Beiträge von Tiberia Albina

    Albina war erfreut, dass Aesara diese Regeln zu befolgen gedachte und ihren Sinn zu verstehen schien.Nun, da dieses leidliche Thema abgehandelt war, konnte sie sich dem nächsten widmen. Wäre Albina sich nicht so sehr der Standesunterschiede und der Grenzen zwischen sich und ihrer Sklavin bewusst, hätte sie sie sicher gebeten sich zu setzen. Was hätte sie dafür gegeben einen vertrauenswürdigen Gesrpächspartner zu haben. Aber die Unmöglichkeit dieser Idee sprach für sich. So widmete sie sich lieber wieder der Realität.


    "Das freut mich zu hören. Da wir nun sehr viel Zeit gemeinsam verbringen werden möchte ich, dass du mir über dich berichtest. Ich will wissen, wo genau du herstammst, wie du aufgewachsen bist, wie du versklavt worden bist, aber vor allem auch wie dein Werdegang als Sklavin bis hierher verlaufen ist."

    Wollte nur kurz anmerken, dass zumindest der sexuelle Akt mit Sklaven nicht nur der Befriedigung galt. Auf vielen alten römischen Vasen sind entsprechende Abbildungen zu finden, sodass es als gewiss erscheint, dass das "Nehmen eines Sklaven" auch als Strafe diente und zum Zweck der Demütigung praktiziert wurde.

    Wohlwollend nahm Albina zur Kenntnis, dass Aesara gehorchte und ihr Haupt senkte. Dies geklärt konnte sie fortfahren.


    "Nun gut, es gibt einige Regeln die du zu kennen und zu befolgen hast.


    "In aller erster Linie bist du mein Besitz und unterstehst meinen Anweisungen. Du tust was ich sage und wann ich es sage. Zu jeder Tag- und Nachtzeit hast du zu meiner Verfügung zu stehen. Das heißt nicht, dass du ständig in meiner Gegenwart sein musst, es sei denn ich befehle dir dies.
    Du darfst die Villa nicht ohne meine Erlaubnis verlassen, es sei denn auf meinen Befehl. Auch wenn du in oberster Instanz mir unterstehst, so hast du dennoch auch den Aufforderungen der anderen Familienmitglieder und Gäste nachzukommen. Sollten diese Anordnungen dich unter Umständen nötigen, die Villa zu verlassen, so hast du mich davon in Kenntnis zu setzen. Sollte eines der Familienmitglieder oder der Gäste dich jedoch zu...ähm... unzüchtigen Dingen auffordern, so ist dir das Verweigern nicht nur gestattet, es ist dir befohlen! Wenn das der Fall sein sollte, so komm zu mir. Denn du unterstehst nicht nur meinem Befehl sondern auch meinem Schutz."


    Sie betrachtete Aesara bei diesen Worten genau und hoffte, dass diese die Worte verstand. Gerade da auch Titus in diesem Haus ein und Ausging, lag Albina dieses Thema besonders am Herzen.


    "Sollte es allerdings der Fall sein, dass ich rausbekomme, dass du dich freiwillig jemandem hingegeben hast, so wirst du die Peitsche zu spüren bekommen! Andere Dinge, wie das Verbot zu stehlen, deine Stimme höherrangigen Personen gegenüber zu heben, Private Bereiche des Hauses ohne Erlaubnis zu betreten und ähnliches, sollten nicht nötig sein zu erwähnen. Einen gewissen Grad an Intelligenz setze ich voraus. Und eben dieser sollte auch der Anmerkung entbehren können, dass alle Zuwiderhandlungen Konsequenzen ziehen über deren Ausmaß ich entscheide."


    Es war eine lange Liste von Dingen die sie hatte erwähnen müssen und war froh nun eine kleine Pause einlegen zu können. Sie musterte Aesara genau.


    "Hast du das verstanden?"

