Beiträge von Tiberia Albina

    Sie war unendlich glücklich. Für diesen Moment, für diese eine Nacht wollte und konnte sie alles andere außerhalb dieses Zimmers ausschalten. Sie richtete sich kurz noch einmal auf ihrem Ellenbogen auf und küsste Verres mit aller Liebe die sie empfand. Wer wusste schon, wann sie diese Möglichkeit wieder haben würden.
    Dann legte sie sich langsam wieder hin, ihren Kopf auf seine Brust gebettet und seinem Hezschlag lauschend. "Ich liebe dich." flüsterte sie leise.
    Dann schloss sie die Augen und von seinem Körper gewärmt und durch seine Anwesenheit geborgen ,schlief sie schon kurze Zeit später ein.

    Noch immer leicht beschämt, war sie doch mehr als glücklich über seine Reaktion. Er schien ihre Unsicherheit zu spüren. Doch anstatt sie zu belächeln oder gar zu bedrängen schien er sie zu verstehen.
    Als er neben ihr hockte und dann seine Hand nach der ihren ausstreckte, nahm sie diese bereitwillig an. Sie wollte ihm zeigen, was sie für ihn empfand und wie sehr auch sie seine Nähe suchte. Albina nahm seine Hand, führte sie sanft zu ihrem Gesicht um dann zärtlich seine Handfläche zu küssen.


    "Verres..." wie sollte sie etwas aussprechen, von dem sie nicht einmal genau wusste was es war. Wie sollte sie ausdrücken, was ihr sein Verhalten bedeutete. Sie entschied sich für ein einfaches, liebevolles "Danke."


    Sie wusste nicht, ob das was sie nun fragte merkwürdig war oder wie er es aufnehmen würde, aber sie hatten von Anfang an offen gesprochen und das wollte sie jetzt nicht ändern. Sie rückte auf ihrem Bett zur Seite, sodass genug Platz entstand.
    "Kannst du sich nicht vielleicht einfach zu mir legen, bis ich eingeschlafen bin?" fragte sie zögernd aber liebevoll.

    Ihr Herz hatte ihm schon in dem Moment verziehen, als sie erkannt hatte, dass er es war der ihr zimmer betreten hatte. So quittierte sie seine Entschuldigung nur mit einem kurzen Nicken.


    Er fühlte sich so warm und stark an. Sie glaubte in seinen Armen Alles vergessen zu können. Sie glaubte, dass das was sie gerade hatten alles sei, was sie im Leben bräuchte. Jedenfalls war es das was sie jetzt brauchte.
    "Ich konnte kein Auge zu tun, in dem Wissen dir so nah zu sein und dich dennoch nicht erreichen zu können." flüsterte sie zart.


    Dann nahm er zärtlich ihr Gesicht in seine Hände und bog es ganz sanft nach oben um sie zu küssen. Sie stellte sich leicht auf die Zehenspitzen, wobei sie die Reibung der beiden Körper aneinander nur allzu deutlich spürte und sie wurde sich zum ersten Mal gewahr, dass sie nicht mehr als ein Nachthemd trug.
    So bedeutend der Moment auch war, so groß war auch Albinas Scham. Es war aufgrund ihrer Erziehung unvorstellbar sich einem Mann so zu zeigen. Abrupt sank sie zurück auf ihre Füße und löste sich aus seiner Umarmung. Sie machte zwei Schritte, war beim Bett und schlang sich die Decke um die Schultern.
    Als sie sich wieder umdrehte, schaute sie Verres an und wollte in seinem Blick lesen, was er wohl dachte. Doch spätestens jetzt, anhand der Röte in ihren Wangen müsste er ihren Beweggrund erkannt haben.


    "Ich...Ich...Ich meine, du... " Sie brach diesen katastrophalen Satzanfang ab und schaute einfach auf ihre Füße. Sie war zur Frau erzogen worden, doch in bestimmten Hinsichten war sie nun einmal noch das junge Mädchen. Ein junges Mädchen, dass von der körperlichen Liebe nicht mehr wusste, als das dabei die Kinder entstanden.

