögen, in das Unternehmen einbringen werde, versteht sich fast von selbst, denn andernfalls wäre meine Teilnahme daran überhaupt nutzlos. Zweifelst du daran?" Er machte eine Pause, gab ihr jedoch keine Gelegenheit zum Antworten. "Ich bitte dich, alle Bedenken die du mir entgegenbringst, zu äußern. Das ist natürlich nur eine bescheidene Bitte, ich kann deine Gedanken nicht wissen." Noch einmal veränderte sich sein Tonfall. "Du scheinst mich nicht allein deshalb zu verachten, da ich, feige wie ich bin, geflohen bin. Denn auch bevor du davon erfahren hattest, schienst du mich zu hassen." Er hatte "feige" wirklich im vollen Ernst gesagt. "Ich frage dich also, warum du mich außerdem verachtest. Nur die Sache mit der Feigheit scheint mir an mir selbst verachtenswert. Aber wenn es da noch etwas gibt, würde ich es gerne erfahren." Er schien zu bereuen, danach gefragt zu haben. Für einen Moment hatte er sich ein wenig geöffnet, und nun schien er zu fürchten, es könnte seine Schale ganz zum Aufbrechen bringen. '"Verzeih mir, dass ich danach gefragt habe.", fügte er eilig an. "Es hat mit der Reise ja direkt nichts zu tun."

    "Ich vermute, du irrst. Ich habe keinen Anlass zur Enttäuschung. Aber ich danke dir für deine Umsicht." Graecus saß auf einer Kline, die gegenüber dem Bett stand und schien gerade gelesen zu haben, denn auf seinen Knien lag eine Schriftrolle, weiter zum rechten Stock aufgerollt als zum linken. Graecus saß da, im Schein einer Öllampe, der sein Gesicht blaß aussehen ließ. Er sah Livilla an und sah, dass sie ihn nicht ansah. Livillas Blick schien abschätzend oder abschätzig über die schlichte Einrichtung zu wandern. "Sag mir, was ich zu tun habe.", sagte Graecus in einem nichtssagendem Tonfall.



    "Beides liegt im Königreich Tylus, oder?" Er erwiderte ihren Blick.

    Zitat

    Original von Amessis Vistilia


    Aber sicher, was möchtest du wissen?



    "Ich wollte auch dich fragen, wo du herkommst.", antwortete Graecus.



    Sim-Off:

    verzeih mir den ausrutscher mit dem falschen charakter. ich hoffe anchisotheps beitrag wird schnell gelöscht.

    Zitat

    Original von Amessis Vistilia


    Sie bemerkte natürlich sein zucken, doch sie blieb ganz ohne regung.


    "Wo kommst du her, Nikophileaus?"


    "Ich stamme aus Athenae. Dort habe ich auch den größeren Teil meines bisherigen Lebens verbracht." Graecus sagte dies in einem fast neutralen Tonfall. "Darf ich dir die Gegenfrage stellen?"

    "So ist es. Er war es auch, durch den ich vom Kult erfahren habe." Graecus schien zu beginnen, sich wohlzufühlen. Er ließ seinen Blick über die Einrichtung des Tablinums gleiten, kehrte dann mit seinem Blick wieder zu Amessis zurück. Kaum merklich zuckte sein Mundwinkel. Dann verzog sich sein Mund zu einem ernsten Lächeln.

    Graecus war von der Tempeldienerin hereingeführt worden. "Sei gegrüßt, Cophta. Ich heiße Nikophileaus Graecus. Vielleicht hat dir Pompeius Antipater schon davon erzählt, dass ich gerne vor der anstehenden Reise in den Kult der Isthar eingeführt werden möchte. Möchtest du mir diesen Gefallen tun?"

    "Gut. Ich werde zuvor zum Tempel der Isthar gehen.", sagte Graecus. "Livilla soll mir bescheid geben, wann sie die Casa Sergia aufsuchen möchte, sofern sie auf meine Begleitung wert legt. Valete!" Er drückte Antipater fest die Hand und wandte sich zum Gehen.