    Aesara trat, entgegen ihrem zaghaften Klopfen erhobenen Hauptes, ein. Das, so dachte Albina , musste sie ihr wohl noch austreiben. Auch wenn sie es, in ihrem milden Wesen Aesara vielleicht noch durchgehen lassen konnte, so würde es spätestens beim ersten Zusammentreffen mit anderen Bürgern zu Problemen kommen.


    "Senke gefälligst dein Haupt, wenn du dich in Gegenwart eines dir an Stande überlegenen befindest!" ermahnte sie sie zu ihrem eigenen Wohle streng. Das Aesara das nicht verstehen würde war ihr klar, aber nunmal nicht zu umgehen.


    "Ich muss mit dir reden. Es gibt einige wesentliche Dinge die ich dir sagen muss und noch immer einiges, was ich von dir wissen will."

    Ein leises Klopfen ließ Albina ihren Kopf heben. Der Servus hatte ihre Worte wohl sehr ernst genommen, denn es waren kaum ein paar minuten seit ihrer Anweisung vergangen. Doch hätte sie von Aesara, die ihren eigenen Aussagen zufolge die Tochter eines germanischen Stammesfürsten gewesen ist mehr Vehemenz hinter dem Klopfen erwartet.
    Aber Albina entschied sich, das zaghafte Verhalten als Zeichen zu interpretieren, dass Aesara ihre Rolle wohl doch besser kannte als zunächst anzunehmen war.
    "Komm herein!" rief sie zur Tür hin.

    In Begleitung ihrer Sklavin Aesara schritt Albina auf den Palast zu. Sie hatte den Aushang der societas veneris gelesen und hatte sich daher die Zeit genommen, der Versammlung beizuwohnen und sich das ganze vorerst einmal anzuschauen. Auf dem Aushang stand immerhin extra "für Mitglieder und solche, die es noch werden wollen" und da sie das ersnsthaft in Erwägung zog schien ihr dieser Schritt richtig.
    Vor den Toren des Palastes erblickte sie einen der Wachen und sprach ihn an.
    "Salve!Mein Name ist Tiberia Albina. Ich möchte zur Vollversammlung der societas veneris."
    Sie hoffte, der Wächter wäre sich der Tatsache, dass sie dies in Begleitung ihrer Sklavin zu tun gedachte, bewusst.
    Abwartend blickte sie in freunlich lächelnd an.

    Die letzten Tage waren viel für Albina gewesen. Es war so viel geschehen , gutes als auch schlechtes. Es gab vieles über das sie noch nachdenken musste. Doch auch jetzt hatte sie dafür noch keine Zeit. In all dem Trubel hatte Albina ihre neue Sklavin Aesara beinahe völlig vergessen.
    Dieser musste sie sich jetzt unbedingt endlich auseinandersetzen. Es gab einiges was sie noch zu klären hatte. So ging sie kurz zur Tür und öffnete diese. Zu ihrem Glück erblickte sie sogleich einen Sklaven der auf dem Gang unterwegs war und befahl ihn mit einer kurzen Geste zu sich.


    "Hol mir die neue Sklavin Aesara hierher! Und zwar auf dem schnellsten Wege.", setzte sie hinzu, damit der Sklave nicht auch noch auf die Idee kam etwas anderes vorher noch zu erledigen.


    Der Sklave eilte davon und sie schloss die Tür hinter sich.

    Irgendwie schien es ihr so , als stammten sie aus verschiedenen Welten. Das was Quintus über den Ort an dem er aufwuchs berichtete, konnte kaum unterschiedlicher zu ihrem Zuhause sein. Wieder wurde ihr bewusst, dass die beiden kaum verschiedener sein konnten. Und dennoch, irgendetwas war doch da...


    "Schnee? Den habe ich in meiner Heimat bisher nur sehr selten erlebt. Aber das was du beschreibst kann ich mir kaum vorstellen. Alles um einen herum ist mit einer glänzenden weißen Schneedecke bedeckt? Das muss wunderschön ausgesehen haben. Es scheint beinahe so, als sprächest du von einer anderen Welt."


