Paulina stand an ihrem Fenster und schaute hinaus in den Garten, der durch die Dämmerung nur noch aus Schemen bestand. Es war der letzte Abend vor der Hochzeit. Morgen schon würde sie Sedulus Frau sein.
Das silbrige Licht, das durch das Fenster hineinfiel,ließ ihre ohnehin glatten Züge wie eine Marmorbildnis wirken. In Gedanken versunken wartete die Octavierin auf die Annkunft ihrer Freundin. Ihrer einzigen weiblichen Bezugsperson zur Zeit hier in Rom, die wider der Tradition diese Aufgaben am Abend vor der Hochzeit anstelle ihrer nicht vorhandenen weiblichen Verwandten übernommen hatte.
Irgendwie fühlte sich Paulina komisch. Zwar waren die schrecklichen Geschehnisse um ihre Entführung nun schon ein wenig her, dennoch wachte sie noch immer völlig verängstigt nach Alträumen auf. Und nun, so kurz danach wartete ein weiteres sie für immer prägendes Ereignis auf sie. Auch wenn sie Sedulus liebte, hatte sie zugleich auch Angst vor diesem Schritt. Wie würde ihr Leben ab nun weiterlaufen? Was hatten die Götter für sie vorgesehen? Würde sie glücklich sein? War es die richtige Entscheidung?
Immerfort über solche Fragen nachdenkend stand sie nun da, als ihre Freundin eintraf...