Beiträge von Duccia Flamma

    Mittlerweile trieb das Schiff auf dem Fluss entlang, Neisti schien ruhiger geworden zu sein und auch Eila selbst schaffte es langsam ihre Gefühle vorerst immerhin zu verdrängen.
    Nun, wo ihr Pferd allein zurecht kam, hatte sich Eila an Irminar vorbeigeschoben und war zu ihrem Bruder gegangen, der es sich gerade auf einer Kiste bequem gemacht hatte.
    Mit einem "Hey Großer.", das fröhlicher Klang als ihr zumute war, setzte sie sich auf seinen Schoß und legte ihren Kopf auf seiner Schulter ab.

    Eila merkte, dass Irminar in Gedanken gewesen war, als sie ihn angesprochen hatte. Aber er schien ihre Worte dennoch verstanden habe.


    "Und nochmals sage ich dir, dass dies nicht nötig ist." lächelte sie. Es war zwar seine Klinge, jedoch ihr Fehler gewesen. Bei seinen nächsten Worten jedoch wurde ihr Blick wieder ernst. Sie blickte auf das Wasser und horchte in sich hinein.


    "Ja, ich weiß was du meinst." gab sie ihm dann recht. Was auch immer in der Luft lag, es war nicht der Geruch einer gefahrenlosen Reise. Und während das Schiff ablegte, schaute sie über den Rand des Bootes auf den Horizont, der sich langsam rot zu färben begann.

    Als Eila bemerkte, dass sich jemand neben sie stellte, hoffte sie im ersten Moment es wäre Marbod gewesen, doch als sie zur Seite blickte sah sie Irminar. Sie sah zurück auf den Fluss, betrachte den leichten Wellengang und fragte sich, was diese Reise wohl noch alles bringen würde.
    Einige Momente später blickte sie dann erneut zu Irminar, jedoch mit einem lächeln. Sie ließ ihren Umhang, den sie eigentlich fest um sich geklammert hatte los, um ihre Hand vorstrecken zu können. Sie hielt ihm ihre Rechte mit dem Handrücken nach oben hin und meinte mit einem Schmunzeln :" Siehst du, es ist bereits fast verheilt."

    Als Irminar nun auch noch den guten Gefangenen spielte, konnte Eila vor Lachen kaum noch atmen.
    "Ach, ist das so?" erwiderte sie dann kokett. Die Vorstellung gefiel ihr irgendwie. Sie wandte sich daraufhin mit einem breiten Grinsen an Dagmar.
    "Was meinst du, was wir mit dem Gefangenen am besten anstellen?"
    Irminar schien spielen zu wollen, und Eila ließ es sich nicht nehmen, da mitzumachen.

    Eila schmunzelte ob Aulus Bemerkung und stellte so gleich fest, dass sie sich mehr konzentrieren musste. Ein "Doch, der ein oder andere schon." konnte sie sich jedoch nicht verkneifen, bevor sie dieselbe Bewegung wie vorhin machte. Doch dieses Mal dachte sie daran, den Spannung auf ihrer Schwerthand zu belassen. So griff sie sie mit der linken an Irminars Handgelenk und tat genau das, was sie vorhin bei Dagmar gesehen hatte. Mit einem wirklich sanften Ruck, sie wollte den Duccier ja nicht verletzen, den Knauf ihres Schwertes nach oben zudrücken, sodass er gezwungen war, sein Schwert fallen zu lassen.
    Sie hob ihr stumpfes Sax grinsend vor die Brust ihres Gegners, froh darüber, dass ihr das Unterfangen gelungen war.
    "Ha, ich habe dann wohl einen Gefangenen." lachte sie daraufhin herzlich, bevor sie das Sax wieder sinken ließ, sich bückte und Irminar sein Schwert zurückgab.

    Als Dagmar wieder aufgetaucht war, ließ sich Eila nur zu bereitwillig von ihr die Hand verbinden.
    "Vielen Dank, Dagmar." meinte sie dann ehrlich. Sie betaste anschließend kurz den Verband und stellte fest, dass er sie nicht beim Üben stören würde.


    Dann wandte sie sich wieder Irminar zu, der ihr auch schon ihr Sax wiedergab.


    "Danke." meinte sie zunächst, bevor sie fortfuhr. "Es kann weitergehen. Ich bin doch nicht aus Zucker." lächelte sie dann. Sie nahm ihr Schwert in die Kampfhand, die bei der Bewegung leicht brannte. Doch das zeigte und störte sie nicht.
    Dann brachte sie sich in Position und meinte:"Also dann. Auf ein Neues!"

