Beiträge von Duccia Flamma

    Eilas Blick bekam einen gewissen Glanz, als Sextus meinte, dass er sie doch gern haben würde. Das war doch eigentlich schon alles gewesen, was sie am heutigen Morgen gewollt hatte. Sein Nachsatz allerdings verdeutlichte nur allzu sehr, dass Marbod anscheinend Schwierigkeiten damit hatte, Entscheidungen zu fällen und dazu auch zu stehen.
    Eila spürte , wie er mir ihren blonden Locken spielte, und dann , was noch viel konfusere Gefühle in ihr auslöste, wie er mit seinen Fingern über ihre Wange strich. Sie wusste nur allzu deutlich was sie wollte. Dieser Mann, der ihr gegenüberstand, zog sie an wie Honig eine Biene.
    Erst überlegte sie sich noch, ob sie etwas auf seine letzten Worte sagen sollte, doch dann entschied sie sich für eine andere Form der Antwort.
    Langsam, damit sie sicher gehen konnte, dass Marbod das auch wollte, näherte sie sich seinem Gesicht und dann, sicher, dass er nun nicht mehr zurückziehen würde, küsste sie ihn. Die letzten Stunden waren eine Tortur gewesen, und jetzt, wo sie ihn wie schon gestern küsste, hatte sie das Gefühl, dass in ihrem Bauch ein Feuerwerk losginge.

    Eila hatte sich Irminar gegenüber an den Tisch gesetzt und vorerst nur zugehört, was er sagte. Als er fertig war, setzte sie zu einer Antwort an.


    "Wie du sicher allein von Lokis Geschichte weißt, weiß ich wie es ist, geliebte Menschen zu verlieren." sagte sie dann leicht bitter. "Vor allem wenn es so viele auf einmal sind."
    Sie strich sich, bevor sie weitersprach eine Strähne hinter die Ohren.
    "Aber, und das habe ich in den letzten Monaten gelernt, irgendwann muss man die Situation akzeptieren, wie sie ist und weiterleben. Es ist nicht leicht, aber irgendwann macht es wieder Spaß." Immerhin hatten sie gerade eben auch wieder Spaß gehabt. Und desto mehr Zeit vergehen, so glaubte sie, desto öfter würde man wieder unbeschwert sein Leben leben können, wenn auch nie ohne das Geschehene völlig zu vergessen.


    "Und ja, wir sind Germanen. Noch richtige Germanen. Doch gerade das ist es doch, was diese Familie umso enger zusammenhalten lässt, oder nicht? Da können so viel Römer kommen, wie sie wollen. Germanisches Blut bleibt germanisches Blut."

    Eila sah, wie sehr das ganze Marbod zu bedrücken schien, und als er ihr durch die Haare strich hatte sie das Gefühl, dass ihr ganzer Körper kribbeln würde. Und, zu ihrem Erstaunen schien er wirklich keine Ahnung zu haben, was er falsch gemacht hatte, was es gewesen war, das sie so verletzt hatte.


    "Weißt du, als ich vorhin meinte, dass das einzige, was ich wissen will ist, ob du mich wirklich gern hast, da habe ich nicht damit gerechnet, dass du dir selbst so unsicher bist." meinte sie leise und mit leicht erröteten Augen. Zwar hatte es gestern schon größere Vertrautheit gegeben, als das heute. Aber so über ihre Gefühle zu sprechen war irgendwie nicht leicht.


    "Du hast so drumrum geredet, dass ich das Gefühl hatte, dass du nicht weißt was du willst. Und das heißt auch, dass du nicht einmal weißt ob du das mit uns wirklich willst. Ich..." sie atmete kurz durch "ich weiß ja auch nicht, was da momentan ist, und wohin es führt. Aber ich weiß zumindest, was ich möchte. Und ich weiß, dass ich dich gern hab." sagte sie dann, ohne dass sich der traurige Ausdruck in ihrem Gesicht wirklich gewichen wäre.


    "Ich bin nicht zornig auf dich.Es ist ja deine Entscheidung, was du willst und was nicht. Ich bin nur enttäuscht... irgendwie verletzt."


    Allerdings wollte sie ihm kein schlechtes Gewissen machen und sprach daher weiter. "Aber das ist schon in Ordnung. Vielleicht... vielleicht sollten wir das ganze einfach vergessen, bis wir wieder zurück sind. Es wird so oder so schon nicht einfach, da muss unsere Aufmerksamkeit mehr dem Geschehen gelten, als diesem undefinierten etwas zwischen uns.Vielleicht weißt du ja , wenn wir wieder zurück sind, was du willst." Natürlich war es nicht das, was sie wollte. Aber so gab sie immerhin Marbod die Möglichkeit, sich das in aller Ruhe zu überlegen. Sie wollte nicht aus schlechtem Gewissen von ihm liebkost werden.