    Albina spürte wie ein Gefühl, dass sie stets zu unterdrücken suchte, wieder in ihr aufkeimte. Fernweh. Schon seit frühester Jugend hatte sie das Gefühl, dass es irgendwo auf der Welt etwas gab, dass von ihr entdeckt werden müsse und daher hatte sie zu jeder Zeit mit großer Freude Erzählungen über die entfernten Provinzen und Länder gelauscht.
    Doch all das hatte in ihrem Leben, mit den Verpflichtungen und Aufgaben, keinen Platz.


    "Es ist bewundernswert was für ein Reich unsere Vorfahren geschaffen haben. Kaum vorzustellen was das Römische Reich inzwischen alles umfasst." Und ihre Worte waren ihr ernst. Sie konnte sich die Größe des Reiches kaum mehr vorstellen.
    "Quintus, du bist so weit herum gekommen! Sag, was war für dich der schönste Ort, den du je gesehen hast?"

    Bei dieser Äußerund ihres Cousins konnte sich Albina ein leichts Lachen nicht verkneifen. Auch ihr Vater hatte durchaus seine Probleme seine Vögel vor den herumstreunenden Vierbeinern in Sicherheit zu bringen.


    "Ja, das Problem kennt mein Vater zu genüge," grinste sie Quintus an, " auch wenn im Haus eigentlich keine weiteren Tiere erlaubt sind, schleichen sich doch ab und zu durch das Gezwitscher der Vögel animierte Wildtiere an." Ihr Vater litt immer schrecklich, wenn einer seiner Lieblinge einem solchen zum Opfer viel. "Du kannst dir kaum vorstellen, welche abstrusen Pläne mein Vater sich schon zum Schutz der Vögel überlegt hat. Zumindest in dieser Hinsicht scheint er ein Visionär zu sein." lachte Albina in Erinnerung der vielen merkwürdigen Zeichnungen und Ideen ihr Vater ihr bereits vorgelegt hatte.


    "Mich hat nie jemand gefragt, " ergänzte Albina, "nicht,dass ich die Vögel nicht schön finde, aber mir wäre die Gesellschaft einer zahmen Katze sicher lieber gewesen."


    "Aber da du es schon angeschnitten hast... Erzähl mir doch etwas über den Ort an dem du aufgewachsen bist. Das würde mich wirklich interessieren." lächelte sie schon wieder.

    Wo sollte sie denn da nur ausholen? Es gab so vieles, was sie hätte erzählen können, so entschied sie sich einfach, erstmal irgendwo anzufangen.


    "Oh, unser Landsitz ist herrlich. Wir haben ein großes Haus mit einem roten Backstein-Dach. Es ist an einem seichten Hang gelegen und wenn die Sonne daraufscheint ist schon von weiter Ferne zu erkennen.
    Unsere Ländereien sind riesig und die Gärten wunderschön bepflanzt. Das Perystil ist unglaublich.Meine Mutter liebt Pflanzen und so blühen dort die ausgefallensten Blumen direkt nebeneinander und tauchen das Ganze während der Blütezeit in ein Meer aus hundert verschiedenen Farben. Unser Haus liegt nah an der Küste und bei klarer Sicht kann man aus dem zweiten Geschoss schon das Meer erkennen."


    Ihr Zimmer hatte auch im zweiten Stock gelegen, sodass ihr die Erinnerung an ihre Zuhause einen kurzen Stich versetzte.


    "Und, wie es für das Landleben normal ist, ist es dort sehr ruhig. Bis auf die Vögel natürlich. Mein Vater hat seiner Vorliebe zu diesen Tieren gemäß einen großen Bereich anlegen lassen wo die verschiedensten ihrer Art leben und den ganzen Tag über ihre Melodien verbreiten. Oh Mensch, wenn ich das so erzähle klingt das ja schrecklich idyllisch." Stellte sie fest und musste lächeln.


    "Es ist einfach herrlich. Aber auf Dauer auch längst nicht so abwechslungsreich wie Rom."