    Verres? Es war Verres... sie konnte es nicht fassen. Hin und her gerissen zwischen Freude und Ärger sah sie ihn einfach an, als er auf sie zu kam und vor ihr in die Knie ging um dann zu ihr hoch zu schauen. Schon einmal hatte er heute etwas so unvernünftiges getan...und das Ergebnis war nicht schön gewesen.
    "Verres..., "sagte sie leise"...du hättest nicht kommen dürfen. Du bist so unvernünftig wie du es vorhin schon warst. Ich hätte nicht geringe Lust dir schon wieder eine zu scheuern!" Doch nichts von dem sagte sie mit der nötigen Härte und es war deutlich erkennbar, dass sie eigentlich froh war ihn zu sehen.
    Einen Moment saß sie ihm einfach ohne etwas weiteres zu sagen gegenüber und blickte ihn an. Sie konnte kaum etwas von ihm erkennen... es war einfach zu dunkel. Einem Impuls folgend, stand sie auf, ging langsam zum Fenster, durch das der Mond kaum hereinschien und schloss die Läden. Dann tastete sie sich durch das Zimmer zu einem Tisch auf dem eine kleine Öllampe stand. Nur minimal ließ sie den Docht herausstehen, als sie die Lampe anzündete. Das Zimmer wurde von einem Hauch warmen Lichts erfüllt, gerade genug um einander zu erkennen.
    Albina bemerkte, dass Verres mittlerweile aufgestanden war, trat auf ihn zu und schlang zunächst einfach ihre Arme um seinen Hals und lehnte ihren Kopf an seine warme starke Brust.

    Es war schon spät. Draußen war völlige Dunkelheit eingekehrt und auch Albinas Kammer war nur noch ein Meer der Düsternis. Sie hätte schlafen sollen, schon seit Stunden... Doch sie hatte es nicht gekonnt.
    Zuviel war an diesem Tag geschehen... Sobald sie die Augen schloß sah sie Verres, wie er sie das letzte Mal anblickte bevor ihre Wege sich trennten und jeder zu seinem Eingang gegangen war... Sie , als Herrin , zur Porta und er , als Sklave, zum Seiteneingang.
    Sie war erschöpft von all den Erignissen, Gefühlen und Sorgen. Doch es gelang ihr nicht einzuschlafen. Viel zu viele Dinge gingen in ihrem Kopf hervor.
    Sie sehnte sich nach Verres... War all das nur ein Traum gewesen? Der Gedanke, dass er unter dem gleichen Dach wie sie schlief, aber sie nicht zu ihm konnte, machte sie wahnsinnig. Sie spürte förmlich seine Nähe. Einen kurzen Moment hatte sie überlegt, ob sie sich nicht zu ihm schleichen sollte. Doch selbst wenn er sich nicht die Kammer mit einem anderen Sklaven hätte teilen müssen, wäre das Wahnsinn gewesen und sie dafür nun mal zu vernünftig.
    So starrte sie einfach weiter in die Dunkelheit...


    Auf einmal schreckte sie hoch. Sie hatte etwas gehört. Irgendwer war an ihrer Tür. VERRES? Doch sie war sich nicht sicher... vielleicht Titus? Nein, das war zu abstrus und entsprang mehr ihrer Furcht vor diesem Riesen. Oder Iuvenalis? Nein, auch wenn er sie angestarrt hatte, soweit würde er nicht gehen.
    Dennoch fürchtete sie sich und zog ihre Deck nach oben bis unter ihr Kinn. Irgendein Schatten trat ein... Doch in der Dunkelheit vermochte sie nicht zu erkennen.
    Verstecken half nichts, sagte sie sich. So griff sie den nächstbesten Gegenstand, in dem Fall eine Vase, die auf einem Abstelltisch neben ihrem Bett stand, richtete sich auf und zischte :"Wer bist du?"

    Er hatte noch nichts gesagt... Albina deutete das einfach mal als gutes Zeichen. So gut, wie ein Zeichen in der Situation eben sein konnte. Langsam gewann sie ihre Fassung nach Außen hin wieder?