    Eila war nicht minder überrascht und sauer über Harlifs Einmischung. Es gab Dinge die ihn wirklich nichts angingen. Im zweiten Moment allerdings, erkannte sie, dass, so wie die lage zur zeit war, ihn das vielleicht doch etwas anging. Sie schaute zu Marbod, der noch immer nicht so recht den Mund aufkriegte. Wenn das so weiterginge, dann würden die Probleme der beiden schnell zu den Problemen der Gruppe werden und das konnten sie den anderen nicht zumuten. Eila bemerkte, dass Sextus die Hand nach ihr austrecken wollte. Und so sehr sie sich wünschte, dies ebenfalls zu tun, dennoch tat sie es nicht. Viel zu sehr war die Sorge darüber, erneut ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen und damit erneut die Möglichkeit zu eröffnen, verletzt zu werden.


    "Marbod..." sagte sie sehr leise, während sie ihn anblickte,"ich weiß nicht, was ich mit dir machen soll." Und während sie sprach lag ein trauriger Unterton in ihrer Stimmen.

    Als Eila Marbods Worte hörte, machte sie überraschte Augen. Sie hatte ja mit allem gerechnet. Aber das er nach dem was war so einfach anfing vom Wetter zu erzählen, das konnte sie nun nicht nachvollziehen.


    "Hmm...Ja." antwortete sie daher einfach. Sie blickte ebenso wie der Duccier auf den sich legenden Nebel und stellte fest, dass er wirklich schön war. Aber in ihrem Kopf war momentan kaum der Platz für so etwas. Sie sah Marbod an und dachte an den gestrigen Tag, an das was zwischen ihnen gewesen war und nun, so nüchtern wie er sich verhielt, anscheinend verschwunden war. Traurig blickte sie wieder aufs Wasser.

    Zumindest schienen sich die Züge des Ducciers langsam wieder zu ordnen, und das erfreute und erleichterte Eila zugleich. Was auch immer mit ihm los war, er schien sich wieder zu fassen. Auf seine, wenn auch nur begrenzte Zustimmung hin, lächelte sie.


    Auf seine nächsten Worte hin schmunzelte sie. "Ich glaube zwar nicht, dass es schon soweit ist, dass ich so schnell schmerzende Knie kriege, aber wir können uns gerne setzen. So lässt es sich leichter unterhalten." meinte sie dann.

    Zwar hatte Irminar nun versucht, seine eigene Verwirrung zu erklären. Doch hatte er damit im Endeffekt Eila verwirrt. Ja, die letzte Stunde war wirklich schön, und Eila hatte sie durchaus genossen. Doch diese Reaktion hatte sie nicht erwartet. Sie wusste nicht, wie sie das mögen, von dem Irminar sprach einordnen sollte. War da etwa mehr dahinter? Sie konnte und wollte dazu keine Vermutungen anstellen und versuchte es vorläufig in seiner schlichtesten Bedeutung zu verstehen.
    Leicht verwirrt schaute sie zu ihm hoch, direkt in seine Augen.
    "Oh, ok. Ich glaube zu verstehen was du meinst. Ich kenne das Gefühl, wenn man seit langem nicht gutes erlebt hat und dann auf einmal wieder Glück empfindet. Das meintest du doch, oder?" fragte sie dann.
    Sie überlegte sich, ob die Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, ihre weiteren Worte rechtfertigten. Doch wenn Irminar dies anders sah, so konnte er immer noch eine Antwort verweigern.
    "Was ist dir denn in der letzten Zeit wiederfahren, was dich so betrübte?"

    Irminars Antworten waren alles andere als eine Bereicherung darin zu verstehen, was mit ihm los war. Und sie schaute ihn verwirrt an. Was lag denn nun eigentlich an ihr, fragte sie sich.


    "Versuch es einfach." meite Eila dann in Bezug aufs erklären.

    Eila war völlig in Gedanken und daher bekam sie zunächst garnicht mit, dass sich ihr jemand genähert hatte. Als auf einmal Sextus neben ihr an der Bordwand lehnte und sie Ansprach. Leicht überrascht schaute sie ihn mit großen Augen an. "Hey..." erwiderte sie seine Worte. Ihre Gefühle wieder völlig durcheinander gebracht, war sie gespannt, was er wollte.