    Albina hing gerade weiterhin ihren Gedanken nach als eine Frau mittleren Alters das Atrium. Die hohe Abstammung erkannte man sofort. Sie war von mittlerer Größe , also ein paar Zentimeter kleiner als sie selbst und vermutlich deutlich älter. Allerdings hatte das Alter ihrer Schönheit keinen Abbruch getan, musste Albina anerkennend feststellen. Sie war schlichter gekleidet als sie selbst, doch ließ dies nicht auf einfachere Qualität schließen. Doch einfache Qualität, stellte sie fest, hätte zu dieser Dame, und das schien sie nach Außen hin durch und durch zu sein, ohnehin kaum gepasst.
    Sie erwiderte Livias Blick mit möglichst großer Freundlichkeit.


    "Ja, mein Name ist Tiberia Albina. Ich bin die Tochter des Gaius Tiberius Albinus und Enkelin von Titus Tiberius Ahala. Dein Vater war der Bruder meines Großvaters, so scheint es mir, dass du mein Großcousine bist."


    Ja, häufig war es garnicht so einfach seinen Stammbaum zu überblicken und sie selbst hätte sicher Schwierigkeiten gehabt diese Anwort so genau zugeben, hätte sie nicht Quintus kurz um der Notwendigkeit willen auf dem Weg hierher kurz angesprochen um ihn nach eben diesem Verhältnis zu fragen.


    Sie folgte Livias Aufforderung und ging ein paar Schritte zu der Tischguppe hin um anschließend Platz zu nehmen.


    "Ich freue mich sehr, dich kennen zu lernen, Livia.", sagte sie in absoluter Ehrlichkeit und schenkte ihrer Großcousine ein Lächeln, dass wohl jeden , ihren kalten Cousin einmal ausgenommen, entzückt hätte.

    Sie hörte ihm interessiert zu und war erfreut, dass anscheinend auch er ihren gemeinsamen Spaziergang zu genießen schien.


    Sie hatte schon angenommen, dass es auch die Vorfahren und die Tradition waren, die ihn zu einer Soldatenkarriere bewegt hatten. Aber sie hatte vermutet, dass es noch mehr als nur das gab, was ihn zu dieser Entscheidung bewegt hatte. Aber nunja, nachdem was er sagte, konnte man ohnehin nicht unbedingt von einer Entscheidung sprechen. Es kam ebenso. Doch was Albina wunderte, war , dass in seiner Erzählung über seine Ahnen sein eigener Vater nicht aufgetaucht war. Sie wusste nicht viel über Quintus frühe Jugend , aber dennoch war das ganze ein merkwürdiger Umstand.


    Und obwohl sie neugierig war, erkannte sie auch die Motivation hinter dieser Unterlassung. Und da Quintus nicht über dieses Thema schien sprechen zu wollen, tat sie ihm diesen Gefallen und überhörte nach Außen hin, dieses Thema.


    "Sicher hast du in deiner Zeit in der Legion vieles gesehen." Soch neben schönen Ländern und fremden Kulturen gab es sicher auch andere Dinge, unschöne, die sie sich nicht vorzustellen erlaubte und ging deshalb auch nicht weiter darauf ein.
    Sie schritt einfach weiterhin gemächlich neben ihrem Cousin her, genoss die Sonne und die Luft und wartete darauf, dass er vielleicht eine Frage hatte, nachdem sie ihn doch schon in so vieler Hinsicht ausgefragt zu haben schien.

    Wie schon seit dem Zeitpunkt des Vorfalles beim Abendessen im Kreise der Familie ignorierte Albina Quintus so weit möglich.
    Natürlich beantwortete sie mit aller gebührenden Höflichkeit seine Fragen und folgte seinen Anweisungen. Doch noch immer war sie nicht in der Lage erneut das Wort von sich aus an ihn zu wenden.