    Fehler? Gelernt? Quintus schien Cato für irgendetwas bestraft zu haben und in Albina regte sich die Hoffnung, dass der Sklave ihrem Cousin nicht allzu gut gesonnen war. Dies würde vielleicht einen Vorteil bedeuten. Andererseits würde er vielleicht hoffen, durch das Aufdecken des Ganzen sein Vertrauen oder zumindest seine Gunst wieder zurück zu erlangen. Sie musste abwarten. Momentan schien er sein Wissen noch nicht preisgeben zu wollen. Sie musste ihn allein erwischen, irgendwann später. Solange musste sie sich unauffällig geben.
    Warum nur, musste sie dem Sklaven zuerst begegnen? Wo war Verres? Diese Frage war albern. Vermutlich irgendwo nichts ahnend seinen Pflichten nachgehend. Aber er sollte hier sein, dachte sie. Sie brauchte die Stärke die er ihr gab gerade dringend. Doch wäre er hier gewesen oder gerade jetzt durch Zufall aufgetauchen würde... garnicht auszudenken!


    "Vor deinem Ausbilder versteckt?" lenkte sie die Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema, sich dennoch bewusst, dass der Sklave sie aufmerksam musterte."Das klingt so garnicht nach dir, Cousin!"

    Stimmt allerdings... sie hätten einem beinahe Leid tun können. Aber auch nur beinahe. ich bin bei dem spiel zehn jahre älter geworden... das muss doch nicht immer so knapp sein *g*... Und warum hat der Hens bloß nicht früher ausgewechselt. Naja, alles wurscht...


    FINAAAALE OHHOHOOOO.... :D


    :app: :app: :app: :app:

    Noch immer leicht apathisch nahm Albina Quintus Worte wahr. Sie drehte sich um , dieses Mal ein klein wenig schneller als vorhin aber immer noch langsam. Was nun? Sie dachte krampfhaft nach. Ihre Gedanken rasten...
    Sie sah ihren Cousin an und hoffte all die Verwunderung aus ihrem Gesicht gelöscht zu haben. Aber sicher war sie nicht. Dafür war sie viel zu aufgewühlt.
    "Aha." sagte sie einigermaßen ruhig während sie aus dem Blickwinkel wahr nahm das er näher kam und neben dem Tisch stehe blieb. Sie spürte seine Augen auf sich ruhen und ihr war klar, dass er sie erkannt hatte.
    Sie hielt ihre Hände gefaltet im Schoß, damit man das Zittern nicht bemerkte.


    Was sollte sie bloß sinnvolles sagen? Ihre Gedanken rasten erneut. Ruhe bewahren, schalt sie sich. Noch war nichts geschehen. Kurz und zaghaft blickte sie Cato an und hoffte irgendetwas in seinen Augen lesen zu können. Er war ebenso überrascht wie sie. Also schien Verres ihm noch nicht begegnet zu sein.
    Daher war nun noch alles möglich... Augen zu und durch, dachte sie.
    "Seit deiner frühesten Kindheit?" versuchte sie einen Scherz."Dann kennt ihr euch ja schon EWIG!" Sie fand sich selbst nicht sonderlich witzig. Aber Humor war in diesem Moment auch nicht gerade das Passendste.
    Möglichst gefasst schenkte sie ihrem Cousin ein Lächeln. Auch wenn einem guten Beobachter auffallen musste, dass es nicht ihre Augen erreichte.

    Albina hatte die Kaiserin nie zuvor gesehen und war über ihre Schönheit zunächst überrascht. Nachdem die Augusta geendet hatte, tat Albina es ihre gleich, stellte sich kurz aber untertänig vor und begrüßte die Kaiserin auf angemessene Art und Weise.


    Sie war innerlich sehr nervös, war sie doch gerade erst ein paar Tage in Rom und wusste durch ihre Jugend auf dem Land nicht allzu genau, wie sie sich verhalten sollte. Also tat sie es so, wie man es ihr beigebracht hatte und hoffte, das wäre angemessen.

