Beiträge von Tiberia Albina

    Ihre Berührung war um anständig zu bleiben schon viel zu lange gewesen, so nahm sie ihre Hand langsam wieder von seinem Arm.


    "Ja, das möchte ich wirklich gerne." antwortete sie ihm.


    Und bei seinen letzten Worten entstand ein zartes Lächeln auf ihren Lippen. "Darum mache ich mir eigentlich keine Sorgen. Ich denke ich könnte kaum irgendwo sicherer als in deiner Begleitung sein."


    Und genau das fühlte sie gerade. Sie begann ihm zu vertrauen und fühlte sich das erste Mal seit sie ihrer langen Reise wieder geborgen.


    "Ich wollte es dir ohnehin noch sagen. Ich bin dir sehr dankbar, dass du mich so freundlich aufgenommen hast." Nunja, freundlich war ansichtssache, doch wenn man Quintus kannte, war es vermutlich für ihn freundlich gewesen. Und das , was er jetzt zeigte war sogar noch mehr als das. Zumindest schien es Albina so.
    Sie blickte erneut zu ihm auf und sah in seine Augen, die das erste Mal von seinem Lächeln erreicht wurden.
    Doch so recht wusste sie nicht, was sie noch sagen sollte. Aber vielleicht war das auch gerade ein Moment, der keine Worte brauchte.

    Seine Art tat ihm so schrecklich gut. Er schenkte ihr ein Lächeln, dass alle ihre Sorgen zu vertreiben schien. Sie konnte ihm vertrauen, sagte er, und sie gedacht eben dies zu tun. Egal mit welchen womöglichen Konsequenzen.


    Als er begann ihr das zu erzählen schien er in eine andere Welt zu versinken. Er blickte an einen fernen Punkt und begann zu erzählen und sie hatte das Gefühl jeden Funken seiner Verzweiflung spüren zu können. Seine Worte schienen ihn selbst zu quälen und er nahm einen traurigen Ausdruck an.


    Sie war von seiner Offenheit beeindruckt und gerührt zu gleich.Seine Geschichte unvorstellbar, und es war ihr kaum möglich sich in seine Lage reinzuversetzen.


    Bei seinen letzten Worten blickte er ihr direkt in die Augen und sie wich diesem Blick nicht aus. Hatte sie je solche Augen gesehen? Sie wusste es nicht.


    "Auch ich glaube dir, Verres, wenn es dir ein Trost sein sollte. Und deine Geschichte tu mir unsagbar leid. Ich kann mir kaum ausmalen, was dieser Zustand für eine QUal für dich sein muss."


    Sie blickte wieder weg, denn auf einmal schämte sie sich, dass sie selbst in Anbetracht ihrer doch geringen Sorgen schon so litt.


    Sie schenkte ihm ein zaghaftes aber aufrichtiges Lächeln. "Kann ich dir irgendwie helfen?`"


    Wohin hatte sich diese Unterhaltung bloß entwickelt. Sie war weder der zwischen Herrin und Sklaven noch der zwischen einer Dame und einem ihr nicht bekannten Mann mehr angemessen. Doch beide Verhältnisse schienen auch nicht auf die hier gegebene Situation zu passen.

    Diese Frage hatte sie leider erwartet.

    "Nein, ich habe keine Einladung, denn ich bin noch kein Mitglied der societas verneris. Ich habe einen Aushang auf dem Markt gesehen. Dort stand, dass Interessenten sehr gern gesehen sein. Deshalb habe ich mich in Begleitung meiner Sklavin hierher bemüht."
    antwortete sie wahrheitsgemäß. Sie sah ihn freundlich aber bestimmt an und hoffte darauf, endlich eingelassen zu werden.

    Erschrocken drehte sich Albina um. Sie hatte ihren Cousin garnicht kommen hören und wusste nicht, wie lange er wohl schon dagestanden hatte und sie beobachtete.


