Beiträge von Tiberia Albina

    Albina blickte zunächst kurz zu ihrem Vetter, als er aufstand und dann wieder zu ihrem "Besuch". Sie lächelte weiterhin höflich, nickte dem Fremden zu und meinte dann "Es freut mich, dich kennenzulernen, Purgitius Macer."


    Zum ersten Mal, seit sie den Raum betreten hatte, gestattete sie sich, ihren Gegenüber zu mustern. Zumindest auf den ersten Blick wirkte er nicht unsympathisch. Wie alt mochte er wohl sein? In etwa so wie ihr Vetter, vermutete sie. Nicht, dass es in letzter Konsequenz einen Unterschied machen würde, was sie von ihm hielt. Das würde Quintus entscheiden und Albina hatte mittlerweile soweit resigniert, dass sie sich schlichtweg emotionslos in ihr Schicksal fügte.

    Uns Albina vermutete wirklich bereits, wieso nach ihr geschickt worden war. Sie selbst hatte das Zimmer, das ihr zugewiesen worden war, seit ihrem "Gespräch" mit Quintus so gut wie nicht verlassen, doch die kleine übereifrige Sklavin die ihr das Essen aufs Zimmer brachte und sich auch sonst um ihre Belange kümmerte, war leider gesprächiger als Albina lieb war. Während sie selbst wenig sagte, schnatterte die junge Dienerin stets und ständig vor sich hin und hatte sie auch von dem Besuch eines Senators in der Villa und den Spekulationen über den Grund des Besuches informiert.


    Die junge Tiberierin hingegen ließ die ganze Aufregung recht kalt. Sie hatte damit gerechnet, wenn auch noch nicht so bald. So hatte sie sich bereits zurecht gemacht, als es and er Tür geklopft hatte und sie trat nur wenige Augenblicke, nachdem Quintus nach ihr hatte schicken lassen, in den Raum.


    Sie trug ihre Haare offen, was sie selten tat, aber in einer Landvilla immerhin passender war, als in der Stadt. Und sie wusste, dass sie so oder so, mit offenem oder geschlossenem Haar, gut aussah. Mit einem leichten Lächeln trat sie auf die beiden Männer zu.


    "Salve, Vetter." begrüßte sie zunächst Quintus, dann wandte sie sich kurz an den Besucher. Sie hatte ihn bereits bei irgendeiner Veranstaltung einmal gesehen, wenn auch nur kurz wahrgenommen. "Salve, Senator." begrüßte sie dann den Fremden, dessen Namen sie vorhin zwar schon gehört hatte, aber das Getratsche der Sklavin war wohl kaum Grund ihn damit anzusprechen, ohne dass sie einander vorgestellt worden waren.


    "Du hast nach mir rufen lassen?" meinte sie dann wieder an Quintus gewandt. Und jedes ihrer Worte war freundlich und höflich gewesen. So höflich, dass wohl nur ihr Vetter erkennen würde, was sie wirklich von der Angelegenheit hielt.

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    8o Haben die nichts anderes zu tun, als sich über so etwas aufzuregen? Wäre aufgrund "totaler Geschichtsunkenntnis" ja eh keinem aufgefallen. -.^


    Ich geb dir da vollkommen recht...anscheinend haben die wirklich nichts besseres zu tun. *sfz*


    Wenn ich allein schon lese, wie er solche Vorkommnisse auf den unzureichenden Geschichtsunterricht schiebt, könnt ich mich echt aufregen. Auch wenn das wohl kaum in seinen Kopf reingeht, so beschäftigt man sich im Geschichtsunterricht noch mit mehr als dem Zweiten Weltkrieg, der ohnehin schon einen ziemlich großen Anteil des Lehrplanes ausmacht... Hingegen sucht man die Antike in den Rahmenplänen der Oberschulen fast vergeblich. *grummel*


    Ich hab immer das Gefühl, dass das einzige was die beim Zentralrat machen, ist, dass sie sich über eben solche "Geschmacklosigkeiten" etc. zu mockieren. Als bräuchte ein solches Organ keine wichtigeren Aufgaben.