    Irminar war gerade wirklich komisch, und Eila versuchte zu ergründen warum.
    "Du siehst aber alles andere als nach ´Ist schon in Ordnung.` aus." meinte sie dann, seine Frage nach dem weitermachen vorläufig erst mal ignorierend.


    "Wenn ich irgendwas falsch gemacht habe, dann tut es mir Leid. Ich wollte dir nicht vor den Kopf stoßen." sagte sie dann. Zwar wusste sie nicht, ob es die gelungene Attacke, ihr Bocksprung oder die Umarmung war, die ihn so verwirrt hatte, doch dass es irgendwie an ihr liegen musste, war ihr klar.

    Schon bei dem Gedanken daran, was sie vorfinden könnten, wurde Eila leicht übel. Für sie waren ihre Eltern tot, ihre Leichen zu sehen wäre zwar einerseits Genugtuung, wenn sie daran dachte, sie ehrenvoll nach Valhalla zu schicken, andererseits war die Vorstellung des Anblicks den sie evtl. bieten würden alles andere als befriedigend.
    "Ja, es wird Zeit dies zu tun und davon abgesehen ist es unsere Pflicht. Was auch immer dafür von Nöten ist, ich bin sicher, dass es den Aufwand wert ist." meinte sie dann noch, bevor sie sich wieder ehob. Sie wollte mit ihren Gedanken ein wenig allein sein und meinte daher nur noch: "Ich werde mir dann mal das Ufer ansehen.", bevor sie sich auf die andere Seite des Kahns begab.
    Dort setzte sie sich auf eine der rumstehenden Kisten. Nur unterbewusst spürte sie im Moment das ungute Gefühl, dass ihr Sextus Anwesenheit verlieh.
    Sie war gestern so froh gewesen, ihren verwirrenden Gefühlen eine Richtung geben zu können. Und nun war sie schon wieder allein auf weiter Flur, zumindest dachte sie das.
    Sie dachte an ihre Eltern, an die Zeit, in der alles noch anders war und ihr Leben einfach. Mit traurigem Blick schaute sie auf die Bewegungen des Wassers...

    Im ersten Moment spannte sich auf Lokis Frage hin Eilas Körper an. Sie hatte nicht damit gerechnet und augenblicklich hatte sie wieder die Bilder vor Augen, die sie im letzten jahr so sehr zu vergessen versucht hatte. Natürlich nur mit mäßigem Erfolg. Auch jetzt noch gab es Nächte in denen sie panisch aufwachte. Sie wusste zwar meist nicht mehr, was sie geträumt hatte. Doch das Gefühl, dass ihr aus dem Traum gefolgt war, ließ sie nur zu leicht erkennen, dass es um eben jene schreckliche Nacht gegangen war.


    "Zu viel." meinte sie auf seine Frage hin zunächst, bevor sie sich entgegen dem Gefühl in ihrem Magen versuchte, sich zu erinnern.


    "Ich weiß noch, wie ich aufwachte, weil du an mir gezerrt hast. Ich war noch nicht einmal richtig wach, als du mich schon aus der Hütte gezerrt hattest. Ich blickte nur einmal zurück..." meinte sie, und unterbrach sich dann kurz, weil es ihr schwer fiel weiterzusprechen. "Es war das letzte Mal, dass ich unsere Eltern sah. Während Syrus bereits kämpfte, stürmten gerade erst die anderen Krieger auf sie zu. Und dann befanden wir uns schon in der Dunkelheit der Nacht."


    Mehr fiel ihr nicht ein. Es waren diese Bilder, dieses Gefühl der Panik, dass sich in ihre Erinnerungen gebrannt hatte.

    Noch immer grinsend nickte Eila Dagmar zustimmend an. "Ja, mach das." lächelte sie. "Und danke nochmal."


    Dann wandte sie sich Irminar zu, der irgendwie noch immer nicht wirklich begeistert dreinschaute... Nein, viel mehr noch völlig irritiert. Eila verstand so recht nicht wieso und schaute ihn dann, ihr Grinsen auf ein freundliches Lächeln reduziert, an.
    "Hey, ist alles ok bei dir? Tut mir Leid wegen der Sache, das war nicht böse gemeint." versuchte sie sich zu entschuldigen. Wieso auch immer Irminar gerade so verwirrt war, sie hatte das Gefühl schuld daran zu sein.

    Ebenso wie Loki, wurde Eila nun wieder ernst und konzentrierte sich auf die Geschehnisse der näheren Zukunft.


    "Ja, ich weiß." meinte sie daher nur noch im Bezug darauf, dass sie wusste, wo sie ihn finden würde.


