Beiträge von Tiberia Albina

    Es erschien ihr so, als wäre zum Thema Ehe für ihren Cousin vorläufig genug gesagt, und auch sie wollte sich lieber wieder erfreulicheren Themen widmen.


    Als er sie nach der Trinkschale fragte, sah sie sich diese genauer an.

    "Nunja, der schwarze Bart und die weiße Toga sind zu gebräuchlich um ihn zu identifizieren. Der Efeukranz, den er auf dem Kopf trägt ist allerdings ein erstes Indiz."


    Jetzt wurde es kniffliger. Ganz genau beäugte sie die Details der Darstellung.


    "Wie es mir scheint, so hält er in der rechten einen zweihändigen Krug, ein Kantharos würde ich meinen, und in der linken einen Stab mit einem Kiefernzapfen oben drauf, also einen Thyrsos... Ja, das muss auf jeden Fall eine Bacchusdarstellung sein. Und eine ziemlich schöne sogar, wie ich finde."


    "Wie hältst du es eigentlich mit der Religion, wenn ich fragen darf."
    Das war garkeine so unbedeutende Frage. In den heutigen Zeiten gab es viele Sekten und merkwürdigste Glaubensvorstellungen. Das kam für Quintus als wohl erzogenen Römer zwar nicht in Frage, aber dennoch hatte doch ein jeder unter den Göttern seinen Favoriten. Jeder ging in einen anderen Tempel am häufigsten. Und manche hielten garnicht mehr allzu viel von Religion.

    Auch wenn ihre Aufmerksamkeit nun an sich Claudia galt, spürte sie dennoch Iuvenalis Augen auf sich. Doch sie konnte sich jetzt, unter den Blicken von Claudia kaum schon wieder ihm zu wenden.


    Trotzdem dachte sie fieberhaft darüber nach, was an ihr ihn so zu reizen schien, dass er den Blick nicht abwenden konnte. Sie war schön, ja, das konnte sie nicht abstreiten, doch auch andere Männer die ihr begegneten gewannen nach Kürze ihre Fassung wieder. Es musste mehr sein als das normale Interesse, das Männern attraktiven Frauen bei ihren Begegnungen entgegenbrachten.


    Und andererseits war sie irritiert davon, dass auch er ihr interessant erschien. Er war immerhin wesentlich älter als sie, ja hätte sogar ihr Vater sein können.Doch obwohl er nicht mal als überduchschnittlich attraktiv gelten konnte, strahlte er irgendetwas aus, was ihr gefiel.


    Anstatt diesen Gedanken mehr zu erlauben und ihn anzuschauen, blickte sie ihren Cousin an. Schließlich war es Quintus, der bis jetzt merkwürdigerweise so sehr ihre Gedanken in Beschlag genommen hatte. So viele neue Menschen, so viele neue Gedanken und Gefühle...
    Sie war verwirrt und entschied, ihre Aufmerksamkeit einfach wieder ihrer Cousine zu widmen.

    Erneut über seine Offenheit verwundert aber erfreut stimmte sie ihm zu. "Ja, damit magst du durchaus recht haben und ich denke keiner von uns würde abstreiten, dass das sogar ziemlich häufig ist. Gerade in unserem Stand, wo Ehen mehr als nur aus Sympathien geschlossen werden." Oh ja, über diesen Zustand war sie sich nur allzu schmerzlich bewusst. Aber sie als Patrizierin würde das Ganze mit Würde tragen, denn das war nun mal die wesentlichste Aufgabe, die sie zu erfüllen hatte: ihrer Familie zu dienen.


    "Doch wenn du schon von Befindlichkeiten sprichst," lächelte sie ihren Cousin an, "so denke ich, dass ihr Männer uns durchaus des öfteren unterschätzt. Auch die Schultern einer Frau können im übertragenen Sinne viel tragen. Zumindest nach meinem Bild von unserem Geschlecht."


    Sie stellte sich vor, wie sie als Ehefrau sein würde. Ja, dachte sie, ob nun Sympathie oder nicht, so würde sie ihrem Mann stets eine Stüzte und Hilfe sein. Worin sonst sollte sie ihre Aufgabe auch sehen?
    Sie ließ ihren Blick über die Waren schweifen und versuchte ihre Gedanken zu erhellen. Zum Glück, dachte sie, war sie ein so positiver Mensch, in allem konnte sie Freude finden.


