Beiträge von Lucius Matinius Macro

    Noch immer keuchte ich, aber so langsam kehrte die frische Luft wieder in meinen Körper und ich beruhigte mich etwas. Während ich die Hände auf die Oberschenkel stützte, sah ich den Princeps Prior schweigend und mit festem Blick an. Sollte er doch glauben, was er wollte. Ich würde ihm garantiert keinen Grund dazu geben, mich für ein Weichei zu halten. Langsam richtete ich mich auf und antwortete noch immer bebend atmend, aber mit unverwandtem Blick:


    Ich bin bereit, die Ausbildung fortzusetzen, Princeps Prior.

    Sim-Off:

    In Ordnung, danke Minor. Mal wieder den Tag gerettet :D


    Noch während ich dort stand und der Melodie lauschte, kam an mir ein Offizier vorbei und bedachte mich mit einem unzweifelhaft finsteren Blick. Wie hatte ich den verdient? Kurz blickte ich mich um und erkannte zu meinem Schrecken, dass ich zu weit gelaufen war. Offenbar kannte ich mich in der Castra noch nicht so gut aus, wie ich es hätte tun müssen. Zum Glück war der Offizier so gnädig gewesen, mich nicht sofort zusammenzustauchen. So schlüpfte ich schnell vorbei an der Wachmannschaft hinein in unsere Castra. Erleichtert atmete ich auf, warf aber einen Blick zurück. Wer war das nur, mit dem der Offizier da sprach? Konnte das...? Damals in Kreta... Antipater...?

    Ich hatte ja nichts anderes verdient. Wahrscheinlich hatten meine Hacken nicht exakt so gestanden, dass die Füße 90° bildeten. Oder ich hatte nicht absolut gefühlskalt geschaut, wahrscheinlich auch ein Hindernis beim Kämpfen. Wie dem auch war, ich verstand, dass er meine Kondition testen wollte. Und mit vollem Gepäck würde ich für die Strecke wahrscheinlich länger brauchen als meine tote Großmutter - Iuppiter habe sie selig.
    So schnürte ich mir den Rucksack auf und lief an. Die ersten fünf Runden waren noch mit einem Lächeln gekrönt. Die nächsten fünf wurde es schon schwerer und ich spürte zum ersten Mal in meinem Leben Muskeln, von denen ich noch nicht einmal gewusst hatte, dass es sie gab. Aber eine gute Beinmuskulatur und ein athletischer Podex sollten ja magisch auf die Frauen wirken. Bei diesem Gedanken raffte ich mich noch einmal auf und schaffte keuchend die nächsten fünf Runden. Die letzten Runden waren der Hades auf Erden. Schwarze Kreise wirbelten vor meinen Augen, während ich versuchte, nur geradeaus zu sehen. So langsam hatte ich keine Kontrolle über meine Beine mehr. Sie trugen mich nur noch, ohne dass ich ihre Geschwindigkeit regulieren konnte. Auch wich jegliches Gefühl aus meinem Körper. Ob ich die letzte Runde heil geschafft hatte, konnte ich nicht mehr beurteilen, denn am Ende fiel ich vor Erschöpfung fast in mich zusammen. Mein Oberkörper war vornüber gebeugt und mein Atem ging schneller, als ich es mir je hätte träumen lassen. Ein verdammtes Schwindelgefühl war da und ich hatte das Gefühl, dem Princeps Prior gleich mein Frühstück präsentieren zu müssen.

    Mann, konnte der lärmen, dachte ich mit freudiger Erregung. Aber dass da ein sprechender Springbrunnen vor mir stand, fand ich wiederum nicht ganz so witzig. Aber damit musste ich wohl leben. Also tat ich wie befohlen, machte eine stramme Haltung, dass die Riemen knackten und schlug die rechte Faust mit Schmiss gegen die Brust.


    Jawohl, Princeps Prior!

    Wieder einmal Latrinendienst...
    Der Princeps Prior wusste auch nichts besseres, als Frischlinge wie mich als wandelnde Kloschwämme zu benutzen. Nach einigen Stunden hatte ich zusammen mit einem Kameraden die Latrinen fertig und war dabei, mich zu waschen, als ein seltsames Liedchen zu meinen Ohren drang. Schnell brachte ich die Wäsche zuende, zog mich frisch an und ging dann hinaus auf den Hauptplatz. Wo kam dieses Pfeifen nur her? Und woher kannte ich diese eingängige Melodie? Die Vergangenheit... sicher hatte es damit etwas zu tun...