    "Ich habe dich garnicht kommen hören.", merkte sie kurz an. Sie hatte das Gefühl bei irgendetwas erwischt worden zu sein. Und das obwohl sie sich so sehr zusammengerissen hatte. Nur einen winzigen Blick hatte sie riskieren wollen und in dem Moment hatte er sie angesprochen.


    "Was..." fing sie eine Frage an, die sie aber unbeantwortet ließ. Wie er ihr Angeboten hatte war sie näher an den Tisch getreten und was sie sah verschlug ihr die Sprache. Es war eben diese Kette, die sie letztens auf dem Markt so in den Bann gezogen hatte. Und hier auf diesem schwarzen Samttuch sah sie beinahe noch schöner aus, als sie sie in Erinnerung hatte.


    "Wo hast du... ich habe das garnicht...wieso hast du die Kette den gekauft?" fragte sie ihn sichtlich irritiert. Sie erinnerte sich an ihren Tag auf dem Markt. Es war erst so kurz her, aber dennoch waren ihre Erinnerung daran betrübt. Sie hatte ihrem Cousin noch lange nicht sein Verhalten beim Essen verziehen und deshalb hatte sich Blick von der spontanen Freude auch sogleich wieder merklich abgekühlt.

    Was ging wohl gerad in ihm vor, fragte sich Albina. Die Art und Weise in der er sie ansah bewegte sie. Vielleicht nicht für jeden so wahrzunehmen wie für sie, erkannte sie die Wärme, die er ihr in diesem Moment entgegenbrachte und erkannte aufgrund der sonst so kühlen Art ihres Cousins deren große Bedeutung.
    Und, so wie es nunmal ihre liebevolle Art war, legte sie in diesem Moment, zwar zunächst zögerlich, aber dennoch dieser Berührung sicher, zum zweiten Mal an diesem Tag ihre Hand auf Quintus Arm und blickte ihm direkt in die Augen.


    "Ja, da hast du Recht, ich bin in Rom. Ich würde mich freuen, wenn du mich einmal zu diesem Capitolium mitnehmen würdest um mir diesen Ausblick zu zeigen."
    Und als sie sich das vorstellte, begann die Melancholie in ihr zu verschwinden und in ihrem Gesicht entstand ein Ausdruck völligen Glücks.
    "Und ja, wenn du mal wieder nach Germanien reist würde ich dich unglaublich gerne begleiten. Ich glaube an deiner Seite könnte ich gefahrlos das ganze Imperium bereisen", lächelte sie ihn an.

    "Dein Retter in der Not? Das klingt interessant, aber nach dem Eindruck den ich mittlerweile von meinem Cousin hab, dennoch ganz passend.", antwortete Albina und musste grinsen. Ja, Quintus war wirklich sehr wohl erzogen und sein soldatisches Wesen hätte wohl garnicht anders handeln können, auch wenn sie die genauen Umstände ja nicht kannte.


    Albina war erleichtert, dass Epicharis ihre Anmerkung wohl erheiterte und anscheinend doch keine unfreundlichen Schlüsse aus ihrer Aussage zu ziehen schien.


    "Aber du hast Recht, es ist wirklich Schade um das Tier."
    Mittlerweile hatten sich noch weitere Leute hier versammelt, wie Albina feststellte. Es war aber auch wirklich eine eher außergewöhnliche Gegebenheit, die sich hier abspielte. Wenn der Vogel schlau war, dachte sie, dann würde er zusehen, dass er hier weg kam.


    "Die Frage", so sprach Albina, als ihr ein Gedanke kam, " ist allerdings, ob der Vogel wirklich einem Mann gehört. Seinen Aussagen zufolge könnte es sich gut auch um eine Dame handeln." Bei dieser Vorstellung musste sie lachen und wandte ihr Gesich dabei von der Menschenansammlung ab, damit diese nicht merkten, wie sehr dieser Vogel sie zu erheitern vermochte.