    Zwar hatte sie nun bereits eine Nacht über die Ereignisse geschlafen, doch sie spürte, dass das Verhalten, dass ihr Cousin ihr gegenüber an den Tag gelegt hatte, einen tieferen Punkt in ihr berührt hatte. Doch nichts davon wollte sie ihn spüren lassen und so nahm sie auch die jetzige Bemerkung seinerseits nur mit einem schwachen Nicken wahr.


    So recht, wollte das alles hier nicht richtig anlaufen. Nach ihrer anfänglichen Euphorie überdachte sie die Lage auf ein Neues.
    Sie hatte eine Cousine, die auf sie herabblickte, einen entfernten Verwandten, der ihr Vater sein könnte aber ihr dennoch unverhohlen sein Interesse offenbarte, einen Cousin, der zwar nett und höflich war aber dennoch kein allzu großes Interesse an ihr zeigte und eben Quintus, in den sie so große Hoffnungen gesteckt hatte und der er mit seiner Zurechtweisung gestern zunächst einmal völlig unerwartet einen Dämpfer erteilt hatte.


    Sie blickte ihn mit einem kurzen Blick von der Seite an und merkte wie sie innerlich schon wieder wütend zu werden begann. Nichts von dem was sie tat oder seit gestern getan hatte schien auch nur die leiseste Regung in ihm auszulösen. Merkte er all das wirklich nicht oder wollte er es sich nicht anmerken lassen?


    Nunja, jetzt stand sie in diesem wunderschönen Atrium und versuchte krampfhaft ihre Lebensfreude wieder an die Oberfläche zu holen.
    Wie schön es hier doch ist, versuchte sie sich einzureden. Und gleich wird es sicher besser. Livia, dachte sie, vielleicht würde sie in ihr ja eine Vertraute finden. Denn jetzt gerade, erkannte sie auf einmal, fühlte sie sich einsamer als je zuvor.

    Anscheinend hatte sie dieser Kette zu lange ihre Aufmerksamkeit geschenkt, sodass sie auch ihrem Cousin in die Augen gefallen war.


    "Ja, es ist wirklich ein sehr schönes Stück."


    Sie gedachte aber nicht, weiter darauf einzugehen. Es wäre zu peinlich gestehen zu müssen, dass die Reise viel des Geldes, dass ihre Eltern ihr mitgegeben aufgebraucht hatte. Und noch mehr lag es ihr fern, auf das Angebot ihres Cousins einzugehen, dass er für ihre Wünsche aufkommen würde. Vor allem da dies kein Wunsch der Notwendigkeit war. So blickte sie wieder einmal mit einem freundlichen Lächeln zu ihrem Cousin hoch und fragte ihn :
    "Es ist wirklich schön hier mit dir über den Markt zu gehen. Ich bin froh, dass du dir dafür die Zeit nehmen konntest." Und das war wirklich die Wahrheit. Die Gespräche mit Quintus lenkten sie von ihrem ersten ganz leichten Heimweh ab.


    Doch trotz allem hatte sie das Gefühl, dass noch etwas zwischen ihnen stand. Etwas, dass ihr Cousin vielleicht jedem gegenüber aufbaute. Denn obwohl sie sich gut zu verstehen schienen, waren es nur winzige Nuancen, in denen sie das ablesen zu können glaubte.
    "Sag, Quintus, gabe es für dich in deiner Jugend nur das Militär? Ich meine, damals hättest du sicher viele Wege einschlagen können, weshalb gerade diesen?"

    Beinahe erschrocken war Albina von den Worten ihre Cousins. Doch noch mehr als seine Worte traf sie sein Ton. Ihr waren die Sitten hier nicht bekannt und nie hätte sie geahnt eine solche Reaktion hervorzurufen. Zuhause war es ihr erlaubt zu kommen und zu gehen wie sie beliebte, auch wenn sie es aufgrund ihrer Erziehung natürlich nicht tat.


    Irgendetwas in ihr zitterte in diesem Moment, und es kostete sie all ihre Kraft ein halbwegs gefasstes Gesicht zu behalten. Sie wollte doch nur möglichen Problemen vorbeugen. Mit leicht verletztem Unterton aber auch mit all der Kühle, die ihr in ihre Stimme zu legen möglich war, antwortete sie.