    Sie schloß kurz im Gehen die Augen und ließ ihre Umgebung auf sich wirken. Sie roch die verschiedenen Gewürze, den Geruch von Schweiß und Fleisch, den Hauch eines süßlichen Parfüms das zu hier hinüberwehte.
    Sie vernahm die Geräusche von Pferdehufen, das Krackelen der Händler, das Feilschen der Käufer und das Toben der einfachen Kinder die herumrannten und spielten.
    Es war herrlich, wieviele verschiedene Dinge so ein Markt in sich vereinen konnte...


    Nur einen kurzen Moment später öffnete sie ihre Augen wieder und schaute ihren Cousin fröhlich an. " Es ist einfach herrlich hier!"

    Nachdem Albina mit ihrer Antwort anscheinend die Neugier von Iuvenalis vorerst gestillt hatte und der Meinung war, diesem Mann, der so unverhohlen seine Begeisterung für sie zeigte, nicht über Gebühr, vor allem nicht bei ihrem ersten Zusammentreffen mit ihren Verwandten , ihre Aufmerksamkeit schenken zu sollen wandte sie sich mit einem Lächeln wieder der Unterhaltung der anderen ein.


    Auch Claudia hatte sich mittlerweile auf einer der Liegen ausgestreckt und beobachtete stillschweigend das Geschehen. Warum konnte sich Albina bloß dem Gefühl nicht erwehren, dass ihre Cousine sie nicht leiden konnte. Schließlich kannten sie sich noch kaum.
    Aber da fiel ihr wieder ein, dass auch sie keinen Versuch gemacht hatte, das Eis zu brechen, was doch eigentlich so garnicht ihre Art war.


    Nein, sie sollte sich wirklich zusammenreißen und sich ihres Alters entsprechend benehmen. Hier war nicht der Ort für spätpubertäre Mätzchen.


    "Claudia, ich hoffe die Frage ist mir gestattet. Könntest du, als einziges mir bis jetzt bekanntes weibliches Mitglied der Familie, mir Ratschläge geben welche Formen der Zerstreuung und Bildung hier für eine junge Patrizierin die schicklichsten sind? Natürlich nur, wenn deine vielen Aufgaben dir dazu nebenbei noch Zeit lassen." Sprach sie ihre Cousine zögernd aber dennoch freundlich an.

    An jedem Standort eine Geliebte? Befand ihr Cousin diese Thematik nicht zu unschicklich um sie ihr zu berichten? Anscheinend nicht. Sie besann sich darauf, dass auch sie froh darüber war, wie offen sie mit ihm sprechen konnte, und sah sich nun darin bestätigt , dass er dies auch ihr gegenüber anscheinend zu sein gedachte.


    "Hmm... Meinst du nicht es wäre eine gute Idee für ihn? Du ,als sein... ja wie genau würdest du eure Beziehung eigentlich bezeichnen? Naja, aber solltest du ihm nicht in dieser Hinsicht ein wenig auf die Sprünge helfen?"


    Es machte sie neugierig, dass er dort noch nichts unternommen zu haben schien, wo er doch an sich der Meinung zu sein schien, ein Mann bräuchte ein Frau um sich um die nebensächlichen Dinge zu kümmern.


    "Und ja, vielleicht magst du recht haben.Eine Frau muss verstehen einem Mann den Rücken frei zu halten. Aber ist ein warmes und liebevolles Wesen, dass ihn zuhause willkommen heißt und ihn mit ihrer Wärme die Alltagssorgen einmal vergessen macht, nicht von ebenso großer Bedeutung?"


    Seine Meinung dazu interessierte sie wirklich. Gerade er, so schien es ihr, brauchte diese Wärme anscheinend, damit er endlich einen Teil seiner ihrer Meinung nach aufgestauten Anspannungen fallen lassen konnte.


    "Wer will schon zu einem zänkischen Weib nach Hause kommen, selbst wenn sie das Heim in festem Griff und Ordnung hat?"

    Hatte er sie soeben bezauberne genannt? Ja, sie konnte sich nicht verhört haben und merkte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg.
    So war sie froh darüber, dass Quintus sie gerade in diesem Moment unterbrach.


    Als Iuvenalis ihr ihren Arm darbot , nahm sie diesen leicht verlegen an und folgte ihm zu Tisch.


    Dort legte sie sich auf eine der Liegen, die ihr Cousin ihr mit einer kurzen Handbewegung darbot und antwortet schließlich auf Iuvenalis frage.