    Sie saß ihrem Cousin gegenüber, mit dem Rücken zur Tür als sie jemanden nahen hörte. Irgendein Sklave, dachte sie zunächst und schenkte dem keine weitere Bedeutung.Doch dann...
    Das konnte nicht sein. Diese Stimme hatte sie doch schon gehört. Ihr Herz machte einen Sprung und für einen Moment erstarrte sie. Womit in aller Welt hatte sie die Götter bloß so erzürnt? Aber die Antwort folgte auf dem Fuße. Sie hatte die Situation selbst verursacht. Langsam löste sich ihre Starre. Vielleicht war das eine Täuschung. Vielleicht gehörte die Stimme ja doch nicht, zu dem Sklaven, dem sie gestern begegnet waren.


    Langsam, ganz langsam , wandte sie ihren Kopf um in der Hoffnung nicht das zu erblicken, was sie befürchtete.


    Zuspät! Ihr gegenüber in ein paar Metern Entfernung stand der Sklave. Der Sklave, der sie gestern zusammen mit Verres gesehen hatte. Ein ungläubiger und schockierter Ausdruck stand in ihren Augen, die jetzt , weil sie sich umgewandt hatte nur ihr Gegenüber sehen konnte.
    Hatte Verres ihn schon getroffen? Hatten sie miteinander gesprochen? Wie würde der Mann reagieren?Was würde nun geschehen. Sie hatte Angst, schreckliche Angst. Selbst wenn sie jetzt irgendetwas hätte sagen wollen, so wäre es ihr nicht gelungen.
    Sie suchte in seinem Blick nach Zeichen. Irgendwelchen Dingen, die ihr Antworten auf ihre Fragen waren. Was ging in dem Sklaven vor.

    "Deine Vater ist Soldat? Das könnte ich mir kaum vorstellen. Mein Vater war meist zu Hause und auch das ist nicht immer schön." musste sie grinsen. Wieder ernstwerdend setzte sie hinzu : "Aber ich kann dich verstehen. Andersherum ist es sicher auch nicht so angenehm."


    Albina blickte sich während Epicharis weitersprach im Perystil um. Sie war selbst ja gerade ein paar Tage hier in Rom. Aber ihr Cousin hatte ihr ein sehr schönes Cubiculum überlassen mit Blick auf eben dieses. Von hier unten wirkte es fast noch schön. Bewundernd musterte sie einen den Rosensträucher , der vereinzelt im Boden steckte. Wieso er gerade dort stand, wusste sie allerdings nicht.


    Wie offen sollte sie mit Epicharis sprechen, fragte sie sich. Vorerst wohl besser noch nicht vertraulicher als sich geziemte.
    "Nun, es war die Idee meiner Eltern. Sie sind um meiner Erziehung willen kurz nach meiner Geburt ins Illyricum gezogen. Da ich nun fast das Erwachsenenalter erreicht habe, waren sie der Meinung, es wäre an der Zeit mich in die Gesellschaft Roms einzuführen." Und mich zu verheiraten, dachte sie leicht bitter. Dennoch lächelte sie.
    "Für mich ist alles hier neu und es fasziniert mich, wie abwechslungsreich diese Stadt ist. Wenn ich nur an den lustigen Papageien von vorhin denke." Sie musste Kichern."Vermutlich weilt der Ärmste nicht einmal mehr unter uns. Ich hoffe dennoch, er war so weise, sich im rechten Moment davon zu machen."

    Als Quintus ihr das Theater zeigte, schaute sie es sich interessiert an. Wie es dort wohl zugehen musste, wenn Spiele stattfanden, überlegt Albina.
    "Oh, ja , das wäre schön. Ich stelle mir das sehr spannend vor."


    Wölfe und Bären? Ja, solche Geschichten hatte sie schon gehört. Noch von ganz anderen Tieren in den Arenen hatten ihr so manche Besucher daheim berichtet. Seltsame und riesige graue Tiere mit Haut wie Panzer und Hörnern auf der Nase , oder Nasen die so lang waren, dass sie damit Gegenstände umschlingen konnten. Oder Pferde die schwarz-weiß gestreift waren. Für Albina klangen all diese Erzählungen nach Fabeltieren und so richtig konnte sie sich das nicht vorstellen. Aber Neugierig hatte es sie von jeher gemacht. Ohnehin hatte sie schon immer einen unbändigen Wissensdurst über und riesiges Interesse gegenüber fernen Ländern.


