Beiträge von Germanica Paulina

    So Recht schien der Verkäufer nicht mitzubekommen, dass man seine Aufmerksamkeit verlangte, was nicht gerade für den arbeitssamsten Verkäufer sprach. Doch seine Waren sprachen Bände und das allein zählte.
    "Sag," sprach sie den Verkäufer nun direkt an, "ist es dir möglich auch ein Kleid nach meinen Wünschen schneidern zu lassen oder bietest du ausschließlich diese Waren hier zum Verkauf an?"


    Leicht erschreckt wandte sich der Verkäufer um. Er hatte schlichtweg einen sehr konfusen Tag und das jüngste seiner Kinder, noch ein Säugling, hatte zur Zeit Durchfall und schrie unentweg, weswegen er kaum geschlafen hatte. So ging das nicht weiter, sagte er sich dann im Stillen.


    Er blickte die junge Römerin ihm gegenüber an. Das erste was ihm auffiel war, dass sie von ausnehmender Schönheit war. Als er ihre Frage dann nach dem reinen Hören auch noch verstanden hatte, kam er flux um seinen Stand herum und stellte sich zu den beiden.


    "Oh, ich vermag euch jedes Kleid zu schneidern, dass ihr wünscht. Und es muss ein außergewöhnliches Stück werden, wenn sie eurer eigenen Schönheit nur annähernd nah kommen soll."


    "Was sagst du dazu, Liebster?" fragte sie daraufhin zögernd ihren Verlobten. Eine Maßarbeit wäre sicher nicht gerade günstig. Dennoch lag ihr viel an dem Kleid, dass sie zur Vermählung tragen würde.

    Ein Bote brachte am Vormittag folgenden Brief :



    An
    Aelia Vespa
    Domus Aeliana
    Roma


    Von
    Octavia Paulina
    Casa Octavia
    Roma



    Liebe Vepa, geschätzte Freundin,
    lange schon liegt unser letztes Treffen nun zurück und schmählicher Weise auch mein letzter Brief. Ich hoffe du bist wohlauf und alles läuft nach deinen Wünschen.
    Ich schreibe dir, du wirst es kaum glauben, aus Rom. Ja, es ist wahr, ich bin mittlerweile wieder in das Zentrum des Reiches zurückgekehrt. Es ist sehr viel geschehen , traurige Geschehnisse , die jedoch zu wiederum erfreulichen geführt haben. Den Anlass für meine Rückkehr werde ich dir bei anderer Gelegenheit unter vier Augen mitteilen , wenn es dich danach verlangt.
    Aber es sind nicht nur diese Geschehnisse, noch meine Rückkehr allein, die mich zu diesem Brief angehalten haben.
    Du wirst es nicht glauben, liebe Freundin, aber ich werde in naher Zukunft heiraten. Der geschätzte und vor allem sehr liebenswerte Vigintivir Quintus Germanicus Sedulus bat mich um seine Hand. Ach, es gibt so vieles, was ich dir erzählen muss. Er ist ein guter und zuverlässiger Mann, den an meiner Seite zu haben ich stolz sein werde. Auch du wirst ihn sicher mögen, dessen bin ich gewiss.
    Die Hochzeit findet am 27. Juli statt, aber du erhältst noch eine offizielle Einladung und ich hoffe sehr dich dabei zu haben. Noch habe ich nicht viele Freunde hier gefunden und wen , wenn nicht meine langjährige gute Freundin sollte ich an meiner Seite haben wollen.
    Anworte mir, und berichte mir, wie es dir ergangen ist.



    Octavia Paulina


    "Oh, das kannst du laut sagen. Wir haben uns entschieden am 27 Juli zu heiraten. Bis dahin muss noch alles vorbereitet werden. Obwohl wir, wie wir verwundert festgestellt haben nicht allzu viele Leute einzuladen haben. Sag, weißt du ob wir von der gens octavia der Schicklichkeit wegen noch Leute einladen sollten, auch wenn ich ihnen noch nicht begegnet bin?"


    Sie nahm ihren Becher und trank einen Schluck.