    "Ich selbst bin auf dem Landgut meiner Eltern in Illyricum aufgewachsen. Sie waren der Meinung mir in dieser Umgebung eine bessere Umgebung zu Teil werden lassen zu können."


    Sie selbst war sich noch immer nicht schlüssig ob sie ihren Eltern dafür dankbar sein sollte, stellte deren Entscheidungen aber nie in Frage.

    "Vor kurzem erst haben meine Eltern mir ihre Überlegung mitgeteilt, es seie an der Zeit mich in die stadtrömische Gesellschaft einzuführen. Und, ich denke in diesem Rahmen kann ich es durchaus offen ansprechen, lag ihnen auch der Gedanke nicht fern, mir so eine standesgemäße Verbindung zu ermöglichen."


    Sie selbst, sich dessen durchaus bewusst, mochte dieses Thema aber an sich nicht sonderlich. Ehen schienen meist nicht mehr als ein Teil von Politik zu sein, und manchmal fragte sie sich , ob sie nicht nur eine Schachfigur bei dem Ganzen war. Aber sie wollte sich ihre Gedanken nicht verdüstern lassen und schob sie wie bis jetzt immer weit von sich weg. Sie lächelte ihren Cousin an, mit dem sie das Thema ja schon zuvor kurz angeschnitten hatte.

    Für Albina war es im Gegensatz zu den meisten römischen Bürgern nicht zwangsläufig etwas verwerfliches kein Amt inne zu haben. Ihr Vater hatte sich um ihretwillen ja auch auf das Land zurückgezogen und sich dessen Verwaltung gewidmet.
    Und es entging ihr auch keineswegs, dass Iuvenalis das Thema sichtlich unangenehm war.


    "Ich wünsche dir bei diesem Unterfangen viel Erfolg." Versuchte sie ihn zu ermuntern.


    "Lebst du denn schon lange hier in Rom? Ich meine, bist du hier aufgewachsen?" Sie wollte einfach mehr über diesen Mann erfahren, dem Gefallen an ihrem Äußeren beinahe unschicklich im Gesicht stand.
    Das wollte sie ihm aber nicht zum Vorwurf machen, sie kannte ja ihre Wirkung auf andere.Auch wenn sie es manchmal hasste, dass die Menschen schon von ihr begeistert waren , bevor sie überhaupt den Mund aufgemacht hatte. Sie wollte, dass man sich für sie als Mensch interessierte. Aber nunja, Männer ...


    "Oder wo hast du deine Jugend verbracht?"

    Sie hatte also recht. Auch er war in irgendeiner Art und Weise mit ihr verwandt. Über welche Ecken spielte für sie auch eigentlich keine Rolle. Er war also ein Teil ihrer Familie.
    Während er sprach betrachtete sie ihn genau. Sein Verhalten ihr gegenüber erstaunte sie. Zwar hatten schon viele Männer bei ihrem Anblick kurzzeitig die Fassung verloren, doch irgendwas war dieses mal anders. Und wie war neugierig, was dahinter steckte. Allerdings ziemte es sich kaum danach zu fragen.


    "Appius Tiberius Iuvenalis? Es freut mich. Und auch wenn der Verwandtschaftsgrad kaum zu klären ist, so bin ich dennoch froh einen weiteren Teil meiner Familie kennenzulernen."


    Sie lächelte ihn keck an, um herauszufinden, wie seine Reaktion darauf sein würde.


    "Darf ich fragen, welche Ämter dir obliegen oder in welchen anderen Gebieten du Zerstreuung suchst?"

    Doch anstatt das einer der beiden etwas antwortete, trat nur ein paar Augenblicke später ein weiterer Mann in den Raum. Er war gerade so groß wie Albina selbst, schon etwas älter und von magerer Gestalt.
    Dennoch wirkte er durchaus sympathisch.


    "Salve." Beantwortete sie seine allgemeine Begrüßung mit einem freundlichen Lächeln. Sie behielt ihre Beherrschung und zeigte keinerlei Regung obwohl ihr sein kurzes Stocken als er sie zum ersten Mal erblickte im Gegensatz zu den anderen im Raum nicht entgangen war.
    Waren die beiden sich schon mal begegnet? Sie konnte es nicht ausschließen, denn gerade hatte sie ja schon erfahren, dass auch ihr anderer Cousin sich an sie erinnerte, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt noch ein kleines Kind gewesen war.