    Albina blickte Quintus nicht an, sondern betrachtete weiterhin die Wandmalereien, hörte und spürte eher, dass er zum Tisch hinüber kam, als sie dies es wirklich sah. Deshalb konnte auch er das kurze Aufflackern der Überraschung in ihren Augen nicht sehen, als sie seine Worte hörte. Doch so schnell es gekommen war, so schnell war es auch wieder verschwunden.


    Sie wandte sich mit nichtssagendem Blick zu Quintus um, und blickte ihn an. Oder vielleicht doch eher durch ihn hindurch.


    "Wie du wünscht.", war alles, was sie sagte. Dann wandte sie den Blick von ihm ab, auf den Schreibtisch, der nichts enthielt, was sie interessierte sondern nur eine Möglichkeit bot, irgendwohin zu schauen. "Sonst noch etwas?" Sie wusste nicht, ob es Kraft oder Resignation war, was ihr ermöglichte all das so emotionslos über sich ergehen zu lassen, aber die Kälte, die derzeit ihr Inneres beherrschte war sicher eine Unterstützung.

    Ihre Tunika war an einigen Stellen schon feucht von den herabfallenden Tränen, die sich den Weg von ihren Lidern über ihre Wangenknochen und letztlich ihr Kinn gebahnt hatten. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte. Die ganze Situation war völlig anders verlaufen, als sie es sich vorher ausgemalt hatte. Nie hätte sie gedacht, dass sie am Ende doch wieder die Verliererin sein würde. Dass sie weinend, schwach und kraftlos auf dem Boden sitzen würde, während Quintus das anscheinend einzig und allein als unpassend empfand.


    Mit viel Mühe wischte sie ihre Tränen an dem Ärmel ihrer Tunika ab, versuchte weitere krampfhaft zu unterdrücken und atmete ein paar Mal möglichst ruhig ein und aus. Benimm dich wie eine Römerin, hallten Quintus Worte in ihrem Bewusstsein wider. Sie hasste ihn für jedes einzelne dieser Worte. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, aber in diesem Moment tat sie es. Doch es spielte keine Rolle. Es würde nichts an ihrer Situation ändern.


    So würdevoll wie irgendmöglich erhob sie sich, auch wenn Quintus sie nicht einmal anblickte sondern zum Fenster hinaus. Ja, sollte er sich nur von ihr abwenden, dachte sie bitter. Es kümmerte sie nicht mehr. Zumindest redete sie sich dies ein.


    Als sie dann wieder aufrecht stand, entschlossen lieber die Wandmalereien als Quintus Rücken anzustarren, meinte sie nur kurz zwischen zusammengepressten Zähnen. "Nun gut, wie du wünscht, l i e b e r Vetter. Gibt es sonst noch etwas, was ich für dich tun kann?"
    Albina hatte aufgegeben. Sie würde nicht wieder aufbegehren. Vielleicht nie wieder, dachte sie dann. Es gab nichts mehr, für was es das wert gewesen wäre. Ihrem Vetter würde sie fortan mit eben jener Kälte strafen, wie er sie soeben behandelt hatte. Solch eine Kälte, da war sie sicher, konnte niemand aufbringen, dem sie nur irgendwie etwas bedeutet hätte.

    Stille...kein Wort, keine große Regung, nichts dieser Art kam von ihrem Vetter. Nur vorsichtig umfasste sie die Klinge des Dolches, dessen Metall unerwartet kalt in Albinas Hand ruhte. Sie hatte nicht einmal genau hinschauen müssen, um zu wissen, um welchen Dolch es sich dabei handelte. Er zeigte ihn ihr nicht zu ersten Mal, doch es war das erste Mal, dass sie ihr eigenes Schicksal mit diesem Dolch in Verbindung brachte. Was wollte ihr Vetter ihr sagen? Dass sie keine großen Worte verschwenden sollte, sondern einfach handeln? Oder dass er das Los junger Patrizier nur zu gut verstand und sie damit daran erinnern wollte? Dass der Wunsch nach dem Tod letztlich selber handeln hieße?