    Leicht überrascht aber erfreut blickte sie Sedulus an. "Ich hätte nicht gedacht, dass du ein solch gutes Auge dafür hättest. Aber ich habe mir dasselbe überlegt. Obwohl so ein sanftes goldiges Gelb auch etwas hätte..." grübelte sie laut.
    Dann schaute sie fragend zu dem Verkäufer hinüber, der sich bisher zurückgehalten hatten. Wenn einer etwas davon verstand, dann sollte es doch sicher er sein.
    Währenddessen fasste sie leicht mit der Hand hinter sich, wo ihr Verlobter stand und nahm seine Hand. Ihn so im Rücken stehen zu haben verschaffte ihr ein wohliges Gefühl.

    Albina widmete sich ausführlich den angebotenen Kleidern. Sie ließ die Stoffe durch die Fingerspitzen gleiten und betrachtete die Verarbeitung. Dies waren wahrlich gute Waren.
    Dann blickte sie ihren Verlobten an.


    "Das Kleid muss wunderschön sein." grinste sie. "Schließlich ist es für die Braut des derzeitigen Vigintivirs und aufsteigenden Sterns am politischen Himmel Roms." schmeichelte sie sich und ihm zugleich.
    "Sag, Liebster, welche Farbe würde mir am besten stehen?"

    Paulina war völlig begeistert von all den schönen Dingen auf dem Markt und das merkte man ihr auch an. Fortwährend meinte sie "Schau doch mal!" oder "Ist das nicht hübsch?".


    Dennoch hatte sie noch nichts gesehen, was ansatzweise den Vorstellungen für ihr Hochzeitskleid entsprach. Sedulus der sich mit Hingabe völlig anderen Ständen widmete schien das nicht zu stören.
    Dann erblickte Paulina einen Stand der Tuniken aller Art anbot und schritt schnellen Schrittes Sedulus an der Hand hinte sich herziehend auf eben jenen zu.
    Aufmerksam musterte sie die angebotenen Waren, die den leisen Hoffnungsschimmer in ihr weckte, dass sie hier fündig werden könnte.

    Erfreut und noch immer gerührt nahm Paulina die Hand ihres Vetters und blickte ihm in die Augen.
    "Vielen Dank, Detritus, ein schöneres Geschenk hättest du mir nicht machen können."


    Auf seinen Vorschlag hin lächelte sie erfreut. "Ja, das ist eine großartige Idee. Ich könnte es mir garnicht besser vorstellen. Wann ist es denn soweit?" fragte sie neugierig.

    Paulina war von dem Vorschlag ihres Vetters gerührt. Seit sie wieder in Italia war schien ihr Leben fortwähren positive Wendungen zu nehmen und ein so großes Geschenk war mehr als sie sich je hätte vorstellen können. Und so glitzerte eine kleine Träne in ihrem Auge als sie sich das Schriftstück ansah. Ein Grundstück wie dieses versprach ihr ein gutes Auskommen und trotz Vermählung eine gewisse Freiheit.


    "Detritus... "sprach sie dann stockend, "das...das ist unglaublich. Ich würde lügen, würde ich behaupten ich würde es nicht haben wollen. Doch ich weiß nicht ob ich eine so große Gabe von dir annehmen kann..."

    Paulina und ihr Verlobter kamen gerade von ihrem Besuch im Tempel der Minerva.
    Nun hatten die beiden sich auf der Suche nach einem Gewand für die bald anstehende Vermählung der Octavierin und der Germanicers auf den Markt begeben. Paulina schlenderte an der Seite Sedulus an den einzelnen Ständen vorbei und hielt nach Händlern ausschau die Kleidung verkauften und unterhielt sich nebenbei mit ihm.
    "Das wird auf jeden Fall eine schwere Wahl." meinte sie lächelnd.

    Tja, die Frage ihres Verlobten war wahrlich eine gute Frage. Dann kam Paulina plötzlich eine Idee.
    "Wie wäre es wenn wir auf den Mercatus gehen und schauen was die Händler so anbieten. Ich brauche ja dann bei Gelegenheit noch ein Hochzeitsgewand." grinste sie Sedulus an.