    Endlich hatte ich eine feste Unterkunft zugeordnet bekommen. Wie im Taubenschlag ging es dort zu, als wir Neuen uns unbeholfen umzogen. Zum Glück nahmen sich die Erfahreneren nach einer Weile schallenden Lachens uns an und zeigten uns die genauen Stellen und Schnallen. Als ich endlich voll ausgerüstet war, spürte ich die lorica segmentata deutlich. Derzeit war das Gewicht noch auszuhalten, aber ich konnte in etwa erahnen, wie das Gewicht am Ende des Tages sein würde. Aber den Gedanken verdrängte ich. Fürs Leiden hatte ich später immernoch genug Zeit. Als alle angezogen waren, liefen wir wieder hinaus zum Exerzierplatz.

    Wir Frischlinge nickten nur pflichtbewusst und griffen dann unsere Pakete auf. Ich sah, dass meine Idee mit dem Scutum als Tablett nicht neu war. Grinsend registrierte ich es, konnte mir ein Kichern aber nicht verkneifen, wenn einer mit weniger Alltagserfahrung die Sachen unbeholfen vor sich hertrug, als trainiere er nicht bei den CU, sondern als Kellner der nächstbesten Taberna. Aber jetzt ging es erst einmal in die Unterkünfte.

    Endlich kam der Schlachter zu seinen Schäfchen. Dieser Princeps Prior sah nach einem Mann aus, der viel Erfahrung in seinem Metier hatte. Wieviele gute Männer diesem Mann zum Opfer gefallen waren, konnte ich nicht einmal schätzen. Aber sicher würde es lustig werden. Nach dem Befehl rannte ich zum Princeps Prior und stellte mich in ein paar Schritt Entfernung im Block auf. Mit mir hatten sich auch andere Frischlinge auf den Platz bequemt und so fühlte ich mich nicht allein mit meiner Nervosität. Alle standen stramm und so tat ich es ihnen gleich.

    Schwer wie Steine waren die Glieder, die an mir herunterhingen. Ich konnte nach dem anstrengenden Training nichts tun außer mich hinzulegen und zu hoffen, dass die Schmerzen verschwinden würden. Lange lag ich auf meiner Pritsche und konnte nicht einschlafen, da ich über viele Dinge gleichzeitig nachdachte, als ich Bewegung neben mir bemerkte. In der Unterkunft brannte noch eine kleine Öllampe und so konnte ich im schummrigen Licht noch erkennen, was sich da neben mir abspielte.
    Unter der Decke erfreute sich mein Quartierkumpan gerade der Freuden seiner eigenen Phantasie. Und das nicht gerade leise. Scheinbar schliefen die anderen.


    He, du..., raunte ich ihm zu. Leise genug, dass es die anderen nicht mitbekamen.


    Er schrak auf. Offenbar hatte er gedacht, auch ich würde schlafen. Mit erschrecktem Gesicht hielt er inne und sah mich an. Er brachte kein Wort heraus. Doch irgendwann wandelte sich das Gesicht etwas und er sah mich leicht verärgert an.


    Entschuldigung, wenn ich dich gestört habe, aber ich dachte, dafür gäbe es bessere Orte.


    Achja?, sagte er mürrisch.


    Welche denn? Seit der Praefect uns nicht mehr aus der Castra lässt, muss hier jeder selbst zusehen wo er bleibt.


    Wie bitte?


    Er sah mich etwas verständnislos an, betrachtete dann meine frische Kleidung und merkte wohl, dass ich völlig neu auf dem Stützpunkt war.


    Ja, schon seit längerem. Es soll der Aufrechthaltung der Moral dienen. Wenn du mich fragst...


    Er lehnte sich weiter vor und flüsterte.


    Wenn du mich fragst, ist das der größte Beschiss aller Zeiten. Noch ein paar Wochen mehr und die Männer brauchen keine Frauen mehr, weil sie sich alle gegenseitig beglücken. Mir wird schlecht, wenn ich daran denke. Nachher enden wir noch wie dieses Griechengesocks.


    Ich nickte ihm nur stumm zu und lehnte mich wieder zurück. Ich wusste zwar, dass ich während der Grundausbildung nicht hier raus konnte. Aber auch als Miles? Die Vorstellung dessen verbannte ich aus meinem Kopf, denn sonst wäre ich in dieser Nacht wahrscheinlich durchgedreht.

    Nenn mich einfach Macro!, sagte ich grinsend und nickte dann.