    "Ich kann nur annehmen, dass auch wir verwandt sind, auch wenn ich leider den Grad nicht kenne. Ich bin Tiberia Albina , Tochter des Gaius Tiberius Albinus und freue mich dich kennenzulernen." grinste sie ihn an, ihre Unwissenheit überspielend.

    Schon wieder erkannte Albina wie sehr ihr Cousin von seiner militärischen Erziehung geprägt war. Doch sie ahnte, dass es noch mehr gab, was ihn zu dem hatte werden lassen, was er war.
    Nun, da auch diese ihr wichtige und offen ausgesprochene Sache bei ihm keinen Zorn geweckt hatte, sah sie ihre Meinung , mit ihm offen und ehrlich sprechen zu können bestätigt.

    "Du scheinst viel in deinem Leben erlebt zu haben um über so viele Dinge eine so weise und gut begründete Meinung zu haben. Du magst mit deiner Aussage durchaus recht haben. Aber auch du wirst mir meine Gefühle verzeihen, da es denke ich doch mehr als natürlich ist, dass Frauen ein mitleidigeres Herz als Männer haben. Auch deswegen obliegt die Verwaltung und Obhut einer Familie sowie die meisten bedeutenden Ämter den Männern.Frauen besitzen andere Tugenden, die auch in anderen Bereichen sicher eher von Nutzen sind."


    Albina betrachtete nebenbei die Stände an denen sie vorüberschritten. Ihr Cousin hatte sie anscheinend bewusst über ihr Unwohlsein in der Gegenwart der Sklaven und Sklavenhändler, zu den erfreulicheren Ständen geleitet. Überall lagen wunderschöne Waren aus. Von schönen Gegenständen des Luxus, wie unbeschreiblich schönen Schmuckstücken, bis hin zu den gebräuchlichsten Dingen wie Wachstafeln und Krügen.


    "Die Auswahl hier auf den römischen Märkten ist unglaublich. Erst hier erkennt man die vielen Vorteile in der Hauptstadt des Reiches zu leben wirklich."


    Sie blickte von den Ständen wieder auf und sah Titus, der schon die ganze Zeit vor ihnen her lief.


    "Es beruhigt mich, dass ich mir um Titus keine Sorgen zu machen brauche. Aber wie ist es zu eurer Verbindung gekommen? Und wieso ist Titus, auch wenn er mir von einfachem Gemüt zu sein scheint, nicht verheiratet? Oder ist er es doch und es ist mir entgangen?"

    "Wie schön!" , freute sich Albina. Sie verspürte nämlich noch wenig Lust in die Villa zurückzukehren und genoss auf merkwürdige Weise die Gesellschaft Vitamalacus`.


    Sie wandte sich noch einmal kurz nach Ikarus und Aesara um die gemeinsam den Markt in entgegengesetzter Richtung verließen. Dann allerdings schenkte sie ihrem Cousin die volle Aufmerksam und begann langsam an seiner Seite an den Händlern vorüber zu schreiten.


    "Ich war noch nie zuvor auf einem Sklavenmarkt und ich bin um ehrlich zu sein froh darüber, meine Entscheidung jetzt hinter mir zu haben.
    Auch wenn Sklaven im eigentlichen Sinne keine Menschen sind, so regt sich doch ein wenig Mitleid in mir."


    Sie blickte zu ihrem Cousin hoch und überlegte sich, wie sie das nächste Anliegen am besten Vortrug. Aber in Anbetracht ihrer Einschätzung von ihm entschied sie sich für "Frei heraus".


    "Du scheinst eine hohe Meinung von Titus zu haben, sonst würdest du ihn kaum so häufig in deiner Umgebung haben. Und ich hege keinen Zweifel daran, dass die Untersuchung gerade notwendig war. Aber ich will auch nicht leugnen, dass mir Titus Lächeln nicht gefiel, als du vom "manieren beibringen gesprochen hast."


    Vorsichtig schaute sie noch einmal zu Quintus herauf um seine Reaktion zu beobachten.


    "Ich hoffe nur du verstehst meine Sorge um meine neue Sklavin. Ich will sicher sein können, dass sie frei von anderen Sorgen ihre Dienste bei mir leisten kann, wenn du verstehst , was ich meine."