    "So denn, dann werde ich wohl meine Befindlichkeit zum Wohle der Familie hintanstellen. Wenn es dein Wunsch ist, so bleibe ich natürlich." sprach sie und schenkte ihm einen eisigen Blick.


    Er hatte einen Fehler gemacht, und den sollte er ruhig fühlen. Er hatte sie bloßgestellt, vor dem Rest der Familie. Er hatte sie in ihre Schranken gewiesen, als wäre sie einer seiner Probati. Konnte sie sich so in ihrem Cousin getäuscht haben? Sie dachte, es gäbe ein zartes Band zwischen ihnen. Doch nichts von dem spürte sie in diesem Moment. Nach außen hin die Fassung wahrend brodelte sie innerlich.


    Enttäuscht, verletzt und wütend wandte sie den Blick von ihm ab und streifte das kurz Durus. Was mochte in ihm wohl vorgehen? Was würden die anderen bloß denken?

    Eigentlich hatte sie sich nur unscheinbar zurück ziehen wollen. Und nun das. Alle Blicke waren auf sie gerichtet und Durus schien zu befürchten er seie daran schuld. Dabei war er das weniger als die beiden anderen Männer im Raum.


    "Oh Nein, lieber Durus. Bitte versteh mich nicht falsch. Das ganze hat damit garnichts zu tun." sagte sie und blickte ihren Cousin entschuldigend an.


    "Und ich wollte euch in eurer Unterhaltung auch gewiss nicht länger unterbrechen."


    Im Mittelpunkt zu stehen war die letzte ihrer Absichten gewesen und so errötete sie leicht. Ihr Blick wanderte zu Quintus, abwartend wie er auf ihre Bitte reagieren würde.

    Nach einer ganzen Weile die sie über all diese Dinge nachgedacht hatte, hörte sie ein leichtes Husten im Hintergrund.


    Es war seh dezent und vermutlich für keinen anderen hörbar. Sie wandte sich um und blickte Ikarus an. Und erst in diesem Moment wurde ihr gewahr, wie lange sie wohl vermutlich schon hier herumlief. Es mussten Stunden gewesen sein.Ihr Cousin musste sich ja schon fast sorgen machen, wo sie so lange geblieben war, also nickte sie leicht beschämt über ihre Verträumtheit kurz Ikarus an und trat den Heimweg an. In wenigen Minuten wäre sie wieder in der Villa Tiberia und sie hoffte, dass Quintus über seinen Geschäften brütete und nicht mitbekommen hatte, wie lange ihre Abwesenheit wirklich war.


    Doch eigentlich konnte sie sich diese Gedanken sparen, wurde ihr Bewusst. Der Schatten, den ihr ihr Cousin mit auf den Weg gegeben hatte, hatte sicherlich noch mehr Aufgaben, als nur über sie zu wachen. Ja, sie musste sich daran gewöhnen, dass wohl keiner ihrer Schritte in Begleitung von Quintus Sklaven mehr unentdeckt bleiben würde.


    So hob sie das Haupt und schritt bedächtig auf die Villa zu.

    Jetzt, da sie so auf dieser Liege lag, bemerkte sie erst wie erschöpft sie war. Und diese Innere Anspannung aufgrund der Stimmung die zwischen Quintus und Iuvenalis zu entstehen schien erschöpfte sie gerade umso mehr.

    "Quintus, verzeih, wenn ich dich kurz unterbreche."
    Sie blickte ihn entschuldigend an.


    "Ich weiß, dass dieses Essen auch wegen meiner Ankunft stattfindet. Doch leider merke ich gerade, wie erschöpft ich wohl doch von der Reise bin. Würdest du es entschuldigen, wenn ich mich bereits zu so früher Stunde zurückziehe? Ich fühle mich gerade so recht nicht wohl."


