Beiträge von Duccia Flamma

    Langsam aber sicher beruhigte sich Eilas Puls wieder und sie erkannte, dass ihr Bruder um ihres Alptraumes willen ein schlechtes Gewissen hatte. Sie betete zwar dafür, dennoch ging sie nicht davon aus, dass ihr Bruder sich jemals selbst vergeben würde. Obwohl er ihres Erachtens nach keine Schuld hatte.


    "Ja, du hast recht." versuchte sie dann ein lockeres Lächeln. Sie raffte sich auf, streckte sich und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Erst wollte sie ihn fragen, wie er geschlafen hatte, doch dann entschied sie, dass ihn sich das vielleicht nur noch schlechter fühlen lassen würde.
    "Die anderen schlafen noch?" fragte sie stattdessen und blickte in die Runde.

    "Ja, die Götter werden sich bei alledem, so schwer es auch manchmal ist, daran zu glauben, etwas gedacht haben." nickte sie dann leicht und erwiderte seinen Blick.
    "Und obwohl ich deiner Geschichte entnehme, dass es für dich ein Fehler war, so kann ich nicht abstreiten, dass es auch mich reizen würde, die weite Welt zu sehen." sprach sie dann weiter und richtete ihren Blick in die Ferne.
    Sie hatte schon von so vielen Dingen gehört, die sie nur allzu gerne selbst sehen würde. Und ganz weit in ihr herrschte schon seit sie ein kleines Mädchen gewesen war, das Gefühl in ihr vor, dass Großes auf sie wartete.
    "Erzähl mir von deinen Reisen." bat sie Irminar dann.

    Es war ein herrlicher Frühlingsmorgen, die Sonne schien und die Wiesen trugen ein saftiges Grün. Der Wind wehte sacht und trug einen kaum merkbaren Hauch von frischen Blüten mit sich. Sie lief über einen Hügel, laut lachend, weil ihr Bruder sie jagte. Sie stolperte und fiel ins mit Gänseblümchen übersähte Gras. Doch auf einmal war es nicht mehr weich und frisch, sondern war kratzig und roch vermodert. Sie blickte auf und erkannte, dass die ganze Gegend verwüstet war und als sie sich nach ihrem Bruder umblickte, war es nicht mehr dieser, der sie verfolgte, sondern eine Horde von schreienden und gröhlenden Männern die keine Gesichter hatten. Sie rappelte sich auf, wobei die vertrockneten Halme ihr Arme und Beine zerkratzen und begann, zunächst leicht stolpernd, zu rennen. Sie rannte, und rannte und rannte und es schien kein Ende zu nehmen, doch im Gegensatz zu ihren gröhlenden Verfolgern wechselte die Umgebung. Zunächst wurde es kälter und was vorher verbrannt war lag nun unter Eis. Eila war bitterkalt, doch sie rannte weiter und weiter. Sie passierte eine unwirtliche Gegend nach der anderen. In der einen war es eisig, in der nächsten heiß, die ein überwuchert mit scharfblättligeren Pflanzen, die andere schien nur aus Staub und Sand zu bestehen. Langsam wurde sie steiniger und karger, bis sie das Gefühl hatte an einem Ort zu sein, an dem es nie Leben gegeben hatte. Noch immer hörte sie die Stimmen und das Schreien der Verfolger, doch als sie sich endlich umwandte, merkte sie, dass es nur noch die Geräusche waren und von ihnen selbst nichts mehr zu sehen. Völlig ausgelaugt, die Füße aufgerissen und der halbe Körper zerkratzt ließ sie sich auf einen der Steine sinken und begann bitterlich zu weinen. Sie war völlig allein und ohne Orientierung.
    Und dann wachte sie auf...


    "Wach auf, Kleines!" hallte es in ihrem Kopf wieder und zögerlich öffnete sie ihr eines Auge. Als sie ihren Bruder so über ihr knien sah und dann auch langsam erkannte, wo sie sich befand schlang sie ihm im ersten Moment die Arme um den Hals und klammerte sich fest. Sie klammerte sich an ihren Bruder um sicher zu sein, dass er echt war und sie nicht mehr in diesem Alptraum.


    Nach einigen Sekunden ließ sie ihn los und sah ihn mit noch immer leicht verwirrtem Blick an.