    Eila war neben Irminar her zum Hafen geritten, doch hatte sie den ganzen Ritt über geschwiegen. Viel zu viel ging ihr zur Zeit durch den Kopf. Als sie am Hafen ankamen stieg Eila von Neisti ab und wollte gerade auf den Kahn steigen als sie den Kommentar des Kapitäns vernahm. Er hatte sich für solche Späße wahrlich den falschen Morgen aufgetan und so erntete der alte Mann einen vernichtenden Blick von Eila, bevor sie , ihn ignorierend ihr Pferd über die Planke führte.


    Dort angekommen stellte die sich an den Rand des Kahns und blickte stumm auf den Fluss. Langsam wurden die Tage wirklich kälter und so zog Eila, leicht fröstelnd, ihren Mantel enger um sich. Dabei erblickte die die fast verheilte Wunde auf ihrem rechten Handrücken und musste unweigerlich an ihre Waffenübung mit Irminar denken...

    Die Spannung, woher auch immer sie gekommen war, war beinahe greifbar und der Blick Irminars nur schwer zu deuten. Dennoch wich Eila dem Blick nicht aus und unerklärlicher Weise fiel ihr in dem Moment das erste Mal auf, dass Irminar graue Augen hatte. Schöne Augen...
    Als Eila spürte, wie der Duccier ihre Hand sinken ließ, löste sich ihre Spannung leicht. "Dann bin ich umso froher, dass wir nicht im Kampf sind." meinte sie dann mit leichtem Lächeln.
    Dann jedoch fing auch Eila an herzhaft zu lachen. Die Vorstellung wie Marga mit ihrem Nudelholz hier rausstiefelte um dem "Kerl, der es gewagt hatte Eila zu verletzten", wie sie es sicher betrachten würde, eins über zuziehen, war einfach zu köstlich. In ihren Augen stand die pure Freude, als sie versuchte ihr Lachen langsam wieder zu dämpfen.
    "Och, vermutlich würde dann ein Duccier quer über den Hof gejagt werden." meinte sie dann grinsend.

    Der Schreck und die Sorge, die Eila anscheinend sowohl bei Irminar als auch bei Dagmar ausgelöst hatte war ihr mehr als peinlich. Sie stammelte nur ein "Ach, ist doch nichts." als Irminar auch schon ihre Hand in die seine nahm um sie zu begutachten. Leicht errötet, ob nun der Peinlichkeit des Augenblicks oder der unerwarten Berührung halber unklar, meinte sie dann.
    "Du brauchst dich doch nicht entschuldigen. Es war mein Fehler."
    Dann wandte sie sich zu Dagmar um und wollte schon etwas wie "Das ist doch nicht nötig." erwidern, als diese sich bereits umdrehte und auf den Weg machte.


    So stand sie nun mit Irminar auf dem Hof, für ihr Wohlbehagen ihrer Meinung nach viel zu viel Aufmerksamkeit bekommend, und meinte dann.
    "Es brennt nur. Außerdem hab ich es nicht besser verdient. Ich war unaufmerksam."

    Eila grinste weiter, bis sie merkte, dass Aulus einen langsamen Angriff führte und sie versuchte das, was sie gerade bei Dagmar gesehen hatte nachzumachen. So parierte auch sie den Angriff auf die Schulter mit ihrem Sax und machte einen Schritt auf ihren Gegenüber zu. Ähnlich wie Dagmar versuchte sie Irminars Sax leich abzudrägen und drehte sich ein wenig. Als sie jedoch mit der linken nach seinem Handgelenk greifen wollte, vergaß sie den Druck auf ihrem Sax zu halten, sodass dieses nachgab und Irminars Klinge kurz über ihren Handrücken fuhr.
    "Autsch!" meinte sie dann, ließ das Sax fallen und begutachtet ihre rechte Hand. Es war nur ein kleiner Schritt und der Schreck größer als der Schnitt. Die leicht blutende Wunde an den Mund pressend schaute sie dann entschuldigend zu Irminar und dann von ihrem Fehlschlag leich peinlich berührt zu Dagmar. Als sie dann die Hand wieder von ihrem Mund nahm kam nur ein kleines frustriertes "Mist!" von ihr.

    Als ihr Bruder ihr über den Rücken strich schenkte sie ihm einen liebevollen Blick, bevor sie sich noch einmal umwandte und kurz zu Dagmar ging.
    Kurz nahm sie diese in den Arm und flüsterte ihr dabei ins Ohr.
    "Mache dir keine Sorgen, wir werden das schon schaffen. Auf das wir uns alle wohlbehalten wiedersehen." Dann löste sie die Umarmung, schaute noch einmal auf die kleine Rundung, die sich langsam auf Dagmars Bauch abzeichnete und hoffte inständig, dass auch diese beiden bei ihrer Rückkehr, sollten sie zurückkehren, wohlauf sein würden.