    "Wilde Tiere aller Art? Das klingt ja wahnsinnig spannend. Ich habe schon die ungeheuerlichsten Geschichten über Tiere gehört, die aus fernen Ländern hergebracht wurden um in den Arenen zu kämpfen. Aber so richtig vorstellen kann ich mir das meiste davon nicht. Solche Unterhaltung ist auf dem Land mehr als rar gesät. Es muss Spaß gemacht haben, diese Aufgabe des Aedils auszuführen."


    Sie selbst hatte sich nie darüber geärgert, dass es sich eigentlich nur für Männern gehörter solche Ämter auszuführen. Sie selbst hatte die Frauen die das dennoch taten nie verstehen können. Aber auch das war ein Teil ihrer Erziehung. Sie war bis jetzt nie auf die Idee gekommen, die Dinge, die ihre Eltern ihr vermittelt hatten in Frage zustellen. Warum auch?


    Nachdem sie das Theater mit großer Neugier betrachtet hatte, wendete sie sich wieder um und schritt neben Quintus weiter.
    "Ich bin sehr darauf gespannt, was mich in dieser Stadt wohl noch alles erwartet." sagte sie ehrlich.

    "Nunja, bei uns zuhause regnet es wirklich recht wenig. Das Wetter bei uns ist meist sehr angenehm, das stimmt schon." Über so etwas hatte sich Albina bisweilen nie Gedanken gemacht.


    "Mantua?", ergänzte sei dann während sie einen Schluck aus dem gefüllten Becher nahm. "Ich kenne Mantua ebenfalls nur vom Hörensagen. Ich bin noch nie dort gewesen, aber da es ja nicht allzu weit von Rom entfernt liegt, habe ich vor es mir bei Gelegenheit auch einmal anzuschauen. Ist es dort so schön wie behauptet wird?"


    Albina betrachtete Epicharis während sie sprach. Sie war eine schöne junge Frau, ähnlich alt wie sie selbst, dachte sie. Vielleicht würde Albina ja in ihr eine Freundin gewinnen können.
    "Darf ich dich fragen, was dich zurück nach Rom gezogen hat?" fragte sie freundlich.

    Bereits von der Erkenntnis darüber, dass Quintus daran dachte eine Plebejerin zu heiraten überrascht, erstaunte sie noch mehr die Art in der er von ihr sprach. Sie musste ihm wirklich etwas bedeuten, wenn er schon so ausführlich ihre Vorzüge hervorhob.


    "Hmm..." überlegte sie kurz. "Ich denke nicht, dass ich in der Position bin deine Wahl zu beurteilen." Das war sie mit Sicherheit nicht. Dennoch lagen ihr so manche Worte auf der Zunge.
    "Aber wenn du dich dafür entschieden hast, wird es gut durchdacht sein und ich freue mich für dich." Albina war erschrocken, als sie feststellte, wie oft sie seit ihrer Ankunft in Rom Dinge gesagt hatte, die sie eigentlich nicht so meinte.
    Sie hoffte, irgendwann würde auch der Mann mit dem sie verheiratet werden würde eine solch hohe Meinung von ihr haben.

    Sie genoss diese zarte Berührung, war es doch vielleicht die letzte dieser Art für längere Zeit. Als Verres sprach hob Albina leicht den Kopf an.


    "Nein, das war nicht kopflos. Es war die beste Reaktion die du in dieser Situation hättest zeigen können. Wir haben auf jeden Fall Zeit gewonnen."


    Leider konnte sie bei seinen nächsten Worten auch nichts weiter tun als zustimmend nicken. Sie mussten gehen. Ganz kurz stellte sich Albina noch einmal auf ihre Zehenspitzen und küsste Verres zärtlich auf den Mund. Ein kurzer aber sehr liebevoller Kuss.
    Dann wandte sie sich um. "Lass uns gehen."