    Während sie liefen, und sie liefen nicht gerade aus sondern schlugen einen leichten Bogen um sich nicht zu weit von der Scheune zu entfernen, lauschte Eila Irminars Worten. Er schien viel von dem, was in ihr vorging zu verstehen. Und irgendwie hatte sie daher das Gefühl mit ihm etwas zu teilen, was sie anderen nur schwer hätte beschreiben können. Es tat einfach gut einen Gleichgesinnten zu haben.


    "Es klingt nicht unverständlich. Ich verstehe, was du meinst." sagte sie dann und zog ihren Mantel ein wenig Enger um ihren Leib, weil es mittlerweile doch schon recht kalt wurde und seit sie Mogontiacum verlassen hatten, hatte es kein einziges wärmendes Feuer gegeben.


    Sie schritten ein wenig weiter ohne zu sprechen und Eila dachte ein wenig nach. Über den Begriff Heimat, über ihren Bruder und Marbod, über die Duccier, Mogontiacum und Irminar. Es war so vieles, was erst einmal geordnet werden musste, was einen Platz in ihrem Leben finden musste, dass sie sich Momentan sehr oft orientierungslos fühlte. Sie musterte den Duccier von der Seite und genoß es einfach in der Ruhe neben ihm herzulaufen.


    "Wieso bist du eigentlich so viel gereist?" fragte sie dann nebenbei. "Ich meine, was trieb dich dazu?"

    Und wenn du schon gerade dabei bist, kannst du ja auch meinen neuen Betrieb freischalten! *gg* Bitte, mein ich... ^^
    Von mir gibts zwar keinen Keks, aber nen lieben Blick und großen Dank! :D

    Natürlich war Eila klar gewesen, dass Irminar ihr diese Frage nicht wirklich würde beantworten können. Vielmehr war es etwas, was sie selbst würde herausfinden müssen. Sie zerrieb die Erde, die sie eben noch dem Duccier gezeigt hat zwischen ihren Händen und verharrte noch einen Moment, bevor sie wieder aufstand und an seiner Seite weiterging.
    "Ich hatte nie vor meine Heimat zu verlassen." erzählte sie dann. "Natürlich habe ich bei Syrus Erzählungen über seine Heimat davon geträumt diese fernen und fremden Regionen zu bereisen. Doch seine Heimat zu verlieren und fort zu müssen ist etwas ganz anderes...Mein Bruder hat sich großartig eingefunden und es gibt vieles in Mogontiacum, was mir schon jetzt etwas bedeutet. Dennoch verbinde ich es nicht mit dem Wort "Heimat". Ich denke mein Herz weiß selbst noch nicht, wo es nun wirklich daheim sein wird."

    Eila blickte auf die Baumkronen, die nur an wenigen Stellen die Sonne durch die Blätter auf den Boden scheinen ließen.Doch dies würde sich bald ändern, immerhin waren auch jetzt schon nur noch die Hälfte der Blätter überhaupt an den Bäumen und selbst die waren bereits gelb und orange gefärbt.
    Die junge Germanin ließ sich die Worte ihres Begleiters durch den Kopf gehen.
    "Ich denke ein Teil von mir wird immer hierher gehören und sich überall sonst verloren vorkommen." meinte sie dann leise und nachdenklich.
    Einige Schritte später ging sie in die Hocke. Sie griff mit den Händen die Erde, die den Weg bedeckte und nahm eine Faust voll hoch und zeigte sie Irminar.
    "Ist das..." dann zeigte sie mit der anderen Hand auf ihr Herz "oder das meine Heimat?"
    Mit großen blauen Augen schaute sie zu ihm auf. Warum auch immer überkamen sie hier Gefühle, mit denen sie nicht gerechnet hatte. Sie fühlte sich hin und hergerissen, zwischen der alten und neuen Heimat, zwischen dem Dasein als Germanin und einer Ausländerin im römischen Reich. Und sie wusste in diesem Moment selbst nicht mehr, was sie nun wirklich war.

    "Na dann." lächelte Eila und ging vor Irminar aus der Scheune heraus. Von dort aus schritt sie ein paar Meter weg von der Scheune zu einem schmalen Weg. Es war klar, dass die beiden allein sich in der Gegend in der sie mittlerweile waren nicht mehr allzu weit von der Gruppe entfernen sollten.
    Als Irminar dann neben ihr war, sprach sie beim weitergehen mit ihm : "Ein komisches Gefühl, wieder in der Heimat zu sein. Und doch, sobald ich die Grenzen des römischen Reiches verlassen hatte, habe ich das Gefühl freier Atmen zu können."
    Sie blickte um sich, betrachtete die Bäume, die ihr hier höher erschienen, die Vögel, die hier freier wirkten und das Moos, welches ihr dichter und satter vorkam. War das Einbildung? Oder Sehnsucht? Sie wusste es nicht, aber diese Gefühle konnte sie nicht leugnen.