    Albina war sich etwas unschlüssig darüber, blickte aber während all ihrer Gedanken nur den Dolch an. War er Erlösung? Oder Frevel gegen die Götter? War er ihr Ende oder Teil einer Erkenntnis?
    Beinahe liebevoll strich sie mit den Fingerspitzen ihrer Rechten Hand über die Verzierungen. Welch eine Macht ein noch so schönes, kleines Kunstwerk doch haben konnte, dachte die junge Tiberia verwundert.
    Ja, vielleicht war es das. Vielleicht sollte das Alles jetzt ein Ende haben. Warum auch nicht? Was hielt sie hier noch? Was erwartete sie denn schon?
    Sie nahm die den Dolch in die Hand und setze die Klinge über ihrem Brustkorb an, genau zwischen ihren Brüsten, wo ihr Herz, Ursprung all ihres Schmerzes, lag, erhöhte den Druck und hielt den Atem an.
    Als der Dolch den Stoff ihrer Tunika durchdrang und sie die Kälte des Metalls auf der Haut über ihrem Herzen spürte, zögerte sie.


    Sie tauchte aus ihrer eigenen kleinen Welt wieder auf und nahm erst jetzt alles um sich herum wieder wahr. Sie hob den Kopf, und blickte vom Dolch zu ihrem Vetter. Ihre Augen voll Unsicherheit und Verwirrung. Der Dolch entglitt ihrer Hand und fiel klirrend zu Boden. Nur Augenblicke später folgte Albina ihm und ließ sich auf die Knie sinken. Tränen strömten über ihr Gesicht... "WAS?" schrie sie dann. "Was willst du denn noch von mir???" Ob sie damit Quintus meinte, ihr Schicksal oder die Götter selbst blieb unklar.

    "Pflicht, Pflicht, Pflicht!!!" spie Albina das Wort beinahe aus. "Ich kann es nicht mehr hören. Ich will es nicht mehr hören!" Sie fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht und stand dann auf, weil das Sitzen ihren ganzen Emotionen nicht so richtig gerecht werden wollte.


    "Als wäre nicht alles, was ich in der letzten Zeit getan habe, meinen Pflichten nachzukommen gewesen. Ich habe gehorcht, gekuscht und fein dabei gelächelt. Und das, obwohl es mir immer schlechter ging. Ich immer mehr an meinem eigenen Schicksal einzugehen drohte. Dennoch hab ich doch alles getan, was du wolltest, oder nicht? Sag es mir, wenn nicht, dann habe ich deine Wünsche falsch verstanden!"


    Sie trat zwei Schritte näher zu Quintus heran, war aber immer noch ein Stück von ihm entfernt. "Habe ich Verres nicht ziehen und sterben lassen? Bin ich nicht mit ins Castellum gegangen? Habe ich nicht brav in Rom gewartet, bis du aus dem Krieg zurückgekehrt bist? Habe ich der Verlobung mit diesem Senator nicht zugestimmt, wider aller meiner Wünsche?" Sie stützte sich mit einer Hand an der Kante des großen Schreibtisches ab, weil ihr langsam die Kraft für all diese harten Worte und Streitereien ausging. Langsam fragte sie sich, warum sie sich überhaupt noch aufbäumte. Warum nicht einfach resignieren? Was gab es denn noch, wofür sich das kämpfen lohnte?


    Leiser, wenn auch mit ernster, fester Stimme meinte sie dann in einem Ton, der keinen Zweifel an der Aufrichtigkeit ihrer Worte aufkommen ließ : "Quintus, vielleicht wirst du es mir nicht glauben, aber dieses Schwert zu nehmen und mich mit dem Tode zu strafen, ist für mich mittlerweile kaum mehr als Strafe zu betrachten. Vielleicht wäre ich dir sogar dankbar dafür..." Dann erstarb ihre Stimme und sie bereute, dass sie ihm diese düstere Seite ihres Herzens offenbart hatte. Doch was gesagt war, war gesagt.

    Albina richtete sich etwas mehr auf und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. Ja, es schien ihr wirklich soweit gut zu gehen. Sie wusste nicht einmal, warum sie ihr Bewusstsein verloren hatte. Vielleicht der Rauch, vielleicht die Hektik oder der Schock... wer wusste das schon.
    Als sie hörte, dass soweit alle in Sicherheit waren, atmete sie erst einmal erleichtert aus. "Den Göttern sei dank."
    Arvinias Sorge um die eingeschlossenen Sklaven teilte sie dann auch. Hoffentlich, betete sie innerlich, war niemand zu schaden gekommen.
    "Können wir denn garnichts tun?" fragte sie ihre Cousine dann. Es war schrecklich zu sehen, wie diese Naturgewalten tobten, ohne dass man auch nur das geringste hätte tun können. Was hatte man den Göttern bloß getan, um solchen Zorn zu wecken?