    Nachdem sie vor wenigen Stunden den Entschluss gefasst hatte, sich ein wenig die Beine zu vertreten um sich langsam an die stadtrömische Luft zu gewöhnen, stand sie nun in einem kleinen aber entzückenden Park in der Nähe des Forums.
    Natürlich folgte ihr in gebührendem Anstand Ikarus, den ihr Cousin ihr mitgegeben hatte. Generell war er von ihrer Idee einfach hinauszugehen nicht sonderlich begeistert gewesen. Daher hatte sie ihm zumindest ihr Wort gegeben sich nicht allzu weit von der Villa zu entfernen und nie mehr als ein paar Schritte zwischen sich und Ikarus kommen zu lassen. Und obwohl sie nicht wusste, welchen Auftrag Quintus Ikarus erteilt hatte, so war sie sich doch sicher, dass sie es selbst, wenn sie es beabsichtigt hätte, es ihr nicht gelungen wäre.


    So ignorierte sie die Anwesenheit des Sklaven einfach und schritt gemächlich den kleinen Weg entlang und bewunderte die schönen Blumen die am Rande des Weges wuchsen.


    Sie dachte einfach nach. Über ihre lange Reise, ihren ersten Tag gestern hier in der Stadt und an die Menschen die ihr hier bereits begegnet waren. An den Ianitor, der ihr die Tür geöffnet hatte , an Ikarus und auch an Titus, der Schatten ihres Cousins, der ihr bei seinem ersten Erscheinen beinahe die Sprache verschlagen hatte. Aber vor allem dachte sie über ihre Verwandten nach, ihre Cousine, die sie anscheinend nicht mochte, und ihr auf den ersten Blick unsympathisch war. Doch Albina hielt nicht viel von ersten Eindrücken und hatte schon früh gelernt, dass man nicht gleich Vorurteile aufbauen durfte.
    Sie dachte an Durus, der ihr von den Spielen berichtet hatte, die er als Aedil veranstaltet hatte.
    Aber vor allem dachte sie über Quintus nach. Zunächst war sie ein wenig eingeschüchtert von seiner Art gewesen, aber langsam gewann sie das Gefühl, die beiden würden sich vermutlich doch besser verstehen, als zunächst anzunehmen war. Irgendetwas faszinierte Albina an ihrem Cousin. Aber sie wollte und konnte derzeit nicht weiter darüber nachdenken. Es gab wichtigeres worauf sie ihre Gedanken verwenden sollte.


    Quintus war zwar so großzügig gewesen, dass Thema , welches er gestern bereits in der ersten Unterhaltung angeschnitten hatte, auf ein paar Tage zu verschieben damit sie sich zunächst eingewöhnen konnte. Aber ein paar Tage waren auch nur ein kleiner Aufschub für eine so wichtige Entscheidung.
    Ihre Eltern hatten sie aus eben diesem Grund, und sie konnten es leugnen so viel sie wollten, darüber war sich Albina sicher, zurück nach Rom geschickt.
    Sie sollte heiraten. Sich zum Wohle der Familie in eine lebenslange Bindung fügen. Und an sich war es nicht diese Vorstellung, die ihr Kopfzerbrechen bereitete. Es war das Bewusstsein darüber, dass sie vielleicht jemanden heiraten musste, den sie nicht einmal sonderlich mochte.
    Nun gut, auch darin würde sie sich fügen. Es war nun einmal das Privileg der einfacheren Bevölkerung Ehen aus weniger wichtigen Motiven zu schließen und ihr war klar, dass es als ihre standesgemäße Pflicht galt eine vorteilhafte Ehe einzugehen. Doch wer würde es sein. Wer würde das Wohlwollen ihres Cousins, unter dessen Fürsorge sie nun ja stand, gewinnen.
    Sie bezweifelte nicht, dass es genug potenzielle Kandidaten gab. Sie war nun einmal mit einem liebreizenden Äußeren gesegnet und darüber hinaus hatte sie eine vorbildliche Erziehung genossen. Selbst im Illyricum hatte sie bereits Männer kennengelernt, die ein solches Interesse an ihr hatten. Aber einem jeden von ihnen hatte ihr Vater wegen der Dreistigkeit einer solch lächerlichen Bitte die Nase vor der Tür zu geschlagen. Für ihren Vater kam nur ein Römer aus hohem Hause in Frage.


    Was würde noch passieren? Wie würde ihr Leben sich nun entwickeln? Albina wusste es nicht. Und währen sie weiter und weiter den Weg entlang wanderte ärgerte sie sich darüber, dass sie selbst auf ihre Zukunft am wenigsten Einfluss hatte. Sie konnte kaum mehr tun als abwarten.


