Eila nickte vorerst nur auf Irminars Worte hin. Sie verstand ihn nur allzu gut, hatte sie doch das Gefühl, dass es viele Parallelen in ihrer beider Leben gab. Als er jedoch anmerkte, dass er von ihrer Geschichte nicht viel wusste und dann schwieg, hatte sie das Gefühl ihm etwas darüber erzählen zu sollen. Außerdem fühlte sie sich, da er ihr ebenfalls über sein Leben berichtet hatte, auch ein wenig dazu verpflichtet. Daher wappnete sie sich innerlech für die Erinnerungen und begann dann zu sprechen.
"Nunja, wo fange ich an? Unsere Familie hatte einen Römer aufgenommen namens Syrus aufgenommen, der in unser Dorf geflohen gekommen war. Dieser Umstand verstimmte viele andere Dorfbewohner. Von Mordoroks römerfeindlichen Hetzkampagnen angestachelt, überfielen sie eines Nachts unsern Hof. Ich weiß nicht mehr viel, Loki weckte mich nur aus dem Schlaf und zog mich aus der Hütte. Wir konnten gerade noch entkommen, während meine Eltern und auch Syrus, der uns zu einem Freund geworden war, von ihnen niedergemeuchelt wurden. Wir flohen gemeinsam. Als ich nicht mehr laufen konnte, trug Loki mich. Verfolgt von den anderen Dorfbewohnern, kamen wir an eine Stelle, an der Loki stolperte. Ich fiel, und zwar tief. Doch ich hatte mir nicht groß etwas getan. Ich stand auf und aus Instinkt heraus lief ich einfach weiter, weil ich meinen Bruder nirgends sehen konnte. Heute weiß ich, dass er mich gesucht hat, aber nicht finden konnte. Lange Zeit hielt er mich für tot. Auf mich allein gestellt kämpfte ich mich einige Tage allein durch den Wald, bevor ich völlig am Ende meiner Kräfte ein Dorf erreichte."
Sie machte eine kurze Pause und atmete kurz durch.
"Ich war unterkühlt und hatte lange nichts außer Beeren gegessen und Wasser getrunken. Im Dorf angekommen wurde ich ohnmächtig und erst viele Tage später wach. Die Dorfbewohner erzählten mir, dass ich lange im Fieber gelegen hätte, unklar, ob ich überhaupt überleben würde.
Aber ich lebte. Doch mein Körper war so ausgezehrt, dass es Monate dauerte, bis ich wieder kräftig genug war, aufzubrechen um meinen Bruder zu suchen. Ich kam nach Colonia Claudia und man schickte mich zum Praetor. Dieser, Marcus Petronius Glabrio, kannte meinen Bruder. Ich kam bei ihm unter und ein paar Tage später stand Loki dann vor mir. Wir hatten beide nicht gedacht, dass der andere wirklich noch lebte und haben uns dennoch wiedergefunden. Ich habe viel durchgemacht und vieles verloren, was mich noch heute, ein halbes Jahr später mit großer Trauer zurücklässt. Doch langsam aber sicher sehe ich vorwärts..."
meinte sie dann, leicht erschöpft von der langen Geschichte. Sie wusste nicht, ob sie Irminar damit gelangweilt hatte. Eigentlicha hatte sie nur kurz erzählen wollen, was geschehen war. Doch es war einfach zu viel geschehen, was aufeinander aufbaute, sodass sie nichts davon wirklich hatte auslassen können. Sie schaute zu ihrem Gegenüber und fragte sich, was er wohl davon hielt.