    Nur wenige Tage später erreichte ein weiterer Sklave der Villa Tiberia mit einem Brief für Aurelius Avianus die Villa.


    An
    Tiberius Aurelius Avianus
    Villa Aurelia
    Roma




    Salve Tiberius Aurelius Avianus,


    ich danke dir für deine Nachricht und dein ausgesprochenes Beileid. Mit Appius Tiberius Iuvenalis hat unsere Familie einen guten Römer und freundlichen Menschen verloren.
    Auch deshalb werde ich gerne meinen Teil des Erbes annehmen, worüber ich dich hiermit in Kenntnis setzen möchte. Um deine Fragen zu beantworten, so werde ich in der vorgegebenen Frist das erwähnte Alter erreichen und auch, so die Götter wollen, verheiratet sein. Eine Verbindung ist bereits geschlossen, wenn auch noch kein genauer Termin für die Hochzeit festgelegt.
    Sobald sich diesbezüglich etwas ändert, werde ich dir erneut schreiben, damit den Formalitäten genüge getan werden kann.



    Vale,



    Tiberia Albina

    Hätte sie gewusst, was ihre Abreise aus Mantua für Folgen gehabt hätte, vielleicht hätte sie den Schritt noch mal überdacht. Aber dafür war es nun zu spät und die daraus entstandenen Folgen erachtete sie für schlichtweg ungerechtfertigt. Vielleicht, dachte sie nach einigen Momenten des Schweigens, hatte sie sich getäuscht und Quintus schwieg aus eben den gleichen Gründen wie sie. Die Stimmung war eisig,die Blicke, die sie einander schenkten ebenso. Was sollte das werden? Ein Machtspielchen, wer am längsten schweigen konnte? Das könnte Jahre dauern, so wie Albina gerade gelaunt war und dazu hatte sie noch weniger Lust, als auf die vermutlich folgende Unterhaltung. Also seufzte sie nur kurz und meinte dann. "Ich dachte beinahe, du würdest mir erzählen wollen, was in dem Brief steht. Aber wenn dem nicht so sein sollte, dann von mir aus. Ich habe in der ganzen Angelegenheit ja ohnehin nichts zu sagen." meinte sie dann leicht verbittert und der Vorwurf war wohl kaum zu überhören.


    Und nun, da das Schweigen gebrochen war, flossen die Worte fast wie von selbst über ihre Lippen. "Aber weißt du, was mich wirklich interessieren würde, Quintus?" fragte sie dann noch immer mit Kälte in ihrer Stimme. "Warum um alles in der Welt du mir deinen dummen Grobian von einem Diener hinterhergeschickt hast. Hausarrest? Ich bin doch kein Kind mehr! Dazu hattest du kein Recht. Ich bin keiner deiner Sklaven oder Soldaten, die tun oder lassen, was immer du ihnen befiehlst. Vergiss das nicht immer. Reicht es nicht langsam? Reicht das alles, was du von mir erwartest nicht schon aus? Du hast mir Verres genommen! Und ich nahm es hin..." sprach sie weiter und wusste, dass sie sich mit dieser Aussage auf sehr dünnes Eis begab.


    "Und nun ist er tot... reicht das nicht? Nein, du verheiratest mich mit irgendeinem Möchtegern-Senator... Ohja, er ist ja von so hohem Stand, noch dazu angesehener Senator. Das ist ja Grund genug mich an den nächstbesten zu verschachern. Aber meinetwegen. Ich habe mich gefügt, auch wenn alles in mir, mir sagt, dass es ein Fehler war. Und dann lebe ich Tag ein Tag aus im Castellum. Unter einer Horde Soldaten, denen ich aus dem Weg gehen muss, weil sie unter Stand sind. Aber ansonsten gibt es nichts, NICHTS in diesem Castell, was mich beschäftigen könnte. Und dann, wenn ich fahre, weil ich einfach wieder nach Rom will, da schickst du mir Titus hinterher? Stellst mich unter Hausarrest? Titus hat kein Gefühl für Anstand oder Höflichkeit! Er kommt unangemeldet in mein Zimmer, beleidigt meine Besucher, widerspricht den Wünschen von Durus... mit welchem Recht?" Sie machte nur eine kurze Pause und schluckte, weil die lange Rede sie anstrengte und sie während dieser immer mehr in Fahrt geraten war.