    "Vielleicht nicht für die anderen, aber für mich war es das."meinte sie dann mit einem leicht aufmunternden Lächeln. Sie ließ ihren Blick durch die Scheune schweifen, wo sie die Nacht verbringen würden.
    "Wollen wir ein paar Meter gehen? Vom ganzen Schiff fahren und dann Reiten wissen meine Füße schon kaum noch, wie das geht."

    Eila war mit den Anderen an der Hütte angekommen. Doch während des ganzen Rittes hatte sie immer wieder Irminar beobachtet, der irgendwie ein wenig abwesend wirkte. So begab sie sich, nachdem Neisti abgesattelt und versorgt war, anstelle zu Marbod, zu Aulus. Sie trat von hinten an ihn heran und meinte dann : "Was ist mit dir? Du warst so schweigsam die ganze Fahrt über."

    Eila folgte Irminars Beispiel und erhob sich ebenfalls. "Nunja, lass uns einfach abwarten was sich ergibt."


    Sie blickte ihn an. "Danke fürs Training. Es hat Spaß gemacht." Ein Lächeln schenkte sie ihm noch zum Abschied, bevor sie sich umwandte und auf den Weg zur Insula zurück machte.

    Eila und Marbod sprachen noch ein wenig darüber, wie er Loki kennen- und schätzen gelernt hatte, obwohl Marbod ihr nicht definitiv nicht alles zu verraten schien. Doch hätte sie auch nichts anderes erwartet. Als es dann also soweit war und das Schiff angelegt hatte, führte auch sie Neisti ans Ufer.
    Dort stieg sie auf und sie ritten zu ihrer Unterkunft für die Nacht...

    Eila lauschte mit Bestürzung Marbods Geschichte. Das, was er erlebt hatte, war schrecklich. Sie wusste nicht wirklich, was sie erwidern sollte und so stieg sie vorerst auf ihre Zehenspitzen, legte schlicht ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn zart. Dann sank sie wieder zurück und schaute ihn an.
    "Das tut mir Leid." meinte sie dann ehrlich. Irgendwie waren es trübsinnige Themen, die diese Reise bisher begleitet hatten und so entschied sie sich, es mal mit etwas anderem zu versuchen. Etwas, was definitiv lustig zu werden versprach.
    "Wie und wann lerntest du eigentlich meinen Bruder kennen? Ich meine, wie seid ihr so gute Freunde geworden?" Natürlich hatte sie schon von Loki das ein oder andere darüber gehört, doch ihr Bruder wirkte aus dem Blickwinkel anderer meist völlig anders als er sich selbst wahrnahm.

    Eila erkannte in Marbod den Schmerz, den er zu verbergen versuchte und entschied sich, ihn vorerst einfach reden zu lassen, in seinen Erinnerungen zu schwelgen und daran Teil zu haben, während sie ihm sacht über seine Arme strich. Während er erzählt verging die Zeit und sie erreichten alsbald die Zwischenstation. Die ganze Zeit über hatte Marbod sie nicht aus seiner Berührung entlassen und das war etwas, was ihr nur allzu sehr zusagte. Sie genoß die "Zweisamkeit" , sofern man auf einem Kahn mit mehreren anderen Männern überhaupt davon sprechen konnte.
    Sie überblickte die Lage ein wenig, sah zu Loki, Harlif und Irminar, die jeder auf die ein oder andere Art mit sich selbst beschäftigt schienen.
    "Was war, bevor Sara dich im Stall gefunden hat? Wie kam es dazu, dass du das Leben, das du bis dahin geführt hast, führen musstest?" fragte sie interessiert.

    Eila hörte Irminar zu und verstand nur zu gut seine Gedankengänge. Doch, so war sie überzeugt, wenn sie alle lebend von ihrer Reise zurückkehren würden, würde eine Zukunft vor ihnen liegen, die alle Möglichkeiten bot.


    "Ja, da hast du recht." meinte sie dann, weil es nichts weiter hinzuzufügen gab.
    Eila schaute auf den Himmel und merkte, wie dieser sich langsam rosa zu färben begann. Unglaublich wie schnell mitunter die Zeit begann. Ihr Bruder würde sicher bald nach Hause kommen und sich wundern wo sie war.