    Claudia Epicharis also, dachte Albina. Auf den ersten Blick erschien sie ihr sehr freundlich und so erwiderte sie lächelnd.


    "Ich bin Tiberia Albina, Tochter des Gaius Tiberius Albinus und bin erst seit kurzem in der Stadt. Für die Dauer meines Aufenthalts wohne ich in unserer Familienvilla unter der Obhut meines Cousins, dem Senator Quintus Tiberius Vitamalacus. Vielleicht kennst du ihn ja."


    Nun, da sie sich ausreichend vorgestellt hatte, blickte sie noch einmal zu dem Papagei hoch.


    "Hungaricus ist ein Spießer!", schrie dieser schon wieder durch die Gegend.


    "Ja, du hast vermutlich recht, wenn der Gute so weiter macht, wird ihn sicher bald jemand da runterholen. Schade eigentlich, einer der wenigen der in dieser Stadt zu sagen scheint, was er denkt.", Upps, das hatte sie eigentlich nicht sagen wollen. "Naja, so war das natürlich nicht gemeint." Ergänzte sie schnell.


    "Das Problem ist nur, glaub ich, dass sich der Besitzer nach diesen Worten seines Tieres kaum mehr zu erkennen geben wird, oder was meinst du?"

    Doch mitten auf ihrem Rückweg durch den Park wurde Albina von einem merkwürdigen Krächzen unterbrochen.
    Was waren denn das für merkwürdige Geräusche? Sie wich von ihrem eigentlich Weg ab und versuchte diesem Krächzen näher zu kommen.
    Dann, auf einmal entdeckte sie in einem Baum einen bunten Vogel und direkt darunter Stand eine junge Frau, ihrem Aussehen zufolge ebenso wie Albina aus hohem Hause. Auch sie wurde von einem Sklaven, nein, sogar mehreren begleitet.
    Neugierig geworden schritt sie näher und konnte kaum glauben, was sie aus dem Schnabel des Papageien zu hören glaubte.


    "Salve!", grüßte sie die junge Frau freundlich," mein Name ist Tiberia Albina. Darf ich fragen, was hier los ist? Ist das euer Vogel? Auf jedenfall scheint er ein lustiger Genosse zu sein." sagte sie und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.

    So recht wusste Albina jetzt nicht , was sie tun sollte. Sie war hier mehr oder minder hinein gestürmt und wollte sich bei Quintus zunächst über das dreiste Verhalten von Titus beschweren. Doch nun stand sie in dem Tablinium ihres Cousins und niemand war vorzufinden. Er hatte doch nach ihr schicken lassen, dachte sie, weshalb war er denn dann nicht hier?
    "Quintus?" fragte sie dennoch zögerlich um sich wirklich sicher zu sein.


    Aus dem Augenwinkel nahm sie , als sie sich im Raum umsah, ein Funkeln auf dem Schreibtisch war. Irgendetwas lag dort auf einem schwarzen Samttuch. Ihr erster Impuls war eigentlich einfach auf den Tisch zuzugehen. Aber wäre ihr Cousin nun hereingekommen, und sie würde sich auf seinem Schreibtisch umsehen, könnte er ja wer weiß was denken.
    Sie nahm sich also mit aller Mühe zusammen und zügelte ihre Neugier. So entschied sie sich, während sie wartete, sich einmal in aller Ruhe die Wandmalereien im Tablinium anzusehen. Wie nicht anders zu erwarten, waren diese eher militärischer Natur.
    Hoffentlich erscheint Quintus hier bald, dachte sie. Wie lange konnte sie ihre Neugier wohl noch unterdrücken?

    "Sei vorsichtig, wie du mit mir sprichst!" entgegnete sie ihm wütend. "Du könntest es noch bereuen."


    Alles weitere ignorierend stand sie auf, wand sich an dem Riesen vorbei, der sie irgendwie in seiner Art mit Menschen umzugehen anwiderte, und verließ das Zimmer auf dem Weg zu ihrem Cousin. Zumindest der sollte Rechenschaft für seinen groben Klotz abgeben!