    Dann wandte sie sich um und ging zu Neisti, die mittlerweile gesattelt war. Sie raffte ihr dunkelblaues Wollkleid ein wenig hoch und stieg dann auf.
    Kurz überprüfte sie noch, ob auch wirklich alles hinten am Sattel befestigt worden war. Dann lenkte sie ihre Stute zu den anderen, neben das Pferd Irminars, welchem sie ein leichtes Lächeln schenkte.


    "Ich bin soweit, von mir aus kannst losgehen." meinte sie dann zu den anderen, die bereits warteten. Die Aufregung und Anspannung die nun beim Aufbruch der Reise entstanden, ließen sie beinahe ihre Gedanken an Marbod vergessen. Aber auch nur beinahe...

    Eila die mitbekam, dass Dagmar eingetroffen war, öffnete wieder ihre Augen. Sie band ihre Stute an einen Metallring an der Wand der Scheune und trat dann zu den andere, wo sie die Begrüßung der Duccierin mit einem "Heilsa." erwiderte. Sie hütete sich davor, Marbod auch nur anzusehen. Die einfachste Möglichkeit, diese Reise an seiner Seite durchzustehen war ihrer Meinung nach ihn so weit wie möglich zu ignorieren, bis, wie sie hoffte, ihre Gefühle für ihn verschwunden waren.


    Dagmars Worten lauschend und die Götter innerlich selbst anflehend, dass zumindest die Menschen, die sie liebte, wenn auch nicht sie selbst, von dieser Reise zurückkehren mochten, wohnte sie dann an der Seite ihres Bruders dem Opfer bei.
    Als Dagmar wieder aufstand, hoffte auch Eila, dass das Opfer von den Göttern angenommen und ihre Reise unter deren Schutz stehen würde.

    Allein, wenn auch gefolgt von Sextus betrat Eila den Hof der Casa Duccia. Sie sah sowohl ihren Bruder, als auch Irminar und Harlif, die sie allesamt mit einem kurzen "Heilsa!" abspeiste, bevor sie sich mehr oder minder in den Stall verzog.


    Sie öffnete die die Klappe zur Box ihrer Stute und schlüpfte hinein.
    Neisti beruhigend zunächst ihre Hand auf die Stirn legend, legte Eila dann ihren Kopf an den Hals des Pferdes. Neisti schien zu spüren, wie Eila sich fühlte und blieb ganz ruhig.
    "Männer." meinte Eila dann nur leise und mehr zu sich selbst, doch bei diesem Wort hob Neisti den Kopf und es schien beinahe als würde sie nicken.
    Ihrer Stute noch einmal leich den Hals klopfend, führte sie sie anschließend aus ihrer Box hinaus.
    Während sie das Pferd an der linken führte, hievte sie den nicht unbeachtlich schweren Sattel mit der rechten hoch. So beladen kam sie dann in den Hof, wo sie den Sattel auf dem Boden ablegte, sich ihre Stute noch immer an der linken führend, an eine Hauswand lehnte, die Augen schloss und hoffte, dass keine doofen Fragen kommen würden.

    Als Eila Marbods Antwort hörte, sackte sie innerlich leicht zusammen. Irgendwie hatte sie etwas anderes erwartet. Irgendwie einfach MEHR...
    So blickte sie ihn nur traurig an, nahm die Hand von seiner Wange und meinte dann kühl :"Warte einen Moment, ich hole die Sachen."


    Einige Minuten später kam sie mit ihren Sachen und Lokis Klamotten wieder aus der Tür. Sie überreichte ihm die Dinge, wegen denen er anscheinend hergekommen war, verriegelte dann die Tür zur Insula und ging ohne ein weiteres Wort an Sextus vorbei Richtung Casa... Es hätte nichts gegeben, was sie nun hätte sagen können ohne , dass es sie geschmerzt hätte oder sie sich mit ihren Gefühlen lächerlich gemacht hatte.

    Leicht verwirrt von Sextus auch durchaus verwirrenden Aussagen schaute sie ihn an. Sie glaubte ihm, wusste sie doch besser als jeder andere, wer wen zuerst geküsst hatte. Doch das allein hatte ja nicht zu bedeuten, dass er einfach noch nicht dazu gekommen war. Das jedoch wollte und konnte sich Eila wieder angucken.


