Beiträge von Duccia Flamma

    Die Reise von Mogontiacum hierher war ohnehin lang und beschwerlich gewesen, aber die Suche nach der Casa Duccia in dieser schier unvorstellbar großen Stadt hatte dem Ganzen die Krone aufgesetzt.
    Ziemlich ausgelaugt also erreichte Eila mit Silko im Schlepptau den Eingang zur Casa, von der sie hoffte, dass es nun endlich die richtige sei.


    Hoffnungsvoll aber dennoch skeptisch hob sie ihre rechte Hand und klopfte energisch an die Tür.


    *klopfklopf*


    Während sie wartete blickte sie über ihre Schulter zu Silko, der ihr ohnehin schon Leid genug tat, weil sie ihn dazu nötigte das alles mit ihr durchzustehen. Doch, stoisch wie er war, meckerte er weder noch gab er sonst allzu viele Kommentare bezüglich der Reise ab.

    Eila, oder Flamma wie sie neuerdings hieß, durchquerte auf Neisti das Stadttor von Mogontiacum. Nicht ein einziges Mal blickte sie über ihre Schulter zurück, sondern nur noch nach vorne. Das einzige was ihr an dieser Stadt fehlen würde, waren ein paar wenige Menschen und sie war umso froher, einige davon, sowie viele Erinnerungen zurückzulassen.


    Erstaunlicherweise hatte es nicht lange gedauert, ihren Bruder von der Reise zu überzeugen. Wie es schien, hatte Loki mehr von dem Schaden erahnt, den die Abreise Irminars in ihr ausgelöst hatte, als sie gedacht hätte. Es war wahrlich viel zu viel geschehen, seit sie damals nach Mogontiacum kam. Sie hatte zwar ihren Bruder wiedergefunden, aber in viel zu kurzer Zeit zwei Männer, die sie zu lieben geglaubt hatte, verloren.


    Deshalb hatte sie sich entschieden eine Weile zu verreisen. Und das erste was ihr einfiel war nun einmal Rom gewesen. So hatte sie alles Notwendige gepackt und sich, nachdem sie von allen Abschied genommen hatte, auf den Rücken ihrer Stute geschwungen und auf den Weg gemacht...

    Als ich meinte, dass ich mich überraschen lasse, was du nun vorhast, habe ich mit vielem gerechnet, aber damit sicher nicht. :(


    Nun, denke ich, ist es zu spät, dich überreden zu wollen, es sein zu lassen. Dafür ist es zu spät.


    Aber ich kann nicht leugnen, dass es mich sehr betrübt. Nicht nur um der Beziehung zwischen Eila und Aulus willen, sondern auch im Privaten. Du warst immer ein starker Spieler und ich habe sehr sehr gerne mit dir geschrieben. Das wird mir sicher fehlen...


    Ich denke, du wirst deine Entscheidung gut durchdacht haben und ich verstehe auch deine Motive. Aber ist dennoch SCHADE, einen Spieler wie dich zu verlieren...


    *drück*

    Eila, oder Flamma, wie sie ab jetzt heißen würde, warf ebenfalls einen Blick auf das Schriftstück...


    2000 Sesterzen... welch eine Unsumme Geld, dachte sie bei sich und schwor sich ihrem Bruder das Geld zurückzuzahlen, sobald sie dazu in der Lage wäre. Natürlich wusste sie, dass er das nicht wollen würde, aber das störte sie wenig. Sie waren halt beide stur.
    Schweigend beobachtete sie, was nun weiterhin passieren würde.

    Ja, nun kam der Moment... Eila hatte lange, lange, laaaange darüber nachgedacht, was sie in Hinblick auf ihren Namen tun würde. Immerhin war der Name eines Menschen auch immer ein Teil seiner Persönlichkeit. Und seit sie denken konnte, wurde sie Eila gerufen. Doch andererseits war dies kein römischer Name und wer bekam schon die Chance, sich im erwachsenen Alter noch einmal selbst einen Namen zu geben?Sie blickte erst zu Loki, dann zum Legaten.


    "Ich hatte an Duccia Flamma gedacht." meinte sie dann . "Wäre das so in Ordnung?"

    Zum Glück hatte Eila keine Ahnung von den Gedanken des Legaten. Nicht, dass ihr dieser fremde Römer nicht sympathisch gewesen wäre und er noch dazu durchaus attraktiv war, aber die Männergeschichten der jungen Germanin waren auch so derzeit schon kompliziert genug, als dass sie auch nur im entferntesten daran gedacht hätte, dieses Gebiet noch auszuweiten. Aber da sie ja von all den Gedanken nichts wusste, noch nicht einmal ahnte, strahlte sie bei der Antwort des Viniciers.