    Die jungen Offiziere neigen wohl alle dazu, ihre Kompetenzen mit ihrem Phallus gleichsetzen zu wollen. Naja, mir soll es egal sein. Hauptsache wir Probati halten zusammen, dann überlebt sich die Anfangszeit besser.


    Er war mir irgendwie sympathisch.

    Ich bemerkte erst jetzt, dass ich nicht allein auf dem Exerzierplatz war. Mit einem verschmitzten Grinsen bemerkte ich den Fremden, der mich ansprach.


    Salve, ich bin der Probatus Lucius Matinius Macro. Freut mich zu hören, dass ich mit der Suche nach dem Princeps Prior nicht allein bin.

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Na gut, dein letzter Wechsel war letztes Jahr, da will ich mal nicht so sein. Also wieder geändert.


    Ach ja - der Wohnort wäre mit deiner möglicherweise stattfindenden Aufnahme bei den CU sowieso automatisch umgestellt worden.


    Danke. Das wusste ich nicht, naja hättest du dir die Mühe auch sparen können :D

    Dick beladen stand ich nun auf dem Exerzierplatz. Alles Störende legte ich ab, genauso wie die Waffengürtel und legte es zu den anderen Dingen. Schließlich nahm ich wieder meinen alten Gürtel und schnürte ihn mir um. Schließlich wehte ein kühles Lüftchen und der Princeps Prior sollte nicht gleich den wichtigsten Schatz meiner Familie sehen. So stand ich dort und wartete in aller Seelenruhe darauf, dass der Offizier kam. Sicher würde es ein anstrengender Tag werden und ich musste nun jede Minute Freiheit nutzen, die mir noch blieb. Aber in der Aufregung und Vorfreude wurde aus der Entspannung nichts.

    Während der feine Herr weitere Teile auf die Theke stapelte, unterschrieb ich in aller Seelenruhe die Quittung. Als er fertig war, gab ich ihm den Schein und betrachtete den Haufen. Ein weniger gewiefterer Probatus hätte jetzt vielleicht dem Mann etwas zu lachen gegeben. Ich belächelte den Haufen aber nur, zog vorsichtig das Scutum daraus hervos, legte es neben den Haufen und stapelte die Ausrüstung darauf. Die größten Teile unten, die kleinsten oben. Alles was nicht mehr drauf passte, schnallte ich mir um, wie z.B. die Waffengürtel. Schließlich nahm ich mir den Gürtel, der meine Tunika zusammenhielt und verschnürte damit meine Ladung so, dass zumindest nichts mehr gleich herunterfallen konnte.


    Ich wünsche noch einen schönen Tag.


    So nahm ich das Scutum und wäre fast zusammengebrochen. Mit ausdruckslosem Gesicht und dem Versuch eines gewinnenden Lächelns trug ich alles aus der Kammer. Draußen wurden meine Schritte schneller, denn ich wollte so schnell wie möglich zum Exerzierplatz, um die Sachen abzuladen.

    Ohja, der Typ hatte schon bessere Tage gesehen oder fand grundsätzlich nicht das Händchen zum Glück. Nicht gerade ein Frauenschwarm, dachte ich mir. Sollte ich wirklich so fies sein und mich mit Probatus-was-auch-immer anmelden? Eigentlich hätte ich das sehr gern getan, aber an meinem ersten Tag und besonders als Probatus war das sicher das Unklügste, was ich tun konnte. So schaltete ich auf Durchzug und antwortete nochmal wie aus dem Handbuch.


    Probatus Lucius Matinius Macro, ich melde mich wie befohlen zur Waffen- und Rüstungsausgabe!

    Ich nickte dem älteren Miles zu und unterschrieb den Wisch. Wahrscheinlich war das die Unterschrift, mit der ich meinen Arsch nun endgültig an die Urbanen verkaufte. Diese Kleidung würde man mir sicher vom Sold abziehen, wie es bei den Legionen der Fall war.
    Schließlich nahm ich den Berg mit frischer Kleidung und verschwand aus der Kleiderkammer.

    Caecilius Metellus war das also. Und er stand im Rang eines Princeps Prior. Innerlich sagte ich mir das und versuchte es zu verinnerlichen. Und ein anderer Princeps Prior namens Decimus Nepos würde meine Grundausbildung übernehmen.


    Nein, Princeps Prior, das war alles.


    So salutierte ich noch einmal und verschwand dann, um alles zu besorgen, was auf meinem "Einkaufszettel für den kleinen Probatus" stand.