An
Lucius Flavius Furianus
Proconsul Provincia Hispania
Villa Proconsularis
Tarraco
Hispania
Mein lieber Verlobter,
ich hoffe, wie stets, dass es dir gut geht und die Götter dich auch weiterhin schützen. Vergib mir, dass seit meinen letzten Zeilen an dich schon wieder viel zu viel Zeit ins Lang gegangen ist. Zunächst möchte ich erneut deine Sorgen um mich und mein Wohlbefinden mindern, indem ich dir schreibe, dass ich wohlauf bin. In den letzten Tagen ist viel geschehen. Wie du sicher gehört hast, ist mein Vetter Vitamalacus endlich mit der Prima aus diesem unseeligen Krieg zurückgekehrt und, dafür danke ich den Göttern, sowohl er als auch seine Verlobte sind noch dazu unversehrt.
Diesem Umstand ist es auch zu verdanken, dass ich diese Zeilen nicht in meinem geliebten Roma verfasse, sondern in Mantua. Vitamalacus hat mich aus Rom mit nach Mantua genommen, wo ich nun in Gesellschaft seiner Verlobten und seiner Schwester meine Tage überwiegend im Praetorium verbringen werde. Ich kann mir vorstellen, dass du dich darüber sorgst, dass ich nun vorübergehend hier im Castellum lebe. Doch diese Sorge ist unbegründet. Vitamalacus wollte mich in seiner Nähe wissen, bis er mich in deine Hände gibt und war der Meinung, sich hier besser um mich kümmern zu können. Natürlich fehlen einer jungen Frau, noch dazu einer von Stand wie ich es bin, hier viele Möglichkeiten der Unterhaltung und auch die Bewegungsfreiheit ist hier eine deutlich andere als in Rom. Viele Teile des Castellums sind natürlich für mich nicht betretbar und so werde ich meine Tage hier wohl überwiegend im Praetorium selbst verbringen oder mit den anderen hier lebenden Frauen Ausflüge nach Mantua selbst machen. Ja, und keine Sorge, wie werden uns nicht ohne nötigen Schutz bewegen. Doch letztlich freue ich mich hier zu sein, heißt es doch, dass unserer Hochzeit, nun, da mein Vetter wieder da ist, nichts mehr im Wege steht.
Doch nun zu dir. Wie geht es dir, mein Liebster? Läuft in Hispania alles nach deinen Wünschen? Meine Vorfreude auf diese noch so fremde Provinz steigt Tag für Tag. Und durch die Vorstellung, sie an deiner Seite zu entdecken, wird sie noch um vieles gesteigert. Hier in Italia setzt langsam der Frühling ein. Die schönste Jahreszeit, wenn du mich fragst. Sie ist so durchweg positiv. Die Zeit für neue Anfänge, für Träume und für Hoffnungen. Die Knospen blühen langsam auf, die Luft wird milder und die Menschen wieder freundlicher. Sag mir, mein lieber Verlobter, wie ist der Frühling in Tarraco? Ähnlich wie hier? Noch schöner oder nur annähernd so schön? Ich sitze hier am Fenster meines Zimmers, blicke in das Peristyl, ein milder Wind weht mir durchs Haar und ich frage mich, was du wohl gerade in diesem Augenblickt tust. Ich gebe dem Wind einen Kuss an dich mit. Vielleicht wird er ihn ja bis nach Tarraco tragen...
Schreibe mir, ob er angekommen ist.
Die Götter mögen dich Schützen, mein Liebster,
deine Albina
Familienwertkarte