    "Hmm... es wird langsam spät und ich sollte , denk ich zurück in unsere Insula. Aber wie wäre es, wenn wir morgen weiterüben?" fragte sie dann freundlich lächelnd.

    Eila spürte, wie Marbods Umarmung bei ihren Worten enger wurde und erkannte, dass auch ihm der Gedanke daran alles andere als leicht viel. Dennoch war sie froh, dass er ihr in ernstem Ton versicherte, ihrem Wunsch zu folgen.


    "Ja, natürlich werde ich das. Versprochen." lächelte sie dann leicht.
    "Das gleiche gilt aber auch für dich. Immerhin brauche ich dich noch."
    Sie schmiegte ihren Kopf an Marbods Schulter und beobachtete weiterhin das vorbeiziehende Ufer.
    Eila dachte an das, was ihr Bruder ihr letztens erzählt hatte und überlegte kurz,wie sie das ansprechen sollte.


    "Ich habe das von deinem Vater gehört. Das ist sicher nicht leicht für dich und es tut mir leid." Warum dieser in Magna geblieben war, wusste sie nicht. Dennoch würde er Marbod sicher fehlen.

    Eila musste einen Moment überlegen. Einerseits, was sie dachte und inwieweit sie die Wahrheit sagen sollte. Letzten Endes jedoch entschied sie sich für die absolute Wahrheit.
    "Ich denke, dass es sehr gefährlich werden wird. Selbst wenn alles halbwegs gut laufen sollte heißt das nicht, dass alle unverletzt bleiben. An schlimmeres garnicht zu denken." meinte sie dann zunächst.
    "Im Endeffekt ist es nur die Frage, ob die Götter uns beistehen und wir ein wenig Glück haben. Wenn das nicht der Fall ist, wird vielleicht keiner von uns zurückkehren." Eila wandte sich um, sodass auch sie auf das Ufer schauen konnte, und die mit ihrem Rücken und ihrem Kopf an Marbod lehnte. Dann nahm sie seine Hände und schlag sie um ihre Taille und ein Gefühl großer Geborgenheit machte sich in ihr breit.
    "Wir werden kämpfen müssen, wir werden uns quälen müssen und vermutlich werden wir oft am Ende unserer Kräfte sein. Es wird ein hartes Stück Arbeit." Sie überlegte einen Moment, bevor sie weiter sprach.
    Die nun folgende Frage war der eigentliche Grund für Eilas Frage gewesen und sie hatte eigentlich nur langsam darauf vorbereiten wollen.
    "Ich muss mit dir etwas besprechen, was ernst ist. Es geht um etwas, worüber ich mit Loki nicht sprechen kann. Er würde es als unmöglich abtun und allein der Gedanke daran würde ihn zu viel seiner Aufmerksamkeit kosten." Sie atmete noch einmal kurz durch und entschuldigte sich in Gedanken schon mal bei Marbod dafür, dass sie ihn nun Zwang darüber nachzudenken.
    "Wenn mir etwas passieren sollte... also wenn ich sterben sollte, dann möchte ich, dass ihr mich verbrennt und meine Asche in Magna lasst. Und ich möchte dich bitten, dass du dich in diesem Fall um meinen Bruder kümmerst. Er hat mich schon einmal verloren und ich weiß nicht, wie er es ertragen würde es erneut zu tun."
    Während sie sprach, schaute sie weiterhin nur auf das gegenüberliegende Ufer und hoffte, dass ihre Aussagen beiläufig genug waren um auch Marbods Gemüt nicht zu sehr zu belasten.

    Eila genoß jede von Sextus Berührungen. Ebenso wie am gestrigen Tag, als sie diese zum ersten Mal gespürt hatte, lösten jene das Gefühl puren Glücks in ihr aus. Es hätte wahrlich nur noch gefehlt, dass sie in Marbods Händen zu schnurren angefangen hätte. ;)
    Sie blickte in die blauen Augen des jungen Ducciers und sie hatte das Gefühl, dass Stunden dabei vergingen. Die beiden einfach zufrieden damit, dass sie dem jeweils anderen nah sein konnte. Irgendwann jedoch brach sie das schweigen.
    "Was meinst du, was auf uns zukommen wird?" fragte sie Marbod dann in Bezug auf die Reise.