    "Ich danke dir vielmals, Legat." meinte sie lächelnd. "Und was deine Sorge betrifft, man könne den Anschein haben, Römer wären uns feindlich gesinnt, kann ich nicht behaupten je solche Erfahrung gemacht zu haben."
    Sie verdrängte die Gedanken an hochnäsig gleichwie neidisch auf Eilas Antlitz die Nase über sie rümpfende Römerinnen und fuhr fort.


    "Du hast mir ein weiteres Mal bewiesen, dass Römer gutmütig und freundlich sein können. Und glaube mir, du wirst es nicht bereuen."


    Sie war froh, dass der Legat ihr gegenüber so nett war. Vielleicht würde ihr das bei dem von ihr angestrebten Posten das ein oder andere Mal von Nutzen sein. Zumindest hatte sie das Gefühl, jemanden kennen gelernt zu haben, der kompetent und weiter noch sogar vertrauenswürdig war. Dies war sicher nicht die letzte Gelegenheit wo sich die Wege der beiden kreuzen würden...

    Eila musterte den Römer interessiert, während er sprach. Er war ihr durchaus nicht unsympathisch und dem was er sagte, stimmte sie vollkommen zu.


    "Ich kann deine Position auch gut nachvollziehen." gab sie zunächst zu. Einen Moment lang überlegte sie, wie sie am besten ausdrücken konnte, worum es ihr ging.


    "Als erstes sollte ich anmerken, dass ich nichts will, was ich nicht verdient habe und es scheint im Vergleich durchaus so, als hätte ich das Bürgerrecht im Gegensatz zu dem, was andere dafür leisten, sicher noch nicht verdient. Ich kann nicht mehr tun als meinen Standpunkt darlegen. Als ich ins Imperium kam, war ich nichts weiter, als ein Flüchting. Doch ich hatte das Glück sowohl meinen Bruder wiederzufinden, als auch damit verbunden die gens duccia kennenzulernen. Diese Menschen sind für mich zu der Familie geworden, die ich von meinem Bruder einmal abgesehen nicht mehr habe. In keine andere Familie würde ich aufgenommen werden wollen, wenn nicht in diese.", versuchte sie deutlich zu machen, dass es nicht einzig um die Möglichkeit auf Arbeit ging, sondern auch das Gefühl zu dieser Familie zu gehören, die sie mittlerweile so sehr ins Herz geschlossen hatte und die Wärme, die ihre Worte begleiteten belegten deren Aufrichtigkeit.
    "Doch ich streite nicht ab, dass es nicht auch um die Möglichkeit geht, eine Arbeit in der Verwaltung zu bekommen. Ich möchte in der Schola unterrichten, weil das Lehren und Lernen sowie die Leidenschaft zur Schrift schon lange ein Teil von mir sind. Und genau darin möchte ich etwas für das Imperium leisten... Doch wie kann ich etwas großartiges für das Imperium leisten und mir das Bürgerrecht damit verdienen, wenn ich nicht mit meiner besten Fähigkeit dafür arbeiten kann, weil mir eben jenes Bürgerrecht fehlt?" Sie machte eine kurze Pause und blickte den Legat an, bevor sie hinzufügte: "Glaub mir, Legat, wenn du mir das Bürgerrecht verleihst und mir die Möglichkeit gibst, dadurch etwas großartiges zu leisten, so werde ich stets mein Möglichstes tun."


    Mit diesen Worten schloss sie vorerst. Sie hatte soviel geredet, dass sie am liebsten ein Glas Wasser gegen den trockenen Hals getrunken hätte. Doch solch eine Angelegenheit bedurfte nun einmal mitunter einiger Worte. Gespannt auf die Antwort und ein wenig unsicher, ob der Legat von dem was sie sagte überzeugt war, lächelte sie ihn an.

    Eila hatte die Unterhaltung genau mitverfolgt und schnell erkannt, dass das ganze Unterfangen hier anders lief, als sich beide anscheinend vorgestellt hatten. Eine Weile hielt sie sich daher raus und hoffte, dass die beiden das klären konnten, doch nun war der Punkt gekommen, an dem sich Eila entschied selbst einzugreifen.


    "Entschuldigt bitte, wenn ich euch beide unterbreche." meinte sie daher in einem möglichst charmanten Ton. Sie hatte früh gelernt, dass Männer sich häufig von den Stimme und den Reizen einer Frau beruhigen ließen und sie hoffte, dass sie das an dieser Stelle vermochte.