    Schweren Mutes ob der Ungewissheit darüber, dass sie nicht wusste, was passieren würde, und welches Ende all dem von den Göttern bestimmt war,legte sie die letzten Meter auf dem Weg zur Villa Tiberia zurück. An der Porta noch einen kurzen Blick mit Verres tauschend betrat sie die Villa und steuerte zuallererst ihr Cubiculum an. Was danach geschehen würde konnte niemand voraussagen.

    "Genau das habe ich bereits in dem gleichen Gespräch schon getan. Ich war der Meinung, dass die Drohung, dass eben Titus sie wieder einfangen würde und ich ihr dann auch nicht mehr würde helfen können, genüge. Ich hoffe, wir behalten damit recht."


    Sie wollte nicht weiter über das Thema reden , und es hätte ohnehin zu keinem anderen als dem bestehenden Ergebnis geführt. Sie konnten nun einmal nur hoffen. Außerdem wollte sie sich ihre Laune nicht noch mehr verderben lassen. Vorsichtig strich sie noch einmal über die Kette, die nun an ihrem Hals hing. Es war viel passiert in den letzten Tagen, doch irgendwie spendete ihr dieses Schmuckstück Hoffnung. Es war immerhin von Quintus für sie. Und auch wenn sie wusste, dass selbst er in ihrer konkreten Situation nicht die Macht und noch weniger das Verständins dafür haben würde, würde er sie dennoch in jedem anderen Fall so weit er konnte beschützen. Er gab ihr während ihrer inneren Unsicherheit, die sie aufgrund des Vorfalls mit Verres verspürte ein Gefühl der Geborgenheit.


    Sie sah ihren Cousin an und musterte ihn in aller Ruhe, während sie einen Schluck aus ihrem Becher nahm.
    "Sag, Quintus. Das mag jetzt vielleicht doof klingen. Aber wie alt bist du eigentlich?"

    Warum um alles in der Welt lächelte er bloß so verschmitzt? Irgendwie war er noch immer zu gut gelaunt. Doch sie wollte es ihm nicht übel nehmen, nur weil sie das nicht konnte. Zumindest schien er ihr veziehen zu haben.
    Wie bitte was? Hatte sie richtig gehört? Ihr den Hintern versohlen? Ihre Augen schossen Blitze. DAS würde nicht einmal ihr Cousin wagen ohne es bitter zu bereuen und diese Drohung stand ihr auch ins Gesicht geschrieben.
    Doch sie hatte keine Zeit darauf näher einzugehen. Es gab gerade durchaus wichtigeres. Gespannt folgte sie den Gedankengängen von Verres. Er hatte sich das bis jetzt ganz gut überlegt. Doch sie befürchtete, dass kein Plan Ernstfall wirklich sicher war.


    "Ich weiß nicht, was das beste ist. Das du die Porta nicht öffnen solltest ist klar. Sobald sich herausstellt, dass er zu Villa gehört, muss derjenige, der ihm zu erst begegnet sofort mit ihm sprechen. Wir müssen versuchen im die Situation irgendwie plausibel machen oder auf sein Verständnis bauen. Notfalls müssen wir, wenn nicht anders möglich, halt bestechen." Ob das unbdingt half wusste sie allerdings nicht. Aber eigentlich wusste sie garnichts so wirklich. Sie mussten, egal wie gut etwaiger Plan auch wäre einfach hoffen.


    "Wenn er meint uns dennoch verraten zu müssen, dann behaupten wir einfach er lügt. Wir wären ihm selbst begegnet als er etwas unzüchtiges tat, " wie das schon klang " und er hätte nur Angst wir würden ihn sonst verraten. Mein Cousin vertraut mir, und ich kann sehr gut Schauspielern. Wenn Quintus dir deine Geschichte ebenfalls geglaubt hat, so wird er sicher auch keine schlechte Meinung von dir haben. Darauf müssen wir für den Fall der Fälle halt bauen."