    Es tat ihr sehr leid, ihrem Cousin das mitteilen zu müssen, da er doch ihr zu Liebe dieses gemeinsame Essen veanstaltet hatte und sie ihn in keiner Weise zu enttäuschen gedacht hatte. Doch sie ahnte, dass wenn sie sich nicht bald zur Ruhe legen würde, ihr noch der Kreislauf versagte und das wäre ihr mit Sicherheit noch unangenehmer als dieser frühe Rückzug.

    Er schien zufrieden mit ihrer Antwort und das freute sie, kam nun doch die gute Erziehung die ihre Eltern ihr haben zukommen lassen zum tragen.

    "Da, mein Lieber, brauchst du dir wirklich keine Sorgen zu machen. Ich bin im strengen Glauben an unsere römischen Götter erzogen worden."


    Das stimmte sogar, auch wenn sie manchmal eine gewisse Skepsis der Religiösität im Allgemeinen entgegenbrachte. Doch nie ließ sie diese Gedanken ausufern.


    "Ich selbst bete schon seit frühester Jugend zu Juno.. Es wurde mir schon zeitig beigebracht, dass sie, als Göttin der Ehe und Schutzherrin der hochzeitlichen Brauchtums, Herrin über den wesentlichsten Teil meines Lebens sein würden. Aber desweiteren, und das ist mein wesentlichster Grund, ist sie ja vor allem auch Schutzherrin Roms und des römischen Reiches."


    Juno war es auch, zu der sie außerhalb der üblichen Kulthandlungen anbetete und die nach Albinas Meinung, für den bisher so großartigen Verlauf ihres Lebens verantwortlich war.


    Albinas Blick blieb an einem Stand hängen, der Schmuck verkaufte. Zwar hatte sie durch ihr Leben auf dem Land nie einen allzugroßen hang zum Luxus entwickelt, doch eines der Schmuckstücke zog sie fast magisch an. Es handelte sich um eine goldene Halskette. Sie war nicht übermäßig groß aber auf ihre Art und Weise erschien sie Albina einzigartig. Sie war sehr fein gearbeitet und bestand aus mehreren dünnen goldenen Kettchen die ineinander verschlungen waren und wurde durch einen kleinen aber atemberaubend schönen in Form einer Sonne geschliffenen Saphirs abgeschlossen.
    Nie zuvor, glaubte sie, hatte sie etwas schöneres gesehen. Sie ließ die Kette einen Moment bedächtig durch ihre Hand gleiten, bevor sie sie wieder zurücklegte und sich zu Quintus umwandte um weiter zu gehen.

    Leider war ihre Frage an Claudia nicht zum Tragen gekommen, da diese in eben diesem Moment von einer Sklavin in Beschlag genommen wurde, die ungeschickter Weise etwas umgeworfen hatte und einer deutlichen Ermahnung bedurfte.
    So wendete sich Albina wieder dem Gespräch der Männer zu und lauschte aufmerksam deren Worten.


    Doch mehr als das was sie aussprachen schien noch etwas untergründigeres zu laufen. Es herrschte eine Anspannung zwischen ihrem Cousin und Iuvenalis die zwar nicht ausgesprochen aber beinahe greifbar war. Was war denn bloß in die Männerwelt gefahren.


    Sie hatte sich Mühe gegeben, Iuvenalis aufdringliches Verhalten durch Reaktion nicht noch offensichtlicher zu machen. Doch Quintus waren dessen Blicke anscheinend nicht entgangen. Und sie gefielen offensichtlich nicht.


    Albina, die ahnte Auslöser des ganzen zu sein, hoffte, begann sich unwohl zu fühlen, war es doch als letztes ihre Absicht Zwietracht in der eigenen Familie zu sähen.


    Ihr blieb nichts weiter übrig als das ganze weiter möglichst unbeteiligt zu verfolgen um es nicht noch schlimmer zu machen.
    Währenddessen wanderten ihre Gedanken, so sehr sie es auch verurteilte, wieder zu Quintus...