    Auf Sedulus Worte hin musste auch Paulina lächeln. Kinder, welch eine schöne Vorstellung, dachte sie.
    Anschließend wandte sie sich vom Tempel ab, meinte zu Sedulus "Dann können wir ja gehen." und nickte zum Abschied noch einmal kurz der Priesterin zu bevor sie beide endlich den Tempel wieder verlassen konnten.

    Paulina sah ein, dass ihr Vetter wohl selbst kaum mehr zu wissen schien als sie selbst und sie vielleicht zu viele Antworten von ihm verlangt zu haben.
    Daraufhin schenkte sie ihm ein Lächeln.
    "Nunja, ist ja auch nicht so wichtig. Ich finde es nur sehr Schade, dass Victor diese Verbindung nicht gut heißt. Aber das ist seine Sache. Ich werde rüber nachdenken, doch glaube ich nicht, dass ich meine Entscheidung ändern werde." sagte sie aufrichtig.


    "Ja, das weiß ich, Detritus. Und ich werde mich melden, falls ich etwas benötigen sollte. So direkt haben Sedulus und ich noch nicht darüber gesprochen, aber eventuell brauche ich eine Mitgift."


    Bei dem Gedanken allein verzog sich leicht ihre Miene. Mitgiften hatten ihr schon immer das Gefühl gegeben, dass es bei der Eheschließung um Waren und materielle Güter ging.

    Paulina führte sich vorgeführt, da sie nicht gerade die regelmäßigste Tempelgängerin war und schenkte ihrem Verlobten einen finsteren Blick, bevor sie an das Becken trat und sich zunächst die Hände damit benetzte und anschließend wieder abtrocknete.


    Dann nahm sie die Schale mit den Opfergaben entgegen, schritt auf den Altar zu und stellte sie dort ab.
    Dann trat sie einen Schritt zurück und begann zu sprechen:


    "Oh Minerva, Schutzgöttin Roms und Göttin der Weisheit und Wissenschaft, mein Verlobter und ich bitten dich unsere zukünftige Verbindung zu segnen. Schütze uns auf dem bevorstehenden Weg ung gib uns Weisheit um die Probleme des Lebens und der Ehe bewältigen zu können.
    Sie blickte bei ihren Worten die Minervastatue an. Ihr Blick schweifte über die mit Brustpanzer, Helm, Schild und Lanze dargestellte Göttin.


    "Schütze , oh Himmlische, unsere Wege. Nimm an unsere Gaben! Nimm an unsere Geschenke, die wir dir zu deinen Ehren bringen!"


    Damit schloss Paulina das Gebet, da ihr auch nicht wirklich mehr einfiel und schaute fragend zu ihrem Verlobten hinüber.

    "Das ist nett von dir Detritus, aber dennoch verstehe ich es nicht recht. Ich meine , ich kenn mich in Rom nicht mehr so aus, aber die Germanicer sind doch eine recht angesehene Familie, oder nicht? Und vor allem aus finanzieller Sicht wäre ich bei Sedulus doch sicher gut aufgehoben."


    Sie war froh über Detritus Unterstützung aber wollte dennoch irgendwie mehr erfahren. Was war es, was Victor so schlecht über Germanicus Avarus denken ließ und die gens Germanica.

    "Ja, das hat er. Er meinte, er würde Sedulus nun schon länger kennen und sei zu dem Schluss gekommen, dass er ein unzuverlässiger Mensch sei. Den genauen Wortlaut weiß ich leider nicht mehr."
    Noch immer schüttelt sie bei diesem Gedanken leicht den Kopf.


    "Außerdem, und das verwunderte mich noch mehr, meinte er , er sehe keine Vorteile in einer Verbindung zwischen den Octaviern und den Germanicern. Er meint, er wolle die gens nicht zu Feinden der Feinde der Germanicer, und davon gäbe es wohl genügend, machen..."


    Was wusste ihr Vetter wohl darüber und was meinte er dazu?