Beiträge von Nikolaos Kerykes

    "Ihr Name ist Kerkyra. Sie ist sehr zart gebaut und etwas kleiner als ich. Kerkyra ist schlank, doch hat sehr weibliche Rundungen. Ihre Haut ist fast elfenbeinfarben, ihre Haare haben die Farbe vom Holz der Spanischen Zeder. Sie hat ungefähr mein Alter." Graecus schien erfreut, eine Gelegenheit zu haben, das Mädchen zu beschreiben. "Wenn du erlaubst, würde ich einen Bekannten aus Misenum mit auf die Reise nehmen, um ihn damit zu beauftragen, mir bei der Suche nach ihr zu helfen. Obwohl ich wohl kaum Erfolg haben werde. Es gibt tausende hellenische Mädchen. Und ich weiß nicht einmal mit Sicherheit ob sie noch...." Graecus brach ab und schüttelte den Kopf.

    "Antipater hat Recht. Außerdem könnte ich mich besser darauf konzentrieren, Dione die Reise angenehm zu gestalten, wenn ich nicht allzu sehr mit organisatorischen Aufgaben belastet wäre. Und ich weiß nicht, ob du, liebe Livilla, es mit deinem Stolz vereinbaren könntest, dich einem Ausländer unterzuordnen, sei es auch nur für die Dauer einer Reise. Ich möchte nicht wagen, über deine Persönlichkeit zu urteilen, doch es fällt mir schwer, anzunehmen du könntest es." Graecus lächelte Livilla eisig an. Dann wandte er sich freundlich an Antipater. "Wo können wir den Bruder des Sergius Glaucia finden?"

    Graecus schluckte. Kaum merklich zitterten seine Hände. "Ich wollte sie überreden, mit mir nach Italia zu fliehen. Das hat sie abgelehnt. Was dann aus ihr geworden ist, weiß ich nicht. Ich habe gehört, sie sei von ihrem Vater verstoßen worden und habe das griechische Festland verlassen, noch vor der Geburt des Kindes. Wenn ich dort bin, werde ich mich nach ihr erkundigen. Doch ich glaube, mein Onkel hasst mich mehr als er sie hasst. Zu Recht. Sollte er mich finden, weiß ich nicht, was mir geschieht. Doch noch größere Angst habe ich davor, sie zufällig wiederzusehen, ihr unter die Augen treten zu müssen. Ich würde vor Scham umkommen. Aber es ist unwahrscheinlich, dass ich sie noch einmal sehe. Leider. Aber lass dich dadurch nicht beunruhigen, es wird die Reise nicht gefährden."

    "Es war im Grunde nur eine hamlose Angelegenheit. Eine solche, wie sie in vielen Verwandtschaften vorkommt.", begann Graecus. "Aus der Sicht eines Außenstehenden, für die Tochter meines Onkels und mich war es tiefgehender gewesen. Niemand häte diese Angelegenheit zwischen uns bemerkt, wir haben uns verleugnet, doch dann ist in meiner Lieben etwas herangewachsen. Sie hat geschwiegen. Leider ein schmutziger alter Sklave nicht, er hat mich verraten. Daraufhin machte mein Onkel Anstalten, mich aus dem irdischen Leben zu - entfernen."

    "Allerdings möchte ich eher nicht nach Achaia zurück, da ich vor kurzem erst gezwungen war, sie zu verlassen. Und wenn ich trotzdem dorthin fahren sollte, würde ich mir eine fähige Begleitung wünschen, die mir bei entstehenden Problemen während der Reise zur Seite steht. " Er sah Livilla herausfordernd an.

    "In meinem kurzen bisherigen Leben habe ich insgesamt nur drei längere Seereisen unternommen, die längste davon führte von Athen nach Ostia.", antwortete Graecus. "Bei unruhiger See gibt es tausend Dinge, die angenehmer sind als eine Schiffsreise. Doch ich habe auch die Fahrt von Athen nach Ostia überstanden, und würde sie sicher noch einmal überstehen. Allerdings habe ich Bedenken, mich in Achaia blicken zu lassen, denn es gab in der Vergangenheit etwas, das mir dort unten einige schwer anlasten."

    "Salve Antipater. Ich danke dir für deine Großzügigkeit. Doch sag, welches Problem du hast oder wir haben.", sagte Graecus und sah Antipater ernst an, jedoch freundlich. Dann richtete er einen fragenden Blick an die Scriba Personalis.

    Graecus hinterlegte eine Wachstafel. Er hatte sich bemüht, die Schrift klein zu halten.


    An Sextus Pompeius Antipater
    Vermerk: persönlich


    Lieber Pompeius Antipater
    ich, Dein ergebender Paedagogus, wäre erfreut, Dich bezüglich folgendem in nächster Zeit sprechen zu dürfen. Zum einen möchte ich um etwas Geld für eine neue Tunika bitten. Dies hat jedoch noch einige Tage Zeit. Zum Anderen habe ich Gefallen am Kult der Isthar gefunden und möchte Dich bitten, meine Initiation einzuleiten oder für mich bei der Cophta vorzusprechen. Außerdem frage ich Dich um Erlaubnis, neben meiner Tätigkeit für Dich, mich um eine Anstellung am Cursus Publicus zu bewerben. Da Du selbst dort tätig bist, frage ich Dich, ob neben den Botengängen noch genug Zeit für andere Beschäftigungen (ergo zum Beispiel meine Tätigkeit für Dich) bleiben würde. Sollte das nicht der Fall sein, werde ich von einer Bewerbung vorläufig Abstand nehmen. Ich hoffe, ich belästige Dich nicht mit derart übermäßig vielen Fragen und Forderungen. Verzeih mir dies.
    Ich werde mich auch in nächster Zeit in der Casa Pompeia aufhalten. Wenn Du wieder einmal hier bist, setze mich davon in Kenntnis.


    Nikophileaus Graecus


    postscriptum: Sobald Dione in Rom angekommen ist, gebe mir Bescheid darüber. Entschuldige meine Ungeduld, doch ich interessiere mich sehr für die Künstlerin.

    Zitat

    Original von Des hispanischen Proconsuls verlorner Sohn


    Dass - glaube ich! Nicht nur das. Was mich interessiert ist, was ich lesen könnte, hinsichtlich 'dieses der Polis geliebten Chores' (um dit ma griechenmäßich teutlich machen zu türfen) -.^ ;)



    was meinst du mit dem letzten satz (dem vor der klammer)? interessieren dich quellen oder eben bücher, in denen das näher beschrieben wird? ist das der fall, dann solltest du "Der Mensch der griechischen Antike" lesen, ein Essay-Band herausgeben von Jean-Pierre Vernant.