    "Und nun? Nach Wochen bequemst du dich hierher und lässt mich herbringen wie das letzte Gesinde. Zu Fuß an der Seite von Titus... und schweigst mich an?Strafst mich mit Blicken? Ich habe es satt, Quintus, so satt. Tu, was immer du zu müssen glaubst. Aber glaube nicht, dass es mich rührt. Ich bin schon lange nur noch das, was andere von mir wollen. Du hast alles genommen, was mir Freude gemacht hat. Also was, frage ich dich, WAS willst du mir noch anhaben können?" Sie starrte ihn an, kalt und dennoch leicht entsetzt darüber,dass all die Dinge, die sie in der letzten Zeit nur zu denken gewagt hatte, jetzt ausgesprochen waren. Vielleicht, dachte ein kleiner Teil in ihr, war sie zu hart gewesen.Vielleicht hatte sie übertrieben. Aber jetzt, in diesem Moment, war es für sie die Wahrheit. Sie war zornig, und das war die stärkste Emotion, die sie seit langem empfunden hatte.

    Ein wenig ärgerte es Albina schon, dass Quintus sie so lange ungerührt stehen ließ, zeigte es aber nicht. Die Stimmung in dem Tablinum war eisig und Albina sah es nicht ein, etwas dagegen zu tun sondern harrte einfach trotzig aus.
    Auf seinen Wink hin, setzte sich Albina auf den Stuhl vor ihr und meinte nur kühl "Aha.", obwohl bei der Nennung von Furianus Namen sich unzählige Gedanken in ihrem Kopf überschlugen. Worum konnte es wohl gehen? Er würde es ihr sicher sagen, ob sie es wissen wollte oder nicht... Und ein Teil von ihr wollte es unbedingt wissen.

    Achja, Waganan war es gewesen. Nunja, immerhin war sie recht nah dran gewesen, dachte Albina dann amüsiert.
    "Waganan also, nun gut, ich werde es mir merken." sprach sie dann in einem freundlichen Ton weiter. Warum er einen Namen bekommen hatte, der "Karren" bedeutete, interessierte sie in diesem Moment nicht. Sie war vielzu neugierig auf den Fremden, der ab nun ihr Sklave sein würde. Sie hoffte, sie würden sich gut verstehen. Seit Verres hatte sich ihr Verhalten Sklaven gegenüber sehr geänderte. Wenn sie nicht unbedingt musste, bestrafte sie diese nicht und war auch sonst, soweit es sich den Konventionen fügte, so freundlich es ging.
    "Wie ich den Maiordomus kenne, hatte er dich sogleich zu mir gebracht, und dir noch keine Kammer gegeben. Darum werden wir uns später kümmern. Da ich die Menschen, die ich um mich habe, gern einschätzen kann, würde ich gern etwas mehr über dich erfahren. Bist du als Sklave geboren oder zu einem geworden? Und wo kommst du her?"

    Gerade noch hatte Albina auf eine Antwort des Soldaten gewartet, als ihre Cousine sich an diesem vorbeischob und auf einmal vor ihr auftauchte. Albina erholte sich langsam und war mittlerweile wieder soweit bei Kräften, dass sie sich leicht aufrichtete und auf den Ellenbogen abstützte und kurz zur brennenden Villa hinüberschaute. Dann wandte sie sich zu Arvinia.
    "Ja...ja, ich denke es geht mir soweit so gut." Sie blinzelte kurz eine Strähne, die ihr ins Gesicht gefallen war, weg und fragte dann: "Was ist mit den anderen? Sind alle in Sicherheit?" Sie sendete ein Stoßgebet zu ihrer presönlichen Lieblingsgöttin Iuno, dass keinem ihrer Lieben etwas geschehen sein mochte.