    Das alles war der reine Wahnsinn. Was tat sie hier bloß? Was taten die beiden hier bloß? Albina hatte Angst. Doch noch mehr als um sich hatte sie Angst um Verres. Sie wusste nicht was sie tun sollte. Sie blickte sich kurz noch einmal in der Gasse um , um festzustellen, dass wirklich niemand da war. Dann trat sie noch näher an Verres heran und legte dann ihren Kopf auf seine Brust. Sie hörte sein Herz schlagen und dieser dumpfe aber bedeutende Ton gab ihr Kraft, wusste sie doch, dass es für sie schlug.

    Gerade angesichts der noch nicht vereinbarten Verlobung war Albina über das Vertrauen ihres Cousins glücklich. So wie sie Quintus einschätzte war es nicht leicht sein Vertrauen zu gewinnen und daher bedeutete es ihr fiel. Sie würde dieses Vertrauen nicht misbrauchen. Bevor die Verlobung nicht offiziell war würde kein Wort darüber ihre Lippen verlassen. Uns selbst wenn sie es wäre, wäre dies sicher keins ihrer Lieblingsthemen. Nur schwer konnte sie den Hauch von Eifersucht in sich erklären, war Quintus doch ihr Cousin. Dennoch zog sie das Gefühl des Vertrauens und der Geborgenheit das er ihr vermittelte sie gerade in dieser momentanen Situation merklich an.


    "Mach dir keine Sorgen, dein Geheimnis ist bei mir sicher verwahrt."


    "Helena? Das ist ein schöner Name. Wenn du sie für dich als künftige Ehefrau ausersehen hast, muss sie eine außergewöhnliche Frau sein. Ich freue mich darauf, sie irgendwann kennenzulernen."
    Und schon wieder dieses fiese Ziepen von Eifersucht. Was war bloß mit ihr los? Und dann, auf einmal fiel ihr etwas auf, was sie zunächst garnicht realisiert hatte und auch garnicht mit den Wertvorstellungen ihres Cousins für vereinbar hielt.


    "Eine Iulia, sagtest du?" sagte sie und schaute verwirrt ihren Cousin an." Aber dann ist sie doch eine Plebejerin...oder nicht?" Ihre große Verwunderung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Das konnte sie sich einfach nicht vorstellen.

    Albina musste bei Epicharis Worten lachen.
    "Nein, meinen Cousin kann ich mir beim Dekorieren beim besten Willen nicht vorstellen. Ohnehin hat er eher einen Hang zum Schlichten. Daraus spricht sein soldatisches Wesen. Aber sein Geschmack ist dennoch besser, als man vermuten könnte." grinste sie noch immer.


    "Ich selbst bin allerdings erst seit ein paar Tagen in Rom. Von daher ist die Dekoration nicht mein Verdienst. Ich vermute, dass meine Cousine Claudia als älteste Frau der Familie wohl dafür die Verantwortung trägt."


    Sie wunderte sich ein wenig. War Claudia Epicharis noch nie in der Villa gewesen? Aber hatte sie nicht selbst gesagt, sie hatte ihren Cousin erst vor ein paar Tagen kennengelernt? Nunja, es war ja auch egal.


    Als der Sklave mit dem Wein und dem Obst wieder eingetroffen war und beiden ihren Wünschen entsprechend eingeschenkt hatte, setzte Albina zu einer weiteren Frage an.
    "Wie gesagt, ich bin erst seit kurzem in der Stadt und habe meine Jugend auf dem Land im Illyricum verbracht. Bist du hier in Rom aufgewachsen? Oder wie lange lebst du ansonsten schon hier, wenn ich fragen darf?"

    Albina kochte innerlich. Ohnehin noch von Quintus verhalten wütend, stellte das Verschwinden von Iuvenalis noch eine Spitze dar. Er war gegangen und sie lag gequält auf dieser Liege und musste so tun als würde sie diesem langweiligen Gesrpäch folgen.
    Konnte es noch schlimmer werden? Wohl kaum. Nunja, ihr blieb ja nichts weiteres übrig.