    Eila folgte dem Blick ihres Bruders, wandte sich auf seine Worte hin dann aber wieder zu ihm. Sie verstand seine Frage nicht wirklich.
    "Was meinst du?"

    Eila hörte ihrem Bruder zu, der zwar häufig Mist erzählte, aber wenn es drauf ankam, doch recht sinnvolle Dinge sagen konnte.


    "Ja, vielleicht hast du Recht." meinte sie daher. Es war ein Blickwinkel, den sie noch nicht in Betracht gezogen hatte.
    "Aber dennoch," sprach sie weiter, "will ich auch nicht mehr Gefühle für jemanden entwickeln, der selbst nicht weiß, wie er fühlt. Ich erwarte ja garnichts. Gefühle kann man nicht verlangen. Aber man kann seine eigenen im Zaum halten. Und das ist das einzige, was mir jetzt übrig bleibt." meinte sie dann leise.

    Irminars Gesichtsausdruck, auch ohne die Vorgeschichte, wäre Grund genug zum Lachen gewesen. Eila sah ihm förmlich an, wie er versuchte das ganze zuzuordnen. Die Tatsache, dass Eila einfach manchmal ein wenig verrückter und humorvoller war als andere fiel ihm wohl nicht ein.
    Immer noch lachend, tat Eila es Irminar gleich und stand auf. Sie machte drei Schritte in Richtung des Ducciers, der noch immer nicht so recht Lachen wollte und umarmte ihn kurzerhand in ihrer Freude. "Tut mir leid." meinte sie dann. Konnte aber nicht lange genug ernst bleiben um dieser Aussage wahre Ernsthaftigkeit zu verleihen. Sie ließ ihn wieder los und schaute zu Dagmar, die genauso amüsiert, wie sie selbst schien.

    Eila war , wie so oft froh, dass ihr Bruder immer für sie da war.


    "Du sagst es." meinte sie dann auf seinen Kommentar hin.


    Seine nächsten Worte hingegen hörte sie sehr wachsam und überlegte sich, was da wohl dran war.
    "Wie kommst du darauf, dass es darum ging?" meinte sie, obwohl sie wusste, dass er recht hatte.
    "Und selbst wenn," fügte sie daher hinzu, "dann sollte ein Mann doch zumindest wissen, was er will."

    Eila merkte, wie unwohl Irminar war und bei Dagmars Kichern fiel es ihr sehr schwer, nicht auch damit anzufangen. Dennoch riss sie sich zusammen und zog das Schwert ein Stück zurück. Doch nicht, wie der arme Irminar vermutlich denken musste, um ihm den Kopf abzuschlagen, sondern vielmehr um es Geräuschlos auf dem Boden abzulegen. Irminar, der nicht sehen konnte, was hinter ihm geschah musste ja sonst was denken.
    Unter unglaublicher Anstrengung schaffte Eila es in ernsthaftem Tonfall zu sprechen: "Es wird nicht weh tun und auch nicht lange dauern."
    Dann ging sie einen Schritt zurück, raffte sie den Saum ihres Kleid und sprang dann, ihre Hände auf Irminars Schultern abstützend über ihn rüber.
    Auf der anderen Seite kam sie leicht ins straucheln und plumste, laut lachen auf ihr Hinterteil.
    "Etwas, was man sonst nicht üben kann, hat Dagmar gesagt." prustete Eila. Sie musste, sich den Bauch vor Lachen haltend, auf dem sandigen Boden sitzend einen fast so köstlichen Blick bieten, wie Irminar.

    "Sehr witzig!" meinte sie dann in Bezug auf beide seiner Aussagen und streckte ihm die Zunge heraus.
    "Was soll schon los sein?" fragte sie ihn dann mit musterndem Blick. Dennoch schaffte sie es nicht, ihre Gefühle völlig zu unterdrücken und insgeheim ahnte sie auch, dass ihr Bruder ohnehin wusste, was los war.

    "Nunja, fliehen wird wohl nicht wagen." meinte Eila grinsend. Irminar schien langsam aber sicher zu ahnen, auf was er sich eingelassen hatte und sein Lächeln wurde immer schmaler.
    "Etwas, was man sonst nicht über kann..." grübelte sie dann.
    Dann hatte auf einmal eine Idee und grinste schon jetzt schadenfroh bei der Vorstellung, was Irminar wohl denken würde.
    Eila machte zwei Schritte um dann hinter dem Duccier zum stehen zu kommen.
    Das stumpfe Schwert ganz leicht seinen Rücken berühren lassend, meinte sie dann : "Knie nieder." und zwinkerte während dessen Dagmar verschwörerisch zu.