    Eila nickte vorerst nur auf Irminars Worte hin. Sie verstand ihn nur allzu gut, hatte sie doch das Gefühl, dass es viele Parallelen in ihrer beider Leben gab. Als er jedoch anmerkte, dass er von ihrer Geschichte nicht viel wusste und dann schwieg, hatte sie das Gefühl ihm etwas darüber erzählen zu sollen. Außerdem fühlte sie sich, da er ihr ebenfalls über sein Leben berichtet hatte, auch ein wenig dazu verpflichtet. Daher wappnete sie sich innerlech für die Erinnerungen und begann dann zu sprechen.
    "Nunja, wo fange ich an? Unsere Familie hatte einen Römer aufgenommen namens Syrus aufgenommen, der in unser Dorf geflohen gekommen war. Dieser Umstand verstimmte viele andere Dorfbewohner. Von Mordoroks römerfeindlichen Hetzkampagnen angestachelt, überfielen sie eines Nachts unsern Hof. Ich weiß nicht mehr viel, Loki weckte mich nur aus dem Schlaf und zog mich aus der Hütte. Wir konnten gerade noch entkommen, während meine Eltern und auch Syrus, der uns zu einem Freund geworden war, von ihnen niedergemeuchelt wurden. Wir flohen gemeinsam. Als ich nicht mehr laufen konnte, trug Loki mich. Verfolgt von den anderen Dorfbewohnern, kamen wir an eine Stelle, an der Loki stolperte. Ich fiel, und zwar tief. Doch ich hatte mir nicht groß etwas getan. Ich stand auf und aus Instinkt heraus lief ich einfach weiter, weil ich meinen Bruder nirgends sehen konnte. Heute weiß ich, dass er mich gesucht hat, aber nicht finden konnte. Lange Zeit hielt er mich für tot. Auf mich allein gestellt kämpfte ich mich einige Tage allein durch den Wald, bevor ich völlig am Ende meiner Kräfte ein Dorf erreichte."


    Sie machte eine kurze Pause und atmete kurz durch.
    "Ich war unterkühlt und hatte lange nichts außer Beeren gegessen und Wasser getrunken. Im Dorf angekommen wurde ich ohnmächtig und erst viele Tage später wach. Die Dorfbewohner erzählten mir, dass ich lange im Fieber gelegen hätte, unklar, ob ich überhaupt überleben würde.
    Aber ich lebte. Doch mein Körper war so ausgezehrt, dass es Monate dauerte, bis ich wieder kräftig genug war, aufzubrechen um meinen Bruder zu suchen. Ich kam nach Colonia Claudia und man schickte mich zum Praetor. Dieser, Marcus Petronius Glabrio, kannte meinen Bruder. Ich kam bei ihm unter und ein paar Tage später stand Loki dann vor mir. Wir hatten beide nicht gedacht, dass der andere wirklich noch lebte und haben uns dennoch wiedergefunden. Ich habe viel durchgemacht und vieles verloren, was mich noch heute, ein halbes Jahr später mit großer Trauer zurücklässt. Doch langsam aber sicher sehe ich vorwärts..."

    meinte sie dann, leicht erschöpft von der langen Geschichte. Sie wusste nicht, ob sie Irminar damit gelangweilt hatte. Eigentlicha hatte sie nur kurz erzählen wollen, was geschehen war. Doch es war einfach zu viel geschehen, was aufeinander aufbaute, sodass sie nichts davon wirklich hatte auslassen können. Sie schaute zu ihrem Gegenüber und fragte sich, was er wohl davon hielt.

    Die Art, wie Marbod sie nun küsste, war mehr Antwort als jedes seiner Worte und Eila genoß die Gefühle mehr als alles andere. Hätte sie es nicht besser gewusst, so hätte sie in diesem Moment darauf geschworen, dass sie fliegen könnte, so sehr verlieh er ihr das Gefühl zu schweben.
    Als er sie anlächelte, schenkte sie ihm ein Strahlen, dass man als Inbegriff des Glücks hätte bezeichnen können.
    Während er ihren Kopf hielt, legte sie ihre beiden Hände um seine Schultern. Es war einer dieser Momente, in denen man förmlich spüren konnte, wie etwas zusammenfand, was eigentlich ohnehin zusammengehörte.
    Nachdem auch der zweite Kuss vorbei war schaute sie ihn an, die Arme weiterhin um seinen Hals geschlungen.
    "Nicht nur du." grinste sie dann fröhlich, als Antwort seiner schon vor langen Momenten gesprochnen Worte.