    Ihren Blick an den Legatus wendend sprach sie weiter. "Es ist so, Legat, dass die Idee einer Adoption von mir kam. Ich lebe nun schon seit geraumer Zeit hier in Mogontiacum und habe mich an das Leben der Römer und ihre Kultur zu gewöhnen vermocht, wobei man natürlich hinzufügen muss, dass gerade die gens duccia und ihre Mitglieder dabei nicht geringen Anteil hatten." Sie machte eine kurze Pause, blickte zu ihrem Bruder, von dem sie hoffte, dass er das jetzt nicht missverstand, und dann wieder zurück zum Legaten.


    "Ich habe hier in der Stadt einen kleinen Buchladen, der relativ gut läuft, doch irgendwie verlangte es mich danach mehr zu tun. Und nun, da Dagm... ich meine Venusia, uns für geraume Zeit verlassen hat und sie ohnehin in vielerlei Hinsicht zu einem Vorbild für mich geworden ist, hoffte ich, dass vielleicht ihre Stelle in der Schola einnehmen könnte. Doch dazu", meinte sie lächelnd," braucht man das Bürgerrecht."


    Nun hoffte Eila, dass der Legat verstehen würde, worum es ging. Immerhin war sie vollkommen ehrlich gewesen.

    Eila blickte den ihr fremden Mann, von dem sie jedoch bereits viel gehört hatte, interessiert an.
    "Mir nicht minder." erwiderte sie auf seine Worte bezüglich des Vergnügens mit einem charmanten Lächeln.

    Eila hatte wie immer ein leicht verwirrendes Gefühl bezüglich dieses Vorhabens. Doch sie hatte sich entschieden und würde ihre Meinung nun nicht mehr ändern. Ungeduldig aufgrund ihrer Nervosität saß die junge Germanin nun an der Seite ihres Bruders und wartete...

    Als Eila Geräusche hörte, wandte sie ihren Blick ebenfalls kurz zu Tür um letztlich nur bestätigt zu sehen, was sie schon vermutet hatte... eindeutig zu doof zum laufen, dachte sie nur und wandte sich wieder um. Das Mündel von Aulus schien sie irgendwie zu verfolgen. Nunja, sie verstand Margas Wink und widmete sich erst einmal nur ihrer Suppe, bis das hier geklärt war und wieder Ruhe in der Küche.

    Im ersten Moment war Eila ein wenig erstaunt, als der Junge ihre Hand nahm. Doch dann erkannte sie, dass er schlichtweg noch ein Kind war, dass froh war, nach schlimmen Erfahrungen wieder jemanden gefunden zu haben, der sich um ihn kümmerte. Und da Eila das nur allzu gut kannte, umfasste sie die noch kleine Hand von Gustav und lächelte ihn freundlich an. "Marga ist viel netter zu dir. Immerhin ist sie es, die das Essen gemacht hat." meinte sie dann und deutet auf das vielversprechend aussehende Süppchen, was sie ihnen hingestellt hatte.
    "Du bist, wie immer, ein Engel, Marga." sprach sie dann an eben diese gewandt. Und sie ahnte, dass es den ein oder anderen gab, der bei solchen Worten irritiert die Augen verdrehen würde. Doch die Jungs waren nunmal selbst schuld daran, dass Marga sie öfter Mal zur Ordnung rufen musste.
    "Gustav hat bei einem Überfall seine Familie verloren und ist nun auf sich allein gestellt." berichtete sie der alten Köchin, die durchaus ein Recht hatte zu erfahren, wem sie da auftischte.

    Also hatte Eila Recht gehabt. Der Junge war ziemlich hungrig und sie froh darüber ihm helfen zu können.
    "Ach, kein Problem. In dieser Casa sind Besucher stets willkommen." sagte sie und beschloss die Tatsache, dass Gustav wohl kaum als Gast hierher gekommen war, einfach nicht weiter zu erwähnen.
    "Komm, lass uns gehen. Mal schauen was Marga so zu bieten hat." zwinkerte sie ihm freundlich zu und führte den Jungen in die Küche der Casa.

    Eila führte den Jungen, den sie gerade bei den Waffenübungen auf dem Hof kennen gelernt hatte, und der anscheinend sowohl hungrig als auch obdachlos war, in die Küche, wo sie, wie sollte es auch anders sein, Marga antraf.
    "Heilsa." grüßte sie diese freundlich. Sie schob den Jungen ein wenig vor sich und meinte. "Das hier ist Gustav. Er ist ein Gast, und zwar ein hungriger. Meinst du, du hast hier irgendwo noch was warmes zu Essen für ihn übrig?" fragte sie die alter aber (zumindest Eila) stets freundliche alte Köchin.