    Albina saß in einem der Korbstühle, die in ihrem Zimmer standen und hatte sich zur Tür umgewandt, als es geklopft hatte. Nun, da sie mit ihrem neuen Sklaven allein war, musterte sie diesen neugierig. Er war, dafür, dass er als Germane angepriesen worden war, ungewöhnlich klein. Für schwere körperliche Arbeiten wohl kaum zu gebrauchen. Doch irgendwie hatte er etwas sympathisches an sich gehabt und so war Albinas Entscheidung recht schnell gefallen.
    "So... da bist du also." meinte sie dann freundlich. "Wie war dein Name nochmal? Wa...Wa..." sie grübelte," Wagulin?" Sie konnte sich daran nicht so recht erinnern, war der Name des Sklaven in der Regel etwas, was bei seinem Verkauf eine unbedeutende Rolle spielte.


    MAIORDOMUS
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    Achja, das war es also gewesen, woran sich der Maiordomus gerade nicht mehr so recht hatte erinnern können."Achja, stimmt. Mir wurde deine Ankunft angekündigt." meinte er dann weder überaus freundlich noch überaus unfreundlich. Er überlegte einen Moment, was er mit dem Neuankömmling machen sollte. Gleich in eine der Kammern schicken? Wohl eher nicht. In der Regel wussten die Herrschaften am Besten, was mit ihren Sklaven passieren sollte. "Folge mir, ich bringe dich zu deiner neuen Herrin."


    MAIORDOMUS
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    Kurze Zeit später stand der Maiordomus gefolgt von dem Neuankömmling vor dem Zimmer der domina Albina. Er klopfte kurzer Hand und auf das sogleich folgende "Herein." von seitens der Tiberierin, öffnete er die Tür, trat vor und erklärte : "Herrin, dein neuer Sklave wurde soeben geliefert." Dann blickte er kurz zu Albina, um sicher zu gehen, dass sie keine weiteren Anweisungen hatte und zog sich auf ein Handzeichen ihrerseits hin zurück. Nun würde der Neuankömmling allein zurecht kommen. Aber, dachte der Maiordomus dann, hatte er es noch recht gut getroffen. Die domina Albina war eine gutmütige und milde Herrin, wenn man sich nur seiner Stellung entsprechend benahm.


    MAIORDOMUS
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    Der Maiordomus hatte gerade einen der Sklaven angeraunzt, der anscheinend nutzlos in der Gegend herumstand, als er es am Seiteneingang klopfen hörte. Sklaven von heute waren auch nicht mehr das, was sie mal waren, dachte er mürrisch und schritt zur Tür, um nachzusehen, wer dort klopfte.


    Als er öffnete, fand er einen recht kleinen Mann, mit hellblauen Augen und hellbraunen Haaren. Das war kein Römer, das war schon mal klar. Nach seinem Äußeren schließend, handelte es sich um einen Sklaven. Hatte man ihm nicht letztens irgendwas von einer Neuanschaffung erzählt? Er konnte sich nicht so recht erinnern, war er doch nicht mehr der jüngste.


    "Salve. Wer bist du und was willst du?" fragte er daher zunächst einmal recht neutral.

    Die Worte des fremden waren das erste, was wieder wirklich in Albinas Bewusstsein durchdrang. Sie spürte, wie das Leben wieder in ihre Glieder fuhr, streckte kurz ihre Beine, hob dann ihre Hände und fuhr sich langsam durchs Gesicht. Sie horchte in ihren Körper hinein, konnte aber keine Schmerzstelle ausmachen.
    "Ja... ich...ich glaube es geht mir gut." meinte sie dann mit noch schwacher, leiser Stimme und musterte den über sie gebeugten Soldaten. Sie war ohnmächtig geworden? Achja, das Feuer... sie wollte sich aufrichten und schauen, was in der Villa vorging, verwarf den Gedanken aber schnell, da sie merkte, dass ihr sogleich wieder leicht schwindelte. Sie fasste sich mit der Hand leicht an die Stirn und wandte sich wieder zu dem Soldaten. "Was ist mit ...mit den anderen? Sind alle in Sicherheit?"