    Und während sie all dies dachte, zog sie unbewusst ganz leicht ihre Stirn in Falten und ihre schönen Lippen kräuselten sich , sodass ihr engelsgleiches Gesicht verriet, dass sie tief in Gedanken war...


    Sim-Off:

    wer mitschreiben will, ist herzlich willkommen :)

    Als sie aufwachte musste sie sich zunächste einmal wieder neu orientieren. Es war ihre erste Nacht in der Villa Tiberia gewesen und sie hatte so gut geschlafen, dass sie beinahe vergessen hatte, dass sie nicht mehr bei sich zu Hause in Illyricum war.


    Sie reckte sich, schwang die Beine über die Bettkante und stand langsam auf. Gestern war so viel passiert, was sie erst wieder sortieren musste. Sie war angekommen und sogleich zu ihrem Cousin Quintus geführt worden. Nach einem langen Gespräch hatte sie sich hier her zurückgezogen, bis ihr beim Einräumen klar wurde , dass sie wohl doch eine Leibsklavin bentigen würde. Dieser Erkenntnis war auch sogleich ein Gang auf den Sklavenmarkt in Begleitung von Quintus gefolgt und nach einem langen Abendessen im Kreise der Familie war sie nur wenige Minuten nachdem sie wieder diese Kammer betreten hatte eingeschlafen.


    So viele neue Gesichter, die sie jetzt umgaben. Eine völlig neue Stadt.
    Ja, dachte sie, es würde dauern, bis sie all das würde sacken lassen können.
    Als ihr Blick aus dem Fenster auf den grünen Garten fiel, fasste sie den spontanen Entschluss, nach dem Frühstück einen kleinen Spaziergang zu machen. Sie wollte sich die Beine vertreten und sich langsam an die Luft Roms gewöhnen...

    In ihrer Fantasie entstanden herrliche Bilder vom Amphiteater und den Dingen die darin geschahen. Kämpfe und Seeschlachten, ja, das waren schöne Vorstellungen. Sie hätte gerne mehr gehört, aber da sie sich sicher war, dass weiteres Nachfragen unschicklich wäre, unterließ sie sich und schaute Durus kurz an : "Ja, auf diesen Moment freue ich mich schon."
    Sie horchte auf Quintus Anmerkung, und konnte sich bei seinem letzten Satz eine dezentes Grinsen nicht verkneifen. Vor ihren Augen tauchten Bilder von Aedilen auf, die in der Arena standen und zur Erheiterung des Volkes Strafedikte schrieben. Aber auch diese Gedanken versuchte sie recht schnell zu unterdrücken.


    Sie widmete ihre Aufmerksamkeit erneut ihrer Cousine. Von welchen Ärgernissen sie wohl sprach? Leider war ihre Bekanntschaft noch nicht gut genug, als das es sich schickte direkt danach zu fragen. Also stand sie einfach weiter da, blickte sich im Raum um und wartete darauf, dass einer ihrer beiden Cousins etwas erwidern würde.

    "Ich denke Ikarus könnte zunächst einmal Aesara in die Villa Tiberia zurückbringen und ihr dort ihre Unterkunft zeigen." Sie hielt es für besser ihre neue Leibsklavin vorläufig aus der Gesellschaft von Titus zu befreien, die dieser sicher unangenehm war.


    "Ich bin an sich noch nicht erschöpft. Wenn dich gerade keine weiteren Geschäfte aufhalten könnten wir auch gerne noch ein wenig über die Märkte spazieren und uns unterhalten." SIe blickte ihn dabei genau an um abschätzen zu können, was er von der Idee hielt. Aber es war ihr nicht möglich.
    "Was meinst du?", fügte sie also notgedrungen hinzu.

    Albina war über den Verlauf des ganzen hoch erfreut.
    Einen Moment spürte sie die Versuchung in sich Quintus um den Hals zu fallen, so gut gefiel ihr all das. Aber natürlich hatte sie sich unter Kontrolle.


    "Ich komme ja garnicht aus dem Bedanken bei dir heraus, mein Lieber " , neckte sie ihren Cousin. "Schon wieder Danke!"


    Sie lächelte ihn mit aller erdenklichen Freundlichkeit an.Und es war eines der aufrichtigsten Lächeln ihres Lebens.