    Auf ihre Worte hin war er näher gekommen und vor ihr in die Hocke gegangen, sodass er ihr jetzt ziemlich nahe von unten ins Gesicht blicken konnte.


    "Das weiß ich doch selbst." antwortete sie innerlich mit sich selbst ringend. "Doch habe ich es satt mir überlegen zu müssen, was mein jeweiliger Gesprächspartner wem erzählt. Das mag hier vielleicht Usus sein, aber mich macht es krank. Diese Dinge sind dort wo ich aufwuchs völlig anders." erzählte sie ihm.
    "Aber" , und das war ihr Ernst," irgendetwas sagt mir, dass du die Wahrheit sprichst. Und dennoch kann ich es nur hoffen. Du kannst dir denken, was andereseits geschehen würde, für den Fall mein Cousin bekäme mit, wie ich mich mit dir unterhalte, und das darf nicht geschehen."


    Oh, diese Augen. Es kam ihr unvorstellbar vor, dass der Mensch dahinter nicht aufrichtig war. Er lächelte sie leicht an, und diese sanfte, aber deutlich Geste , ließ sie den Kopf wieder leicht heben. Es lag etwas in seinen Blicken, dass ihr gut zu tun schien.


    "Bitte," bat sie ihn erneut ,"erzähle mir von dir. Ich würde gerne deine Geschichte hören. Ich würde mich gerne einfach mal wieder mit jemandem unterhalten, ohne dass mein Ansehen und meine Erziehung auf dem Prüfstand stehen." lächelte sie ihn nun auch zaghaft an.


    Würde sie bereuen, was sie hier tat? Sie wusste es nicht, doch die Wärme die er zu verströmen schien, ließ sie auch ihre letzten Bedenken vergessen.

    Völlig erschrocken hob Albina den Kopf, als die Tür aufging. Einfach ohne zu Klopfen hatte jemand die Tür geöffnet, und wer hätte es anderes sein können als Titus! Nachdem sie sich von ihrem Schock erholt hatte, sah sie ihn sich der Lage jetzt bewusst , wütend an.


    "Wie kannst du es wagen, mein Zimmer zu betreten, ohne anzuklopfen?" erhob sie ihre Stimme. Denn gerade fiel ihr ein, dass er sie kurze Zeit vorher noch mitten beim Ankleiden hätte stören können. Nicht auszudenken...
    "Erkläre dich! Wie kannst du dir dieses anmaßende Verhalten herausnehmen?!" sprach sie lauter als es für gewöhnlich ihre Art war und funkelte den Riesen mit ihren empörten Augen an.

    Er sprach so offen, dass sie zunächst nicht so recht wusste, was sie sagen sollte. Doch so oft hatte sie in den letzten Tagen nicht das sagen können, was sie wirklich meinte, dass sie sich jetzt einfach entschloss, eben dies zu tun.
    "Ja, das will ich wirklich wissen." , gestand sie leise.


    "Und obwohl mir Anstand, Erziehung und Bildung genau das sagen, was du gerade gesagt hast, dass du nur ein Sklave bist, so kann ich es doch nicht so sehen."


    Was tat sie hier bloß? Wie konnte sie denn nur auf diese Weise solche Themen mit ihm besprechen? Oh mein Gott, fiel ihr ein, wenn ihr Cousin davon erfahren würde. Nicht nur zum Schutze ließ er sie nur in Begleitung raus. Was nun?


    Sie musste ihn danach fragen. Und auch wenn sie wusste, dass seine Anwort, wie immer sie sein mocht, auch gelogen sein könnte, hatte sie es satt immer überlegen zu müssen, welche Auswirkungen Dinge die sie sagte haben könnten.
    Mit traurigen Augen blickte sie ihn an . "Kann ich dir vertrauen?"