    Bei seiner Anmerkung darüber, dass er sich um Kopf und Kragen redete, musste Eila unweigerlich lächeln.
    "Nein, bis jetzt klingt es ganz gut." schmunzelte sie dann.


    Dann machte sie langsam einen Schritt auf ihn zu, hob ihre Hand und strich sanft über die von Lokis Schlaf noch leicht geschwollene Wange. Sie blickte zu ihm nach oben, direkt in seine Augen und meinte dannruhig:"Das einzige, was ich von dir jetzt hören will, ist ob du mich wirklich gern hast.".

    "Du hast mich nicht beleidigt." meinte Eila dann. "Nunja, zumindest nicht wirklich. Ich... ich weiß nicht, wie das ganze gestern so ausufern konnte. Es tut mir leid, dass mein Bruder dich geschlagen hat."


    Sie stand nicht weniger orientierungslos da, als der Duccier. Was sollte man in so einer Situation schon sagen... immerhin hatte sich an ihren Gefühlen für Marbod nichts geändert. Nur standen nun Dinge im Raum, die sie erst würden klären müssen, bevor sie wieder zueinander fanden.


    "Ich bereue nicht... nicht, was gestern geschehen ist." sagte sie dann und blickte Marbod traurig an. "Doch weiß ich , um ehrlich zu sein, nicht, was ich von der Geschichte mit dem Brunnen nun halten soll." Ihr Bruder hatte ihr zwar noch am gestrigen Abend versichert, dass er der Meinung war, dass Marbod es ernst mit ihr meinte. Dennoch standen diese Zweifel, waren sie erst einmal gesät, immernoch im Raum.


    "Weißt du, ich verstehe, dass Männer hin und wieder Spaß haben wollen und auch, dass viele Frauen da gerne mitspielen. Aber dafür bin ich nicht gemacht, Marbod. Ich bin keine Frau zur Unterhaltung." sagte sie dann leise ohne ihn anzublicken.

    Eila war fühlte sich in dieser Situation nicht minder unsicher als Sextus und da von ihm kein einziges Wort, den gestrigen Tag oder aber den gestrigen Abend betreffend kam, schaute sie leicht enttäuscht zu Boden.


    "Achso..." meinte sie dann nur. "Ich kann ja mal schauen, ob ich etwas finde, was er vergessen hat." schaute sie ihn dann mit fragendem Blick an, in der Hoffnung, dass er etwas sagen würde, dass ihr Anlass gab zu glauben, dass er nicht nur deswegen hier war. Oder aber, noch viel eher, dass es nach den Geschehnissen des gestrigen Abends noch etwas anderes gab, was er ihr vielleicht sagen wollte.
    "Weißt du, wegen gestern.." setzte sie dann doch selbst an, aber brachte den Satz nicht zu Ende. Sie war sich nicht einmal sicher, was sie ihm nun eigentlich sagen wollte.

    "Ja, gleich." erwiderte Eila Irminar. Dann wandte sie sich noch einmal Venusia zu. "Natürlich darfst du das. Es würde mich freuen." Und das entsprach durchaus der Wahrheit. Auch wenn Eila noch nicht übermäßig viel mit der Hausherrin der Duccier gemein hatte, so war sie ihr dennoch von Anfang an sympathisch gewesen.


    Dann, nachdem Dagmar ihr das Schwert zurückgegeben und sie anschließend wieder mit Irminar getauscht hatte, brachte sie sich selbst in Pose.


    "Na dann mal los." grinste sie ihren Gegenüber an und wartete auf dessen Angriff.

    Eila überlegte ein paar Momente lang, bevor sie dann antwortete. "Ja, ich denke schon. Also nicht so wirklich okay, aber halt schon okay." lächelte sie dann matt.


    Dann jedoch legte sie Loki die Arme um die Schulter und drückte ihn kurz an sich. "Landulf würde nichts dergleichen tun. Er wäre stolz darauf, zu was für einem Mann du hier geworden bist, wie vernünftig in den wesentlichen Dingen und darauf wie gut du dich um mich kümmerst." meinte sie dann ehrlich.

    Beeindruckt beobachtete Eila Dagmars Vorgehen. Dies war eine Technik die sie bisher noch nie gesehen hatte, doch sie erkannte gleich, wie ungemein nützlich diese, wenn sie sie selbst beherrschte, würde sein können.


    "Dafür machst du das aber noch verdammt gut." meinte sie dann zu Dagmar.


    Nun blickte auch Eila wieder zu Aulus und hoffte das er sich wirklich nicht weh getan hatte, obwohl sie nichts dergleichen in diesem Bewegungsablauf wahrgenommen hatte.