    Nachdem sie ihrer Cousine damit, wie es ihr schien, genügend Aufmerksamkeit geschenkt hatte, nickte sie ihr nur noch kurz zu und wandte sich erneut Durus zu. Er hatte wirklich einen gewissen Reiz für sie und vor allem mehr als ihre Claudia nach ihrem ersten Eindruck.


    "Ich bitte euch, lieber Cousin, berichtet mir mehr von den Spielen die ihr hier veranstaltet. Euch erscheint das sicher nur halb so interessant wie mir, aber ich habe so vieles aufzuholen." Ein gewinnendes Lächeln folgte dem Anderen.


    Dann blickte sie Quintus auffordernd an. "Ihr seid doch sicher auch der Meinung, dass ich darüber noch vieles erfahren muss. So unterstützt mich in meiner Bitte. Selbst für euch müssten doch Geschichten von den Spielen noch eine angenehme Zerstreuung sein."

    Albina sah die gerade eingetretene Frau kurz an. Aber da sie sich nicht kannte und diese auch nicht die Höflichkeit besaß , sich ihr persönlich vorzustellen, wandte sie sich zunächst wieder Durus zu.
    "Spiele? Wie schön. Bei uns auf dem Land bekommt man dazu nur äußerst selten Gelegenheit. Berichte mir doch mehr darüber!", bat sie ihn euphorisch.


    Doch bevor Durus antworten konnte unterbrach Quintus Stimme die Unterhaltung. Er stellte sie seiner Schwester Claudia, das hatte sie nebenbei wahrgenommen, vor.


    Gewohnt selbstbewusst wandte sich nun auch Albina wieder um und blickte zu Claudia hinüber.


    "Wir scheinen so denn, ebenfalls Cousinen zu sein. Es freut mich , ebenso wie es mich bei den anderen beiden getan hat, dich kennenzulernen."
    Sie betrachtete Claudia nun genauer. Sie war kleiner, ja fast einen ganzen Kopf als Albina, und hatte blondes Haar. Und trotz ihres schon gehobenen Alters erahnte man, wie schön sie in ihrer Jugend gewesen sein musste. Aber nichts von all ihren Gedanken spiegelte sie sich in ihrem Blick wieder.

    Albina beobachtete die ganze Prozedur ohne einen Kommentar. Doch stellte sie sich vor , wie sie sich anstelle ihrer vermutlich zukünftigen Sklavin fühlen würde. Und diese Gedanken waren alles andere als angenehm. Aber ihr Cousin, davon war sie fest überzeugt, wusste, was er tat.


    Umso mehr freute sie sich über die Zustimmung seinerseits, auch wenn sie die Gedanken an das "manieren beibringen" weit von sich weg schob. Ihr gefiel Aesara und sie glaubte sich durchaus in ihrer Gegenwart wohlfühlen zu können.


    "Gut, dann glaube ich könnte diese die Richtige für ihre Aufgabe sein. Also ich würde sie gerne nehmen." Sie schenkte ihrem Cousin einen mit ihren großen blauen Augen beinahe unwiderstehlichen Blick. "Aber alles andere, mein Lieber, überlasse ich guten Gewissens dir."

    Also hatte er sie doch schon einmal gesehen. Irgendwie erfreute sie diese ihr nicht bekannte Begegnung im Nachhinein. Obwohl sie nicht wusste, ob es ihr gefiel, dass Durus sie in einem Alter gesehen hatte, in dem Kinder noch sabbern und nur brabbeln können.


    Aber er sah sie auch jetzt, und das würde die Erinnerung an sie sicher abmildern.


    "Quintus, du hattest mir garnicht erzählt, dass einer meiner Cousins schonmal bei mir in der Heimat gewesen ist. Das hättest du bei unserer Unterhaltung vorhin ruhig erwähnen können.", neckte sie den wie immer steif dastehenden Quintus.

    "Meinem Vater geht es sehr gut. Er und Mutter haben nun, da ich ihnen mehr oder weniger vorausgegangen bin überlegt, ob sie nicht selbst einmal in die alte Heimat zurückreisen sollten. Er würde sich sicher freuen, dich wieder zu sehen."


    Neugierig blickte sie Durus an. "Und du bist Aedilis Curulis? Das klingt sehr aufregend.Vor allem für eine unwissende junge Frau vom Lande wie mich" sagte sie und blickte ihn keck an.