    Sie sah wie er ein Stück von ihr entfernt stehen blieb, ja , sich sogar von ihr abwandte. Es störte sie, aber sollte es das. Sie war es nicht gewohnt, dass irgendein männliches Wesen sich von ihr abwandte, dann doch erst recht kein Sklave. Oder doch gerade ein Sklave? Sie wusste einfach nicht, was sie denken sollte, und auch nicht, was sie nun tun sollte.


    Er hatte ihr gehorcht, hatte sie seiner Aufgabe entsprechend zu diesem Park begleitet, wo sie sich Ausruhen wollte. Doch war an Ausruhen gerade irgendwie nicht zu denken. Irgendetwas an ihm faszinierte sie.Etwas zog sie beinahe magisch zu ihm hin.


    "Verres", sprach sie ihn seinem Namen an, was ihr ein seltsames Gefühl entstehen ließ, "irgendwie ist mir diese Abgeschiedenheit doch ein wenig zu langweilig. Erzähl mir von dir, bist du als Sklave geboren oder versklavt worden? Wo kommst du her, und wie bist du in die Dienste meines Cousins gekommen?" fragte sie ihn in einem deutlich zu freundlichen Tonfall. Doch es war ihr seit Tagen ein Bedürfnis, mit irgendwem zu sprechen. Und auch wenn sie wusste, dass ein Sklave mit Garantie der falsche Ansprechpartner war, hatte sie einen Punkt erreicht, an dem sie garnicht mehr anders konnte.

    Beinahe erschrocken war Albina als sich Quintus Miene bei seinen Worten so merklich veränderte, doch wagte sie es nicht ihn zu unterbrechen. Für einen Moment nahm alles an ihm eine völlig andere Art an und er schien für einen kurzen Augenblick schien er völlig woanders zu sein...


    Die Art , wie er all jene Orte beschrieb, erstaunten und begeisterten sie. Nie hätte sie geahnt, dass in ihrem Cousin solch ein Mensch verborgen war. Das mehr hinter der kalten Fassade steckte, ja, das hatte si e vermutet. Doch dies überwältigte sie und einen Moment hatte sie das Gefühl all jene Orte durch seine Augen sehen zu können.


    "Was würde ich dafür geben, all das gesehen zu haben" , sprach sie leise und warf ihm einen melancholischen Blick zu...

    Er tat wie ihm geheißen, er verbeugte sich und bat um Verzeihung. Doch nichts von alledem tat er glaubhaft und das war anscheinend auch garnicht seine Absicht. Albina war verwirrt und unentschlossen. Es lag ihr nicht, sich gerade mit diesen Problemen auseinander zu setzen. Sie war nicht der Mensch, der andere anschrie oder gar bestrafen ließ. Und so, auch wenn sie ahnte, dass sie es bereuen würde, ließ sie ihm diese Respektlosigkeit durchgehen. Irgendetwas vermutete sie tobte in diesem Sklaven, und , warum auch immer, wusste sie, dass sie ihn nicht zähmen wollte.


    "Nun gut, ich vergesse dein Fehlverhalten jetzt einfach mal, weil ich weder Zeit noch Muße hab mich damit auseinander zu setzen.", log sie. Nur leider konnte sie das noch nie sonderlich gut.


    "So denn, lass uns aufbrechen. Ich suche einen Park, aber einen ruhigen, nich überfüllt von Kindern und anderen Bürgern, in dem ich mir die Beine vertreten und mich ausruhen kann."


    Sie erhob sich, ohne Verres vorerst noch einmal anzublicken und verließ vor ihm das Zimmer, in der gewissen Annahme, er würde ihr auf der Suche nach eben diesem Platz folgen...