    Eila ahnte schon, was mit Dagny sein würde und schüttelte nur einen Moment lang den Kopf, als die Männer, wie sie nun einmal waren, sofort los rannten um ihr zur Hilfe zu kommen. Anscheinend war dieses junge Ding nun auch noch zum Laufen zu blöd...
    Desinteressiert wandte sie sich dann wieder Gustav zu. "Ja, so etwas in der Art, würde ich sagen. Aber wenn ich mich nicht täusche halten sie diese Könige gleichzeitig für Götter."
    Sie überlegte einen Moment, was sie nun am sinnvollsten machen sollte und so wie es aussah, brauchte der Junge sowohl was zu essen und einen Ort zum Schlafen. Und er hatte Glück in dieser Hinsicht auf Eilas großes Herz gestoßen zu sein.
    "Wie wärs? Wollen wir mal in die Küche gehen und die was zu essen und was warmes zu trinken organisieren?" fragte sie dann mit einem herzlichen Lächeln.

    Eila hatte vorerst geschwiegen, als sohl Eburnus, als auch der ihr noch unbekannte dunkle Mann, der ein Sklave zu sein schien, sich Gustav zuwandten. Also war auch Gustavs Familie bei einem Überfall umgekommen, dachte Eila. Obwohl auch sie sich nicht vorstellen konnte, dass es sich dabei wirklich um Römer gehandelt hatte.
    Interessiert verfolgte sie die Unterhaltung und beschloss, sich demnächst näher mit dem Fremden über seine Heimat zu unterhalten. Schon immer hatte sie sich für fremde Kulturen interessiert und die von der er sprach, war noch dazu eine über die sie bisher wenig in ihren Büchern erfahren hatte. Doch immerhin wusste sie, was Pyramiden waren.
    "Pyramiden sind die Grabstätten der Pharaonen. Sie haben einen quadratischen Boden und laufen auf vier dreieckigen Seiten zu einer Spitze zusammen. Laut dem, was ich gelesen habe, sollen sie unvorstellbar groß. " versuchte sie zu erklären, wie Pyramiden aussehen sollten. Doch sie selbst wusste, wie lange sie anhand der Texte, die sie dazu gelesen hatte, gebraucht hatte um sich vorstellen zu können, wie diese Gräber wirklich aussahen. Fragend blickte sie den Fremden an in der Hoffnung, dass er sie ggf. korrigieren würde.

    Langsam aber sicher dämmerte es Eila, warum dieser Junge wirklich hier auf dem Gelände war. Vermutlich hatte er etwas zu essen stehlen wollen. Und das war etwas, was garnicht ging. "Du hattest Hunger und bist deshalb hierher gekommen?" fragte sie mit hochgezogener Augenbraue.
    "Woher kommst du denn und wieso bist du nicht zuhause, wenn du Hunger hast?" fragte sie noch immer freundlich, doch schon ein wenig skeptischer. Sie hatte so eine Ahnung, aber sie wollte vorerst hören, was Gustav sagen würde, bevor sie darauf einging.

    "Dann schließe ich daraus, dass du ebenfalls Germane bist." meinte sie dann ebenso wie er lächelnd.
    "Aber" meinte sie dann "sag mal, was machst du hier eigentlich? Ich meine, wie kommst du hierher?" fragte sie dann, weil sie wissen wollte, mit wem hier in der gens er bekannt war, bzw. was ihn hierher geführt hatte.

    "Ich heiße Eila." stellte sie sich vor. "Und ja, ich bin Germanin." fügte sie lächelnd hinzu. "Woran machst du denn fest, dass ich wie eine Germanin aussehe?" fragte sie dann grinsend. Sie war neugierig, was er sagen würde. Lag es an der Größe, den blonden Haaren oder sah sie gar barbarisch aus?

    Mit großen Blicken schaute sie Loki an.
    "Zweitausend Sesterzen fallen nicht mehr ins Gewicht?" fragte sie ungläubig. Sie hatte ja mittlerweile auch ihren eigenen Laden, aber mit dem verdiente sie noch lange nicht soviel, dass eine solche Summe nicht ins Gewicht fallen würde.
    Eila gab ein zufriedenes Brummen von sich, als ihr Bruder begann ihr den Rücken zu kraulen. "Und ja, es gibt viele Annehmlichkeiten hier, die es in unserer alten Heimat nicht gab. Es geht mir nicht einmal darum, nicht darauf verzichten zu müssen... vielmehr geht es darum, dass ich diesen arroganten Römerinnen mit ihren hoch daher tragenden Nasen in nichts nachstehen will."