    Sie waren eine Weile zu Fuß unterwegs gewesen bis sie diesen entzückenden abgelenen Park am Rande der Stadt gefunden hatten. Und auf Anhieb wusste Albina, dass dies der Platz war, nach dem sie sich gesehnt hatte. Es kam ihr so vor als wäre es der einzige Ort in Rom, an dem es keine Menschen gab. Aber vermutlich fühlte sie sich in der Stadt nur so bedrängt, weil sie noch an die Freiheit auf dem Land gewohnt war, wo sie aufgewachsen war.


    Albina erblickte in einem hinteren Teil des Parks eine von Blumen umgebene Marmorbank, die vor der Sonne geschützt im Schatten lag. Sie schritt darauf zu und ließ sich von der Anstrengung erschöpft dort nieder. Wie für die Dauer des Weges ignorierte sie Verres auch jetzt. Es war kein einziges Wort zwischen ihnen gefallen. Und dennoch war sie sich seiner Anwesenheit die ganze Zeit über bedrückend bewusst.


    Nun sah sie ihn an...

    Als sie ihre innerlich Fassung wieder völlig unter Kontrolle hatte, bemerkte sie, warum ihr dieser Sklave vermutlich so garnicht wie ein Sklave erschien. Er verhielt sich einfach nicht so. Er stand erhobenen Hauptes vor ihr und schien nicht einmal daran zu denken, sie mit der entsprechenden Ehrerbietung zu behandeln.
    Und so ungern sie es tat, da es überhaupt nicht ihre Art war, musste sie ihn, die Ermahnungen ihres Cousins über die Strenge gegenüber Sklaven berücksichtigend, zurecht weisen.


    "Du wagst es mir so gegenüber zu treten?Ich bin deine Herrin, vergiss das ja nicht. Und vor eben dieser hast du dich beim Eintreten zu verneigen. Wie kannst du es wagen hier so aufzutreten. Weißt du nicht, wer ich bin?"


    Und dennoch hätte er sich eine Antwort sparen können, natürlich wusste er es . Was an diesem Sklaven war bloß so anders? Ungeduldig und leicht zürnend wartete sie seine Reaktion ab.

    Nach wenigen Minuten in denen sich Albina wieder ihrer Lektüre gewidmet hatte, wurde sie vom Klopfen an der Tür unterbrochen.
    Das mochte wohl der Sklave sein, nach dem sie geschickt hatte.


    "Herein!" beantwortete sie das Klopfen kurz.


    Und dann öffnete sich die Tür. Ein trat ein großer römisch aussehender Mann mit grünen Augen und braunem Haar. Mit seinem maskulinen aber schönen Gesicht sah er Albina für einen Sklaven augenscheinlich zu gut aus. Selten hatte sie jemanden gesehen, der so sehr ihr Idealbild der äußeren Erscheinung eines Mannes darstellte. Augenblicklich, als sie merkte, welchen Gedanken sie da nachhing, blickte sie weg. Viel zu lange hatte sie den Sklaven angesehen. Sie errötete leicht um dann sofort wieder die ihr gebührende Fassung zu erlangen.


    "Wer bist du? Und wie ist dein Name?" fragte sie daher einfach um von sich abzulenken.

    Nunja, man konnte nicht behaupten, dass Albina nicht genug auf den Beinen gewesen wäre. Gerade gestern war sie mit Aesara bei der Vollversammlung der veneris gewesen. Aber vielleicht war es gerade diese Unruhe die sie schon wieder, zum zweiten Male innerhalb kurzer Zeit zu einem Spaziergang verführte.
    Da sie den auf Geheiß ihres Cousins, mit dem sie ohnehin noch ein Hühnchen rupfen musste, die Villa nicht ohne Begleitung verlassen durfte, sprach sie die Sklavin, die gerade ihre Wein- und Wasserkrüge auffüllte an.


    "Hey, Du, geh und sieh nach ob einer der Haussklaven gerad entbehrlich ist. Ich habe Aesara zum Markt geschickt und will die Villa verlassen. Aber spute dich!"


    Albina war neugierig, wen die Sklavin anbringen würde.